Kritiken von "VideobusterRedaktion"

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 08.05.2012
New York meets Paris. '2 Tage Paris' bietet erstklassige Dialoggefechte. Es macht einfach Spaß, den Gesprächsinhalten zu folgen. Dabei fällt es noch nicht einmal schwer, dass man sich sehr häufig mit Untertiteln auseinandersetzen muss. Die Gespräche zwischen der gebürtigen Französin Marion und ihrem amerikanischen Freund Jack sind einfach genial. Endlich mal nicht so ein schnulziger Liebesfilm, der vor Romantik nur so strotzt. Paris, die Stadt der Liebe, wird für Jack, der kein Wort Französisch versteht, zur Hölle.

Das Aufeinandertreffen mit Jacks Schwiegereltern in spe bringt zusätzliche Würze in diese etwas andersartige Beziehungskomödie. Es ist einfach herzerfrischend, wie sehr sich Marions Eltern, Schwester und etliche Ex-Lover die Tatsache, dass Jack kein Französisch kann, zum Spaß machen.

Auffällig ist, dass der Film hauptsächlich von der Darstellung intensiver Gespräche getragen wird. Die Handlung ist eher karg bemessen, wird aber gar nicht so richtig vermisst, weil es die Gespräche wirklich in sich haben. Perfekt gesetzte Pointen machen diesen Film sehenswert, denn oftmals werden die kleinen alltäglichen Wahrheiten und Probleme beherzt aufgegriffen und zum Thema gemacht.

In diesem Film gibt es zu jedem Problem auch den passenden Rahmen. Die Wohnung von Marion, in welche die Mutter allzu gern ungebeten hinein läuft, die Wohnung der Freundin, in der Marion und Jack auf zahlreiche Ex-Lover von Marion treffen, usw. Kurz gesagt, alle Ereignisse und Problematiken bekommen ihren eigenen speziellen Auftritt.

Die schauspielerische Leistung von Julie Delpy ist, trotzdem sie selbst auch noch die Regie führte, absolut überzeugend. Besonders starke Leistungen bringt sie während der verschiedenen Wut- und Emotionsausbrüche. Hut ab! Auch Ihr Gegenüber, Adam Goldberg, ist in der Rolle erstklassig eingesetzt. Besser hätte man dieses eigentümliche Pärchen nicht verkörpern können.

Schade ist, dass die Handlung, wie bereits erwähnt, etwas zu wünschen übrig lässt. Auch das Ende hat leider nicht überzeugt, denn es weicht zu sehr vom Stil ab und hätte eindeutig spezieller sein sollen. Dieser Film ist natürlich kein Blockbuster, aber er ist durchaus in der Lage gut, zu unterhalten. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.09.2010
"Karte heißt 'map' und Rucksack heißt 'backpack' und außerdem weiß ich noch was 'nach oben' und 'nach unten' auf Englisch heißt!" So klingt ein stolzes Kind, dass nach ein paar Minuten Dora ganz glücklich berichtet, wie viele neue Dinge es dank des kleinen Zeichentrickmädchens gelernt hat - und das auch noch mit Spaß! Eine absolut gewaltfreie Fernsehserie, die an erste Englischkenntnisse und Zahlenreihen heranführt, darüber hinaus aber auch das Erkennen von Formen, Farben und Zusammenhängen fördert. Durch Wiederholungen, Vergleiche und musikalische Unterstützung fällt es Dora und ihren kleinen Freunden nicht schwer, ihrem Publikum das erlangte Wissen einzuprägen.

Gerade Mädchen zwischen 3 und 6 Jahren können sich für Dora begeistern. Für das männliche Zielpublikum dieser Altersklasse gibt es noch einen Extratipp:

'Go Diego Go!'

ungeprüfte Kritik

Ein Prophet

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 18.08.2010
Man muss kein "Prophet" sein, um zu erahnen, dass ein Spielfilm, der den großen Preis der Filmfestspiele in Cannes 2010 ("Festival de Cannes Grand Prix") erhielt und dem Regisseur Jacques Audiard eine "Goldene Palme" Nominierung in Cannes einbrachte, tatsächlich einiges "kann". Wird EIN PROPHET (Frankreich/Italien 2009) uns Zuschauer mit der ab sofort bereitstehenden DVD oder Blu-ray im Verleihprogramm ebenso stark beeindrucken und bewegen, oder wird man das Ausleihen bereuen? Wir haben uns in einem Selbsttest für zweieinhalb Stunden in den Heimkinoknast einweisen lassen und geben Ihnen nun, zurück im Tageslicht, einen kleinen Einblick hinter die Gefängnismauern.

Ein Gefangener wird lauthals in eine Zelle geführt. Zunächst wird man nur mit partiell beleuchteten Filmbildern Zeuge der Szenerie, ein Blick durchs Schlüsselloch. Es handelt sich nicht um die Hauptperson Malik El Djebena, die man in den anschließenden 149 Minuten begleiten wird. Malik (Tahar Rahim) sitzt schon in Untersuchungshaft und bekommt Besuch von seinem Anwalt, der ihm verkündet, dass die sechs Jahre Haftstrafe bei erreichter Volljährigkeit auch tatsächlich abgesessen werden müssen. Zwei bittere Szenen folgen auf dem Weg zur Verlegung ins Gefängnis: Ein Blick durch die Gitterstäbe des Transportwagens hindurch zur belebten Straße, Sonnenstrahlen, die flatternde Trikolore an einem Gebäude, der vorerst letzte Blick auf die Außenwelt. Dann die körperliche Untersuchung des nackten, verschmutzten Inhaftierten Malik, gefolgt von der Fragebogen-Abarbeitung des Gefängnisvorstehers.

Schon ist man mittendrin, im Geschehen von EIN PROPHET. Im Knast, bei Malik, den man durch die nüchternen Fragen nach sozialen Kontakten drinnen und draußen, nach seiner Glaubensrichtung, nach der (fehlenden) Berufsausbildung auf kürzestem Weg kennenlernt. Wenn es Regisseur Audiard versteht, in so knapper Zeit einen stimmigen Filmcharakter aufzubauen, wollen wir ebenfalls schnell zum Punkt kommen: Nach einer Viertelstunde wird klar, dass ähnlich wie beim Gefängnisklassiker MIDNIGHT EXPRESS (1978) ein schonungsloser Umgang mit den Insassen und dem Filmpublikum folgen wird. Dass man sich auf eine richtige Geschichte mit glaubhaften Figuren einstellen kann, wie beim Gefängnisfilm DIE VERURTEILTEN (1994). Dass sich die Atmosphäre innerhalb der kriminellen Machthierarchien unvorhersehbar steigern wird wie beim Mafia-Epos DER PATE (1972).

Die zwei letztgenannten Filme erscheinen auf der ewigen Bestenliste der 'IMDb - Internet Movie Database' auf den Spitzenplätzen 1 und 2. EIN PROPHET erzählt eine Geschichte dazwischen und verfehlt damit knapp den Einzug in die dortige Top 250. Ein "Best-of-Prison-Movies", bei dem man vor dem Fernseher von Anfang an bei der Sache ist und unter keinen Umständen in der Haut des Protagonisten stecken möchte. Keine Hoffnung auf Knastromantik, hier werden dir umgehend die Schuhe von Mithäftlingen abgezogen, in der Dusche wirst du nach Liebesdiensten gefragt und auf dem Innenhof in einen ausweglosen Handel getrieben. Und wenn du nicht spurst, schnürt dir ruck-zuck eine Plastiktüte über dem Kopf die Luft weg.

Jacques Audiard hat die Geschichte um den elternlosen Franzosen Malik inszeniert, der nichts hat außer seiner maghrebinischen Abstammung, einer abgebrochenen Schulzeit und - obwohl erst 19 Jahre alt -^einem ellenlangen Strafregister. Audiard, so war im Vorfeld zu lesen, habe einen früheren Film in einem echten Gefängnis vorgeführt und sei von den vorherrschenden Zuständen so geschockt gewesen, dass er diese Eindrücke in einem Film hinter Gittern verarbeiten wollte. Außerdem war es ein Wunsch des 1952 in Paris geborenen Filmemachers, die arabische Bevölkerung Frankreichs ins Zentrum seines neuen Films zu setzen, ohne jedoch in einem rein fiktiven Rahmen ein Bild der aktuellen Gesellschaft zu zeichnen.

Das Team aus seinem vorangegangenen DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) stand ihm dabei zur Seite. Schon dort fungierte der französische Charakterdarsteller Niels Arestrup (*1949) in der Rolle des Vaters als Stützpfeiler, der die Erlebnisse von Thomas (Romain Duris), einem aggressiv vorgehenden Immobilienspekulanten und leidenschaftlichen Klavierspieler, zusammenhält. Audiard zeigte bereits 2005 sein Können, scheinbar beiläufige Szenen zu zeigen, die den Zuschauer unvorbereitet treffen. Gut und Böse sind nicht klar definiert, der Vater will eine schwer zu durchschauende Geliebte heiraten und verstrickt sich in Geschäfte mit der russischen Mafia, ein befreundeter Ehemann geht regelmäßig fremd und die Arbeitskollegen von Thomas prügeln Obdachlose aus den neuerworbenen, leer stehenden Häusern. Menschliche Abgründe im Alltäglichen und gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer, durch die frühere Passion am Klavier eine Art neues Leben anzufangen.

In EIN PROPHET heißt der Protagonist nicht Thomas, sondern Malik und Niels Arestrup spielt keine Vaterfigur, sondern einen über Leichen gehenden Häftlingsanführer. Der Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben für Malik ist schwer auszumachen. Lesen lernen könnte ein Ausweg sein, schnell verdientes Geld und Anerkennung in den verfeindeten Lagern der arabischen Drogenschmuggler und einer korsischen Mafiaorganisation ist naheliegender. Welches Ende der Film für Malik bereithält, sollten Sie sich selbst anschauen. Die Oscar-Nominierung 2010 als bester ausländischer Film, der Preis aus den Händen der 'British Academy of Film and Television Arts' 2010, die zahlreichen 'César' Auszeichnungen Heimatland Frankreich, all diese Ehrungen kommen nicht von ungefähr. Ein wirklich guter Gefängnisfilm, dem man sich aufgrund von genretypischen Bestandteilen wie expliziter Gewaltdarstellung und durchweg ungeschönter Filmfiguren trotzdem mit Vorsicht nähern sollte.

Zur Handhabung: Die getestete DVD-Ausgabe des Studios 'Sony Pictures Classics' ist in ihrer Sprachen-Auswahl "Französisch - Deutsch" überschaubar, in den Untertiteln steht dagegen Englisch und Deutsch zur Verfügung. Ein vielleicht auch für Sie wichtiger Hinweis zu den Sprachfassungen: Startet man nach dem Einlegen der Disc den Film ohne Umwege über die Optionen, sieht man die Originalfassung. Wechselt man dort auf die deutsche Fassung, fehlen die Untertitel in den teils arabischen, teils französischen und sogar italienischen Dialogfetzen zwischen den Inhaftierten. Besser im Menü gleich die deutsche Fassung wählen, denn dann bekommt man eine sorgfältige Synchronisation vorgeführt, die in den fremdsprachigen Passagen mit einer kursiven Untertitelung hilft. Die Extras bieten Ihnen außerdem einen Audiokommentar des Regisseur Audiard, des Hauptdarstellers Tahar Rahim und des Co-Drehbuchautors Thomas Bidegain. Dazu werden entfallene Szenen, nicht wirklich erhellende Szenen aus den Vorbereitungen zum Dreh ("Rehearsal Footage"), Probeaufnahmen ("Screen Tests") und ein Kinotrailer gereicht.

Beide Filme von Jacques Audiard, DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) und EIN PROPHET (2009), tun sich außerdem durch die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine, durch den Schnitt von Juliette Welfling und die Musik von Alexandre Desplat (Blockbuster-verwöhnt durch NEW MOON 2009 und HARRY POTTER 2010) hervor. Produziert wurden Audiards Filme von der Firma 'Why not Productions', "warum nicht". Diese Einstellung können Sie sich beim nächsten Ausleihvorhaben in Hinsicht auf EIN PROPHET getrost zu Herzen nehmen.

ungeprüfte Kritik

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.08.2010
Flimmerkiste voller Wunder: Nach Guillermo del Toros Erfolgen mit 'Blade 2' und 'Hellboy' haben eigentlich alle gedacht, dass das nächste Projekt ganz groß wird. Wurde es auch, allerdings nicht im Hinblick auf Budget oder Starpotential, sondern dergestalt, dass es bei 'Pans Labyrinth' mit relativ bescheidenen finanziellen Mitteln einen wirklich vielschichtigen und schönen Film realisiert hat, für den es zu Recht drei Oscars® gab.

Die erzählerische Klammer, die dem Werk den Rahmen vorgibt, schneidet ein Kapitel jüngerer europäischer Geschichte an, über die außerhalb Spaniens kaum jemand etwas weiss – den spanischen Bürgerkrieg, der der Machtergreifung Francos voranging. Im Land selbst wird das Thema ohnehin weitestgehend ignoriert. Zu frisch sind vielerorts noch die Wunden und zu tief die Gräben zwischen Falangisten und Republikanern. Umso verständlicher wird der Rückzug der kleinen Ofelia, angesichts der täglichen Grausamkeiten des Stiefvaters. Immer tiefer verstrickt sie sich in dem geheimnisvollen Labyrinth, dass ihr der bocksbeinige Faun eröffnet. Angesichts der immer wieder eingestreuten Ereignisse aus der 'realen Welt' könnte man sich fragen, ob dieses Königreich mit verschollenen Prinzessinnen, Riesenkröten oder komischen Insekten nur Ofelias Phantasie entspringt oder tatsächlich existiert. Fragt man sich aber nicht, so gefesselt und fasziniert ist man von Guillermo del Toros Schöpfung. Man wünscht sich eigentlich nur, dass der Film noch etwas länger dauern möge.

Die Darsteller sind durchweg großartig- wenn auch hierzulande weitgehend unbekannt. Zumindest den Namen Sergio López (Stiefvater Capitan Vidal) sollte man aber versuchen sich zu merken und von der erst elfjährigen Hauptdarstellerin Ivana Baquero wird man sicher auch noch so einiges hören. Auch wenn ich mich langsam dem Verdacht aussetze hier nur Lobeshymnen zu verfassen: 5 Sterne. Ich kann leider auch nichts dafür, dass es im Moment so viele tolle Filme gibt. Zum Glück bleibt das auch noch ein paar Wochen so, kleiner Ausblick: 'Babel', 'Flags of Our Fathers', 'The Good German'.

ungeprüfte Kritik

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.08.2010
BLINDSIDE oder BLIND SIDE, das war die Frage. Vor vielen Jahren gab es in der Videothek vor Ort zwei Titel, die sich sehr ähnlich lasen: BLINDSIDE (Kanada 1986) mit Harvey Keitel und BLIND SIDE (USA 1993) mit Rutger Hauer. Der erste hat den Sprung von VHS ins digitale Zeitalter bislang nicht geschafft, sorgt somit im gegenwärtigen Verleih für keinerlei Missverständnisse mehr.

Dafür ist ein anderer Titel am 30. Juli 2010 auf DVD und Blu-ray Discs erschienen: BLIND SIDE (USA 2009) mit Sandra Bullock. "Die große Chance" wurde vom Label 'Warner Home Video' vorsorglich in Deutschland angefügt, dabei hat die "Blind Side" in ihrer Bedeutung nichts mit einer "großen Chance" zu tun. Wofür steht "Blind Side" überhaupt und kann man den deutschen Titelzusatz als Heimkinofan beim Wort nehmen? Darf man sich die große Chance auf zwei Stunden gute Unterhaltung erhoffen, oder bedeutet es tatsächlich nur die große Chance für die Hauptfigur dieser Geschichte?

Die Hauptfigur, das ist nicht Sandra Bullock, auch wenn sie die Hauptantriebsfeder für die Vermarktung darstellt. Zu ihrem Prominenten-Status in Hollywood und zu traumhaften Gagen kam endlich etwas hinzu: Sie erhielt für BLIND SIDE die begehrten Darsteller-Auszeichnungen bei der Golden Globe Verleihung sowie bei den Academy Awards 2010, den 'Oscar' für die beste weibliche Hauptrolle. Das Liebesleben ihrer Begleitung bei den 'Golden Globes' und die anschließende weltweite Berichterstattung über das Privatleben taten ihr Übriges zur Aufmerksamkeitssteigerung.

Vor dieser Last an Filmpreisen und Schlagzeilen gerät der eigentliche "Held" in BLIND SIDE völlig in den Hintergrund: Michael Oher, dargestellt von Quinton Aaron. Schauspieler Aaron, 1984 in der Bronx geboren, ist kein ganz unbeschriebenes Blatt: In der Komödie ABGEDREHT (2007) kann man ihn sehen oder in THE MINISTERS (2009 mit s.o. Harvey Keitel). Heute schmückt seine mächtige Gestalt Kinoplakate und ab sofort auch DVD und Blu-ray Cover. "Ist das nicht ein Sportfilm?", fragte uns eine Kollegin aufgrund der viele Pressebildern mit Football-Motiven. Nein, es ist der Werdegang des Michael Jerome Oher (*1986), der später an der Universität von Mississippi College Football spielte und in der NFL, der 'National Football League', Karriere machte. Im Film wird der schicksalhafte Abschnitt seines Lebens erzählt, der ihn von der Straße holte und ins College Team beförderte, nach der Buchvorlage 'The Blind Side: Evolution of a Game' von Michael Lewis.

"Es gibt einen Moment friedlicher Ruhe, bevor ein Football-Spiel beginnt. Die Spieler sind in Position, die Männer an den Linien wie erstarrt, jetzt ist alles möglich." leitet die Erzählerin Leigh Anne Tuohy (Bullock) mit den Fernsehbildern einer Begegnung der Washingtoner 'Redskins' ein und berichtet von einem Tackle des 'Giants' Spielers Lawrence Taylor. Quarterback und Left Tackle, wer verdient mehr, wer übernimmt welche Rolle in den Spielzügen - für den Fortlauf des Films muss man glücklicherweise kein Football-Kenner sein. Erfreulich obendrein, dass gleich in den ersten Sätzen "The Blind Side" (Originaltitel) als der Bereich erklärt wird, den es zu schützen gilt, da er vom Quarterback nicht gesehen werden kann.

Michael Oher, zu seinem Missfallen 'Big Mike' genannt, ist ein großer Kerl, ein farbiger junger Erwachsener aus einem schlechten Elternhaus, in dem sich der Vater längst aus dem Staub gemacht hat und die drogenabhängige Mutter überfordert ist. Ein Coach an der 'Wingate Christian School' setzt sich für die Aufnahme von Michael ein, nachdem er ihn auf dem Hof hat Ballspielen sehen. Hoffentlich bleiben das ehrenwerte Motive, wünscht man sich, denn Michael gewinnt mit seiner massigen Statur und seiner unbekümmerten Körperhaltung auf Anhieb die Sympathien der Zuschauer, vorausgesetzt Sie haben ein Herz für Außenseiter.

Die große Chance, uns die Begegnung zwischen Quinton Aaron und Sandra Bullock gleichermaßen glaubhaft wie unterhaltsam näher zu bringen, nutzt BLIND SIDE souverän. Obwohl Sie unsere Vorbehalte gegen die Ausgangssituation vielleicht teilen - eine wohlhabende Weiße nimmt einen Bedürftigen in der Familie auf, ein junger Mann aus ärmlichen Verhältnissen wächst mit seinen Talenten über sich hinaus - werden drohende Klischees vom Regisseur John Lee Hancock (DIE ENTSCHEIDUNG 2002, ALAMO 2004) elegant umschifft. Ähnlich gut, wie wir uns an die erste Begegnung mit GOOD WILL HUNTING (1997) erinnern, könnte auch BLIND SIDE im Gedächtnis bleiben. Denn beide erzählen lehrreich (aber nicht gelehrig), warmherzig (aber nicht aufgewärmt) von bewegenden Einzelschicksalen, die das Interesse innerhalb weniger Filmminuten wecken. Bei beiden stimmt das Zusammenspiel zwischen Jung und Alt, zwischen Matt Damon und Robin Williams im Jahre 1997 und aktuell zwischen den Filmpartnern Aaron und Bullock.

Quinton Aaron geht dermaßen in seiner Rolle des Michael Oher auf, dass man vergisst, dass doch in Wirklichkeit eine tolle schauspielerische Leistung dahinter steckt und Sandra Bullock liefert wirklich eine besondere Leistung ab, die von Anfang bis Ende fasziniert. Keineswegs bloß mit dem körperlichen Charme einer inzwischen 46-Jährigen, Bullock spielt einfach klasse. Dabei hatte sie die Rolle angeblich zunächst dreimal abgelehnt, weil sie keine strenggläubige Mutter darstellen wollte. Am Ende hat sie ihrer Filmfigur eine schöne Ambivalenz verliehen und verzichtete mit Zusagen an Gewinnbeteiligungen auf eine hohe Gage, so dass BLIND SIDE mit 29 Millionen Dollar vergleichsweise günstig produziert werden konnte.

Ein bisschen ruhige Musikbegleitung von Soundtrack-Profi Carter Burwell, schön ausgesuchte und unaufdringliche Einstellungen von Kameramann Alar Kivilo runden die äußere Form akustisch und visuell ab. Wenn's geht bitte im Original anschauen, den auch eine sorgfältige Synchronisation kann nicht der einmalig-charakteristischen Aussprache von Sandra Bullock gerecht werden. Das ungleiche Gespann erinnert die ehemalige Clique von Michael Ohen an MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR (1989). Sie würden wie Jessica Lang und KING KONG (1976) wirken, urteilt der gutbürgerliche Frauenkreis. Vorurteile auf beiden Seiten, gehässige Kommentare über ein fabelhaftes Duo. Und man merkt mit jeder Szene, dass die Verantwortlichen hinter BLIND SIDE in Filmbildern denken und ihrerseits Filmfans sind. Wunderbar.

Trotzdem wird es bestimmt Entleiher geben, die beim Anschauen Kritikpunkte aufspüren und sich genervt zeigen könnten: von der Verwirklichung des amerikanischen Traums, vom Loblied auf Mut und Ehre, von der Moral, im Leben nie aufzugeben, vom gepredigten Glauben an sich selbst. Aus subjektiver Sicht und vielleicht auch aus einer geeigneten Stimmungslage heraus haben wir nichts Negatives zu bemängeln. Ob mit oder ohne Familienmitglieder daheim (Altersfreigabe ab 6 Jahren), werden Sie natürlich auch Football-Szenen erleben und schließlich wird Kultschauspielerin Kathy Bates (TITANIC 1997, MISERY 1990) noch ihren Beitrag zum positiven Gesamteindruck beitragen. "Weshalb lächelst du?", fragt Film-Ehemann Sean Tuohy (Tim McGraw) seine Frau. Sandra Bullock: "Weiß ich nicht, ich bin einfach glücklich." Das ist das Gefühl nach dieser Filmwahl - und hoffentlich zukünftig auch wieder für die seit ihrer Hauptrolle in BLIND SIDE genannte: Oscar-Preisträgerin!

ungeprüfte Kritik

Die Schachspielerin

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.07.2010
"In einem kleinen idyllischen Dorf auf Korsika arbeitet Hélène (Sandrine Bonnaire) als Zimmermädchen in einem Hotel und wirkt mit ihrer Ehe, ihrem Mann Ange (Francis Renaud) und ihrer fünfzehnjährigen Tochter Lisa (Alexandra Gentil) glücklich." So liest sich die Ausgangssituation der SCHACHSPIELERIN (Frankreich/Deutschland 2009) in der Inhaltsbeschreibung des DVD-Herstellers EuroVideo. Beim Kinoverleih Concorde hingegen hieß es noch: "In Elenies Leben ist alles in bester Ordnung. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei bezaubernde Kinder und liebt ihren Job als Zimmermädchen im Dionysos auf Naxos." Wie es zu dieser Unterscheidung kommt, und welche Rolle der Schauspieler Kevin Kline spielt, bringen wir im Folgenden in Erfahrung.

JOUEUSE, die Spielerin - so der Filmtitel im französischen Original - hat einen mehrmonatigen Weg bis zur DVD zurückgelegt: Die Weltpremiere fand im April 2009 in New York und Los Angeles statt, in Frankreich lief er ab August 2009 in den Lichtspielhäusern, in Deutschland ab Januar 2010. Seit dem 7. Juli 2010 ist die DVD nun im Verleihprogramm erhältlich. Nach ihrem Kurzfilm "La mère" (1995) und einigen Drehbüchern, ist dies der erste Spielfilm der aus Bielefeld stammenden Regisseurin Caroline Bottaro. Grundlage war der Roman "La joueuse d’échecs" von Bertina Henrichs (in Deutschland auch als günstiges Taschenbuch erschienen). Das Buch spielt auf einer griechischen Insel. Bottaro nahm sich die künstlerische Freiheit, ihre SCHACHSPIELERIN statt auf Naxos auf Korsika spielen zu lassen. Arbeiten zu lassen, besser gesagt. Denn sowohl die Romanfigur Elenie, wie die Filmprotagonistin Hélène (Sandrine Bonnaire) müssen zunächst als Haushälterin schuften. Und so "glücklich" (EuroVideo) und "alles in bester Ordnung" stellt Filmemacherin Bottaro sie gar nicht dar.

Hélène ist ein Zimmermädchen, das schon lange kein Mädchen mehr ist. Von ihrer jüngeren Kollegin wird sie vor Schichtantritt gefragt: "Hast du nie Lust gehabt, wegzugehen?" Bestimmt hat Hélène seit dem Umzug zu Ihrem Ehemann darüber nachgedacht, aber so direkt gefragt, stimmt es sie nachdenklich. "Hör mal, du hast nie davon geträumt, woanders zu leben?" Sie richtet das Bett, in dem zuvor eine unbekannte Schöne und ihr Begleiter genächtigt haben. Jennifer Beals tritt als attraktive Amerikanerin auf (der ehemalige Star aus dem 1983er Tanzklassiker FLASHDANCE ist tatsächlich sehr schön). Und die Fremde lebt ein Leben, von dem Hélène nur träumen kann.

Ein schwerer Einstieg für den Zuschauer vor dem Fernseher, der mit ansieht, wie dagegen Bonnaire in ihrer Rolle fast ungeschminkt schuftet. Die liebevollen Gesten der Anderen, die feinere Kleidung, die weniger an permanenter Sparsamkeit ausgerichtete Lebensart. Das sind die Dinge, um die sie die blasse Angestellte und Mutter beneidet, dazu um das Hobby der Hotelgäste: Schach. Eine Erleichterung, dass Hélène/Bonnaire am Geburtstagsabend ihres Gatten hübsch zurechtgemacht ist. Schmerzhaft wiederum, dass ihr Mann rein gar nichts mit ihrem Präsent, einem elektronischen Schachspiel anfangen kann. Er könne es doch gar nicht spielen! Hélène versucht es mit einem Vorschlag: man könne es doch gemeinsam spielen, oder allein. Viel Hoffnung verbindet sie mit diesem schwarz-weiß-gemusterten Brettspiel...

Viel weiter wollen wir gar nicht in die Handlung einsteigen, falls Sie DIE SCHACHSPIELERIN noch nicht angeschaut haben und mit dem Gedanken spielen, sich die DVD vielleicht bei Zeiten auszuleihen. Schwarz-weiß ist tatsächlich nur die Spielfläche, deshalb wird eine Inhaltsangabe (auch in den zwei zitierten Fassungen) dem eigentlichen Geschehen nicht gerecht. Für die Regisseurin mag es sich als schwierig dargestellt haben, möglichst bald auf die Beweggründe zu kommen, warum ihre Frauenfigur aus schlichten Verhältnissen plötzlich aus dem Alltag heraus ein leidenschaftliches Interesse am "Spiel der Könige" entwickelt. So kurz, wie sich die Überschriften in der DVD-Kapitelanwahl lesen, so erleben wir die Entwicklungsschritte beim Ansehen: 1. Schachspielendes Pärchen, 2. Alltagssorgen, 3. Das Geburtstagsgeschenk, 4. Ein faszinierendes Spiel. Doch Regisseurin Caroline Bottaro bleibt nicht hinter den Möglichkeiten der Geschichte und ihrer Figuren zurück. Sie wählt jede Szene (jeden Zug) mit Bedacht, ohne den Zuschauer in anderthalb Stunden Lauflänge "matt" zu setzen. Ein cleverer Schachzug war die Besetzung von Kevin Kline als Doktor Kröger, einem zurückgezogen lebenden Witwer, für den Hélène im Haushalt arbeitet und der die einzige Bezugsperson zu sein scheint, die sie in ihrem unverhofft entdeckten Enthusiasmus zum Schach bestärken kann. Schach - der Film: 64 Felder - 93 Minuten. Zug um Zug. Einfach scheint es und ist doch komplex, das Spiel und der Film. Hélène erklärt ihrem Mann: "Was das Ziel dabei ist? Na ja, man muss es schaffen, den König seines Gegners zu schlagen." Er ist sichtlich enttäuscht: "Ist das alles?"

Wie schön, dass die Darstellerwahl wunderbar war: Kevin Kline passt (ebenso die ordentliche Synchronisation) und Sandrine Bonnaire ist ohnehin schauspielerisch nicht mit einem Bauer zu vergleichen, sondern mit einer Königin: mit ihren Bewegungen kann sie auf dem Spielfeld in alle Richtungen. Als Schauplatz mag das Schachbrett nicht das Reizvollste sein, aber Kameramann Jean-Claude Larrieu weiß den minimalen Platz am Spieltisch, die Spannung zwischen den Spielfiguren und den Blicken der Spieler gekonnt einzufangen. Ein bisschen nachdenklich ist DIE SCHACHSPIELERIN (Doktor Kröger: "Denken ist anstrengend."), aber unterhaltsam, wie das Schachspiel selbst. Ein wenig traurig, aber hoffnungsvoll ist die Geschichte über Menschen, die ein Leben unter ihren Möglichkeiten verbringen, über Ehen, die viel besser laufen könnten, über ein Hobby neben dem Tag-ein-Tag-aus, neben der Familie. Wir Filminteressierten sollten bei der Wahl unserer Film-Partien ebenfalls nicht unter unseren Möglichkeiten bleiben. Nur weil eine Frau im Mittelpunkt einer Erzählung steht, ist es kein "Frauenfilm". Nur weil eine Produktion aus Frankreich stammt, ist es kein hochtrabender "Arthouse" Film. Nur weil alltägliche, lebensnahe Schwierigkeiten behandelt werden, ist es kein "Problemfilm". Wir empfehlen, ruhig einmal Filmveröffentlichungen neben dem Kassenschlagerprogramm auszuleihen, oftmals gibt es dort persönliche Entdeckungen zu machen. Wie es in der SCHACHSPIELERIN heißt: Wer ein Risiko eingeht, kann verlieren - wer kein Risiko eingeht, hat schon verloren. Dagegen lautet eine Erkenntnis in Bottaros Film auch: Sei du selbst. Entscheiden Sie, ob eine Partie mit diesem Film das Richtige für Ihre freie Zeit nach getaner Arbeit ist. Manche mögen sich aus der SCHACHSPIELERIN oder dem Schachspiel an sich nichts machen, trotzdem ist Schach weiterhin das populärste Brettspiel Europas. Wie populär diese DVD-Veröffentlichung wird, entscheiden Sie mit.

Ein Nachtrag zu Sandrine Bonnaire: Seit wir das Bild mit Sandrine auf dem Fahrrad im Schaukasten eines kommunalen Kinos gesehen haben, ging uns der Filmtitel DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS (Frankreich 2004) nicht mehr aus dem Kopf. Im Sommer 2005 muss das laut Kinostart gewesen sein. Danach hörten wir immer wieder Gutes über dieses Werk von Philippe Lioret (*1955 in Paris). Jedoch lief er eben nur in Programmkinos und auch der DVD-Ausstattung sieht man mit fehlenden Extras und einem einfachen Menü an, dass hier kein technisches High-End-Heimkino geboten wird. Umso besser, meinen Sie? Oder bloß nicht? Wir haben weder den Griff zu der SCHACHSPIELERIN bereut, noch den Filmabend mit der FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS ("L'équipier" im Original). Letzterer verzaubert mit der Musik von Nicola Piovani und den Landschaftsaufnahmen der Bretagne. Der europäische Film, wie er unserer Meinung nach sein sollte: nachdenklich, bewegend, dauerhaft interessant und eine willkommene Alternative zur Hollywood-Auswahl. Sandrine Bonnaire spielt dort eine ähnliche Rolle wie in ihrer aktuellen SCHACHSPIELERIN: eine Frau, die den Absprung aus Ihrem Geburtsort (bzw. dem Ort, an den sie wegen der Ehe gezogen ist) nie geschafft hat. An der bretonischen Küste erklärt sie dem neuen Leuchtturmwärter: "Hier, am Ende der Welt. Das ist hier." Aber sie gibt Hoffnung: "Die Welt hat noch andere Enden. Sie finden schon eins." Dem möchten wir uns anschließen: Ob Bonnaire als SCHACHSPIELERIN, als FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS, oder ein Verleih-Medium mit einem ganz anderen Titel: Sie finden schon eins.

ungeprüfte Kritik

Max Manus - Man of War

Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.07.2010
Wie um alles in der Welt kommt ein skandinavisches Regieduo von einer Westernkomödie ausgehend zu einem 2. Weltkrieg Drama, das als europäische Großproduktion 50 Millionen norwegische Kronen benötigte? Das Vertrauen zu großbudgetierten Produktionen hatten sie von Luc Besson erhalten. Vor Jahren schrieb Regisseur Joachim Rønning mit seinem Bruder einen Drehbuchentwurf und legte ihn Besson vor. Aus "The Lake" wurde leider nichts. Dafür bekamen Rønning und Espen Sandberg eine BANDIDAS Einladung ausgesprochen - vom Autorenfilmer Besson, der sich nach Filmgattungen wie dem Kriminalfilm (NIKITA 1990 und LEON - DER PROFI 1994), einem Science-Fiction-Ausflug (DAS FÜNFTE ELEMENT 1997) und einem Historienabenteuer (JOHANNA VON ORLEON 1999) mit 35 Millionen Dollar als Produzent im Western-Genre einbringen wollte.

Rønning und Sandberg bewiesen, dass sie Bessons direkte Art des Erzählens in optisch reizvollen Bildern umzusetzen wussten. Bereits eine Minute ins Geschehen von BANDIDAS (Frankreich/Mexiko/USA 2006) eingetaucht, ist die Darstellerliste bereits genannt und die Handlung im vollen Gange. Ein talentiertes Team um Kameramann Thierry Arbogast, Komponist Eric Serra und vor allem um die Hauptdarstellerinnen Penélope Cruz und Salma Hayek, runden 2006 das Gesamtbild ab. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen, geschickte Schnitte, eine mit Computeranimation aufgemotzte Schießerei in einem Zugabteil und ein lebhafter Soundtrack überdecken die einfache Handlung um zwei Bankräuberinnen im Dienste enteigneter mexikanischer Bauern. Steve Zahn fügt dem Western-Buffet erst ein wenig Sherlock Holmes und dann immer mehr Splapstick-Elemente bei, während Dwight Yoakam den Bösewicht gibt. Nicht ganz so gekonnt wie das Duell zwischen Sharon Stone und Gene Hackman in SCHNELLER ALS DER TOD (1995), zeigen die Bandidas ihrem Publikum gekonnt eine kurzweilige Vorstellung.

"Wie konnte ich darauf nur reinfallen?", fragt sich Steve Zahn aufgebracht. "Ihr seid zwei alberne Hühner, die mit dem Leben tausender Menschen spielen. Eine verwöhnte Göre und eine Bauernmagd, und ihr denkt, die Menschen hören auf euch?" Er sorgt sich, durch das Aufeinandertreffen mit Mara (Cruz) und Sara (Hayek) sein Leben, seine Karriere wegzuwerfen. Sollten Sie sich zum Ausleihen der DVD entscheiden (für den 06.08.10 ist übrigens eine deutsche Blu-ray Fassung geplant), riskieren Sie zum Glück nur anderthalb Stunden Ihres Lebens. Warum man auch als Zuschauer gerne auf die BANDIDAS "reinfällt", liegt vielleicht zum Teil am Buch von Luc Besson, mit Sicherheit aber an der fähigen Regiearbeit von Rønning und Sandberg.

"We love the visual side of movie-making", sie lieben die visuelle Seite am Filmemachen, bestätigt Espen Sandberg im DVD-Making-Of. Zwei Hauptdarstellerinnen und zwei Regisseure seien das Rezept für einen "sexy Western", wobei Joachim Rønning in der Umsetzung für die technischen Aspekte verantwortlich sei und Sandberg für die Schauspielerführung. Die Aufgabenfelder sind klar aufgeteilt, die Entscheidungen treffen sie zusammen. Ein eingespieltes Team. Profis. 2008: auf zum nächsten Projekt - MAX MANUS.

Gerechtigkeitskämpfer, die Zweite: MAX MANUS - MAN OF WAR (Norwegen/Dänemark/Deutschland 2008), das ist die Verfilmung der wahren Geschichte von Max Manus (1914–1996), dem legendären norwegischen Widerstandskämpfer. Der deutsche Lizenzinhaber "Capelight Pictures" verspricht einen epischen und modernen Kriegsfilm und zieht einen legitimen Vergleich zu Paul Verhoevens BLACK BOOK (2006) sowie einen etwas vageren zu Steven Spielbergs DER SOLDAT JAMES RYAN (1998). "Freundschaft, Liebe, Loyalität und Heldentum im Angesicht größter Gefahr und Verzweiflung" soll MAX MANUS transportieren. "Ein wichtiges Kapitel der europäischen Geschichte, absolut packend authentisch und doch ungemein unterhaltsam umgesetzt."

Mitfinanziert vom norwegischen und dänischen Filminstitut, erzählt Ihnen MAX MANUS zum Auftakt die Geschehnisse der damaligen Zeit im Zeitraffer, anhand von Zeitungsschlagzeilen. Die deutsche Wirtschaft liegt am Boden, chaotische Zustände, die Währung im freien Fall, Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler, das Münchener Abkommen (September '38), Hitler und Stalin teilen Polen unter sich auf. Dann: Stalin greift Finnland an. Russische Kampfflugzeuge bombardieren Helsinki, norwegische Freiwillige helfen Finnland. Wir befinden uns an der "Salla-Front" in Finnland, im März 1940, hautnah inmitten der erbitterten Gefechte. Anschließend werden wir den gebürtig aus Oslo stammenden Schauspieler Aksel Hennie (* 1975) erblicken, der den Widerstandskämpfer Max Manus verkörpert. Mit zerschundenem Gesicht liegt er in einem Krankenbett, Erinnerungsfetzen und ein Rückblick auf die Erlebnisse in Oslo im Juni 1940 lassen Sie in seine Lebensgeschichte eintauchen...

Beeindruckendes Farbspiel und Schauspiel - MAX MANUS hat einiges zu bieten: eine nach dem Vorläufer BANDIDAS kaum zu erwartende dramatisch höchst ergreifende Geschichte von den Regiefreunden Rønning und Sandberg. Beeindruckende Aufnahmen von Kameramann Geir Hartly Andreassen, der die Farbwahl seiner Bilder sehr bewusst ausgewählt hat: so steht die Farbe Rot für Blut, ist Bestandteil der Nazisymbole und der norwegischen Flaggen, taucht als Grundfarbe von Tikkens (Agnes Kittelsens) Kleidern auf. Lobenswert erwähnt: Außerhalb der "Norsk Film" Studios wurde tatsächlich an Originalschauplätzen in Norwegen und Schottland gedreht.

Beeindruckend auch die Darstellerriege, darunter Ken Duken, der 1979 in Heidelberg geborene Darsteller. Duken spielt den Gestapo-Offizier Siegfried Fehmer, den Abteilungsleiter im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in Oslo. Er fasziniert als Filmscheusal, ähnlich wie es Christoph Waltz ein Jahr später in Tarantinos INGLORIOUS BASTERDS (2009) zelebriert. Der Name Siegfried Fehmer soll im gesamten Film nicht ein einziges Mal zu hören sein, lasen wir im Nachhinein. Darauf könnten Sie bei einer Filmverabredung mit MAX MANUS einmal achten.

Rekonstruktion: Die Produzenten hatten geplant, Soldaten der königlichen Garde einzusetzen und in Naziuniformen marschieren zu lassen, die Armee lehnte dies jedoch ab. Das Parlamentsgebäude durfte für die Filmaufnahmen allerdings wie zu Zeiten des 2. Weltkriegs mit nationalsozialistischen Fahnen und Bannern ausgestattet werden. Noch ein beeindruckendes Produktionsdetail: die Massenszenen mit deutschen Soldaten sollen mit 1.800 Statisten durchgeführt worden sein! Einen kleinen Cameo-Auftritt à la Hitchcock hat sich das Regieduo Sandberg und Joachim Rønning ebenfalls gegönnt: als König Haakon die Ehrenauszeichnung überreicht, sind sie rechts vom Monarchen zu sehen, Sandberg übergibt die Medaille. Der Drehbuchautor Thomas Nordseth-Tiller - der tragisch nach der Premiere im Mai 2009 im Alter von 28 Jahren verstarb - tritt im Film kurz als Gestapo-Mann in Erscheinung.

Der Einsatz der Filmemacher wurden gleich mehrfach belohnt, denn MAX MANUS wurde von der Kritik gefeiert, auf der norwegischen 'Amanda Awards' Preisverleihung gar in vielen verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Der Film bekam u. a. den Kritikerpreis, die Auszeichnung als bester Film des Jahres, mit dem besten Hauptdarsteller (Aksel Hennie), der besten Nebendarstellerin (Agnes Kittelsen), der besten Kamera (Geir Hartly Andreassen) und dem besten Drehbuch (Thomas Nordseth-Tiller). Auf den Festivals in Toronto, Hamburg, den Hamptons und in Lübeck wurde er ebenfalls gefeiert. Schließlich erhielt die Produktion noch die international begehrte Oscar®-Nominierung als bester fremdsprachiger Film, musste sich jedoch gegen NOKAN - DIE KUNST DES AUSKLANGS (Japan 2008) geschlagen geben. Es trat sogar der optimale Fall ein, dass sich das Kinopublikum gleichermaßen begeistert zeigte und MAX MANUS am Startwochenende allein in Norwegen eine Rekordbesucherzahl von rund 185.000 Zuschauern bescherte. Dank über 1,2 Millionen Kinogängern wurde es der meistbesuchte Kinofilm des Landes seit 35 Jahren.

"Mit einer Einleitung von Tikken Manus" steht im DVD-Menü beim Punkt "Film starten". Dieser Prolog muss separat angewählt werden, ist also optional, ebenso wie die in Deutschland verfügbare Tonspur mit dem Audiokommentar von Darsteller Ken Duken und Produzent Rudi Teichmann. Tikken Manus, ursprünglich Ida Nikoline Lie Lindebrække, die seit 1947 mit Max verheiratet war und seit 1996 leider verwitwet ist, sah die Verfilmung zusammen mit ihren Kindern auf einer königlichen Galapremiere am 19. Dezember 2008 - mit mittlerweile 91 Jahren. In wunderbarem Deutsch berichtet sie in der Einleitung der DVD-Ausgabe, dass sie Deutsch in der Schule gelernt und in ihrer Jugend Deutschland besucht habe.

So kommt es, dass sie uns die Wörter für ein Fazit auf Deutsch vorwegnimmt. Die wichtigste Grundaussage des Films: "Helden sind auch nur Menschen und im Krieg verlieren sie alle." In Hinsicht auf die nacherzählte Biografie ihres Max Manus hatte Tikken vorab eine besorgte Skepsis, die Sie vor dem Ausleihen der Verfilmung im Online-Verleih vielleicht teilen: "Ich war natürlich ängstlich." Nach der Vorführung ihre Erleichterung: "Aber ich wurde sehr fröhlich überrascht!" Abschließend wünscht Tikken Manus uns allen: "Ich hoffe innig, dass dieser Film euch gute Erfahrungen und gutes Erlebnis geben wird."

ungeprüfte Kritik

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.06.2010
"Komm mit, komm mit mir ins Abenteuerland, auf deine eigene Reise" sang Hartmut Engler von der Gruppe Pur, doch weiter heißt es: "komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand". Der Eintritt ins Adventureland (USA 2009) kostet Sie lediglich die Leihgebühr im Online-Verleih oder in Ihrer Video Buster Filiale vor Ort. Kann ein Ausleihvorhaben hier wohl eher durch ein Bauchgefühl oder eine Verstandsentscheidung entstehen? Vielleicht können wir Ihnen im Folgenden einige Für und Wider liefern.

Womöglich helfen Ihnen bereits zwei Namen der Hauptdarsteller, sich für oder gegen die 102 Filmminuten zu entscheiden. Wir waren durch die Besetzungswahl vorab zuversichtlich eingestellt: Die zentrale Figur, James Brennan, wird von Jesse Eisenberg (* 1983) gespielt, der sich bereits in Zombieland (2009) auf dem Rummelplatz austoben durfte und uns dort viel Freude bereitete. Die Rolle der gleichaltrigen Em Lewin erhielt Kristen Stewart (* 1990), die seit den 'Twilight' Verfilmungen viele Fans und wenige Gegner hat. Für Kristens Kritiker: die Internetplattform 'College Humor' präsentiert einen Zusammenschnitt von zig Szenen, in denen sich die Schauspielerin auf die Unterlippe beißt und Blogger zählten 55 Male, in denen sie sich in 'Adventureland' nervös durch die Haare fährt. Sympathisanten hingegen können sich auf den 3. September 2010 freuen, dann erscheint endlich ihr 'The Cake Eaters' (2007) als deutsche DVD und Blu-ray im Verleih.

Adventureland jedenfalls hat ein gutes Darsteller-Team und einen Regisseur namens Greg Mottola, der die Jugend schon in Superbad (2007) zu Wort kommen ließ. Jetzt steht ihm das häufig von Verkauf und Schließung bedrohte Studio Miramax zur Seite, das inzwischen Teil der Walt Disney Studios geworden ist. Eine deutsche Filmvorschau gab es nicht, wohl aber einen englischen Trailer, dazu - nach dem Einlegen des Films - ein schönes Menü, das von den Logo-Shirts des Adventureland bestimmt ist.

"1987" zeigt die erste Einblendung, gefolgt vom Lockenkopf des Jesse Eisenberg in Großaufnahme. Sein Charakter James kassiert gerade eine Abfuhr von seiner vermeintlichen neuen Freundin und anschließend muss er noch ein Gespräch mit den Eltern über sich ergehen lassen. Die Eltern eröffnen ihm am Tisch eines Lokals, dass sie James' geplanten 42-tägigen Eurotrip zum Schulabschluss leider nicht finanzieren können. Daraus wird nichts, weil sein Dad versetzt wurde. Die einzige, wahrlich nicht verlockende Alternative zum Trip ist ein Job.

Nachdem die ersten Vorstellungsgespräche - trotz der schriftlichen Empfehlung der Nachbarn über die immer sorgfältig ausgeführten Rasenmäharbeiten - erfolglos blieben, schwingt sich James aufs Rad und fährt ins Adventureland. Dort, wo er als Kind Abenteuer erleben durfte, stellt er sich in Jeans und "Neil Young 84/85 Tour" Shirt vor. Unübersehbar achtziger Jahre. "Smile - you are now going on stage" steht im Hintergrund auf einer Tafel. Immer schön lächeln, dein Auftritt James, auf der Bühne des Lebens. Vorbei sind Kindheit und Schulzeit.

Er sei kein Fahrgeschäfte ("Rides") Typ, eigne sich eher als Budenbeaufsichtigung für die Spiele ("Games"), so schätzt ihn der schnauzbärtige Vorgesetzte Bobby (Bill Hader) ein. Ohne einen Plan B beugt sich James... den Games. Dann legen sie los die 80er, mit einem Musikclip, der das Treiben im Vergnügungspark zeigt. Die gute alte Zeit, nur dass unserem Protagonisten diese Zeit gar nicht so rosig erscheint, wie aus der nostalgisch-verklärten Sicht des Schreibers dieser Zeilen vor dem Bildschirm.

"Wer war 1985 Präsident der Vereinigten Staaten?" wurde in 'Zurück in die Zukunft' gefragt. Ronald Reagan, und genau der hält zum Adventureland-Feierabend eine Fernsehansprache. Em (Kristen Stewart) fragt James, nachdem er den Fausthieb eines Freundes einstecken musste: "Was zum Teufel war das?" ("What the hell was that?"). James: "So ist mein Leben." ("It's just my life.")

In Retro-Stimmung gerät man als Zuschauer vor allem durch die vielen Songs aus der damaligen Zeit. Falcos "Rock me Amadeus" macht Laune - beim täglichen Ertönen über die Parklautsprecher sind die Angestellten allerdings alsbald genervt. Klar, ist ja noch kein Oldie, genauso wenig wie die Klassiker aus heutiger Sicht, von The Cure, Whitesnake, Judas Priest oder den zur 80er-Shirtmode gehörenden Hüsker Dü und The Velvet Underground. Kult. Irgendwo inmitten des Abspanns kann man dann noch einen winzigen, parodistischen TV-Werbespot über das Adventureland erleben. So wie die kleinen liebevollen, zeitgenössischen Requisiten und vielsagenden Gesten im Film ist dieses Detail leicht zu übersehen, wenn man nicht Acht gibt.

Ferris Bueller (Matthew Broderick) sagte einmal: "Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könnten ihr es verpassen." Diese Worte legte ihm Autorenfilmer John Hughes in den Mund. Der Mann, der am 6. August 2009 in Manhattan überraschend an Herzversagen starb. Ein Herz für die Nöte von Heranwachsenden, das bewies Regisseur John Wilden Hughes Jr. - wie er nach seinem Produzenten-Vater vollständig genannt wurde - in den vergangenen Filmjahrzehnten wie kaum ein anderer. Filme wie L.I.S.A. der helle Wahnsinn (1985), Breakfast Club (1985) und Ferris macht blau (1986) verdankt ihm die Jugendgeneration. Wer wohl die Nachfolge antritt, nach Hughes' Tod filmsprachlich von den Problemen des Erwachsenwerdens zu berichten, fragten wir uns im vergangenen Jahr.

Filmemacher Greg Mottola ist Jahrgang 1964, war also zur Erzählzeit seines Adventureland Anfang zwanzig. Im 16-minütigen Making-Of der DVD-Ausgabe berichtet Mottola, dass sich die Idee zum Drehbuch aus einem damaligen "summer job" auf Long Island entwickelte. Die geignete Kulisse fand er nach einiger Recherche im denkmalgeschützen US-Vergnügungspark Kennywood. Die Wunschkandidaten für die Hauptrollen bekam er, mit Ryan Reynolds sogar einen weiteren Prominenten obendrauf, und die Nebenrollen wie der Parkleitung Paulette und Bobby (Kristen Wiig und Bill Hader) oder dem Jungstraum Lisa P (Margarita Levieva) sind ebenfalls ein Glücksgriff. Einzig die Elterngeneration in Adventureland kommt durchweg schlecht weg und wird zu wahren Monstern der Spießigkeit. Das wiederum passt gut zu den John Hughes Vorbildern.

Zugegeben: Die von Greg Mottola geschriebene und inszenierte Handlung ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Zeit zurück zu kurbeln, um möglichst allgemeingültig die Situation eines typischen achtziger Jahre Jugendlichen in der Kleinstadt zu zeigen. Da das Leben des James - das sagt er selbst von sich - ziemlich belanglos verläuft, verlaufen auch manche Filmpassagen dementsprechend. Aber: Rückblickend beschönigen wir die 80er ebenso wie Adventureland, wären trotz all der Adoleszenz-Schwierigkeiten gerne noch einmal mit Jesse Eisenberg und Kristen Stewart in ihrem Alter. Entweder man mag Adventureland, weil man sich eben in diesem Alter befindet, oder weil man 1987 etwa so alt war. Sollte man in den 70ern oder früher erwachsen geworden sein, wird man beim Anschauen bestimmt nicht allzu viele begeisterungsfähige Momente für sich entdecken.

Der Oberloser Joel (Martin Starr) fragt im letzten Drittel des Films seine Angebetete: "Hey, soll'n wir uns vielleicht irgendwann mal 'nen beschissenen Film ansehen, also zusammen mein' ich?" Adventureland fällt definitiv nicht in diese Kategorie, jedoch verbreitet er keine spontane Heiterkeit wie Mottolas früherer 'Superbad'. Er ist einfach, was er ist: eine sympathische Hommage an die Jugend und das Jahrzehnt. "Komm mit..."

ungeprüfte Kritik

Tannöd

Deutscher Film, Krimi

Tannöd

Deutscher Film, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2010
Sechs Menschen wurden ermordet, bis heute ist der Mörder nicht gefunden. Wenige deutsche Kriminalfälle haben die Gemüter so nachhaltig bewegt wie der mysteriöse Mord an einer Familie auf einem niederbayerischen Einödhof. Es ereignete sich in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 in Hinterkaifeck, da wurde die Familie Gruber mitsamt Kind und der eben erst eingestellten Magd brutal erschlagen. Der Hof, auf dem sich die Greueltat abspielte, wurde ein Jahr später von Angehörigen der Opfer abgerissen. Die Gerüchte und Nachforschungen reißen dagegen bis heute nicht ab. Zwei Literaturveröffentlichungen, ein Sachbuch und ein Roman, sowie zwei Spielfilme sind erschienen, mit denen Sie womöglich auch tief in den 'Hinterkaifeck' Mythos hineingezogen werden könnten.

HINTER KAIFECK, so nennt Regisseurin Esther Gronenborn (geboren 1966 in Oldenburg) im Jahre 2009 ihre Spielfilm-Interpretation des Mordfalls. Die DVD und Blu-ray im Verleih, hält im Bonusmaterial ein 10-minütiges Interview mit Peter Leuschner bereit. Er ist Journalist und Buchautor und berichtet, er habe sich 1977 als erster Forscher mit den bis dahin geheim gehaltenen Akten der bayerischen Staatsanwaltschaft befassen dürfen. An einer kleinen Gedenkstätte am Wegesrand, neben dem Acker, auf dem der Hof einst gestanden haben soll, berichtet er von Aktenergebnissen, die er nach Monaten und Jahren zusammengetragen hätte. Und er stellt Fragen: Die Leichen seien erst vier Tage nach der Mordnacht gefunden worden, warum? Bundesweit kamen unzählige Hinweise auf der Bevölkerung, das direkte Umfeld der Opfer wurde jedoch nie gründlich befragt, warum?

Dass der Mörder nie gefunden wurde, bietet noch heute Anlass zu düsteren Spekulationen, die von Autorin Andrea Maria Schenkel in ihrem Debüt "Tannöd" verarbeitet wurden. Ihr Roman wurde ein Bestseller, gewann den Deutschen Krimipreis 2007. Regisseurin Bettina Oberli, die mit DIE HERBSTZEITLOSEN 2006 in ihrer Sparte ebenfalls einen großen Erfolg feierte, widmet sich auf filmischem Weg den bigotten gesellschaftlichen Strukturen und beweist mit TANNÖD (Deutschland/Schweiz 2009) einmal mehr ihr Talent für atmosphärisch dichtes Erzählen. Wirklich sehenswert wird Oberlis Inszenierung dank ihrer wunderbaren Darstellerinnen Julia Jentsch (als Kathrin), Brigitte Hobmeier (als Barbara) und Monica Bleibtreu (Traudl Krieger). Leider konnte Monica Bleibtreu, die am 14. Mai 2009 in Hamburg verstarb, ihre letzten Kinoauftritte in TANNÖD (Kinostart am 19. November 2009) und in Fatih Akins SOUL KITCHEN (Start am 25. Dezember 2009) nicht mehr miterleben. Sie können die Ausnahmedarstellerin nun in TANNÖD - wahlweise auf DVD oder Blu-ray - im Verleih erleben.

ungeprüfte Kritik

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.06.2010
Positiv fällt gleich auf, dass die Verpackung das verspricht, was man bekommt: kein Firlefanz. Nicht im Februar 2010 auf dem Kinoposter, das die drei Hauptpersonen in einer sterilen Flughafenhalle zeigte. Auch kein unnötiges Drumherum zum Verleihstart am 4. Juni 2010 auf dem Coverdesign der DVD und Blu-ray. Das Cover zeigt ein Szenenbild vor einem neutralen, mehr türkis- als himmelblauem Hintergrund.

Sogar beim Abspielen erwartet Sie ein geradezu nihilistisches Auswahlmenü: Erst fügt sich das verantwortliche Studio 'Paramount' mit seinem Gipfel-Logo hoch oben über den Wolken in diese Illustration ein, dann folgen Wolkenformationen und Luftbilder, die sich im Filmvorspann wiederfinden. 'Shadowplay' heißt die Firma, die von Regisseur Jason Reitman mit der Gestaltung dieser Landschaften und Städte aus der Vogelperspektive beauftragt wurde. Sogar ein Bonusbeitrag auf der DVD widmet sich jenem Kreativteam. Wir erwähnen das vorab, weil die dort angestellte Designerin Jenny Lee uns zu den vorherigen Spielfilmen von Reitman führt: zum animierten, mit Gitarrenklängen unterlegten Gang des Mädchens JUNO (2007) im Vorspann des gleichnamigen Überraschungserfolgs. Und auch zu der durchgestylten Einleitungssequenz von THANK YOU FOR SMOKING (2005). Der anhaltende Erfolg des Regisseurs sichert den Arbeitsplatz der Designerin Lee. Um das Gegenteil, um das Auflösen wegrationalisierter Arbeitsplätze, kümmert sich Ryan Bingham. Er ist der Überbringer von schlechten Nachrichten.

Produziert wurde der Oscar®-nominierte Film UP IN THE AIR (2009) von Vater und Sohn, von Drehbuchautor/Filmemacher Jason Reitman und dem GHOSTBUSTER-Kultregisseur Ivan Reitman. Nur nominiert? Tatsächlich, ihr Film wurde zwar in sage und schreibe sechs Kategorien für den 'Academy Award' vorgeschlagen - bester Film, beste Regie, beste Drehbuchadaption, bester Hauptdarsteller (George Clooney) und zweimal für die beste Nebendarstellerin (Vera Farmiga und Anna Kendrick) - musste sich bei der Vergabe der begehrten Auszeichnungen jedoch gegen Gewinner wie THE HURT LOCKER - TÖDLICHES KOMMANDO (2008) geschlagen geben. Das tat dem Erfolg des mit 25 Millionen Dollar budgetierten UP IN THE AIR (2009) aber keinen Abbruch. Er spielte allein an den US-Kinokassen rund 85 Millionen ein. Obendrein ist er auf seine ganz eigene Art und Weise "ausgezeichnete" Unterhaltung.

Die erste Filmeinstellung: Ein Opfer der Stellenkürzungen, dann noch ein Gefeuerter in Nahaufnahme an einem Schreibtisch, noch eine plötzlich mit Arbeitslosigkeit Konfrontierte. Reale oder fiktive Betroffene? Spätestens der letzte in der Reihe der getroffenen Gesichtsausdrücke ist ein vertrauter Schauspieler: Zach Galifianakis, der Vollbart-Loser aus HANGOVER (2009). Die anschließenden Szenen wecken Erinnerungen an einen weiteren Filmtitel: David Finchers FIGHT CLUB (1999). Ein Alleinreisender, ein Bekehrer namens Tyler Durden (Brad Pitt), der die Verabschiedung von materiellen Dingen predigt, um den Wert des Lebens erst richtig schätzen zu lernen. Eine ähnliche Auffassung vertritt Rayn Bingham in UP IN THE AIR (2009), wenn er auf Seminaren einen Teilzeit-Motivationsdozenten gibt.

Pack deine kleinen Besitztümer in einen Rucksack, dann die großen Dinge, und du merkst, wie sehr sie dich belasten und am Vorankommen hindern. Der kanadische Regisseur Reitman, Jahrgang 1977, hat diese Moral beherzigt, hat seine Verfilmung UP IN THE AIR von der Komplexität der Buchvorlage befreit, die 2001 von dem amerikanischen Autoren und Karrierecoach Walter Kirn veröffentlicht wurde. Stattdessen hat sich Reitman sehr ernsten und in der heutigen Zeit allgegenwärtigen Themen gewidmet, dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes und der Vereinsamung der heiratsunwilligen Generation. Seine Herangehensweise hat Erfolg, weil sie zu einem von Arthur Schnitzler überlieferten Zitat passt: "Lebensklugheit bedeutet, alle Dinge möglichst wichtig, aber keines völlig ernst zu nehmen." Von seinem Arbeitsplatz aus - der durch die vergebenen 4 von 5 Bewertungssternen hoffentlich nicht die Berufsgruppe des Ryan Bingham auf den Plan ruft- die Empfehlung: UP IN THE AIR - ab in die Wunschliste.

ungeprüfte Kritik

Unbekannter Anrufer

Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.05.2010
Horrorfilme sind wieder in. Manchmal müssen dann halt auch mal Klassiker wie „When a Stranger Calls“ von 1979 herhalten.

Das Remake ist im Großen und Ganzen sicher gelungen, dennoch muss man einen klaren Punktabzug für die Logikfehler geben.

Der Film ist klassischer Psycho-Horror im Stile an bereits vorhandene Klassiker.

ungeprüfte Kritik

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.04.2010
Komplex, packend und verstörend. Ein atemberaubender Albtraum und ein fesselndes Neo-noir-Epos basierend auf David Peace Bestsellern über den Yorkshire Ripper. Das können Sie lesen, wenn Sie die Rückseite des DVD-Covers der RED RIDING TRILOGY (Großbritannien 2009) betrachten. Wie ein Buchbucheinband wirkt die Verpackung dieser Veröffentlichung von 'Kinowelt', die drei DVDs beinhaltet. Drei Filme, die nach den Jahren benannt sind, in denen sie spielen: 1974, 1980, 1983.

Die Schlichtheit der Jahreszahlentitel wird im DVD-Menü fortgesetzt: Sprachen deutsch/englisch (beide im 5.1 Tonformat), Untertitel an/aus. Los geht’s. "In the year of our lord: 1974". Auf nach Morley, eine Kleinstadt in Yorkshire, die durch eine Reihe von Mädchenmorden in Aufregung versetzte wird. Die Ermittlungen führen den jungen Journalisten Eddie Dunford (Andrew Garfield) in eine Schattenwelt skrupelloser und übermächtiger Machenschaften. Begeben Sie sich mit Disc 1 in Teil 1 der Filmtrilogie, die jeweils 102, 93 und 100 Minuten lang in die düstere Vergangenheit der britischen Kriminalgeschichte entführt.

Die Buchvorlage stammt vom 1967 in West Yorkshire geborenen Schriftsteller David Peace, der nach einem technischen Studium in Manchester als Englischlehrer in Israel tätig war, Mitte der 90er in Tokio wohnte und schließlich mit seiner japanischen Ehefrau und zwei Söhnen in seine Heimat zurückkehrte. Dort spielen seine Romane, die von 1999 bis 2002 in einjährigem Abstand erschienen. Vier Jahre lang? Tatsächlich: Peace schriebt ein 'Red Riding Quartett', das auch in Deutschland in vier Bänden (übersetzt von Peter Torberg) erschien. Das Jahr 1970 wurde nicht zu einem Filmtitel, wurde aber wie die anderen Jahre zu einem wichtigen Angelpunkt in der Geschichte.

Tony Grisoni übernahm die Adaption und fasst die Geschehnisse in drei Drehbücher zusammen. "Ich vertraute den Büchern, selbst wenn mir etwas sinnlos erschien." Diese Haltung wird womöglich auch Ihnen als Zuschauer abverlangt, wenn Sie sich den einerseits pessimistischen Machenschaften und den andererseits fast poetischen Detailaufnahmen der Charaktere gegenübersehen. Dem besonderes Feingefühl, das Peace dabei besessen habe, in die Psycho seiner Romanfiguren einzutauchen, wollte auch Grisoni in seine Filmvorlagen hinüberretten. Gleichzeitig sollte die Erzählstruktur erhalten bleiben, die Fiktionales mit Fakten des 'Yorkshire Ripper' Falls anreichert. Glücklicherweise hat Tony Grisoni dabei nicht ganz so viel Fantasie walten lassen, wie er bei der Mitarbeit an den Skripten zu Terry Gilliams Filmen FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (1998) und TIDELAND (2005) zu Tage förderte.

Zu Tage förderten die Regisseure Julian Jarrold ('1974'), James Marsh ('1980') und Anand Tucker ('1983') drei Investigationskrimis, wie sie im Buche stehen (wie sie in vier Büchern stehen). Dass man von den 'Red Riding' Filmen mitgerissen wird, wollen wir Ihnen allerdings nicht zu vollmundig berichten. Zumal es ein etwas optimistisches Unterfangen war, sich an einem Abend gleich auf alle drei Filmteile einzulassen. Von Vorteil ist natürlich, dass Sie hier gleich die gesamte Trilogie im Verleih sehen - im Gegensatz zu den thematisch durchaus vergleichbaren Verfilmungen der 'Millennium-Trilogie' von Stieg Larsson (VERBLENDUNG seit dem 5. Februar bei Video Buster, VERDAMMNIS zum 4. Juni und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010).

Um in der 'Red Riding' Trilogie zur Lösung der Fälle zu kommen, müssen die ständig von Polizei, Politik und Grundstückspekulanten bedrohten Protagonisten ganz schön ausgeschlafen sein, so wie die Entleiher der Filme. Sollten Sie von diesen Zeilen, den Szenenbildern und Trailern auf der Video Buster Filmseite auf den Geschmack gekommen sein, würden wir Ihnen eine schrittweise Reise in die Grafschaft Yorkshire empfehlen - allerdings auf jeden Fall chronologisch. Andrew Eaton, der ausführende Produzent bringt es in zweiten von drei Making-Ofs auf den Punkt: "Ich mag die Vorstellung, Filme zu drehen, die keine unglaubwürdigen Gangsterstreifen oder kitschige Liebeskomödien sind. Wirklich bedeutende englische Filme handeln vom Aufwachsen in Großbritannien. Diese Filme zeigen Wirkung. Sie haben Ecken und Kanten und sind bissig. Solche Filme machen mich glücklich." Das Publikum auch, Mr. Eaton.

ungeprüfte Kritik

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.04.2010
Alter Schwede. Harter Tobak. Dies ist keine Empfehlung und auch keine Filmkritik. Die folgenden Zeilen bringen Ihnen die 'Millennium Trilogie' ein wenig näher, verraten Ihnen einige Zusammenhänge über die Bücher und Filme, den Autor und die Darsteller. Warum nach einem atmosphärisch-spannenden Filmabend keine Empfehlung ausgesprochen wird und warum es im Grunde gar keine Trilogie ist.

Stieg Larsson ist der geistige Vater der Millennium Trilogie. Ein Schriftsteller, der bei vielen schon ein so geläufiger Begriff geworden ist, wie sein schwedischer Landsmann Henning Mankell. Im Gegensatz zu Mankells Bestellern begibt sich bei Larsson nicht Kurt Wallander, sondern der Journalist Mikael Blomkvist auf Spurensuche. Diese Suche führt Leser und Zuschauer gleichermaßen in wahrhaft finstere Abgründe der menschlichen Seele. Sie wurden gewarnt! Im Gegensatz zu einem Pärchen, das sich gemütlich einen Krimi anschauen wollten und den Schreiber dieser Worte spontan um Rat baten. Greift zu VERBLENDUNG (Schweden/Dänemark/Deutschland 2009), eine nicht nur in Hinblick auf Einspielergebnisse unheimlich erfolgreiche DVD und Blu-ray Neuerscheinung. Mit 4,2 von möglichen 5 Bewertungssternen wurde dieser Film obendrein nach zahlreichen abgegebenen Kundenmeinungen bei Video Buster besonders positiv bewertet. Die Resonanz nach dem besagten kuscheligen Pärchenabend? Oje, was war das für eine erschreckende Geschichte! Vergewaltigung, Leichen, Hoffnungslosigkeit. Diesen Film kann man doch nicht empfehlen...

Oder doch? Obwohl der Schock einiger Filmbilder tief bewegt und sich manche Momente wahrlich ins Gedächtnis brennen, sind die 147 Filmminuten nicht nur durchweg spannend wie ein ordentlich gestrickter Krimi, sie sind vor allem aufrüttelnd. "Ich brauche solche Bilder nicht in meinem Leben!", bekamen wir einmal zum Thema 'Horrorfilm' von einer Frau zu hören. Das ist eine Entscheidung, die jeder von uns im Leben treffen kann, auch wenn die Medienlandschaft uns mit manchen Grausamkeiten unfreiwillig und unvorbereitet konfrontiert. Nicht so in diesem Fall, denn diese ist wie gesagt keine Empfehlung zu einem sehr empfehlenswerten Film.

Überspringen Sie diesen Absatz, wenn Sie lieber gar nichts zur Handlung erfahren wollen. Auf welche Geschichte Sie sich einstellen können: Ein Journalist, Mikael Blomkvist (Schauspieler Michael Nyqvist) wurde bei den Recherchen um den womöglich illegal agierenden Unternehmer Wennerström gelinkt, wird zu einer Haftstrafe verurteilt und legt die Arbeit an seiner Enthüllungszeitschrift 'Millennium' nieder. Doch ein neuer Auftrag tut sich auf. Der wohlhabende Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) möchte ihn engagieren, den seit Jahrzehnten ungeklärten Fall um das Verwinden seiner Nichte Harriet aus einer unvoreingenommenen, journalistischen Sicht noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Unverhoffte Hilfe bekommt Blomkvist von einer Hackerin namens Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die ihn beim Lösen einer Zahlenfolge in Harriets Tagebuchaufzeichnungen auf eine richtungsweisende Fährte bringt.

Klingt wie ein "sehr gut gemachter Tatort", meinen Sie? So schreibt es jemand nach dem Entleihen in den Video Buster Kritiken. Doch da gibt es auch andere Stimmen, die sich beschweren, dass "viele Szenen viel zu brutal" seien, die es unbegreiflich finden, "dass der Film ab 16 freigegeben ist". In einer weiteren Besprechung ist zu lesen: "FSK 16 aber für meinen Geschmack viel zu brutal(Kopfkino)!!" Doch schon im anschließenden Satz heißt es: "Trotzdem uneingeschränkt zu empfehlen." Zur Verteidigung sollte erwähnt sein, dass DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER anno 1991 ebenfalls mit einer FSK-16-Altersfreigabe bedacht wurde und ohnehin in Hinsicht auf Thematik und Filmqualität ganz gut in diese Diskussion passt. Brutal und brutal gut? Diese Quintessenz könnte man der europäischen Produktion VERBLENDUNG geben, die u.a. vom schwedischen Studio 'Yellow Bird Films', dem dänischen 'Nordisk Film' und vom deutschen Geldgeber 'ZDF Enterprises' finanziert wurde.

Auf die Interviewfrage, ob Hauptdarsteller Michael Nyqvist schon vor dem Filmprojekt von dem Autoren Larsson gehört habe, erzählt er vom enormen Bucherfolg in Skandinavien, von der journalistischen Tätigkeit Larssons mit seinen 'Expo' Zeitungen, die der Redaktionstätigkeit des im Film vorkommenden 'Millennium' Blattes ganz ähnlich wären. Zwei Minuten lang hätte er den Schriftsteller sogar persönlich vor dessen Tod getroffen. Vor dessen Tod? Richtig, leider erlitt Stieg Larsson 2004 in Stockholm einen tödlichen Herzinfarkt. Larsson, der am 15. August 1954 in einer kleinen schwedischen Gemeinde geboren wurde, war gerade einmal 50 Jahre auf der Welt. Und was er in diesen Jahrzehnten erlebte, schlägt sich mit voller Wucht in seinen Werken nieder. Das Dorf in Nordschweden, in dem er bei seinen Großeltern aufwuchs, kommt in VERBLENDUNG vor. Dazu berichtet eine Biografie davon, wie der 14-jährige Larsson tatenlos mit ansehen musste, wie seine Freunde ein Mädchen vergewaltigen. Seit diesem Erlebnis hat er sein Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit gewidmet.

Biografische Puzzlestücke fügen sich in seinen Romanen und den entsprechenden Verfilmungen zusammen und zeigen uns einen alptraumhaften Blick in die Keller der Gesellschaft. Sein erster Trilogie-Roman trägt im Original den Titel 'Män som hatar kvinnor' (übersetzt 'Männer, die Frauen hassen' = 'Verblendung'), der zweite 'Flickan som lekte med elden' ('Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte' = 'Verdammnis') und der abschließende 'Luftslottet som sprängdes' ('Das Luftschloss, das gesprengt wurde' = 'Vergebung'). Doch verbirgt sich hinter der 'Millennium' Hinterlassenschaft womöglich noch mehr? Spekulationen über zehn (!) skizzierte Bände kursieren, der fünfte sei vor Larssons Tod beinahe beendet worden! Vater und Bruder seien die Rechteinhaber und die Lebensgefährtin besäße einen Laptop, auf dem das Manuskript gespeichert sei. Stoff, der wie bei der Familie Vanger im Buch/Film so manche Geschichte zu Tage fördern könnte. Was, wenn sich die Hackerin Lisbeth Zugang zu diesem Laptop verschaffen könnte? Da verschwimmen Realität und Fiktion...

Drei Dinge würde Larsson präsentieren, so der Schauspieler Nyqvist, mit denen man die gesellschaftlichen Missstände aufdecken könnte: ein Stift, ein Handy und ein Computer. Das könnte in jedem von uns die Hoffnung und den Mut bestärken, selbst tätig zu werden, um mit diesen Hilfsmitteln womöglich auch etwas zu verändern. Die Figur des Journalisten Blomkvist wäre dafür die beste Vorlage: Er benutzt keine Waffen, fährt keine schnellen Autos, er setzt seinen Verstand ein. Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Eine entscheidende Unterstützung erhält Blomkvist jedoch: Lisbeth Salander. Im Film von 2009 wird Lisbeth von Noomi Rapace dargestellt. Die Tochter einer Schwedin und eines Flamenco-Tänzers ist Theaterschauspielerin, bekam für ihre vorangegangene Filmrolle in 'Daisy Diamond' (2007) mehrere Auszeichnungen und ist in der Millennium Trilogie einfach sehenswert. Dabei waren die Erwartungen an sie so hoch, erzählt Noomi Rapace im Interview, dass sie die äußeren Einflüsse in der Vorbereitungsphase auf Lisbeth Salander komplett ausblenden musste und einen eigenen Weg zur Figur fand. Das Ergebnis: Mit ihrer Interpretation wurde sie für den Europäischen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin nominiert.

Sollten Sie sich entschließen, die DVD oder Blu-ray von VERBLENDUNG auszuleihen, sehen Sie sich unbedingt das Bonusmaterial an, denn dort können sie die Schauspielerin in ihrem privaten Aussehen erleben, das überraschend anders ist. Auch wenn wir Ihnen die erste Verfilmung der Trilogie aus den genannten Gründen nicht uneingeschränkt empfehlen - das Filmpaar Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander alias Michael Nyqvist und Noomi Rapace ist wirklich großartig. Einen zeitlichen Fahrplan der Millennium Trilogie geben wir Ihnen auch noch an die Hand: Die Romane wurden posthum 2005, 2006 und 2007 veröffentlicht und sind in Deutschland bereits gebunden, als Taschenbuch und als Hörbuch erschienen. Die Filme kommen auf DVD und Blu-ray in den Verleih, und zwar nach VERBLENDUNG (seit dem 05.02.10 bei Video Buster) zunächst VERDAMMNIS zum 04.06.10 und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010 voraussichtlich Ende 2010.

Jetzt ist es an Ihnen, zu entscheiden, ob Sie in die Tiefen der Trilogie einsteigen wollen und wenn ja, in welcher Form. Sind die Verfilmungen mit je gut 2 Stunden Spielzeit in unserer hektischen Gegenwart eine gern gesehene Zeitersparnis gegenüber den 700, 800, 900 Seiten starken drei Lesestoffen - oder nur Zeitverschwendung? Wie bei allen Literaturverfilmungen geben die Bewegtbilder natürlich nur die Kernstücke der Erzählungen wieder. Der erste Film der Reihe würde im Vergleich zum Buch wie ein zehnmal aufgebrühter Teebeutel wirken, resümierte einer unserer Kollegen. Im direkten Vergleich würden Sie ihm womöglich zustimmen? Als Spielfilm für sich genommen, schmeckt VERBLENDUNG allerdings wie ein starker schwarzer Tee, der von Liebhabern dieser 'Sorte' gespannt genossen werden kann. Wohl bekomm's!

ungeprüfte Kritik

(500) Days of Summer

Es ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Liebe.
Lovestory, Komödie, Drama

(500) Days of Summer

Es ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Liebe.
Lovestory, Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.03.2010
Verkorkst. Das sind ihre Rollen. Und wir liefern sie Ihnen in drei Schwierigkeitsgraden: Zooey Deschanel. In drei Rollen ist die 1980 geborene Schauspielerin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Bei einer einfacheren Suche, nach einem geeigneten Film, können wir Ihnen vielleicht ein wenig behilflich sein.

"Dies ist eine Geschichte über einen Jungen und ein Mädchen. Aber ich möchte gleich am Anfang betonen, dass das keine Liebesgeschichte ist." So beginnt (500) DAYS OF SUMMER (USA 2009) und die Erzählerstimme aus dem Off hört sich an, als wären wir in einem Märchen gelandet. Das einzige, was die nachfolgende Geschichte allerdings mit einem Märchen gemein hat, ist der nicht gerade zimperliche Umgang mit seinen Figuren. Der Junge, Tom (Joseph Gordon-Levitt), ist als ehemaliger Architekturstudent unglücklich in seinem Autorenjob einer Grußkarten-Schmiede. Das Mädchen, die im Filmtitel erwähnte Summer (Zooey Deschanel), zieht für eine Anstellung in eben diesem Büro von Michigan nach Los Angeles. Sie scheint weniger unglücklich, zu Toms Enttäuschung allerdings unnahbar. Und da er sich einredet, nur glücklich sein zu können, wenn er das Mädchen seiner Träume bekommt, ist er wieder unglücklich. Wie Tom zu dieser Lebenseinstellung kam, wird prompt erklärt: "Dieser Glaube entsprang einem frühen Hang zu trauriger britischer Popmusik und einer völligen Fehlinterpretation des Films DIE REIFEPRÜFUNG."

"(1)". So fängt der erste Tag der (500) DAYS OF SUMMER an und alle Tage, so wie dieser 8. Januar und der nächste Tag (2) und der übernächste (3), werden die Tage wie Kapitel eingeteilt, ohne sich allerdings an eine Chronologie zu halten. Klingt ebenfalls etwas verkorkst, ist aber beim Ansehen erfrischend originell. Mit der Zeit werden Sie als Zuschauer sicherlich auch ohne diese Nummerierung schon deuten können, in welches Beziehungsstadium der Regisseur Marc Webb seine zwei Figuren Tom & Summer schickt. (Zum Glück fällt das Beziffern der Beziehung im 'wahren Leben' nicht ganz so leicht.)

Voller Anspielungen und Zitate werden uns die (500) Tage erzählt, mit Verweisen auf Kinoklassiker, auf die Kunst- und Musikgeschichte. Ganz so, als hätte Marc Webb die im Grunde banale Kennenlern-Phase und anschließende Zweisamkeit mit den schönsten Fundstücken aus seinem jahrelang geführten Notizbuch geschmückt. Der Soundtrack ist mit Regina Spektor, The Smiths, Carla Bruni und vielen anderen Musikgenüssen in einer Mischung aus Wohlfühlliedern und Selbstmitleid-Songs prall gefüllt. Kurze Schwarz-Weiß-Nachinszenierungen von lang zurückliegenden Filmwerken à la Ingmar Bergman mischen sich unter die geradlinige Liebesgeschichte - die eben wie zitiert gar keine Liebesgeschichte sein will und die sich auch gegen eine geradlinige Erzählstruktur sträubt.

Eine schöne Nicht-Liebesgeschichte für Twens und Thirtysomethings. Ein Film für diejenigen, die sich einreden, man könne allein doch glücklicher sein als zu zweit… oder doch nicht? Für diejenigen, die beim Wort 'Ehe' bereits an die Scheidung denken. Manchen Entleihern dieses Films könnte aufstoßen, dass der Protagonist Tom sich streckenweise in seinem trauernden Sinnieren über das Leben selbst gefällt. Währenddessen wird Summer nicht müde zu betonen, dass sie 'nichts Festes' will, im Grunde aber genau danach auf der Suche ist.

Über die vielbeschworene 'Chemie' zwischen zwei Darstellern schreiben wir Ihnen an dieser Stelle nicht, aber das ständige Pendeln zwischen Anziehung und Abwehr ist im Zusammenspiel von Deschanel und Gordon-Levitt schon genial in Szene gesetzt. Alles ist ambivalent: Der Gang zu IKEA der Anfang eines wundervollen, beständigen Liebesnestes? Oder der Anfang vom Ende? Ein Liebessong von Patrick Swayze im Ohr, wenn man verliebt an 'sie' denkt, wird später zu einem nervigen Ohrwurm, den man doch eigentlich nicht mehr hören kann.

Ein echtes Highlight bei (500) DAYS OF SUMMER ist die selten gelingende, hier sehr schöne deutsche Synchronisation. Es werden sogar ganz am Ende des Abspanns endlich einmal wieder die Sprecher namentlich genannt. Dazu unsere Lieblingsszene, in der rechts und links eine parallele Bildgegenüberstellung gezeigt wird, zwischen 'Expectations/Reality', zwischen erwartetem und tatsächlichem Hergang einer gesellschaftlichen Abendveranstaltung. Allein dafür würden wir den Film gerne gleich noch einmal anschauen. Die auf CD veröffentlichte Filmmusik werden wir uns persönlich aber nicht mehr anhören, weil sie für sich genommen viel sentimentaler und nachdenklicher macht, als der Film selbst. Eine kleinere Warnung vor dem Soundtrack, eine größere Empfehlung für die DVD.

Wir müssen noch unser Versprechen aus dem ersten Absatz einlösen. Zooey Deschanel - Schwierigkeitsgrad 1: DER JA-JAGER (2008) an der Seite von Jim Carrey. Amüsant, nett und ein bisschen verkorkst. Deschanel - Level 2: (500) DAYS OF SUMMER neben Joseph Gordon-Levitt (der 2005 in BRICK übrigens eine noch beachtlichere Darstellung zeigte). Deschanel - Schwierigkeitsgrad 3: WINTER PASSING (2005) mit Ed Harris. Deschanel reist als Theaterbeschäftigte Reese Holden zu ihrem Vater und ehemaligen Schriftstellergenie nach Michigan, dem Ort, aus dem sie in (500) DAYS OF SUMMER stammt. Keine Vorgeschichte des vorliegenden Films, sondern wahrlich winterlich deprimierend. Dagegen ist '(500) Days' eine sommerliche Komödie.

Und (3) Zitate möchten wir Ihnen noch an die Hand geben. (1) Eine Verwandte fragte den Schreiber dieser Zeilen nach einem Filmabend mit WINTER PASSING: "Laufen solche Filme im Kino?" Deuten Sie diese Frage, wie Sie möchten. Ziemlich ambivalent. (2) In den (500) DAYS OF SUMMER wird Henry Miller erwähnt: "Das beste Mittel, über ein Frau hinwegzukommen, ist, über sie zu schreiben." Vielleicht hilft Ihnen das nach dem Ausleihen dieses Films? Schreiben Sie eine eigene Kritik! (3) Das letzte Zitat gebührt Summer Finn / Zooey Deschanel, das in einem Filmladen nach Summers Verschwinden hinter einem Vorhang der Erotikabteilung zu hören ist: "Der sieht gut aus. Der hat gute Kritiken!" (dito)

ungeprüfte Kritik

Taking Woodstock

Die Legende begann auf einer Kuhwiese.
Komödie, Musik

Taking Woodstock

Die Legende begann auf einer Kuhwiese.
Komödie, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 05.03.2010
Der fremde Blick: Der taiwanesische Regisseur Ang Lee bringt uns einen kleinen, aber bedeutenden Ausschnitt der US-amerikanischen Kulturgeschichte näher. Der aus einer Geburtsstätte der Flower Power Bewegung, aus San Francisco stammende Clint Eastwood präsentiert uns dagegen die Schlacht um Iwojima aus japanischer Sicht (LETTERS FROM IWO JIMA, 2006). Nur zwei Beispiele treten den Beweis an, dass die interkulturelle Sichtweise oftmals einen bislang unentdeckten, lohnenswerten Blick auf die Dinge geben kann. Verkehrte Weltsicht? Im Gegenteil. TAKING WOODSTOCK (USA 2009) die verkehrte Filmwahl? Auch nicht.

Das verantwortliche Studio 'Focus Features' ist uns als Retter von abseitigen Filmperlen positiv in Erinnerung geblieben, mit DAN - MITTEN IM LEBEN (2007) , mit MILK (2008) oder AWAY WE GO (2009). Wenn Sie allein beim Lesen dieser Titel bereits innerlich abschalten, sollten Sie Ang Lees neues Werk TAKING WOODSTOCK gar nicht erst einschalten. Vor allem dürfen Sie keinen Rockfilm oder eine Festivaldokumentation erwarten. Das zeigt schon der Beginn: Flower ja. Power nein. Geradezu bescheiden wird 'an ANG LEE film' eingeblendet, mit einem beruhigenden Klangteppich unterlegt, auf einer sonnigen Blumenwiese. 'Play at own risk' steht beiläufig auf einem Holzschild des 'El Monaco' Motels, spielen auf eigene Gefahr. Beiläufig ist ein gutes Stichwort, denn das ist die große Stärke des Regisseurs Lee.

Die Ereignisse vor den Tagen des Woodstock-Festivals, das vom 15. bis 17. August 1969 stattfand, werden in wunderschön ausgestatteten Filmbildern der späten 60er Jahre erzählt. Vertikale schwarze Balken trennen manche Szenen, so wie es Michael Wadleigh beim 'echten' legendären Woodstock-Konzertfilm (1970) tat, um einen Moment in zwei, drei, vier Einstellungen parallel festzuhalten. Wir haben die damaligen Ereignisse nicht miterlebt. Nicht einmal am Fernsehgerät, wo in TAKING WOODSTOCK - natürlich beiläufig - die Mondlandung in schwarz-weiß abläuft und zum Glück auf den geflügelten Ausdruck "...aber ein großer Schritt für die Menschheit" verzichtet wird. Keine Plattitüden. Dabei würde der Satz auf den Protagonisten Elliot (Demetri Martin) passen, der in der heimatlichen Kleinstadt gestrandet zu sein scheint, weil er seinen jüdischen Eltern mit dem maroden Motel unter die Arme greifen muss. Als den Veranstaltern des geplanten Musikfestivals kurzfristig die Genehmigung entzogen wird, hat Elliot mit einem kleinen Schritt - einer kleinen örtlichen Genehmigung - einen großen Trumpf in der Hand. Wer hätte zu dem Zeitpunkt ahnen können, wie hoch der Zuspruch auf die Einladung zur Kuhwiese wirklich werden würde?

Den Zuspruch von uns erhält dieser Spielfilm vor allem durch die bemerkenswerten Darsteller: Allen voran das unverbrauchte Spielfilmgesicht des Stand-Up-Comedian Demetri Martin. Großartig ist die britische Schauspielerin Imelda Staunton, die seine Filmmutter spielt und die in Wirklichkeit, in Interviewausschnitten wie ein vollkommen anderer Mensch wirkt. Dazu Liev Schreiber, der als 'Sabertooth' in X-MEN: WOLVERINE 2009 die Muskeln spielen ließ und hier in einer ganz anderen Garderobe auftritt, in Pink, um nicht zu viel zu verraten. Noch mutiger ist die Entscheidung, auf Woodstock-Originalaufnahmen zu verzichten. Keine Bilder aus der Konserve, keine der geläufigen Rocksongs, stattdessen ein eigener Soundtrack von Starkomponist Danny Elfman. Das gibt dem Film eine lebendige Eigenständigkeit.

Wir möchten Ihnen nicht länger in Worten übermitteln, was Ang Lee in Filmbildern vom über vierzig Jahre alten Kult übermittelt hat. Lee war nicht beim Festival dabei, wir nicht bei den Dreharbeiten. Das mitgelieferte Making-Of der DVD bietet uns Zuschauern mit der nacherzählten Handlung nur einen flüchtigen Blick über den Zaun und Ang Lee berichtet in der Zeitschrift 'Videotipp' (02/2010): "Ich war damals erst 14 und lebte in Taiwan. Das Fernsehen sendete einen kurzen Bericht. Ich staunte über so viele langhaarige Menschen." Wenn Sie das Thema des Films anspricht, vertrauen Sie bei dieser DVD-Veröffentlichung auf das Talent des Regisseurs. Ang Lee erzählt Ihnen mit dem anfangs erwähnten 'lohnenswerten Blick' das lange zurückliegende Phänomen gekonnt in eigenen Bildern. Und nebenbei erfährt man, wie man auch eine Ehe über die Zeitspanne von vierzig Jahren hinweg retten kann.

Ein passendes Fazit gibt uns ein Dialog zwischen der Freundin eines Festival-Verantwortlichen und Elliot:"Und wie läuft dein Tag so?" Elliot: "Gut. Na ja, eigentlich nicht… die Familie, du weißt schon. Es ist belanglos verglichen mit dem, was ihr gerade durchmacht." Sie: "Vielleicht ist es das Wichtigste, was gerade im ganzen Universum geschieht. Man weiß es nicht!" Elliot: "Ich glaube belanglos trifft es eher. Aus dieser Perspektive gesehen."

Zum Ende dieser Zeilen bleibt die Frage offen, ob Sie diesen Spielfilm nach dem Ausleihen als belanglos empfinden, oder die rund 120 Minuten Laufzeit als einen schönen Moment im Universum genießen konnten. Revolutionäre Anstöße aus Zeiten der Woodstock-Ära können solche Filme nicht leisten, in denen die schockierende Stumpfsinnigkeit der Kleinstädter à la EASY RIDER (wie das Festival von 1969) nicht mehr zu spüren ist. Den Kontrast zeigt eine Dokumentation wie HEAVY METAL VILLAGE (Deutschland 2006) plakativer. Doch das ist mit Sicherheit auch gar nicht das erklärte Ziel von Ang Lee, schließlich blickt er für uns in TAKING WOODSTOCK bewusst 'nur' über den Gartenzaun des Festivalgeländes. In einem DVD-Bonus nennen Lee und Drehbuchautor James Schamus ihr Ziel: Lebensfreude vermitteln, beflügeln, den Geist des Festivals nicht verlieren. Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal? Kein Problem mit dieser Film-Überraschung. Ang Lee räumt mit dem Mythos 'Woodstock' auf und blickt auf die Geschehnisse am Rande des Festivals. Einen Blick wert!

ungeprüfte Kritik

Die Frau des Zeitreisenden

Nach dem erfolgreichen Bestseller von Audrey Niffenegger.
Lovestory, Fantasy, Drama

Die Frau des Zeitreisenden

Nach dem erfolgreichen Bestseller von Audrey Niffenegger.
Lovestory, Fantasy, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.02.2010
Keine Vorurteile vor dem Starten der DVD. Mit dieser Disc sind wir an Video Buster Kollegen vorbeigelaufen und die verzogen beim Anblick das Gesicht, wie es manche Frauen bei der Begegnung mit achtbeinigen Krabbeltieren tun. Dabei haben die einen den Film bei Veröffentlichung am 05.02.2010 noch gar nicht angesehen und die anderen haben sich nie überwunden, mal eine Spinne auf der Handfläche zu halten. Zugegeben, Spinnen machen es einem nicht leicht, ihnen mit ihrer Gestalt und den flinken Bewegungen innig zu begegnen - und Robert Schwentkes Film von 2009 eröffnet sich mit seinem kitschig-verklärten Poster/Cover/Disc-Motiv nicht umgehend einer männlichen Zielgruppe. Zumal der englische Titel THE TIME TRAVELER'S WIFE wie der deutsche DIE FRAU DES ZEITREISENDEN vorab das Gewicht auf die Frau und nicht den Zeitreisenden legt. Genug Zeit mit Grübeln verbracht, los geht die Reise in 103 Filmminuten. Play.

Der sechsjährige Henry (Alex Ferris) sitzt auf dem Rücksitz, während seine Mutter Annette (Michelle Nolden) fährt. Gemeinsam singen sie 'Es ist ein Ros entsprungen', als wie aus dem Nichts… Gänsehaut stellt sich schon mit der ersten Szene ein und das Interesse ist geweckt, als der Junge plötzlich dem erwachsenen Henry (Eric Bana) gegenübersteht. Doch so wie Zeitreisende ihren Begegnungen nie etwas Zukünftiges berichten dürfen, damit der Lauf der Zeit nicht verändern wird, wollen auch wir Ihnen nichts über die weiteren Geschehnisse erzählen, um den vielleicht von Ihnen geplanten DVD oder Blu-ray Filmabend nicht zu beeinflussen.

Im Leben haben wir eine Wahl: Sollten Sie Angst vor Spinnen haben, müssen Sie keine Konfrontationstherapie eingehen. Wenn Sie Romantik nicht ertragen, leihen Sie diesen Film nicht aus. Denn Sie können bei Nichtgefallen kaum zurück in der Zeit reisen und die zwei verbrachten Stunden im Fernsehzimmer zurückholen. Natürlich sollten Sie der Zeitreise-Idee gegenüber aufgeschlossen sein und sie nicht wissenschaftlich in Frage stellen, denn sie ist hier weniger Science-Fiction, mehr Fantasy. Der Stuttgarter Regisseur Schwentke (siehe TATTOO 2002 und FLIGHTPLAN 2005) und sein Kameramann Florian Ballhaus (Sohn des mehrfach Oscar(c)-nominierten Michael Ballhaus) zeigen in DIE FRAU DES ZEITREISENDEN viel handwerkliche Raffinesse und breiten eine liebevolle Geschichte in prächtigen, warm eingefärbten Bildern aus. Eine Parabel auf glücklich Verliebte, die in ihrer Beziehung das Gefühl haben, sie würden den Partner schon eine Ewigkeit kennen, die ihre Zweisamkeit leben und schätzen sollten, als könne sie morgen schon vorbei sein. Single-Zuschauer dürfen die Hoffnung auf eine solche alles überdauernde 'eine große Liebe' weiter hegen und Paare finden mit diesem Leihtitel ein ideales gemeinsames Programm, das ihnen eine dauerhafte Liebe vorführt, die sie hoffentlich auch erleben werden. Aber das kann schließlich nur eins zeigen: die Zeit.

Männer, die mit Romanzen gar nichts anfangen können, haben die Wahl: Hauptdarsteller Eric Bana wacht auch in einem alternativen, Action-lastigeren Film orientierungslos und unbekleidet an scheinbar fremden Orten auf, als Bruce Banner in Ang Lees HULK (2008). Alle weniger Skeptischen sollten beherzt zugreifen und Eric Bana hier als Henry DeTamble mit Filmfrau Clare Abshire erleben. Clare wird von einer wieder einmal bezaubernden Rachel McAdams dargestellt, die ihre Herzenswärme noch mehr versprüht als in ihrer vorherigen Bestseller-Verfilmung WIE EIN EINZIGER TAG (2004, nach Nicholas Sparks). Gemeinsam zeigen sie als Clare und Henry eine erste erotische Begegnung, die uns mit ihrer Zurückhaltung des Mannes an Edward und Bella aus TWILIGHT (2008) erinnert, während die Begegnung zwischen Alt und Jung anfänglich dem SELTSAMEN FALL DES BENJAMIN BUTTON (2008) ähnelt. Zufall? Benjamin-Button-Darsteller Brad Pitt zeigt sich bei Schwentke als ausführender Produzent verantwortlich. Zufall? Auch jemand aus der Komödien-Zeitreise UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER (1993) taucht erneut auf: in der Rolle eines Forschers der ewige Nebendarsteller Stephen Tobolowsky.

Dass es keine Zufälle im Filmgeschäft gibt, ist wohl ein Vorurteil. Vorurteilsfrei sollten Sie jetzt an DIE FRAU DES ZEITREISENDEN herangehen, denn wer nur ein romantisches Märchen erwartet und es abhakt, verpasst etwas. Die Autorin der Romanvorlage, Audrey Niffenegger (* 1963), ist übrigens wie ihre Hauptfigur Clare künstlerisch tätig, lehrte als Uniprofessorin in Chicago, einem der Schauplätze der Verfilmung. Das Making-Of der DVD berichtet in Interviews, wie Drehbuchschreiber Bruce Joel Rubin den 2003 erschienenen Nr.1-Bestseller und seine stolzen 543 Seiten (deutsche Ausgabe des Fischer-Verlags) in eine Filmstruktur übersetzen konnte und es fertigbringt, dass die Story auch für Filmfans ebenso unberechenbar wie die 'Krankheit' des Zeitreisenden bleibt und die Spielfilmversion statt nur romantisch zu sein, richtig packend ist. So thematisiert der Film letztlich nicht die Möglichkeiten, die man als Zeitreisender bekommt, sondern zeigt uns vor allem noch einmal die Möglichkeiten, die wir alle ohne das Zeitreisen haben. Vorurteilsfrei das Urteil: Ein zeitlos schöner Film.

ungeprüfte Kritik

Beim Leben meiner Schwester

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.02.2010
Wenn nach dem Arbeitstag das Auto eingeschneit ist und ewig freigekämpft werden muss, freut man sich umso mehr auf einen (ent)spannenden Filmabend. Ein Drama über ein an Leukämie erkranktes Mädchen lässt eigene Alltagshürden ganz schnell dahin schmelzen. Kann uns der vorliegende Film unterhalten, soll er nachdenklich machen oder gar betroffen? Ja, all das und auf jeden Zuschauer wird er ein bisschen mehr so oder so wirken - aber er wirkt.

Der Mann hinter der Kamera: Nick Cassavetes, der 1959 in New York geborene Sohne des Regie- und Schauspieler-Paares John Cassavetes und Gena Rowlands. Die Mutter übernahm in Nicks Regiedebüt EIN LICHT IN MEINEM HERZEN (1996) die Hauptrolle. Das Drehbuch für den Nachfolger ALLES AUS LIEBE (1997) schrieb der Vater, der jedoch zuvor 1989 verstarb. Uns hat Nick Cassavetes mit der Romanze WIE EIN EINZIGER TAG (2004) nach der Buchvorlage von Nicholas Sparks positiv überrascht, eine kitschige Liebesgeschichte mit einem schönen Filmpaar (Rachel McAdams und Ryan Gosling) und noch schöneren Filmbildern.

Schöne Bilder eröffnen auch Nick Cassavetes neues Werk BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER, mikroskopische Aufnahmen vom Anbeginn des Lebens, verschwommene Aufzeichnungen aus der Kindheit, die uns wie die anschließende Vorstellung einer glücklichen amerikanischen Familie im Eigenheit zunächst nur als Kulisse einer scheinbar heilen Welt präsentiert wird - denn die Tragödie folgt, soviel sei verraten.

Der Einstieg voller harmonischer Bilder erinnert uns an Mark Romakes ONE HOUR PHOTO (USA 2002), in dem Robin Williams als Fotoentwickler Sy erzählt: "Meine Kunden denken darüber bestimmt nie nach, aber diese kleinen Schnappschüsse sind wie Bastionen gegen den Lauf der Zeit. Der Auslöser klickt, es blitzt, und sie haben die Zeit angehalten. Wenn auch nur für einen klitzekleinen Augenblick. Und wenn diese Bilder nachfolgenden Generationen irgendetwas mitzuteilen haben, dann das: Ich war hier. Mich hat es gegeben. Ich war jung. Ich war glücklich."

Doch das Glück hält in diesem Fall nicht lang, denn die eine Tochter, Kate (Sofia Vassilieva), ist schwer erkrankt und ihre jüngere Schwester Anna (Abigail Breslin) erkennt, dass sie womöglich bewusst gezeugt wurde, um Kate als genetisch-identische Organspenderin zur Verfügung zu stehen. Unmoralisch? Gesetzeswidrig? Darüber wird die Familie erst am Essenstisch und schließlich vor Gericht streiten. Gut 100 Minuten lang wird man die Gelegenheit bekommen, über diesen Sachverhalt nachzudenken, über Leben, Tod und Familienwerte.

Erstaunlich, dass das Stereotyp des 'Auf-die-Tränendrüse-drückens' zwar gerade in mit Songs untermalten Szenen (wunderbar: am Strand) unweigerlich zum Ziel führt, aber trotzdem nicht einfältig provoziert wird. Ein Balanceakt, der dem Regisseur Cassavetes bei seinem hochdramatischen Thema gelingt, ohne uns beim Zusehen zu manipulieren. Manche Bilder sind für diese Geschichte wirklich ein bisschen zu schön komponiert, dagegen ist der Film bei der Darstellung von Ehestreitigkeiten zwischen Cameron Diaz und Jason Patric oder dem Verlust von Körperfunktionen und dem Austreten von Körperflüssigkeiten so schonungslos - zumindest im Rahmen einer Hollywood-Produktion - dass der Realismus offensichtlich zu einer FSK ab 12 Freigabe führte.

BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER wirkt zunächst wegen der prominenten Besetzung etwas sperrig, erzeugt aber bald und sehr gekonnt eine familiäre Atmosphäre, die zu echter Anteilnahme führt. Der Film stellt eine Frage, eine Entscheidung, der wir alle uns hoffentlich niemals stellen müssen. Er macht Angst vor der Vergänglichkeit und gleichzeitig Lust auf Leben. Wenn das keine Erkenntnis nach einem Spielfilm ist. Gute Schauspieler, eine gute Inszenierung, ein guter Film.

P.S.: Das Schicksal einer Familie nach der einschneidenden Diagnose bei der Mutter wurde in FAMILIENSACHE (1998) mit Meryl Streep und William Hurt erzählt, noch ein wenig unbequemer, schonungsloser, wie wir finden. Einen ganz anderer dramatischer Aspekt thematisiert Michael Moores SICKO (2007): das amerikanische Gesundheitssystem, das bei den genannten Filmen jedoch völlig außen vor gelassen wird.

ungeprüfte Kritik

Schwere Jungs

Ihre Gegner rechneten mit allem - nur nicht mit der Schwerkraft.
Komödie, Deutscher Film

Schwere Jungs

Ihre Gegner rechneten mit allem - nur nicht mit der Schwerkraft.
Komödie, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.01.2010
Schwergewichtige bayerische Sportkomödie: Marcus Rosenmüller, der uns schon mit 'Wer früher stirbt ist länger tot' (2006) richtig gut unterhalten hat zeigt uns hier ein weiteres Mal schrullige Gestalten aus seiner Heimat. An dieser Stelle sei übrigens erwähnt, dass es bei dem vorgenannten Film deutsche Untertitel gibt – es gab ein paar wütende Mails, man würde ja nix verstehen. Die Geschichte spielt diesmal in den 50er Jahren und entwickelt sich rund um die erste Nachkriegs-Olympiateilnahme zweier deutscher Bobmannschaften, die schon als Kinder gegeneinander angetreten sind. Eine davon sind die amtierenden Weltmeister und die andere hat seit 20 Jahren nicht mehr im Bob gesessen. Auch wenn das jetzt ein bisschen nach 'Cool Runnings' auf bayrisch und in dick klingt, der Humor ist ungleich subtiler und die Figuren mit sehr viel mehr Liebe zum Detail gezeichnet.

Besonders angetan hat es uns der fiese und schmierige Widersacher der Helden Dorfler (Nicholas Ofczarek), wobei auch die anderen Darsteller durchweg sehr gut sind. Obwohl natürlich die 'Guten' - wie in jedem ordentlichen Sportfilm - sowohl die Herzen des Publikums als auch die Medaille gewinnen, fehlt das schleimige Pathos mit dem amerikanische Filme dieses Genres zu kämpfen haben. Ein großer Spaß!

ungeprüfte Kritik

In 3 Tagen bist du tot 2

Horror, Thriller

In 3 Tagen bist du tot 2

Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.01.2010
Sieh an, der österreichische Teenie-Slasher wird erwachsen. Es war im Sommer 2006, als eine Serienkillergeschichte des Wieners Andreas Prochaska auf dem Fantasy Filmfest gezeigt wurde. Mit "überzeugendem Lokalkolorit" (Zitat Delphi Filmverleih) sahen die Zuschauer einen Ableger aus amerikanischen Vorbildern wie FREITAG DER 13. (1980) und ICH WEISS, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (1997, eine Clique erlebt einen Autounfall und wird im 'zehn kleine Negerlein' Prinzip von einem Regencape-Träger für vergangene Sünden bestraft). Dazu ein wenig japanische Handy-Mystik à la THE CALL (2003) und grünlich-gefärbte Terrorbilder eines französischen HIGH TENSION (2003). Einen eigenen Charme brachte hingegen die dörfliche Gemeinde Ebensee und die gekonnt gecasteten Schauspielanfänger, allen voran die Debütantin Sabrina Reiter, die sich auf einen Flyer hin bei der Produktion bewarb und schon einige Monate später auf der Berlinale 2007 als europäischer Shooting-Star vorgestellt wurde.

Nach dem 1. Teil hatten wir den Eindruck, dass selbst der europäische Reiz das Slasher-Genre nicht mehr neu beleben kann, es sei denn, es findet selbstironisch wie in Wes Cravens SCREAM (1996) statt. Zumindest ein bisschen blitzte das bei IN 3 TAGEN BIST ZU TOT (2006) durch, wenn eines der Mädels auf eine Tätervermutung hin entgegnet: "Du schaust zu viel Fern." und im Finale einwirft: "Das ist kein depperter Film, das ist echt!" Auch erinnerten wir uns an eine Dokumentation über Filmmonster beim TV-Sender 'Phoenix', in der Altmeister John Carpenter über Ridley Scotts ALIEN (1979) bemerkte: Der wahre Horror entsteht, weil man das Grauen nie ganz zu sehen bekommt, weil man die Bedrohung nicht fassen kann und sich so im Kopf zu einem weitaus größeren Schreckensbild zusammensetzt.

Diese Wirkung erzielt IN 3 TAGEN BIST DU TOT am besten in den Nahaufnahmen der Eingangsszene und später, wenn Dialoge ausgeblendet sind und stattdessen ein atmosphärischer Soundtrack die Bilder überdeckt. Mut zur Lücke. Hauptaugenmerk für uns blieb wie in vielen anderen Serienkiller-Vertretern allerdings nur die Suche nach Motiv und Täter. Seit der Premiere 2006 ist einiges passiert: Der Regisseur Prochaska drehte einen 'Tatort' und eine 'Zodiak' Mini-Serie, die Hauptdarstellerin Reiter bekam mit ihrem Kollegen Laurence Rupp (Filmfigur 'Martin') einen Sohn. Andreas Prochaskas sagte im Making-Of, er habe zuerst einen Kinderfilm gedreht und wollte sich jetzt am visuell reizvollen Horrorgenre probieren, einen Film für die Altersgruppe der fast oder gerade eben Volljährigen drehen. Sein Produzent Helmut Grasser geht sogar so weit zu sagen, ihr Ziel war ein Kinofilm für junge Leute! Julia Rosa Stöckl (die 'Mona') meint im Interview, das filmische Resultat sei "extrem auf allen Ebenen". Nun ja, extrem einfallsreich mit Sicherheit nicht. Aber...

Der 2. Teil setzt nicht nur inhaltlich an den Vorgänger an und zeigt Nina anderthalb Jahre nach den traumatischen Erlebnissen, er beseitigt auch alle Schwächen - auf allen Ebenen. Wir kehren mit der Protagonistin zurück nach Ebensee, diesmal in eine unterkühlte Landschaft, die jegliche Geborgenheit der früheren Schulzeit und Freundschaftsbande vermissen lässt. Die erzeugte Stimmung des eisigen Schauplatzes ist dabei ebenso dicht wie das unaufhörliche Schneetreiben. Diese Fortsetzung ist kein Schnee von gestern, sondern tatsächlich ein wenig Neuschnee für das Genre.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Horrorgemeinde, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zeigte sich beschwichtigt und vergab eines 'FSK freigegeben ab 16' Altersfreigabe, die mindestens so überraschend ist wie 2003 beim ebenfalls ungeschnitten veröffentlichten WRONG TURN. Denn Sie dürfen sich auf reichlich Grausamkeiten einstellen, sei es - um nur eine Ahnung des Geschehens zu vermitteln - ein schlagkräftiger Tod wie bei IRREVERSIBEL (2002), eine Tortur wie bei Laurent Lucas in CALVAIRE (2004) oder bei Elisha Cuthbert in CAPTIVITY (2007). 'Keine Jugendfreigabe' entschied man bei solchen Werken, nicht aber bei der DVD-Veröffentlichung von Ninas qualvollem Trip in die Tiroler Bergwelt. Dabei gingen die Österreicher schon im 1. Teil (auch FSK 16) ähnlich zur Sache wie zeitgleiche US-Produktionen (z. B. ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE, 2006, FSK 18) und nähern sich mit dem 2. Teil gar der Härte eines MUTTERTAG (1980) von Charles Kaufman an.

Der Darsteller des Dorfpolizisten, Andreas Kiendl, resümiert im Bonusmaterial: IN 3 TAGEN BIST DU TOT 2 (2008) ist "weniger konstruiert und viel wuchtiger". Da stimmen wir vollkommen zu und freuen uns über einen der seltenen Fälle, in denen eine Fortsetzung "auf allen Ebenen" beeindruckender ist. Eine kleine Einschränkung zum Schluss: In einer unserer früheren Besprechungen zu MIRRORS (2008) kritisierten wir: "Wenn jemand beim Zuklappen des Badezimmerspiegels ins Bild kommt, löst das viel zu oft ein filmisches Déjà-vu aus." Auf diesen billigen Trick kann auch dieser Film nicht verzichten und Hochspannung beim Verstecken unter dem Bett wurde zuvor schon bei Alexandre Ajas HIGH TENSION auf die Spitze getrieben. Doch ganz gleich nun, ob österreichisch, französisch, amerikanisch - ein Film muss für sich funktionieren und die Bilder müssen im Kopf bleiben. Das tun sie in diesem Fall, auch 3 Tage danach noch. Sieh an.

ungeprüfte Kritik

Merry Christmas

In einem unmenschlichen Krieg siegt in einer Nacht die Menschlichkeit.
Kriegsfilm, Drama

Merry Christmas

In einem unmenschlichen Krieg siegt in einer Nacht die Menschlichkeit.
Kriegsfilm, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.12.2009
Die Vorweihnachtszeit 2009 neigt sich dem Ende, die Feiertage nahen. Auch die Verleihveröffentlichung eines neuen Quentin Tarantino Films rückt näher. Mitte Januar erscheint INGLOURIOUS BASTERDS auf DVD und Blu-ray und beschert uns in den Heimkinos einen Film über den 2. Weltkrieg, der bereits im Kino für kontroversen Gesprächsstoff gesorgt hat. Die bei Hildesheim geborene Schauspielerin Diane Krüger spielt dort als Bridget von Hammersmark eine tragende Rolle, ebenso wie Daniel Brühl, der als junger Kriegsheld Frederick Zoller in INGLOURIOUS BASTERDS (USA/Deutschland 2009) gleich zweifach (im Film und im Filmgeschehen) auf der Kinoleinwand erscheint.

Das war jedoch nicht das erste gemeinsame Projekt von Krüger und Brühl, nicht einmal der erste Kriegsfilm, denn schon 2005 trafen sie sich am Set von MERRY CHRISTMAS, einer Kooperation der Produktionsländer Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Rumänien. Welchen besseren Anlass gibt es, um diesen Film des Franzosen Christian Carion erneut ins Rampenlicht - ins festliche Kerzenlicht - zu rücken?

"Ich wollte sie nicht rehabilitieren, aber zumindest von ihnen sprechen." Das sagt Regisseur Carion über die Soldaten, deren Geschichte im Ersten Weltkrieg er erzählt. Der 24. Dezember 1914 sollte der erste Heiligabend sein, den die schottischen, deutschen und französischen Truppen in den Schützengräben zu Kriegszeiten erleben sollten. Nur wenige hundert Meter von einander entfernt kauern sie in ihren Stellungen, in Sichtweite zum Gegner. Und was macht der Feind? Er stimmt mit Dudelsackmusik ein Volkslied an. So greift der Deutsche Nikolaus Sprink (Benno Fürmann) beherzt… nein, nicht sein Gewehr, sondern einen kleinen geschmückten Tannenbaum, tritt aus dem Schutz des Walls heraus und stimmt ein Weihnachtslied an.

Kitschig klingt das, wenn man es hier aufschreibt. Der Film stellt sich jedoch der Herausforderung, die historische Begegnung auf dem Schlachtfeld zu rekonstruieren, obwohl doch die tatsächliche Überlieferung schon so wenig plausibel und Hollywood-reif klingt, dass man vermuten könnte, sie würde in Form eines europäischen Spielfilms mit namhafter Besetzung, noch unglaubwürdiger. Doch das Ausleihen lohnt sich.

Zehn Jahre trug Carion die Drehbuchidee mit sich herum, nachdem er auf Quellen zu dieser Begebenheit gestoßen war. Er musste sich vor diesem Projekt erst einen Ruf erarbeiten, das sagt er im Making-Of, so dreht er zunächst EINE SCHWALBE MACHT DEN SOMMER (2001), ein sonniger Stoff über eine junge Frau, die auf dem Bauernhof eines alten Eigenbrödlers zu sich selbst findet. Alles Zwischenmenschliche stand schon dort im Zentrum und wird 2005 in MERRY CHRISTMAS der Hauptantrieb der Geschichte.

Vielleicht ist das die Hauptursache für den Ärger, den mancher Video Buster Besprechungstexte ausdrückt: "Mir wurde zuviel gesungen…", "nett erzählt, aber zu langatmig…", "mehr Liebesfilm als Kriegsfilm". Sicherlich dürfen Sie hier keine Nähe zu den Kriegsgräueln wie in DER SOLDAT JAMES RYAN (1998) erwarten. Aber auch wie in der mehrteiligen Miniserie BAND OF BROTHERS (2001) sind wir Zuschauer mittendrin in den Schützengräben, hetzen mit der Kamera den Soldaten hinterher. Dabei sind die Lager von vornherein nicht klar verteilt: Wir sind bei zwei schottischen Brüdern, bei einem französischen Sohn, dem deutschen Sänger und Soldaten Sprink. Die auf der DVD einstellbare Originalfassung mit deutschen Untertiteln lässt diesen Wechsel der Fronten noch deutlicher werden. Vom Französischen, ins Englische, zurück ins Deutsche sprechen die zentralen Filmfiguren, die sich schließlich auf dem Schlachtfeld über die Sprachbarriere hinweg verstehen können.

MERRY CHRISTMAS hat eine Aktualität, die nicht durch die stetig wachsende Entfernung zur bald schon ein Jahrhundert zurückliegenden, durch Briefe und Schriften überlieferten Ereignisse verloren geht. Man denke beispielsweise an den im Dezember 2009 ergebnislos zu Ende gegangenen Klimagipfel in Kopenhagen, bei dem wieder einmal klar wurde, wie schwer ein Konsens zwischen den Nationen zu erzielen ist. Die menschlichen Werte, die Christian Carion transportiert, sind es wert, dass sein Film auf im offiziellen Programm der Filmfestspiele in Cannes vorgestellt wurde, dass andere Video Buster Entleiher würdigend davon schreiben, "dass man auch Kriegsfilme einmal anders zeigen kann…", dass er "ein sehenswertes Plädoyer gegen den Krieg" darstellt, der " auf eine ganz andere Art als sonst üblich zeigt, wie sinnlos der Krieg ist".

Dazu können Sie Diane Krüger und Daniel Brühl in ihrem Aufeinandertreffen erleben, das sicher auch Quentin Tarantino beschäftigt hat. Sie können den Franzosen Dany Boon in einer kleineren Rolle als Ponchel erleben, bevor Boon 2008 mit WILLKOMMEN BEI DEN SCH'TIS als Regisseur und Produzent zu internationalem Ruhm und Reichtum kam. Und sie können ganz einfach einen Weihnachtsfilm erleben, der uns eine kleine Episode aus dem Ersten Weltkrieg näher bringt, mit einer schönen (Farb-)Stimmung, ordentlichen Schauspielern und nach 111 Minuten im richtigen Moment den Sprung zum Abspann findet.

ungeprüfte Kritik

Batman - The Dark Knight

Action, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.12.2009
"Why so serious?" Christopher Nolan hat es geschafft: In den Monaten um seinen 37. Geburtstag herum - von April bis November 2007 - hat er einen filmischen Meilenstein erschaffen. Sein bis dato bestes Werk, der beste Batman, die beste Comicverfilmung, der beste Film: Das Lob über seinen THE DARK KNIGHT (USA 2008) scheint keine Grenzen zu kennen. Viel wurde im Vorfeld spekuliert, noch mehr berichtet seit dem weltweiten Kinostart im Sommer 2008. Was mehr bleibt an dieser Stelle mitzuteilen, als sich der Empfehlung anzuschließen? In den Reihen der Video Buster Mitarbeiter und Mitglieder herrscht einhellige Freude über diesen Film, der das schafft, was der 'Joker' ausspricht: "Let's put a smile on that face!"

Unermüdlich wird THE DARK KNIGHT verglichen z.B. mit dem Vorgänger BATMAN BEGINS, mit früheren Versuchen, den maskierten Rächer aus den gedruckten Comics hinein in die laufenden Filmbilder zu transportieren. Ob nun Lewis Wilson in den 40er Jahren, Adam West in den 60ern, Michael Keaton (1989/92), George Clooney (1995), Val Kilmer (1997) oder heute Christian Bale (2005/08): Jede Generation bekommt den Batman, den sie verdient. Was die Brüder Jonathan Nolan und Christopher Nolan vollbracht haben, ist nicht zu kritisieren und ihr Resultat soll nur noch einmal gelobt werden: Die Vielschichtigkeit und Gebrochenheit des Hauptcharakters Bruce Wayne in einer abgeschlossenen Geschichte zu porträtieren, die eine ganz eigene spannende Handlung trägt, viele große und kleine Höhepunkte bietet und absolut kurzweilig ist.

Die Produktionsfirma von DC COMICS hat zwar nicht unbedingt mit der filmischen Wiederaufnahme des Mythos 'Superman' (SUPERMAN RETURNS, 2006), wohl aber mit dem 'Dark Knight' einen Joker gegen seinen direkten Kontrahenten MARVEL (BLADE, X-XEN, SPIDER-MAN, HULK) aus dem Ärmel ziehen können. Die 185 Millionen Dollar Produktionskosten waren gut investiert und bescheren den Beteiligten nicht enden wollende Gewinne. Verdientermaßen, wird da jeder Zuschauer neidlos sagen müssen. Denn hier werden Bilder erschaffen, Stimmungen und Filmfiguren, die mit Geld nicht zu bezahlen sind. Einzeiler, die bereits im allerersten Trailer für Gänsehaut sorgten, gehen in die Filmgeschichte ein, ganz zu schweigen von Heath Ledgers Darstellung des 'Joker'. Filmkritiker verglichen diese Filmfigur zu Recht mit der Erinnerungswürdigkeit eines 'Hannibal Lecter' von Anthony Hopkins. Ledger belebte den Archetyp des Comicbösewichts nicht nur wieder, er machte daraus eine moderne Pop-Ikone, die inzwischen selbst von Prominenten auf T-Shirts durch die Welt getragen wird. Dabei ließ der australische Schauspieler auch hierzulande seit rund zehn Jahren keinen Zweifel an seinem Talent. Jetzt hat er sich - wenn auch leider posthum - ein finales Denkmal gesetzt. Doch wie heißt es in THE DARK KNIGHT: "Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange bis man selbst zum Schurken wird." ("You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain.")

Christopher Nolan gebührt der volle Respekt für all die Hingabe, die schon im Konzept 'Batman' steckt. Bruce Wayne wird im Film von seinem treuen Weggefährten Alfred (Michael Caine) ermahnt, er müsse Ausdauer zeigen, seine Rolle des Sonderlings aushalten und müsse Entscheidungen treffen, vor denen andere zurückschrecken. Das hat auch Nolan bewiesen, indem er kreativ, fleißig und unbeirrt seit MEMENTO (2000) seinen erfolgreichen Weg geht und immer die richtigen Entscheidungen zu treffen scheint. Große Namen wie Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman oder Eric Roberts schaffen die Basis, während sich die mutigen Besetzungen mit Heath Ledger, Christian Bale, Maggie Gyllenhall und Aaron Eckhart entfalten können. Imposant auch, wenn sich die Bat-Flügel entfalten über der Skyline von Hongkong und Chicago (pardon: Gotham City). Noch imposanter der grollende Filmscore der beiden Soundtrack-Altmeister James Newton Howard und Hans Zimmer. Je düsterer die Szenen werden, desto mehr Licht scheint der Film in die ursprüngliche Comicfigur zu bringen. Wenn ich nicht jede Anspielung aus der Erinnerung der intensiven Comic-Lesezeiten zurückholen kann, so bin ich als Zuschauer bei Nolan in guten Händen, denn hier kann man sicher sein, dass alles präzise umgesetzt ist. Damit mag der Regisseur bei manchem Publikum anecken. Der ein oder andere empfand den "dunklen Ritter" als ein wenig zu düster-pessimistisch, die Erscheinung des Joker als verstörend-unheimlich. Das wiederum mag für die Fans gerade die Qualität der Umsetzung ausmachen, zeigt es doch die Treue zur Vorlage von Comiczeichner Bob Kane und die Verehrung gegenüber der daraus entstandenen Batman-Figur.

Da im Grunde schon alles geschrieben wurde über THE DARK KNIGHT und der Rest im Auge des staunenden Betrachters liegen sollte, zum Ende eine private Anekdote: Es war Anfang der 90er Jahre, da besuchte ich mit einem Freund Kopenhagen. An einem Platz in der Innenstadt, neben einem alten Kinogebäude, wies mich mein Reisebegleiter aufgeregt auf ein wunderschönes lesbisches Liebespaar hin, das sich - nur wenige Meter von uns entfernt - wild umschlungen küsste. Ich jedoch konnte den Blick nicht abwenden von den soeben ausgehängten Werbebildern, die in einem Schaukasten die neue Batman-Verfilmung ankündigten. Mein Bekannter hielt mich damals für nicht ganz dicht. Ich glaube, wenn THE DARK KNIGHT heute in Blickweite liefe, ich würde mich noch genauso entscheiden... Video Buster wünscht einstimmig gute Unterhaltung in Gotham City!

ungeprüfte Kritik

Hangover

Bist du hart genug für Las Vegas?
Komödie

Hangover

Bist du hart genug für Las Vegas?
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.12.2009
"Was in Vegas passiert, das bleibt in Vegas." Das nehmen sich die Jungs Doug, Stu, Phil und Alan fest vor, als sie sich auf den Weg nach Las Vegas aufmachen, wo sie den Junggesellenabschied von Doug (Justin Bartha) feiern wollen. Filmriss. Stu wacht in einer völlig ramponierten Hotelsuite auf. Ein Zahn fehlt ihm, dafür wartet im Bad bereits ein knurrender Tiger.

"Was in Vegas passiert, das bleibt in Vegas." An diesen Leitspruch hätten sich gerne schon Cameron Diaz und Ashton Kutcher in LOVE VEGAS (2008) geklammert, als sie ein Besuch im Glückspielparadies auf eine nicht enden wollenden Rutschpartie ins Chaos führte. Die Auswirkung einer durchzechten Nacht stellt HANGOVER 2009 gelinde gesagt in den Schatten und entwickelt eine ähnlich gestrickte Grundidee von EY MANN - WO IS' MEIN AUTO (2000) geschickt weiter. Das Making-Of verrät: Die Set-Designer des Hotelzimmer-Drehorts fassten als Vorlage all die wüsten Überlieferungen eigener Partyerlebnisse zusammen und erschufen einen verkaterten Alptraum aus Dosenpyramiden und zerstörtem Inventar.

Wie es zu diesem Szenario kam, das erzählt HANGOVER mit einer brillanten, wenig prominenten Darstellerschar um Brad Cooper und Heather Graham, mit einem durchdachten, frischen Drehbuch, gewürzt mit vielen musikalischen Ohrwürmern. Dass dieser Cocktail nach dem Anschauen keine Katerstimmung vor dem Fernseher hinterlässt, dafür sorgt der in Brooklyn geborene Regisseur Todd Phillips, der schon mit ROAD TRIP (2000) und OLD SCHOOL (2003) für Highlights im US-Komödien-Allerlei sorgte. In seinem neuen Film macht Phillips (hat als fummelnder Fahrstuhlgast einen Cameo-Auftritt) von Anfang an klar, dass es bis zur geplanten Hochzeit zwar nur noch ein paar Stündchen sind, aber ein verdammt langer Weg. "Wir wollen in fünf Stunden heiraten!" schreit die Braut durchs Handy und der Freund ihres Bräutigams kann nur erwidern: "Ja, na ja, daraus wird nichts."

Je mehr schöne Dinge wir zu Gesicht bekommen - der schick eingekleidete Bräutigam, der weiße Mercedes, das prunkvolle Hotel - desto mehr ahnt man, dass Unheil aufzieht. In manchen Komödien ist es doch eher schwer erträglich, wenn man mit ansehen muss, wie sich z. B. ein Paar in der noch jungen Ehe zofft, man sich 'fremdschämt' mit peinlichen Missgeschicken der Filmfiguren. Umso erstaunlicher ist es, wie wunderbar HANGOVER immer wieder die Kurve kriegt, um nicht abzustürzen, zu vulgär zu werden oder gar vorhersehbar. Diese Jungs sprechen aus, was wir im Leben tunlichst vermeiden sollten, Sprüche über den 11. September, den 2. Weltkrieg und Polizeigewalt. Nicht boshaft oder plakativ, eher beiläufig, tollpatschig oder unwissentlich. So sitzen die besten verbalen Pointen, wenn sie in einen fragenden Nachsatz - meist vom bärtigen Alan (Zach Galifianakis) - verpackt sind. Wie schnell verschwinden doch unsere eigenen alltäglichen Probleme, die vielleicht über den Tag oder die zurückliegende Woche angesammelt wurden, wenn man mit diesen Protagonisten die Folgen einer ungezügelten Nacht in Las Vegas erlebt.

Bei der Blu-ray Variante im Verleih sollten Sie bedenken, dass ein erweiterter 'Extended Cut' zwar ein dankbarer Zusatz zur Kinofassung ist, die längere Fassung jedoch nicht synchronisiert ist. Die englische Sprachfassung stellt zugegebenermaßen gerade bei Komödien eine Hürde dar und die gespielte Katerstimmung trägt nicht gerade zum akustischen Verständnis bei, trotzdem sollte man die Originalversion (mit optionalen Untertiteln) ausprobieren, es lohnt sich. Die 'Route der Verwüstung' - einen Rundgang durch die Schauplätze des Films mit Interviewausschnitten - finden Sie sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray wieder. Dort wird deutlich: Noch ein Pluspunkt sind die Drehgenehmigungen an den tatsächlichen Orten in Las Vegas wie dem 'Caesars Palace' (selbst die Zahnlücke von Ed Helms ist echt: der Schauspieler besitzt ein Schneidezahnimplantat). Das Sahnehäubchen aber ist der Schluss des Hauptfilms, der mit einem Flo-Rida-Cover des Discohits 'You Spin Me Round' aufwartet und zeigt, wie… Lassen Sie sich überraschen!

Auf einer Erfolgswelle bewegt sich derzeit Bradley Cooper, der in der Rolle des Phil zu sehen ist. Nicht nur tritt er nach HANGOVER neben Sandra Bullock in VERRÜCKT NACH STEVE (2009) auf, auch mit Julia Roberts steht er für VALENTINSTAG (2010) vor der Kamera und schließlich wird er die Nachfolge von Dirc Benedikt als 'Face' in der Neuverfilmung der Kultserie 'A-Team' spielen. Was für ein Werdegang! Und das womöglich nicht 'trotz' sondern 'wegen' HANGOVER. "We kind of bonded", sagten die Akteure im Interview, zu Deutsch etwa: "Wir waren uns auf Anhieb sympathisch." Das ging uns mit den Jungs nach Einlegen des Films auf Anhieb genauso.

Kritikpunkte statt Lobhudelei? Manche, sogar viele Charaktere sind überzeichnet, das mag dem ein oder anderen sauer aufstoßen, kein Vergleich jedoch zu den Auswüchsen eines CRANK 2 (2009). Auch kommt die Damenwelt in diesem Film nicht ungeschoren davon. So gibt es die verwöhnte Braut, die quirlige Stripperin und die Lebensgefährtin des Arztes (Zahnarztes!) Stu, die alle negativen Eigenschaften einer Lebensgefährtin in sich zu vereinen scheint. Wenig Identifikationsraum bleibt da für das weibliche Publikum, auf der anderen Seite kommen die Männer auch nicht besser weg. Doch wie im richtigen Leben? Was sollen wir noch sagen... ein Poster mit dem HANGOVER-Baby hängt inzwischen in der Video Buster Redaktion.

Mit HANGOVER wird eine Geschichte erzählt, die Gags transportiert - und nicht etwa umgekehrt. Das macht den Film zu einem Gewinner, statt zu einem der Filme, die erst in feucht-fröhlicher Runde lustig werden. Das breite Grinsen wird sich beim Anschauen unwillkürlich einstellen, ganz gleich in welcher Gemütslage man sich befindet - oder in welcher Wetterlage. Häufig kann man von Video Buster Mitgliedern in Kritiken zu mäßigen Filmen lesen, sie wären o.k. für "einen verregneten Sonntag". HANGOVER macht Spaß bei jedem Wetter zu jeder Zeit und ist kein Glücksspiel, bei dem Sie auf rot oder schwarz setzen müssen - für gute Chancen auf einen lustigen Filmabend geben wir den Tipp ab: auf die Wunschliste setzen.

ungeprüfte Kritik

State of Play - Stand der Dinge

Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?
Krimi, Thriller

State of Play - Stand der Dinge

Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.11.2009
Es gibt Filme, von denen erwartet wird, dass jeder sie irgendwann einmal gesehen hat. Dann gibt es Filme, bei denen man von sich selbst erwartet, dass man sie sich endlich einmal ansieht und die Art von Filmen, die man begierig erwartet. Der nun folgende gehört zur letzten Kategorie, denn obwohl eine Kriminalgeschichte um einen Journalisten in einer Washingtoner Politverschwörung nicht das Innovativste von der Film-Welt ist, erfüllen sich die hohen Erwartungen.

Dabei fiel doch die Meinung im Video Buster Team vorab gar nicht einstimmig aus und so mancher Filmabend mit STATE OF PLAY (USA/GB/Frankreich 2009) wurde mit dem Wort 'langweilig' quittiert. Doch der Schreiber hat jetzt das letzte Wort. Die Feder (die Tastatur) ist mächtiger als das Schwert, so heißt es. Womit wir bereits mitten im Thema sind - bei der journalistischen Tätigkeit des Cal McAffrey (Russell Crowe), alteingesessener Reporter beim 'Washington Globe'. Er stammt noch aus der Generation, in der persönliche Kontakte mehr wert waren, als Internetadressen. Ein Redakteur, der keinerlei Wert legt auf seine äußere Erscheinung, der sich im Auto ungesunde Snacks in den Rachen schüttet und sein Gefährt anschließend im absoluten Halteverbot abstellt.

McAffrey sieht sich (und wir mit ihm) mit zwei fremden Welten konfrontiert: Sein ehemaliger Studienkollege Stephen Collins (Ben Affleck) ist inzwischen Abgeordneter im Kapitol. Ausgerechnet der gerät in einen Skandal, in eine Verschwörung, die weitreichender ist, als es zunächst den Anschein hat. Wie weitreichend, das schauen Sie sich am besten selbst an in den gut zwei Stunden Thriller-Unterhaltung auf DVD oder Blu-ray.

Die DVD hat wahlweise die englische Originaltonspur mit der markanten Stimme des Russell Crowe, die viel zur Atmosphäre beiträgt, dazu die deutsche und die türkische Synchronisation. Das Zusatzmaterial ist mit den 'unveröffentlichten Szenen' und einem knapp 20-minütigen 'Making-Of von State of Play' übersichtlich gehalten, aber informativ. Dort erfahren wir beispielsweise, dass der erfahrene Kameramann Rodrigo Prieto (siehe ALEXANDER 2004, BROKEBACK MOUNTAIN 2005 oder BABEL 2006) das Leben des Zeitungsjournalisten mit sanften Bildern und unscharfen Hintergründen eingefangen hat, wären die Auftritte des Politikers Collins mit digitalen Kameras und deutlich mehr Tiefenschärfe dargestellt wurden. Freunde des Politthrillers können sich übrigens auf Prietos nächsten Auftrag freuen, denn seit September 2009 ist er mit der Fortsetzung WALL STREET 2 - MONEY NEVER SLEEPS beschäftigt.

Während Hauptdarsteller (und größtes Zugpferd des Films) Russell Crowe aus Wellington/Neuseeland stammt, kommt Regisseur Kevin Macdonald aus Glasgow/Schottland. Auch wenn Macdonald - geboren 1967 - noch nicht zu den alten Hasen im Filmgeschäft gehört und seine Karriere mit Dokumentarfilmen begann, so kann er mit DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND (2006) doch schon ein vielgelobtes, international erfolgreiches Werk vorweisen. Um das Puzzle für STATE OF PLAY komplett zu machen: Ursprünglich war es eine britische TV-Mini-Serie der BBC, die unter dem gleichen Titel für Begeisterung beim Publikum sorgte. Macdonald sagte sogar im Interview, er habe noch nichts Spannenderes im Fernsehen gesehen.

So weit wollen wir mit unserem Enthusiasmus um seine Spielfilm-Adaption der Grundidee von Drehbuchschreiber Paul Abbott (jetzt Produzent) nicht gehen. Aber es gibt einfach nichts auszusetzen an der spannenden Geschichte, der sorgfältigen Umsetzung, der wunderbaren Besetzung, die von Beginn an laufend neue, vertrautes Gesichter - wie Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Jason Bateman oder Jeff Daniels - hervorzaubert. Die Schauspieler werden von Szene zu Szene besser, spielen sich sichtlich warm und die Spannung heizt sich auch immer mehr auf, bis zu einem genugtuenden Finale, das mit einem Song von 'Creedence Clearwater Revival' abschließt. Was will man mehr?

Aber Vorsicht - schon ein Schild auf dem Schreibtisch des Zeitungsschreibers besagt: "Never trust an editor", traue keinem Redakteur. Falls Sie hinter der hier vergebenen 5-Sterne-Bewertung also auch eine Verschwörung vermuten, hilft nur eins: machen Sie sich mit einem zukünftigen Film-Zustellung von Video Buster ein eigenes Bild!

ungeprüfte Kritik

Gran Torino

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.11.2009
Walt Kowalski ist ein Miesepeter: "Runter von meinem Rasen!" knurrt er jedem entgegen, der seinem Grund und Boden zu nahe kommt. Alt ist er geworden, der Kriegsveteran. Clint Eastwood auch. Aber das ist nur Fassade. Hinter dem rassistischen Patrioten Walt verbirgt sich ein anderer Mensch, den es in GRAN TORINO (USA/Deutschland/Australien 2008) zu entdecken gilt. Und hinter der grau-geschminkten Filmfigur steckt ein Eastwood, der es als Regisseur und Hauptdarsteller immer noch drauf hat. Ein Eastwood, der seinen jüngeren Berufsgenossen zeigt, wie Filme gemacht werden.

Dabei stellt sich doch zu Beginn die Frage, wie wir Zuschauer ein ernsthaftes Interesse an diesem unsympathischen Kerl Walt entwickeln sollen, dessen 72er 'Ford Gran Torino' in der Garage verstaubt. Dessen einziger Zeitvertreib es ist, mit reichlich Bierdosen und abschätzigen Bemerkungen gegenüber seiner gesamten Umwelt den Tag auf der Veranda zu verbringen. Das 'DVD Magazin' (07/09) nennt ihn einen "fremdenfeindlichen Miesepeter", "griesgrämig, verbittert, rassistisch, xenophob". Die 'Zeit' (01/09) beschreibt ihn als "verbitterten Kriegsveteran" und der 'Spiegel' (03/09) ebenso als "verbitterten Rentner".

Viel Verbitterung, die da beschrieben wird, zusammen mit einigen Stereotypen, die bereits über GRAN TORINO veröffentlicht wurden: Dirty Harry im Ruhestand, Eastwood demontiert seine eigene Legende, in einem veritablen Schuld-und-Sühne-Drama... "Go ahead, punk, make my day." In diese Richtung wollen wir hier nicht weiterschreiben. Eastwood wird es sicher nicht mögen, wenn man über ihn und seine Geschichten allzu sehr philosophiert. Walt Kowalski erst recht nicht.

Eigene stereotype Eigenarten seiner Leinwandfiguren greift Eastwood selbst auf und spielt sie ironisch aus. Selbstjustiz war ein großes Thema bei den fünf DIRTY HARRY Filmen (1971-88). Wie dem damaligen zynischen Cop Harry Callahan merkt man dem deutlich in die Jahre gekommenen nicht minder sarkastischen Walt Kowalski an, dass der Griff zur Waffe in Konfliktsituationen immer kurz bevor steht - und meist als das geeignetste Mittel erscheint. Um die Filmkritik zumindest einmal kurz beim Wort zu nehmen - so ist der Einsatz der Waffe mit wenig reflektierter Betrachtung ein wenig glorifizierend, verschafft ihr bloßer Anblick beim Aussteigen aus dem Auto doch eine Menge Respekt beim Gegenüber. Aber auch der Waffengebrauch wird in den knapp zwei Stunden Laufzeit noch ganz von allein in Frage gestellt werden. Die heißen Eisen des Films - das Leben gegen Ende des Lebens, das amerikanische Recht auf Waffenbesitz, die Fremdenfeindlichkeit - das sind die Themen, über die man nach dem Film noch lange diskutieren und nachdenken kann.

Erfolgsverwöhnt ist GRAN TORINO ohnehin schon. Von allen Seiten gelobt, landete er in den US-Kinocharts sofort an der Spitzenposition und hat inzwischen schon 150 Millionen Dollar eingespielt. In der 'IMDb - Internet Movie Database' ewigen Bestenliste ist er bereits auf Platz 76 geführt (keine Konkurrenz allerdings für Eastwoods ZWEI GLORREICHE HALUNKEN von 1966, der dort als viertbester Film aller Zeiten gilt). Die fortwährende Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit, fremdenfeindliche Bemerkungen im Umgang mit einander und absurde Nachbarschaftsstreitigkeiten... wie für ein deutsches Publikum gemacht. Manchmal muss man sich selbst ermahnen, bei den kaltschnäuzigen Kommentaren von Walt Kowalski - wie das mehrfach gegenüber den asiatischen Nachbarn gegrummelte "Bambusratten" (im Original "swamp rats") - nicht zu schmunzeln. Um das Werk nicht gänzlich wie eine Ein-Mann-Show darzustellen, sollte ganz nebenbei die beeindruckende schauspielerische Leistung der Familienmitglieder erwähnt werden.

Trockene Einzeiler, die Eastwood berühmt gemacht haben und ihn in der Filmgeschichte verewigt haben, die sparsamen aber treffsicheren Dialoge, die sind auch in GRAN TORINO das Salz in der in jedem Fall zu empfehlenden (Film-)Suppe. Für den Alltag eignen sich seine Sprüche eher nicht. Wir erinnern uns an einen privaten Bekannten, der mit Vornamen Clint heißt. Was für ein Geschenk von seinen Eltern! Wie alltagstauglich der Name allerdings ist, das müsste man ihn mal fragen. Wir fragen uns nach einem gelungenen Filmabend, wie alt Clint Eastwood nun eigentlich wirklich ist. Ein Blick auf das Video Buster Starportrait verrät seinen Geburtstag: 31. Mai 1930. Man sollte den ab und an simplen aber unaufdringlichen Alters-Lebensweisheiten aus Eastwoods Spätwerken vollste Beachtung schenken. Beachtung hat auch sein GRAN TORINO mehr als verdient. Um es wie Walt zu sagen: "Verdammt, ja."

ungeprüfte Kritik

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.10.2009
Setzen Sie Ihre Lesebrille auf, denn wir entführen Sie mit unserer 2D-Kritik in die 3D-Welten des Heimkinos. Den Verleihstart einer bunten Sci-Fi-Animationskomödie und eines modernen Jules-Verne-Filmabenteuers nehmen wir zum Anlass, einen kleinen Blick in die dreidimensionale Filmlandschaft zu werfen.

Verunsicherung, das ist das erste allgegenwärtige Gefühl bei Susan Murphy, die im Zentrum von MONSTER UND ALIENS (USA 2009) steht. Eigentlich sollte es der schönste Tag in ihrem Leben werden, die Hochzeit mit Nachrichtensprecher Derek. Doch die Hochzeitsgesellschaft guckt wie vom Blitz getroffen, als Susan auf dem Kirchenvorplatz von einem heranrasenden Meteor getroffen wird und haushoch heranwächst.

Verunsicherung, als der aufwändige Kinospaß aus dem erfolgreichen Hause 'Dreamworks' nach Deutschland kam. Hierzulande änderte man nämlich flux den englischen Originaltitel MONSTERS VS. ALIENS in harmonischeres MONSTER UND ALIENS. Man will doch nicht gleich die Schlacht zwischen den Mutierten und der feindlichen außerirdischen Lebensform an die große Glocke hängen! Im Film selbst bekommt man dann natürlich trotzdem viele 'Monster gegen Aliens' Action-Konfrontationen geboten, von denen eine Sequenz an der Golden-Gate-Brücke in San Francisco wahrlich spektakulär ist.

Verunsicherung bei den neuen 3D-Veröffentlichungen? Eine richtige Renaissance der 3D-Filme erleben wir momentan. Dabei ist die Erzeugung von räumlicher Tiefenwirkung durch 3D-Augengläser doch schon Jahrzehnte alt. Die rot-grün-gefärbten Pappbrillen tauchen z.B. immer dann auf, wenn das kulturelle Leben der 50er und 60er Jahre gezeigt wird: Erstaunte Gesichter von bebrillten Kinogängern, fast eine Ikone des technischen Filmfortschritts. MONSTER UND ALIENS zerstört eine Brücke (das Wahrzeichen der kalifornischen Metropole), schlägt jedoch auch eine Brücke, nämlich von den damaligen Filmmonstern zum heutigen High-End-Stand der CGI-Produktion, zu den 'Computer Generated Images' auf der höhe der Zeit. Fragt sich ob ein auf der DVD-Version mitgelieferter Spezialbeitrag über die dankbar eingesetzte Hardware-Leistung der Firmen 'HP' und 'Intel' für uns Zuschauer tatsächlich lehrreich ist, oder doch nur werbewirksam.

Da Sie im Kritiken-Forum an dieser Stelle aber bestimmt auch eine klare Bewertung zum Film MONSTER UND ALIENS erwarten, zusammengefasst unsere subjektive Meinung: Dieses Animationsfeuerwerk hat uns gut gefallen, weil es zu allererst einmal sehr kurzweilig ist, einige wirklich lustige Momente bietet und zahlreiche visuelle Einfälle. Im Original bringen sich zwei Serienstars mit viel Elan in ihre Sprechrollen ein: Hugh Laurie (alias 'Dr. House') als Dr. Cockroach, ein verrückter Wissenschaftler im Körper einer Kakerlake, und Kiefer Sutherland (aka 'Jack Bauer' aus '24') als General Monger. Die Zwei haben hörbar Spaß an ihren Charakteren. Sutherland hatte sich bereits zuvor in einer Simpsons-24-Folge in einer ähnlichen Sprechrolle vergnügt, als er Homer Simpson mit militärischem Drillton herumkommandierte. Jetzt holt er mit seinen anderen Synchronkollegen das Möglichste aus den animierten Figuren heraus. Reese Witherspoon gibt ihrer Susan Murphy die nötige Portion Sympathie und Seth Rogen ist als wabbelig-blauer B.O.B. ohnehin das große Highlight im Film. Allein das ist im wahrsten Sinne sehenswert. Obwohl uns auch B.O.B. an ein früheres TV-Format erinnert: 'Aaahh!!! Monster', ein Nickelodeon Cartoon von 1994 (in Deutschland bisher leider nur auf VHS erhältlich). Falls auch Sie sich an diese Fernsehserie erinnern können, werden Sie 'Krumm' kennen, einen dicken Kopffüßler, der seine Augäpfel in den Händen trug. Ein direktes Zitat - wir werten es wohlwollend als netten Seitenhieb und nicht als Plagiat - bringt B.O.B. in einer Szene mit seinem Auge in der ausgestreckten Hand.

Wenn wir Ihnen einen Vergleichsfilm nennen sollten, der diesem am nächsten kommt, so ist das MARS ATTACKS! von Tim Burton. Der hatte ja angeblich 1996 die beigelegten Zettel aus alten Kaugummipackungen benutzt, um sein Drehbuch zu entwickeln. Die Handlung aus MONSTERS UND ALIENS hätte sehr wohl auch von diesen Beilegern stammen können. Wie Kaugummi: bunt und süß mit treffsicherem Geschmack, kaut das Produkt allerdings streckenweise zu viele Science-Fiction-Vorbilder durch, so dass er nach einer Weile fad schmeckt und man sich schon überlegt, wann man ihn aus dem DVD-Player 'ausspuckt'. Denn wie so viele Animationsfilme dieser Art erwartet Sie ein Puzzle aus medialen Versatzstücken und Filmverweisen. Eine Fundgrube für Filmfreaks, in der die 'X-Akten' erwähnt werden, der Vulkanier-Gruß aus 'Star Trek' nicht fehlen darf, eine wunderbare Persiflage auf die Synthesizer-Melodie aus DIE UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART (1977) auftaucht und deren Protagonisten zusammengewürfelt wurden aus ANGRIFF DER 20 METER FRAU (1958), DIE FLIEGE (1958), DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) und BLOB - SCHRECKEN OHNE NAMEN (1958). Kein Sorge, wir verraten Ihnen nicht zu viel, denn es gibt noch massenhaft solcher Anspielungen zu entdecken. Wenn Sie also ein Fan dieser und anderer Sci-Fi-Trash-Meisterwerke sind, werden Sie MONSTER UND ALIENS zumindest bei einmaligem Anschauen genießen können. Vielleicht nehmen Sie diese filmische Begegnung danach wie wir zum Anlass, genannte Klassiker erneut wiederzuentdecken.

Wie auch immer: Die Macher Rob Letterman (Regisseur von GROSSE HAIE - KLEINE FISCHE, 2004) und Conrad Vernon (Regie bei SHREK 2, 2004) haben mit vereinten Kräften und Ideen dennoch - oder gerade wegen dieser Referenzen - eine größtenteils liebevoll gestaltete Hommage an die Zeit der ersten 3D-Werke und der klassischen Filmmonster erschaffen. Wir können ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie sich zu wenig um die Ausarbeitung der Figuren gekümmert hätten. Das Making-Of beispielsweise zeigt, wie hingebungsvoll sich die Beteiligten mit Selbstversuchen in die fiktive Welt hineingearbeitet haben und welche Sorgfalt sie auf Details gelegt haben.

Am Ende eines 2D- und 3D-Filmabends sind wir aber der Meinung, dass der beste Weg eines Spielfilms immer noch der ist, uns Zuschauer mit einer packenden Geschichte hineinzuziehen, um uns so die erdachte Welt real erscheinen zu lassen. Wenn die Handlung nicht wirklich überraschend ist und stattdessen eine Überfrachtung an visuellen Spielereien stattfindet, bleibt sie einfach nicht nachhaltig hängen. So wird es wie mit der Begegnung der MONSTER UND ALIENS eben 'nur' ein netter Filmabend. Auf den Punkt gebracht: Bleibt die Geschichte eindimensional, reißt es die 3D-Technik nicht heraus - Sie werden (ob mit oder ohne Effektbrille) sehen.

ungeprüfte Kritik

Drag Me to Hell

Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.10.2009
Verflucht! Sam Raimi kehrt zurück in unsere heimischen Player. Höllisch gut oder zum Gruseln schlecht? Wir haben einen Blick in die Abgründe seiner neuesten Schöpfung gewagt. Und damit Sie nicht über zu viele Vorabeinblicke ins Filmgeschehen von DRAG ME TO HELL (USA 2009) fluchen müssen, breiten wir nur etwas Entstehungsgeschichte und einige Filmmomente vor Ihnen aus, um Ihnen eine mögliche Filmbelieferungs-Zukunft vorauszusagen.

Unsere Filmheldin Christine Brown lernen wir in ihrer ersten Szene beim Fluch des modernen Alltags kennen: mitten im Berufsverkehr von Los Angeles. Gespielt wird die junge Bankangestellte von Alison Lohman (Jahrgang 1979), die tatsächlich aus Kalifornien, genauer gesagt aus Palm Springs stammt. Ein Heimspiel, so wirkt sie auf Anhieb auch in ihrer Rolle. Uns ist Lohmanns Gesicht aus dem Frauendrama WEISSER OLEANDER (2002) als Filmtochter von Michelle Pfeiffer in Erinnerung geblieben, vielleicht haben Sie sie schon mal in TRICKS (2003) neben Nicolas Cage oder in BIG FISH (2003) gesehen? Bei Sam Raimi jedenfalls ist sie die zentrale Figur, die wir 95 Minuten lang permanent begleiten werden. Ihr Schicksal geht auch gleich zu Herzen, die wichtigste Voraussetzung - die Identifikation mit der bedrohten Person - wird spielend gemeistert. Mit der zunächst vorgesehenen Schauspielerin Ellen Page (siehe HARD CANDY 2005 und JUNO 2007) hätten wir ganz bestimmt eine völlig andere Christine Brown zu Gesicht bekommen.

Ohne Ihnen den Handlungsverlauf oder einzelne Schreckmomente vorwegzunehmen (die im dunklen Fernsehzimmer ihre Wirkung erzielen!), nur soviel, falls Sie noch gar nicht im Bilde sind: Christine arbeitet bei der Kreditvergabe einer Zweigstelle und möchte ihren Job möglichst vorbildlich ausführen, gerade jetzt, da eine Beförderungsstelle winkt. Dann erscheint jedoch eine alte Zigeunerin (klasse: Lorna Raver) vor ihrem Schreibtisch, die um einen nochmaligen Kredit für ihr Häuschen bettelt. Christine lehnt ab und wird verflucht, nicht nur verbal, sondern wortwörtlich. Bereits am Ende des Arbeitstages wird sie im Parkhaus den Fluch der Alten bei eigenem Leib zu spüren bekommen...

Sam Raimi ist wirklich unglaublich! 1981 erschuf er den Low-Budget-Meilenstein THE EVIL DEAD - TANZ DER TEUFEL. Aus einer simplen Idee - eine befreundete Gruppe verbringt ein Wochenende in einer einsamen Waldhütte und erweckt das Böse - holte Raimi damals alles heraus. Filmzitate auf die gesamte (Horror-)Filmgeschichte, einfallsreiche Kamerafahrten, zielstrebig aufgebaute Spannung, wahnwitzige Splatter-Einlagen und immer wieder kontrastierender pechschwarzer Humor. So kam es, dass TANZ DER TEUFEL in den achtziger Jahren zu einem der meistdiskutierten Beschlagnahmungsfälle Deutschlands avancierte, der erst vor wenigen Jahren 'freigelassen' wurde. Der Geheimtipp wurde schnell zu einem Mythos, über den man seinerzeit sogar auf dem Schulhof sprach. Eine private Anekdote: Angeblich machte damals eine sagenumwobene Kopie des Films die Runde in der Schule, doch bekam sie kaum einer jemals zu sehen. Da haben wir Zuschauer es heutzutage doch wesentlich leichter, nicht nur dank Video Buster. Zeiten ändern sich.

Der Regisseur zitiert sich inzwischen selbst und lässt in DRAG ME TO HELL wieder einen Augapfel aus seiner Höhle schießen, nur wird dies heute mit einer milden 'FSK ab 16' Freigabe beurteilt. Raimi hat allerdings keinerlei Scheu vor mehr oder weniger ekeligen Einfällen und grotesken Effekten mit Körperflüssigkeiten verloren. Dieser Hinweis sollte als Warnung gelten, diesen Film nicht unvorbereitet anzuschauen und schon gar nicht während einer Mahlzeit, gleichzeitig aber auch als Empfehlung für die Anhänger dieser Filmgattung. Keine harte Horrorkost steht hier bereit, eher ein Mainstream-Vertreter des 'Fun-Splatter', der in der Tradition des dritten Teils der EVIL-DEAD-Saga, ARMY OF DARKNESS von 1992, steht. Schon zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 90er Jahre, soll Sam Raimi bereits mit seinem älteren Bruder und Co-Autor Ivan Raimi am Drehbuch zu Christines Verfluchung gebastelt haben. Kein gutes Zeichen, wenn ein Filmkonzept so lange im Regal liegenbleibt, doch in Raimis Fall sei dies seinem enormen Aufstieg in der Branche geschuldet. Schließlich war er mit drei SPIDER-MAN Verfilmungen reichlich beschäftigt und die nächsten Jahre sehen für ihn nicht weniger ereignisreich aus: Spätestens 2011 soll ein weiterer EVIL DEAD Ableger erscheinen, dazu ist SPIDER-MAN Nummer 4 und ein Projekt um die Filmrechte zum populärsten Online-Rollenspiel mit dem Arbeitstitel WARCRAFT in Planung.

Wie schön, dass Raimi seine lange gehegte Herzensangelegenheit nun verwirklichen konnte und uns hier auf DVD und Blu-ray serviert. Die liebevollen Ideen sind ihm nicht verloren gegangen, das zeigt das alte 'Universal' Logo aus den Anfangszeiten seiner Karriere zu Filmbeginn (nach dem Abspann lässt er ein weiteres Retro-Motiv der Produktionsfirma folgen). Die Details sind es, die DRAG ME TO HELL richtig sehenswert machen. Zahlreiche Anspielungen streut er in seine Filmbilder, versteckt in eingerahmten Bildern, Postern, sogar auf dem gut sichtbaren Nummernschild der Zigeunerin: '999-51', das sich umgekehrt liest: 'Is 666'. Wenn das keine Details sind, über die sich Filmfans im Nachhinein ausgiebig begeistert unterhalten können! Eine Handlungswendung Richtung Filmfinale war in unseren Augen nicht ganz so überraschend, daher verstehen Sie unsere lobenden Worte bitte nicht als Pflichtprogramm für jede Leih-Wunschliste. Aber wenn Sie das Genre mögen, werden Sie von der allgegenwärtigen Kreativität des Sam Raimi bestimmt nicht enttäuscht werden und mit dem Gesamtpaket (anschließend vielleicht auch mit dem Produktionstagebuch im Bonusmaterial) einen vergnüglichen Abend verbringen. DRAG ME TO HELL: verflucht unterhaltsam.

ungeprüfte Kritik

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.10.2009
Haben Sie im Frühjahr 2009 die 'Slumdog Millionär' Ehrung bei den 'Academy Awards' gesehen? Vielleicht ist diese Frage etwas altmodisch, schließlich kann man in Zeiten von Breitband-Internetzugängen solche TV-Auftritte jederzeit abrufen. Doch war es live im Februar ein ganz besonderer Moment. Der britische Regisseur Danny Boyle wurde für sein Werk geradezu mit Oscars(c) überschüttet und hatte am Ende der Verleihung beinahe eine Fußballmannschaft an goldenen Statuen zusammen. Achtmal gewann das Bollywood-Märchen, in den Kategorien 'Bester Film', 'Beste Regie', 'Beste Kamera', 'Bester Schnitt', 'Bester Ton', 'Beste Filmmusik', 'Bester Song', 'bestes adaptiertes Drehbuch'. Boyle wurde nicht nur für das Einfangen starker Momente auf Zelluloid geehrt, er brachte diesen lebensbejahenden Zauber an jenem Abend auch auf die Hochglanzbühne in Los Angeles, als er seine bunte Darstellerschar um sich versammelte. Gänsehaut garantiert.

Und der Film? Dem wurde im Video Buster Besprechungsforum bescheinigt, dass er zumindest im Kino zu einem großartigen Erlebnis wurde, das man auf dem Fernseher wohl nicht nachempfinden könnte. Das bringt uns auf den verstörenden wie genialen Regisseur David Lynch, der in einem satirischen iPhone-Pseudo-Werbespot zum Wohle der Filmwirtschaft verkündet: "Now if you're playing the movie on a telephone, you will never in a trillion years experience the film. You think you have experienced it, but you'll be cheated. It's such a sadness, that you think, you've seen a film on your fucking telephone. Get real!" - "Also wenn du den Film auf deinem Handy abspielst, wirst du den Film nicht mal in einer Billion Jahren erleben. Du denkst du hast ihn erlebt, aber du wurdest betrogen. Wirklich traurig, dass du denkst, du hättest einen Film auf deinem verfluchten Handy tatsächlich 'gesehen'. Werd vernünftig!"

Genug Rettung des Kinos und des Fernsehgeräts - geben wir dem SLUMDOG MILLIONÄR (Großbritannien 2008) eine Chance. Nicht auf dem Handy, aber auf dem heimischen Bildschirm. Schließlich hat Lynch mit TWIN PEAKS (1990-91) auch mal Großartiges im TV-Format präsentiert und dazu ist die Sendung 'Wer wird Millionär', um die sich in Danny Boyles Lovestory alles rankt, auch nur auf der Flimmerkiste zu verfolgen. Wer weiß, womöglich gibt das dem 'Slumdog' sogar einen noch authentischeren Rahmen.

Den Ton sollten Sie besonders laut aufdrehen, um die pulsierende Kulisse und den klangvollen Soundtrack hautnah mitzuerleben. Nicht zu laut, damit Sie den Film ohne protestierende Nachbarn 115 Minuten lang ohne Unterbrechung durch protestierende Nachbarn genießen können. Im indischen Mumbai würde sicherlich jegliche Musik aus den eigenen vier Wänden vom umgebenen Trubel geschluckt werden. Danny Boyle hat sich genau dorthin begeben, mitten hinein in das wogende Leben auf den Straßen, das nur zwischen 2 und 4 Uhr nachts zur Ruhe kommen würde, so seine Erfahrung. Dass die Alltagsszenerien seines Films so wirklichkeitsnah wirken, könne er den Originalschauplätzen verdanken. Kaum ein Bollywood-Film würde heute noch außerhalb der riesigen Studiogelände gedreht werden. Es sind besondere Bilder, die er zusammen mit Kameramann
Anthony Dod Mantle. Wir fühlen uns gleich erinnert an einen etwas zurückliegenden Film, der ebenso positiv von Kritikern aufgenommen wurde: CITY OF GOD (2002) von Fernando Meirelles, der ähnlich mit spielenden Kindern in einem Armenviertel beginnt, auch eine episodische Struktur hat und man ahnt, dass sich aus Liebe und Waffen etwas Bedrohliches entwickeln kann. In einer der ersten SLUMDOG MILLIONÄR Szenen sagt ein Polizist im Verhör zum Protagonisten Jamal Malik: "Money and women, the reasons to make most mistakes in life. Looks like you're mixed up with both." - " Geld und Frauen, dafür macht man die meisten Fehler in seinem Leben. Du hast offenbar Probleme mit beidem."

Ob sich der 'Slumdog' aus dieser Situation retten kann, das schauen Sie sich selbst an. Es stehen sogar drei Sprachfassungen zur Auswahl für Sie bereit, denn eine Stimme berichtet nach dem Starten der DVD-Fassung: "Diese DVD enthält eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Wenn Sie diese Fassung hören möchten, drücken Sie jetzt auf 'Enter'." Ein Zusatz zu den DVD und Blu-ray Fassungen des deutschen Lizenzinhabers 'Prokino', der lobenswert erwähnt werden sollte. Außerdem hat man sich Mühe gegeben bei der Synchronisation, hat die Einblendungen der Gameshow ins Deutsche übertragen. Leider hat man dadurch einerseits die vielen Nuancen des indischen Englischs verloren, andererseits sogar komplett auf viele (in der englischen Fassung) farbenfroh eingeblendeten Untertitel verzichtet und die Ton- und Bildfassung gleich vollständig eingedeutscht. Trauen Sie sich die recht schlichten englischen Dialoge zu, sollten Sie das Auswählen der Originalfassung erwägen. Die 'größte' kleine Szene für uns: Im Polizeipräsidium bekommt Jamal während des Verhörs vorgeworfen: "Meine fünfjährige Tochter kann das beantworten, aber du nicht!" Jamal wird dem Gesetzeshüter eine Gegenfrage aus seinem alltäglichen Umfeld stellen, die sein Gegenüber nicht beantworten kann. Jamas: "So in etwa jeder weiß das, selbst Fünfjährige." Was der 'Slumdog' gelernt hat, davon hat der Polizist keinen Schimmer. Was auch immer wir im Leben bis zum heutigen Tag gelernt haben, wir alle wissen ganz unterschiedliche Dinge und erleben Filme auf ganz unterschiedliche Weise. Welche Filmmomente Sie ganz persönlich berühren, Sie vielleicht an etwas Erlebtes erinnern - es werden nicht unsere liebsten Momente sein. Mit Sicherheit aber werden Sie mit dem SLUMDOG MILLIONÄR schöne Momente erleben, nur bitte nicht auf dem Handy. Wir kommen aus dem Heimkino, sind sehr angetan von der filmischen Begegnung und resümieren: Ob nun a), b), c) oder d) - die richtige Antwort lautet in diesem Fall: ansehen!

ungeprüfte Kritik

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.10.2009
Man könnte sagen: "Rattenscharf!" Wahrhaftig ein rattenscharfes Vergnügen für die ganze Familie. Nicht nur die Kleinen werden Spaß an diesem Animationsstreifen haben, sondern auch das 'ältere' Semester wird Gefallen an RATATOUILLE finden.

Überzeugend sind die gut inszenierten Gags, bei denen vor allem typische französische Klischees auf die Schippe genommen werden. Dieser Film ist humorvoll, actionreich und mit besonderer Liebe zum Detail umgesetzt worden. Man kann sagen, dass die Qualität dieser Animationskomödie in einigen Abschnitten durchaus neue Maßstäbe setzt. So z.B. in der erstklassigen Umsetzung der Mimik und Gestik des kleinen Filmhelden Remy. Auch die Aufnahmen einiger Gourmet-Speisen und die Darstellung von Remys Fell wirken nahezu real.

Der einzig negative Aspekt bleibt wohl, dass RATATOUILLE, trotz der ausgezeichneten technischen Umsetzung, an einigen Stellen etwas die Würze fehlt. Trotzdem kann RATATOUILLE durchaus mit Filmen wie FINDET NEMO mithalten und zählt eindeutig zu den besseren Filmen dieses Genres.

Viel Spass beim Film!

ungeprüfte Kritik

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.09.2009
Wir wollen Sie nicht langweilen und wiederholen uns nur ungern, doch leider müssen wir Ihnen schon wieder eine 5-Sterne Clint-Eastwood-Kritik vorsetzen. Zuletzt gab es die vorbehaltlose Empfehlung für Eastwoods GRAN TORINO (gedreht in Michigan im Juli 2008), jetzt folgt der deutsche Verleihstart seiner Regiearbeit DER FREMDE SOHN (gefilmt in Kalifornien von Oktober bis Dezember 2007).

Einen Tipp und zwei Warnhinweise gibt es vorab: Schriftsteller Umberto Eco sagt man nach, er habe oft eine Hürde für seine Leser eingebaut. Ein paar Dutzend hochintellektuelle Seiten als Einstieg, um manch Ungeduldigen von seinem Werk fernzuhalten. Von DER FREMDE SOHN - oder CHANGELING, wie er im Original heißt - hört man Ähnliches. Der Film würde behäbig anfangen und würde es dem Publikum nicht leicht machen, in das Geschehen hineingezogen zu werden. Stimmt. Lassen Sie sich aber bloß nicht abschrecken! Weder vom Inhalt, der eine zwar tragische aber unspektakulär anmutende Geschichte einer alleinerziehenden Mutter in den 1920er Jahren vorstellt, noch vom Beginn des Films, der in der Tat etwas antiquiert in die Gänge kommt und sich seine Zeit nimmt, Mutter und Sohn in ihrem Umfeld vorzustellen.

Anders - und hier sind wir bei der ersten Warnung - erging es einer Person aus dem Verwandtschaftskreis, von der man hörte, dass sie noch während der ersten Filmstunde mit sich haderte, aus dem Kinosaal zu fliehen. Sie ist Mutter eines Jungen, der etwa im gleichen Alter ist wie Walter Collins (Jungschauspieler Gattlin Griffith), der im Film plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Für Eltern, denen das aufgezeigte Schicksal an einem vermeintlich gemütlichen Filmabend ebenso nahe gehen könnte, sollte Eastwoods Drama womöglich in die Kategorie 'Horror' eingeordnet werden.

Die weniger dramatische Warnung betrifft die Laufzeit von 136 Minuten. Das fordert bei Video Buster nicht etwa einen Überlängenzuschlag ein, wie wir es von manchen Kinoketten inzwischen gewohnt sind. Was diese Länge jedoch fordert, ist die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers. DER FREMDE SOHN eignet sich nicht für zwischendurch, nicht für nebenbei. 'Action' wird man hier vergeblich suchen, dieses Wort wurde selbst während der Dreharbeiten gestrichen. Das auf DVD und Blu-ray mitgelieferte Making-of zeigt einen schönen Einblick in die Arbeitsweise des Regisseurs Eastwood: Er habe in fünfzig Jahren Filmerfahrung gelernt, produktive Vorschläge, die von außen herangetragen werden, dankend anzunehmen und das Projekt dagegen vor störenden Einflüssen zu schützen. Auch hätte er erkannt, dass ein Schauspieler beim Wort 'Action' vor laufender Kamera die aufgebaute Identifikation mit der Rolle abwirft. Die Darsteller - das bestätigt auch Hauptakteurin Angelina Jolie im Interview - seien auf einen Schlag abgelenkt und würden sich bewusst, dass sie lediglich schauspielern. Das Wahrhaftige ginge verloren.

Durch den Verzicht auf 'Action' gewinnt nicht nur die Atmosphäre am Set, sondern auch Eastwoods Spielfilmergebnis, denn man kann sich frei von Ablenkungen vollends auf die Geschichte einlassen, auf das Einzelschicksal einer Frau namens Christine Collins. Durch den beschriebenen gemächlichen Einstieg geschieht das ganz unbewusst und eh man sich versieht, vergisst man Raum und Zeit. Filme, die diese Wirkung entfalten, haben nicht weniger als fünf Sterne verdient.

Der langsame aber stetige Spannungsaufbau ist aber keineswegs langweilig, denn Eastwood hat mit seinen erfolgreichen Produzenten Brian Grazer und Ron Howard (der aus Termingründen die Regie abgab), ein liebevoll gestaltete Milieu in der Stadt Los Angeles ab März 1928 gestaltet. Es fängt schon mit dem 'Universal' Logo an, das in der damaligen Schwarz-Weiß-Gestaltung wiederbelebt wird. Die schwarz-weiße Eröffnungsszene färbt sich kurz darauf ein, während der Zuschauer eintaucht in eine Welt, in der Telefonistinnen noch auf Rollschuhen ihrer Arbeit nachgingen. Obwohl die Dekorationen nachgebaut und Teile der historischen Architektur digital hinzugefügt wurden, ist der Fall der Mutter, die ihren Sohn vermisst und von der Polizei in L.A. einen 'fremden Sohn' zurück erhält, vollkommen authentisch.

Drehbuchautor J. Michael Straczynski ist es zu verdanken, dass wir von Christine Collins erfahren. Er stieß auf eine alte Gerichtsakte mit erhörmitschriften und verschwand daraufhin selber - allerdings nur in die Archive, für ein Jahr zu den Akten aus der damaligen Zeit. So wie er beim Wälzen dieser Aufzeichnungen nach und nach eine immer packendere Kriminalgeschichte um den verschwundenen Jungen, um einen korrupten Polizeiapparat und tapfere Neinsager freilegte, so bekommen auch wir von Szene zu Szene eine immer faszinierendere Geschichte vorgetragen. Und gegen das Jahr des Schreibers Straczynski in journalistischer Abgeschiedenheit, wirken die 136 Minuten mit Angelina Jolie und einer beeindruckenden Darstellerriege von John Malkovich über Colm Feore, Jeffrey Donovan bis Michael Kelly im Vergleich wie eine kurze Erzählung am Lagerfeuer, begleitet von Clint Eastwoods komponiertem Soundtrack. Eine Geschichte, der man gerne lauscht und die vor dem Schlafengehen gleichermaßen fesselt wie nachhaltig fasziniert. Ein Dank für diese Entdeckung an Herrn Straczynski, an das Filmteam und an Herr Eastwood, der im Alter ohne 'Action' auskommt, der sich nie wiederholt und erst recht nicht langweilt.

ungeprüfte Kritik

Frost/Nixon

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.09.2009
Ist es ein Fernsehinterview? Ist es ein Theaterstück? Nein, es ist eine Hollywood-Großproduktion! Das ursprüngliche Wortduell zwischen dem TV-Moderator David Frost und dem ehemaligen (37.) US-Präsidenten Richard Nixon hat sich in den zurückliegenden Jahren gewandelt. Ob diese Transformation sein Gutes hat? Ein wenig Skepsis ist wohl wie generell beim Blick auf das nationale und internationale Politgeschehen angebracht. Muss man etwas - das im Original ohnehin in Bild und Ton festgehalten wurde - neu inszenieren, um es besser verständlich oder konsumierbar zu machen?

Kurz gesagt ist FROST/NIXON (USA/GB/Frankreich 2008) ein zweistündiger Spielfilm über ein TV-Gespräch, das im März 1977 über den Zeitraum von zwölf Tagen aufgezeichnet wurde. Wenn Sie diese Zeilen lesen, könnten Sie vorab einen ähnlichen Gedanken haben, wie die Kollegin, die dem Schreiber dieser Kritik gegenüber sitzt: "Das klingt ja nicht sehr spannend." Die volle 5-Sterne-Punktzahl vergibt hingegen ein Video Buster Mitglieder in der Kritik, mit der Einschränkung: "Man muss aber auch Interesse am Thema und ein bisschen Hintergrundwissen mitbringen sonst kann man teilweise nicht folgen (...)".

Hintergrundwissen hat im Leben noch nie geschadet. Zum Thema Richard Nixon (1913-1994), über sein Leben, seine Amtszeit, den Angriff auf Kambodscha und Laos sowie über den Watergate-Skandal kann man sich sogar filmisch sehr einfach und unterhaltsam weiterbilden, naheliegend mit Oliver Stones NIXON (USA 1995). Der Untertitel dieses fast doppelt so langen Mammutportraits: 'Der Untergang eines Präsidenten'. Die Hoffnung auf ein Happy-End wird nicht zu erfüllen sein, auch nicht im Frost/Nixon-Gefecht. Wenn man allerdings bedenkt, dass beide Filme der Kategorie 'Biopic' (der biografische Film) angehören, können Sie eine Dramaturgie erwarten, die vielen fiktiven Werken in Nichts nachstehen.

Frost gegen Nixon, das Fernsehinterview, war seinerzeit eine Mediensensation, heute ist es in Vergessenheit geraten. Der britische Journalist David Frost (geboren 1939, dargestellt von Michael Sheen) ist in die Fernsehgeschichte eingegangen, ins vorherrschende Gedächtnis der (deutschen) Bevölkerung hat er wohl eher nicht Einzug erhalten. So hat die Verfilmung von Regisseur Ron Howard - siehe THE DA VINCI CODE 2006 oder seinen Oscar(c) Gewinn für A BEAUTIFUL MIND 2001 - zusammen mit Produzent Brian Grazer durchaus seine Berechtigung. Grazer bewies kürzlich schon mit Clint Eastwoods DER FREMDE SOHN (2008), dass sich eine authentische Geschichten gut in eine dramatische Inszenierung verpacken lässt, wenn man talentierte Filmschaffenden engagiert. Auch dort können Sie eine unspektakuläre Inhaltsangabe lesen, hinter der sich allerdings ein beachtliches Filmerlebnis verbirgt.

In Deutschland haben in jüngerer Vergangenheit schon völlig harmlose TV-Kanzlersprüche für Furore gesorgt. Nixon hat sich im verbalen Schlagabtausch mit Moderator Frost zu einer weitaus spektakuläreren Äußerung hinreißen lassen als etwa "Hol' mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik ich hier." Zumindest eins haben die zwei Staatsmänner gemeinsam: Sie werden gerne zu Comedy-Zwecken herbeizitiert. Nixons Spitzname 'Dick' liefert im englischen einiges Humorpotential, auch taucht sein Kopf hin und wieder in den Animationsfolgen der TV-Serie FUTURAMA (1999) von 'Simpsons'-Erfinder Matt Groening auf. An die 'Simpsons' wird sich der ein oder andere auch erinnern, wenn man den vollständigen Namen Richard Milhous Nixon hört. Die Karikatur Nixons als Gummimaske war beim Banküberfall in GEFÄHRLICHE BRANDUNG (1991) dabei, Christina Ricci trug eine solche bei den Verführungsversuchen eines Nachbarsjungen in Ang Lees DER EISTTURM (1997), und schließlich tauchte der Bowling-spielende Nixon als Postermotiv in THE BIG LEBOWSKI (1998) auf. Nixon als Popkultur-Ikone, die man sich im Internet bestellen kann.

Dass sich seine Biografie auch ohne all diese mehr oder weniger humoristischen Fundstücke durchaus spannend in einem Spielfilm erzählen lässt, das beweist FROST/NIXON. Möglicherweise werden Sie wie wir nach einer langen Oliver-Stone/Ron-Howard-Filmnacht nicht überwältigt sein. Aber interessant, lehrreich, gekonnt in Szene gesetzt ist der nun auf DVD und Blu-ray im Verleih erhältliche Film - der einst ein Fernsehinterview und kürzlich noch ein Theaterstück von Drehbuchautor Peter Morgan war - allemal. Auch dank den Auftritten von Nebendarstellern wie Oliver Platt und Kevin Bacon, dem beeindruckend-akribischen Ausstattungsdesign von Michael Corenblith, den Bildern von Kameramann Salvatore Totino und der Musik von Hans Zimmer.

Lassen Sie sich also nicht abhalten von einer FROST/NIXON Begegnung, weder von den eigenen Vorurteilen, noch von unseren Worten. Im Anschluss können Sie einen Vergleich mit den originalen TV-Aufnahmen im Bonusmaterial erleben und einen Making-Of-Bericht mit dem Nixon-Darsteller Frank Langella, der sich an den Drehtagen durchgehend mit "Mr. President" anreden ließ und vollkommen in seiner Rolle aufging. Das zahlt sich aus. Nixon mag der einzige Präsident der Vereinigten Staaten sein, der jemals von seinem Amt zurückgetreten ist, Sie sollten hingegen nicht vom Vorhaben eines Filmabends zurücktreten, der einem sogar noch mehr beschert als bloß "ein bisschen Hintergrundwissen".

ungeprüfte Kritik

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.08.2009
"Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Falls Sie auf Lösegeld aus sind, kann ich Ihnen versichern, ich habe kein Geld. Aber was ich habe, sind einige ganz besondere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ich mir im Laufe vieler Jahre angeeignet habe. Fähigkeiten, die mich zum Albtraum machen für Leute wie Sie. Wenn Sie meine Tochter jetzt gehen lassen, ist die Sache erledigt. Ich werde nicht nach Ihnen suchen, ich werde nicht Jagd auf Sie machen. Aber wenn nicht, werde ich nach Ihnen suchen. Ich werde Sie finden - und ich werde Sie töten."

Im Leben hat man immer eine Wahl. Liam Neeson stellt in der Rolle des besorgten Vaters Bryan Mills am Telefon einen der Entführer vor die Wahl. Der Verbrecher entscheidet sich... für die falsche. Sie hingegen können eine richtige treffen: mit dem Griff zu 96 HOURS (Frankreich 2008). Der Regisseur, Pierre Morel, stand vor diesem geradlinigen Selbstjustiz-Thriller 1. für den Produzenten und Autor, Luc Besson, einige Male hinter der Kamera und 2. saß er selbst schon mal im Regiestuhl. Mit GHETTOGANZ - DIE HÖLLE VON PARIS trat er 2004 eine Action-Kettenreaktion los, die einen beim Anschauen der Einleitungsszene schon nicht mehr loslässt, auch wenn die Handlung noch so absurd gerät. Völlig überdreht, aber gut gedreht. Die Vorstadt-Kletterer, die 'Parkour' zu einer echten Sportart werden ließen, zeigen hier all ihr Können und Morel setzt sie gekonnt in Szene.

Zurück zu Liam Neeson und seiner Version der 'Hölle von Paris': Der droht dem Kidnapper per Mobiltelefon, zu dessen schlimmstem Albtraum zu werden. Filmerinnerungen werden wach, an die 80er Jahre, als Stallone in RAMBO III (1988) einem russischen Offizier auf die Frage "Wer sind Sie?" per Funk entgegen knurrt: "Ihr schlimmster Albtraum". Die 80er-Filmjahre scheinen tatsächlich wieder aufzuleben in 96 HOURS, dessen französischer Originaltitel ohnehin schon englisch war und mit dem Begriff TAKEN (in etwa 'weggenommen' oder 'fortgeschafft') das Schicksal der geliebten Tochter und das 'rote Tuch' unseres Helden in einem Wort noch trockener auf den Punkt bringt.

Liam sieht rot wie einst Charles Bronson (EIN MANN SIEHT ROT 1974) oder Clint Eastwoods (DIRTY HARRY 1971), noch ein Filmjahrzehnt zurück. Der Zuschauer hingegen sieht sich kaum satt an all den mal kleinen Kampf-Choreografien, mal großangelegten Autoverfolgungsjagden in einem Außenbezirk und sogar im Zentrum von Paris. Am erstaunlichsten: Im Bonusmaterial 'Le Making-Of' gibt Pierre Morel kleinlaut zu, dass ein Auto während eines Straßenstunts demoliert wurde - aber keine Sorge, es ist nicht im Film zu sehen. Unglaublich: ein junger wilder Regisseur verzichtet zur Steigerung des Realitätsgehalts hier und da auf ein Autowrack! Wer hätte gedacht, dass die Einsicht einmal kommt, dass uns Zuschauer nicht der Umfang der Zerstörung mitfiebern lässt, sondern glaubhaft-motivierte Figuren und gekonnte Schnittfolgen. Schnelligkeit, darauf kommt es Morel allerdings an und so vergeht denn auch das DVD- oder Blu-ray-gewordene Endergebnis mit seinen anderthalb Stunden rasend schnell.

Dazu hat die 'Freiwillige Selbstkontrolle' im Gegensatz zur physischen Gewalt eines Bronson, Eastwood oder Stallone offensichtlich Gnade mit dem auf Rache sinnenden Vater und gibt den viertägigen Feldzug gegen die Menschenhändler als 'FSK ab 16' frei. Obwohl dieser doch genauso gnadenlos ausfällt, wie im internationalen 'Harder Cut', der in England ab 18 eingestuft wurde. Ob das Diskussionen unter den Filmfans entfacht, wie einst die FSK-16-Freigabe von WRONG TURN (2003)? Wir jedenfalls wollen nicht weiter über 96 HOURS aka TAKEN diskutieren. Über einen Bewertungsstern Abzug hatten wir kurz nachgedacht, wegen einiger Schönheitsfehler, wie der doch sehr unverblümt-glorifizierenden Rachegeschichte, der einseitigen Gut-gegen-Böse-Darsteller, der durch die zeitliche Straffung teils unglaubwürdige Handlungsverlauf, oder der 'Green-Screen'-computergenerierten Hintergründe z.B. bei Autofahrten, die alles nicht ganz so grimmig wirken lassen wie die 70er/80er Vorbilder. Da war die Suche nach der entführten Ehefrau des Harrison-Ford-Charakters in Roman Polanskis FRANTIC (1987) noch etwas überraschender, der Amerikaner in der französischen Hauptstadt (ohne Dolmetscher, Wörterbuch, oder "ganz besonderen Fähigkeiten") noch ausgelieferter. Aber im Leben hat man ja immer eine Wahl und was ist schon perfekt?

Unsere Wahl: Auch wenn wir Ihre Erwartungen - falls Sie 96 HOURS noch nicht auf die Wunschliste gesetzt haben - womöglich etwas zu hoch hängen, kommt das gesamte Video Buster Team nach einer demokratischen Spontanumfrage auf eine überzeugte volle Punktzahl. Unser Grafiker sagt: "Der bessere Bond. Fünf Sterne." Unsere Vertriebsassistentin meint: "Fünf Sterne gibt's auch von mir. Super spannend und die Zeit im Kino verging wie im Flug." Ein Kollege aus dem Versand: "Ein-Mann-Armee räumt Frankreich auf. Auf jeden Fall fünf Sterne." Unsere Lagerverwaltung: "In diesem Jahr auf jeden Fall einer der besten Filme. Fünf Sterne? Wenn nicht der - wer dann?" Unser Team wünscht Ihnen gute Unterhaltung mit Liam 'Ich mach euch fertig' Neeson und damit diese Kritik nicht in '96 Zeilen' umbenannt wird sind auch wir... fertig.

ungeprüfte Kritik

Juno

Drama, Komödie

Juno

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.08.2009
Die selbstbewusste und offenherzige Juno (Ellen Page) wird mit 16 Jahren ungewollt schwanger. Wer jetzt ein Drama oder eine kitschige Komödie erwartet, liegt sicherlich falsch. Nicht immer realistisch, jedoch mit einem gewissen Charme und witzigen Dialogen hebt sich JUNO von den typischen Teeniekomödien ab. In der Hautrolle überzeugt die zierliche Ellen Page, die schon in HARD CANDY als vermeintliche Unschuld glänzen konnte. Die relativ unsentimentale Darstellung der Situation und das böse Mundwerk von Juno entlocken dem Zuschauer immer wieder ein kleines Lächeln.

Die Besetzung der Nebenrollen ist ohne Zweifel sehr gelungen. Neben der großartigen Ellen Page glänzen J.K. Simmons als Vater und Michael Cera als schüchterner Freund und Vater ihres Babys. Den Oscar für das beste Drehbuch gewann JUNO zu recht. Die Dialoge geben dem Film das gewisse Etwas. Ohne sie wäre JUNO nicht das was es ist, da die rein visuellen Aktivitäten auf ein Minimum begrenzt wurden.

Fazit: Wer seine Lachmuskeln strapazieren möchte, wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Zu empfehlen ist dieser Film allen, die auf charmant, freche und spritzige Dialoge stehen.

ungeprüfte Kritik

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
Harry Potter darf auf gar keinen Fall in die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zurückkehren! Wie gut, dass diese Warnung von Hauself Dobby keine Wirkung zeigte. Gut für uns Zuschauer, beschwerlich für Harry Potter. Was musste er nach dem ersten Zusammentreffen mit Dobby in DIE KAMMER DES SCHRECKENS alles durchmachen! Wir werfen mit Ihnen einen Blick ins Denkarium und lassen (Film-)Erlebnisse und Erinnerungen zurückkehren.

Haben Sie einen persönlichen besonderen Potter-Moment? 'Wo waren Sie...' wird oft im Zusammenhang mit historischen Ereignissen gefragt. Wo wir waren, als wir das erste Mal den Namen Harry Potter gehört haben, daran können wir uns nicht erinnern. So beeindruckend wie ein erster Kuss war das Zusammentreffen nicht, zugegeben. An den ersten Kuss von Harry Potter allerdings können wir uns erinnern, als wäre es gestern geschehen. Es war genau hier, im Film HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX (GB/USA 2007), als sich die Münder von Harry und Cho Chang trafen. Die Darsteller Daniel Radcliffe und Katie Leung wurden daraufhin sogar bei den MTV-Movie-Awards 2008 für den besten Filmkuss nominiert - so groß war der Jubel beim Publikum.

Der Brite David Yates, der sich zuvor mit TV-Produktionen und Serien hervorgetan hatte, inszenierte die Verfilmung des fünften Bands. Von Februar bis Dezember 2006 liefen seine Dreharbeiten. Wir waren enorm gespannt, was er nach den Filmen des amerikanischen Kollegen Chris Columbus (DER STEIN DER WEISEN 2001 und DIE KAMMER DES SCHRECKENS 2002), des Mexikaners Alfonso Cuarón (DER GEFANGENE VON ASKABAN 2004) und im Anschluss an Mike Newells DER FEUERKELCH (2005) in die Bilderwelten des Potter-Universums einbringen kann. Der erste Moment: Harry auf einem Spielplatz bei sonnigem Wetter, dann die erste Konfrontation, die Verdunklung des Himmels - das ließ beim ORDEN DES PHÖNIX auf so manch erinnerungswürdige Szene hoffen.

Der erste Moment, an dem Autorin J.K. Rowling über Harry Potter nachdachte, soll an einem Bahnsteig stattgefunden haben. Das lasen wir vor langer Zeit in einem Bericht. Ob es am Bahnsteig 9 3/4 war? Während einer Zugverspätung soll sie über das Leben des Zauberschülers nachgedacht und die ersten Zeilen auf der Fahrt nach London niedergeschrieben haben, bis sie am Potter-Bahnhof 'King's Cross' eintraf. Ob das zur Legendenbildung gehört, wie die Information, dass Hauptdarsteller Daniel Radcliffe den ersten Band gar nicht zu Ende lesen wollte? Oder die Meldung des 'Spiegel': Schauspieler Michael Gambon (Hogwarts Direktor Dumbledore) hat kein einziges Buch von Joanne K. Rowling gelesen! Dramatisch? Zumindest sollte eine jede der inzwischen sechs Verfilmungen - losgelöst von seinen berühmten Buchvorlagen - auch als Spielfilm ganz für sich funktionieren.

Daniel Radcliffe soll trotz seiner anfänglichen Lese-Unwilligkeit später einmal erwähnt haben, dass der dritte Roman ihm am besten gefallen habe. Jedenfalls hat uns auch der dritte Film, DER GEFANGENE VON ASKABAN, überzeugt. Er bot die stimmungsvollen Bilder des ersten Teils in Verbindung mit solch abgründigen Szenen, die Teil zwei so düster werden ließen und dort für Kürzungen in der deutschen DVD-Veröffentlichung sorgten. Die Zeitsprung-Idee beispielsweise, die filmdramaturgische Umsetzung solcher Momente, alles in perfekter Balance. Auch wenn sich bei den Video Buster Mitarbeitern, die flammende Anhänger der Bücher sind, der Frust über Eingriffe in die Literaturvorlage breit machte. Kürzungen ja - Abweichungen nein! Der vierte Streich, DER FEUERKELCH, erhielt anschließend auf jeden Fall genügend packende und unterhaltsame Abschnitte durch die Höhepunkte des 'Trimagischen Turniers'. Die Stimmung dort kippte allerdings schon merklich und man konnte sich mit der Auferstehung Voldemorts auf den Beginn eines neuen Abschnitts in Harrys Leben und in der Filmreihe einstellen.

'Vor uns liegen dunkle, schwere Zeiten, Harry. Schon bald müssen wir uns entscheiden zwischen dem richtigen Weg... und dem Leichten.' So klingen noch Dumbledores mahnende Worte in unseren Ohren, als der fünfte Film DER ORDEN DES PHÖNIX mit dem Angriff zweier Dementoren eine bedrohliche Szenerie heraufbeschwört. Vorbei die Zeiten der 'FSK ab 6' Freigaben, vorbei die Teenie-Zeit des Harry Potter. Hier erwartet uns der Ernst des Lebens und ebenso ernst geht es nun zur Sache, wenn es - wie ein Pressetext ankündigte - ' zum fürchterlichen Showdown zwischen Gut und Böse' kommt.

Dass dieser Kampf nicht ohne Verluste ausgehen wird, dass uns mit dem sechsten Film der Reihe, HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ (2009) ein keineswegs fröhlicher Fortgang der Geschichte bevorsteht, ist sicher. Das hat optimistisch gesehen auch sein Gutes: Im Independent-Schwarz-Weiß-Film CLERKS - DIE LADENHÜTER von 1994 sah Videothekar Randal die Star-Wars-Episode DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) als den besten Teil der Filmreihe. Warum? Er endet so deprimierend. Das wäre so wahrhaftig wie das echte Leben, eine Aneinanderreihung von Tiefpunkten. ('It ends on such a down note. I mean, that's what life is, a series of down endings.') Harry, Ron und Hermine wird es jedenfalls nicht davon abhalten, den nächsten Herausforderungen mutig zu begegnen. Und uns werden die Schwachstellen des fünften Teils nicht abhalten, auch auf die noch drei ausstehenden Spielfilme gespannt zu warten -> Jahr 6 im Juli 2009, Jahr 7 in zwei Filmen im November 2010 sowie Juli 2011.

Harry beendet den ORDEN DES PHÖNIX mit den Worten: 'Auch wenn ein Kampf vor uns liegt, haben wir Eines, was Voldemort nicht hat: Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.' ('We've got one thing, that Voldemort doesn't have: Something worth fighting for.') An dieser Stelle versprachen wir, einen Tag nach dem Kinostart von HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ sofort einige Meinungen aus den Reihen der Video Buster Mitarbeiter auf dieser Seite zu veröffentlichen. So sei es! Da hört man bei uns am 17. Juli 2009: 'Das ist für Fans eine bittere Enttäuschung. Manche Umsetzungen gehen gar nicht.' Entscheidende Passagen des sechsten Buches wären einfach unter den Tisch gefallen, obwohl sie doch so wichtig für die Entwicklung in Richtung des finalen Buches sind. Wo sind Fleur und Bill? Was wird aus der Hochzeit? Wo ist der Zauberminister? Warum bekommt Neville Longbottom nur einen Satz? Fragen über Fragen, die hier den Rahmen sprengen würden. Allerdings gibt es auch Positives, denn auf mehr Zwischenmenschliches werde wert gelegt, Horace Slughorn sei mit Jim Broadbent perfekt besetzt und Draco Malfoys Darsteller Tom Felton sei in seiner Zerrissenheit ganz ausgezeichnet. Eine fantastische Ausstattung bringt noch einmal eine Steigerung der Filmreihe, während J.K. Rowlings Vorlage ein wenig in den Hintergrund treten muss. Gut für den Film? Urteilen Sie selbst. Expecto Patronum!

ungeprüfte Kritik

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
"Nach etwa sechs Tagen spürte ich wirklich, dass dieser Film etwas Besonderes wird. Das ist die beste Arbeit, die ich je gemacht habe. Und es ist einer der besten Regisseure, mit denen ich je gearbeitet habe. Als der Film im Kasten war, war ich unglaublich stolz darauf." Das resümiert Mickey Rourke im DVD-Interview über seine Rolle des Wrestlers 'The Ram' in Darren Aronofskys Film, der bei den 65. Filmfestspielen in Venedig mit dem 'Goldenen Löwen' ausgezeichnet wurde. Weder der Aussage des Comeback-Hauptdarstellers noch den zahlreichen Filmpreisen, die THE WRESTLER (USA/Frankreich 2008) seit seiner Venedig-Premiere im September 2008 eingeheimst hat, ist von unserer Seite etwas hinzuzufügen. Somit endet unsere Kritik an dieser Stelle mit einem gedachten Applaus in Richtung des Filmteams.

...Falls Sie noch einen Moment für einige weitere Zeilen haben, berichten wir Ihnen etwas subjektiver von unserem Filmabend mit dem 'Wrestler'. Wenig von der Handlung wollen wir wieder einmal verraten, denn schon im Vorfeld des Verleihstarts gab es unter den Video Buster Mitgliedern einen schriftlichen Schlagabtausch, wie viel man vorab überhaupt von den Lebensumständen rund um Randy 'The Ram' Robinson preisgeben dürfte. Von den Berichten um diesen filmischen Sensationserfolg ausgehend, stellt sich die Frage, ob man mit einem Einblick in die biografische Entwicklung des Schauspielers Rourke nicht ohnehin schon mit dem Schicksal des Showkämpfers vertraut ist.

Der Regisseur Darren Aronofsky, der uns zuvor mit seinem unkonventionellen, schwarz-weißen Mathematik-Verschwörungsthriller PI (1998) und dem visuell virtuosen Junkie-Drama REQUIEM FOR A DREAM (2000) beglückt hatte, bremste das Wachstum seiner Fangemeinde 2006 mit dem verstiegenen THE FOUNTAIN ein wenig aus. Jetzt besteigt Darren wieder den Filmzirkus-Ring, zeigt sich in Topform und kann auf Showeinlagen oder augenwischerische Posen gänzlich verzichten. Sein neuer Film wirkt so schlicht-wunderbar und innovativ erzählt, wie es sich sein Publikum erhofft. Jegliches Klischee, dem man begegnet, sei aus dem realen Bezug zum Beruf und Alltag der Wrestler und Stripper entstanden, berichtet der Produzent glaubhaft. Nicht zuletzt hat Rourke viele Erfahrungen aus der eigenen Boxkarriere in sein Handeln und autobiografischen Trennungsschmerz in seine Dialoge einfließen lassen.

Über die Wirkung dieses einfachen, einfach berührenden Films lässt sich kaum streiten lässt. Eher lässt sich darüber grübeln, wem der Applaus gebührt: Dem Casting, das Rourke vom Boden aufhob und auf die Leinwand stellte, das Marisa Tomei einen weiteren genialen Auftritt beschert hat. Den Schauspielern selbst, die alles geben und alles zeigen. Dem zurückhaltenden Filmscore-Komponisten Clint Mansell mit den Gitarrenparts von Slash und dem 80er-Rocksong-Revival. Der französischen Kamerafrau Maryse Alberti, die mit permanenter Handkamera eine einfache Szene im heruntergekommenen Wohnwagen oder an einem trostlosen Bartresen in intensive Momente verwandelt. Dem Regisseur, der mit seinem Willen zur Umsetzung und seinem Gespür fürs Geschichtenerzählen ein erfolgreiches Ziel verfolgte. Die Beteiligten sprachen davon, wie doch das Dasein eines Wrestlers dem einer Nachtclub-Tänzerin ähnelt, wenn sie sich einen Künstlernamen zulegen, sich durch ihre Körperlichkeit definieren und auf die faszinierten Blicke ihrer Zuschauer aus sind. Etwas Ähnlichkeit mit einem Wrestling-Showabend hat doch auch das Filmemachen an sich, wenn es uns fesseln will und um unsere Gunst wirbt. Der Unterschied der meisten Wrestling-Veranstaltungen zur Inszenierung von THE WRESTLER: Hier vergisst man schnell, dass alles gespielt ist. Hier wirkt alles 'echt'.

Um am Ende dieser Punktwertung weniger emotional und etwas sachlicher zu werden, zitieren wir zwei Meinungen. Eine stammt von einem Video Buster Kritiker, der seine Enttäuschung kommentiert: "Außerdem wirkt der ganze Film wie ein B-Movie." Dazu ist zu sagen, dass wir ein B-Movie vor uns haben. THE WRESTLER wurde mit gerade einmal fünf Millionen Dollar Budget umgesetzt, mit minimalen Gagen für die Besetzung, ohne Trailerpark-Unterbringung an den Sets, mit zahlreichen Laiendarstellern, in nur 35 Drehtagen an ebenso vielen Drehorten. Ein B-Movie, was die Mittel angeht, ein C-Ambiente inmitten der Turnhallen-Ringkämpfe, ein 1A-Ergebnis. Noch ein Zitat, das aus der 'Frankfurter Allgemeinen' stammt, lesen Sie in der Filmvorschau: "So intensiv, dass man den Blick nicht mehr abwenden kann." So ist es.

"Don't call it a comeback" sang Rapper LL Cool J in den 90ern. Vielleicht gilt das auch für Mickey Rourke, der nach eigener Aussage seit 14 Jahren keine ordentliche Rolle mehr bekam, aber trotzdem nie wirklich vergessen war. Gelingt dem Wrestler 'The Ram' das Comeback? Diese Frage stellt sich der Betrachter des ausgezeichneten Filmportraits, das auch diejenigen ansprechen sollte, die nie ein Interesse an Hulk Hogan, an Bret Hart, am Undertaker entwickeln konnten. Mit der erste Filmminute nehmen sowohl Darren, wie Mickey, wie die fiktive Figur Randy jeder für sich Anlauf für einen neuerlichen Siegeszug. Wie lange dieser allerdings anhält, wie viele Kämpfe, wie viele Filme das gutgeht, das werden wir erleben. Sie können THE WRESTLER ab sofort auf DVD und Blu-ray erleben und an dieser Stelle mit den eigenen Worten ringen, die diesen bewegenden 105 Filmminuten gerecht werden.

ungeprüfte Kritik

RocknRolla

Action, Krimi

RocknRolla

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.07.2009
Die Leute fragen: Was is'n RocknRolla? Und ich sag's Ihnen: Es geht nicht um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme. Oh nein! Da geht's um viel mehr, mein Freund. Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben. Der eine auf die Kohle, der andere auf die Drogen, wieder andere auf den Sex, den Glamour oder den Ruhm. Aber 'n RocknRolla, der is' anders. Wieso? Weil der echte RocknRolla das komplette Paket will.

Ende des Prologs. Auftritt von Archy und Vorstellung von Lenny Cole, ein Boss der alten Schule: 'There's no school like old school, and I'm the fucking headmaster'. Nach fünf Minuten das erste F-Wort. Willkommen in Guy Ritchies neuer Gangster-Komödie! BUBE, SNATCH, REVOLVER & ROCKNROLLA - die bisherige Bilanz von Ritchies Regiekarriere. Der Rest bleibt zu seinen Gunsten unerwähnt. Wenn Sie auf dieser Filmseite mit dem Gedanken spielen, eine eigene Kritik zu verfassen, so ergeht es Ihnen vielleicht wie uns. Man kommt schwerlich drum herum, a) das Privatleben und die Ex des Regisseurs und b) seine Vorläuferfilme außen vor zu lassen. Und es wird kaum gelingen, die Coolness von Ritchies Filmbildern in annähernd lässige Worte zu verpacken.

Verpacken... das komplette Paket... packen wir's an: Archy und Lenny sind die Trümpfe, die in ROCKNROLLA (Großbritannien 2008) gleich zu Beginn gezückt werden. Mark Strong (aus DER MANN, DER NIEMALS LEBTE) und Tom Wilkinson (u.a. aus MICHAEL CLAYTON) sind zwei charismatische Ausnahmedarsteller, die Guy Ritchie für sein neues Projekt gewinnen konnte. Damit sind zwei Eckpfeiler im Projekt cooler Brit-Gangster-Film gesetzt. Zwei weitere kommen mit der Zigarillo-rauchenden Augenweide Thandie Newton (L.A. CRASH) und Publikumsliebling Gerard Butler (Leonidas in 300) hinzu. Fertig steht der Rohbau. Da wir und Sie bestimmt auch ganz nach dem Geschmack eines 'echten RocknRolla' gerne das komplette Paket sehen möchten, stellt sich noch die nicht unbedeutende Frage nach dem Innenausbau.

Bei einer 'Erstbesichtigung' des ROCKNROLLA sind wir auf Anhieb angetan von der Fassade. Das in warme Farbtöne getauchte und wohl durchdachte Erscheinungsbild dieses Verleih-Neustarts von WARNER HOME weiß zu gefallen und Guy Ritchie hat ohnehin längst bewiesen, dass ihm in diesem Subgenre kaum jemand etwas vormacht - kaum jemand aus seiner Generation wohlgemerkt. London und seine Stadtteile, Waffen und Drogen, Bosse und Kleinkriminelle sind mal wieder die Rohstoffe, mit denen der Bauherr seinen Film zusammenzimmert. Das Konzept hat sich bewährt.

Noch immer können wir uns an den Tag erinnern, an dem wir in einem Amsterdamer Kino das erste Mal BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) sahen. Ein echtes Leinwanderlebnis zu seiner Zeit. Zwei Jahre danach folgte bekanntlich SNATCH (2000), der von Filmfans sogar noch positiver angenommen wurde und die Klasse der Darsteller und der Soundtrack-Stücke (auch die Unverständlichkeit der englischen Dialekte) noch überbieten konnte. Geschmackssache - auch der mit einigem Abstand folgende REVOLVER (2005), den wir wegen seiner verschachtelten Struktur und seiner teils übergeschnappten Szenen mit Einschränkung und vier Sternen vorgestellt hatten. Viele Video Buster Mitglieder - Sie eingeschlossen? - zeigten sich im Urteil weit weniger gnädig.

Hat sich Guy Ritchie die vier Sterne jetzt mit breiter Zustimmung verdient? Geht's im ROCKNROLLA um viel mehr als um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme? Ja und nein. Um viel mehr nicht, aber man wird das komplette Paket bekommen. Denn anders als in SNATCH werden nicht gleich im ersten Drittel die ganzen guten Rohstoffe verbaut und man sieht sich mit cleveren Schnittfolgen und verrückten Konfrontationen nicht gleich satt. Nun ist SNATCH auch schon einige Jahre her, und auch wenn es dort wie hier um einen austauschbaren Gegenstand geht, hinter dem alle her sind (siehe Hitchcocks Theorie des austauschbaren McGuffins, ein Diamant oder ein Gemälde etwa), so kann sich ROCKNROLLA im Laufe der fast zwei Stunden selbst immer weiter steigern. Stein für Stein werden wir mit Verfolgungsjagden und unterhaltsamen Wendungen schließlich Zeuge eines tollen Richtfestes.

Nicht steigern wollen wir an dieser Stelle die Nennung von Filmdetails und steigen nun besser aus. Auf unserer Filmseite zu SNATCH werden Sie übrigens eine User-Kritik finden, in der Mitglied 'stuforcedyou' berichtet: 'Würde Guy Ritchie immer einen Euro auf seinem Konto gutgeschrieben bekommen wenn man SNATCH mit PULP FICTION vergleicht, würde der britische Regisseur einer der reichsten Männer dieses Planeten werden.' Da würde ihn ROCKNROLLA sicherlich noch wohlhabender machen, wenn wir mal auf Anspielungen zu einem von Tarantinos Lieblingsregisseuren achten (Sam Peckinpahs 'The Wild Bunch') oder uns die Tanzeinlage zwischen Thandie Newton und Gerard Butler betrachten. Der 'Jack Rabbit Slims Twist Contest' zwischen Uma Thurman und John Travolta lässt grüßen. Da wir mit dem Twist-Vergleich keinen Zwist zwischen Tarantino- und Ritchie-Anhängern beginnen wollen - bei beiden sind wir Zuschauer schließlich strahlende Gewinner - lieber zurück zu einer Wahrheit vom Anfang: 'Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben.' Und dazu gehört auch ein schöner Filmabend mit dem ROCKNROLLA.

ungeprüfte Kritik

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.07.2009
Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Im Falle der zweiten Hälfte von Clint Eastwoods Epos über die grausame Schlacht im Pazifik geschieht dies auf bemerkenswert einfühlsame Weise. Während 'Flags of Our Fathers' doch irgendwie sehr bemüht wirkte – vor allem die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen und die nicht wirklich überzeugenden Darsteller haben mich persönlich enttäuscht – ist 'Letters' sehr viel gradliniger und mitreißender erzählt. Im Grunde genommen handelt es sich wirklich um einen klassischen Kriegsfilm mit einem großen Unterschied: Die Sieger (Hollywood-Amerika) nimmt sich der Perspektive der Unterlegenen an. Grundlage der Geschichte sind Briefe von Soldaten in die Heimat, die teilweise erst vor wenigen Jahren gefunden wurden. Dadurch stehen vor allem Einzelne Soldaten und deren Empfindungen im Mittelpunkt, allerdings sehr viel direkter als das das bei 'Flags of Our Fathers' der Fall war.

Nicht selbstverständlich für einen (Anti-)Kriegsfilm mit Anspruch: der Film ist trotz langer 142 Minuten von Anfang bis Ende hochspannend – obwohl der Ausgang ja feststeht. Man kann sich den Film also auch ohne hochtrabend analysierende Intellektuellenbrille anschauen, ohne enttäuscht zu werden.

Das große Thema – neben der Angst vor dem Sterben – des Films sind die kulturellen Gräben zwischen Amerikanern und Japanern. Erstaunlich oft aber schlägt der Film in kurzen Begebenheiten Brücken über diese Gräben, nur um diese danach um so schrecklicher wieder aufzureißen. Besonders drastisch in einer Szene, in der ein japanischer Offizier vergeblich versucht, seine Untergebenen vom rituellen Selbstmord zur Ehrenrettung abzuhalten. Diese Momente sind es, die den Film zu etwas Besonderem machen.

Kurz zum Abschluss: die Schauspieler sind wirklich großartig und machen den amerikanischen Kollegen aus Flags eindeutig was vor, wenn es um Glaubwürdigkeit und Dichte geht. Die Optik des Films ist fast schwarz/weiß und erzeugt damit einen quasi historischen Eindruck à la Wochenschau.

Fazit: Eindeutig der Bessere aus Eastwoods Doppelpack. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory

Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.07.2009
Ja! Das ist mal ein gelungener Filmspaß. Wir sagen 'ja' zu Jim Carrey und 'ja' zu seinem neuen Auftritt in DER JA-SAGER (USA 2008). Wenn Sie Carrey nicht leiden können, sowieso keinen Nerv auf amerikanischen Komödien haben, sagen Sie 'nein'. Hätten Sie allerdings das 'Yes'-Seminar besucht, das passive Menschen zu positiv denkenden Ja-Sagern werden lässt, wären Sie bereits zur Erkenntnis gekommen: Wer im Leben 'nein' zu Dingen sagt, verpasst die schönsten Dinge!

Mit offenen Augen soll man durchs Leben gehen. Mit offenen Augen und Ohren kann man beim JA-SAGER einsteigen. Das interaktive Menü und der anschließende Vorspann füllen das Heimkino mit glücklich-machender Musik, die hauptsächlich von der allseits geschätzten Indie-Combo EELS stammt. Wenn diese Jungs sich vom Filmkonzept überzeugen lassen und noch dazu Shooting-Stars wie Zooey Deschanel (THE HAPPENING) und Bradley Cooper (siehe der US-Kinohit HANGOVER) sowie Starkomiker Jim Carrey ins Boot geholt werden, wer kann oder möchte da schon noch 'nein' sagen? Sie vielleicht?

Dann verpassen Sie eine teils naive, teils weise, manchmal allzu reale, manchmal märchenhafte Story über das Leben eines Mannes namens Carl Allen. Über das langweilige Leben von Carl Allen, der sich nach einer enttäuschenden Kurzzeit-Ehe gehen lässt, seine Freunde am Handy mit schwachen Ausreden abblockt und an seinem Job in einer Kreditbank nichts Aufregendes mehr finden kann. Seine Highlights: Der allabendliche Gang zur Videothek.

Spätestens hier muss der Film aufpassen, dass er es sich nicht mit uns Filmfans verscherzt! Bitte keine Looser-Darstellung von einem Typen, der den Abend mit SAW und 300 auf dem Sofa verbringt! Nicht, wenn man gerade selbst auf dem Sofa sitzt. Gerade diese Bezüge aber machen den anfangs erwähnten Filmspaß aus, das hier keine Pseudofiguren auftauchen, sondern nachvollziehbare Charaktere von nebenan. Einige Szenen sollten den Jüngeren vorenthalten werden, obwohl die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren erhielt. Ein Ausschnitt aus SAW, deutliche Anspielungen auf oralen Geschlechtsverkehr und politisch unkorrekte Bemerkungen hier und da könnten einen Filmabend im Kreise der Familie trüben.

Jein, denn im Film werde alle vermeintlichen Klischees oder rassistischen Tendenzen von selbst entlarvt und unterhaltsam aufs Korn genommen. Die gelungenste Idee ist das Drehbuch an sich. Wenn das wie in diesem Fall stimmt, was kann da noch schief gehen? Die Geschichte basiert mehr oder weniger auf einer wahren Begebenheit, die der Brite Danny Wallace (Jahrgang 1976) im Jahr 2005 im Buch YES MAN veröffentlicht hat. Wallace selbst hat einen kleinen Auftritt im Film, den man vielleicht mit einer vorherigen Google-Bildsuche entdecken kann.

Vermeiden Sie das Wort 'nein', streichen Sie es aus Ihrem Wortschatz. Möchten Sie sich einen schönen Filmabend mit dem JA-SAGER machen?

ungeprüfte Kritik

American Gangster

Thriller, Krimi

American Gangster

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.06.2009
Ein Mafia-Streifen mit Feingefühl, zumindest von Seiten des Regisseurs.

Ridley Scott hat bei der Umsetzung dieses Films wahrlich ein glückliches Händchen gehabt. Eine bessere „Formung“ der Hauptcharaktere kann man sich kaum vorstellen. In zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen bringt er dem Zuschauer die Hauptpersonen Franc Lucas und Richie Roberts sehr nah und legt höchsten Wert auf die Darstellung ihrer Lebensumstände. Kurzum er erweckt die „Gestalten“ zum Leben. Das gelingt wahrhaftig nicht jedem Regisseur!

Sicherlich hat auch nicht jeder Regisseur Denzel Washington und Russel Crow zur Verfügung, aber auch ein Superstar braucht schließlich seine Anweisungen.

Trotz der parallelen Handlungsstränge wird schnell klar, dass sich Lucas und Roberts irgendwann begegnen werden und nur einer der Beiden siegen wird. Dieser spannende Verlauf wird durch hervorragende „Kulissen“ unterstützt, die die Wertigkeit dieses Films nur noch steigern. Die düstere Seite der 70er wird wahrlich perfekt inszeniert und die einzelnen Szenarien werden den jeweiligen Milieus mehr als gerecht.

Streckenweise zieht sich der Film leider etwas, was jedoch seinem hohen Niveau kaum etwas anhaben kann.

Wer sich für Mafia-Filme begeistern kann, der wird mit diesem Film mit Sicherheit einen Volltreffer landen.

Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller

Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.06.2009
Ganz ohne Schmiergeld des Verleihs 'Warner' und entgegen den kritischen Vorabstimmen über DAS GESETZ DER EHRE (USA 2008) können wir Ihnen berichten: Ein starker Film, den uns Regisseur Gavin O'Connor nach jahrelanger Verzögerung vorsetzt.

Kurz zur Einleitung: Das NYPD, das New Yorker Police Department, steht genau wie beim zeitgleich auf DVD und Blu-ray gestarteten KURZER PROZESS - RIGHTEOUS KILL (mit Al Pacino und Robert De Niro) im Mittelpunkt des Geschehens. Vier Beamte kommen kurz vor den Weihnachtstagen bei einem Einsatz ums Leben. Es waren loyale Kollegen, gute Freunde der Polizisten-Familie Tierney. Die besteht aus Vater Francis Tierney Senior (Jon Voight), seinem ältesten Sohn Francis Tierney Junior (Noah Emmerich) und dessen Bruder Ray Tierney (Edward Norton). Deren Schwager Jimmy Eagan (Colin Farrell) steht ebenfalls im Dienst der NYPD und sieht sich mit dem grausamen Anblick des 'Copkiller'-Schauplatzes konfrontiert. Schock und Trauer weichen der anschließenden Aufklärungsarbeit, die Sohnemann Ray (Norton) übernehmen soll. Der Schauplatz New York bietet da natürlich viele düstere Ermittlungsorte und Verdächtige, sowohl in den Reihen des organisierten Verbrechens... wie auch in den eigenen.

Klingt für Sie sicherlich - genau wie für uns vor dem gestrigen Filmabend - auf der einen Seite recht spannend, andererseits vielleicht ein wenig zu vertraut und althergebracht. In der Tradition der unzähligen Polizeikrimis der vergangenen Filmjahrzehnte gibt es schließlich nur eine endliche Zahl an Variationsmöglichkeiten, eine solche Geschichte mehr oder weniger innovativ zu erzählen. Opfer, Täter, guter Cop, böser Cop. Dieses Quartett kann man zwar immer wieder neu mischen, aber das aufgedeckte Blatt kann uns nur noch begrenzt überraschen.

Wie gut, dass der Filmemacher Gavin O'Connor, der zuvor mit dem Eishockey-Highlight MIRACLE (2004) positiv in Erscheinung trat, hier eine ganze Handvoll schauspielerischer Joker präsentiert. Familienoberhaupt Voight (im wahren Leben Vater von Angelina Jolie) liefert eine fantastische Leistung ab. Nehmen wir nur einmal eine Szene, die sich an einer abendlichen Festtagstafel im Kreise der Familie abspielt: Hier nimmt der Film sich die Zeit, seine Figuren zu entwickeln, die Konstellationen und Konflikte zwischen den Charakteren zu zeigen. Die zugeworfenen Blicke und die Worte des angetrunkenen Vaters sind so realistisch, dass sie die unspektakuläre Grundstory zusammen mit der handwerklichen Umsetzung des Films weit über den durchschnittlichen Filmgenuss heben.

Den Ermittlungen des jungen Polizisten Ray würde man durch die Darstellung Edward Nortons als Zuschauer nicht zusehen, man erlebt sie förmlich mit - so berichtete ein amerikanischer Kritiker zurecht. Es sei nur merkwürdig, dass Schauspielpartner Colin Farrell in keinem einzigen Ausschnitt des Making-Ofs zu sehen sei. Im Film jedenfalls zeigt auch Farrell eine brillante Präsenz, die ihren Höhepunkt in einer sehr gewalttätig - weil authentisch - wirkenden Appartementszene hat. Jüngeren Zuschauern ist DAS GESETZ DER EHRE übrigens nicht zu empfehlen, aufgrund seiner düsteren, pessimistischen Stimmung und den gelegentlichen rohen Gewaltausbrüchen. Die jetzige FSK-16-Freigabe ist - völlig unbestechlich betrachtet - schon relativ milde ausgefallen.

Wenn Sie sich diesen Film ausleihen, empfehlen wir Ihnen, das Menü einige Minuten vor sich hin laufen zu lassen. Der Soundtrack von Altmeister Mark Isham, dem Komponisten von über 100 bemerkenswerten Filmsoundtracks, wird Sie in die richtige Stimmung versetzen - bevor Sie in die Bilderwelten des Kameramanns Declan Quinn eintauchen, der wie alle anderen Beteiligten das Beste aus den Vorgaben des Drehbuches herausholt. Bleibt nur noch zu sagen, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, PRIDE & GLORY (so der Originaltitel) doch noch zu Gesicht bekommen: Nach den Ereignissen des 11. September wurde er 2001 auf ungewisse Zeit verschoben, um nicht an den heldenhaften New Yorker Polizeieinsätzen zu rütteln. Auch die anschließenden Rangeleien der Produktionsfirmen konnten schließlich von 'New Line Cinema' zu einem guten Abschluss gebracht werden. Ende gut, alles gut. Nach einem atmosphärisch-packenden Filmabend können wir Ihnen DAS GESETZ DER EHRE mit gutem Gewissen empfehlen. Ehrenwort.

ungeprüfte Kritik

Das Beste kommt zum Schluss

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 22.06.2009
Ein Film, der zum Nachdenken anregt? Vielleicht.

'Das Beste kommt zu Schluss' befasst sich auf ironisch angehauchte aber dennoch ernsthafte Weise mit dem Thema 'Tod' und der Frage 'Wie begegnet man am besten dem Tod?'

Milliardär Edward Cole und Mechaniker Carter Chambers entscheiden sich, ihre letzen Tage gemeinsam zu verbringen und all jene Dinge zu erleben bzw. zu erledigen, die sie schon immer einmal machen wollten. Durch Edwards Reichtum sind den Beiden hierbei so gut wie keine Grenzen gesetzt.

Man kann sich wirklich glücklich schätzen, wenn man zu gegebener Zeit einmal die Wege und Möglichkeiten hat, seine letzten Tage auf diese Art und Weise zu verbringen. Vorausgesetzt, man hat auch die gehörige Portion Mut, sich für diesen Weg zu entscheiden.

So traurig die eigentliche Thematik auch sein mag, so wird durch ein bisschen Humor zur richtigen Zeit die Stimmung immer mal wieder gehoben. Die unterschiedliche Herkunft und der Familienstand der beiden Protagonisten spielen hierbei eine große Rolle.

Aber auch die Gespräche zwischen Edward und seinem Assistenten Tom bringen eine gehörige Prise Ironie mit ins Spiel. So darf trotz aller Ernsthaftigkeit auch mal gelacht werden.

Mit der Besetzung der beiden Hauptrollen trifft Regisseur Rob Reiner voll ins Schwarze. Jack Nicholson und Morgan Freeman - zwei Topstars, die sich ihres Alters nicht schämen und sich des Themas würdig erweisen.

Fazit: Eine gelungene Tragikkomödie mit Topbesetzung, die jedoch auch die Bereithaltung des einen oder anderen Taschentuchs erfordert.
Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Transporter 3

Action, Thriller

Transporter 3

Action, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Tolles Transporter Triple: Jason Statham legt einen Gang zu und startet in seine dritte Film-Mission durch. Mit gereinigtem Anzug, poliertem Audi und frischem Gegenspieler schickt Frankreichs Erfolgsproduzent und Autor Luc Besson den Fahrer Frank Martin erneut auf die Straße: TRANSPORTER 3 (Frankreich 2008). Ein Action-Feuerwerk, das nicht nur etwas für Jungs und Herren, sondern auch für Mädels und Damen ist - sprich: geeignet für beiderlei Geschlecht und jedes Alter (ab 16 Jahren). So hörten wir es vorab von vielen Fans. Wir machten den Selbsttest in der Redaktion und stellen Ihnen nun zwei unterschiedliche Reaktionen vor!

Phil sagt, dass alle drei Teile der Filmreihe wirklich kurzweilige Unterhaltung liefern: "Jetzt, wo wir die Möglichkeit haben, Statham gleich dreifach als Kurierfahrer zu erleben, habe ich den TRANSPORTER hintereinander angeschaut. Drei Abende mit drei Filmen. Jedes Mal war es eigentlich schon etwas zu spät für eine Spielfilmlänge. Doch dafür ist es nie zu spät! LE TRANSPORTEUR legt in seiner ersten Fahrt (2002, 88 Minuten) ein rasantes Tempo vor. Da gab es zwar nicht viel Innovatives zu bestaunen - ein einsamer Held in ausweglosen Situationen zwischen 'Guten' und 'Bösen' - aber das Ergebnis machte richtig Spaß.
Der Nachfolger (2005, 84 Minuten) brachte wieder nicht sonderlich erfinderische Komponenten ins Spiel, wie den zu beschützenden kleinen Jungen, ein todbringendes Nervengas und ein ominöses Gegengift. Aber die wahnsinnige Lola (Kate Nauta) und der skrupellose Chellini (Alessandro Gassman) waren ebenbürtige Gegner und es war ein Vergnügen, auf Seiten des Transporters mitzufiebern. Hier funktioniert die Mischung aus schnellen Schnitten, cooler Heldenfigur und einem flotten Soundtrack noch richtig gut.
Bei der dritten Mission (2008, 100 Minuten) gab es in meinem Bekanntenkreis kurzzeitig Verwirrung zwischen den zeitgleichen TRANSFORMERS und dem TRANSPORTER. Nun heißt auch noch der TRANSPORTER 3 Regisseur Olivier Megaton, nicht zu verwechseln mit dem 'Decepticons'-Anführer 'Megatron' (siehe TRANSFORMERS 1+2). Der jetzige Bösewicht Johnson wird dargestellt von Robert Knepper und das ist erwartungsgemäß ein riesiger Bonus. Knepper löste ja schon als 'T-Bag' in PRISON BREAK wahre Begeisterungsstürme aus. Wachgehalten hat mich auch der dritte Teil in der dritten Nacht, keine Frage. Schon die Menümusik wirkt wir eine großer Pott Kaffee. Großartig. Außerdem entsteht ein angenehmes 80er/90er-Jahre Gefühl beim Anschauen, das man früher bei ALARMSTUFE:ROT und ähnlichen Genrebeiträgen erlebt hat.
Kurzum: Alle TRANSPORTER-Filme nehmen sich nicht allzu ernst und sind recht einfach gestrickt, aber auch einfach unterhaltsam. Bleibt nur die Frage, ob sich Statham mit DEATH RACE 2008 und CRANK 2006/2009 nicht selbst überholt hat und den TRANSPORTER auf dem Seitenstreifen stehen lässt. Der TRANSPORTER 3 jedenfalls wirkt, als wollte er unbedingt noch einen Gang zulegen. Filmszenen beschleunigt abzuspielen statt effektive Schnitte einzusetzen, hektisch-schnelle Kampfchoreografien, den Helden seine Regeln brechen lassen und sich auf eine nicht gerade plausible Liaison einzulassen - das macht es nicht besser. Das passt zu Frank Martins Frage an einen Gegner: 'Ah, du bist der Schlaue?' und dieser antwortet: 'Nein, ich bin der Brecher.' ('You're the smart one?' - 'No, I'm the big one.') Trotzdem mit das Idealste, was Sie sich zu vorgerückter Stunde gegen aufkommende Müdigkeit anschauen können."

Julia sagt, dass sie alle Filme, die sie mit Jason Statham gesehen hat, echt klasse fand. "Den ersten Film mit Statham, den ich gesehen habe, war CRANK (2006) und obwohl ich überhaupt nicht der Typ für solche Filme bin, war ich total begeistert wie schön bescheuert dieser Film ist. Aber jetzt muss ich mich auf jeden Fall noch über den 'Transporter' auslassen! Den ersten TRANSPORTER (2002) habe ich durch Zufall mal im Fernsehen gesehen und war gleich so begeistert von dem Film, dass ich mir am nächsten Tag sofort den zweiten Teil bei uns ausgeliehen habe. Ich fand, dass er um einiges besser war als der erste.
Ich habe mich riesig gefreut, als der TRANSPORTER 3 ins Kino kam und bestellte mir und meinem Freund gleich Kinokarten. Als dann aber mein Arbeitskollege, der einen Tag vor mir im Kino war, sagte: 'Ja... hmm... kann man sich angucken.' dachte ich mir: So ein Mist, das wird bestimmt ganz schlecht, wie das bei dritten Teilen halt immer so ist. Aber ich muss sagen, ich fand den Teil echt super. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut ist und Jason Statham einen sowas von heißen kämpferischen Strip hinlegt, dass einem ganz anders wird. Die Stunts, die er ja immer selber macht, weil er Stuntman ist, sehen immer super und total echt aus. Die Spannung bei allen drei TRANSPORTER Teilen macht einen immer ganz kribbelig, in der Hoffnung dass doch noch alles gut wird.
Erst gestern habe ich wieder ein Film mit Jason Statham gesehen und zwar DEATH RACE (2008). Der war echt sowas von spannend, dass ich die Zeit vergaß und mich erschrak, als ich auf die Uhr schaute. Am Anfang von DEATH RACE dachte ich nämlich noch: Na, den kannst du dir bestimmt nicht bis zum Ende angucken - und zack! - auf einmal hörte die Spannung einfach nicht mehr auf. Die Leuchtschilder im Rennen, die einem die Waffen am Auto freigeben, erinnern ein bisschen an die MARIO KART Felder. Als der Film vorbei war, musste ich aber erst mal eine Folge KING OF QUEENS (1998-2007) gucken, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und beruhigt ins Bettchen zu gehen, weil es ja doch ganz schön blutig, brutal und teilweise gruselig war. Ich freue mich schon darauf, mir den nächsten Film mit meinem neuen Lieblingsschauspieler Jason Staham anzuschauen. Bis dahin wünsche ich Euch viel Spaß bei Video Buster. Liebe Grüße, Julia aus der Video Buster Redaktion."

ungeprüfte Kritik

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Keanu Reeves heftet sich als unangepasster Cop an die Fersen von Kriminellen, wird selbst zur Zielscheibe der Investigationen und weckt zunächst schöne Erinnerungen an seine Darstellung in "Point Break - Gefährliche Brandung" (1991). Die Vorspann-Logos der Verleihfirmen "Fox Searchlight" und "Regency" leiten den Film ein und steigern die Vorfreude, schließlich sorgten die doch in der Vergangenheit häufig für unterhaltsames Filmvergnügen mit Tiefgang. Die Betonung sollte in dem vorliegenden Fall auf "Vergangenheit" liegen. Genau das bietet das hippe Polizisten-Drama "Street Kings" (2008) von Regisseur David Ayes: Vergangenheit. Die präsentierten Bilder, die Charaktere, Verstrickungen und Story-Wendungen stammen nämlich genau von dort. Noch einen Filmbeitrag über den korrupten Polizeiapparat, das hätte es ohnehin nicht gebraucht. Dazu wandeln die "Street Kings", die Könige der Straße, genau auf diesen ausgetretenen Filmpfaden entlang, wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

Zwei haben hier besonders enttäuscht: Zunächst Forest Whitaker, ein Vorzeigeschauspieler, der nie durch Publicity sondern immer durch seine darstellerischen Fähigkeiten begeisterte. Unvergesslich in Jim Jarmuschs "Ghost Dog - Der Weg des Samurai" (1999), auch kürzlich noch in "Der Letzte König von Schottland" (2006) verdient preisgekrönt, dazu in "8 Blickwinkel" (2007) sehr wandlungsfähig als amerikanischer Tourist genauso überzeugend. Auf der anderen Seite wäre da David Ayer, der Kopf hinter der "Street Kings" Produktion. Sein Name tauchte lange Zeit in keiner Filmvorschau auf, immer war die Rede "von den Machern von Training Day". Diesen 'Cop vs. Gangster' Film von 2001 hatte Ayer nicht inszeniert, sondern geschrieben und machte sich damit natürlich auch einen Namen, als Hauptdarsteller Ethan Hawke bei den Oscars nominiert wurde und Kollege Denzel Washington gar die Trophäe als "Best Actor in a Leading Role" mit nach Hause nahm. Im gleichen Jahr wurde ein weiteres Drehbuch von David Ayer verwirklicht und auf die Kinoleinwände gebracht. Immer wieder tauchen Bilder aus diesem Film auf, wenn die polierten Luxusschlitten in "Street Kings" über den Asphalt rollen: "The Fast and the Furious" (2001). Spätestens hier sollte man vielleicht einschränkend sagen: Wer an den Zelluloid-gewordenen Autorennen seinen Spaß gehabt hat, der könnte auch am neuesten Heimkino-Auftritt von Keanu Reeves seine Freude haben. Ist "Furious" ein solides Actionwerk über den Adrenalinrausch, der hier und da tatsächlich zur Hormonausschüttung auch beim Zuschauer führen mag, so sieht man "Street Kings" doch allzu sehr die Bemühungen an, möglichst viel filmisches Tuning und Aufmotzen zu verwenden. Jedes Bild ist eingetaucht in gelbe Töne, in grüne Töne, jedes Klischee wird bedient und wurde doch im wahrsten Sinne des Wortes unzählige Male zuvor gezeigt. Deutsche Synchronfassungen bietet manchmal ein gewisses Maß an unfreiwilliger Komik. Wenn allerdings bereits im englischen Original von "Street Kings" Plattitüden, peinliche Einzeiler, gekünzelt wirkende Flüche transportiert werden, fühlt man sich doch selbst bei völliger Unvoreingenommenheit in einen Film der Machart von "Hot Fuzz" (2007 mit Simon Pegg) versetzt, der das Action-Genre nicht zelebriert, sondern parodiert.

Ein Wort zur Gewaltdarstellung: Freude kam beim Anblick der FSK-Einstufung "keine Jugendfreigabe" auf, denn erhofft wurde ein kompromissloser Blick auf die Gangszene von Los Angeles. Auslöser für die überraschend hohe Einstufung der freiwilligen Selbstkontrolle werden sicherlich mehrere dargebotene Folterszenen sein (Maschendraht oder Telefonbuch werden zweckentfremdet). Außerdem folgen auf brutale Sequenzen immer Einstellungen der Opfer oder der Schusswunden, so als wolle man damit auf eine besondere Realitätsnähe des Gezeigten hinweisen. Eine Kopfschusswunde hier, ein blutiges Bein dort, vergrabene Leichen - das wirkt rein gar nicht düster und schockierend, sondern eher aufgesetzt und plakativ. Dabei wurde das ganze Brimborium um Korruption, Polizei und Politik doch schon vor zwanzig Jahren spannender erzählt z.B. in "No Way Out - Es gibt kein Zurück" (1987) mit Kevin Costner und Gene Hackman. Auch dort geht es um eine Verschwörung innerhalb eines bestechlichen Verwaltungsapparats und um einen tragischen Helden, der ganz nach einem klassischen Hitchcock-Motiv im Wettlauf gegen die Zeit seine Unschuld auf eigene Faust beweisen muss. "Internal Affairs" (1990) dreht sich - wie der Titel schon sagt - ebenfalls um die Angelegenheiten der Dienstaufsichtsbehörde und weiß mehr zu fesseln. "Cop Land" (1997) bringt alles besser auf den Punkt. Die Filmliste der wirklich guten "good-cop/bad-cop" Werke könnte sicher lange fortgesetzt werden. Oder greifen Sie gleich zu aktuellen amerikanischen TV-Produktionen, hier gewinnt im direkten Vergleich zu den "Street Kings" vor allem die Serie "The Shield" an Genialität. So wird's gemacht! Forest Whitaker können Sie auch dort in 13 Episoden erleben, allerdings in einem spannenderen Umfeld. Eine weitere Parallele: In "Street Kings" taucht der mäßig agierende Chris Evans an der Seite von Keanu Reeves auf. Evans spielte die Figur Johnny Storm in "Fantastic Four" (2004). In dieser Comicadaption wurde Ben Grimm ("Das Ding") von Darsteller Michael Chiklis verkörpert, dem Detective Vic Mackey aus "The Shield" (2002 bis heute). So schließt sich der Kreis und die Kritik. Übrigens: Eine subjektive Vorauswahl liegt der "Video Buster Kritik der Woche" natürlich zu Grunde. Es sollte schließlich zuvor die Frage gestellt werden, welche Filme es wert sein könnten, für Sie in diesem Format präsentiert zu werden. Daher kann es vorkommen, dass die Kritiken meist einen eher positiven Ausgang haben. Hier aber sind wir im Gegensatz zu allen Beteiligten der "Street Kings" völlig unbestechlich und können nur mit großen Vorbehalten eine Empfehlung aussprechen. Eine gute Nachricht zum Schluss gibt es dann doch noch zu berichten: Im DVD-Bonusmaterial, auf der Kommentar-Tonspur der nicht verwendeten Szenen, spricht David Ayes von einer ursprünglichen Fassung, die statt der vorliegenden 104 Minuten gar eine zweieinhalbstündige Filmfassung zeigen sollte.

ungeprüfte Kritik

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.06.2009
Lang ist der seltsame Fall des Benjamin Button. Langweilig? Lang nachwirkend? Nicht allzu lang wollen wir Ihnen hier von unseren gestern erlebten Filmeindrücken berichten - und ganz zeitnah, denn man wird ja nicht jünger.

Es war einmal... eine Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald (*1896) mit dem Titel 'The Curious Case of Benjamin Button'. Im Jahre 1921 trug es sich zu, dass diese das Licht der Welt erblickte. Eine Novelle über das Altern, über die wahre Liebe, kurz gesagt über die größten Themen eines jeden Autors: das Leben, die Liebe und den Tod. Einzig die Reihenfolge des sonst üblichen Durchlaufens eines Menschenlebens hatte Fitzgerald seinerzeit wirkungsvoll abgeändert: Benjamin wird als Greis geboren und wird über die Jahre zusehends jünger.

Eine erneute Änderung erfuhr die märchenhafte Handlung, nachdem der Filmmogul Ray Stark (*1915) im Januar 2004 verstarb und die Rechte an der Vorlage durch sein Erbe freigab. Der natürliche Tod war also buchstäblich der Anfang, als sich Filmemacher David Fincher (*1962) dieser Hinterlassenschaft annahm und sich dank der Unterstützung zweier vermögender Produktionsfirmen - Warner Brothers und Paramount Pictures - einen kleinen Traum mithilfe eines großen 150 Millionen Dollar Budgets erfüllen konnte.

Die in seinen Augen perfekten Darstellerriege konnte Fincher für sein Projekt gewinnen, angeführt von den Hauptakteuren Brad Pitt (*1963) und Cate Blanchett (*1969). Der ursprüngliche Schauplatz Neuengland wurde nach New Orleans verlegt, der 'Hurricane Katrina' tost in den Fernsehnachrichten der Handlungsgegenwart. Stürmische Zeiten erlebt Caroline alias Julia Ormond (*1965), die ihrer sterbenden Mutter Daisy am Krankenhausbett aus den stürmischen Tagebuch-Aufzeichnungen des Benjamin Button vorliest.

Was nun dabei herumgekommen ist, das ist in der Tat lang geraten: Auf knapp 160 Minuten Spielfilmlänge können Sie sich einstellen. Das allein fordert Ihnen natürlich ein Stück der eigenen Lebenszeit ab. Die Geschichte allerdings, die Sie in diesem vergleichsweise mikroskopisch geringen Abschnitt geboten bekommen, ist abwechslungsreich, intensiv, rührend, lehrreich und insgesamt so reichhaltig, wie es ein Werk in Spielfilmlänge sein kann. Wenn man die Lust verspürt, sich mit einer DVD oder Blu-ray einen schönen 'Filmabend' zu machen, kann man das mit BENJAMIN BUTTON (USA 2008) mit Sicherheit tun: einen ganzen Abend unterhält der Film und er wirkt nach.

Es wäre an dieser Stelle einfach zu schade, einzelne einprägsame Einsichten und Weisheiten des Films vorweg zu nehmen, falls Sie Benjamin noch nicht selbst erlebt haben. Schön ist die zunächst etwas naiv anmutende Biographie, weil sie an irgendeinem Punkt unsere eigene kreuzt und bestimmt in jedem von uns persönliche Erinnerungen freilegt, unsere Existenzen erhöht, vielleicht auch Wünsche nach einem Platz im Leben, nach einer Familie, nach der einen Liebe des Lebens anspricht. So sehr die Hoffnung vergebens ist, dass man sich als ungleiches Paar im wirklichen Leben eimal während des Alters 'trifft', so bleibt der viel angenehmere Segen, dass man (hoffentlich möglichst lang) geimeinsam alt werden kann...

Ein leicht spöttischer Vergleich zu FORREST GUMP (1994) kam kürzlich auf. Ein Kollege aus dem Video Buster Team sagte zwischen Tür und Angel, es sei ein typischer "einmal sehen reicht" Film. Eigentlich ein weiteres Argument, ihn sich hier auszuleihen, statt ihn aufzuschieben oder ihn sich womöglich zu kaufen. Sollten Sie nach dem Entleihen dennoch etwas Zeit erübrigen können, schauen Sie ihn sich vielleicht doch sofort ein zweites Mal an: mit dem Audiokommentar des Regisseurs. David Fincher kann nämlich nicht nur fesselnde Geschichten mit Filmbildern erzählen. Ein einzelner Ausschnitt zum Beispiel, in dem der 'alte' Benjamin am Rande einer Essenstafel auftaucht, hätte 20.000 Dollar an Nachbearbeitungsaufwand verschlungen. Noch komplexer hätte sich die Umsetzung von Benjamins Schaumbad in der Badewanne gestaltet. Auch erfährt man, warum die Struktur mit den auf alt getrimmten Eingangssequenzen gegen den Willen der Produzenten dennoch durchgesetzt wurden. Und es gibt Anekdoten wie die Begegnung mit dem Darsteller, der einen Priester spielte. Ein halbes Jahr später traf dieser Lance E. Nichols (*1955) durch Zufall an einem anderen Drehort die Mitarbeiter der BENJAMIN BUTTON Crew. Er hätte seitdem schon wieder in fünf weiteren Filmen gespielt!

Doch die langwierige Arbeit am 'seltsamen Fall des Benjamin Button' hat sich für alle Beteiligten (und für uns Zuschauer) bezahlt gemacht. Lang hat's gedauert, lang wird's im Gedächtnis bleiben. Drum sollten Sie nicht zu lang mit dem Ausleihen zögern, das Leben bleibt ja nicht stehen. Oder wie es im Film heißt: Das Leben steckt voller Gelegenheiten, und das betrifft auch die verpassten. Gratulation an David Fincher.

ungeprüfte Kritik

Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory

Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 03.06.2009
Kennen Sie die Eheleute Wheeler? Nein, nicht persönlich? Aber Sie kennen sicher ein Paar, das ihnen ähnlich ist. Und wenn Sie sich auf das Drama ZEITEN DES AUFRUHRS (USA/GB 2008) einlassen, werden Sie die Wheelers schon noch kennen lernen - mehr als ihnen vielleicht genehm ist.

Einen ersten Aufruhr gegen diesen Spielfilm konnte die Video Buster Filmseite, auf der Sie sich gerade befinden, bereits direkt nach dem Verleihstart verzeichnen. Das Mitglied 'FoxFrost' kritisiert in seiner Reaktion den zu hohen Anspruch und die zu lang geratene Laufzeit von 114 Minuten. Zitat: "Und die Story haben sowieso fast 90% der Weltbevölkerung schon selbst erlebt." Dieser Besprechungstext wurde von anderen schnell als 'nicht hilfreich' gewertet, dabei betont er trotz der geringen 1-Stern-Bewertung völlig korrekt das Unbehagen einerseits, mit dem man als Zuschauer konfrontiert wird. Beim Zusehen fühlt man sich streckenweise tatsächlich beinahe "gequält", denn was sich da zwischen den Wheelers - zwischen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio - abspielt, scheint in der Tat außergewöhnlich nah an der Wirklichkeit und wirkt andererseits sehr pathetisch. Haben das wirklich schon so viele von uns leibhaftig erlebt? Wir wollen es nicht hoffen!

Die Schriftzüge des amerikanischen 'Dreamworks' Studio von Steven Spielberg sowie des britischen 'BBC Films' eröffnen den Film und wir sehen die nächtliche Silhouette einer Stadt, dann eine nähere Aufnahme eines Wohnblocks. Das beginnt ja wie in Hitchcocks PSYCHO (1960), als bis in das Zimmer eines Gebäudes gefilmt wird, in dem Mario Crane (Janet Leigh) während der Mittagspause einer Liaison nachgegangen ist! In ZEITEN DES AUFRUHRS wird eine solche Liebschaft erst später kommen, in Form eines Seitensprungs, ebenfalls während der Mittagspause. Gleich in der Eröffnungsszene werfen sich April/Winslet und Frank/DiCaprio durch einen belebten Raum hindurch einen vielsagenden Blick zu. Blicke sagen mehr als Worte, heißt es, und bei den Beiden wäre es besser dabei geblieben. Der Sprung mitten ins Eheleben folgt in der nächsten Szene und nun werfen sie sich Worte zu. Am Rande einer befahrenen Ausfallstraße landen wir in einem Wortgefecht, das sich zwischen Mann und Frau kaum heftiger abspielen kann.

Falls Sie sich mit diesem vorliegenden Filmtitel auseinander setzen möchten, können Sie sich im Anschluss daran auch die aufschlussreiche mitgelieferte Kurzdokumentation anschauen. Dort wird berichtet, dass die meist erschütternden, aber immer großartigen Dialoge aus dem bereits 1961 veröffentlichten Roman REVOLUTIONARY ROAD des US-Schriftstellers Richard Yates stammen. So lautet denn auch der Originaltitel des Films und zeigt deutlicher voraus, wohin die Geschichte führt. Die 'Revolutionary Road' wird zum Wohnort des jungen Paares Wheeler, der sich mehr und mehr als Sackgasse für deren Existenzen entpuppt.

Winslet und DiCaprio liefern meisterhafte Darstellungen ab, die den Vergleich zum klassischen Zwist zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (USA 1966) nicht zu scheuen brauchen. Nicht umsonst wurde ZEITEN DES AUFRUHRS bei den 'Golden Globes' so zahlreich bedacht: eine Nominierung für den Film in der Kategorie 'Drama', eine für den Regisseur Sam Mendes, eine für DiCaprio und dazu die Auszeichnung für Kate Winslet. Letztere wollte die Romanvorlage unbedingt verfilmt sehen und so überredete sie zuerst Ihren Gatten Mendes (AMERICAN BEAUTY 1999) zur Regie und anschließend ihren seit den Drehtagen von TITANIC (1997) allerliebsten Weggefährten Leonardo zur männlichen Hauptrolle.

Der für die Drehbuchadaption verantwortliche Justin Haythe erzählt im Making-Of vom Neid seiner Freunde aus der schreibenden Zunft, von denen viele REVOLUTIONARY ROAD für eines der besten Bücher aller Zeiten hielten. In einem Fernsehinterview schmunzelt Sam Mendes über die Situation während der Dreharbeiten, in der er seine 'echte' Ehefrau mit ihrem besten Freund bei einer Sexszene in der Küche filmte. Er hätte einfach die Kamera aufgestellt und hätte das Schauspiel von einem anderen Raum aus auf dem Monitor betrachtet. Hitchcock wäre sicherlich anwesend geblieben, fügte er lachend hinzu. Einem Zeitungsredakteur verriet Mendes seine Leidenschaft für 'Tim und Struppi' und 'Asterix', die eine Verschmelzung von Kunst und Literatur, von High und Low darstellten. Das wiederum sei doch genau das, "was das amerikanische Mainstream-Kino gern sehen möchte" (in 'Die Zeit', 7.5.09). Ob das auch auf seinen ZEITEN DES AUFRUHRS zutrifft? Und ob sein Werk das ist, was jeder auch hierzulande auf DVD und Blu-ray sehen möchte? Das kann man vor oder nach dem Anschauen nur für sich selbst entscheiden...

Um auch einmal von eigenen Lebensansichten zu berichten, sollen am Ende zwei Menschen zu Wort kommen, die - subjektiv betrachtet - sehr lehrreiche Zitate zum Thema des Films beitragen. Der eine ist der eigene Vater, der schon vor langer Zeit gesagt hatte: "Es gibt im Leben eines Mannes drei Frauen: Seine Mutter, seine Frau und eine, die ihn für einen Mann hält." Könnte das die Antwort auf den Vorwurf sein, den Frau Wheeler ihrem Ehemann macht, er wäre nur dann ein Mann gewesen, als er ihre Kinder zeugte? Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt jedenfalls schrieb: "Eine Geschichte ist dann zu ENDE gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat." Das trifft auf ZEITEN DES AUFRUHS nicht zu 90% sondern zu 100% zu und im Rahmen seiner unangenehmen Handlung hat er doch damit und mit seiner überzeugenden filmischen Umsetzung eine Bestnote verdient. Außerdem soll Dürrenmatt gesagt haben: "Je planmäßiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall." Wie recht er doch hat.

ungeprüfte Kritik

Sieben Leben

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.05.2009
Mutig. Das ist Will Smith in der Rolle des todtraurigen Ben Thomas, der sich auf den Weg begibt, einen positiven Einfluss auf die titelgebenden SIEBEN LEBEN (USA 2008) zu nehmen. Mutig ist auch Grant Nieporte, der sein erstes Spielfilm-Drehbuch auf Anhieb für eine Großproduktion abliefern konnte, obwohl er dort nichts aber auch gar nichts beschönigt. Mutig vom italienisch-stämmigen Regisseur Gabriele Muccino, die Vorlage so konsequent bis zum (bitteren?) Ende durchzuziehen. Und nicht zuletzt mutig sind diejenigen, die sich auf diesen bewegenden Film einlassen.

Wie es schon Video Buster Mitglied 'Dickens' in der zeitgleich zum Verleihstart veröffentlichten Kunden-Kritik zu SAKRILEG (USA 2008) schreibt, gilt auch hier zu beachten: "Zum Inhalt sage ich wie fast immer in meinen Rezensionen nichts, denn ich habe es schon als Kind gehasst, wenn einem durch zuviel erzählen die Spannung genommen wurde." Wohl wahr. Denn in SIEBEN LEBEN sitzt man erst einmal recht hilflos vor den Mosaikstücken der Geschichte, die in Nahaufnahmen und sprunghaften Ortswechseln erzählt wird. Wir erfahren nur, dass Ben (Will Smith) ein schicksalhaftes Trauma durchlebt. Selbstzweifel und Trauer zeichnen seine Gesichtszüge fast permanent. Wie er in diese Lage geraten konnte und was er daraus macht, legt der Film nach und nach offen, bis am Ende alles einen ans Herz gehenden Sinn macht.

Die erste Einstellung: Nahaufnahme seines Gesichts, die Augen mit einer Hand verschlossen, während er mit der Notrufzentrale spricht: "Es gab hier einen Selbstmord." Die Telefonistin: "Wer ist das Opfer?" Ben: "Ich." Der Einstieg ist drastisch und das nächste Bild vom Ozean lässt zwar hoffen, doch seine Stimme gibt nicht viel Hoffnung: "In sieben Tagen erschuf Gott die Welt und in sieben Tagen habe ich meine zertrümmert." ("In seven days god created the world and in seven seconds I shattered mine.")

Weiter verraten wir kein Sterbenswörtchen, denn der Film erklärt nach einer Weile das zunächst Verwirrung stiftende erste Filmdrittel von ganz allein und mit immer intensiveren Momenten. Das gute Bonusmaterial beinhaltet sieben Sichtweisen auf SIEBEN LEBEN ("Seven views on SEVEN POUNDS"), Interviews mit sieben Verantwortlichen. In einem Ausschnitt berichtet Regisseur Muccino, er habe die Struktur absichtlich nicht linear gehalten, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, selbst herauszufinden, wer Böses und wer Gutes im Schilde führt.

Der für den Schnitt zuständige Hughes Winborne erklärt, Muccino nähme sich wie in der vorangegangenen Zusammenarbeit mit Will Smith (DAS STREBEN NACH GLÜCK von 2006) die Zeit, Szenen lang auszuspielen, damit sich die Geschichte entwickeln kann. Das könnte bei manchem Video Buster Mitglieder eine Reaktion hervorrufen, wie bei einem unserer Mitarbeiter und dessen Freundin (Zitat): "Wir haben nach der Hälfte gelangweilt ausgemacht."

Wenn Sie jedoch gewillt sind, sich auf diesen ergreifenden und ein wenig unkonventionellen Film einzulassen, werden Sie sicher nicht enttäuscht werden. Sie müssen kein Drama eines modernen Shakespeare erwarten, so wie es manche Internet-Besprechungen sehen, dafür fehlt es ein bisschen an Tiefe und erst recht an Wortraffinesse, denn nach amüsanten oder ironischen Momenten sucht man in SIEBEN LEBEN vergebens. Aber das braucht es auch nicht, wenn er mit seinen Nebenrollen glänzen kann. Woody Harrelson als Ezra Turner kann überzeugen und Rosario Dawson spielt die Emily Posa so gekonnt, dass man in ihren Szenen tatsächlich das fiktive des Drehbuchs vergisst. Obwohl doch so einiges - wie Autor Nieporte im Interview verrät - auf eigenen Erlebnissen oder Begegnungen beruht.

Und schließlich könnten Sie erfahren, was es mit den SEVEN POUNDS, den "sieben Pfund" aus dem Originaltitel auf sich hat, was sich ähnlich wie in Alejandro González Iñárritus 21 GRAMM (2003) hinter diesem Rätsel verbirgt. Ein Blick auf (die) SIEBEN LEBEN lohnt sich also. In vielen Drehtagen erschuf das Drehteam in Kalifornien SIEBEN LEBEN und in 118 Filmminuten könnte es ein Stück weit Ihr eigenes beeinflussen.

ungeprüfte Kritik

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.05.2009
Mit den Filmweisheiten von Woody Allen verhält es sich wie mit Oliven und Wein - oder: Die Magie der Scarlett-Johansson-Trilogie...

In VICKY CRISTINA BARCELONA (USA/Spanien 2008) spielt Scarlett Johansson eine amerikanische Touristin, die mit ihrer besten Freundin Vicky (Rebecca Hall) in der zweitgrößten spanischen Metropole ihren Sommerurlaub verbringt. Cristina will den Kopf frei kriegen und sich klar darüber werden, was sie im Leben eigentlich will. Ihre Reisebegleiterin scheint sich da schon sicherer zu sein, denn sie plant bereits ihre Hochzeit mit einem bodenständigen, treuen Anzugträger. In Katalonien, bei einem abendlichen Restaurantbesuch, tritt nun Juan Antonio (Javier Bardem) an ihren Tisch. Ein resoluter Künstler, der den Damen ein unmoralisches Angebot unterbreitet: "Ich lade Sie ein, mit mir nach Oviedo zu kommen. Wir bleiben übers Wochenende. Ich meine, ich werde Ihnen die Stadt zeigen und wir werden gut essen, trinken guten Wein, lieben uns." Vicky stellt eine nicht ganz unberechtigte und für den Verlauf des Films ebenso entscheidende Gegenfrage: "Ja und ... und wer genau soll sich da bitte schön lieben?"

Lieben ist ein gutes Stichwort, denn alle lieben offenbar Miss Johansson. Im Video Buster Starportrait berichteten wir über die 1984 in New York geborene Darstellerin, sie sei von den Lesern der Zeitschrift FHM in einem '100 Sexiest Women in the World 2006' Special zur 'Sexiest Woman Alive' gekrönt worden. Vom 'Playboy' wurde diese Ehre mit einer weiteren Auszeichnung 'Sexiest Celebrity of 2007' bestätigt. Sie selbst kokettierten mit einer Aussage, sie würde auf Herren des älteren Semesters stehen. Sie könne sich eine Beziehung mit einem unter 30-Jährigen nicht mehr vorstellen. Seit September 2008 ist Frau Johansson allerdings mit Schauspielkollege Ryan Reynolds (Jahrgang 1976) fest liiert und erfreut sich an 5 Millionen Dollar, die sie laut dem 'Forbes' Magazin jährlich verdienen soll. Ihren eigenen Worten zufolge ist sie sehr unabhängig, bräuchte jedoch eine Menge Zuneigung: "I am very independent. I can look after myself but I still need a lot of love and care."

Warum wir Ihnen das über Scarlett Johansson schreiben? Gleich dreimal in Folge hat Woody Allen sie in den vergangenen Jahren in einer Hauptrolle besetzt. Als Muse des Regisseurs beeindruckte sie in der BBC-Produktion MATCH POINT (2005) an der Seite von Jonathan 'The Tudors' Rhys Meyers, anschließend in SCOOP - DER KNÜLLER (2006) neben Hugh 'Wolverine' Jackman und nun in 'Vicky Cristina'. Diese Film-Menage-à-trois haben wir uns hintereinander zu Gemüte geführt und das sollten Sie auch tun! Denn es tritt das ein, was uns der Off-Erzähler in VICKY CRISTINA BARCELONA über Cristina berichtet: "Plötzlich hatten Gedanken Vorrang vor Gefühlen. Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe. Und so sehr sie auch versuchte, sich gegen sie zu stemmen, sie konnte sie nicht verdrängen."

Zu viele Wahrheiten über das Leben? Es ist schon schmerzlich, wie Woody Allen in manchen Szenen den Finger in die Wunde zu legen versteht, wie er Schreckensszenarien aus hinterfragten Partnerschaften und verhängnisvollen Affären vor uns ausbreitet. Gleichermaßen höchst unterhaltsam wie unterschwellig pessimistisch sind die Werke seiner Scarlett-Johansson-Trilogie. Mögen Sie Fantasy-Geschichten und Science-Fiction? Genießen Sie es, sich mit fesselnden Filmabenteuern aus dem Alltag heraustragen zu lassen, um für eine Weile in eine fremde Welt abzutauchen? Dann halten Sie sich um Himmels Willen von diesen Filmen hier fern! Nein, Sie müssen sie unbedingt sehen! Widersprüchlich wie diese Aussagen und faszinierend sind diese Filme, jeder für sich. So ist MATCH POINT eine Lovestory und dann doch ein Thriller, SCOOP ein klassischer Krimi und doch eine beinahe alberne Komödie und VICKY CRISTINA BARCELONA schließlich ist eine Romanze, eine Komödie, ein Drama zugleich. Filme mit Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe eben.

In MATCH POINT heißt es zu Beginn: "Der Mann, der gesagt hat 'Ich hätte lieber Glück als Talent' hat tiefe Lebensweisheit bewiesen. Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante und kann für den Bruchteil einer Sekunde nach vorn oder nach hinten fallen. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorn und man gewinnt. Oder auch nicht und man verliert." Bei Woody Allens Spielfilmen weiß man nie, auf welche Seite der Ball springen wird, nicht einmal, welches Spiel überhaupt gespielt wird. Nur der Ausgang ist gewiss: Das Zusehen ist in jedem Fall ein Gewinn.

Juan Antonia (Bardem) berichtet über die Beziehung mit seiner Ex Maria Elena, gespielt von der dafür mit dem Oscar(c) ausgezeichneten Penélope Cruz: "Wir waren beide davon überzeugt, dass unsere Liebe perfekt wäre, aber irgendetwas fehlte." Sicher ist auch der vorliegende Film im Nachhinein betrachtet keineswegs perfekt. In der Synchronisation fehlt ihm dazu ein wichtiger Bestandteil, der Charme der spanisch-englischen Dialoge. Aber man kommt in Gedanken nur schwer von ihm los. Gedanken, noch ein gutes Stichwort: Die macht man sich über die Jugendzeit, als man Woody-Allen-Werke noch als Steckenpferd seiner Eltern abgetan hat, da sie scheinbar nur Erwachsenenprobleme wie Ehestreitigkeiten zum Thema hatten. Das verhielt sich so wie mit Oliven und Wein - Dinge, die man angeblich erst mit dem Alter richtig zu schätzen lernen weiß. Inzwischen hat man Woody Allen ins Herz geschlossen und genießt solche Filmabende mit leckeren Oliven und gutem Wein. Man wird alt! Da kann wieder einmal nur eine der genannten Filmweisheiten von Woody Allen retten: "Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt." Wir wünschen gute Unterhaltung mit Vicky, Cristina, Juan Antonia und Maria Elena in Barcelona.

ungeprüfte Kritik

The Da Vinci Code - Sakrileg

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.05.2009
Mit seinem Roman "Sakrileg" sorgte Dan Brown weltweit für Aufsehen und löste wilde Spekulationen über den Wahrheitsgehalt seiner Thesen aus.
Die Kritik der Kirche an diesem Film ist verständlich und schwachsinnig wie immer.

Die filmische Umsetzung von Dan Browns Bestseller lässt sich wohl am besten als routiniert beschreiben. Man erkennt ganz klar die Handschrift und die Stilmittel von Regisseur Ron Howard, der den Stoff schnörkellos auf die Leinwand bringt. Der Film hat trotz seiner ca. 150 Minuten keine Längen und hält die Spannung auf konstantem Level.

Die Leistung des Darstellerensembles ist durchweg überzeugend, wobei sich keiner der Akteure in den Vordergrund drängt. Herausgehoben seien an dieser Stelle Hauptdarsteller Tom Hanks, der als integerer Gelehrter überzeugt, an der kniffligen aber gleichzeitig gefährlichen Schnitzjagd Gefallen findet und Audrey Tautou, die als Langdons Partnerin und als starke Frau gefällt.

ungeprüfte Kritik

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.04.2009
Samuel L. Jackson glaubt, er sieht nicht richtig, als die neuen Nachbarn einziehen: Ein weißer Jungspund mit einer farbigen, bildschönen Lebensgefährtin. Das guckt sich der LAPD-Gesetzeshüter nicht lange tatenlos an. Als alleinerziehender Vater von zwei heranwachsenden Kindern muss er doch ein gutes Vorbild abgeben und für Ruhe und Ordnung sorgen. Wo leben wir denn?! Als sich das frisch eingezogene Paar auch noch im Pool nebenan bei einer abendlichen erotischen 'Schwimmgymnastik' vergnügt, brennt bei Moralapostel Abel Turner (Jackson) eine Sicherung nach der anderen durch. Zuerst einmal dreht er aber bei sich im Haus die Sicherung für die Sicherheitsflutlichter rein, woraufhin das Schlafzimmer der neuen Nachbarn auch in den Nachtstunden hell erstrahlt. Ausgereichnet jetzt hat bei Lisa und Chris (Kerry Washington und Patrick Wilson) auch noch jemand die Drähte der Klimaanlage gekappt. Nicht nur aus diesem Grund heizt sich die Stimmung merklich schnell auf.

Was nach einem klassisch erzählten, sich langsam steigernden Thriller klingt, entpuppt sich im Laufe der 105 Filmminuten - als klassisch erzählter, sich langsam steigernder Thriller, genau. So wie sich die Ausgangssituation der ganzen Geschichte liest, so entfaltet sich das Geschehen in LAKEVIEW TERRACE (USA 2008) unaufhörlich. Zwar hatte Regisseur Neil LaBute zuvor mit WICKER MAN (2006) zahlreiche Filmbegeisterte enttäuscht, auch BESESSEN aus dem Jahr 2002 kam nicht viel besser an, aber sein Regieeinstieg IN THE COMPANY OF MEN von 1997 bleibt weiter in guter Erinnerung. Schon damals verfolgte LaBute erfolgreich das Konzept, ein gerade in Amerika kontroverses Reizthema in einen intensiven Thriller zu verpacken.

Zurück zum auflodernden Nachbarschaftsstreit in Lakeview Terrace, dem stereotypen Suburb-Distrikt am Rande von Los Angeles. Der Konflikt am Gartenzaun, bei dem ein Wort das nächste gibt, ist keinesfalls nur geradlinig erzählt, wie man vermuten mag. Angenehm konventionell kommt die erste Stunde in die Gänge, schon der Vorspann ist sachlich schwarz-weiß (wie bezeichnend) gehalten, in klaren Buchstaben. Die Kameraeinstellungen zeigen die Personen und Schauplätze mit wenigen Nahaufnahmen und ohne störende Handkamera, die mit ihren wackeligen Bildern doch in letzter Zeit selbst in Großproduktionen allzu inflationär benutzt wurde. Die Verunsicherungen bei den Neuankömmlingen und beim Zuschauer setzt mit dem Aufeinandertreffen der Hauptakteure ein, als sich Samuel L. Jacksons Charakter mit zweideutig-eindeutigen Bemerkungen als verkappter Rassist entpuppt. Spannend ist nicht unbedankt was passiert, sondern wie es passiert.

Risse bilden sich, in der Vorortsiedlung, im Job, in der Erziehung, in der Beziehung. Zwischenmenschliche, zwischenrassische (der englische Begriff 'interracial' ist griffiger) und geschlechtliche Machtkämpfe tun sich auf. Dem zuvor sicher geglaubten Vertrauen in die festen Werte des Lebens wie Arbeit, Partnerschaft und Familie wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist interessant zu beobachten und für einen Mainstreamfilm mutig thematisiert. Vielleicht war das einer der Gründe, warum Will Smith als Produzent in dieses Projekt einstieg. Seine Produktionskosten hat LAKEVIEW TERRACE jedenfalls längst eingespielt, stieg am Startwochenende in den USA sogar auf Platz 1 der Kinocharts ein. So werden Sie bestimmt auch demnächst bei uns einigen Gesprächspartnern begegnen, die sich nach dem Gesehenen gerne über Rassismusdarstellungen und Thrillerkonventionen im Film unterhalten wollen.

Trotzdem sollten Sie die Erwartungen an 'Lakeview' nicht zu hoch hängen, denn es folgt noch eine zweite Stunde, die zwar die Spannungsschraube weiter anzieht, sich jedoch ordentlich in Klischees verliert. Aus den Reihen des Video Buster Teams konnten schon einige gegensätzliche Meinungen aufgeschnappt werden. Niemand äußerte sich euphorisch über den Frühjahrsneustart auf DVD und Blu-ray, jedoch pendelten die Reaktionen zwischen durchschnittlichem Zuspruch und zufriedenen Gesichtern. Wer keinen 08/15-Thriller erwartet, sondern eine durchaus fesselnde Handlung mit guten Ansätzen von oftmals ausgeklammerten Themen des menschlichen Miteinanders, geht mit einem LAKEVIEW TERRACE Filmabend kein Risiko ein.

Haben Sie ihn bereits gesehen und sind Sie von der schauspielerischen Präsenz des Ausnahmedarstellers Samuel L. Jackson wieder einmal überzeugt worden? Dann sehen Sie sich Mr. Jackson doch gleich auch einmal 'auf der anderen Seite' in einer defensiven Rolle an, als Lehrer im packenden Drama 187 - EINE TÖDLICHE ZAHL. Der stammt ebenso wie LaButes Debüt aus dem Jahr 1997 und zeigt Jackson, wie er selbst von New York nach Los Angeles umzieht, um dort in L.A. ein Opfer der alltäglichen Gewalt zu werden. Und um den 'weißen' LAKEVIEW TERRACE Darsteller Patrick Wilson nicht zu diskriminieren, sei auch von ihm ein beeindruckender Filmauftritt genannt, im recht schockierenden Psychogramm HARD CANDY (2005). Genug der Filmempfehlungen für heute! Lassen Sie sich gut unterhalten und seien Sie lieb zu Ihren Nachbarn, sonst...

ungeprüfte Kritik