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12.01.2009
ungeprüfte Kritik
Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es her dass ich die ersten Spekulationen über dieses Filmprojekt gehört habe. Immer wieder erschien Indy 4 auf mutmaßlichen Releaselisten, und kurz darauf hieß es immer wieder, einer der drei, also Spielberg, Lucas und Ford, hätte etwas gegen das Drehbuch einzuwenden oder gerade keine Zeit. Das es nun doch noch geklappt hat ist ein Segen für meine Generation, die Indy doch nur aus dem Fernsehen kennt.
Natürlich war ich skeptisch, zerstören doch solche Fortsetzungen Kindheitserinnerungen, Heldendefinitionen, und die Kultstatus ihrer Filmreihen. Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels tut das nicht! bounce
Indiana Jones, sorry, Henry Jones Jr. ist zwar zwanzig Jahre älter, aber kein bisschen leiser geworden. Er gerät immer noch in beispielloser Art in Schwierigkeiten aus denen er sich mit Charme, Tempo und Peitsche stets zu befreien weiß. Er entdeckt verborgene Schätze mit seiner einzigartigen Zielsicherheit und deckt auch die letzten Menschheitsgeheimnisse auf. Und er ist immer noch College-Professor. Was er allerdings nicht weiß, das er auch Vater ist!
Der Film beginnt, wie für Indiana Jones üblich mit dem Paramount-Berg. Ein paar Minuten später erscheint ein Hut auf der Bildfläche. Die Silhouette eines Menschen taucht auf, nimmt diesen Hut und setzt in auf. Ja, er ist zurück! Ein paar coole Sprüche später ertönt eine bekannte Melodie und man betritt einen großen Lagerraum Beides ließ bei mir nur einen Schluss zu: Hier ist die Bundeslade, das Artefakt das Indy in seinem ersten Abenteuer sucht und findet. Und tatsächlich, am Ende dieser einleitenden Actionsequenz blitzt kurzzeitig der Deckel der goldenen Truhe auf. Nostalgie pur!
Dies ist nur eine von zahlreichen Anspielungen auf die alten Filme. Und die meisten davon sind einfach großartige Unterhaltung. Aber auch ein wenig Sentimentalität kommt in diesen Erinnerungen auf, überhaupt darf Harrison Ford hier viel mehr Gefühle zeigen als früher. Natürlich verkommt Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels nicht zur romantischen Schnulze, das meiste davon wird im typischen, witzigen Indy-Stil präsentiert und ist keineswegs fehl am Platz!
Es rundet das gesamte Erlebnis zu einem absolut gelungenen Gute-Laune-Film ab. Indy is back, und erst ist ganz der Alte. Es gibt aufs Altern abgestimmte Gags, vor allem Matt (Shia LeBeouf) erinnert Old-Indy regelmäßig an dessen fortgeschrittenes Alter. Harrison Ford ist wie gewohnt nie um eine coole Pointe verlegen, mit jedem seiner Sidekicks liefert eine treffsicher Dialoge.
Aber dieser Indy ist nicht nur Fun, nein, er ist auch ein optischer Genuss. Die Effekte sind mitreisend, auch wenn der Film gegen Ende sich in einem Effektgewitter verliert. Da übertrieben es die Macher ein wenig. Dafür passt das Ende wieder, das vor allem an Symbolkraft kaum zu überbieten ist: Indy ist Indy und kein anderer. Auch wenn an einigen Stellen Matt das Geschehen vorantreibt, so ist es doch Indys Talent für altertümliche Rätsel und seine Erfahrung mit gewieften Fallen, die das Geschehen oftmals vorantreiben. Auch wenn es deutlich weniger Fallen gibt als bei den Vorgängern. Aber diese vermisst man kaum, angesichts des permanenten Adrealinkicks. Per Motorrad, Jeep, Boot und Kühlschrank geht Indy auf die Jagd nach dem Titel gebenden Kristallschädel, und anschließender Suche nach einer versunkenen Stadt.
Weit hergeholt? Nicht wirklich, schafft die Story doch einige Bezüge zu realen Geheimnissen dieser Welt. Und damit ist die Thematik kaum abgehobener als die Geschichte von der Truhe mit den zehn Geboten, magischen Steinen oder dem Trinkbecher Jesu! Die Faszination die im ersten Teil die Lade auf mich hatte erreicht der Kristallschädel lange nicht, aber mitreisend fand ich die Geschichte schon.
Das Abenteuer spielt wieder mal an verschiedenen Orten dieser Welt, und alle sind sehr authentisch dargestellt. Vor allem die USA der 50er-Jahre sind sehr realistisch eingefangen, fast zu gut. Ein bisschen zu oft packt Spielberg den Hammer aus der dem Zuschauer sagen soll dass wir hier in den 50er-Jahren sind. Aber nicht nur das treibt der Regisseur auf die Spitze. Die Ironie mit der die alten Filme hier behandelt werden ist permanent spürbar und wirkt fast wie eine Hommage an die alten Filme. Und wenn dann das erste Mal das Indy-Theme erscheint, dann ist man einfach wieder mittendrin statt nur dabei. Indy schwingt sich mit seiner Peitsche wie in der guten alten Zeit, während ihm die Bösesichte den Gar ausmachen wollen. Die werden dieses Mal angeführt von einer russischen Agentin, die Cate Blanchett sehr überzeigend spielt. Sie ist vom Kristallschädel besessen wie einst Donovan vom Gral, und sie ist die Verkörperung des Feindbildes Russland. Damit vereint sie Charaktere in sich die in den Vorgängern „Jäger“ und „Kreuzzug“ jeweils auf mehrere Rollen aufgeteilt war. Und denen Tat diese Dualität sehr gut. Somit empfand ich die Beschränkung auf einen feindlichen Charakter gegenüber den anderen Teilen als Nachteil. Eine interessante Rolle ist es allemal, und die Russen an sich ein passender Ersatz für die Nazis, die ja nicht mehr zeitgemäß gewesen wären.
Natürlich kommt kein Indiana-Jones-Film ohne Actionszenen aus. Und die hauen richtig rein. Die fast komplett im Trailer zu sehende Einführungssequenz ist einfach Indy pur, und lässt einen alles um sich herum vergessen. Im Amazondschungel gibt es rasante Jeep-Fahrten und am heimischen College sorgen Indy und Junior per Motorrad für Furore. Alles soll hand-made sein. Muss man nicht glaube, die Hauptsache es sieht gut aus und macht Spaß, und es wirkt wie Indy.
Das ganze ist einfach ein Wiedersehen mit einem alten Freund, und wem macht so etwas keinen Spaß? Dieses Wiedersehen verkörpert natürlich vor allem Harrison Ford. Bei ihm muss sich wirklich fragen ob der überhaupt schauspielert. Nein, er ist Indiana Jones, er muss sich dafür nicht verstellen. Und er kann ihn auch noch in zwanzig Jahren wieder spielen.
Der Mythos lebt, George und Steven, ihr habt ihn nicht zerstört, ihr habt ihn wiederbelebt.
Irgendein vermeintlich schlauer Mann hat einmal gesagt dass es drei Dinge gibt, die ein Mann während seines Leben machen muss. Er war doch kein so schlauer Mann, er hat den vierten Punkt vergessen: Einen Indiana Jones – Film im Kino gesehen haben. Danke, dass ich das nun erledigen konnte!!