Wir schreiben das Jahr 1989. 'Kreuzberg SO36' ist ein kleiner Kosmos in einer riesigen Galaxy, schon das angrenzende 'Kreuzberg 61' ist befremdendes Ausland, 'Charlottenburg' ein anderer Kontinent und die DDR ein fremder Planet. Herr Lehmann (Christian Ulmen) heißt eigentlich Frank, aber da er schon bald dreißig wird, nennen ihn alle nur noch 'Herr Lehmann'. Er ist der Guru einer beschaulichen, übersichtlichen Welt voller Philosophen, Künstler, Biertrinker, Kokser, Heteros, Schwuler und anderer Lebenskünstler, die inmitten einer feindlich gesinnten Welt ihre Enklave und das Recht auf Stillstand gegen jede Form von Veränderung verteidigen. Herr Lehmann ist der Schutzpatron aller Tresenkräfte, Bierkonsumenten und Liebhaber sinnloser Gespräche. Karl (Detlev Buck) ist sein bester Freund. Während Karl eigentlich Künstler ist, gibt es bei Herrn Lehmann kein eigentlich. Herr Lehmann macht Tresen und das gefällt ihm. Plötzlich hält viel Unerwartetes Einzug in Herrn Lehmanns Leben: Seine Eltern kündigen einen Berlin-Besuch an, ein Hund durchquert seine bis dahin ruhigen Bahnen, und er verliebt sich in Katrin (Katja Danowski), die neue Köchin aus der Markthalle. Herr Lehmann möchte sofort Kinder von ihr haben und mit ihr alt werden. Vor lauter Liebe fast blöd geworden, projiziert er ungeheure Wunschvorstellungen in sie und vermischt Realität mit Fiktion. Von nun ab tut er Dinge, die seine innere und äußere Welt anfangs ins Wanken und am Ende zum Einsturz bringen. Er zwängt seinen bierverwöhnten Körper in eine Badehose, um Katrin im Prinzenbad zu treffen, er schaut sich 'Star Wars' mit ihr an, geht ihr zuliebe in einen Technoschuppen und lässt sich am Ende zu ungeahnten Emotionen hinreißen. Doch Katrin erwartet mehr und wendet sich wieder ab. Für Herrn Lehmann bricht die Welt zusammen. Karl wird verrückt und die Mauer fällt und das auch noch an dem Tag, der dem Grauen eine neue Dimension gibt: Lehmanns dreißigster Geburtstag. Herr Lehmann muss Abschied nehmen. Von seinen Freunden, von seinen Kneipen, von seinen Gewohnheiten. Und während sich die Massen durch die geborstenen Stellen der Berliner Mauer aus dem Osten gen Westen bewegen, peilt Herr Lehmann ein neues Ziel an. Bali? Polen? oder einfach mal etwas anderes? Noch nie war die Welt so offen wie an diesem Tag...
Mit der Kultkomödie 'Herr Lehmann' (2003) veredelt Regisseur Leander Haußmann ('Sonnenallee') den herausragenden Bestseller-Roman von Sven Regener in einem Meisterwerk der pointierten Freizeitphilosophie. Im sicheren Schatten der Mauer und der Atmosphäre der Wendezeit versetzt er seine Protagonisten in eine schier endlose, groteske Kneipentour - hervorragend lässig besetzt mit Christian Ulmen ('Männerherzen') und Detlev Buck ('Rubbeldiekatz'). Ein herrlich durchgeknalltes Stück Kiez-Chaos in einem längst vergangenen Berlin.
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The year is 1989. 'Kreuzberg SO36' is a small cosmos in a huge galaxy, the adjacent 'Kreuzberg 61' is already a strange foreign country, 'Charlottenburg' is another continent and the GDR is a foreign planet. Mr. Lehmann (Christian Ulmen) is actually called Frank, but since he will soon be thirty, everyone calls him 'Mr. Lehmann'. He is the guru of a contemplative, uncluttered world full of philosophers, artists, beer drinkers, coke users, heteros, gays and other bon vivants who, in the midst of a hostile world, defend their enclave and the right to stand still against any form of change. Mr. Lehmann is the patron saint of all bar staff, beer consumers and lovers of meaningless conversations. Karl (Detlev Buck) is his best friend. While Karl is actually an artist, Mr. Lehmann doesn't really have one. Mr. Lehmann does the counter and he likes that. Suddenly, a lot of unexpected things find their way into Mr. Lehmann's life: his parents announce a visit to Berlin, a dog crosses his hitherto quiet paths, and he falls in love with Katrin (Katja Danowski), the new cook from the market hall. Mr. Lehmann wants to have children with her immediately and grow old with her. Almost stupid from sheer love, he projects monstrous wishful thinking into her and mixes reality with fiction. From now on, he does things that shake his inner and outer world at first and collapse in the end. He squeezes his beer-spoiled body into a swimming trunks to meet Katrin in the Prinzenbad, he watches 'Star Wars' with her, goes to a techno club for her sake and at the end lets himself be carried away by unexpected emotions. But Katrin expects more and turns away again. For Mr. Lehmann, the world collapses. Karl goes mad and the Wall falls, even on the day that gives the horror a new dimension: Lehmann's thirtieth birthday. Mr. Lehmann has to say goodbye. From his friends, from his pubs, from his habits. And while the masses are moving from the east to the west through the cracked parts of the Berlin Wall, Mr. Lehmann is aiming for a new destination. Poland? Or just something different? The world has never been as open as it was on this day...
With the cult comedy 'Herr Lehmann' (2003), director Leander Haußmann ('Sonnenallee') refines Sven Regener's outstanding bestselling novel into a masterpiece of trenchant leisure philosophy. In the safe shadow of the Wall and the atmosphere of the reunification period, he puts his protagonists on a seemingly endless, grotesque pub crawl - excellently casually cast with Christian Ulmen ('Männerherzen') and Detlev Buck ('Rubbeldiekatz'). A wonderfully crazy piece of neighborhood chaos in a long-gone Berlin.
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