Kritiken von "VideobusterRedaktion"

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 08.05.2012
New York meets Paris. '2 Tage Paris' bietet erstklassige Dialoggefechte. Es macht einfach Spaß, den Gesprächsinhalten zu folgen. Dabei fällt es noch nicht einmal schwer, dass man sich sehr häufig mit Untertiteln auseinandersetzen muss. Die Gespräche zwischen der gebürtigen Französin Marion und ihrem amerikanischen Freund Jack sind einfach genial. Endlich mal nicht so ein schnulziger Liebesfilm, der vor Romantik nur so strotzt. Paris, die Stadt der Liebe, wird für Jack, der kein Wort Französisch versteht, zur Hölle.

Das Aufeinandertreffen mit Jacks Schwiegereltern in spe bringt zusätzliche Würze in diese etwas andersartige Beziehungskomödie. Es ist einfach herzerfrischend, wie sehr sich Marions Eltern, Schwester und etliche Ex-Lover die Tatsache, dass Jack kein Französisch kann, zum Spaß machen.

Auffällig ist, dass der Film hauptsächlich von der Darstellung intensiver Gespräche getragen wird. Die Handlung ist eher karg bemessen, wird aber gar nicht so richtig vermisst, weil es die Gespräche wirklich in sich haben. Perfekt gesetzte Pointen machen diesen Film sehenswert, denn oftmals werden die kleinen alltäglichen Wahrheiten und Probleme beherzt aufgegriffen und zum Thema gemacht.

In diesem Film gibt es zu jedem Problem auch den passenden Rahmen. Die Wohnung von Marion, in welche die Mutter allzu gern ungebeten hinein läuft, die Wohnung der Freundin, in der Marion und Jack auf zahlreiche Ex-Lover von Marion treffen, usw. Kurz gesagt, alle Ereignisse und Problematiken bekommen ihren eigenen speziellen Auftritt.

Die schauspielerische Leistung von Julie Delpy ist, trotzdem sie selbst auch noch die Regie führte, absolut überzeugend. Besonders starke Leistungen bringt sie während der verschiedenen Wut- und Emotionsausbrüche. Hut ab! Auch Ihr Gegenüber, Adam Goldberg, ist in der Rolle erstklassig eingesetzt. Besser hätte man dieses eigentümliche Pärchen nicht verkörpern können.

Schade ist, dass die Handlung, wie bereits erwähnt, etwas zu wünschen übrig lässt. Auch das Ende hat leider nicht überzeugt, denn es weicht zu sehr vom Stil ab und hätte eindeutig spezieller sein sollen. Dieser Film ist natürlich kein Blockbuster, aber er ist durchaus in der Lage gut, zu unterhalten. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.09.2010
"Karte heißt 'map' und Rucksack heißt 'backpack' und außerdem weiß ich noch was 'nach oben' und 'nach unten' auf Englisch heißt!" So klingt ein stolzes Kind, dass nach ein paar Minuten Dora ganz glücklich berichtet, wie viele neue Dinge es dank des kleinen Zeichentrickmädchens gelernt hat - und das auch noch mit Spaß! Eine absolut gewaltfreie Fernsehserie, die an erste Englischkenntnisse und Zahlenreihen heranführt, darüber hinaus aber auch das Erkennen von Formen, Farben und Zusammenhängen fördert. Durch Wiederholungen, Vergleiche und musikalische Unterstützung fällt es Dora und ihren kleinen Freunden nicht schwer, ihrem Publikum das erlangte Wissen einzuprägen.

Gerade Mädchen zwischen 3 und 6 Jahren können sich für Dora begeistern. Für das männliche Zielpublikum dieser Altersklasse gibt es noch einen Extratipp:

'Go Diego Go!'

ungeprüfte Kritik

Ein Prophet

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 18.08.2010
Man muss kein "Prophet" sein, um zu erahnen, dass ein Spielfilm, der den großen Preis der Filmfestspiele in Cannes 2010 ("Festival de Cannes Grand Prix") erhielt und dem Regisseur Jacques Audiard eine "Goldene Palme" Nominierung in Cannes einbrachte, tatsächlich einiges "kann". Wird EIN PROPHET (Frankreich/Italien 2009) uns Zuschauer mit der ab sofort bereitstehenden DVD oder Blu-ray im Verleihprogramm ebenso stark beeindrucken und bewegen, oder wird man das Ausleihen bereuen? Wir haben uns in einem Selbsttest für zweieinhalb Stunden in den Heimkinoknast einweisen lassen und geben Ihnen nun, zurück im Tageslicht, einen kleinen Einblick hinter die Gefängnismauern.

Ein Gefangener wird lauthals in eine Zelle geführt. Zunächst wird man nur mit partiell beleuchteten Filmbildern Zeuge der Szenerie, ein Blick durchs Schlüsselloch. Es handelt sich nicht um die Hauptperson Malik El Djebena, die man in den anschließenden 149 Minuten begleiten wird. Malik (Tahar Rahim) sitzt schon in Untersuchungshaft und bekommt Besuch von seinem Anwalt, der ihm verkündet, dass die sechs Jahre Haftstrafe bei erreichter Volljährigkeit auch tatsächlich abgesessen werden müssen. Zwei bittere Szenen folgen auf dem Weg zur Verlegung ins Gefängnis: Ein Blick durch die Gitterstäbe des Transportwagens hindurch zur belebten Straße, Sonnenstrahlen, die flatternde Trikolore an einem Gebäude, der vorerst letzte Blick auf die Außenwelt. Dann die körperliche Untersuchung des nackten, verschmutzten Inhaftierten Malik, gefolgt von der Fragebogen-Abarbeitung des Gefängnisvorstehers.

Schon ist man mittendrin, im Geschehen von EIN PROPHET. Im Knast, bei Malik, den man durch die nüchternen Fragen nach sozialen Kontakten drinnen und draußen, nach seiner Glaubensrichtung, nach der (fehlenden) Berufsausbildung auf kürzestem Weg kennenlernt. Wenn es Regisseur Audiard versteht, in so knapper Zeit einen stimmigen Filmcharakter aufzubauen, wollen wir ebenfalls schnell zum Punkt kommen: Nach einer Viertelstunde wird klar, dass ähnlich wie beim Gefängnisklassiker MIDNIGHT EXPRESS (1978) ein schonungsloser Umgang mit den Insassen und dem Filmpublikum folgen wird. Dass man sich auf eine richtige Geschichte mit glaubhaften Figuren einstellen kann, wie beim Gefängnisfilm DIE VERURTEILTEN (1994). Dass sich die Atmosphäre innerhalb der kriminellen Machthierarchien unvorhersehbar steigern wird wie beim Mafia-Epos DER PATE (1972).

Die zwei letztgenannten Filme erscheinen auf der ewigen Bestenliste der 'IMDb - Internet Movie Database' auf den Spitzenplätzen 1 und 2. EIN PROPHET erzählt eine Geschichte dazwischen und verfehlt damit knapp den Einzug in die dortige Top 250. Ein "Best-of-Prison-Movies", bei dem man vor dem Fernseher von Anfang an bei der Sache ist und unter keinen Umständen in der Haut des Protagonisten stecken möchte. Keine Hoffnung auf Knastromantik, hier werden dir umgehend die Schuhe von Mithäftlingen abgezogen, in der Dusche wirst du nach Liebesdiensten gefragt und auf dem Innenhof in einen ausweglosen Handel getrieben. Und wenn du nicht spurst, schnürt dir ruck-zuck eine Plastiktüte über dem Kopf die Luft weg.

Jacques Audiard hat die Geschichte um den elternlosen Franzosen Malik inszeniert, der nichts hat außer seiner maghrebinischen Abstammung, einer abgebrochenen Schulzeit und - obwohl erst 19 Jahre alt -^einem ellenlangen Strafregister. Audiard, so war im Vorfeld zu lesen, habe einen früheren Film in einem echten Gefängnis vorgeführt und sei von den vorherrschenden Zuständen so geschockt gewesen, dass er diese Eindrücke in einem Film hinter Gittern verarbeiten wollte. Außerdem war es ein Wunsch des 1952 in Paris geborenen Filmemachers, die arabische Bevölkerung Frankreichs ins Zentrum seines neuen Films zu setzen, ohne jedoch in einem rein fiktiven Rahmen ein Bild der aktuellen Gesellschaft zu zeichnen.

Das Team aus seinem vorangegangenen DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) stand ihm dabei zur Seite. Schon dort fungierte der französische Charakterdarsteller Niels Arestrup (*1949) in der Rolle des Vaters als Stützpfeiler, der die Erlebnisse von Thomas (Romain Duris), einem aggressiv vorgehenden Immobilienspekulanten und leidenschaftlichen Klavierspieler, zusammenhält. Audiard zeigte bereits 2005 sein Können, scheinbar beiläufige Szenen zu zeigen, die den Zuschauer unvorbereitet treffen. Gut und Böse sind nicht klar definiert, der Vater will eine schwer zu durchschauende Geliebte heiraten und verstrickt sich in Geschäfte mit der russischen Mafia, ein befreundeter Ehemann geht regelmäßig fremd und die Arbeitskollegen von Thomas prügeln Obdachlose aus den neuerworbenen, leer stehenden Häusern. Menschliche Abgründe im Alltäglichen und gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer, durch die frühere Passion am Klavier eine Art neues Leben anzufangen.

In EIN PROPHET heißt der Protagonist nicht Thomas, sondern Malik und Niels Arestrup spielt keine Vaterfigur, sondern einen über Leichen gehenden Häftlingsanführer. Der Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben für Malik ist schwer auszumachen. Lesen lernen könnte ein Ausweg sein, schnell verdientes Geld und Anerkennung in den verfeindeten Lagern der arabischen Drogenschmuggler und einer korsischen Mafiaorganisation ist naheliegender. Welches Ende der Film für Malik bereithält, sollten Sie sich selbst anschauen. Die Oscar-Nominierung 2010 als bester ausländischer Film, der Preis aus den Händen der 'British Academy of Film and Television Arts' 2010, die zahlreichen 'César' Auszeichnungen Heimatland Frankreich, all diese Ehrungen kommen nicht von ungefähr. Ein wirklich guter Gefängnisfilm, dem man sich aufgrund von genretypischen Bestandteilen wie expliziter Gewaltdarstellung und durchweg ungeschönter Filmfiguren trotzdem mit Vorsicht nähern sollte.

Zur Handhabung: Die getestete DVD-Ausgabe des Studios 'Sony Pictures Classics' ist in ihrer Sprachen-Auswahl "Französisch - Deutsch" überschaubar, in den Untertiteln steht dagegen Englisch und Deutsch zur Verfügung. Ein vielleicht auch für Sie wichtiger Hinweis zu den Sprachfassungen: Startet man nach dem Einlegen der Disc den Film ohne Umwege über die Optionen, sieht man die Originalfassung. Wechselt man dort auf die deutsche Fassung, fehlen die Untertitel in den teils arabischen, teils französischen und sogar italienischen Dialogfetzen zwischen den Inhaftierten. Besser im Menü gleich die deutsche Fassung wählen, denn dann bekommt man eine sorgfältige Synchronisation vorgeführt, die in den fremdsprachigen Passagen mit einer kursiven Untertitelung hilft. Die Extras bieten Ihnen außerdem einen Audiokommentar des Regisseur Audiard, des Hauptdarstellers Tahar Rahim und des Co-Drehbuchautors Thomas Bidegain. Dazu werden entfallene Szenen, nicht wirklich erhellende Szenen aus den Vorbereitungen zum Dreh ("Rehearsal Footage"), Probeaufnahmen ("Screen Tests") und ein Kinotrailer gereicht.

Beide Filme von Jacques Audiard, DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) und EIN PROPHET (2009), tun sich außerdem durch die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine, durch den Schnitt von Juliette Welfling und die Musik von Alexandre Desplat (Blockbuster-verwöhnt durch NEW MOON 2009 und HARRY POTTER 2010) hervor. Produziert wurden Audiards Filme von der Firma 'Why not Productions', "warum nicht". Diese Einstellung können Sie sich beim nächsten Ausleihvorhaben in Hinsicht auf EIN PROPHET getrost zu Herzen nehmen.

ungeprüfte Kritik

In meinem Himmel

Die Geschichte über ein Leben und alles, was danach kam...
Drama

In meinem Himmel

Die Geschichte über ein Leben und alles, was danach kam...
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.08.2010
In Neuseeland gibt es neben Kiwifrüchten, von denen die "grüne Insel" nach Italien und China nur noch der drittgrößte Produzent sein soll, einen weiteren Exportschlager, der über zwanzig Jahre hinweg stetig erfolgreicher wurde: Regisseur Peter Jackson. Wie oft man den Namen des am Halloweentag, dem 31. Oktober 1961 Geborenen inzwischen in Zusammenhang mit seiner Spielfilmtrilogie gelesen hat, die auf J.R.R. Tolkiens DER HERR DER RINGE Romanen basiert, oder in Bezug auf sein Multimillionen-Dollar-Projekt über das Schicksal des Riesenaffen KING KONG? Unzählige Male, dabei gibt es in seiner Filmografie noch ganz andere Schätze. Sogar einen Horrorfilm über ein Mutter-Sohn-Verhältnis und einem fulminanten Rasenmäher-Finale findet sich unter Jacksons Werken, so absurd blutig, dass es in Deutschland beschlagnahmt wurde.

Genug zur Person, genug der extremen Kassenschlager und Splatterfeste. Was sich zur Vorbereitung auf Peter Jacksons neueste Heimkino-Veröffentlichung IN MEINEM HIMMEL (USA/Großbritannien/Neuseeland 2009) lohnt, ist das Frühwerk HEAVENLY CREATURES von 1994, das mit einem kleinen Markenzeichen - historischen Aufnahmen über die Heimat des Autorenfilmers - beginnt und zu zwei schreienden, blutüberströmten Schülerinnen wechselt. "In den Jahren 1953 und 1954 führe Pauline Yvonne Parker ein Tagebuch über ihre Freundschaft mit Juliet Marion Hulme. Dies ist ihre Geschichte. Die Tagebucheintragungen sind in ihren eigenen Worten wiedergegeben." Ein erklärender Einleitungstext, gefolgt von einer in ihrer Tragweite damals noch nicht abzusehenden Besetzungsinfo: "and introducing Kate Winslet as Juliet", Kate Winslet in ihrem ersten Spielfilm.

Ebenso wenig abzusehen für den Zuschauer sind die Ereignisse, in die sich zwei Schülerinnen der 'Christchurch Girls High School' in Canterbury/Neuseeland von 1952 an hineinsteigern. Wir erzählen Ihnen nichts über den Filmverlauf, damit die Wirkung nicht zerstört wird - so wie der herumalbernde Vater der jungen Pauline (genial ausgesucht wie Winslet in ihrer Rolle auch Melanie Lynskey) beim Abspielen einer Schallplatte des vergötterten Tenors Mario Lanza. Pauline: "Hör auf damit! Du bist ein Ignorant." - "Stop it, you're spoiling it!" Apropos Ignorant: Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem wir auf Peter Jacksons jüngste DVD und Blu-ray Erscheinung IN MEINEM HIMMEL zu sprechen kommen. Falls Sie sich eher zu denjenigen zählen, die opulente Filmerlebnisse von Riesenaffen und Dinosauriern oder Hobbits und Elfen allemal den Filmbildern stiller, emotionaler Dramen vorziehen, sollten Sie jetzt die Reißleine ziehen und in den Angaben der Mitwirkenden auf den Namen des Regisseurs klicken, um zu einer Liste der bisherigen Erfolge des Filmemachers zu kommen, in der man sich besondere Fantasy, Abenteuer, Horror-Erlebnisse von Peter Jackson aussuchen kann.

Für alle anderen: Die Freundschaft zweier Mädchen, die sich in eine Fantasiewelt zurückziehen, so wie sie in ("two such") HEAVENLY CREATURES (1994) gezeigt wird, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Ob "der neue Jackson" IN MEINEM HIMMEL (2009), fünfzehn Jahre später, für eine größere Zielgruppe geeignet ist? "FSK ab 12 freigegeben" war das Urteil der 'Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft'. Bei HEAVENLY CREATURES war es eine 16er-Altersgrenze, zu Recht, wie sich Ihr heutiger Schreiber erinnert, der damals im Kino etwa so alt war. Dermaßen intensiv wirkten und wirken Peter Jacksons Filmbilder von 1994, alle Emotionen übergroß, gewalttätige Tagträume, sexuelle Erfahrungen, aufmüpfige Gedanken gegen die Eltern. Tragisch. Ganz schön viel zu Verarbeiten für einen Jugendlichen oder eine Jugendliche. Dank eines vielschichtigen Drehbuchs von Jackson und seiner Langzeit-Koautorin Fran Walsh (Oscar-prämiert für DER HERR DER RINGE - DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS), mit einem Cameo-Auftritt des Regisseurs, einer Abrechnung mit Orson Welles als "widerlichem" ("hideous") Finsterling in Schwarz-Weiß und einem Film-im-Film-Erlebnis der Protagonistinnen Pauline und Juliet in DER DRITTE MANN. Zahlreiche Details, die Peter Jacksons Arbeitsergebnisse immer zu etwas Besonderem machen. Jedes Mal. Jedes Mal?

Jacksons Produktionsfirma 'WingNut Films' bekommt zu den Dreharbeiten ab Oktober 2007 von Spielbergs 'DreamWorks' finanzielle Rückendeckung (respektable 65 Millionen Dollar Budget) und eine garantierte weltweite Verbreitung durch 'Paramount'. Große Studios, dabei fängt IN MEINEM HIMMEL ganz klein an: Eine Schneekugel ist das erste, was Sie zu sehen bekommen. "Ich erinnere mich, dass ich noch ganz klein war. Zu klein, um über die Tischkante sehen zu können. Da war diese Schneekugel und ich erinnere mich an den Pinguin, der im Inneren der Kugel wohnte. Er war ganz allein da drin und ich machte mir Sorgen um ihn.", hören wir die Hauptfigur Susie im Rückblick sagen, während der Vater Jack auf dem Sofa sitzt und herüberschaut. Mark Wahlberg übernahm diese Rolle Tage vor Drehbeginn, nachdem Ryan Gosling (WIE EIN EINZIGER TAG, 2005) wegen "künstlerischer Differenzen" abgesprungen war. Einblendung: "The Lovely Bones", der Originaltitel und der Name des 2002 erschienenen Romanvorlage von Alice Sebold. Zeitsprung: Zwölf Jahre nach der Schneekugel lernen wir auch die Mutter Abigail kennen (durch Rachel Weisz ebenfalls prominent besetzt), mit Erziehungsratgebern und Camus-Literatur im Ehebett.

Ihr Name ist Susan Salmon. Susie wird sie von der Familie genannt. Faszinierend gespielt von Saoirse Ronan, die trotz ihres jungen Alters (*1994) sogar schon mal für einen Nebenrollen-Oscar nominiert war, für ihren Auftritt in ABBITTE (2007). Die Nominierung soll nach der Besetzungsentscheidung für IN MEINEM HIMMEL verkündet worden sein, so dass sich Wunsch der Autorin Alice Sebold, ein unbekanntes Mädchen für die Rolle auszuwählen, nicht erfüllte. "Ich fand es toll, wie ein Foto einen Moment festhalten konnte, bevor er vorüber war." reflektiert die jugendliche Sprecherin ihre aufgenommenen Schnappschüsse (und spricht Peter Jackson damit bestimmt aus der Seele). Die Protagonistin malt sich ihre Welt aus, wie es Juliet und Pauline in Jacksons früherem Drama taten. Wenn sich die Fantasiewelt der Susie doch bitte nicht so tragisch entwickelt! Doch auch dieser Wusch wird nicht erfüllt. Während Grandma Lynn (noch ein Star: Susan Sarandon) erscheint, keimt die Hoffnung des Mädchens auf: "Wir gehörten nicht zu diesen Menschen, diesen glücklosen Menschen, denen grundlos schreckliche Dinge passieren." Bis am 6. Dezember 1973 etwas Grausames geschieht…

Es gibt diverse Herangehensweisen, die unsagbaren Taten hinter vermissten Menschen für Filme aufzuarbeiten, dokumentarisch, als Krimi, als Tragödie. Unerträglicher als bei Horrorvertretern wie CAPTIVITY 2007 oder extremen Darstellungen wie MARTYRS 2008 (nur beispielhaft genannt), wirkt in Peter Jacksons Werk der Kontrast zwischen ruhiger Erzählweise, romantischer 70er Jahre Kulisse und der widerlichen Figur des Täters (der Mut von Stanley Tucci, diese Darstellung zu übernehmen, brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein). Dass Jackson bei seiner filmischen Umsetzung den Tatbestand der Vergewaltigung aus der Buchvorlage noch nicht einmal andeutet, muss ihm nicht als Versäumnis angekreidet werden, diese bewussten Lücken werden in der Vorstellung des Zuschauers mit Grauen gefüllt.

Falls Sie sich noch darüber wundern, warum in einer Kritik zu IN MEINEM HIMMEL ausführlich auf HEAVENLY CREATURES eingegangen wird: es sollte dem ungewöhnlicheren der zwei Filme mehr Platz einräumen. Es gibt sogar Details, die beide Werke verbinden, wie die großen Gesichter, die durch eine Sandburg bzw. ein Puppenhaus schauen, flüchtige Filmauftritte des bärtigen Peter Jackson, vor allem die sich in der Vorstellung verändernden Traumlandschaften von heranwachsenden Teenagern. Bei IN MEINEM HIMMEL kommen - jetzt eine Bewertung - leider Bilder zum Vorschein, die verdrängte Filmerinnerungen an Jodie Foster in CONTACT (1997) wachrufen. Künstlicher Sternenhimmel über einem Sandstrand, in verklärt-mystisches Licht getaucht, das gibt ihnen eine ungefähre Vorstellung. Weniger bewegende Tragik, stattdessen esoterische Bildsprache. Was uns persönlich bei KING KONG zu viel computergenerierte Dinos waren, sind hier die zwar farbenprächtigen, jedoch künstlich-affektierten Landschaftsbilder in Werbeclipästhetik.

Pluspunkt: Susan 'Susie' Salmon und ihre Familienangehörigen sind gut dargestellt und Peter Jacksons Familiendrama ist über weite Strecken bewegend. Auch die Thriller-Elemente funktionieren, obwohl sie stereotyp sind. Aber was will IN MEINEM HIMMEL jetzt sein? Soll die Video Buster Redaktion jetzt unter mehreren Genrebezeichnungen eintragen und sich an der Vielfalt der angesprochenen Emotionen in 130 Filmminuten erfreuen? Die Schaffensphase der BAD TASTE (1987) und MEET THE FEEBLES (1989) Extreme hat Jackson lange hinter sich gelassen, aber bei diesem Werk vermissen wir seine Handschrift, das Besondere. Das wird man hoffentlich bei dem von ihm geschriebenen und produzierten DER KLEINE HOBBIT (Teil 1 ab 2012, Teil 2 ab 2013) wiederentdecken. Am Ende bleibt in diesem Fall ein handwerklich gutgemachtes und optisch ansprechendes Durcheinander, das letztlich doch ein Durcheinander für uns bleibt. Wir freuen uns über Ihre Zeilen in einer eigenen Kritik auf der IN MEINEM HIMMEL Filmseite, vor allem über durchweg positive Meinungen, denn die werden seltener zu finden sein. Von Peter Jackson erhoffen wir uns in Zukunft wieder etwas mehr Individualität, schließlich sagte Kate Winslet schon 1994 als Juliet: "Es sind immer nur die Besten, die sich gegen alle Hindernisse stellen, um glückselig zu werden."

ungeprüfte Kritik

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.08.2010
Flimmerkiste voller Wunder: Nach Guillermo del Toros Erfolgen mit 'Blade 2' und 'Hellboy' haben eigentlich alle gedacht, dass das nächste Projekt ganz groß wird. Wurde es auch, allerdings nicht im Hinblick auf Budget oder Starpotential, sondern dergestalt, dass es bei 'Pans Labyrinth' mit relativ bescheidenen finanziellen Mitteln einen wirklich vielschichtigen und schönen Film realisiert hat, für den es zu Recht drei Oscars® gab.

Die erzählerische Klammer, die dem Werk den Rahmen vorgibt, schneidet ein Kapitel jüngerer europäischer Geschichte an, über die außerhalb Spaniens kaum jemand etwas weiss – den spanischen Bürgerkrieg, der der Machtergreifung Francos voranging. Im Land selbst wird das Thema ohnehin weitestgehend ignoriert. Zu frisch sind vielerorts noch die Wunden und zu tief die Gräben zwischen Falangisten und Republikanern. Umso verständlicher wird der Rückzug der kleinen Ofelia, angesichts der täglichen Grausamkeiten des Stiefvaters. Immer tiefer verstrickt sie sich in dem geheimnisvollen Labyrinth, dass ihr der bocksbeinige Faun eröffnet. Angesichts der immer wieder eingestreuten Ereignisse aus der 'realen Welt' könnte man sich fragen, ob dieses Königreich mit verschollenen Prinzessinnen, Riesenkröten oder komischen Insekten nur Ofelias Phantasie entspringt oder tatsächlich existiert. Fragt man sich aber nicht, so gefesselt und fasziniert ist man von Guillermo del Toros Schöpfung. Man wünscht sich eigentlich nur, dass der Film noch etwas länger dauern möge.

Die Darsteller sind durchweg großartig- wenn auch hierzulande weitgehend unbekannt. Zumindest den Namen Sergio López (Stiefvater Capitan Vidal) sollte man aber versuchen sich zu merken und von der erst elfjährigen Hauptdarstellerin Ivana Baquero wird man sicher auch noch so einiges hören. Auch wenn ich mich langsam dem Verdacht aussetze hier nur Lobeshymnen zu verfassen: 5 Sterne. Ich kann leider auch nichts dafür, dass es im Moment so viele tolle Filme gibt. Zum Glück bleibt das auch noch ein paar Wochen so, kleiner Ausblick: 'Babel', 'Flags of Our Fathers', 'The Good German'.

ungeprüfte Kritik

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.08.2010
BLINDSIDE oder BLIND SIDE, das war die Frage. Vor vielen Jahren gab es in der Videothek vor Ort zwei Titel, die sich sehr ähnlich lasen: BLINDSIDE (Kanada 1986) mit Harvey Keitel und BLIND SIDE (USA 1993) mit Rutger Hauer. Der erste hat den Sprung von VHS ins digitale Zeitalter bislang nicht geschafft, sorgt somit im gegenwärtigen Verleih für keinerlei Missverständnisse mehr.

Dafür ist ein anderer Titel am 30. Juli 2010 auf DVD und Blu-ray Discs erschienen: BLIND SIDE (USA 2009) mit Sandra Bullock. "Die große Chance" wurde vom Label 'Warner Home Video' vorsorglich in Deutschland angefügt, dabei hat die "Blind Side" in ihrer Bedeutung nichts mit einer "großen Chance" zu tun. Wofür steht "Blind Side" überhaupt und kann man den deutschen Titelzusatz als Heimkinofan beim Wort nehmen? Darf man sich die große Chance auf zwei Stunden gute Unterhaltung erhoffen, oder bedeutet es tatsächlich nur die große Chance für die Hauptfigur dieser Geschichte?

Die Hauptfigur, das ist nicht Sandra Bullock, auch wenn sie die Hauptantriebsfeder für die Vermarktung darstellt. Zu ihrem Prominenten-Status in Hollywood und zu traumhaften Gagen kam endlich etwas hinzu: Sie erhielt für BLIND SIDE die begehrten Darsteller-Auszeichnungen bei der Golden Globe Verleihung sowie bei den Academy Awards 2010, den 'Oscar' für die beste weibliche Hauptrolle. Das Liebesleben ihrer Begleitung bei den 'Golden Globes' und die anschließende weltweite Berichterstattung über das Privatleben taten ihr Übriges zur Aufmerksamkeitssteigerung.

Vor dieser Last an Filmpreisen und Schlagzeilen gerät der eigentliche "Held" in BLIND SIDE völlig in den Hintergrund: Michael Oher, dargestellt von Quinton Aaron. Schauspieler Aaron, 1984 in der Bronx geboren, ist kein ganz unbeschriebenes Blatt: In der Komödie ABGEDREHT (2007) kann man ihn sehen oder in THE MINISTERS (2009 mit s.o. Harvey Keitel). Heute schmückt seine mächtige Gestalt Kinoplakate und ab sofort auch DVD und Blu-ray Cover. "Ist das nicht ein Sportfilm?", fragte uns eine Kollegin aufgrund der viele Pressebildern mit Football-Motiven. Nein, es ist der Werdegang des Michael Jerome Oher (*1986), der später an der Universität von Mississippi College Football spielte und in der NFL, der 'National Football League', Karriere machte. Im Film wird der schicksalhafte Abschnitt seines Lebens erzählt, der ihn von der Straße holte und ins College Team beförderte, nach der Buchvorlage 'The Blind Side: Evolution of a Game' von Michael Lewis.

"Es gibt einen Moment friedlicher Ruhe, bevor ein Football-Spiel beginnt. Die Spieler sind in Position, die Männer an den Linien wie erstarrt, jetzt ist alles möglich." leitet die Erzählerin Leigh Anne Tuohy (Bullock) mit den Fernsehbildern einer Begegnung der Washingtoner 'Redskins' ein und berichtet von einem Tackle des 'Giants' Spielers Lawrence Taylor. Quarterback und Left Tackle, wer verdient mehr, wer übernimmt welche Rolle in den Spielzügen - für den Fortlauf des Films muss man glücklicherweise kein Football-Kenner sein. Erfreulich obendrein, dass gleich in den ersten Sätzen "The Blind Side" (Originaltitel) als der Bereich erklärt wird, den es zu schützen gilt, da er vom Quarterback nicht gesehen werden kann.

Michael Oher, zu seinem Missfallen 'Big Mike' genannt, ist ein großer Kerl, ein farbiger junger Erwachsener aus einem schlechten Elternhaus, in dem sich der Vater längst aus dem Staub gemacht hat und die drogenabhängige Mutter überfordert ist. Ein Coach an der 'Wingate Christian School' setzt sich für die Aufnahme von Michael ein, nachdem er ihn auf dem Hof hat Ballspielen sehen. Hoffentlich bleiben das ehrenwerte Motive, wünscht man sich, denn Michael gewinnt mit seiner massigen Statur und seiner unbekümmerten Körperhaltung auf Anhieb die Sympathien der Zuschauer, vorausgesetzt Sie haben ein Herz für Außenseiter.

Die große Chance, uns die Begegnung zwischen Quinton Aaron und Sandra Bullock gleichermaßen glaubhaft wie unterhaltsam näher zu bringen, nutzt BLIND SIDE souverän. Obwohl Sie unsere Vorbehalte gegen die Ausgangssituation vielleicht teilen - eine wohlhabende Weiße nimmt einen Bedürftigen in der Familie auf, ein junger Mann aus ärmlichen Verhältnissen wächst mit seinen Talenten über sich hinaus - werden drohende Klischees vom Regisseur John Lee Hancock (DIE ENTSCHEIDUNG 2002, ALAMO 2004) elegant umschifft. Ähnlich gut, wie wir uns an die erste Begegnung mit GOOD WILL HUNTING (1997) erinnern, könnte auch BLIND SIDE im Gedächtnis bleiben. Denn beide erzählen lehrreich (aber nicht gelehrig), warmherzig (aber nicht aufgewärmt) von bewegenden Einzelschicksalen, die das Interesse innerhalb weniger Filmminuten wecken. Bei beiden stimmt das Zusammenspiel zwischen Jung und Alt, zwischen Matt Damon und Robin Williams im Jahre 1997 und aktuell zwischen den Filmpartnern Aaron und Bullock.

Quinton Aaron geht dermaßen in seiner Rolle des Michael Oher auf, dass man vergisst, dass doch in Wirklichkeit eine tolle schauspielerische Leistung dahinter steckt und Sandra Bullock liefert wirklich eine besondere Leistung ab, die von Anfang bis Ende fasziniert. Keineswegs bloß mit dem körperlichen Charme einer inzwischen 46-Jährigen, Bullock spielt einfach klasse. Dabei hatte sie die Rolle angeblich zunächst dreimal abgelehnt, weil sie keine strenggläubige Mutter darstellen wollte. Am Ende hat sie ihrer Filmfigur eine schöne Ambivalenz verliehen und verzichtete mit Zusagen an Gewinnbeteiligungen auf eine hohe Gage, so dass BLIND SIDE mit 29 Millionen Dollar vergleichsweise günstig produziert werden konnte.

Ein bisschen ruhige Musikbegleitung von Soundtrack-Profi Carter Burwell, schön ausgesuchte und unaufdringliche Einstellungen von Kameramann Alar Kivilo runden die äußere Form akustisch und visuell ab. Wenn's geht bitte im Original anschauen, den auch eine sorgfältige Synchronisation kann nicht der einmalig-charakteristischen Aussprache von Sandra Bullock gerecht werden. Das ungleiche Gespann erinnert die ehemalige Clique von Michael Ohen an MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR (1989). Sie würden wie Jessica Lang und KING KONG (1976) wirken, urteilt der gutbürgerliche Frauenkreis. Vorurteile auf beiden Seiten, gehässige Kommentare über ein fabelhaftes Duo. Und man merkt mit jeder Szene, dass die Verantwortlichen hinter BLIND SIDE in Filmbildern denken und ihrerseits Filmfans sind. Wunderbar.

Trotzdem wird es bestimmt Entleiher geben, die beim Anschauen Kritikpunkte aufspüren und sich genervt zeigen könnten: von der Verwirklichung des amerikanischen Traums, vom Loblied auf Mut und Ehre, von der Moral, im Leben nie aufzugeben, vom gepredigten Glauben an sich selbst. Aus subjektiver Sicht und vielleicht auch aus einer geeigneten Stimmungslage heraus haben wir nichts Negatives zu bemängeln. Ob mit oder ohne Familienmitglieder daheim (Altersfreigabe ab 6 Jahren), werden Sie natürlich auch Football-Szenen erleben und schließlich wird Kultschauspielerin Kathy Bates (TITANIC 1997, MISERY 1990) noch ihren Beitrag zum positiven Gesamteindruck beitragen. "Weshalb lächelst du?", fragt Film-Ehemann Sean Tuohy (Tim McGraw) seine Frau. Sandra Bullock: "Weiß ich nicht, ich bin einfach glücklich." Das ist das Gefühl nach dieser Filmwahl - und hoffentlich zukünftig auch wieder für die seit ihrer Hauptrolle in BLIND SIDE genannte: Oscar-Preisträgerin!

ungeprüfte Kritik

Die Schachspielerin

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.07.2010
"In einem kleinen idyllischen Dorf auf Korsika arbeitet Hélène (Sandrine Bonnaire) als Zimmermädchen in einem Hotel und wirkt mit ihrer Ehe, ihrem Mann Ange (Francis Renaud) und ihrer fünfzehnjährigen Tochter Lisa (Alexandra Gentil) glücklich." So liest sich die Ausgangssituation der SCHACHSPIELERIN (Frankreich/Deutschland 2009) in der Inhaltsbeschreibung des DVD-Herstellers EuroVideo. Beim Kinoverleih Concorde hingegen hieß es noch: "In Elenies Leben ist alles in bester Ordnung. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei bezaubernde Kinder und liebt ihren Job als Zimmermädchen im Dionysos auf Naxos." Wie es zu dieser Unterscheidung kommt, und welche Rolle der Schauspieler Kevin Kline spielt, bringen wir im Folgenden in Erfahrung.

JOUEUSE, die Spielerin - so der Filmtitel im französischen Original - hat einen mehrmonatigen Weg bis zur DVD zurückgelegt: Die Weltpremiere fand im April 2009 in New York und Los Angeles statt, in Frankreich lief er ab August 2009 in den Lichtspielhäusern, in Deutschland ab Januar 2010. Seit dem 7. Juli 2010 ist die DVD nun im Verleihprogramm erhältlich. Nach ihrem Kurzfilm "La mère" (1995) und einigen Drehbüchern, ist dies der erste Spielfilm der aus Bielefeld stammenden Regisseurin Caroline Bottaro. Grundlage war der Roman "La joueuse d’échecs" von Bertina Henrichs (in Deutschland auch als günstiges Taschenbuch erschienen). Das Buch spielt auf einer griechischen Insel. Bottaro nahm sich die künstlerische Freiheit, ihre SCHACHSPIELERIN statt auf Naxos auf Korsika spielen zu lassen. Arbeiten zu lassen, besser gesagt. Denn sowohl die Romanfigur Elenie, wie die Filmprotagonistin Hélène (Sandrine Bonnaire) müssen zunächst als Haushälterin schuften. Und so "glücklich" (EuroVideo) und "alles in bester Ordnung" stellt Filmemacherin Bottaro sie gar nicht dar.

Hélène ist ein Zimmermädchen, das schon lange kein Mädchen mehr ist. Von ihrer jüngeren Kollegin wird sie vor Schichtantritt gefragt: "Hast du nie Lust gehabt, wegzugehen?" Bestimmt hat Hélène seit dem Umzug zu Ihrem Ehemann darüber nachgedacht, aber so direkt gefragt, stimmt es sie nachdenklich. "Hör mal, du hast nie davon geträumt, woanders zu leben?" Sie richtet das Bett, in dem zuvor eine unbekannte Schöne und ihr Begleiter genächtigt haben. Jennifer Beals tritt als attraktive Amerikanerin auf (der ehemalige Star aus dem 1983er Tanzklassiker FLASHDANCE ist tatsächlich sehr schön). Und die Fremde lebt ein Leben, von dem Hélène nur träumen kann.

Ein schwerer Einstieg für den Zuschauer vor dem Fernseher, der mit ansieht, wie dagegen Bonnaire in ihrer Rolle fast ungeschminkt schuftet. Die liebevollen Gesten der Anderen, die feinere Kleidung, die weniger an permanenter Sparsamkeit ausgerichtete Lebensart. Das sind die Dinge, um die sie die blasse Angestellte und Mutter beneidet, dazu um das Hobby der Hotelgäste: Schach. Eine Erleichterung, dass Hélène/Bonnaire am Geburtstagsabend ihres Gatten hübsch zurechtgemacht ist. Schmerzhaft wiederum, dass ihr Mann rein gar nichts mit ihrem Präsent, einem elektronischen Schachspiel anfangen kann. Er könne es doch gar nicht spielen! Hélène versucht es mit einem Vorschlag: man könne es doch gemeinsam spielen, oder allein. Viel Hoffnung verbindet sie mit diesem schwarz-weiß-gemusterten Brettspiel...

Viel weiter wollen wir gar nicht in die Handlung einsteigen, falls Sie DIE SCHACHSPIELERIN noch nicht angeschaut haben und mit dem Gedanken spielen, sich die DVD vielleicht bei Zeiten auszuleihen. Schwarz-weiß ist tatsächlich nur die Spielfläche, deshalb wird eine Inhaltsangabe (auch in den zwei zitierten Fassungen) dem eigentlichen Geschehen nicht gerecht. Für die Regisseurin mag es sich als schwierig dargestellt haben, möglichst bald auf die Beweggründe zu kommen, warum ihre Frauenfigur aus schlichten Verhältnissen plötzlich aus dem Alltag heraus ein leidenschaftliches Interesse am "Spiel der Könige" entwickelt. So kurz, wie sich die Überschriften in der DVD-Kapitelanwahl lesen, so erleben wir die Entwicklungsschritte beim Ansehen: 1. Schachspielendes Pärchen, 2. Alltagssorgen, 3. Das Geburtstagsgeschenk, 4. Ein faszinierendes Spiel. Doch Regisseurin Caroline Bottaro bleibt nicht hinter den Möglichkeiten der Geschichte und ihrer Figuren zurück. Sie wählt jede Szene (jeden Zug) mit Bedacht, ohne den Zuschauer in anderthalb Stunden Lauflänge "matt" zu setzen. Ein cleverer Schachzug war die Besetzung von Kevin Kline als Doktor Kröger, einem zurückgezogen lebenden Witwer, für den Hélène im Haushalt arbeitet und der die einzige Bezugsperson zu sein scheint, die sie in ihrem unverhofft entdeckten Enthusiasmus zum Schach bestärken kann. Schach - der Film: 64 Felder - 93 Minuten. Zug um Zug. Einfach scheint es und ist doch komplex, das Spiel und der Film. Hélène erklärt ihrem Mann: "Was das Ziel dabei ist? Na ja, man muss es schaffen, den König seines Gegners zu schlagen." Er ist sichtlich enttäuscht: "Ist das alles?"

Wie schön, dass die Darstellerwahl wunderbar war: Kevin Kline passt (ebenso die ordentliche Synchronisation) und Sandrine Bonnaire ist ohnehin schauspielerisch nicht mit einem Bauer zu vergleichen, sondern mit einer Königin: mit ihren Bewegungen kann sie auf dem Spielfeld in alle Richtungen. Als Schauplatz mag das Schachbrett nicht das Reizvollste sein, aber Kameramann Jean-Claude Larrieu weiß den minimalen Platz am Spieltisch, die Spannung zwischen den Spielfiguren und den Blicken der Spieler gekonnt einzufangen. Ein bisschen nachdenklich ist DIE SCHACHSPIELERIN (Doktor Kröger: "Denken ist anstrengend."), aber unterhaltsam, wie das Schachspiel selbst. Ein wenig traurig, aber hoffnungsvoll ist die Geschichte über Menschen, die ein Leben unter ihren Möglichkeiten verbringen, über Ehen, die viel besser laufen könnten, über ein Hobby neben dem Tag-ein-Tag-aus, neben der Familie. Wir Filminteressierten sollten bei der Wahl unserer Film-Partien ebenfalls nicht unter unseren Möglichkeiten bleiben. Nur weil eine Frau im Mittelpunkt einer Erzählung steht, ist es kein "Frauenfilm". Nur weil eine Produktion aus Frankreich stammt, ist es kein hochtrabender "Arthouse" Film. Nur weil alltägliche, lebensnahe Schwierigkeiten behandelt werden, ist es kein "Problemfilm". Wir empfehlen, ruhig einmal Filmveröffentlichungen neben dem Kassenschlagerprogramm auszuleihen, oftmals gibt es dort persönliche Entdeckungen zu machen. Wie es in der SCHACHSPIELERIN heißt: Wer ein Risiko eingeht, kann verlieren - wer kein Risiko eingeht, hat schon verloren. Dagegen lautet eine Erkenntnis in Bottaros Film auch: Sei du selbst. Entscheiden Sie, ob eine Partie mit diesem Film das Richtige für Ihre freie Zeit nach getaner Arbeit ist. Manche mögen sich aus der SCHACHSPIELERIN oder dem Schachspiel an sich nichts machen, trotzdem ist Schach weiterhin das populärste Brettspiel Europas. Wie populär diese DVD-Veröffentlichung wird, entscheiden Sie mit.

Ein Nachtrag zu Sandrine Bonnaire: Seit wir das Bild mit Sandrine auf dem Fahrrad im Schaukasten eines kommunalen Kinos gesehen haben, ging uns der Filmtitel DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS (Frankreich 2004) nicht mehr aus dem Kopf. Im Sommer 2005 muss das laut Kinostart gewesen sein. Danach hörten wir immer wieder Gutes über dieses Werk von Philippe Lioret (*1955 in Paris). Jedoch lief er eben nur in Programmkinos und auch der DVD-Ausstattung sieht man mit fehlenden Extras und einem einfachen Menü an, dass hier kein technisches High-End-Heimkino geboten wird. Umso besser, meinen Sie? Oder bloß nicht? Wir haben weder den Griff zu der SCHACHSPIELERIN bereut, noch den Filmabend mit der FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS ("L'équipier" im Original). Letzterer verzaubert mit der Musik von Nicola Piovani und den Landschaftsaufnahmen der Bretagne. Der europäische Film, wie er unserer Meinung nach sein sollte: nachdenklich, bewegend, dauerhaft interessant und eine willkommene Alternative zur Hollywood-Auswahl. Sandrine Bonnaire spielt dort eine ähnliche Rolle wie in ihrer aktuellen SCHACHSPIELERIN: eine Frau, die den Absprung aus Ihrem Geburtsort (bzw. dem Ort, an den sie wegen der Ehe gezogen ist) nie geschafft hat. An der bretonischen Küste erklärt sie dem neuen Leuchtturmwärter: "Hier, am Ende der Welt. Das ist hier." Aber sie gibt Hoffnung: "Die Welt hat noch andere Enden. Sie finden schon eins." Dem möchten wir uns anschließen: Ob Bonnaire als SCHACHSPIELERIN, als FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS, oder ein Verleih-Medium mit einem ganz anderen Titel: Sie finden schon eins.

ungeprüfte Kritik

Max Manus - Man of War

Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.07.2010
Wie um alles in der Welt kommt ein skandinavisches Regieduo von einer Westernkomödie ausgehend zu einem 2. Weltkrieg Drama, das als europäische Großproduktion 50 Millionen norwegische Kronen benötigte? Das Vertrauen zu großbudgetierten Produktionen hatten sie von Luc Besson erhalten. Vor Jahren schrieb Regisseur Joachim Rønning mit seinem Bruder einen Drehbuchentwurf und legte ihn Besson vor. Aus "The Lake" wurde leider nichts. Dafür bekamen Rønning und Espen Sandberg eine BANDIDAS Einladung ausgesprochen - vom Autorenfilmer Besson, der sich nach Filmgattungen wie dem Kriminalfilm (NIKITA 1990 und LEON - DER PROFI 1994), einem Science-Fiction-Ausflug (DAS FÜNFTE ELEMENT 1997) und einem Historienabenteuer (JOHANNA VON ORLEON 1999) mit 35 Millionen Dollar als Produzent im Western-Genre einbringen wollte.

Rønning und Sandberg bewiesen, dass sie Bessons direkte Art des Erzählens in optisch reizvollen Bildern umzusetzen wussten. Bereits eine Minute ins Geschehen von BANDIDAS (Frankreich/Mexiko/USA 2006) eingetaucht, ist die Darstellerliste bereits genannt und die Handlung im vollen Gange. Ein talentiertes Team um Kameramann Thierry Arbogast, Komponist Eric Serra und vor allem um die Hauptdarstellerinnen Penélope Cruz und Salma Hayek, runden 2006 das Gesamtbild ab. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen, geschickte Schnitte, eine mit Computeranimation aufgemotzte Schießerei in einem Zugabteil und ein lebhafter Soundtrack überdecken die einfache Handlung um zwei Bankräuberinnen im Dienste enteigneter mexikanischer Bauern. Steve Zahn fügt dem Western-Buffet erst ein wenig Sherlock Holmes und dann immer mehr Splapstick-Elemente bei, während Dwight Yoakam den Bösewicht gibt. Nicht ganz so gekonnt wie das Duell zwischen Sharon Stone und Gene Hackman in SCHNELLER ALS DER TOD (1995), zeigen die Bandidas ihrem Publikum gekonnt eine kurzweilige Vorstellung.

"Wie konnte ich darauf nur reinfallen?", fragt sich Steve Zahn aufgebracht. "Ihr seid zwei alberne Hühner, die mit dem Leben tausender Menschen spielen. Eine verwöhnte Göre und eine Bauernmagd, und ihr denkt, die Menschen hören auf euch?" Er sorgt sich, durch das Aufeinandertreffen mit Mara (Cruz) und Sara (Hayek) sein Leben, seine Karriere wegzuwerfen. Sollten Sie sich zum Ausleihen der DVD entscheiden (für den 06.08.10 ist übrigens eine deutsche Blu-ray Fassung geplant), riskieren Sie zum Glück nur anderthalb Stunden Ihres Lebens. Warum man auch als Zuschauer gerne auf die BANDIDAS "reinfällt", liegt vielleicht zum Teil am Buch von Luc Besson, mit Sicherheit aber an der fähigen Regiearbeit von Rønning und Sandberg.

"We love the visual side of movie-making", sie lieben die visuelle Seite am Filmemachen, bestätigt Espen Sandberg im DVD-Making-Of. Zwei Hauptdarstellerinnen und zwei Regisseure seien das Rezept für einen "sexy Western", wobei Joachim Rønning in der Umsetzung für die technischen Aspekte verantwortlich sei und Sandberg für die Schauspielerführung. Die Aufgabenfelder sind klar aufgeteilt, die Entscheidungen treffen sie zusammen. Ein eingespieltes Team. Profis. 2008: auf zum nächsten Projekt - MAX MANUS.

Gerechtigkeitskämpfer, die Zweite: MAX MANUS - MAN OF WAR (Norwegen/Dänemark/Deutschland 2008), das ist die Verfilmung der wahren Geschichte von Max Manus (1914–1996), dem legendären norwegischen Widerstandskämpfer. Der deutsche Lizenzinhaber "Capelight Pictures" verspricht einen epischen und modernen Kriegsfilm und zieht einen legitimen Vergleich zu Paul Verhoevens BLACK BOOK (2006) sowie einen etwas vageren zu Steven Spielbergs DER SOLDAT JAMES RYAN (1998). "Freundschaft, Liebe, Loyalität und Heldentum im Angesicht größter Gefahr und Verzweiflung" soll MAX MANUS transportieren. "Ein wichtiges Kapitel der europäischen Geschichte, absolut packend authentisch und doch ungemein unterhaltsam umgesetzt."

Mitfinanziert vom norwegischen und dänischen Filminstitut, erzählt Ihnen MAX MANUS zum Auftakt die Geschehnisse der damaligen Zeit im Zeitraffer, anhand von Zeitungsschlagzeilen. Die deutsche Wirtschaft liegt am Boden, chaotische Zustände, die Währung im freien Fall, Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler, das Münchener Abkommen (September '38), Hitler und Stalin teilen Polen unter sich auf. Dann: Stalin greift Finnland an. Russische Kampfflugzeuge bombardieren Helsinki, norwegische Freiwillige helfen Finnland. Wir befinden uns an der "Salla-Front" in Finnland, im März 1940, hautnah inmitten der erbitterten Gefechte. Anschließend werden wir den gebürtig aus Oslo stammenden Schauspieler Aksel Hennie (* 1975) erblicken, der den Widerstandskämpfer Max Manus verkörpert. Mit zerschundenem Gesicht liegt er in einem Krankenbett, Erinnerungsfetzen und ein Rückblick auf die Erlebnisse in Oslo im Juni 1940 lassen Sie in seine Lebensgeschichte eintauchen...

Beeindruckendes Farbspiel und Schauspiel - MAX MANUS hat einiges zu bieten: eine nach dem Vorläufer BANDIDAS kaum zu erwartende dramatisch höchst ergreifende Geschichte von den Regiefreunden Rønning und Sandberg. Beeindruckende Aufnahmen von Kameramann Geir Hartly Andreassen, der die Farbwahl seiner Bilder sehr bewusst ausgewählt hat: so steht die Farbe Rot für Blut, ist Bestandteil der Nazisymbole und der norwegischen Flaggen, taucht als Grundfarbe von Tikkens (Agnes Kittelsens) Kleidern auf. Lobenswert erwähnt: Außerhalb der "Norsk Film" Studios wurde tatsächlich an Originalschauplätzen in Norwegen und Schottland gedreht.

Beeindruckend auch die Darstellerriege, darunter Ken Duken, der 1979 in Heidelberg geborene Darsteller. Duken spielt den Gestapo-Offizier Siegfried Fehmer, den Abteilungsleiter im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in Oslo. Er fasziniert als Filmscheusal, ähnlich wie es Christoph Waltz ein Jahr später in Tarantinos INGLORIOUS BASTERDS (2009) zelebriert. Der Name Siegfried Fehmer soll im gesamten Film nicht ein einziges Mal zu hören sein, lasen wir im Nachhinein. Darauf könnten Sie bei einer Filmverabredung mit MAX MANUS einmal achten.

Rekonstruktion: Die Produzenten hatten geplant, Soldaten der königlichen Garde einzusetzen und in Naziuniformen marschieren zu lassen, die Armee lehnte dies jedoch ab. Das Parlamentsgebäude durfte für die Filmaufnahmen allerdings wie zu Zeiten des 2. Weltkriegs mit nationalsozialistischen Fahnen und Bannern ausgestattet werden. Noch ein beeindruckendes Produktionsdetail: die Massenszenen mit deutschen Soldaten sollen mit 1.800 Statisten durchgeführt worden sein! Einen kleinen Cameo-Auftritt à la Hitchcock hat sich das Regieduo Sandberg und Joachim Rønning ebenfalls gegönnt: als König Haakon die Ehrenauszeichnung überreicht, sind sie rechts vom Monarchen zu sehen, Sandberg übergibt die Medaille. Der Drehbuchautor Thomas Nordseth-Tiller - der tragisch nach der Premiere im Mai 2009 im Alter von 28 Jahren verstarb - tritt im Film kurz als Gestapo-Mann in Erscheinung.

Der Einsatz der Filmemacher wurden gleich mehrfach belohnt, denn MAX MANUS wurde von der Kritik gefeiert, auf der norwegischen 'Amanda Awards' Preisverleihung gar in vielen verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Der Film bekam u. a. den Kritikerpreis, die Auszeichnung als bester Film des Jahres, mit dem besten Hauptdarsteller (Aksel Hennie), der besten Nebendarstellerin (Agnes Kittelsen), der besten Kamera (Geir Hartly Andreassen) und dem besten Drehbuch (Thomas Nordseth-Tiller). Auf den Festivals in Toronto, Hamburg, den Hamptons und in Lübeck wurde er ebenfalls gefeiert. Schließlich erhielt die Produktion noch die international begehrte Oscar®-Nominierung als bester fremdsprachiger Film, musste sich jedoch gegen NOKAN - DIE KUNST DES AUSKLANGS (Japan 2008) geschlagen geben. Es trat sogar der optimale Fall ein, dass sich das Kinopublikum gleichermaßen begeistert zeigte und MAX MANUS am Startwochenende allein in Norwegen eine Rekordbesucherzahl von rund 185.000 Zuschauern bescherte. Dank über 1,2 Millionen Kinogängern wurde es der meistbesuchte Kinofilm des Landes seit 35 Jahren.

"Mit einer Einleitung von Tikken Manus" steht im DVD-Menü beim Punkt "Film starten". Dieser Prolog muss separat angewählt werden, ist also optional, ebenso wie die in Deutschland verfügbare Tonspur mit dem Audiokommentar von Darsteller Ken Duken und Produzent Rudi Teichmann. Tikken Manus, ursprünglich Ida Nikoline Lie Lindebrække, die seit 1947 mit Max verheiratet war und seit 1996 leider verwitwet ist, sah die Verfilmung zusammen mit ihren Kindern auf einer königlichen Galapremiere am 19. Dezember 2008 - mit mittlerweile 91 Jahren. In wunderbarem Deutsch berichtet sie in der Einleitung der DVD-Ausgabe, dass sie Deutsch in der Schule gelernt und in ihrer Jugend Deutschland besucht habe.

So kommt es, dass sie uns die Wörter für ein Fazit auf Deutsch vorwegnimmt. Die wichtigste Grundaussage des Films: "Helden sind auch nur Menschen und im Krieg verlieren sie alle." In Hinsicht auf die nacherzählte Biografie ihres Max Manus hatte Tikken vorab eine besorgte Skepsis, die Sie vor dem Ausleihen der Verfilmung im Online-Verleih vielleicht teilen: "Ich war natürlich ängstlich." Nach der Vorführung ihre Erleichterung: "Aber ich wurde sehr fröhlich überrascht!" Abschließend wünscht Tikken Manus uns allen: "Ich hoffe innig, dass dieser Film euch gute Erfahrungen und gutes Erlebnis geben wird."

ungeprüfte Kritik

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.06.2010
"Komm mit, komm mit mir ins Abenteuerland, auf deine eigene Reise" sang Hartmut Engler von der Gruppe Pur, doch weiter heißt es: "komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand". Der Eintritt ins Adventureland (USA 2009) kostet Sie lediglich die Leihgebühr im Online-Verleih oder in Ihrer Video Buster Filiale vor Ort. Kann ein Ausleihvorhaben hier wohl eher durch ein Bauchgefühl oder eine Verstandsentscheidung entstehen? Vielleicht können wir Ihnen im Folgenden einige Für und Wider liefern.

Womöglich helfen Ihnen bereits zwei Namen der Hauptdarsteller, sich für oder gegen die 102 Filmminuten zu entscheiden. Wir waren durch die Besetzungswahl vorab zuversichtlich eingestellt: Die zentrale Figur, James Brennan, wird von Jesse Eisenberg (* 1983) gespielt, der sich bereits in Zombieland (2009) auf dem Rummelplatz austoben durfte und uns dort viel Freude bereitete. Die Rolle der gleichaltrigen Em Lewin erhielt Kristen Stewart (* 1990), die seit den 'Twilight' Verfilmungen viele Fans und wenige Gegner hat. Für Kristens Kritiker: die Internetplattform 'College Humor' präsentiert einen Zusammenschnitt von zig Szenen, in denen sich die Schauspielerin auf die Unterlippe beißt und Blogger zählten 55 Male, in denen sie sich in 'Adventureland' nervös durch die Haare fährt. Sympathisanten hingegen können sich auf den 3. September 2010 freuen, dann erscheint endlich ihr 'The Cake Eaters' (2007) als deutsche DVD und Blu-ray im Verleih.

Adventureland jedenfalls hat ein gutes Darsteller-Team und einen Regisseur namens Greg Mottola, der die Jugend schon in Superbad (2007) zu Wort kommen ließ. Jetzt steht ihm das häufig von Verkauf und Schließung bedrohte Studio Miramax zur Seite, das inzwischen Teil der Walt Disney Studios geworden ist. Eine deutsche Filmvorschau gab es nicht, wohl aber einen englischen Trailer, dazu - nach dem Einlegen des Films - ein schönes Menü, das von den Logo-Shirts des Adventureland bestimmt ist.

"1987" zeigt die erste Einblendung, gefolgt vom Lockenkopf des Jesse Eisenberg in Großaufnahme. Sein Charakter James kassiert gerade eine Abfuhr von seiner vermeintlichen neuen Freundin und anschließend muss er noch ein Gespräch mit den Eltern über sich ergehen lassen. Die Eltern eröffnen ihm am Tisch eines Lokals, dass sie James' geplanten 42-tägigen Eurotrip zum Schulabschluss leider nicht finanzieren können. Daraus wird nichts, weil sein Dad versetzt wurde. Die einzige, wahrlich nicht verlockende Alternative zum Trip ist ein Job.

Nachdem die ersten Vorstellungsgespräche - trotz der schriftlichen Empfehlung der Nachbarn über die immer sorgfältig ausgeführten Rasenmäharbeiten - erfolglos blieben, schwingt sich James aufs Rad und fährt ins Adventureland. Dort, wo er als Kind Abenteuer erleben durfte, stellt er sich in Jeans und "Neil Young 84/85 Tour" Shirt vor. Unübersehbar achtziger Jahre. "Smile - you are now going on stage" steht im Hintergrund auf einer Tafel. Immer schön lächeln, dein Auftritt James, auf der Bühne des Lebens. Vorbei sind Kindheit und Schulzeit.

Er sei kein Fahrgeschäfte ("Rides") Typ, eigne sich eher als Budenbeaufsichtigung für die Spiele ("Games"), so schätzt ihn der schnauzbärtige Vorgesetzte Bobby (Bill Hader) ein. Ohne einen Plan B beugt sich James... den Games. Dann legen sie los die 80er, mit einem Musikclip, der das Treiben im Vergnügungspark zeigt. Die gute alte Zeit, nur dass unserem Protagonisten diese Zeit gar nicht so rosig erscheint, wie aus der nostalgisch-verklärten Sicht des Schreibers dieser Zeilen vor dem Bildschirm.

"Wer war 1985 Präsident der Vereinigten Staaten?" wurde in 'Zurück in die Zukunft' gefragt. Ronald Reagan, und genau der hält zum Adventureland-Feierabend eine Fernsehansprache. Em (Kristen Stewart) fragt James, nachdem er den Fausthieb eines Freundes einstecken musste: "Was zum Teufel war das?" ("What the hell was that?"). James: "So ist mein Leben." ("It's just my life.")

In Retro-Stimmung gerät man als Zuschauer vor allem durch die vielen Songs aus der damaligen Zeit. Falcos "Rock me Amadeus" macht Laune - beim täglichen Ertönen über die Parklautsprecher sind die Angestellten allerdings alsbald genervt. Klar, ist ja noch kein Oldie, genauso wenig wie die Klassiker aus heutiger Sicht, von The Cure, Whitesnake, Judas Priest oder den zur 80er-Shirtmode gehörenden Hüsker Dü und The Velvet Underground. Kult. Irgendwo inmitten des Abspanns kann man dann noch einen winzigen, parodistischen TV-Werbespot über das Adventureland erleben. So wie die kleinen liebevollen, zeitgenössischen Requisiten und vielsagenden Gesten im Film ist dieses Detail leicht zu übersehen, wenn man nicht Acht gibt.

Ferris Bueller (Matthew Broderick) sagte einmal: "Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könnten ihr es verpassen." Diese Worte legte ihm Autorenfilmer John Hughes in den Mund. Der Mann, der am 6. August 2009 in Manhattan überraschend an Herzversagen starb. Ein Herz für die Nöte von Heranwachsenden, das bewies Regisseur John Wilden Hughes Jr. - wie er nach seinem Produzenten-Vater vollständig genannt wurde - in den vergangenen Filmjahrzehnten wie kaum ein anderer. Filme wie L.I.S.A. der helle Wahnsinn (1985), Breakfast Club (1985) und Ferris macht blau (1986) verdankt ihm die Jugendgeneration. Wer wohl die Nachfolge antritt, nach Hughes' Tod filmsprachlich von den Problemen des Erwachsenwerdens zu berichten, fragten wir uns im vergangenen Jahr.

Filmemacher Greg Mottola ist Jahrgang 1964, war also zur Erzählzeit seines Adventureland Anfang zwanzig. Im 16-minütigen Making-Of der DVD-Ausgabe berichtet Mottola, dass sich die Idee zum Drehbuch aus einem damaligen "summer job" auf Long Island entwickelte. Die geignete Kulisse fand er nach einiger Recherche im denkmalgeschützen US-Vergnügungspark Kennywood. Die Wunschkandidaten für die Hauptrollen bekam er, mit Ryan Reynolds sogar einen weiteren Prominenten obendrauf, und die Nebenrollen wie der Parkleitung Paulette und Bobby (Kristen Wiig und Bill Hader) oder dem Jungstraum Lisa P (Margarita Levieva) sind ebenfalls ein Glücksgriff. Einzig die Elterngeneration in Adventureland kommt durchweg schlecht weg und wird zu wahren Monstern der Spießigkeit. Das wiederum passt gut zu den John Hughes Vorbildern.

Zugegeben: Die von Greg Mottola geschriebene und inszenierte Handlung ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Zeit zurück zu kurbeln, um möglichst allgemeingültig die Situation eines typischen achtziger Jahre Jugendlichen in der Kleinstadt zu zeigen. Da das Leben des James - das sagt er selbst von sich - ziemlich belanglos verläuft, verlaufen auch manche Filmpassagen dementsprechend. Aber: Rückblickend beschönigen wir die 80er ebenso wie Adventureland, wären trotz all der Adoleszenz-Schwierigkeiten gerne noch einmal mit Jesse Eisenberg und Kristen Stewart in ihrem Alter. Entweder man mag Adventureland, weil man sich eben in diesem Alter befindet, oder weil man 1987 etwa so alt war. Sollte man in den 70ern oder früher erwachsen geworden sein, wird man beim Anschauen bestimmt nicht allzu viele begeisterungsfähige Momente für sich entdecken.

Der Oberloser Joel (Martin Starr) fragt im letzten Drittel des Films seine Angebetete: "Hey, soll'n wir uns vielleicht irgendwann mal 'nen beschissenen Film ansehen, also zusammen mein' ich?" Adventureland fällt definitiv nicht in diese Kategorie, jedoch verbreitet er keine spontane Heiterkeit wie Mottolas früherer 'Superbad'. Er ist einfach, was er ist: eine sympathische Hommage an die Jugend und das Jahrzehnt. "Komm mit..."

ungeprüfte Kritik

Superbad

Komödie

Superbad

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.06.2010
Das Niveau dieses Streifens lässt zu wünschen übrig, denn in erster Linie besteht der Anspruch an den Zuschauer darin, nicht die Geduld zu verlieren und den Film bis zum Ende anzuschauen. Qualitativ kann 'Superbad' vergleichbaren Filmen, wie z.B. 'American Pie' oder 'Beim ersten Mal', nicht das Wasser reichen. Oftmals sind die Dialoge derart genital-lastig und oberflächlich, dass es schwer fällt, darüber zu lachen.

Die Problematik besteht einfach darin, dass der gesamten Handlung eine Art eigener Charme fehlt. Durch die ständige Überzogenheit geht dem Film einiges an Potential verloren. Dennoch gibt es hier und da immer wieder den einen oder anderen guten Gag mit Überraschungsmoment.

Die Story, die sich in vielen grundsätzlichen Details nicht von anderen Teenie-Komödien unterscheidet, wird aus verschiedenen Handlungssträngen zusammengesetzt und gewinnt hierdurch ein wenig an Wert.

McLovins abenteuerlicher Ausflug im Streifenwagen und die Geschichte um die Freundschaft von Seth und Evan hauchen der eigentlich erschöpften 'Looser will dazugehören, verliebt sich in schickes Mädel und am Ende wird alles gut' Story ein wenig Leben ein.

Wer sich dazu hinreißen lässt, diesen Film anzuschauen, den erwartet ein eher niveauarmes, aber dennoch zeitweise unterhaltsames Heimkinoerlebnis.

ungeprüfte Kritik

The Open Road

Sie haben einen langen Weg zum Ziel.
Drama

The Open Road

Sie haben einen langen Weg zum Ziel.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.06.2010
Neugierde war die spontane Motivation, die vorliegende DVD-Veröffentlichung an einem Filmabend zu testen und Ihnen jetzt darüber zu schreiben. Von dem Titel THE OPEN ROAD (USA 2009) hatten wir bis dato, bis zum Verleihstart am 20. Mai 2010, gar nichts gehört oder gelesen. Vielleicht geht es Ihnen in diesem Moment genauso. Ist es ein "Road"-Movie? Die Coverabbildung verrät, dass wir eine Vater (Jeff Bridges) und Sohn (Justin Timberlake) Erzählung erwarten dürfen. Erfüllen sich beim Anschauen alle Erwartungen?

Vorab: Sollten Sie sich ebenfalls dazu entschließen, sich THE OPEN ROAD auszuleihen, werden Sie drei Tonspuren zur Auswahl mitgeliefert bekommen. Im Menü stehen die deutsch synchronisierte und die englische Originalversion bereit, beide in Dolby Digital 5.1, sowie ein optionaler Audiokommentar mit Michael Meredith (Regie) und Jeff Bridges (Hauptdarsteller und seit CRAZY HEART frisch gekürter Oscar-Gewinner). Zu den Vorzügen der Sprachfassungen gleich mehr, erst einmal, worum es geht...

Sie lernen einen jungen Baseballspieler kennen, Carlton Garrett (Timberlake), Rückennummer 3, fluchend über seine erbrachte Leistung auf dem Spielfeld. Dann ein Anruf, dass seine Mutter Katherine (Mary Steenburgen) ins Krankenhaus eingewiesen wurde und ein schwieriger operativer Eingriff unumgänglich sein wird. Carlton soll seinen Vater Kyle (Bridges) auftreiben, einen ehemaligen Baseballstar, der ohne Handy auf einer Autogrammtournee unterwegs ist. Das Wiedersehen nach fünf Jahren Funkstille fällt dem Sohn nicht leicht. Schon gar nicht, weil er seinem Dad zunächst als Pappfigur in einer Eingangshalle gegenübersteht, während eine alte Fernsehaufzeichnung mit Garrett Senior einen "Homerun!" verkündet.

In knapp 87 Spielfilmminuten nähern sich Vater und Sohn einander an, umständehalber auf der gemeinsamen Autoreise zum Krankenhaus. Begleitet werden sie der Freundin des Sohnemanns, Lucy (Kate Mara), die mal zwischen den Dickköpfen vermittelt, mal die Beziehung zu ihrem kumpelhaften Gefährten klären möchte. Währenddessen entfaltet sich kein Familienepos, sondern eine schlichte Familiengeschichte, bei der man sich als Zuschauer bestenfalls sogar irgendwo einmal wiederfinden kann. Ein Produktionsstudio unter den zu Beginn eingeblendeten Firmennamen heißt "Perfect Weekend". Das ist doch ein schönes Versprechen vor dem Leihen und klingt viel-versprechend. Kann THE OPEN ROAD nun zu einem solchen beitragen?

Ted Danson, der übrigens seit 1995 mit der Katherine-Darstellerin Mary Steenburgen verheiratet ist, hat in der Exposition einen Gastauftritt als Coach. Hier werden die Einstellungen zwischen Spieler Timberlake und Trainer Danson hin und her geschnitten, hin und her. Dass die Personen laufend in Einzeleinstellungen gezeigt werden, ist hoffentlich nicht auf eine Kalender-Unvereinbarkeit der Darsteller zurückzuführen, soll womöglich die innere Isoliertheit der Hauptfigur auf der Straße zum Erwachsenwerden darstellen? Glücklicherweise wird sich diese Bildsprache, die an einfache TV-Produktionen erinnert, im weiteren Verlauf verschwinden.

Ein "Homerun" gelingt mit der Besetzung des Vaters, denn schon in Jeff Bridges' erster Szene steigt THE OPEN ROAD in eine höhere Liga auf. Von Huston nach Ohio legt das Trio eine ordentliche Strecke zurück, fast quer durch die USA. Im Autoinnern haben Vater, Sohn und Lucy dann auch die ersten persönlichen Momente. Schöne kleine Dialoge an einer BP-Tankstelle, politisch korrekt, da die US-Premiere im August 2009 weit vor der Ölkatastrophe stattfand. Zu diesem Zeitpunkt wirkt das gelblich-grüne Licht des Firmenschildes noch regelrecht verträumt. Ein Etappenziel hat der Film an diesem Punkt schon erreicht, denn nach nicht mal einer halben Stunde hat man die Personen bereits ganz gut kennengelernt, die ein wenig eindimensional erscheinen, aber glaubhaft.

"Sie haben einen langen Weg zum Ziel", lautet der deutsche Titelzusatz. Keine optimale Werbeaussage, aber keine Sorge: THE OPEN ROAD lässt sich zwar Zeit für seine Figuren, ohne jedoch redselig zu werden. Es wird niemals albern oder absurd, eher bodenständig. Auch nicht allzu dramatisch oder bitterernst, wie es die erwähnten Motive Krankheit, Vater-Sohn-Konflikt und Beziehungsklärung in unserer verkürzten Ausführung vermuten lässt. Dennoch kam dieser Titel nicht sonderlich gut an, wie wir im Nachhinein in diversen Internetartikeln erfuhren. Einige Lebensweisheiten auf der Reise mit Sohn Carlton und Vater Kyle mögen etwas simpel gestrickt sein. Aber das was Freundin Lucy nach mehreren Anläufen zu sagen hat, nur als Beispiel, ist gar nicht so stereotyp, wie befürchtet. Außerdem (subjektiv) positiv aufgefallen: Immer wenn er ansetzt, eine Floskel zu äußern, unterbricht sie ihn. Sie wüsste, was er sagen wollte - und diesen Teil kann sich das Publikum in diesen Momenten auch denken. Solcherlei Aussparungen sind erfreulich.

Es verwundert Sie sicherlich nicht, dass dieser Film das vom Lizenzinhaber 'HMH - Hamburger Medien Haus' angepriesene (Zitat) "absolute Chartpotenzial" vermissen lässt. Auch ist die Bezeichnung "aufwendige 15-Millionen-Dollar-Produktion" etwas hoch gegriffen (zumal er lediglich 10 Millionen gekostet haben soll, die er allerdings bei Weitem nicht einspielte). Vorteilhafter beworben werden könnte er mit mehreren prominenten Gesichtern in Nebenrollen, darunter der erwähnte Ted Danson als Coach, Harry Dean Stanton als Großvater mütterlicherseits oder Lyle Lovett in einem Kurzauftritt als Barkeeper. Dazu gesellt sich ein Soundtrack von Singer/Songwriter Charlie Sexton, der in zurückliegenden Jahren mit Bob Dylan tourte. Und wenn diese Namen noch nicht reichen, ist man schließlich überrascht, wenn im Abspann der "Executive Producer" genannt wird: Wim Wenders.

Wermutstropfen Synchronisation, auch wenn es ein leidlicher Thema ist: Hat man eine Weile dem englischsprachigen Original (bei Bedarf mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) gelauscht und wechselt man anschließend per Fernbedienung zum Synchronton, so landen junger und alter Baseballspieler schlagartig in der akustischen Kreisklasse. Justin Timberlakes echte Stimme mag nicht vermuten lassen, dass er damit in der Musikbranche sein Geld verdient, aber das deutsche Pendant ist wahrlich unwürdig (unpassend: Sprecher Marco Steeger). Und die Synchronstimme von Jeff Bridges scheint auch nicht die gleich zu sein, die wir beispielsweise in THE BIG LEBOWSKI (1998) als sehr ebenbürtig empfanden. Das mussten wir recherchieren und tatsächlich, die gewohnte deutsche Jeff Bridges Stimme gehört Norbert Langer! Schon 1971 in Peter Bogdanovichs DIE LETZTE VORSTELLUNG und auch bei dem in Kürze im Verleih erscheinenden MÄNNER DIE AUF ZIEGEN STARREN (2009). Ein stimmlicher Klassiker, einprägsam und wandelbar, nicht erst seit der Serienheld MAGNUM oder der Hörspielkult HE-MAN. In THE OPEN ROAD allerdings Fehlanzeige, ersatzweise spricht Thomas 'Tommi' Piper, die deutsche Stimme von ALF.

Zum Abschluss eine - wie Sie schon herauslesen konnten - verhaltene Empfehlung und ein letzter Bogen zum wahren Leben: Regisseur Michael Meredith, geboren am 22. September 1967 in Dallas/Texas, war schon zuvor in einem Wim Wenders Filmprojekt tätig, als Drehbuchschreiber für LAND OF PLENTY (2004) - so ist die heutige Kooperation zu erklären. Und um die "Motivation" aus unserem ersten Satz aufzugreifen: Michael Merediths Motivation, ausgerechnet eine Vater-Sohn-Versöhnung filmisch aufzuarbeiten, ist relativ eindeutig. Meredith ist der Sohn des NFL-Quarterbacks, der amerikanischen Football-Legende Don Meredith.

ungeprüfte Kritik

Short Cut to Hollywood

Komödie, Deutscher Film

Short Cut to Hollywood

Komödie, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2010
Erst die gute Nachricht, den guten Film zuerst? Damals, im Sommer 2004, da war ein deutscher Film so kultig, dass wir uns an Passanten erinnern können, die den Schriftzug auf dem T-Shirt spazieren trugen: MUXMÄUSCHENSTILL. "Ich bin ein Teil der Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben", sagt der Hauptdarsteller zu Beginn ins Bild einer Videokamera. Testbild-Unterbrechung. Er wiederholt die Aufnahme und den Satz. Er würde das System gern verändern, nein, er will den Mitmenschen helfen. Als Mensch, der für seine Ideale eintritt. Ein geradezu moralbesessener Einzelgänger, der mit seinem täglichen Handeln vorführt, dass die Bürger mit ihrem Respekt vor Bürokratie einen Schritt weit erziehbar sind. Da wird ein Autoraser gestoppt und gezwungen, sein Lenkrad abzuschrauben, Frauchen wird mit dem konfrontiert, was das Hündchen auf dem Gehsteig hinterlassen hat. Graffitisprayer, Exhibitionisten, Gewalttäter - alle werden gestellt und filmisch festgehalten.

'Schiwago Film' präsentierte MUXMÄUSCHENSTILL 2004 in einer Mischung aus Digitalvideo und Filmmaterial, unterlegt mit einem Soundtrack von 'Phirephones'. Jan Henrik Stahlberg war Drehbuchautor und spielte den Weltverbesserer Mux. Mux, der einen Langzeitarbeitslosen ins Berufsleben zurückholt, indem er ihn bei seinem "Feldzug" als Kameramann einsetzt. So werden nicht nur Täter auf frischer Tat dokumentiert, der gewillte Zuschauer sieht auch ein Stück deutsche Zeitgeschichte, in Berlin am Alex und auf der Loveparade, in der U-Bahn, im Hochwassergebiet. Ambivalent führt MUXMÄUSCHENSTILL gesellschaftliche Missstände vor, zeigt die Fronten nie schwarz-weiß, stattdessen ambivalent und ironisch. Das brachte Marcus Mittermeier (Regie) und Jan Henrik Stahlberg im Erscheinungsjahr den Max-Ophüls-Preis in vier Kategorien ein, ihr Spielfilmerstling wurde auf der Berlinale aufgeführt und für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Nach der guten die schlechte Nachricht? SHORT CUT TO HOLLYWOOD. Nun ja, "schlechtreden" gilt landläufig wohl ebenfalls als urdeutsch und eine deutsche Filmproduktion zu kritisieren, erscheint gerade zum Veröffentlichungszeitpunkt der DVD kurz vor dem Sommeranfang 2010 unpassend, während der Patriotismus durch Eurovision Song Contest und WM aufflammt. Aber an Rückenwind mangelte es der neuen Produktion von 'Schiwago Film' und 'Muxfilm' (zumindest im Vorfeld) ohnehin nicht: Geldgeber waren u. a. die Filmförderungsanstalt, der Deutsche Filmförderfond, das Media-Programm der Europäischen Union und die Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Gespann Marcus Mittermeier (* 1969 in Landshut) und Jan Henrik Stahlberg (* 1970 in Neuwied) ist wieder vereint, beide diesmal im Regiestuhl und in den Hauptrollen. Vorschusslorbeeren, Filmpreise, finanzielle Unterstützung, ein junges Team drumherum, das sich im Making-of zeigt und ein weiteres Drehbuch von Stahlberg, das erneut das Erfolgsrezept der Gesellschafts- und Medienkritik aufnimmt und es über den großen Teich ins "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bringt. Geht das auf?

Vergilbte, flackernde Aufnahmen aus den Kindheitstagen der drei Freunde Johannes (Stahlberg), Matt (Mittermeier) und Chrismon (Christoph Kottenkamp) leiten SHORT CUT TO HOLLYWOOD nach einem angenehm zurückhaltend gestalteten Vorspann ein. Drei glückliche Jungen in Cowboy-Montur. Dann der Schnitt in die filmische Jetztzeit, die Johannes mit 37 Jahren, Versicherungskaufmann, in einer Sitzung mit seinem Psychologen zeigt. Berlin ist wieder Ausgangspunkt, als könnte dies eine mögliche alternative Zukunft des Mux aus 2004 sein. Auch Johannes strebt nach Lebenssinn und Aufmerksamkeit. Die Freundschaft hat über die Jahre hinweg gehalten und so beschließen die drei, die Cowboyhüte von damals vor der "echten" Kulisse aufzusetzen. Von Berlin Tegel geht es auf nach New York. Aus Johannes Friederich Salinger wird John F. Salinger. Mit seinem Alter Ego will er die Angst überwinden, nach dem Tod in Vergessenheit zu geraten. Dann doch lieber gleich der Tod, aber wenn schon, dann als Großereignis im Fernsehen angekündigt. Als Köder für die Sender lässt sich John prompt vor laufender Kamera von dem gescheiterten Medizinstudenten Chrismon einen Körperteil amputieren. Das sollte doch das Interesse eines Millionenpublikums wecken und wenn das nicht reicht, dann wird er...

Sehen Sie selbst, welche Auswüchse dieses Vorhaben nimmt. Eine nicht neue, aber interessante Ausgangsidee. "Get famous or die trying", werd' berühmt oder stirb beim Versuch, ist auf Johns Arm zu lesen. Einen nationalen Bekanntheitsgrad haben sich die Filmemacher Mittermeier und Stahlberg bereits verdient, doch was hier stirbt, das ist die Story in ihrer Umsetzung. Man sollte jedem Spielfilm eine Chance geben, nicht vorschnell urteilen, schon gar nicht über Kunst. Aber da Sie nach diesen Zeilen eine subjektive Meinung erwarten dürfen: Für uns ist SHORT CUT TO HOLLYWOOD zu unentschlossen und durchschaubar. Es ist weder eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der TV-Landschaft, da zu überspitzt, noch ist es ein Roadmovie, das dem Betrachter Landschaft und Leute auf der "Abkürzung nach Hollywood" zeigt, oder glaubhaft eine Männerfreundschaft portraitiert. Keine Szene wirkt im positiven Sinne flüchtig, beiläufig stilvoll, wie bei gelungenen europäischen oder amerikanischen Independent-Produktionen. Mit parodistischen Gesangseinlagen wird er ebenfalls nicht vom Mainstreampublikum akzeptiert werden. Wenn die Satire über das Showgeschäft dramatisch werden möchte, hat sie die Ernsthaftigkeit längst verspielt. Wenn sie witzig sein könnte, wirkt sie überzeichnet. Welche Gefühle soll man am Ende noch zu den Figuren, zum Film entwickeln? Mitleid statt Sympathie? Ausgezeichnet, so wie das Erstlingswerk, wurde der neue Film laut Homepage zumindest einmal: 2009 für die beste Tongestaltung beim Filmkunstfest Meklenburg Vorpommern.

Mediensatire, ein Beitrag zur bedingungslosen Suche nach Ruhm, das ist aller Ehren wert, auch Schnipsel wie ein satirischer Getränkewerbespot oder eine YouTube-Persiflage nach dem Abspann gehören wohl zum Zeitgeist. Dazu gehört der Deutsche Film nach Kräften unterstützt, wo es angebracht ist. In diesem Einzelfall gehen uns die Argumente zum Ausleihen allerdings aus. Das Making-of auf der DVD ist mit mehr als einer Stunde Laufzeit ein nettes Angebot, auch wenn die Dreharbeiten aus der gezeigten Perspektive zeitweilig wie ein Studentenworkshop anmuten. Hürden wie Fahrerlaubnis, Nummernschilder-Beschaffung und Catering werden thematisiert. Viel kreativer Freiraum wird von einem Produzenten vor Ort hervorgehoben, der auf 25 Millionen Dollar Budget zurückzuführen sei. Wir hoffen, das war ebenfalls Satire. Natürlich, die Mittel waren trotz Förderung bescheiden und viele Kompromisse seien während der Dreharbeiten gemacht worden. In den Endcredits beispielsweise ist zu lesen, dass ein Bühnenauftritt vor einer riesigen Publikum der Band 'Die Ärzte' zu verdanken sei, eine Leihgabe. Leihen können Sie sich nun etwas, SHORT CUT TO HOLLYWOOD möglicherweise. Denn auch im Zusammenhang mit diesem Online-Text darf die Frage gestattet sein: welchen Medien kann man heutzutage noch über den Weg trauen?

Wir beenden diese Kritik, weniger Worte sind manchmal mehr. So wie bei MUXMÄUSCHENSTILL, der in einer einzelnen Minute mehr Satire über das Verhältnis zu Amerika transportiert, als die 90 Minuten mit John F. Salinger: Mux kontrolliert im Berliner Nahverkehr eine Gruppe englisch sprechender Fahrgäste und drückt beim Aufschnappen des amerikanischen Slangs sein Mitgefühl über die Ereignisse des 11. September aus. Zu diesem Zeitpunkt wäre man doch irgendwie auch Amerikaner gewesen. Wir sind gar keine Amerikaner, sagen die Angesprochenen, wir kommen aus Afrika. MUXMÄUSCHENSTILL ist treffsicher. Und um abschließend den mehrfach erwähnten Deutschen Film zu stärken, nennen wir noch schnell einen anderen Leihtitel über eine Dreier-Männerfreundschaft, die nicht aus Berlin, sondern aus Hamburg stammt: ABSOLUTE GIGANTEN (1999) von Sebastian Schipper. Fazit: Mux sagt, man müsse mal einen Film von (Michelangelo) Antonioni gesehen haben. gesehen haben. Die "Abkürzung nach Hollywood" dagegen nicht.

ungeprüfte Kritik

Tannöd

Deutscher Film, Krimi

Tannöd

Deutscher Film, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2010
Sechs Menschen wurden ermordet, bis heute ist der Mörder nicht gefunden. Wenige deutsche Kriminalfälle haben die Gemüter so nachhaltig bewegt wie der mysteriöse Mord an einer Familie auf einem niederbayerischen Einödhof. Es ereignete sich in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 in Hinterkaifeck, da wurde die Familie Gruber mitsamt Kind und der eben erst eingestellten Magd brutal erschlagen. Der Hof, auf dem sich die Greueltat abspielte, wurde ein Jahr später von Angehörigen der Opfer abgerissen. Die Gerüchte und Nachforschungen reißen dagegen bis heute nicht ab. Zwei Literaturveröffentlichungen, ein Sachbuch und ein Roman, sowie zwei Spielfilme sind erschienen, mit denen Sie womöglich auch tief in den 'Hinterkaifeck' Mythos hineingezogen werden könnten.

HINTER KAIFECK, so nennt Regisseurin Esther Gronenborn (geboren 1966 in Oldenburg) im Jahre 2009 ihre Spielfilm-Interpretation des Mordfalls. Die DVD und Blu-ray im Verleih, hält im Bonusmaterial ein 10-minütiges Interview mit Peter Leuschner bereit. Er ist Journalist und Buchautor und berichtet, er habe sich 1977 als erster Forscher mit den bis dahin geheim gehaltenen Akten der bayerischen Staatsanwaltschaft befassen dürfen. An einer kleinen Gedenkstätte am Wegesrand, neben dem Acker, auf dem der Hof einst gestanden haben soll, berichtet er von Aktenergebnissen, die er nach Monaten und Jahren zusammengetragen hätte. Und er stellt Fragen: Die Leichen seien erst vier Tage nach der Mordnacht gefunden worden, warum? Bundesweit kamen unzählige Hinweise auf der Bevölkerung, das direkte Umfeld der Opfer wurde jedoch nie gründlich befragt, warum?

Dass der Mörder nie gefunden wurde, bietet noch heute Anlass zu düsteren Spekulationen, die von Autorin Andrea Maria Schenkel in ihrem Debüt "Tannöd" verarbeitet wurden. Ihr Roman wurde ein Bestseller, gewann den Deutschen Krimipreis 2007. Regisseurin Bettina Oberli, die mit DIE HERBSTZEITLOSEN 2006 in ihrer Sparte ebenfalls einen großen Erfolg feierte, widmet sich auf filmischem Weg den bigotten gesellschaftlichen Strukturen und beweist mit TANNÖD (Deutschland/Schweiz 2009) einmal mehr ihr Talent für atmosphärisch dichtes Erzählen. Wirklich sehenswert wird Oberlis Inszenierung dank ihrer wunderbaren Darstellerinnen Julia Jentsch (als Kathrin), Brigitte Hobmeier (als Barbara) und Monica Bleibtreu (Traudl Krieger). Leider konnte Monica Bleibtreu, die am 14. Mai 2009 in Hamburg verstarb, ihre letzten Kinoauftritte in TANNÖD (Kinostart am 19. November 2009) und in Fatih Akins SOUL KITCHEN (Start am 25. Dezember 2009) nicht mehr miterleben. Sie können die Ausnahmedarstellerin nun in TANNÖD - wahlweise auf DVD oder Blu-ray - im Verleih erleben.

ungeprüfte Kritik

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.06.2010
Positiv fällt gleich auf, dass die Verpackung das verspricht, was man bekommt: kein Firlefanz. Nicht im Februar 2010 auf dem Kinoposter, das die drei Hauptpersonen in einer sterilen Flughafenhalle zeigte. Auch kein unnötiges Drumherum zum Verleihstart am 4. Juni 2010 auf dem Coverdesign der DVD und Blu-ray. Das Cover zeigt ein Szenenbild vor einem neutralen, mehr türkis- als himmelblauem Hintergrund.

Sogar beim Abspielen erwartet Sie ein geradezu nihilistisches Auswahlmenü: Erst fügt sich das verantwortliche Studio 'Paramount' mit seinem Gipfel-Logo hoch oben über den Wolken in diese Illustration ein, dann folgen Wolkenformationen und Luftbilder, die sich im Filmvorspann wiederfinden. 'Shadowplay' heißt die Firma, die von Regisseur Jason Reitman mit der Gestaltung dieser Landschaften und Städte aus der Vogelperspektive beauftragt wurde. Sogar ein Bonusbeitrag auf der DVD widmet sich jenem Kreativteam. Wir erwähnen das vorab, weil die dort angestellte Designerin Jenny Lee uns zu den vorherigen Spielfilmen von Reitman führt: zum animierten, mit Gitarrenklängen unterlegten Gang des Mädchens JUNO (2007) im Vorspann des gleichnamigen Überraschungserfolgs. Und auch zu der durchgestylten Einleitungssequenz von THANK YOU FOR SMOKING (2005). Der anhaltende Erfolg des Regisseurs sichert den Arbeitsplatz der Designerin Lee. Um das Gegenteil, um das Auflösen wegrationalisierter Arbeitsplätze, kümmert sich Ryan Bingham. Er ist der Überbringer von schlechten Nachrichten.

Produziert wurde der Oscar®-nominierte Film UP IN THE AIR (2009) von Vater und Sohn, von Drehbuchautor/Filmemacher Jason Reitman und dem GHOSTBUSTER-Kultregisseur Ivan Reitman. Nur nominiert? Tatsächlich, ihr Film wurde zwar in sage und schreibe sechs Kategorien für den 'Academy Award' vorgeschlagen - bester Film, beste Regie, beste Drehbuchadaption, bester Hauptdarsteller (George Clooney) und zweimal für die beste Nebendarstellerin (Vera Farmiga und Anna Kendrick) - musste sich bei der Vergabe der begehrten Auszeichnungen jedoch gegen Gewinner wie THE HURT LOCKER - TÖDLICHES KOMMANDO (2008) geschlagen geben. Das tat dem Erfolg des mit 25 Millionen Dollar budgetierten UP IN THE AIR (2009) aber keinen Abbruch. Er spielte allein an den US-Kinokassen rund 85 Millionen ein. Obendrein ist er auf seine ganz eigene Art und Weise "ausgezeichnete" Unterhaltung.

Die erste Filmeinstellung: Ein Opfer der Stellenkürzungen, dann noch ein Gefeuerter in Nahaufnahme an einem Schreibtisch, noch eine plötzlich mit Arbeitslosigkeit Konfrontierte. Reale oder fiktive Betroffene? Spätestens der letzte in der Reihe der getroffenen Gesichtsausdrücke ist ein vertrauter Schauspieler: Zach Galifianakis, der Vollbart-Loser aus HANGOVER (2009). Die anschließenden Szenen wecken Erinnerungen an einen weiteren Filmtitel: David Finchers FIGHT CLUB (1999). Ein Alleinreisender, ein Bekehrer namens Tyler Durden (Brad Pitt), der die Verabschiedung von materiellen Dingen predigt, um den Wert des Lebens erst richtig schätzen zu lernen. Eine ähnliche Auffassung vertritt Rayn Bingham in UP IN THE AIR (2009), wenn er auf Seminaren einen Teilzeit-Motivationsdozenten gibt.

Pack deine kleinen Besitztümer in einen Rucksack, dann die großen Dinge, und du merkst, wie sehr sie dich belasten und am Vorankommen hindern. Der kanadische Regisseur Reitman, Jahrgang 1977, hat diese Moral beherzigt, hat seine Verfilmung UP IN THE AIR von der Komplexität der Buchvorlage befreit, die 2001 von dem amerikanischen Autoren und Karrierecoach Walter Kirn veröffentlicht wurde. Stattdessen hat sich Reitman sehr ernsten und in der heutigen Zeit allgegenwärtigen Themen gewidmet, dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes und der Vereinsamung der heiratsunwilligen Generation. Seine Herangehensweise hat Erfolg, weil sie zu einem von Arthur Schnitzler überlieferten Zitat passt: "Lebensklugheit bedeutet, alle Dinge möglichst wichtig, aber keines völlig ernst zu nehmen." Von seinem Arbeitsplatz aus - der durch die vergebenen 4 von 5 Bewertungssternen hoffentlich nicht die Berufsgruppe des Ryan Bingham auf den Plan ruft- die Empfehlung: UP IN THE AIR - ab in die Wunschliste.

ungeprüfte Kritik

Messengers 2

The Scarecrow
Horror, Thriller

Messengers 2

The Scarecrow
Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.06.2010
"Hey, wollen Sie etwas echt Gruseliges sehen?" fragt ein Anhalter (Dan Aykroyd) den Autofahrer in der einleitenden Gruselgeschichte des Episodenfilms TWILIGHT ZONE - UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER (1983). "Na und ob, klar!" erwidert der Fahrer. "Okay, das ist wirklich, wirklich gruselig, wissen Sie", warnt der Tramper, kurz bevor er... was tut? So funktioniert gut gemachter Horror: es bleibt solange spannend, solange wir Zuschauer nicht wissen, aus welcher Ecke die Bedrohung auf uns zukommt, welcher Bedrohung wir uns überhaupt mit den Filmhelden ausgesetzt sehen.

In THE MESSENGERS (2007) zieht eine vierköpfige Familie auf eine einsam gelegene Sonnenblumen-Farm. Roy, Denise, Tochter Jess und der kleine Ben ziehen zum Neuanfang in eine scheinbar heile Welt. Doch nicht nur das erworbene Haus hat eine dunkle Vergangenheit, auch die Bilderbuchfamilie hat nach ein paar schweren Jahren in Chicago einige Leichen im Keller. Die Landstille wird bald nach dem Einzug von düsteren Visionen der Geschwister gestört. Doch was ruft diese gespenstischen Erscheinungen hervor? Ist es ein Fluch, der auf der Geistervilla lastet, Hirngespinste der Kinder nach dem Ortwechsel, oder noch tiefer liegende psychologische Störungen innerhalb der Familie?

Die Produktionsfirma 'Ghost House Pictures' um Kultregisseur Sam Raimi (gruselte uns vor kurzem mit DRAG ME TO HELL, 2009) setzt diese Formel der aus Hongkong stammenden Regiebrüder Oxide & Danny Pang effektvoll in Szene: das Wechselspiel zwischen inneren Konflikten und körperlicher Bedrohung. Ein klassisches Rezept. Der Line-Producer heißt Andrew Pfeffer, und gepfeffert tischen uns die Brüder Pang ihre Schockmomente in der Tat auf. Der Name ist auch bei dem Drehbuchautoren Programm: Todd Farmer. Farmer ist nicht nur namentlich für den Farmhorror prädestiniert, er ist auch ein alter Hase im Genre: er lieferte die Bücher für den zehnten Teil der FREITAG DER 13. FILMREIHE mit dem Titel JASON X (2001) und die Vorlage für MY BLOOD VALENTINE (2009). So sitzt schon der erste Schrecken noch vor der Einblendung des Filmtitels THE MESSENGERS tief, denn der geht mit einem solchen akustischen Wumms einher, dass der Herzschlag gleich um ein Vielfaches in die Höhe getrieben ist. Jetzt sollten alle wach sein...

...und bis zum Ende der 87 Filmminuten wach bleiben. TWILIGHT-Star Kristen Stewart trägt diesen ersten MESSENGERS Teil, zusammen mit ihrem kleinen Filmbruder, der von schauspielernden Zwillingen dargestellt wird. Es gibt im neuen trauten (verfluchten?) Heim einfache Dinge, mit denen Tochter Jess ihrer Mom behilflich sein kann, zum Beispiel Kartons runter in den Keller bringen. Oha! Hinter (noch) verschlossenen Türen lauern erwartungsgemäß Dutzende von Momenten, die den Zuschauer aus dem Sitz, Sofa, Sessel, Bett - wo auch immer - jagen werden. "Haunted House", der Subgenre-Begriff für diese Art von Horrorthriller, trifft es: ein Fluch, ein Haus. "Bad harvest", eine schlechte Ernte, wird dem Vater auf seinem Sonnenblumenfeld vorausgesagt. Ernten wird die Familie, allerdings mehr, als ihr lieb ist.

Wir müssen vorsichtig sein bei dieser Film- und Wegbeschreibung, da wir nicht wissen, aus welcher Richtung Sie kommen. Ob Sie den 1. Teil bereits gesehen haben, oder die Neuerscheinung des 2. Teils zum Anlass nehmen könnten, dort von Beginn an einzusteigen. Der Schritt zur Grundidee von MESSENGERS 2 (2009) erscheint logisch: "Scarecrow LLC." hieß bereits der Rechteinhaber im Abspann von Teil 1 und eine Vogelscheuche (Scarecrow) wir den Ausgangspunkt für eine neue verfluchte Famersfamilie bilden. Die Vogelscheuche: "The beginning of the end", der Anfang vom Ende, das erwartet uns laut englischem Untertitel in der Fortsetzung. Zwei Jahre später fanden die Dreharbeiten nicht wie zuvor in Kanada, sondern an Schauplätzen in Sofia / Budapest statt. Die MESSENGERS 2 DVD, die nun im Verleih erhältlich ist, startet mit einem lauten Auswahl-Menü, da ist man nicht nur als Zuschauer gleich wach, die Nachbarschaft womöglich auch. Der Film ist wie sein Vorgänger mit anderthalb Stunden Laufzeit handlich, in der Sprachauswahl finden sich nur deutsche Untertitel, was zumindest für Zuschauer mit vermindertem Hörvermögen von Vorteil ist, nicht so gut jedoch, falls mit der Originaltonspur und entsprechenden englischen Untertiteln das eigene Englisch trainiert werden will.

"Messengers", zu Deutsch "Überbringer", doch was überbringt uns Teil 2? Maisfelder statt Sonnenblumen. Die Familie ist mit der täglichen Landwirtschaftsarbeit statt mit dem Einzug beschäftigt. Und damit man nicht rätseln muss, ob dies nun die gleichen Familienangehörigen im offensichtlich identischen Anwesen aus THE MESSENGERS sein soll, gibt Ihnen der Trailer zu Teil 2 nicht nur eine kurze Überleitung zu den zwei Spielfilmen, die Erzählerstimme klärt auch über die Zusammenhänge auf: "Und jetzt lernen Sie die Familie kennen, die früher dort lebte. Aber hütet euch vor dem Fluch, mit dem alles begann. Nach der Angst, jenseits des Grauens, gibt es kein Entkommen." Das bestellte Feld liegt vertrocknet da, Familie Rollins kommt von der Kirche heim, die Bibel wird beiseitegelegt. Besiegelt der Protagonist John (Norman Reedus) damit schon in der ersten Szene sein Schicksal? Tatsächlich kann man sich mit MESSENGERS 2 auf ein Moralstück gefasst machen, in dem ein gläubiger Mensch von Gelüsten wie Lust, Gier und Rache in Verführung gerät.

Aber genug der Beschreibung und Deutung, wir berichten Ihnen lieber von den Sonnen- und Schattenseiten dieser aktuellen Veröffentlichung. Kurz gesagt: Für einen Direct-to-Video-Titel weiß MESSENGERS 2 positiv zu überraschen, auch wenn das Studio sich entschied, das Budget von 15 auf 2 Millionen Dollar an 18 Drehtagen herunter zu kürzen, obwohl es sich hier doch um den Ableger eines weitaus größer vermarkteten Vorläufers handelt, der sogar auf dem Fantasy Filmfest 2007 gezeigt wurde und anschließend ab Oktober 2007 bundesweit in den Kinos lief. Ganz so viel Potential hat man dem Nachfolger 'The Scarecrow' offensichtlich nicht zugetraut, und so wartet MESSENGERS 2 nun seit dem 19. April 2010 ohne Umwege über US-Kinos oder internationale Lichtspielhäuser gleich als DVD und Blu-ray im Video Buster Verleih und vielleicht schon bald in Ihrem Wohnzimmer auf Sie.

Negatives? Mutter und Tochter des 2. Teils wirken einfach glatt, zu hübsch. Zumindest wird das von Farmer John in einer ruhigen Minute zwischen den Eheleuten selbst angesprochen, als er in Frage stellt, warum gerade er diese Frau verdient hat. Auch die Nachbarn, die Weatherbys, sind ein wenig zu überzeichnet dargestellt. Dagegen schafft es der Hauptdarsteller Norman Reedus, erstaunlich glaubhaft zu wirken, inmitten von Mystery-Elementen, Horror-Klischees und Lagerfeuergeschichten-Flair. Mehr Thriller als Horror kam dabei heraus, dementsprechend urteilte man wieder mit einer Alterseinstufung "FSK ab 16 freigegeben". Die ist allerdings begründet: War der 1. Teil gruselig, sind im 2. Teil einige für jüngere Zuschauer wirklich nicht geeignete Bilder enthalten, etwas nackte Haut hier, eine Wunde in Nahaufnahme da und eine insgesamt verstörende Atmosphäre. Trotzdem entstand unter den eingeschränkten Produktionsbedingungen ein gutes Beispiel dafür, dass sich kurzweilige Unterhaltung einstellen kann, wenn die Erwartungen zuvor nicht in die Höhe getrieben wurden. Es ist aber auch erleichternd, anschließend wieder in der von übernatürlichen Kräften verschonten Wirklichkeit anzukommen.

Zum Abschluss geben wir Ihnen einige Vorschläge für die persönliche Wunschliste an die Hand, die mit den MESSENGERS auf die eine oder andere Art vergleichbar sind. Da sei COLD CREEK MANOR (2003) genannt, ein Thriller, der die Darstellerin der Tochter in THE MESSENGERS, Kristen Stewart, einer fast identischen Situation aussetzt: beim Einzug in ein verfluchtes Haus. Im COLD CREEK MANOR geht es allerdings nicht ganz so übernatürlich zu und offen gesagt deutlich spannungsärmer, obwohl der deutsche Untertitel Ihnen schon anzeigt, dass hier eine sehr ähnliche filmische Grundidee umgesetzt wurde: "Haben Sie sich jemals gefragt, was in Ihrem Haus geschah, bevor Sie darin wohnten?" Darüber hinaus erinnerten uns einige MESSENGERS Szenen stark an die koreanische Verfilmung A TALE OF TWO SISTERS (2003), ein wenig auch an das entsprechende US-Remake DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN (2009).

Wenn Sie mit MESSENGERS 2 ein Fan von Vogelscheuchen-Horror geworden sind, könnten Sie nach dem Ausleihen für weitere anderthalb Stunden in ein asiatisches Dorf ziehen: KAKASHI - DAS DORF DER VOGELSCHEUCHEN (2001). Noch näherliegend wären die amerikanischen Pendants SCARECROW (2002), SCARECROW SLAYER (2003), oder SCARECROW GONE WILD (2004), die allesamt gruseliger sind als die Vogelscheuche aus dem ZAUBERER VON OZ (1939) - wir sind mit den heutigen Spielfilmen eben nicht mehr in Kansas. Und während sich die Video Buster Redaktion bei diesen ganzen Titeln für ein neues "Vogelscheuche" Schlagwort im Filmbestand entscheidet, stellen wir abschließend fest, dass MESSENGERS 2 zwar eine solide Horrorgeschichte erzählt, dann aber doch beim besten Willen nicht besonders innovativ ist. In Hinblick auf die übrigen genannten Vogelscheuen-Vertretern ist es jedoch nicht allzu verwegen zu behaupten, dass MESSENGERS 2 den gelungensten Scarecrow-Auftritt zeigt. Ob die Serie in Zukunft womöglich sogar noch fortgesetzt wird, das entscheidet womöglich zu einem Bruchteil auch Ihre Entscheidung beim Ausleihen. Sollte diese positiv ausfallen, wünschen wir Ihnen angenehmes Gruseln auf den Sonnenblumen- und Maisfeldern!

ungeprüfte Kritik

(Traum)Job gesucht

Willkommen im Leben.
Komödie

(Traum)Job gesucht

Willkommen im Leben.
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 19.05.2010
"Alle Jungen alle Mädchen wollen auf schnellstem Wege zu den Medien. Ja wer was auf sich hält in diesem Land, geht nach Berlin und wird berühmter Praktikant. Und so ergattert sich ein jeder einen Sitz, auf der großen Milchkaffee-Rampe ins Nichts." So besingt der Hamburger Jan Delay im Song 'Showgeschäft' die Berufssituation seiner Generation. Kelly Fremon gehört zu dieser Generation. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann eine solche Lebensphase, die mit zig-fachem Bewerben in eine ungewisse berufliche Zukunft steuert. Ein Lebensabschnitt, in dem man mit Mitte/Ende Zwanzig auch privat zwischen den Stühlen sitzt: zwischen Abschied aus dem Elternhaus und erster eigener Wohnung, zwischen Dating und Familienplanung.

Kelly Fremon entschied sich, diese Erlebnisse in einem Drehbuchentwurf niederzuschreiben und bot sie Filmstudios an. Die 'Montecito Picture Company' schlug prompt zu und fand mit '20th Century Fox' einen starken Partner. Der Produzent ist ein "alter Hase" im Komödiengeschäft: Ivan Reitman, Regisseur der GHOSTBUSTERS Filme (1984/89) und des KINDERGARTEN COP (1990). Etliche Drehbuchentwürfe waren nötig, so Reitman im Interview, bis die authentischen Erlebnisse eines Twens auf Jobsuche mit Elementen einer familientauglichen Komödie zu einem Großprojekt wurde: der "Post-Grad Survival Guide" wurde schließlich im August 2009 mit dem Titel POST GRAD (USA 2009) veröffentlicht und fand im Dezember sogar den Weg in die deutschen Kinos, ohne Altersbeschränkung: (TRAUM)JOB GESUCHT. Ob sich Fremon mit den Erlebnissen auf der "Milchkaffee-Rampe ins Nichts", mit Charakteren, die an sie selbst, ihren Stiefvater und ihre Großmutter angelehnt sind, überzeugend für einen gelungenen Filmabend bei Ihnen vorstellen kann oder ob Sie sich besser einen neuen "(Traum)Job" suchen sollte? Wir blicken für Sie in ihre DVD 'Bewerbung'!

Nach dem Werdegang folgt die Vorstellung: Nach ihrem glänzenden Highschool -Abschluss träumt die ehrgeizige Ryden Malby (Gilmore Girls) von einer Karriere bei einem großen Verlag. Doch ihr Plan vom schicken Loft und ein Leben in Luxus platzt sehr schnell, da sie keine Arbeit und schon gar nicht in ihrem Traumjob bekommt. Die Fallhöhe vom College-Superstar zum Loser mit Diplom ist gewaltig, denn der Geldmangel zwingt sie, in den Schoß ihrer exzentrischen Familie zurückzukehren. Zum Glück gibt es ihren besten Freund Adam (Zach Gilford) der ihr zeigt, dass das Wort Erfolg auch eine ganz andere Bedeutung haben kann.

Zur Anlage: Die DVD bietet als Bonus zwei Musikvideos an. Eines, "One day" von Jack Savoretti, findet sich gleich in den Extras wieder. Ein anderes, "Over and over" von Adam-Darsteller Zach Gilford, verbirgt sich etwas versteckt in den entfallenen Szenen. Letzteres erzeugt ein innigeres Gefühl zwischen den zwei Protagonisten Ryden und Adam, als es der Spielfilm in der finalen, vorliegenden Fassung vermag. Außerdem gibt es in 4 Minuten Ratschläge und persönliche Erfahrungen der Hauptdarsteller Bledel und Gilford mit ein, zwei Bewerbungstipps. Dazu ein 6-minütiger Ratgeber eines Bewerbungscoaches, der seine Strategie vorstellt, die eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden. Eine nicht ernst gemeinte Top-10 zeigt in 3 Minuten die schlimmsten Bewerbungsfehltritte anhand ausgewählter Filmszenen und ein 14-Minuten-Special zeigt schließlich Making-Of-Einblicke "Hinter den Kulissen".

ungeprüfte Kritik

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian

Kids, Animation, Deutscher Film, Fantasy

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian

Kids, Animation, Deutscher Film, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.05.2010
• Wie alles begann...

Als Laura wieder einmal nicht schlafen kann und aus dem Fenster schaut, sieht sie, wie ein Stern direkt von dem Haus auf den Bürgersteig fällt. Laura nimmt das Sternchen mit in ihr Zimmer… So nahm einst die Geschichte von Lauras Stern ihren Anfang.

• Kein Problem, wenn man einen Stern hat...

Seither erzählt Kinderbuchautor Klaus Baumgart liebevoll und einfühlsam von Lauras kleinen Abenteuern des Alltags und wie ihr ein funkelnder Geselle dabei hilfreich zur Seite steht. Aufgaben lösen, über den eigenen Schatten springen, Gespenster besiegen und Freunde gewinnen – kein Problem, wenn man einen Stern hat.

• Erfolgreich!

Nachdem die erfolgreiche Buchreihe zunächst als Serie verfilmt wurde, kam 2004 der erste Film ins Kino und wurde prompt mit dem Deutschen Filmpreis für den besten Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet.

• Jetzt wird der Drache zum Leben erweckt!

In ihrem neuesten Abenteuer darf Laura mit ihrer Familie nach China fliegen. Laura ist sehr aufgeregt aber zum Glück begleitet sie ihr bester Freund, der kleine Stern. Doch auf dem Flug geht er plötzlich verloren. Ein chinesisches Mädchen findet den Stern und nimmt ihn mit. Der Stern führt nicht nur die beiden Mädchen zusammen. Ohne dass er es merkt, macht sein Sternenstaub auch ein Wesen lebendig - den geheimnisvollen Drachen Nian. Wie eine alte chinesische Legende besagt kann Nian in der Neujahrsnacht großes Unheil in Form einer mysteriösen schwarzen Wolke mit sich bringen. Und als die schwarze Wolke dann tatsächlich auftaucht, sind Laura und Ling-Ling die einzigen die sie bemerken und das Unglück noch verhindern können.

• Drachenstarke Unterhaltung?

Soweit so gut, bis dahin klingt wieder alles nach einer perfekten Laura-Episode. Neue Freunde, ein wenig Zauberei, ein paar kleine Konflikte und zum Ende wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Doch es ist nicht alles Sternenstaub was glänzt . Die Figuren wirken durch die Animationen fremdartig und teilweise ausdruckslos und so muss man leider sagen, dass der liebevolle Laura-Charme ein wenig verloren gegangen ist. Zwar besticht der Film die jüngeren Zuschauer mit tollen Glitzer- und Funkeleffekten, rosa Blütenpracht und bunten Farben, aber der rote Faden gerät dadurch etwas in den Hintergrund. Gerade den kleineren Zuschauern fällt es dadurch schwer die Handlung zu verfolgen und zu unterscheiden ob Laura träumt oder nicht. Positiv fällt jedoch auf, dass selbst brenzlige Situationen von Laura und ihren Freunden ganz selbstverständlich und mit großem Selbstvertrauen gemeistert werden und somit beim jungen Publikum keinerlei Ängste geschürt werden. Und da ist es auch nicht weiter dramatisch, wenn Laura und Ling-Ling zu zweit stehend auf einem Stern über die Stadt fliegen.

• Und was sagen die Profis?

Zwar verblassen die eher bodenständigen Laura-Kurzgeschichten im unmittelbaren Vergleich mit diesem actionreichen und farbenfrohen Abenteuer, aber für einen kritischen Erwachsenen ist die Aussage des Films vermutlich eher ein wenig zu 'mager'. Doch wie kritisch sollte man als Erwachsener einen Kinderfilm betrachten? Vielleicht kann man ja auch über ein wenig Unvollkommenheit hinwegsehen und sich einfach an dem farbenfrohen Spektakel erfreuen? Was wohl die Profis der eigentlichen Zielgruppe dazu meinen?
Das Interview:

• Frage: War das ein schöner Film?
• Profi 1 (3 Jahre): Mir war der Film nicht schön, ich mag lieber Arielle.
• Profi 2 (5 Jahre): Ja.
• Frage: Und was hat Dir am besten gefallen?
• Profi 2: Der Schluss.

Begeisterung blieb also leider aus, ‚der Film war o.k.‘ bleibt als Fazit. Aber mit ein wenig sterniger Unterstützung klappt´s bestimmt beim nächsten Film wieder besser.

• Tipp:

Es macht sehr viel Spaß Laura und ihre Familie im Alltag zu beobachten. Hierfür empfehlen wir die Lauras Stern-Gute-Nacht-Geschichten . Denn immer dann, wenn Laura ihrem Stern ihr Herz ausschüttet, gibt es etwas Neues zu berichten. Ein Streit mit der besten Freundin, ein neues Kind im Kindergarten, ein nerviger kleiner Bruder... jeden Tag eine neue Herausforderung! Und egal ob Laura sehr traurig ist, sich freut oder einfach mal plappern möchte, es tut immer gut jemanden zu haben, der einfach nur zuhört.

ungeprüfte Kritik

Unbekannter Anrufer

Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.05.2010
Horrorfilme sind wieder in. Manchmal müssen dann halt auch mal Klassiker wie „When a Stranger Calls“ von 1979 herhalten.

Das Remake ist im Großen und Ganzen sicher gelungen, dennoch muss man einen klaren Punktabzug für die Logikfehler geben.

Der Film ist klassischer Psycho-Horror im Stile an bereits vorhandene Klassiker.

ungeprüfte Kritik

My Big Fat Greek Summer

Komödie, Lovestory

My Big Fat Greek Summer

Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 05.05.2010
Wer hat Angst vor romantischen Komödien? Der beständige Erfolg zeigt, dass es viele Fans dieses Genres gibt, weibliche zumeist. So wie eine Mutter aus unserem Bekanntenkreis, deren Filmsammlung ausschließlich aus dieser Filmgattung bestand - weil "keine Toten" in ihren Filmen vorkommen durften. Ein Film fand sich dann doch im Regal, der mit dieser Bedingung bracht: VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL (1993). Die Neuerscheinung MY BIG FAT GREEK SUMMER wird sich bestimmt ausgezeichnet in die Sammlung dieser Mutter einreihen, andere werden sicher nicht so schnell zugreifen: "Das ist nicht mein Geschmack", sprach uns ein Kollege beim Anblick der auf dem Schreibtisch liegenden DVD an. Ihrer auch nicht? Abwarten, vielleicht können wir Sie ja mit der folgenden Vorstellung auf den selbigen bringen.

Angefangen hatte alles mit Nia Vardalos, einer Kanadierin mit griechischen Wurzeln. Nia verliebte sich in den Amerikaner Ian Gomez, der aus Liebe zu ihr zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertierte. 1993 heirateten die Zwei trotz Widerstand aus der Verwandtschaft. Aus der Überbrückung der kulturellen Unterschiede zwischen ihrem Mann und ihrer traditionsbewussten griechischen Familie entwickelte Vardalos zunächst ein Comedy-Programm, das nur sie auf der Bühne zeigte. Im Publikum saß Rita Wilson, die Frau von Tom Hanks. Gemeinsam beschloss das Ehepaar, Vardalos' Geschichte mit Independent-Geldern auf die Kinoleinwand zu bringen, um Nia Vardalos einem weltweiten Publikum vorzustellen.

MY BIG FAT GREEK WEDDING wurde im Kinojahr 2002 ein echter Überraschungserfolg. Was "Erfolg" in diesem Fall heißt, zeigt sich, wenn man sich die Zahlen anschaut: 5 Millionen Euro hatten die Dreharbeiten in Toronto und Chicago damals gekostet. Der Film wurde zu einem 'sleeper hit', die US-Bezeichnung für einen Titel, dessen Erfolg nicht absehbar war und nicht von einem auf den anderen Tag passierte. So konnte MY BIG FAT GREEK WEDDING zwar nie die Nr. 1 der Kinocharts erklimmen, spielte aber nach und nach weltweit sagenhafte 369 Millionen Dollar ein, schlug in der Endabrechung des Erscheinungsjahrs sogar Steven Spielbergs Sci-Fi-Blockbuster MINORITY REPORT mit Tom Cruise und gilt seitdem als die finanziell erfolgreichste romantische Komödie.

Zu Recht? Gleich der Filmeinstieg ist gelungen, das verregnete Chicago um fünf Uhr morgens, unterlegt mit griechischer Volksmusik, der Vater neben Nia im Auto, der sie mit einem "Du siehst alt aus." zur Heirat überreden möchte. Das Reihenhaus der Familie mit einer an das Pantheon angelehnten Fassade. Die zentrale Figur der Toula Portokalos (Nia Vardalos), die über ihr Mittdreißiger-Dasein betrübt ist, viel lieber einen Computerkurs am College belegen will, statt im Restaurant der Eltern auszuhelfen. Ihr Vater Gus aber meint, für eine Frau sei sie schon klug genug. Als Toula einen sympathischen Lehrer und überzeugten Veganer kennenlernt und ihrer Mutter Maria gesteht: "Ich liebe ihn...", hat diese schnell eine Lösung parat: "Iss was!" Eine merkwürdige Familie? Wer hat die nicht, meint ihr Liebster, Ian Miller (John Corbett).

Einfache Weisheiten (die Familie bleibt, egal was passiert), eine simple Geschichte, überzeichnete Charaktere - hier funktioniert das erstaunlich leichtfüßig und rund. Ein anderthalbstündiges modernes Märchen, das bis zur letzten Minute keinen Gag zu lang ausspielt, das so trocken wirkt wie die bürgerlichen Eltern des Ian. Trocken, aber sehr erfrischend, wenn das keinen Widerspruch darstellt. Aber Gegensätze ziehen sich schließlich an, wie wir in MY BIG FAT GREEK WEDDING erleben. Auch wenn sich der Film gar nicht erst bemüht, kulturelle und religiöse Intoleranz aufzuarbeiten und sich Ian viel häufiger kompromissbereit zeigt, als es der Liebe gut tut kann - die überzogenen Dinge seien tatsächlich so passiert. Das berichtet Hauptdarstellerin, Drehbuchschreiberin und wahre 'Toula' Nia Vardalos im DVD-Interview. Die unspektakulären Passagen seien ausgedacht und ihr viel zu langes Drehbuch sei von den Produzenten rigoros zusammengestrichen worden. Das hat gut funktioniert, offenbar so wie die Ehe im richtigen Leben zwischen Nia und Ian Gomez, den man als besten Freund des Ian im Film erleben kann.

Wie kann man dieses positive Ergebnis in den Kassen der Produzenten und in den Herzen der Filmfans toppen? Nicht so, wie es im Folgejahr 2003 versucht wurde: MY BIG FAT GREEK LIFE nannte sich ein mehrteiliger TV-Ableger. Regie führte FRASIER und KING OF QUEENS Regisseurin Pamela Fryman. Oh jemine. Sieben Episoden lang wurde die 1. Staffel produziert, von der Sie sich - bei Video Buster zumindest handlich auf einer einzelnen DVD untergebracht - ein eigenes Bild machen können. Die vom Sender CBS und von Tom Hanks' Firma 'Playtone Production' finanzierten kurzen Episoden seien hier aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Erfreulich lediglich, dass sich dort wieder die bekannten Gesichter der Filmfamilie Portokalos versammeln, auch wenn Ian-Darsteller John Corbett fehlte und inzwischen den 'Aidan Shawn' in der Serie SEX AND THE CITY spielte. Der 'Big Fat Greek' Fernsehableger wirkte auf uns im Vergleich zum Spielfilm wie eine TV-Zeichentrickfortsetzung zu einem tollen Kinofilm: lieblos 'gezeichnet' mit abgeflachten Dialogen. "It would make a good movie", hört man in der Pilotfolge, die Geschichte des Liebespaares würde einen tollen Film abgeben. Das stimmt und dabei wäre es am besten geblieben.

Ein griechisches Postkartenmotiv eröffnet jetzt MY BIG FAT GREEK SUMMER (USA/Spanien 2009) und zeigt Nia Vardalos allein in Athen. Hatte sie nicht im ersten Film geheiratet? Nun, Nia heißt in dieser DVD und Blu-ray Neuerscheinung nicht Toula, sondern Georgia und MY BIG FAT GREEK SUMMER heißt im englische Original "My Life in Ruins", frei übersetzt etwa "vor den Trümmern meines Lebens". Andere Länder, andere Pointen? Georgia ist in der Tourismusbranche tätig, führt einer bunten Schar von Touristen verschiedener Nationalitäten die Sehenswürdigkeiten des Landes vor. Doch romantische Komödie wäre nicht romantische Komödie, wenn auf einer mehrtägigen Busrundfahrt nur die ausländischen Reisenden zu den antiken Stätten finden würden - nein, Georgia kann womöglich nebenbei sogar zu sich selbst und zu einem Mann finden. Schnell werden aus den zwei kulturellen Gegensätzen des Erstlings MY BIG FAT GREEK WEDDING gleich ein Dutzend, da die Gruppe unterschiedliche Spleens (um nicht zu sagen: Klischees) aus ihren Ländern einbringt. Sogar Anthony Quinns Sirtaki-Tanz in Schwarz-Weiß aus ALEXIS SORBAS (1964) wird zur Hilfe geholt.

Selbstironie ist der größte Pluspunkt, denn schon zu Beginn sagt die Chefin zu Georgia: "You're not funny, stop trying." - "Du bist nicht witzig, also versuch's auch nicht." Hier präsentiert sich Nia Vardalos wie zu den Anfängen ihrer Karriere erfrischend selbstkritisch und zeigt erneut keinerlei Berührungsängste, die eigenen Schwächen vor der Kamera auszuspielen. Bemüht gibt sich die Komödie, wenn sie moralische Grundfragen angeht: ob man einen Lebensplan haben sollte, oder nicht, ob man seinem Verstand oder seinem Herzen folgen soll. Das ist alles nicht neu, hat aber seine Momente, ob man als Zuschauer will oder nicht. Georgias Einzug ins spärliche Hotelzimmer: lustig. Das anschließende Lied im Radio des Hotelportiers: das haben wir persönlich vor Jahren auf einer Kreta-Reise erlebt. So werden Sie bestimmt auch das ein oder andere Detail entdecken, dass Sie an einen zurückliegenden Urlaub erinnern wird.

Die Drehbuchvorlage schrieb diesmal Mike Reiss, der zuvor als Autor für Kultfiguren wie ALF und DIE SIMPSONS tätig war. Regie führte MISS UNDERCOVER Regisseur Donald Petrie. Allzu viel Tiefgang sollten Sie demnach nicht erwarten, stattdessen seichte Unterhaltung. Aber im seichten Gewässer kann man sich ja auch mal ganz gut treiben lassen, statt immer nur (anspruchsvolle Film-) Bahnen zu schwimmen. Wenn Sie sich dazu in der richtigen Stimmung fühlen, können wir Ihnen den 91-minütigen Ausflug nach Griechenland durchaus empfehlen. Punkten kann der Film außerdem mit Altdarsteller und Oscar©-Preisträger Richard Dreyfuss, der in einer warmherzigen, nachdenklichen Rolle für die richtige Balance sorgt.

Kurzum: MY BIG FAT GREEK SUMMER ist mal seicht, mal süß, vor allem harmlos und wirkt als romantische Komödie gar nicht griechisch sondern typisch amerikanisch. Selbst zu vorgerückter Stunde kann der Film mit kurzweiliger Unterhaltung angenehm wachhalten, kann bei Regenwetter genauso zum Abschalten (oder besser: Einschalten) einladen wie an einem strahlenden Sommertag, vor dem Urlaub zur Einstimmung oder nach dem Urlaub als Erinnerung. Als Nachfolger - nicht als Fortsetzung - zu MY BIG FAT GREEK WEDDING funktioniert er auch ohne Vorkenntnis der genannten Vorläufer gut. Keine Angst also vor romantischen Komödien.

ungeprüfte Kritik

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.04.2010
Komplex, packend und verstörend. Ein atemberaubender Albtraum und ein fesselndes Neo-noir-Epos basierend auf David Peace Bestsellern über den Yorkshire Ripper. Das können Sie lesen, wenn Sie die Rückseite des DVD-Covers der RED RIDING TRILOGY (Großbritannien 2009) betrachten. Wie ein Buchbucheinband wirkt die Verpackung dieser Veröffentlichung von 'Kinowelt', die drei DVDs beinhaltet. Drei Filme, die nach den Jahren benannt sind, in denen sie spielen: 1974, 1980, 1983.

Die Schlichtheit der Jahreszahlentitel wird im DVD-Menü fortgesetzt: Sprachen deutsch/englisch (beide im 5.1 Tonformat), Untertitel an/aus. Los geht’s. "In the year of our lord: 1974". Auf nach Morley, eine Kleinstadt in Yorkshire, die durch eine Reihe von Mädchenmorden in Aufregung versetzte wird. Die Ermittlungen führen den jungen Journalisten Eddie Dunford (Andrew Garfield) in eine Schattenwelt skrupelloser und übermächtiger Machenschaften. Begeben Sie sich mit Disc 1 in Teil 1 der Filmtrilogie, die jeweils 102, 93 und 100 Minuten lang in die düstere Vergangenheit der britischen Kriminalgeschichte entführt.

Die Buchvorlage stammt vom 1967 in West Yorkshire geborenen Schriftsteller David Peace, der nach einem technischen Studium in Manchester als Englischlehrer in Israel tätig war, Mitte der 90er in Tokio wohnte und schließlich mit seiner japanischen Ehefrau und zwei Söhnen in seine Heimat zurückkehrte. Dort spielen seine Romane, die von 1999 bis 2002 in einjährigem Abstand erschienen. Vier Jahre lang? Tatsächlich: Peace schriebt ein 'Red Riding Quartett', das auch in Deutschland in vier Bänden (übersetzt von Peter Torberg) erschien. Das Jahr 1970 wurde nicht zu einem Filmtitel, wurde aber wie die anderen Jahre zu einem wichtigen Angelpunkt in der Geschichte.

Tony Grisoni übernahm die Adaption und fasst die Geschehnisse in drei Drehbücher zusammen. "Ich vertraute den Büchern, selbst wenn mir etwas sinnlos erschien." Diese Haltung wird womöglich auch Ihnen als Zuschauer abverlangt, wenn Sie sich den einerseits pessimistischen Machenschaften und den andererseits fast poetischen Detailaufnahmen der Charaktere gegenübersehen. Dem besonderes Feingefühl, das Peace dabei besessen habe, in die Psycho seiner Romanfiguren einzutauchen, wollte auch Grisoni in seine Filmvorlagen hinüberretten. Gleichzeitig sollte die Erzählstruktur erhalten bleiben, die Fiktionales mit Fakten des 'Yorkshire Ripper' Falls anreichert. Glücklicherweise hat Tony Grisoni dabei nicht ganz so viel Fantasie walten lassen, wie er bei der Mitarbeit an den Skripten zu Terry Gilliams Filmen FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (1998) und TIDELAND (2005) zu Tage förderte.

Zu Tage förderten die Regisseure Julian Jarrold ('1974'), James Marsh ('1980') und Anand Tucker ('1983') drei Investigationskrimis, wie sie im Buche stehen (wie sie in vier Büchern stehen). Dass man von den 'Red Riding' Filmen mitgerissen wird, wollen wir Ihnen allerdings nicht zu vollmundig berichten. Zumal es ein etwas optimistisches Unterfangen war, sich an einem Abend gleich auf alle drei Filmteile einzulassen. Von Vorteil ist natürlich, dass Sie hier gleich die gesamte Trilogie im Verleih sehen - im Gegensatz zu den thematisch durchaus vergleichbaren Verfilmungen der 'Millennium-Trilogie' von Stieg Larsson (VERBLENDUNG seit dem 5. Februar bei Video Buster, VERDAMMNIS zum 4. Juni und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010).

Um in der 'Red Riding' Trilogie zur Lösung der Fälle zu kommen, müssen die ständig von Polizei, Politik und Grundstückspekulanten bedrohten Protagonisten ganz schön ausgeschlafen sein, so wie die Entleiher der Filme. Sollten Sie von diesen Zeilen, den Szenenbildern und Trailern auf der Video Buster Filmseite auf den Geschmack gekommen sein, würden wir Ihnen eine schrittweise Reise in die Grafschaft Yorkshire empfehlen - allerdings auf jeden Fall chronologisch. Andrew Eaton, der ausführende Produzent bringt es in zweiten von drei Making-Ofs auf den Punkt: "Ich mag die Vorstellung, Filme zu drehen, die keine unglaubwürdigen Gangsterstreifen oder kitschige Liebeskomödien sind. Wirklich bedeutende englische Filme handeln vom Aufwachsen in Großbritannien. Diese Filme zeigen Wirkung. Sie haben Ecken und Kanten und sind bissig. Solche Filme machen mich glücklich." Das Publikum auch, Mr. Eaton.

ungeprüfte Kritik

Rezept zum Verlieben

Lovestory, Drama

Rezept zum Verlieben

Lovestory, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.04.2010
Der deutsche Filmtitel („Rezept zum Verlieben“) führt die Zuschauer auf die falsche Schiene. Mit der Erwartungshaltung, dass tatsächlich ein Patentrezept für die große Liebe offeriert wird, liegt man voll daneben.

Viel mehr geht es um die Bewältigung von Kate´s Gefühlschaos. Die verschlossene Kate, die sich voll und ganz in ihren geliebten Job flüchtet und weder „Mann noch Maus“ an sich heran lässt, steht nach dem Tod ihrer Schwester vor einer schier unlösbaren Aufgabe. All ihre Bemühungen Ihr bisheriges Leben mit dem neuen Leben als Ersatzmutter zu vereinbaren, schlagen immer wieder fehl. Als schließlich auch noch ein neuer Kollege ihr so planbares und geordnetes Leben durcheinander bringt, hat Kate Angst zu scheitern. Immer wieder stellen sich Kate neue Prüfungen in den Weg und bringen sie dazu, aus ihrem selbst erschaffenen goldenen Gefühlskäfig auszubrechen.

Leider nimmt der Trailer dem Film schon die meisten Schlüsselszenen vorweg, so dass kaum noch überraschende Momente erzeugt werden. Etwas übertrieben gesagt, die drei lustigen Filmszenen, die drei romantischen Filmszenen und die drei dramatischen Filmszenen hat man bereits im Trailer vorweggenommen….

Der Film plätschert so vor sich hin und man denkt immer wieder: „So, jetzt geht´s gleich richtig los!“ Und nachdem man das so gedacht hat, ist der Film auch schon vorbei.

Also, es handelt sich hierbei wahrlich um kein Meisterwerk. Zum Schluss dann noch das schon früh erwartete und wenig überraschende Ende. Das reicht für eine Enttäuschung.

Aufgrund der guten schauspielerischen Leistungen der kleinen Abigail Breslin kann man sich dann aber doch noch zu zwei Punkten hinreißen lassen.

Viel Spaß beim Film!

Euer Nettie

ungeprüfte Kritik

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.04.2010
Alter Schwede. Harter Tobak. Dies ist keine Empfehlung und auch keine Filmkritik. Die folgenden Zeilen bringen Ihnen die 'Millennium Trilogie' ein wenig näher, verraten Ihnen einige Zusammenhänge über die Bücher und Filme, den Autor und die Darsteller. Warum nach einem atmosphärisch-spannenden Filmabend keine Empfehlung ausgesprochen wird und warum es im Grunde gar keine Trilogie ist.

Stieg Larsson ist der geistige Vater der Millennium Trilogie. Ein Schriftsteller, der bei vielen schon ein so geläufiger Begriff geworden ist, wie sein schwedischer Landsmann Henning Mankell. Im Gegensatz zu Mankells Bestellern begibt sich bei Larsson nicht Kurt Wallander, sondern der Journalist Mikael Blomkvist auf Spurensuche. Diese Suche führt Leser und Zuschauer gleichermaßen in wahrhaft finstere Abgründe der menschlichen Seele. Sie wurden gewarnt! Im Gegensatz zu einem Pärchen, das sich gemütlich einen Krimi anschauen wollten und den Schreiber dieser Worte spontan um Rat baten. Greift zu VERBLENDUNG (Schweden/Dänemark/Deutschland 2009), eine nicht nur in Hinblick auf Einspielergebnisse unheimlich erfolgreiche DVD und Blu-ray Neuerscheinung. Mit 4,2 von möglichen 5 Bewertungssternen wurde dieser Film obendrein nach zahlreichen abgegebenen Kundenmeinungen bei Video Buster besonders positiv bewertet. Die Resonanz nach dem besagten kuscheligen Pärchenabend? Oje, was war das für eine erschreckende Geschichte! Vergewaltigung, Leichen, Hoffnungslosigkeit. Diesen Film kann man doch nicht empfehlen...

Oder doch? Obwohl der Schock einiger Filmbilder tief bewegt und sich manche Momente wahrlich ins Gedächtnis brennen, sind die 147 Filmminuten nicht nur durchweg spannend wie ein ordentlich gestrickter Krimi, sie sind vor allem aufrüttelnd. "Ich brauche solche Bilder nicht in meinem Leben!", bekamen wir einmal zum Thema 'Horrorfilm' von einer Frau zu hören. Das ist eine Entscheidung, die jeder von uns im Leben treffen kann, auch wenn die Medienlandschaft uns mit manchen Grausamkeiten unfreiwillig und unvorbereitet konfrontiert. Nicht so in diesem Fall, denn diese ist wie gesagt keine Empfehlung zu einem sehr empfehlenswerten Film.

Überspringen Sie diesen Absatz, wenn Sie lieber gar nichts zur Handlung erfahren wollen. Auf welche Geschichte Sie sich einstellen können: Ein Journalist, Mikael Blomkvist (Schauspieler Michael Nyqvist) wurde bei den Recherchen um den womöglich illegal agierenden Unternehmer Wennerström gelinkt, wird zu einer Haftstrafe verurteilt und legt die Arbeit an seiner Enthüllungszeitschrift 'Millennium' nieder. Doch ein neuer Auftrag tut sich auf. Der wohlhabende Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) möchte ihn engagieren, den seit Jahrzehnten ungeklärten Fall um das Verwinden seiner Nichte Harriet aus einer unvoreingenommenen, journalistischen Sicht noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Unverhoffte Hilfe bekommt Blomkvist von einer Hackerin namens Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die ihn beim Lösen einer Zahlenfolge in Harriets Tagebuchaufzeichnungen auf eine richtungsweisende Fährte bringt.

Klingt wie ein "sehr gut gemachter Tatort", meinen Sie? So schreibt es jemand nach dem Entleihen in den Video Buster Kritiken. Doch da gibt es auch andere Stimmen, die sich beschweren, dass "viele Szenen viel zu brutal" seien, die es unbegreiflich finden, "dass der Film ab 16 freigegeben ist". In einer weiteren Besprechung ist zu lesen: "FSK 16 aber für meinen Geschmack viel zu brutal(Kopfkino)!!" Doch schon im anschließenden Satz heißt es: "Trotzdem uneingeschränkt zu empfehlen." Zur Verteidigung sollte erwähnt sein, dass DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER anno 1991 ebenfalls mit einer FSK-16-Altersfreigabe bedacht wurde und ohnehin in Hinsicht auf Thematik und Filmqualität ganz gut in diese Diskussion passt. Brutal und brutal gut? Diese Quintessenz könnte man der europäischen Produktion VERBLENDUNG geben, die u.a. vom schwedischen Studio 'Yellow Bird Films', dem dänischen 'Nordisk Film' und vom deutschen Geldgeber 'ZDF Enterprises' finanziert wurde.

Auf die Interviewfrage, ob Hauptdarsteller Michael Nyqvist schon vor dem Filmprojekt von dem Autoren Larsson gehört habe, erzählt er vom enormen Bucherfolg in Skandinavien, von der journalistischen Tätigkeit Larssons mit seinen 'Expo' Zeitungen, die der Redaktionstätigkeit des im Film vorkommenden 'Millennium' Blattes ganz ähnlich wären. Zwei Minuten lang hätte er den Schriftsteller sogar persönlich vor dessen Tod getroffen. Vor dessen Tod? Richtig, leider erlitt Stieg Larsson 2004 in Stockholm einen tödlichen Herzinfarkt. Larsson, der am 15. August 1954 in einer kleinen schwedischen Gemeinde geboren wurde, war gerade einmal 50 Jahre auf der Welt. Und was er in diesen Jahrzehnten erlebte, schlägt sich mit voller Wucht in seinen Werken nieder. Das Dorf in Nordschweden, in dem er bei seinen Großeltern aufwuchs, kommt in VERBLENDUNG vor. Dazu berichtet eine Biografie davon, wie der 14-jährige Larsson tatenlos mit ansehen musste, wie seine Freunde ein Mädchen vergewaltigen. Seit diesem Erlebnis hat er sein Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit gewidmet.

Biografische Puzzlestücke fügen sich in seinen Romanen und den entsprechenden Verfilmungen zusammen und zeigen uns einen alptraumhaften Blick in die Keller der Gesellschaft. Sein erster Trilogie-Roman trägt im Original den Titel 'Män som hatar kvinnor' (übersetzt 'Männer, die Frauen hassen' = 'Verblendung'), der zweite 'Flickan som lekte med elden' ('Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte' = 'Verdammnis') und der abschließende 'Luftslottet som sprängdes' ('Das Luftschloss, das gesprengt wurde' = 'Vergebung'). Doch verbirgt sich hinter der 'Millennium' Hinterlassenschaft womöglich noch mehr? Spekulationen über zehn (!) skizzierte Bände kursieren, der fünfte sei vor Larssons Tod beinahe beendet worden! Vater und Bruder seien die Rechteinhaber und die Lebensgefährtin besäße einen Laptop, auf dem das Manuskript gespeichert sei. Stoff, der wie bei der Familie Vanger im Buch/Film so manche Geschichte zu Tage fördern könnte. Was, wenn sich die Hackerin Lisbeth Zugang zu diesem Laptop verschaffen könnte? Da verschwimmen Realität und Fiktion...

Drei Dinge würde Larsson präsentieren, so der Schauspieler Nyqvist, mit denen man die gesellschaftlichen Missstände aufdecken könnte: ein Stift, ein Handy und ein Computer. Das könnte in jedem von uns die Hoffnung und den Mut bestärken, selbst tätig zu werden, um mit diesen Hilfsmitteln womöglich auch etwas zu verändern. Die Figur des Journalisten Blomkvist wäre dafür die beste Vorlage: Er benutzt keine Waffen, fährt keine schnellen Autos, er setzt seinen Verstand ein. Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Eine entscheidende Unterstützung erhält Blomkvist jedoch: Lisbeth Salander. Im Film von 2009 wird Lisbeth von Noomi Rapace dargestellt. Die Tochter einer Schwedin und eines Flamenco-Tänzers ist Theaterschauspielerin, bekam für ihre vorangegangene Filmrolle in 'Daisy Diamond' (2007) mehrere Auszeichnungen und ist in der Millennium Trilogie einfach sehenswert. Dabei waren die Erwartungen an sie so hoch, erzählt Noomi Rapace im Interview, dass sie die äußeren Einflüsse in der Vorbereitungsphase auf Lisbeth Salander komplett ausblenden musste und einen eigenen Weg zur Figur fand. Das Ergebnis: Mit ihrer Interpretation wurde sie für den Europäischen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin nominiert.

Sollten Sie sich entschließen, die DVD oder Blu-ray von VERBLENDUNG auszuleihen, sehen Sie sich unbedingt das Bonusmaterial an, denn dort können sie die Schauspielerin in ihrem privaten Aussehen erleben, das überraschend anders ist. Auch wenn wir Ihnen die erste Verfilmung der Trilogie aus den genannten Gründen nicht uneingeschränkt empfehlen - das Filmpaar Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander alias Michael Nyqvist und Noomi Rapace ist wirklich großartig. Einen zeitlichen Fahrplan der Millennium Trilogie geben wir Ihnen auch noch an die Hand: Die Romane wurden posthum 2005, 2006 und 2007 veröffentlicht und sind in Deutschland bereits gebunden, als Taschenbuch und als Hörbuch erschienen. Die Filme kommen auf DVD und Blu-ray in den Verleih, und zwar nach VERBLENDUNG (seit dem 05.02.10 bei Video Buster) zunächst VERDAMMNIS zum 04.06.10 und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010 voraussichtlich Ende 2010.

Jetzt ist es an Ihnen, zu entscheiden, ob Sie in die Tiefen der Trilogie einsteigen wollen und wenn ja, in welcher Form. Sind die Verfilmungen mit je gut 2 Stunden Spielzeit in unserer hektischen Gegenwart eine gern gesehene Zeitersparnis gegenüber den 700, 800, 900 Seiten starken drei Lesestoffen - oder nur Zeitverschwendung? Wie bei allen Literaturverfilmungen geben die Bewegtbilder natürlich nur die Kernstücke der Erzählungen wieder. Der erste Film der Reihe würde im Vergleich zum Buch wie ein zehnmal aufgebrühter Teebeutel wirken, resümierte einer unserer Kollegen. Im direkten Vergleich würden Sie ihm womöglich zustimmen? Als Spielfilm für sich genommen, schmeckt VERBLENDUNG allerdings wie ein starker schwarzer Tee, der von Liebhabern dieser 'Sorte' gespannt genossen werden kann. Wohl bekomm's!

ungeprüfte Kritik

Der Solist

Eine wahre Geschichte über echte Freundschaft, einen verlorenen Traum, die unbändige Kraft der Musik
Drama, Musik

Der Solist

Eine wahre Geschichte über echte Freundschaft, einen verlorenen Traum, die unbändige Kraft der Musik
Drama, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.04.2010
Beethoven in Los Angeles? Ein begnadeter Straßenmusiker? Ein fürsorglicher Zeitungsreporter? Ungeklärte Fragen, auf die wir Ihnen... keine Antworten geben. Wir lassen diesmal Joe Wright den Vortritt. Der aus London stammende Regisseur hatte sich in der Vergangenheit durch zwei Literaturverfilmungen mit Keira Knightley hervorgetan, die Sie unter den Titeln STOLZ UND VORURTEIL (2005 nach dem Roman von Jane Austen) und ABBITTE (2007 nach Ian McEwan) im Verleih finden werden. Jetzt bringen wir Ihnen mit seiner Hilfe einige Dinge über sein neues Drama DER SOLIST (USA/Großbritannien/Frankreich 2009) näher, damit Ihnen der Einstieg in den Film vielleicht etwas leichter fällt, als wir ihn erlebt haben, und vielleicht klingt das Folgende sogar nach einem Film, der Ihnen gefallen könnte, wer weiß.

DER SOLIST - oder 'The Soloist', wie er im englischen Original heißt - klingt in der Tat, denn Musik ist die Leidenschaft eines Mannes namens Nathaniel Ayers, der zu Beginn des Films als Obdachloser neben einer gusseisernen Beethoven-Statue auf einer abgewrackten Violone mit zwei Saiten musiziert. Während jedoch das große Vorbild Ludwig van (1770-1827) als Wegbereiter der Romantik gilt, ist das gezeigte Leben des Nathaniel alles andere als romantisch. Auch der zweiten Hauptfigur, Steve Lopez, ergeht es nicht unbedingt besser, obwohl der doch einen festen Journalistenjob bei der 'L.A. Times' sicher hat und dazu ein schmuckes Dach über dem Kopf. Einsam, solo, sind beide, inmitten des rastlosen Ballungszentrums Los Angeles, im Redaktionstrubel, in überfüllten Krankenhausräumen. Selbst aus der Vogelperspektive betrachtet wirken die Verkehrsknotenpunkte noch hektisch und alles andere als vereinsamt. Ist Steve nun der titelgebende Solist seines eigenen Lebens, oder Nathaniel? Antworten darauf gibt am besten der Komponist dieser Filmbilder, Joe Wright.

Denn der Audiokommentar auf einer der vier DVD-Tonspuren (wählbar außerdem: englisch, deutsch, russisch) gibt glücklicherweise Erklärungsansätze, die wir uns vor dem Ansehen gewünscht hätten - und die Ihnen an dieser Stelle trotzdem nichts vom Handlungsverlauf vorwegnehmen sollen. Starten Sie den Film, wird ein Klicken hörbar, bevor das Bild aus dem Dunkel hinzukommt. Ein kurzes spulendes Geräusch, das konsequent noch einmal nach der letzten Textzeile des Abspanns zu hören sein wird. Es ist der Klang, den das Diktiergerät des Reporters Steve (Robert Downey Jr.) von sich gibt, bevor die aufgezeichneten 'Erinnerungen' aus Interviews abgespielt werden. Regisseur Joe Wright erzählt, er sei von der Funktionsweise des menschlichen Gehirns fasziniert, das ähnlich mechanische Abläufe in Gang setzen würde. Nur dass das Vor- und Rückspulen bei einer der zwei zentralen Figuren seines Films, Nathaniel Ayers, eben nicht so geradlinig funktioniere. Bekommt man diesen Vergleich von Wright aus erster Hand berichtet, ergeben solche Details plötzlich Sinn. Nach dem aufgekommenen Frust wohlgemerkt, der bei uns in der Rolle des unvoreingenommenen Filmbetrachters anfänglich aufkam, weil einem Szenen vorgeworfen werden, als stünde man ohne Erklärungshilfe aus dem Museumskopfhörer vor einem abstrakten Gemälde.

Die Off-Stimme des Journalisten Steve Lopez, die zu Filmbeginn einführt, verschwindet so schnell, als käme sie aus einer Einführungsrede vor einem Konzert. Ab dann spielt die Musik, sprich die Filmpartitur von Joe Wright kommt in Gang und zeigt uns den Journalisten, wie er sich als Kolumnenschreiber vor einer vollgestopften Schreibtischablage auf Ideensuche nach einem neuen Aufhänger für eine Story begibt. Der Thriller STATE OF PLAY (2009) kommt uns in den Sinn, weil dort Russell Crowe ähnlich vorgestellt wurde, als verkopfter Schreiber, der keinen Wert auf seine äußere Erscheinung legt. Auch der SOLIST-Journalist Lopez scheint sich außerhalb seiner Recherchen keinen Kopf zu machen, um Gesundheit etwa, rauchend und trinkend, um seinen Körper, der nach einem Fahrradsturz schwer lädiert ist und in eine Computertomographie-Röhre geschoben wird. Die farbigen Schnittbilder des Gehirns laufen wie ein Film im Film ab. Das ist es wieder, das Steckenpferd des Regisseurs: das Gehirn.

ungeprüfte Kritik

Away We Go

Auf nach Irgendwo.
Drama, Lovestory

Away We Go

Auf nach Irgendwo.
Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.04.2010
"Sind wir Loser, sag mal?", fragt die schwangere Verona ihren Lebensgefährten Burt. Der hat mit dem Einschalten eines Heizstrahlers die Elektrik in den eigenen (bescheidenen) vier Wände zum Erliegen gebracht. Beim Besuch der nicht weit entfernt wohnenden Verwandtschaft verkünden die Schwiegereltern dem jungen Paar, dass sie bald sehr wohl weit entfernt wohnen werden und sich mit dem Umzug in die Ferne einen Lebenstraum verwirklichen. Aber welchen Lebenstraum haben Verona und Burt und wie will uns Regisseur Sam Mendes daran teilhaben lassen?

Der neue Film des Oscar(c)-Preisträgers Mendes heißt AWAY WE GO (USA/Großbritannien 2010). Wohin? "Auf nach Irgendwo", fügt der deutsche Titel hinzu. Hauptsache weg. Warum wir am gestrigen Filmabend den Weg auf nach AWAY WE GO genommen haben, hängt vor allem mit den bisherigen Werken des Regisseurs zusammen. Noch vor dem Einlegen dieser DVD-Neuerscheinung mussten wir uns innerlich bei Sam Mendes entschuldigen, denn zum Zeitpunkt seines Erstlingswerks AMERICAN BEAUTY (1999) und seiner überschwänglichen Oscar(c)-Gewinn-Publicity nach der 72. Verleihung der 'Academy Awards' im März 2000 waren wir enttäuscht. Nicht wegen der unbestritten gelungenen, sarkastischen Filmerzählung oder der Paraderolle von Hauptdarsteller Kevin Spacey, sondern weil ein Independent-Filmemacher, Todd Solondz, kurz zuvor mit HAPPINESS (1998) ein noch viel konsequenteres Bild der amerikanischen Mittelschicht zeigte, das so viel weniger Beachtung erfuhr (und es bis heute nicht von VHS zu DVD geschafft hat).

Sam Mendes ist Theaterregisseur. Schuster bleib bei deinen Leisten, dachte wir still, ähnlich wie bei seinem deutschen Pendant Leander Haußmann. Inzwischen hat sich Mendes längst als Mann des (Film-)Fachs bewiesen, keine Frage. Seine Spielfilme sind für uns und womöglich auch für Sie keine Offenbarung, aber immer herausragende Produktionen, die Steven Spielberg zugegebenermaßen Recht geben, denn der holte Mendes einst ins 'Dreamworks' Boot nach Hollywood. Und jetzt? Nun beginnt AWAY WE GO und macht mit seinem alternativ gestalteten DVD-Menü keinen Hehl draus, dass es sich diesmal um eine bescheidenere Produktion handelt, die noch dazu den ersten Film präsentiert, der laut Pressemittelung nachhaltig unter Einhaltung der Richtlinien der Umweltinitiative 'Going Green' hergestellt wurde. Ausgezeichnete Ökobilanz, ausgezeichnete Unterhaltung?

Angenehme Indie-Musik untermalt die Benutzerführung. Ach ja: "Film starten". Wunderbar ausgeleuchtet beginnt... eine Oralsexszene, die natürlich (FSK ab 12) unter der Bettdecke stattfindet. Ist Oralverkehr nicht immer noch in einigen US-Bundesstaaten verboten? Erinnerungen an einen BASIC INSTINCT (1992) Aufreger werden wach, als Paul Verhoeven vor rund zwanzig Jahren beim Moralwächtern für Entrüstung sorgte (ist das wirklich schon so lange her?). Die aktuelle Liebesszene von 2009 nimmt ohnehin sofort eine skurrile Wendung und verwandelt Erotik in Alltag. Eingefangen wurden diese Filmbilder von einer erfahrenen Kamerafrau, Ellen Kuras. Das Schauspielerpaar Maya Rudolph (als Verona) und John Krasinski (als Burt) wurde von Frauen, Debra Zane und Ellen Lewis, ausgewählt und den Schnitt übernahm Sarah Flack. Weibliche Intuition und Profession im Hintergrund, während Mendes seine Geschichte in Gang bringt.

"Sind wir Loser, sagt mal?", die Frage der Protagonistin im 6. Schwangerschaftsmonat ist mit dem englischen "Are we fuck-ups?" nicht nur in der Bedeutung, auch sprachlich drastischer. Es wird im Verlauf - so viel darf verraten werden - kein Blatt vor den Mund genommen, nachdem sich unser Filmpaar entscheidet, auf den Entschluss der Schwiegereltern hin ebenfalls buchstäblich das Weite zu suchen. Sie nehmen ein Flugticket nach Phoenix/Arizona und schon finden sich die Zwei mitten in einem Roadmovie wieder. Immer an der Seite der Protagonistin: der Anfang-Dreißiger Burt mit Bart, der nie die Brille abzusetzen scheint, außer, wenn er die Gläser mit dem Shirt-Zipfel säubert. Bekleidet mit kurzen, karierten Hosen, Romantiker statt Realist. Aber wirklich ein Loser?

Was zum guten Ton gehört: Auch wenn das englische Original durch Burts schlotterige Art manchmal schwer zu verstehen ist - wenn man von dort ins Deutsche schaltet, landet man in einer ganz anderen Atmosphäre, die sich zwar durch eine bedachte Synchronisation hervortut, die dem gesamten Filmeindruck aber nicht gerecht wird. Nach dem Hin- und Herspringen zwischen den Tonspuren musste noch eine Unsitte sein: den Lauf des Films stoppen. Nicht aus Frust, sondern aus Lust. Manche Dialogenden sind so unverhofft, manchmal derb überraschend, dass man sofort nochmal zurückspringen will (einen Vorteil, den man sich jetzt ja im Gegensatz zu den Kinozuschauern im Oktober/November 2009 herausnehmen kann).

AWAY WE GO wurde die Ehre zuteil, am 17. Juni 2009 als Eröffnungsfilm das 'International Film Festival' in Edinburgh/Schottland zu eröffnen. Seitdem erhielt der Film gemischte Resonanzen in der Presse. Die 'New York Times' fällte gar ein ziemlich vernichtendes Urteil über die "selbstgerechten" Hauptpersonen, die sich mit ihrer auch so "einmalig feinfühligen, liebevollen, klugen und abgeklärten Art" von den "Schwachköpfen und Versagern auf dieser Welt" absetzen (Zitat: "aware of their special status as uniquely sensitive, caring, smart and cool beings on a planet full of cretins and failures"). Einer der prominentesten US-Filmrezensenten, Roger Ebert, wetterte darauf zurück, dass wenn man die Protagonisten für "selbstgerecht" hält, man vielleicht gerade das selbst ist. Mit einer so harschen Haltung wie aus der 'Times' könnte man die Geschichte um Verona und Burk in der Tat kleinreden oder -schreiben. Aber wer will das einem doch wahrhaft "feinfühligen, liebevollen, klugen" Film antun? Sie könnten das in einer eigens veröffentlichten Kritik auf der Video Buster Filmseite tun. Doch was kann man diesem Film vorwerfen, der im Mittelteil einen Höhepunkt erlebt, in einer Station bei einer von Maggie Gyllenhaal gespielten Gastgeberin, während im Hintergrund einer unserer persönlichen Lieblingssongs 'Golden Brown' von den 'Stranglers' läuft? Die Aneinanderreihung von zwischenmenschlichen Disastern, spleenigen Charakteren - wenn das schon vorab nicht Ihr Fall sein sollten, dann sollte es auch für Ihre nächste Filmwahl heißen: "Auf nach Irgendwo".

Doch entgeht Ihnen dann nicht etwas? Andernorts wurde das vergleichsweise optimistische Resultat durchaus gelobt, zumal es sich doch erfrischend deutlich von Sam Mendes' früheren, düsteren Kinofilmen wie dem erwähnten AMERICAN BEAUTY (1999), dem Mafiadrama ROAD TO PERDITION (2002) mit Tom Hanks und dem Frontfilm JARHEAD (2005) mit Jake Gyllenhaal (dem Bruder von Maggie) abhebt und Mendes sogar ausnahmsweise seinen Stammkomponisten Thomas Newman verließ und sich stattdessen auf die Musik von Alexi Murdoch verließ. Am deutlichsten wird der Kontrast im Vergleich zu Mendes' letztem Werk, dem drastischen Ehedrama ZEITEN DES AUFRUHRS (2008) mit Leonardo DiCaprio und Mendes' eigener Ehefrau Kate Winslet (verheiratet seit Mai 2003).

Die Wirklichkeit holte Sam Mendes offensichtlich ein, als er mit Winslet im März 2010, zehn Tage nachdem diese deutsche DVD-Ausgabe von AWAY WE GO erschien, die vorläufige Trennung bekannt gab. In der Fiktion zeigt uns Mendes dagegen, dass es doch Hoffnung auf Romantik gibt, auch oder gerade ohne Ehegelöbnis. Ein kleines Schlussbild: Burt schreit seine schwangere Lebensgefährtin manchmal aus heiterem Himmel an, um ihren Herzschlag (und den des Ungeborenen) zu erhöhen. Wir hätten uns gewünscht, auch ein wenig mehr emotional aufgerüttelt zu werden, statt in 94 Filmminuten eine ruhige Reise mit meist harmlosen Höhen und Tiefen, unterschiedlichen Zwischenstopps à la Bill Murray in Jim Jarmuschs BROKEN FLOWERS (2005) zu erleben. Am Ende ist unsere durchschnittliche Bewertung des Films aber durchaus positiv gemeint, schließlich zeigt der Film, wie schön es sein kann, wenn man akzeptiert, dass man durchschnittlich ist... und glücklich.

ungeprüfte Kritik

Love Happens

Es passiert, wenn du es am wenigsten erwartest...
Drama, Lovestory

Love Happens

Es passiert, wenn du es am wenigsten erwartest...
Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 26.03.2010
"Manchmal schenkt Ihnen das Leben trotz allergrößter Bemühungen Zitronen. Wenn das geschieht, haben Sie zwei Möglichkeiten, mein Freund. Sie können ein saures Gesicht ziehen, oder Sie machen sich Limonade." Diese Weisheit erklingt in der Einleitung zu LOVE HAPPENS (USA/Kanada/Großbritannien 2009). Es ist auch der erste Satz in einem Lebensratgeber, einem Bestseller des Protagonisten Burke Ryan (Aaron Eckhart). Burke ist nicht nur erfolgreicher Autor, er vermittelt seine Weisheiten auch in Wochenendseminaren, in denen Teilnehmer nicht wie im Fall von Jim Carreys Komödie zu JA-SAGERN gemacht werden sollen. Trauerbewältigung ist hier das erklärte Ziel. Burke weiß zumindest zur Hälfte dieses Wortes, wovon er spricht. Mit Trauer beschäftigt er sich seit dem Autounfalltod seiner Frau tagein tagaus. Die Bewältigung hingegen predigt er zwar, scheint sie aber noch nicht gefunden zu haben. Dafür findet er in der Floristin Eloise (Jennifer Aniston) neue Hoffnung auf Liebe. Ob das gesteckte Veranstaltungsziel für die Teilnehmer und Burkes Hoffnung auf Zweisamkeit in Erfüllung geht?

Als Leser dürften Sie an dieser Stelle weniger an Trauerbewältigung interessieren sein, als vielmehr an einer Antwort auf die Frage, ob LOVE HAPPENS die Liebe zum Film bestärkt, oder selbst ein Trauerfall ist. Um einen Vergleich zu bekommen, haben wir zunächst einen Blick auf Jennifer Anistons vorherigen Liebesfilm geworfen, der im Dezember 2009 ins Programm kam: MANAGEMENT (2008). Eine einfache Geschichte: Mike (Steve Zahn) arbeitet im Motel seiner Eltern, in der Kleinstadt Kingman/Arizona. Dort trifft er auf die Geschäftsreisende Sue (Jennifer Aniston). Er ist fasziniert, sie ist amüsiert. Sie gibt ein wenig klein bei, er ist Hals über Kopf verliebt. "Die Liebe ist eine Baustelle" lautet der deutsche Untertitel zur DVD und Blu-ray Erscheinung. Den bisherigen Kritiken unserer Mitglieder nach hat es jedoch eher den Anschein, als sein der ganze Film eine einzige Baustelle. Von einer Empfehlung für "Leute mit Schlafstörungen" und von "Fremdschämen" wird dort berichtet. Wir erinnern uns an unsere eigene Kritik zum Film (500) DAYS OF SUMMER, wo Summer (Zooey Deschanel) den Musiker Ringo Starr gerade deshalb als liebsten unter den 'Beatles' nennt, weil niemand anders so denkt. So ähnlich ging es uns mit MANAGEMENT, der uns als 'Rom-Com', als romantische Komödie, mit seiner naiven Hauptfigur und vor allem mit seiner naiven Machart fast schon leid tat. Ein bisschen charmant fanden wir die Konfrontation zwischen dem tollpatschig wirkenden Steve Zahn und der selbstgefällig anmutenden Jennifer Aniston, deren Rollen ihnen wie auf den Leib geschrieben scheinen. Man könnte meinen, dass man hoffnungslos romantisch sein müsste, um MANAGEMENT lieben zu können. Womöglich ist das Filmresultat aber auch einfach nur hoffnungslos. Trotzdem irgendwie süß. Aber "sweet just doesn't cut it" sagt Aniston als Vertreterin Sue. Süß reicht eben nicht aus.

Eine Vorschau in der DVD-Trailershow liefert die Überleitung: MEET BILL (2007) mit Aaron Eckhart wird dort vorgestellt. Ein ebenfalls durchwachsenes Portrait eines Geschäftsmannes in der 'Midlife Crisis', das uns damals gut gefiel, ausbalanciert zwischen Satire und einem mitfühlend dargestellten Charakter namens Bill. Jetzt folgt die Kombination: Jennifer Aniston trifft auf Aaron Eckhart. Die Fanfare von 'Universal Pictures' wird Ihnen nach Einlegen der LOVE HAPPENS Disc entgegenschallen. Das macht Hoffnung auf ein anderes, souveräner produziertes Filmkaliber... Ein filmwissenschaftliches Buch von Gertrude Koch trägt den Titel: "Die Einstellung ist die Einstellung". Wenn dem so sein sollte, beschreiben wir Ihnen hier eine einzige Einstellung: Jennifer Aniston kniet mit Wollmütze und Schal im Vorgarten, von einem simplen Romantik-Soundtrack begleitet pflanzt sie etwas ein, während die Kamera sie durch Blütenblätter hindurch beobachtet. Wie kann der Erstlingsfilm von Regisseur Brandon Camp - der zuvor am Drehbuch zu Kevin Costners IM ZEICHEN DER LIBELLE (2002) mitwirkte - diesen Rückfall in tiefste Filmklischees im Laufe der rund 100 Minuten Laufzeit wieder aufholen? Sicherlich nicht mit den 'Sidekicks', den lustigen Kompagnons, die den Hauptdarstellern mit Dan Fogler (als Burkes Manager Lane) und Judy Greer (als Blumenverkäuferin Marty) zur Seite gestellt werden. Im Gegenteil.

Wir möchten vor dem 'Schlussplädoyer' noch einmal ganz objektiv ausholen, mit einem weiteren medialen Vergleich: Kürzlich wurde dem Sternekoch Christian Rach von einem Berufskollegen vorgeworfen, sein TV-Konzept sei furchtbar primitiv: scheiternden Menschen aus der Patsche zu helfen und ihnen eben nicht völlig selbstlos (da öffentlich) beizustehen. So ähnlich empfinden wir LOVE HAPPENS, der sich weniger mit den Figuren, als vielmehr mit der Wirkung beschäftigt. Schmerzlich deutlich wird uns das bei einer weiteren Szene in einem Baumarkt - diejenigen, die den Film bereits geliehen haben, werden sich bestimmt lebhaft erinnern. In dieser Form, in typisch US-amerikanischen Einstellungen, der eins-zu-eins-begleitenden musikalischen Untermalung und karikaturistischen Personen darf man Filmcharakteren nicht über die Trauer hinweghelfen. Vollkommen überzeichnet, Eckhart nennt es in einem Interviewausschnitt der DVD "metaphorisch".

Unvoreingenommen liegt uns jeder Film am Herzen - es ist schließlich ein Film. Aber wir müssen auch authentisch und glaubhaft bleiben und sagen Ihnen daher (wie in Jennifer Anistons Einstellung durch die Blume): Selbst wenn man aus Zitronen Limonade machen kann, so kann diese verdammt klebrig sein. Jedes Bild ein Klischee: einsam im Bus sitzend, die Hand vor den Mund halten beim Lesen einer erhaltenen Nachricht, das sich langsam steigernde Händeklatschen nach einer 'ergreifenden' Rede. Kleinigkeiten. Am Stück betrachtet aber wirklich nur für Hartgesottene. LOVE HAPPENS bekommt von uns einen minimalen Pluspunkt für die Darsteller, die - zumindest jeder für sich getrennt genommen - ihr Talent durchscheinen lassen. Ein weiterer Lichtblick sind die hier und da eingestreuten netten Popsongs von Künstlern wie 'Badly Drawn Boy', von den 'Eels' und 'The Postal Service'. Aus den restlichen im Film präsentierten Zitronen können wir wahrlich nicht mehr Limonade herauspressen. Anistons tröstender Satz aus der 72. Filmminute legt uns die Worte an den Regisseur in den Mund: "Darf ich dir was sagen? Und was ich jetzt sage, das sage ich in aller Bescheidenheit. Weil ich mir bewusst bin, dass mein Leben nichts als ein tagtäglicher Selbstversuch ist, mit echt miesen Ergebnissen. Aber… du hast es so richtig vermasselt. ("You really messed up.")

Vielleicht gelingt es Ihnen in einer eigenen Kritik, in der Sie ein Herz für Außenseiter zeigen können, MANAGEMENT oder LOVE HAPPENS Rückendeckung zu liefern? Dann möchten wir Sie ermutigen, eine kurze Kritik auf einer der entsprechenden Filmseiten zu hinterlassen, indem sie auf den Button "Eigene Kritik schreiben / ändern" klicken! Sie haben noch kein Kennwort? Kostenlos anlegen, einloggen und ein paar subjektive Zeilen zu den Konstellationen Aniston+Zahn oder Aniston+Eckhart hinterlassen. Wir geben uns nach einer rekordverdächtigen Anzahl an Filmklischees ermattet geschlagen.

ungeprüfte Kritik

Whiteout

Thriller, Abenteuer

Whiteout

Thriller, Abenteuer
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.03.2010
Antarktis. Der kälteste und einsamste Platz auf unserem Planeten. Hier fällt das Thermometer ins Bodenlose und die Windstärken machen vor nichts halt. Ein Ort, den U.S. Marshall Carrie Stetko (Kate Beckinsale) nach ihrer Stationierung sicher nicht vermissen wird - wenn sie denn bis dahin überlebt! Inmitten der Eiswüste wurde nämlich ein Leichnam entdeckt, der erste Fund, der eine Kette von mysteriösen Vorfällen nach sich zieht. Zusammen mit U.N. Spezialagent Robert Pryce (Gabriel Macht) legt sie ein langjähriges Geheimnis frei, das besser unter dem ewigen Eis konserviert geblieben wäre...

Der Vorschautrailer verspricht Ihnen einiges, nicht nur eine Kate-Beckinsale-Duschszene, auch eine erdrückend-bedrohliche Atmosphäre inmitten einer ohnehin menschenfeindlichen Umgebung und lässt WHITEOUT (USA/Kanada/Frankreich 2009) an echte Klassiker wie DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT von Howard Hawks 1951 und 1982 von John Carpenter erinnern, an jüngere Titel wie THE LAST WINTER (2006) oder 30 DAYS OF NIGHT (2007). Ob der Warner-Filmstart WHITEOUT die Spannung dieser Vorgänger erreicht? Erfreulich wäre es, wenn es dem geneigten Filmfan nicht aufgrund der Klischees, sondern wegen der packenden Handlung eiskalt den Rücken herunter laufen würde. Ob nun das eine oder das andere beim Ansehen der 97 Minuten auf DVD oder wahlweise Blu-ray überwiegt?

Wir haben uns für Sie vor dem Erscheinungstermin am 26.03.2010 in die WHITEOUT Kälte begeben und berichten Ihnen, ob man sich für diesen Verleihtitel erwärmen kann. Natürlich sollte jeder Film als solcher genossen werden, aber wir möchten diesmal einen direkten Vergleich haben. Man kann beim Schreiben bekanntlich niemals objektiv sein, aber eine Gegenüberstellung mit einem anderen Film dieser Art erscheint fair. Einige Filmtitel sind schon genannt, THE LAST WINTER diente uns einen Tag vor dem Schreiben dieser Zeilen als Vorfilm zu WHITEOUT. Wenn Sie dieser Thriller nicht interessiert, überspringen Sie den nächsten Absatz.

In Alaska befindet sich ein Stützpunkt von Wissenschaftlern, die Wettermessungen vornehmen. Furchtbar trostlose, weiße Stillleben, die nur mit eisigem Wind vertont sind. Eine einzelne wohltuende Szene, in der die Kamera zu Nina Simones Song 'My baby just cares for me' an den Kabinen der Stationierten vorbeifährt. Ansonsten gruselige Stimmung, Unberechenbarkeit, undurchschaubar wie die nächtliche Dunkelheit hinter den tanzenden Schneeflocken. Wetterschwankungen werden zur Bedrohung für Leib und Seele. Unsicher fühlt man sich mit den kundigen Forschern der nicht greifbaren Gefahr ausgesetzt. Ein Tagebucheintrag: "There is no way home", es gibt kein Zurück. Die Bedrohung spielt nicht nur Psychospielchen mit den Personen IM Ferseher. Wenn Sie sich Mitgliederkritiken zu THE LAST WINTER anschauen, werden sie gemischte Bewertungen finden. Manch einen wird die Mystery-Komponente, das beinahe esoterische Böse enttäuscht und womöglich genervt zurücklassen. Die Elemente eines 'Thrillers' werden trotzdem gekonnt ausgespielt. Der nun folgende Film wird ebenfalls viel Schnee präsentieren, mindestens ebenso explizite Darstellungen von Opfern, doch werden Mystery- von Krimi-Elementen verdrängt werden.

Der nächste Bitte: WHITEOUT. Tatsächlich geht es nahtlos weiter mit dem mysteriösen, grünlich-schimmernden Wetterleuchten. "Antarktika, the coldest, most isolated land mass on the planet" ist als Einblendung zu Filmbeginn zu lesen. Die Antarktis, das kälteste und abgelegendste Stückchen Erde auf unserem Planeten, das ist der Schauplatz. Klingt bedrohlich? Mit der begleitenden musikalischen Untermalung wirkt die Szenerie leider gar nicht mehr so einsam und verlassen, eher wie die majestätische Landschaft in einer Naturdokumentation. Schade.

Kaum bekommt man die 'Heldin' Carrie zu Gesicht - nachdem ihre Rückansicht mit einer längeren Kamerafahrt durch Gänge einer Forschungsstation begleitet wurde - schon wird eben dieser Rücken zuerst von der Polarkleidung befreit und schließlich von der weißen Sportunterwäsche. Zu Gitarrenklängen räkelt sich die Gesetzeshüterin in einer dampfenden Duschkabine. Wenn man als Zuschauer nicht gerade mit befreundeten Männern vor dem Fernseher sitzen sollte und daraufhin los grölt, wird diese Szene ein erstes Fragezeichen im Gesicht hinterlassen, das sich nach vielleicht gerade einmal zehn Minuten in Sorgenfalten legt. Doch dann erscheint Schauspieler Tom Skerritt, schön ihn wiederzusehen! Es folgen einigermaßen trashige Dialogfetzen, 'Pulp' Fiktion wie aus einem Groschenroman, der Comicvorlage geschuldet? Aber alles in edle Filmbilder gehüllt! Merkwürdige Rückblenden erscheinen? Diese werden jedoch von einer fesselnden Action-Sequenz abgelöst! Man ist wirklich hin und her gerissen. Offensichtlich ist dies wieder eine Veröffentlichung, die nur gut unterhält, wenn man sie für das akzeptiert, was sie ist - und wenn das Fernsehzimmer vollkommen abgedunkelt und der Ton ordentlich aufgedreht ist.

Ein auffallendes Manko: Die Einsamkeit inmitten der verwaisten und vereisten Landschaft wird nicht zur Bedrohung (siehe THE LAST WINTER), wohl aber die Einsamkeit der Protagonistin auf dem Forschungsgelände. Wie bei enttäuschenden Vertretern der Slasherfilm-Gattung läuft WHITEOUT Gefahr, sein Publikum mit Szenen zu nerven, in denen sich unsere weibliche Bezugsperson trotz einer großen, gerne auch mal feiernden Camp-Mannschaft ständig alleine in dunkle Räume begibt. Ein "Vorsicht, hinter dir!" Kasperle-Theater. Logikfragen, warum sie erst das Licht einschalten muss, um einen Ermittler bei seinen offiziellen Nachforschungen in einem Raum aufzuschrecken?" Solche Dinge reißen leider aus der schubweise immer wieder aufgebauten Atmosphäre.

Als die Video Buster Redaktion diesen Filmtitel für das Programm vorbereitete, war es noch ein Kinovorschautitel. Die Pressebilder vermittelten vorab eine viel hoffnungslosere Grundstimmung in der Antarktis. Letztlich hat der Film in Deutschland (etwas unpassend zur Wetterlage) zum Frühlingsbeginn 2010 ohne Umweg den Sprung in die Heimkinos gemacht. Ursprünglich, als die Filmrechte noch zwischen 'Columbia Pictures' und 'Universal Studios' verschoben wurden, war eine blonde Hauptdarstellerin eingeplant: Reese Witherspoon. Nun also doch: Fräulein Beckinsales Gespür für Schnee. Zwei merkwürdige entfallene Szenen sind ebenfalls im Bonusmaterial der erschienenen Veröffentlichung enthalten. Eine gute Entscheidung, sie uns nur dort zu zeigen.

Regisseur Dominic Sena hat in der Vergangenheit bereits ein Händchen mit durchgestylten Blockbustern bewiesen. Der Hang zu etwas zu selbstverliebten Bildern hängt ihm bestimmt durch den früheren Job als Videoclip-Filmer nach. Für Musikgrößen wie Janet Jackson und Sting drehte er Anfang der 90er Musikvideos. Es folgten Spielfilme wie KALIFORNIA (1993), NUR NOCH 60 SEKUNDEN (2000), PASSWORT: SWORTFISH (2001) und der momentan aktuellste SEASON OF THE WITCH (2010) mit Nicolas Cage. Manchmal fällt es nicht leicht, nachzuvollziehen, wo es bei einem Film wie WHITEOUT 'klemmt'. In diesem Fall muss man jedoch nur eins und eins zusammenzählen. Ein bildverliebter Dominic Sena bekommt finanzielle Rückendeckung von einem Produzenten namens Joel Silver, der des öfteren übermäßig protzt und über die Form den Inhalt vergisst, wie in THE REAPING (2007) mit Hilary Swank, INVASION (2007) mit Nicole Kidman und der Realverfilmung von SPEED RACER (2008). Mit WHITEOUT ging die finanzielle Rechnung nicht auf: 35 Millionen Dollar Budget investierte Silvers Firma 'Dark Castle Entertainment', dagegen stehen jetzt 10 Millionen Einspielergebnis in den USA und 2 Millionen international.

Ihnen ist ein kurzes Fazit lieber als eine weit ausholende Filmbesprechung? Bitte schön: WHITEOUT ist ein einfacher Antarktis-Krimi-Thriller, spannend, harmlos und passend zu den weißen Außenaufnahmen wortwörtlich farblos. Spannungsaufbau scheint überhaupt das Wichtigste, eine nicht allzu komplexe Geschichte, dazu eine Handvoll Charaktere mit minimalem Tiefgang genügen. Wirklich? Eine Schlussbilanz: B-Movie Handung + A-Movie Bilder = O.K. zum Entleihen. Wohl eher nicht zum Kaufen für die heimische Filmsammlung. Wir haben im Anschluss mehr Lust auf das Comicbuch von Greg Rucka und Steve Lieber bekommen, das bereits vor gut zehn Jahren erschienen ist. Obwohl auch dieser Band schon wie die vorliegende Kritik eine durchschnittliche Bewertung in Online-Besprechungen erhielt. Aber davon darf man sich bekanntlich genauso wenig abschrecken lassen wie von unseren bescheidenen 3 von 5 Bewertungssternen (die man übrigens an einer im Film gezeigten Hand abzählen kann). Mit WHITEOUT in verfilmter Form auf DVD oder Blu-ray wünschen wir allen Wagemutigen eine unterhaltsame Eis-Zeit.

ungeprüfte Kritik

(500) Days of Summer

Es ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Liebe.
Lovestory, Komödie, Drama

(500) Days of Summer

Es ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Liebe.
Lovestory, Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.03.2010
Verkorkst. Das sind ihre Rollen. Und wir liefern sie Ihnen in drei Schwierigkeitsgraden: Zooey Deschanel. In drei Rollen ist die 1980 geborene Schauspielerin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Bei einer einfacheren Suche, nach einem geeigneten Film, können wir Ihnen vielleicht ein wenig behilflich sein.

"Dies ist eine Geschichte über einen Jungen und ein Mädchen. Aber ich möchte gleich am Anfang betonen, dass das keine Liebesgeschichte ist." So beginnt (500) DAYS OF SUMMER (USA 2009) und die Erzählerstimme aus dem Off hört sich an, als wären wir in einem Märchen gelandet. Das einzige, was die nachfolgende Geschichte allerdings mit einem Märchen gemein hat, ist der nicht gerade zimperliche Umgang mit seinen Figuren. Der Junge, Tom (Joseph Gordon-Levitt), ist als ehemaliger Architekturstudent unglücklich in seinem Autorenjob einer Grußkarten-Schmiede. Das Mädchen, die im Filmtitel erwähnte Summer (Zooey Deschanel), zieht für eine Anstellung in eben diesem Büro von Michigan nach Los Angeles. Sie scheint weniger unglücklich, zu Toms Enttäuschung allerdings unnahbar. Und da er sich einredet, nur glücklich sein zu können, wenn er das Mädchen seiner Träume bekommt, ist er wieder unglücklich. Wie Tom zu dieser Lebenseinstellung kam, wird prompt erklärt: "Dieser Glaube entsprang einem frühen Hang zu trauriger britischer Popmusik und einer völligen Fehlinterpretation des Films DIE REIFEPRÜFUNG."

"(1)". So fängt der erste Tag der (500) DAYS OF SUMMER an und alle Tage, so wie dieser 8. Januar und der nächste Tag (2) und der übernächste (3), werden die Tage wie Kapitel eingeteilt, ohne sich allerdings an eine Chronologie zu halten. Klingt ebenfalls etwas verkorkst, ist aber beim Ansehen erfrischend originell. Mit der Zeit werden Sie als Zuschauer sicherlich auch ohne diese Nummerierung schon deuten können, in welches Beziehungsstadium der Regisseur Marc Webb seine zwei Figuren Tom & Summer schickt. (Zum Glück fällt das Beziffern der Beziehung im 'wahren Leben' nicht ganz so leicht.)

Voller Anspielungen und Zitate werden uns die (500) Tage erzählt, mit Verweisen auf Kinoklassiker, auf die Kunst- und Musikgeschichte. Ganz so, als hätte Marc Webb die im Grunde banale Kennenlern-Phase und anschließende Zweisamkeit mit den schönsten Fundstücken aus seinem jahrelang geführten Notizbuch geschmückt. Der Soundtrack ist mit Regina Spektor, The Smiths, Carla Bruni und vielen anderen Musikgenüssen in einer Mischung aus Wohlfühlliedern und Selbstmitleid-Songs prall gefüllt. Kurze Schwarz-Weiß-Nachinszenierungen von lang zurückliegenden Filmwerken à la Ingmar Bergman mischen sich unter die geradlinige Liebesgeschichte - die eben wie zitiert gar keine Liebesgeschichte sein will und die sich auch gegen eine geradlinige Erzählstruktur sträubt.

Eine schöne Nicht-Liebesgeschichte für Twens und Thirtysomethings. Ein Film für diejenigen, die sich einreden, man könne allein doch glücklicher sein als zu zweit… oder doch nicht? Für diejenigen, die beim Wort 'Ehe' bereits an die Scheidung denken. Manchen Entleihern dieses Films könnte aufstoßen, dass der Protagonist Tom sich streckenweise in seinem trauernden Sinnieren über das Leben selbst gefällt. Währenddessen wird Summer nicht müde zu betonen, dass sie 'nichts Festes' will, im Grunde aber genau danach auf der Suche ist.

Über die vielbeschworene 'Chemie' zwischen zwei Darstellern schreiben wir Ihnen an dieser Stelle nicht, aber das ständige Pendeln zwischen Anziehung und Abwehr ist im Zusammenspiel von Deschanel und Gordon-Levitt schon genial in Szene gesetzt. Alles ist ambivalent: Der Gang zu IKEA der Anfang eines wundervollen, beständigen Liebesnestes? Oder der Anfang vom Ende? Ein Liebessong von Patrick Swayze im Ohr, wenn man verliebt an 'sie' denkt, wird später zu einem nervigen Ohrwurm, den man doch eigentlich nicht mehr hören kann.

Ein echtes Highlight bei (500) DAYS OF SUMMER ist die selten gelingende, hier sehr schöne deutsche Synchronisation. Es werden sogar ganz am Ende des Abspanns endlich einmal wieder die Sprecher namentlich genannt. Dazu unsere Lieblingsszene, in der rechts und links eine parallele Bildgegenüberstellung gezeigt wird, zwischen 'Expectations/Reality', zwischen erwartetem und tatsächlichem Hergang einer gesellschaftlichen Abendveranstaltung. Allein dafür würden wir den Film gerne gleich noch einmal anschauen. Die auf CD veröffentlichte Filmmusik werden wir uns persönlich aber nicht mehr anhören, weil sie für sich genommen viel sentimentaler und nachdenklicher macht, als der Film selbst. Eine kleinere Warnung vor dem Soundtrack, eine größere Empfehlung für die DVD.

Wir müssen noch unser Versprechen aus dem ersten Absatz einlösen. Zooey Deschanel - Schwierigkeitsgrad 1: DER JA-JAGER (2008) an der Seite von Jim Carrey. Amüsant, nett und ein bisschen verkorkst. Deschanel - Level 2: (500) DAYS OF SUMMER neben Joseph Gordon-Levitt (der 2005 in BRICK übrigens eine noch beachtlichere Darstellung zeigte). Deschanel - Schwierigkeitsgrad 3: WINTER PASSING (2005) mit Ed Harris. Deschanel reist als Theaterbeschäftigte Reese Holden zu ihrem Vater und ehemaligen Schriftstellergenie nach Michigan, dem Ort, aus dem sie in (500) DAYS OF SUMMER stammt. Keine Vorgeschichte des vorliegenden Films, sondern wahrlich winterlich deprimierend. Dagegen ist '(500) Days' eine sommerliche Komödie.

Und (3) Zitate möchten wir Ihnen noch an die Hand geben. (1) Eine Verwandte fragte den Schreiber dieser Zeilen nach einem Filmabend mit WINTER PASSING: "Laufen solche Filme im Kino?" Deuten Sie diese Frage, wie Sie möchten. Ziemlich ambivalent. (2) In den (500) DAYS OF SUMMER wird Henry Miller erwähnt: "Das beste Mittel, über ein Frau hinwegzukommen, ist, über sie zu schreiben." Vielleicht hilft Ihnen das nach dem Ausleihen dieses Films? Schreiben Sie eine eigene Kritik! (3) Das letzte Zitat gebührt Summer Finn / Zooey Deschanel, das in einem Filmladen nach Summers Verschwinden hinter einem Vorhang der Erotikabteilung zu hören ist: "Der sieht gut aus. Der hat gute Kritiken!" (dito)

ungeprüfte Kritik

Taking Woodstock

Die Legende begann auf einer Kuhwiese.
Komödie, Musik

Taking Woodstock

Die Legende begann auf einer Kuhwiese.
Komödie, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 05.03.2010
Der fremde Blick: Der taiwanesische Regisseur Ang Lee bringt uns einen kleinen, aber bedeutenden Ausschnitt der US-amerikanischen Kulturgeschichte näher. Der aus einer Geburtsstätte der Flower Power Bewegung, aus San Francisco stammende Clint Eastwood präsentiert uns dagegen die Schlacht um Iwojima aus japanischer Sicht (LETTERS FROM IWO JIMA, 2006). Nur zwei Beispiele treten den Beweis an, dass die interkulturelle Sichtweise oftmals einen bislang unentdeckten, lohnenswerten Blick auf die Dinge geben kann. Verkehrte Weltsicht? Im Gegenteil. TAKING WOODSTOCK (USA 2009) die verkehrte Filmwahl? Auch nicht.

Das verantwortliche Studio 'Focus Features' ist uns als Retter von abseitigen Filmperlen positiv in Erinnerung geblieben, mit DAN - MITTEN IM LEBEN (2007) , mit MILK (2008) oder AWAY WE GO (2009). Wenn Sie allein beim Lesen dieser Titel bereits innerlich abschalten, sollten Sie Ang Lees neues Werk TAKING WOODSTOCK gar nicht erst einschalten. Vor allem dürfen Sie keinen Rockfilm oder eine Festivaldokumentation erwarten. Das zeigt schon der Beginn: Flower ja. Power nein. Geradezu bescheiden wird 'an ANG LEE film' eingeblendet, mit einem beruhigenden Klangteppich unterlegt, auf einer sonnigen Blumenwiese. 'Play at own risk' steht beiläufig auf einem Holzschild des 'El Monaco' Motels, spielen auf eigene Gefahr. Beiläufig ist ein gutes Stichwort, denn das ist die große Stärke des Regisseurs Lee.

Die Ereignisse vor den Tagen des Woodstock-Festivals, das vom 15. bis 17. August 1969 stattfand, werden in wunderschön ausgestatteten Filmbildern der späten 60er Jahre erzählt. Vertikale schwarze Balken trennen manche Szenen, so wie es Michael Wadleigh beim 'echten' legendären Woodstock-Konzertfilm (1970) tat, um einen Moment in zwei, drei, vier Einstellungen parallel festzuhalten. Wir haben die damaligen Ereignisse nicht miterlebt. Nicht einmal am Fernsehgerät, wo in TAKING WOODSTOCK - natürlich beiläufig - die Mondlandung in schwarz-weiß abläuft und zum Glück auf den geflügelten Ausdruck "...aber ein großer Schritt für die Menschheit" verzichtet wird. Keine Plattitüden. Dabei würde der Satz auf den Protagonisten Elliot (Demetri Martin) passen, der in der heimatlichen Kleinstadt gestrandet zu sein scheint, weil er seinen jüdischen Eltern mit dem maroden Motel unter die Arme greifen muss. Als den Veranstaltern des geplanten Musikfestivals kurzfristig die Genehmigung entzogen wird, hat Elliot mit einem kleinen Schritt - einer kleinen örtlichen Genehmigung - einen großen Trumpf in der Hand. Wer hätte zu dem Zeitpunkt ahnen können, wie hoch der Zuspruch auf die Einladung zur Kuhwiese wirklich werden würde?

Den Zuspruch von uns erhält dieser Spielfilm vor allem durch die bemerkenswerten Darsteller: Allen voran das unverbrauchte Spielfilmgesicht des Stand-Up-Comedian Demetri Martin. Großartig ist die britische Schauspielerin Imelda Staunton, die seine Filmmutter spielt und die in Wirklichkeit, in Interviewausschnitten wie ein vollkommen anderer Mensch wirkt. Dazu Liev Schreiber, der als 'Sabertooth' in X-MEN: WOLVERINE 2009 die Muskeln spielen ließ und hier in einer ganz anderen Garderobe auftritt, in Pink, um nicht zu viel zu verraten. Noch mutiger ist die Entscheidung, auf Woodstock-Originalaufnahmen zu verzichten. Keine Bilder aus der Konserve, keine der geläufigen Rocksongs, stattdessen ein eigener Soundtrack von Starkomponist Danny Elfman. Das gibt dem Film eine lebendige Eigenständigkeit.

Wir möchten Ihnen nicht länger in Worten übermitteln, was Ang Lee in Filmbildern vom über vierzig Jahre alten Kult übermittelt hat. Lee war nicht beim Festival dabei, wir nicht bei den Dreharbeiten. Das mitgelieferte Making-Of der DVD bietet uns Zuschauern mit der nacherzählten Handlung nur einen flüchtigen Blick über den Zaun und Ang Lee berichtet in der Zeitschrift 'Videotipp' (02/2010): "Ich war damals erst 14 und lebte in Taiwan. Das Fernsehen sendete einen kurzen Bericht. Ich staunte über so viele langhaarige Menschen." Wenn Sie das Thema des Films anspricht, vertrauen Sie bei dieser DVD-Veröffentlichung auf das Talent des Regisseurs. Ang Lee erzählt Ihnen mit dem anfangs erwähnten 'lohnenswerten Blick' das lange zurückliegende Phänomen gekonnt in eigenen Bildern. Und nebenbei erfährt man, wie man auch eine Ehe über die Zeitspanne von vierzig Jahren hinweg retten kann.

Ein passendes Fazit gibt uns ein Dialog zwischen der Freundin eines Festival-Verantwortlichen und Elliot:"Und wie läuft dein Tag so?" Elliot: "Gut. Na ja, eigentlich nicht… die Familie, du weißt schon. Es ist belanglos verglichen mit dem, was ihr gerade durchmacht." Sie: "Vielleicht ist es das Wichtigste, was gerade im ganzen Universum geschieht. Man weiß es nicht!" Elliot: "Ich glaube belanglos trifft es eher. Aus dieser Perspektive gesehen."

Zum Ende dieser Zeilen bleibt die Frage offen, ob Sie diesen Spielfilm nach dem Ausleihen als belanglos empfinden, oder die rund 120 Minuten Laufzeit als einen schönen Moment im Universum genießen konnten. Revolutionäre Anstöße aus Zeiten der Woodstock-Ära können solche Filme nicht leisten, in denen die schockierende Stumpfsinnigkeit der Kleinstädter à la EASY RIDER (wie das Festival von 1969) nicht mehr zu spüren ist. Den Kontrast zeigt eine Dokumentation wie HEAVY METAL VILLAGE (Deutschland 2006) plakativer. Doch das ist mit Sicherheit auch gar nicht das erklärte Ziel von Ang Lee, schließlich blickt er für uns in TAKING WOODSTOCK bewusst 'nur' über den Gartenzaun des Festivalgeländes. In einem DVD-Bonus nennen Lee und Drehbuchautor James Schamus ihr Ziel: Lebensfreude vermitteln, beflügeln, den Geist des Festivals nicht verlieren. Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal? Kein Problem mit dieser Film-Überraschung. Ang Lee räumt mit dem Mythos 'Woodstock' auf und blickt auf die Geschehnisse am Rande des Festivals. Einen Blick wert!

ungeprüfte Kritik

Die Frau des Zeitreisenden

Nach dem erfolgreichen Bestseller von Audrey Niffenegger.
Lovestory, Fantasy, Drama

Die Frau des Zeitreisenden

Nach dem erfolgreichen Bestseller von Audrey Niffenegger.
Lovestory, Fantasy, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.02.2010
Keine Vorurteile vor dem Starten der DVD. Mit dieser Disc sind wir an Video Buster Kollegen vorbeigelaufen und die verzogen beim Anblick das Gesicht, wie es manche Frauen bei der Begegnung mit achtbeinigen Krabbeltieren tun. Dabei haben die einen den Film bei Veröffentlichung am 05.02.2010 noch gar nicht angesehen und die anderen haben sich nie überwunden, mal eine Spinne auf der Handfläche zu halten. Zugegeben, Spinnen machen es einem nicht leicht, ihnen mit ihrer Gestalt und den flinken Bewegungen innig zu begegnen - und Robert Schwentkes Film von 2009 eröffnet sich mit seinem kitschig-verklärten Poster/Cover/Disc-Motiv nicht umgehend einer männlichen Zielgruppe. Zumal der englische Titel THE TIME TRAVELER'S WIFE wie der deutsche DIE FRAU DES ZEITREISENDEN vorab das Gewicht auf die Frau und nicht den Zeitreisenden legt. Genug Zeit mit Grübeln verbracht, los geht die Reise in 103 Filmminuten. Play.

Der sechsjährige Henry (Alex Ferris) sitzt auf dem Rücksitz, während seine Mutter Annette (Michelle Nolden) fährt. Gemeinsam singen sie 'Es ist ein Ros entsprungen', als wie aus dem Nichts… Gänsehaut stellt sich schon mit der ersten Szene ein und das Interesse ist geweckt, als der Junge plötzlich dem erwachsenen Henry (Eric Bana) gegenübersteht. Doch so wie Zeitreisende ihren Begegnungen nie etwas Zukünftiges berichten dürfen, damit der Lauf der Zeit nicht verändern wird, wollen auch wir Ihnen nichts über die weiteren Geschehnisse erzählen, um den vielleicht von Ihnen geplanten DVD oder Blu-ray Filmabend nicht zu beeinflussen.

Im Leben haben wir eine Wahl: Sollten Sie Angst vor Spinnen haben, müssen Sie keine Konfrontationstherapie eingehen. Wenn Sie Romantik nicht ertragen, leihen Sie diesen Film nicht aus. Denn Sie können bei Nichtgefallen kaum zurück in der Zeit reisen und die zwei verbrachten Stunden im Fernsehzimmer zurückholen. Natürlich sollten Sie der Zeitreise-Idee gegenüber aufgeschlossen sein und sie nicht wissenschaftlich in Frage stellen, denn sie ist hier weniger Science-Fiction, mehr Fantasy. Der Stuttgarter Regisseur Schwentke (siehe TATTOO 2002 und FLIGHTPLAN 2005) und sein Kameramann Florian Ballhaus (Sohn des mehrfach Oscar(c)-nominierten Michael Ballhaus) zeigen in DIE FRAU DES ZEITREISENDEN viel handwerkliche Raffinesse und breiten eine liebevolle Geschichte in prächtigen, warm eingefärbten Bildern aus. Eine Parabel auf glücklich Verliebte, die in ihrer Beziehung das Gefühl haben, sie würden den Partner schon eine Ewigkeit kennen, die ihre Zweisamkeit leben und schätzen sollten, als könne sie morgen schon vorbei sein. Single-Zuschauer dürfen die Hoffnung auf eine solche alles überdauernde 'eine große Liebe' weiter hegen und Paare finden mit diesem Leihtitel ein ideales gemeinsames Programm, das ihnen eine dauerhafte Liebe vorführt, die sie hoffentlich auch erleben werden. Aber das kann schließlich nur eins zeigen: die Zeit.

Männer, die mit Romanzen gar nichts anfangen können, haben die Wahl: Hauptdarsteller Eric Bana wacht auch in einem alternativen, Action-lastigeren Film orientierungslos und unbekleidet an scheinbar fremden Orten auf, als Bruce Banner in Ang Lees HULK (2008). Alle weniger Skeptischen sollten beherzt zugreifen und Eric Bana hier als Henry DeTamble mit Filmfrau Clare Abshire erleben. Clare wird von einer wieder einmal bezaubernden Rachel McAdams dargestellt, die ihre Herzenswärme noch mehr versprüht als in ihrer vorherigen Bestseller-Verfilmung WIE EIN EINZIGER TAG (2004, nach Nicholas Sparks). Gemeinsam zeigen sie als Clare und Henry eine erste erotische Begegnung, die uns mit ihrer Zurückhaltung des Mannes an Edward und Bella aus TWILIGHT (2008) erinnert, während die Begegnung zwischen Alt und Jung anfänglich dem SELTSAMEN FALL DES BENJAMIN BUTTON (2008) ähnelt. Zufall? Benjamin-Button-Darsteller Brad Pitt zeigt sich bei Schwentke als ausführender Produzent verantwortlich. Zufall? Auch jemand aus der Komödien-Zeitreise UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER (1993) taucht erneut auf: in der Rolle eines Forschers der ewige Nebendarsteller Stephen Tobolowsky.

Dass es keine Zufälle im Filmgeschäft gibt, ist wohl ein Vorurteil. Vorurteilsfrei sollten Sie jetzt an DIE FRAU DES ZEITREISENDEN herangehen, denn wer nur ein romantisches Märchen erwartet und es abhakt, verpasst etwas. Die Autorin der Romanvorlage, Audrey Niffenegger (* 1963), ist übrigens wie ihre Hauptfigur Clare künstlerisch tätig, lehrte als Uniprofessorin in Chicago, einem der Schauplätze der Verfilmung. Das Making-Of der DVD berichtet in Interviews, wie Drehbuchschreiber Bruce Joel Rubin den 2003 erschienenen Nr.1-Bestseller und seine stolzen 543 Seiten (deutsche Ausgabe des Fischer-Verlags) in eine Filmstruktur übersetzen konnte und es fertigbringt, dass die Story auch für Filmfans ebenso unberechenbar wie die 'Krankheit' des Zeitreisenden bleibt und die Spielfilmversion statt nur romantisch zu sein, richtig packend ist. So thematisiert der Film letztlich nicht die Möglichkeiten, die man als Zeitreisender bekommt, sondern zeigt uns vor allem noch einmal die Möglichkeiten, die wir alle ohne das Zeitreisen haben. Vorurteilsfrei das Urteil: Ein zeitlos schöner Film.

ungeprüfte Kritik

Beim Leben meiner Schwester

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.02.2010
Wenn nach dem Arbeitstag das Auto eingeschneit ist und ewig freigekämpft werden muss, freut man sich umso mehr auf einen (ent)spannenden Filmabend. Ein Drama über ein an Leukämie erkranktes Mädchen lässt eigene Alltagshürden ganz schnell dahin schmelzen. Kann uns der vorliegende Film unterhalten, soll er nachdenklich machen oder gar betroffen? Ja, all das und auf jeden Zuschauer wird er ein bisschen mehr so oder so wirken - aber er wirkt.

Der Mann hinter der Kamera: Nick Cassavetes, der 1959 in New York geborene Sohne des Regie- und Schauspieler-Paares John Cassavetes und Gena Rowlands. Die Mutter übernahm in Nicks Regiedebüt EIN LICHT IN MEINEM HERZEN (1996) die Hauptrolle. Das Drehbuch für den Nachfolger ALLES AUS LIEBE (1997) schrieb der Vater, der jedoch zuvor 1989 verstarb. Uns hat Nick Cassavetes mit der Romanze WIE EIN EINZIGER TAG (2004) nach der Buchvorlage von Nicholas Sparks positiv überrascht, eine kitschige Liebesgeschichte mit einem schönen Filmpaar (Rachel McAdams und Ryan Gosling) und noch schöneren Filmbildern.

Schöne Bilder eröffnen auch Nick Cassavetes neues Werk BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER, mikroskopische Aufnahmen vom Anbeginn des Lebens, verschwommene Aufzeichnungen aus der Kindheit, die uns wie die anschließende Vorstellung einer glücklichen amerikanischen Familie im Eigenheit zunächst nur als Kulisse einer scheinbar heilen Welt präsentiert wird - denn die Tragödie folgt, soviel sei verraten.

Der Einstieg voller harmonischer Bilder erinnert uns an Mark Romakes ONE HOUR PHOTO (USA 2002), in dem Robin Williams als Fotoentwickler Sy erzählt: "Meine Kunden denken darüber bestimmt nie nach, aber diese kleinen Schnappschüsse sind wie Bastionen gegen den Lauf der Zeit. Der Auslöser klickt, es blitzt, und sie haben die Zeit angehalten. Wenn auch nur für einen klitzekleinen Augenblick. Und wenn diese Bilder nachfolgenden Generationen irgendetwas mitzuteilen haben, dann das: Ich war hier. Mich hat es gegeben. Ich war jung. Ich war glücklich."

Doch das Glück hält in diesem Fall nicht lang, denn die eine Tochter, Kate (Sofia Vassilieva), ist schwer erkrankt und ihre jüngere Schwester Anna (Abigail Breslin) erkennt, dass sie womöglich bewusst gezeugt wurde, um Kate als genetisch-identische Organspenderin zur Verfügung zu stehen. Unmoralisch? Gesetzeswidrig? Darüber wird die Familie erst am Essenstisch und schließlich vor Gericht streiten. Gut 100 Minuten lang wird man die Gelegenheit bekommen, über diesen Sachverhalt nachzudenken, über Leben, Tod und Familienwerte.

Erstaunlich, dass das Stereotyp des 'Auf-die-Tränendrüse-drückens' zwar gerade in mit Songs untermalten Szenen (wunderbar: am Strand) unweigerlich zum Ziel führt, aber trotzdem nicht einfältig provoziert wird. Ein Balanceakt, der dem Regisseur Cassavetes bei seinem hochdramatischen Thema gelingt, ohne uns beim Zusehen zu manipulieren. Manche Bilder sind für diese Geschichte wirklich ein bisschen zu schön komponiert, dagegen ist der Film bei der Darstellung von Ehestreitigkeiten zwischen Cameron Diaz und Jason Patric oder dem Verlust von Körperfunktionen und dem Austreten von Körperflüssigkeiten so schonungslos - zumindest im Rahmen einer Hollywood-Produktion - dass der Realismus offensichtlich zu einer FSK ab 12 Freigabe führte.

BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER wirkt zunächst wegen der prominenten Besetzung etwas sperrig, erzeugt aber bald und sehr gekonnt eine familiäre Atmosphäre, die zu echter Anteilnahme führt. Der Film stellt eine Frage, eine Entscheidung, der wir alle uns hoffentlich niemals stellen müssen. Er macht Angst vor der Vergänglichkeit und gleichzeitig Lust auf Leben. Wenn das keine Erkenntnis nach einem Spielfilm ist. Gute Schauspieler, eine gute Inszenierung, ein guter Film.

P.S.: Das Schicksal einer Familie nach der einschneidenden Diagnose bei der Mutter wurde in FAMILIENSACHE (1998) mit Meryl Streep und William Hurt erzählt, noch ein wenig unbequemer, schonungsloser, wie wir finden. Einen ganz anderer dramatischer Aspekt thematisiert Michael Moores SICKO (2007): das amerikanische Gesundheitssystem, das bei den genannten Filmen jedoch völlig außen vor gelassen wird.

ungeprüfte Kritik

Zerrissene Umarmungen

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 27.01.2010
Pedro Almodóvar, bekannt für seine keineswegs leicht zugänglichen spanischen Erfolgsfilme, sagt über sein neues Werk, es sei weitaus komplexer als die vorherigen. "It's more complex." Mehr Komplexität bedeutet bei Almodóvar auch mehr Komplexe. Bei den Filmfiguren oder bei ihm? Oder danach bei uns? Wir sind beim vorliegenden ZERRISSENE UMARMUNGEN (Spanien 2009) auf alles gefasst...

Zuvor jedoch liegt neben der im Januar 2010 erschienen DVD eine zweite, ebenfalls dunkelrote Disc mit der Aufschrift VOLVER - ZURÜCKKEHREN vor uns. Die vorangegangene Zusammenarbeit zwischen der inzwischen mit einer Oscar(c) geadelten Penélope Cruz und dem Regieexzentriker, die dritte von nun vier Kooperationen. Nie war Penelope Cruz schöner, denken wir im Laufe der zwei Stunden VOLVER (2006) und trotzdem zielen Internet-Karikaturen über ihr Gesicht her. Die Welt kann grausam sein - nicht nur in Almodóvar-Filmen.

Gleich mehrere Starregisseure haben wegen ihrer aktuellen Veröffentlichungen von Video Buster Mitgliedern ihr Fett weggekriegt. Über Quentin Tarantinos INGLOURIOUS BASTERDS (2009) liest sich da: "Gewalt ersetzt gute Story, das war bis auf 'Pulp Fiction' in allen seiner Filme so." Über Jim Jarmusch - einst (?) Ikone der Independent-Filmszene - wird zu THE LIMITS OF CONTROL (2009) geschrieben: "Jarmusch ist mit diesem neuesten Film, ähnlich wie Tarantino und Lynch, an seiner künstlerischen Endstation angekommen und schürt lediglich noch den Kult um seine eigene Person." Sind diese Kultfilmemacher tatsächlich ausgelaugt, haben sie sich selbst überholt und zitieren nur noch sich selbst, statt uns eine fesselnde Geschichte zu erzählen?

Bevor man das Pedro Almodóvar vorwerfen kann, ist ein bisschen biographischer Hintergrund hilfreich: Almodóvar wuchs in einer kleinen Stadt in der spanischen Provinz Ciudad Real auf. Im Anschluss an die Grundschulzeit übernahmen franziskanische Padres seine Erziehung und erzielten mit ihrer religiösen Unterweisung genau das Gegenteil: Pedros Glauben schwand. Religion wurde durch etwas anderes besetzt: die Kunst. Das Kino wurde zu seiner Kirche und mit 17 Jahren zog er ohne Geld von seiner Familie fort nach Madrid, wo er sich als Kurzfilmer betätigte, als Comic- und Fotoroman-Autor, Musiker und Schauspieler.

All diese Einflüsse aus der Zeit in der Hauptstadt sind jetzt wiederzufinden. Wie ein Schwamm hat er damals offenbar die Kultur in sich aufgesogen und jetzt quetscht er sie über ZERRISSENE UMARMUNGEN aus. Gute zwei Stunden erleben wir eine zerschnipselte Handlung, die sich über einen Regisseur (Lluís Homar), einen Produzenten (José Luis Gómez) und die von beiden begehrte Darstellerin Lena (Penélope Cruz) breitet - und schwer zugänglich vor uns Zuschauern ausbreitet.

Der Regisseur spricht mit seinem Gehilfen über eine Vampir-Geschichte, als würden sich die beiden über heutige Drehbücher amüsieren. Der Produzent fordert einen Fantasy- oder Horrorfilm für Kids, doch der Regisseur bekundet mehr Interesse an einer Geschichte über Arthur Miller, die sich um dessen an Down-Syndrom-gezeichneten Sohn ranken soll. Typisch Almodóvar, denken wir uns, das kann doch nicht anders als autobiographisch gemeint sein. Während die Handlung von 'Los abrazos rotos' (zerrissene Umarmungen) fortschreitet, überlegen wir, ob die Begierde zur attraktiven Darstellerin ein künstlerisch ausgelebter Fetisch des homosexuellen Regisseurs Almodóvar ist, der tatsächlich gerade hinter der Kamera sitzt, ob Selbstironie dahinter steckt? Der Kopf arbeitet beim Zuschauen und das ist ein Erfolg. Der Film fasziniert und ist gleichzeitig anstrengend. Darf erst ein alteingesessener Regisseur vom Schlag eines Jarmusch, eines Lynch und eines Almodóvar sich das Recht und die Zeit nehmen, Erzählformen und -rhythmus über Bord zu werfen? Zumindest auf die Gefahr hin, dass bei Entfaltung der filmgewordenen Ideen die ersten Zuschauer - wir zitieren eine weitere Mitglieder-Kritik - abgesprungen sind: "Da nach 30min immer noch keine Handlung im Film vorhanden war, haben wir die DVD aus dem Player genommen."

Zur Verteidigung und als Plädoyer, im Zweifel für den Angeklagten, hier unsere liebsten Momente: Wenn ein Fernseher mit den Händen berührt wird und die Filmbilder fast fühlbar erscheinen. Wenn man gleich mit der ersten Einstellung durch eine Kamera auf Schauspieler blickt. Wenn der Produzent vor einem stummen Beamer sitzt, Penelope Cruz eintritt, ihre eigenen Lippenbewegungen synchronisiert und wir feststellen, dass wir ja selbst vor einem Beamer sitzen. Das ist wahres 3-D-Erlebnis. Kein neues Shutter-Blu-ray-3-D-Verfahren, keine weiterentwickelten High-Tech-Brillengläser oder hochauflösenden Flachbildschirme mit ver-zig-fachter Bildwiederholungsfrequenz. Bei ZERRISSENE UMARMUNGEN sitzen wir als Voyeur, als Zuschauer, als Teil der Handlung mittendrin. Ist das jetzt wie beim oben zitierten Jim-Jarmusch-Fall "kulturindustrielle pseudo-Kunst"? Vielleicht. Statt Almodóvars Film zu umarmen, sind wir in unserer Meinung auch eher 'zerrissen', hin und hergerissen. Wenn Sie wissen, worauf Sie sich einlassen und so wie wir fasziniert sind vom Spiel mit dem Film-im-Film, werden Sie die 127 Minuten sicher auch bis zu Ende schauen und einen Tag danach weiter über das Gesehene nachdenken. Schreiben Sie nach dem Anschauen auf dieser Seite Ihre eigenen Gedanken zu den 'zerrissenen Umarmungen' auf!

ungeprüfte Kritik

Wie das Leben so spielt

Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.01.2010
Die letzte Kamerafahrt des Films schwebt über die Regalreihen eines Supermarktes hinweg. Im Vergleich zum realen Blick auf die optisch meist ansprechend ausgerichtete Frontdekoration, die man sieht, wenn man als Kunde im Gang steht, erblickt man bei der Aufsicht eine Ansammlung von verlorenen Kartons und Dosen auf einfachen Regalbrettern. Aus diesem Blickwinkel sieht die Glitzerwelt der Warenhäuser doch ganz schön bescheiden aus, denken wir uns beim Erklingen des ersten Abspann-Songs. WIE DAS LEBEN SO SPIELT - im Original FUNNY PEOPLE - führt uns mit einer überdurchschnittlich langen Laufzeit von 140 Minuten einen Blick auf die Welt der Komödienstars und Stand-Up-Comedians vor, von oben betrachtet.

Spannend sind die Details: Welche in FUNNY PEOPLE auftauchenden Filmplakete es beispielsweise wirklich gibt, fragt man sich laufend. In welchen Filmtiteln oder Werbeclips haben die Darsteller tatsächlich mitgespielt? Reale Filmprojekte verschwimmen mit gezielten Seitenhieben auf die Branche. Hat Adam Sandler mal mit Owen Wilson vor der Kamera gestanden, ist seine Schauspielpartnerin Leslie Mann jemals in einem Coca-Cola-Spot aufgetreten oder in einem Film mit Lily Taylor? Das in den Video Buster Szenenbildern gezeigte Wallpaper zu 'My Best Friend Is a Robot' bewirbt ein mögliches Filmprojekt ebenso wie die Meerjungfrauen-Komödie 'MerMan - A lovestory that's a little fishy' oder Adam Sandlers Widergeburtsgeschichte 'Re-Do'. Da ist die Satire so nah an der Wirklichkeit, dass die Übergänge fließend sind - gerade in Hinsicht auf die Filmographie von Adam Sandler.

Selbstironie ist immer erfrischend, das hat der zweite Hauptdarsteller Seth Rogen in seiner noch jungen Karriere bei allen bisherigen Filmen unter Beweis gestellt. Seine Hauptrolle in BEIM ERSTEN MAL (2007) war für uns 'damals' sogar Grund genug, ihm ein eigenes Starportrait zu widmen. Rogen ist schon ein besonderer Komödiendarsteller seiner Generation und sein Lachen im englischen Originalton unverwechselbar. Der in New York geborene Regisseur John Apatow führte 2007 Regie bei dem erfrischenden Film über eine ungewollte Schwangerschaft - weniger Stand-Up, vielmehr die Folgen eines One-Night-Stands. Apatow erzeugte nach JUNGFRAU (40), MÄNNLICH SUCHT von 2005 eine in unserer Sicht gelungen ausbalancierte Mischung aus pubertärem Humor, liebenswerten Charakteren und einem ernsthaften Thema. Die Gegensätze - nicht nur zwischen den Hauptdarstellern Seth Rogen und Katherine Heigl - machten den Reiz aus.

In WIE DAS LEBEN SO SPIELT können Sie sich nun auf reichlich Gegensätze einstellen. Die oberflächliche Lebensart der zu Ruhm und Geld gekommenen Prominenten sieht sich mit einer niederschmetternden ärztlichen Diagnose konfrontiert. Das Junggesellendasein der zentralen Figur George Simmons (Adam Sandler) prallt auf die ehemalige große Liebe zu Laura (Leslie Mann). So beinhaltet dieses Wechselbad aus Drama und Komödie eigentlich alles, was wir von einem mitreißenden Film erwarten können: Liebe und Tod, Tragik und Romantik, Lacher und Tränen. Eigentlich?

Wenn es einer Komödie gelingt, uns neben allen eingebauten Lachern auch die Dinge vorzuführen, die zeigen, 'wie das Leben so spielt', amüsiert sie nicht nur kurzweilig, sondern berührt uns womöglich. Nehmen wir als Beispiel die Regie-Brüder Bob und Peter Farrelly. Die berichten im Making-Of ihrer Komödie IN 7 TAGEN AUSGEFLITTERT (2007), dass sie ständig gefragt werden, ob sie als Ideengeber für Drehbuch-Situationen und Figuren eher das Fernsehen oder den Film nennen würden. Ihre Antwort: die Realität. Hier haben sie die Menschen gefunden und die Momente erlebt, über die wir als Zuschauer in Werken wie VERRÜCKT NACH MARY (1998) herzlich lachen können.

'Wie das Leben so spielt', das wird im gleichnamigen Film nach unserem Geschmack ein wenig zu plakativ vorgeführt. Die Beziehungen zwischen den Charakteren zeichnen sich in keinem Moment durch verlässliche Freundschaft oder wahre Liebe aus, selbst die Diagnose der Ärzte ist nicht verlässlich. Doch es gibt auch Positives: Wenn Sie Freude an selbstkritischen Hollywood-Tönen haben und sich an diversen Gastauftritten erfreuen können, wird FUNNY PEOPLE - WIE DAS LEBEN SO SPIELT viele schöne Momente bereithalten.

Haben Sie sich noch nicht durch die gesammelten Adam-Sandler-Werke im Video Buster Bestand geschaut und planen Sie vielleicht einen lustigen Abend mit Freunden, greifen Sie zu einer seiner Komödien wie HAPPY GILMORE (1996). Ein romantischer Abend in Zweisamkeit verläuft womöglich harmonischer mit einem beschwingten 50 ERSTE DATES (2004) und wenn Sie Sandler in einer Krankengeschichte erleben wollen, ist REIGN OVER ME - DIE LIEBE IN MIR ergreifender und zeigt noch ungeschminkter... wie das Leben so spielt.

ungeprüfte Kritik

Zwölf Runden

Action, Thriller

Zwölf Runden

Action, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.01.2010
"Jeden Stunt, den man sich vorstellen kann, gibt es in ZWÖLF RUNDEN." Ist dieses Resümee von Stunt-Koordinator Wally Crowder für Sie Grund genug, sich den neuen Film des inzwischen schon dreißig Jahre im Filmgeschäft tätigen Regisseurs Renny Harlin auszuleihen? Vielleicht sind Sie auch neugierig, wie sich WWE-Wrestling-Star John Cena in seiner zweiten Action-Hauptrolle schlägt? Reißenden Absatz hat ZWÖLF RUNDEN (USA 2009) im Verleih bisher nicht gefunden. Woran mag das liegen?

An der Story? John Cena spielt den Polizisten Danny Fisher, der in die Verfolgungsjagd des Schwerverbrechers Miles Jackson (Aidan Gillen) verwickelt wird. Durch beherztes Eingreifen gelingt es ihm, Jackson zu stellen. Doch da eine weitere Person beim Zugriff weniger 'glimpflich' davon kommt, schwört der Festgenommene Rache: "Ich werd' mich an Sie erinnern!" ("I'll remember you!")

An der Produktionsfirma? Die 'WWE Studios' zeigen Ihnen in diesem Fall die Filmrichtung an: Die in Los Angeles ansässige Firma des auf Wrestling spezialisierten Medienunternehmens 'World Wrestling Entertainment' war in den vergangenen Jahren fleißig und brachte Actionfilme heraus, die genau in die Schublade von ZWÖLF RUNDEN passen: WELCOME TO THE JUNGLE (2003) mit Dwayne 'The Rock' Johnson, der auch die Hauptrolle im anschließenden WALKING TALL - AUF EIGENE FAUST (2004) übernahm. Dazu gesellten sich THE MARINE (2006) mit John Cena in seiner ersten Hauptrolle und der 'Lost'-ähnliche DIE TODESKANDIDATEN (2006). Sie können sich also auch in den 'zwölf Runden' auf eines einstellen: Action.

An der Vermarktung? 20th Century Fox vermarktete den mit 22 Millionen Dollar budgetierten ZWÖLF RUNDEN. Schon vor dem Filmstart bekommen wir im Werbevorspann für das Blu-ray Format sehr schön vorgeführt, welche Filmkracher uns dieses Studio bisher in digitaler Form serviert hat. Ob ZWÖLF RUNDEN jemals in einem solchen Best-Of-Zusammenschnitt auftauchen könnte? Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, wie wir vor den 105 Filmminuten vermutet hatten. Zwar kann hier nicht mit allseits bekannten Gesichtern wie Bruce Willis oder Will Smith aufgetrumpft werden, dafür allerdings mit reichlich rasanten Sequenzen, die für eine Vorführung auf einer ordentlichen Heimkinoanlage wie geschaffen sind.

An den Filmvorbildern? Es wird wohl kaum eine Besprechung zu '12 Rounds' (Originaltitel) geben, die um einen Vergleich zu STIRB LANGSAM 3 (1995) herumkommt. Aber Renny Harlin sollten wir die Neuaufnahme der Drehbuchidee verzeihen, schließlich wurde er damals um den Nachfolger seines STIRB LANGSAM 2 (1990) gebracht, als der Regisseur des ersten Teils, John McTiernan, wieder im Regiestuhl Platz nahm.

Vielleicht möchten Sie sich im Anschluss an einen zwölf Runden dauernden Filmabend über die Logiklöcher der Geschichte aufregen, die völlig konstruierte Dramaturgie, billige Rückblenden, oder über wie nachträglich eingefügt wirkende Erklärungssätze zu Handlungsverläufen, die das Mitdenken überflüssig werden lassen. Dazu gibt Ihnen eine eigene Kritik bei Video Buster genügend Raum. Sehen Sie über solche (nicht wirklich) nebensächlichen Dinge hinweg, werden Sie eine explosive Achterbahnfahrt erleben, die beim Anschauen an das Konzept von SPEED (1994) erinnert: bloß nicht die Fahrt des Films stoppen! Wenn Sie nämlich beispielsweise durch einen Telefonanruf aus dem 12-Runden-Fluss gerissen werden, fangen Sie in der Unterbrechung womöglich an, über das Gesehene nachzugrübeln, was für das Erlebnis nicht gerade förderlich ist. Aus der Achterbahn steigt man ja auch nicht vor dem Ende der Fahrt aus. Eine bewusste Anspielung auf Jan de Bonts SPEED setzt Renny Harlin sogar gleich selbst ein, als ein Passagier nach einer lebensgefährlichen Fahrt sagt: "Wir sollten von jetzt an mit dem Bus fahren."

Möchten Sie als Zuschauer in die ZWÖLF RUNDEN einsteigen oder doch auf ein anderes Unterhaltungsvehikel setzen? Mit Oscar(c)-Gewinnen kann Sie Renny Harlin leider nicht überzeugen, denn für Werke wie FORD FAIRLANE (1990), CLIFFHANGER (1993) oder DIE PIRATENBRAUT (1995) hat er stattdessen die negativen Pendants, die 'Goldene Himbeeren', kassiert. Wir haben trotzdem ein Herz für ihn und freuen uns auf weitere leichte Filmkost von ihm, so wie in ZWÖLF RUNDEN, wo er das gebeutelte New Orleans als Schauplatz teilweise wieder zerlegt. Nach jeder Karambolage möchte man für die Angestellten am Set hoffen: Renny räumt den Wagen auf.

Neben der Blu-ray bekommt man auf der DVD zwei kurze alternative Enden mitgeliefert, einen Audiokommentar von Hauptdarsteller John Cena und Autor Daniel Kunka, ein 'Crash-Kurs' Special über die Stuntvorbereitungen und ein Making-Of-Featurette über den 'Spass am Set', in dem Sie erfahren, wie Regisseur Harlin seine Mitarbeiter mit finnischem Wodka zu motivieren weiß. Um zum Abschluss das Wort des Jahres 2009 zu benutzen: Würde der Cop Danny Fisher eine Abwrackprämie für all die geschrotteten Autos im Filmverlauf erhalten, wäre er ein gemachter Mann. Denn das Publikum kann in jeder der 'Runden' mit Blechschäden rechnen. Leider wird dazwischen hier und da auch Blech geredet. Als Schrott sollte man den Film jedoch nicht abstempeln, denn er ist bei weitem kein filmischer Totalschaden, auch wenn er in der Presse nicht gut wegkam.

ungeprüfte Kritik

Schwere Jungs

Ihre Gegner rechneten mit allem - nur nicht mit der Schwerkraft.
Komödie, Deutscher Film

Schwere Jungs

Ihre Gegner rechneten mit allem - nur nicht mit der Schwerkraft.
Komödie, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.01.2010
Schwergewichtige bayerische Sportkomödie: Marcus Rosenmüller, der uns schon mit 'Wer früher stirbt ist länger tot' (2006) richtig gut unterhalten hat zeigt uns hier ein weiteres Mal schrullige Gestalten aus seiner Heimat. An dieser Stelle sei übrigens erwähnt, dass es bei dem vorgenannten Film deutsche Untertitel gibt – es gab ein paar wütende Mails, man würde ja nix verstehen. Die Geschichte spielt diesmal in den 50er Jahren und entwickelt sich rund um die erste Nachkriegs-Olympiateilnahme zweier deutscher Bobmannschaften, die schon als Kinder gegeneinander angetreten sind. Eine davon sind die amtierenden Weltmeister und die andere hat seit 20 Jahren nicht mehr im Bob gesessen. Auch wenn das jetzt ein bisschen nach 'Cool Runnings' auf bayrisch und in dick klingt, der Humor ist ungleich subtiler und die Figuren mit sehr viel mehr Liebe zum Detail gezeichnet.

Besonders angetan hat es uns der fiese und schmierige Widersacher der Helden Dorfler (Nicholas Ofczarek), wobei auch die anderen Darsteller durchweg sehr gut sind. Obwohl natürlich die 'Guten' - wie in jedem ordentlichen Sportfilm - sowohl die Herzen des Publikums als auch die Medaille gewinnen, fehlt das schleimige Pathos mit dem amerikanische Filme dieses Genres zu kämpfen haben. Ein großer Spaß!

ungeprüfte Kritik

In 3 Tagen bist du tot 2

Horror, Thriller

In 3 Tagen bist du tot 2

Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.01.2010
Sieh an, der österreichische Teenie-Slasher wird erwachsen. Es war im Sommer 2006, als eine Serienkillergeschichte des Wieners Andreas Prochaska auf dem Fantasy Filmfest gezeigt wurde. Mit "überzeugendem Lokalkolorit" (Zitat Delphi Filmverleih) sahen die Zuschauer einen Ableger aus amerikanischen Vorbildern wie FREITAG DER 13. (1980) und ICH WEISS, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (1997, eine Clique erlebt einen Autounfall und wird im 'zehn kleine Negerlein' Prinzip von einem Regencape-Träger für vergangene Sünden bestraft). Dazu ein wenig japanische Handy-Mystik à la THE CALL (2003) und grünlich-gefärbte Terrorbilder eines französischen HIGH TENSION (2003). Einen eigenen Charme brachte hingegen die dörfliche Gemeinde Ebensee und die gekonnt gecasteten Schauspielanfänger, allen voran die Debütantin Sabrina Reiter, die sich auf einen Flyer hin bei der Produktion bewarb und schon einige Monate später auf der Berlinale 2007 als europäischer Shooting-Star vorgestellt wurde.

Nach dem 1. Teil hatten wir den Eindruck, dass selbst der europäische Reiz das Slasher-Genre nicht mehr neu beleben kann, es sei denn, es findet selbstironisch wie in Wes Cravens SCREAM (1996) statt. Zumindest ein bisschen blitzte das bei IN 3 TAGEN BIST ZU TOT (2006) durch, wenn eines der Mädels auf eine Tätervermutung hin entgegnet: "Du schaust zu viel Fern." und im Finale einwirft: "Das ist kein depperter Film, das ist echt!" Auch erinnerten wir uns an eine Dokumentation über Filmmonster beim TV-Sender 'Phoenix', in der Altmeister John Carpenter über Ridley Scotts ALIEN (1979) bemerkte: Der wahre Horror entsteht, weil man das Grauen nie ganz zu sehen bekommt, weil man die Bedrohung nicht fassen kann und sich so im Kopf zu einem weitaus größeren Schreckensbild zusammensetzt.

Diese Wirkung erzielt IN 3 TAGEN BIST DU TOT am besten in den Nahaufnahmen der Eingangsszene und später, wenn Dialoge ausgeblendet sind und stattdessen ein atmosphärischer Soundtrack die Bilder überdeckt. Mut zur Lücke. Hauptaugenmerk für uns blieb wie in vielen anderen Serienkiller-Vertretern allerdings nur die Suche nach Motiv und Täter. Seit der Premiere 2006 ist einiges passiert: Der Regisseur Prochaska drehte einen 'Tatort' und eine 'Zodiak' Mini-Serie, die Hauptdarstellerin Reiter bekam mit ihrem Kollegen Laurence Rupp (Filmfigur 'Martin') einen Sohn. Andreas Prochaskas sagte im Making-Of, er habe zuerst einen Kinderfilm gedreht und wollte sich jetzt am visuell reizvollen Horrorgenre probieren, einen Film für die Altersgruppe der fast oder gerade eben Volljährigen drehen. Sein Produzent Helmut Grasser geht sogar so weit zu sagen, ihr Ziel war ein Kinofilm für junge Leute! Julia Rosa Stöckl (die 'Mona') meint im Interview, das filmische Resultat sei "extrem auf allen Ebenen". Nun ja, extrem einfallsreich mit Sicherheit nicht. Aber...

Der 2. Teil setzt nicht nur inhaltlich an den Vorgänger an und zeigt Nina anderthalb Jahre nach den traumatischen Erlebnissen, er beseitigt auch alle Schwächen - auf allen Ebenen. Wir kehren mit der Protagonistin zurück nach Ebensee, diesmal in eine unterkühlte Landschaft, die jegliche Geborgenheit der früheren Schulzeit und Freundschaftsbande vermissen lässt. Die erzeugte Stimmung des eisigen Schauplatzes ist dabei ebenso dicht wie das unaufhörliche Schneetreiben. Diese Fortsetzung ist kein Schnee von gestern, sondern tatsächlich ein wenig Neuschnee für das Genre.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Horrorgemeinde, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zeigte sich beschwichtigt und vergab eines 'FSK freigegeben ab 16' Altersfreigabe, die mindestens so überraschend ist wie 2003 beim ebenfalls ungeschnitten veröffentlichten WRONG TURN. Denn Sie dürfen sich auf reichlich Grausamkeiten einstellen, sei es - um nur eine Ahnung des Geschehens zu vermitteln - ein schlagkräftiger Tod wie bei IRREVERSIBEL (2002), eine Tortur wie bei Laurent Lucas in CALVAIRE (2004) oder bei Elisha Cuthbert in CAPTIVITY (2007). 'Keine Jugendfreigabe' entschied man bei solchen Werken, nicht aber bei der DVD-Veröffentlichung von Ninas qualvollem Trip in die Tiroler Bergwelt. Dabei gingen die Österreicher schon im 1. Teil (auch FSK 16) ähnlich zur Sache wie zeitgleiche US-Produktionen (z. B. ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE, 2006, FSK 18) und nähern sich mit dem 2. Teil gar der Härte eines MUTTERTAG (1980) von Charles Kaufman an.

Der Darsteller des Dorfpolizisten, Andreas Kiendl, resümiert im Bonusmaterial: IN 3 TAGEN BIST DU TOT 2 (2008) ist "weniger konstruiert und viel wuchtiger". Da stimmen wir vollkommen zu und freuen uns über einen der seltenen Fälle, in denen eine Fortsetzung "auf allen Ebenen" beeindruckender ist. Eine kleine Einschränkung zum Schluss: In einer unserer früheren Besprechungen zu MIRRORS (2008) kritisierten wir: "Wenn jemand beim Zuklappen des Badezimmerspiegels ins Bild kommt, löst das viel zu oft ein filmisches Déjà-vu aus." Auf diesen billigen Trick kann auch dieser Film nicht verzichten und Hochspannung beim Verstecken unter dem Bett wurde zuvor schon bei Alexandre Ajas HIGH TENSION auf die Spitze getrieben. Doch ganz gleich nun, ob österreichisch, französisch, amerikanisch - ein Film muss für sich funktionieren und die Bilder müssen im Kopf bleiben. Das tun sie in diesem Fall, auch 3 Tage danach noch. Sieh an.

ungeprüfte Kritik

Nobel Son

Komödie, Krimi

Nobel Son

Komödie, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.12.2009
Zwei Generationen treffen aufeinander. Ein Film über den Konflikt zwischen Vater und Sohn. Das Zusammentreffen zweier Altersgruppen von Schauspielern. Zwei Soundtracks, ein elektronischer und ein orchestraler untermalen die Geschichte. Ob dieses 'Treffen der Generationen' in NOBEL SON (2007) von Autor und Regisseur Randall Miller gut geht?

Physikprofessor Eli Michaelson (Alan Rickman) liegt im Klinsch mit seinem Sohn Barkley (Bryan Greenberg). Mitten in die familiäre Schieflage platzt die Neuigkeit, dass Eli in Stockholm mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden soll... Das Drehbuch wird sicher nicht für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen, soviel darf verraten werden. Viel gegensätzlicher zu den Schriften einer Herta Müller kann ein Film wohl nicht ausfallen. In NOBEL SON wird jede Szene mit den pulsierenden Klängen von Paul Oakenfold und ab und zu mit den klassischen Tönen von Mark Adler unterlegt.

Skeptisch machen könnten die Produktionsjahre, denn NOBEL SON wurde bereits von Oktober bis November 2005 gedreht, im Abspann lesen wir 2006 und offiziell wird 'USA 2007' genannt. Schließlich erreicht uns der Film im Dezember 2009 auf DVD und Blu-ray. Eine lange Reise hat Randall Millers Independent-Gaunergeschichte zurückgelegt und auf dem Weg in den amerikanischen Kinos nur etwa eine halbe Million Dollar eingesammelt.

Aber das muss alles nicht heißen, der Film muss jetzt funktionieren, wenn Sie ihn in den Player legen und die ersten Minuten sehen, eine blutige Szene an einem Bankautomaten, die in ihrer detaillierten Gewaltdarstellung einigermaßen befremdet - WTF. Der englische Prolog und die schnellen Dialoge in Originalsprache sind reichlich komplex und zwingen uns zum Dazuschalten der Untertitel, immer noch besser als die schwache Synchronisation. Es folgen wilde Schnitte, schräge Klänge, farblich verstärkte Bilder, die man erst einmal überstehen muss, bis sich der Film selbst einen Sinn gibt.

Das Drehbuch schrieben der Regisseur Miller und seine Ehefrau und Produzentin Jody Savin. Das Buch überzeugte eine Menge toller Darsteller: Alan Rickman, Bryan Greenberg, Mary Steenburgen, Bill Pullman, Danny DeVito, Eliza Dushku (Faith aus 'Buffy' und Jessie aus WRONG TURN 2003). Diese Besetzung allein ist ihr Eintrittsgeld - pardon, die Leihgebühr - schon wert, meinen wir. Da kann nicht einmal mehr der allzu dominante Soundtrack nerven, auch nicht das etwas sprunghafte Geschehen, das mal mehr und überwiegend weniger fesselt.

Die oben genannte Amputationsszene führte in Großbritannien zu einem Schnitt von 10 Minuten. Obwohl wir noch beide Daumen besitzen, heben wir für die Bewertung von NOBEL SON lediglich einen schräggestellten Daumen. Zur weiteren 'Lektüre' empfehlen wir bei Stromausfall die Werke der Herta Müller und bei einer sich leerenden Video Buster Wunschliste den nachfolgenden Film von Randall Miller und seinem Hauptdarsteller Alan Rickman: BOTTLE SHOCK (2008).

Nachtrag zu Mary Steenburgen, die hier die Ehefrau und Mutter Sarah verköpert wie ein souveräne First Lady: Sie ist eine der Oscar(c)-Preisträgerinnen, ausgezeichnet für eine Nebenrolle in Jonathan Demmes MELVIN UND HOWARD von 1980 (leider in Deutschland nicht erhältlich). Was wir nicht wussten - aber weitergeben möchten, falls es Ihnen genauso geht - sie lebte in ihrer früheren Ehe mit Malcolm 'Clockwork Orange' McDowell zusammen und seit 1995 heißt ihr Ehemann Ted Danson. Der fiel uns schon positiv im Comeback (wenn es überhaupt eins war) auf, als eine der Hauptfiguren in der Krimiserie 'Damages' (2007-10). Beide, Steenburgen und Danson, treten nun in NOBEL SON auf, sie in einer starken Rolle, er in einem Gastauftritt, allerdings keinmal gemeinsam vor der Kamera. Vielleicht beim nächsten Mal?

ungeprüfte Kritik

Merry Christmas

In einem unmenschlichen Krieg siegt in einer Nacht die Menschlichkeit.
Kriegsfilm, Drama

Merry Christmas

In einem unmenschlichen Krieg siegt in einer Nacht die Menschlichkeit.
Kriegsfilm, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.12.2009
Die Vorweihnachtszeit 2009 neigt sich dem Ende, die Feiertage nahen. Auch die Verleihveröffentlichung eines neuen Quentin Tarantino Films rückt näher. Mitte Januar erscheint INGLOURIOUS BASTERDS auf DVD und Blu-ray und beschert uns in den Heimkinos einen Film über den 2. Weltkrieg, der bereits im Kino für kontroversen Gesprächsstoff gesorgt hat. Die bei Hildesheim geborene Schauspielerin Diane Krüger spielt dort als Bridget von Hammersmark eine tragende Rolle, ebenso wie Daniel Brühl, der als junger Kriegsheld Frederick Zoller in INGLOURIOUS BASTERDS (USA/Deutschland 2009) gleich zweifach (im Film und im Filmgeschehen) auf der Kinoleinwand erscheint.

Das war jedoch nicht das erste gemeinsame Projekt von Krüger und Brühl, nicht einmal der erste Kriegsfilm, denn schon 2005 trafen sie sich am Set von MERRY CHRISTMAS, einer Kooperation der Produktionsländer Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Rumänien. Welchen besseren Anlass gibt es, um diesen Film des Franzosen Christian Carion erneut ins Rampenlicht - ins festliche Kerzenlicht - zu rücken?

"Ich wollte sie nicht rehabilitieren, aber zumindest von ihnen sprechen." Das sagt Regisseur Carion über die Soldaten, deren Geschichte im Ersten Weltkrieg er erzählt. Der 24. Dezember 1914 sollte der erste Heiligabend sein, den die schottischen, deutschen und französischen Truppen in den Schützengräben zu Kriegszeiten erleben sollten. Nur wenige hundert Meter von einander entfernt kauern sie in ihren Stellungen, in Sichtweite zum Gegner. Und was macht der Feind? Er stimmt mit Dudelsackmusik ein Volkslied an. So greift der Deutsche Nikolaus Sprink (Benno Fürmann) beherzt… nein, nicht sein Gewehr, sondern einen kleinen geschmückten Tannenbaum, tritt aus dem Schutz des Walls heraus und stimmt ein Weihnachtslied an.

Kitschig klingt das, wenn man es hier aufschreibt. Der Film stellt sich jedoch der Herausforderung, die historische Begegnung auf dem Schlachtfeld zu rekonstruieren, obwohl doch die tatsächliche Überlieferung schon so wenig plausibel und Hollywood-reif klingt, dass man vermuten könnte, sie würde in Form eines europäischen Spielfilms mit namhafter Besetzung, noch unglaubwürdiger. Doch das Ausleihen lohnt sich.

Zehn Jahre trug Carion die Drehbuchidee mit sich herum, nachdem er auf Quellen zu dieser Begebenheit gestoßen war. Er musste sich vor diesem Projekt erst einen Ruf erarbeiten, das sagt er im Making-Of, so dreht er zunächst EINE SCHWALBE MACHT DEN SOMMER (2001), ein sonniger Stoff über eine junge Frau, die auf dem Bauernhof eines alten Eigenbrödlers zu sich selbst findet. Alles Zwischenmenschliche stand schon dort im Zentrum und wird 2005 in MERRY CHRISTMAS der Hauptantrieb der Geschichte.

Vielleicht ist das die Hauptursache für den Ärger, den mancher Video Buster Besprechungstexte ausdrückt: "Mir wurde zuviel gesungen…", "nett erzählt, aber zu langatmig…", "mehr Liebesfilm als Kriegsfilm". Sicherlich dürfen Sie hier keine Nähe zu den Kriegsgräueln wie in DER SOLDAT JAMES RYAN (1998) erwarten. Aber auch wie in der mehrteiligen Miniserie BAND OF BROTHERS (2001) sind wir Zuschauer mittendrin in den Schützengräben, hetzen mit der Kamera den Soldaten hinterher. Dabei sind die Lager von vornherein nicht klar verteilt: Wir sind bei zwei schottischen Brüdern, bei einem französischen Sohn, dem deutschen Sänger und Soldaten Sprink. Die auf der DVD einstellbare Originalfassung mit deutschen Untertiteln lässt diesen Wechsel der Fronten noch deutlicher werden. Vom Französischen, ins Englische, zurück ins Deutsche sprechen die zentralen Filmfiguren, die sich schließlich auf dem Schlachtfeld über die Sprachbarriere hinweg verstehen können.

MERRY CHRISTMAS hat eine Aktualität, die nicht durch die stetig wachsende Entfernung zur bald schon ein Jahrhundert zurückliegenden, durch Briefe und Schriften überlieferten Ereignisse verloren geht. Man denke beispielsweise an den im Dezember 2009 ergebnislos zu Ende gegangenen Klimagipfel in Kopenhagen, bei dem wieder einmal klar wurde, wie schwer ein Konsens zwischen den Nationen zu erzielen ist. Die menschlichen Werte, die Christian Carion transportiert, sind es wert, dass sein Film auf im offiziellen Programm der Filmfestspiele in Cannes vorgestellt wurde, dass andere Video Buster Entleiher würdigend davon schreiben, "dass man auch Kriegsfilme einmal anders zeigen kann…", dass er "ein sehenswertes Plädoyer gegen den Krieg" darstellt, der " auf eine ganz andere Art als sonst üblich zeigt, wie sinnlos der Krieg ist".

Dazu können Sie Diane Krüger und Daniel Brühl in ihrem Aufeinandertreffen erleben, das sicher auch Quentin Tarantino beschäftigt hat. Sie können den Franzosen Dany Boon in einer kleineren Rolle als Ponchel erleben, bevor Boon 2008 mit WILLKOMMEN BEI DEN SCH'TIS als Regisseur und Produzent zu internationalem Ruhm und Reichtum kam. Und sie können ganz einfach einen Weihnachtsfilm erleben, der uns eine kleine Episode aus dem Ersten Weltkrieg näher bringt, mit einer schönen (Farb-)Stimmung, ordentlichen Schauspielern und nach 111 Minuten im richtigen Moment den Sprung zum Abspann findet.

ungeprüfte Kritik

Die Gräfin - Die wahre Geschichte der Erzebet Bathory

Sie opferte alles für die Liebe und andere für ihre Schönheit.
Drama

Die Gräfin - Die wahre Geschichte der Erzebet Bathory

Sie opferte alles für die Liebe und andere für ihre Schönheit.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 16.12.2009
"Geschichte wird von Siegern geschrieben. Wer sind die Sieger? Barbarische Krieger, wahnsinnige Könige, gierige Verräter. Vielleicht besteht unsere Geschichte hauptsächlich aus Erfindungen dieser ruhmreichen Sieger. Dies ist die Geschichte der Erzsébet Báthory - nicht nur wie die Geschichte sie beschreibt, sondern auch wie ich sie in Erinnerung habe." So beginnt die Verfilmung um eine Gräfin, die von 1560 bis 1614 im Königlichen Ungarn gelebt und gemordet hat. Erzählt wir diese Einleitung von Istvan (Daniel Brühl), der sich in sie verliebte.

Die Liste der Förderer im Vorspann ist beachtlich: Mitteldeutsche Medienförderung, Medienboard Berlin-Brandenburg, Filmförderungsanstalt Minitraité, National Center of Cinema France, French Ministry of Culture and Communication, Deutscher Filmförderfonds... Mit dieser finanziellen Unterstützung sollte der Zuschauer Einiges erwarten können und die Dekors und Kostüme enttäuschen tatsächlich nicht. Die Kleider des Kostümbilders Pierre-Yves Gayraud stellt Brühl im mitgelieferten DVD-Interview besonders heraus. Auch wenn sie wie "aus zeitgenössischen Vorhängen und Stoffen" gemacht zu sein scheinen, so sind sie so prachtvoll und maßgeschneidert, dass das Abtauchen in diese Zeit für die Darsteller spielend funktionierte.

Der Film braucht dafür etwas länger, so war unser Eindruck bei einer nächtlichen Filmsichtung. Die ersten Minuten wirken wie ein überlanger Trailer, der das Leben der Báthory im Eiltempo erzählt und dabei von der Geburt über mehrere Stationen bis hin zur Handlungs-Jetzt-Zeit hetzt. Es folgen einige nüchterne Szenen, die uns an wenig erfreuliche Theateraufführungen zurückerinnern. Jedoch passt diese Einführung zur Charakterisierung der gefassten Gräfin und sollten Sie sich beim Einstieg in den Film nicht abschrecken lassen. Julie Deply - die Drehbuchschreiberin Regisseurin, Produzentin, Hauptdarstellerin und sogar Soundtrack-Komponistin der GRÄFIN (Frankreich/Deutschland 2009) - wollte trotz der gotischen Schreckensbilder und gewalttätigen Darstellungen keineswegs einen Horrorfilm erschaffen, sondern "ein Drama mit ironischen Elementen".

Die Gratwanderung ist ihr gelungen, das können wohl selbst kritische Betrachter eingestehen. Sie spielt souverän, hat keine Scheu, die Vergänglichkeit ihres eigenen Körpers zur Schau zu stellen. Ganz im Gegenteil zu vielen ihrer Schauspielkolleginnen, hat sich Julie Delpy in der Rolle der Báthory von Maskenbildnern älter schminken lassen. Lediglich einige frühere Filmbilder von Delpy aus Volker Schlöndorfs HOMO FABER (1991) wurden vom Effekt-Team nachträglich eingebaut, um den Wandel der Zeit sichtbar werden zu lassen. Der Special-Effects-Abteilung ('ARRI Digital Film') gebührt ein Lob, denn es ist erstaunlich, wie sich die Computertricks in den Dienst der Geschichte stellen. Das kurze 'Making Of Visuelle Effekte' lässt Sie im Bonusmaterial hinter die Kulissen schauen und zeigt, wie bereits das erste Bild des Films, eine flüchtige Naturlandschaftsaufnahme mit Reiter, durch Hintergründe und Details atmosphärisch verdichtet wurde.

Der Mythos um Erzsébet Báthory soll mit dieser Verfilmung nicht vorangetrieben werden, Julie Delpy möchte beide Seiten der Geschichte zeigen: die vom Wahn getriebene Tyrannin, die vom Schönheitswahn besessen war, und die emanzipierte Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen weiß und den Glauben an die 'wahre Liebe' nicht verliert. Das Zusammenspiel dieser zwei Sichten auf die Überlieferung ist spannend, das Zusammenspiel der Darsteller um Daniel Brühl als Istvan Thurzo, William Hurt als sein Vater Gyorgy und Sebastian Blomberg (der Rudi Dutschke aus DER BAADER MEINHOF KOMPLEX, 2008) ist es auch, wenn die Erzählung erst einmal ihren Rhythmus gefunden hat. Vor dem Ausleihen bitte 'The Duchess' nicht mit 'The Countess' verwechseln, sonst erleben Sie DIE HERZOGIN (2008) verkörpert von Keira Knightley und nicht etwa DIE GRÄFIN (2009) von und mit Julie Delpy.

Abenteurer, die sich nach dem Film womöglich auf Spurensuche nach der 'echten' letzten Station im Leben der Gräfin machen wollen, können auf der Burg Čachtice - auch Burg Schächtitz genannt - fündig werden. Das Gemäuer steht am Rand der slowakischen kleinen Karpaten in der Nähe einer gleichnamigen Ortschaft. Ob in den umliegenden Wäldern solch schauerliche Funde zu machen sind, die im Spielfilm DIE GRÄFIN zum Vorschein kommen? Sollen Sie sich auf die historische Spurensuche begeben, schreiben Sie doch einmal selbst Ihre 'Begegnungen' mit der Gräfin und veröffentlichen sie auf dieser Filmseite. Die Video Buster Leser werden es Ihnen danken.

Ob Sie und all die anderen Filmfans es uns allerdings danken würden, wenn wir DIE GRÄFIN uneingeschränkt loben würden, bezweifeln wir. So wie die altersbedingte Schönheit liegt auch das vorliegende Biopic - der biografische Spielfilm - im Auge des Betrachters. Sehen Sie das Schöne darin, tauchen Sie ein in das düstere Leben der Erzsébet Báthory und nehmen Sie die Lehre daraus mit, nicht ganz so kritisch hineinzuschauen, beim nächsten Blick in den Spiegel.

ungeprüfte Kritik

Fanboys

Vor kurzer Zeit in einer nicht sehr weit entfernten Galaxie...
Komödie

Fanboys

Vor kurzer Zeit in einer nicht sehr weit entfernten Galaxie...
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.12.2009
Star Wars hat mein Leben verändert. Ein solches Geständnis können 'Krieg der Sterne' Anhänger inzwischen dank eines angesagten amerikanischen Hip-Hop-Labels in goldfarbenen Buchstaben offen zur Schau tragen. Auch eine skandinavische Modekette bietet in diesem Jahr auf Shirts von der Stange diverse Motive von Luke Skywalker & Co. an - in Größen für Erwachsene wohlgemerkt. Warum eigentlich gab es im Einzelhandel jahrelang nur Star-Wars-Pullis für Kids? Sind ältere Fans des Sci-Fi-Kults doch nur infantil und ist es womöglich gerechtfertigt, dass sie sich kritischen Blicken der Mitmenschen ausgesetzt sehen, so wie es eine deutsche Fangemeinschaft im Bonusmaterial von FANBOYS (2008) berichtet?

Doch von Anfang an: "Vor langer Zeit, in einer Galaxie, weit, weit entfernt…" stand im Februar 1978 auf Deutschlands Kinoleinwänden, als George Lucas seinen ersten Star-Wars-Film präsentierte. "Vor kurzer Zeit, in einer nicht weit entfernten Galaxie" heißt es in einer neuen Komödie, bei der wir uns zum Verleihstart im Dezember 2009 kurzweilig unterhalten fühlten. Wir berichten über einen Film, der über ein Filmphänomen berichtet.

Die Übersättigung von Star-Wars-Klischees kann sich beim Zuschauen einer Satire unwillkürlich einstellen. Erwähnungen der Erwähnungen von Star-Wars-Klischees versuchen wir im Folgenden zu vermeiden: Die Drehbuchidee zu FANBOYS, die Regisseur Kyle Newman mit seinen Autoren Ernest Cline, Dan Pulick und Adam F. Goldberg im Kopf hatte, ist "faszinierend" (keine Anspielungen auf Mr. Spock bitte). Newman wollte nach eigenem Bekunden einen Liebesbrief an die Filmlegende seiner Jugend erschaffen und gleichzeitig den 'Geeks' und 'Nerds' der Comic- und Science-Fiction-Szene seine Bewunderung aussprechen. Mission erfüllt, was die Hommage an den Film angeht. Ob er seinen FANBOYS auch Nicht-Fans näher bringen kann?

Es ist schon ein kleines Wunder, dass Sie diesen Film jetzt auf DVD und Blu-ray zu Gesicht bekommen, denn kaum ein anderes Projekt wurde so oft verschoben, nachdem es doch eigentlich schon 'im Kasten' war. Linus hat seinen besten Jugendfreunden berichtet, dass er an Krebs erkrankt ist. Nicht nur dieser Schicksalsschlag bringt die Jungen wieder zusammen, auch die gemeinsame Vorfreude auf die Kinopremiere der 'Star Wars: Episode I' schweißt sie zusammen. Wir sind im Jahr 1998 gelandet, ein halbes Jahr vor dem lang erwarteten Prequel zu George Lucas' Sternensaga und erleben mit, wie sich vier Jungs und ein Mädchen auf einen Roadtrip zur Lucas-Ranch begeben, um ihrem sterbenden Freund eine Vorabvorführung zu ermöglichen.

Von dieser Idee beflügelt, beginnt eine chaotische Reise - für unsere Filmhelden Eric, Linus, Hutch, Windows und Zoe ebenso wie für den Filmemacher Kyle Newman. Ohne ausufernde Details aus der Entstehungsgeschichte aufzugreifen, sei erwähnt, dass die Inhaber der Produktionsfirma 'The Weinstein Company', Bob und Harvey Weinstein, umgetauft wurden in 'Darth Weinstein'. Die dunkle Seite der Macht schlug nicht nur beim Versuch zu, FANBOYS möglichst Mainstream-kompatibel zu gestalten, lizenzrechtlich gab es ebenfalls Rückschläge: Die legendären Melodien von Komponist John Williams durften nicht verwendet werden und den als Stormtrooper verkleideten Jungs wurde untersagt, in der Eingangsszene auf einer Halloween-Party Bierflaschen in der Hand halten, stattdessen benutzten sie Pappbecher.

Solche Informationen erhalten Sie auf dem mitgelieferten Audiokommentar von 'Cast & Crew', dazu einen deutschen Tonkanal, in dem zwei Mitglieder der 'German Garrison' - einem autorisierten Zusammenschluss von Star-Wars-Kostümbesitzern - dem Vertrieb 'Capelight' für die Zusammenarbeit mit den Fans hierzulande danken und freigiebig anbieten, auf jeglichen Kindergeburtstagen gemeinnützig aufzutreten. Über Buchungen wird sich der Club nun sicher nicht mehr beklagen können. Ein Dank folgt auch von uns, denn man entschloss sich bei 'Capelight', im Zusatzmaterial reichlich Webisodes ('Disturbances in the Force'), entfallene Szenen, Making-Of-Featurettes und obendrein den Kurzfilm VIDIOTS unterzubringen, der 2006 unter der Regie von Moritz Mohr an der Filmakademie Baden-Württemberg entstand. 24 Minuten, für die sich das Ausleihen schon lohnt.

Die Macht ist mit den FANBOYS, immer dann wenn: die selbstironischen Rangeleien zwischen George-Lucas- und Gene-Roddenberry-Jüngern oder liebevolle Anspielungen selbst auf entlegene Lucas-Werke wie THX 1138 (1971) stattfinden, wenn zahlreiche Gastauftritte überraschen, wenn die durchweg sympathische Besetzung in Fahrt kommt und Kristen 'Veronica Mars' Bell oder Seth Rogen keinerlei Starallüren zeigen. Alternativ empfehlen wir: die Star-Wars-Debatten in CLERKS (1994) oder HUMAN TRAFFIC (1999), den im Ausland erhältlichen GEORGE LUCAS IN LOVE (1999) und die Star-Wars-Satiren in Reinform: SPACE BALLS (1987) und FAMILY GUY - BLUE HARVEST (2007). Worauf warten Sie? Leih es oder leih es nicht. Es gibt kein Versuchen.

ungeprüfte Kritik

Batman - The Dark Knight

Action, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.12.2009
"Why so serious?" Christopher Nolan hat es geschafft: In den Monaten um seinen 37. Geburtstag herum - von April bis November 2007 - hat er einen filmischen Meilenstein erschaffen. Sein bis dato bestes Werk, der beste Batman, die beste Comicverfilmung, der beste Film: Das Lob über seinen THE DARK KNIGHT (USA 2008) scheint keine Grenzen zu kennen. Viel wurde im Vorfeld spekuliert, noch mehr berichtet seit dem weltweiten Kinostart im Sommer 2008. Was mehr bleibt an dieser Stelle mitzuteilen, als sich der Empfehlung anzuschließen? In den Reihen der Video Buster Mitarbeiter und Mitglieder herrscht einhellige Freude über diesen Film, der das schafft, was der 'Joker' ausspricht: "Let's put a smile on that face!"

Unermüdlich wird THE DARK KNIGHT verglichen z.B. mit dem Vorgänger BATMAN BEGINS, mit früheren Versuchen, den maskierten Rächer aus den gedruckten Comics hinein in die laufenden Filmbilder zu transportieren. Ob nun Lewis Wilson in den 40er Jahren, Adam West in den 60ern, Michael Keaton (1989/92), George Clooney (1995), Val Kilmer (1997) oder heute Christian Bale (2005/08): Jede Generation bekommt den Batman, den sie verdient. Was die Brüder Jonathan Nolan und Christopher Nolan vollbracht haben, ist nicht zu kritisieren und ihr Resultat soll nur noch einmal gelobt werden: Die Vielschichtigkeit und Gebrochenheit des Hauptcharakters Bruce Wayne in einer abgeschlossenen Geschichte zu porträtieren, die eine ganz eigene spannende Handlung trägt, viele große und kleine Höhepunkte bietet und absolut kurzweilig ist.

Die Produktionsfirma von DC COMICS hat zwar nicht unbedingt mit der filmischen Wiederaufnahme des Mythos 'Superman' (SUPERMAN RETURNS, 2006), wohl aber mit dem 'Dark Knight' einen Joker gegen seinen direkten Kontrahenten MARVEL (BLADE, X-XEN, SPIDER-MAN, HULK) aus dem Ärmel ziehen können. Die 185 Millionen Dollar Produktionskosten waren gut investiert und bescheren den Beteiligten nicht enden wollende Gewinne. Verdientermaßen, wird da jeder Zuschauer neidlos sagen müssen. Denn hier werden Bilder erschaffen, Stimmungen und Filmfiguren, die mit Geld nicht zu bezahlen sind. Einzeiler, die bereits im allerersten Trailer für Gänsehaut sorgten, gehen in die Filmgeschichte ein, ganz zu schweigen von Heath Ledgers Darstellung des 'Joker'. Filmkritiker verglichen diese Filmfigur zu Recht mit der Erinnerungswürdigkeit eines 'Hannibal Lecter' von Anthony Hopkins. Ledger belebte den Archetyp des Comicbösewichts nicht nur wieder, er machte daraus eine moderne Pop-Ikone, die inzwischen selbst von Prominenten auf T-Shirts durch die Welt getragen wird. Dabei ließ der australische Schauspieler auch hierzulande seit rund zehn Jahren keinen Zweifel an seinem Talent. Jetzt hat er sich - wenn auch leider posthum - ein finales Denkmal gesetzt. Doch wie heißt es in THE DARK KNIGHT: "Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange bis man selbst zum Schurken wird." ("You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain.")

Christopher Nolan gebührt der volle Respekt für all die Hingabe, die schon im Konzept 'Batman' steckt. Bruce Wayne wird im Film von seinem treuen Weggefährten Alfred (Michael Caine) ermahnt, er müsse Ausdauer zeigen, seine Rolle des Sonderlings aushalten und müsse Entscheidungen treffen, vor denen andere zurückschrecken. Das hat auch Nolan bewiesen, indem er kreativ, fleißig und unbeirrt seit MEMENTO (2000) seinen erfolgreichen Weg geht und immer die richtigen Entscheidungen zu treffen scheint. Große Namen wie Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman oder Eric Roberts schaffen die Basis, während sich die mutigen Besetzungen mit Heath Ledger, Christian Bale, Maggie Gyllenhall und Aaron Eckhart entfalten können. Imposant auch, wenn sich die Bat-Flügel entfalten über der Skyline von Hongkong und Chicago (pardon: Gotham City). Noch imposanter der grollende Filmscore der beiden Soundtrack-Altmeister James Newton Howard und Hans Zimmer. Je düsterer die Szenen werden, desto mehr Licht scheint der Film in die ursprüngliche Comicfigur zu bringen. Wenn ich nicht jede Anspielung aus der Erinnerung der intensiven Comic-Lesezeiten zurückholen kann, so bin ich als Zuschauer bei Nolan in guten Händen, denn hier kann man sicher sein, dass alles präzise umgesetzt ist. Damit mag der Regisseur bei manchem Publikum anecken. Der ein oder andere empfand den "dunklen Ritter" als ein wenig zu düster-pessimistisch, die Erscheinung des Joker als verstörend-unheimlich. Das wiederum mag für die Fans gerade die Qualität der Umsetzung ausmachen, zeigt es doch die Treue zur Vorlage von Comiczeichner Bob Kane und die Verehrung gegenüber der daraus entstandenen Batman-Figur.

Da im Grunde schon alles geschrieben wurde über THE DARK KNIGHT und der Rest im Auge des staunenden Betrachters liegen sollte, zum Ende eine private Anekdote: Es war Anfang der 90er Jahre, da besuchte ich mit einem Freund Kopenhagen. An einem Platz in der Innenstadt, neben einem alten Kinogebäude, wies mich mein Reisebegleiter aufgeregt auf ein wunderschönes lesbisches Liebespaar hin, das sich - nur wenige Meter von uns entfernt - wild umschlungen küsste. Ich jedoch konnte den Blick nicht abwenden von den soeben ausgehängten Werbebildern, die in einem Schaukasten die neue Batman-Verfilmung ankündigten. Mein Bekannter hielt mich damals für nicht ganz dicht. Ich glaube, wenn THE DARK KNIGHT heute in Blickweite liefe, ich würde mich noch genauso entscheiden... Video Buster wünscht einstimmig gute Unterhaltung in Gotham City!

ungeprüfte Kritik

Hangover

Bist du hart genug für Las Vegas?
Komödie

Hangover

Bist du hart genug für Las Vegas?
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.12.2009
"Was in Vegas passiert, das bleibt in Vegas." Das nehmen sich die Jungs Doug, Stu, Phil und Alan fest vor, als sie sich auf den Weg nach Las Vegas aufmachen, wo sie den Junggesellenabschied von Doug (Justin Bartha) feiern wollen. Filmriss. Stu wacht in einer völlig ramponierten Hotelsuite auf. Ein Zahn fehlt ihm, dafür wartet im Bad bereits ein knurrender Tiger.

"Was in Vegas passiert, das bleibt in Vegas." An diesen Leitspruch hätten sich gerne schon Cameron Diaz und Ashton Kutcher in LOVE VEGAS (2008) geklammert, als sie ein Besuch im Glückspielparadies auf eine nicht enden wollenden Rutschpartie ins Chaos führte. Die Auswirkung einer durchzechten Nacht stellt HANGOVER 2009 gelinde gesagt in den Schatten und entwickelt eine ähnlich gestrickte Grundidee von EY MANN - WO IS' MEIN AUTO (2000) geschickt weiter. Das Making-Of verrät: Die Set-Designer des Hotelzimmer-Drehorts fassten als Vorlage all die wüsten Überlieferungen eigener Partyerlebnisse zusammen und erschufen einen verkaterten Alptraum aus Dosenpyramiden und zerstörtem Inventar.

Wie es zu diesem Szenario kam, das erzählt HANGOVER mit einer brillanten, wenig prominenten Darstellerschar um Brad Cooper und Heather Graham, mit einem durchdachten, frischen Drehbuch, gewürzt mit vielen musikalischen Ohrwürmern. Dass dieser Cocktail nach dem Anschauen keine Katerstimmung vor dem Fernseher hinterlässt, dafür sorgt der in Brooklyn geborene Regisseur Todd Phillips, der schon mit ROAD TRIP (2000) und OLD SCHOOL (2003) für Highlights im US-Komödien-Allerlei sorgte. In seinem neuen Film macht Phillips (hat als fummelnder Fahrstuhlgast einen Cameo-Auftritt) von Anfang an klar, dass es bis zur geplanten Hochzeit zwar nur noch ein paar Stündchen sind, aber ein verdammt langer Weg. "Wir wollen in fünf Stunden heiraten!" schreit die Braut durchs Handy und der Freund ihres Bräutigams kann nur erwidern: "Ja, na ja, daraus wird nichts."

Je mehr schöne Dinge wir zu Gesicht bekommen - der schick eingekleidete Bräutigam, der weiße Mercedes, das prunkvolle Hotel - desto mehr ahnt man, dass Unheil aufzieht. In manchen Komödien ist es doch eher schwer erträglich, wenn man mit ansehen muss, wie sich z. B. ein Paar in der noch jungen Ehe zofft, man sich 'fremdschämt' mit peinlichen Missgeschicken der Filmfiguren. Umso erstaunlicher ist es, wie wunderbar HANGOVER immer wieder die Kurve kriegt, um nicht abzustürzen, zu vulgär zu werden oder gar vorhersehbar. Diese Jungs sprechen aus, was wir im Leben tunlichst vermeiden sollten, Sprüche über den 11. September, den 2. Weltkrieg und Polizeigewalt. Nicht boshaft oder plakativ, eher beiläufig, tollpatschig oder unwissentlich. So sitzen die besten verbalen Pointen, wenn sie in einen fragenden Nachsatz - meist vom bärtigen Alan (Zach Galifianakis) - verpackt sind. Wie schnell verschwinden doch unsere eigenen alltäglichen Probleme, die vielleicht über den Tag oder die zurückliegende Woche angesammelt wurden, wenn man mit diesen Protagonisten die Folgen einer ungezügelten Nacht in Las Vegas erlebt.

Bei der Blu-ray Variante im Verleih sollten Sie bedenken, dass ein erweiterter 'Extended Cut' zwar ein dankbarer Zusatz zur Kinofassung ist, die längere Fassung jedoch nicht synchronisiert ist. Die englische Sprachfassung stellt zugegebenermaßen gerade bei Komödien eine Hürde dar und die gespielte Katerstimmung trägt nicht gerade zum akustischen Verständnis bei, trotzdem sollte man die Originalversion (mit optionalen Untertiteln) ausprobieren, es lohnt sich. Die 'Route der Verwüstung' - einen Rundgang durch die Schauplätze des Films mit Interviewausschnitten - finden Sie sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray wieder. Dort wird deutlich: Noch ein Pluspunkt sind die Drehgenehmigungen an den tatsächlichen Orten in Las Vegas wie dem 'Caesars Palace' (selbst die Zahnlücke von Ed Helms ist echt: der Schauspieler besitzt ein Schneidezahnimplantat). Das Sahnehäubchen aber ist der Schluss des Hauptfilms, der mit einem Flo-Rida-Cover des Discohits 'You Spin Me Round' aufwartet und zeigt, wie… Lassen Sie sich überraschen!

Auf einer Erfolgswelle bewegt sich derzeit Bradley Cooper, der in der Rolle des Phil zu sehen ist. Nicht nur tritt er nach HANGOVER neben Sandra Bullock in VERRÜCKT NACH STEVE (2009) auf, auch mit Julia Roberts steht er für VALENTINSTAG (2010) vor der Kamera und schließlich wird er die Nachfolge von Dirc Benedikt als 'Face' in der Neuverfilmung der Kultserie 'A-Team' spielen. Was für ein Werdegang! Und das womöglich nicht 'trotz' sondern 'wegen' HANGOVER. "We kind of bonded", sagten die Akteure im Interview, zu Deutsch etwa: "Wir waren uns auf Anhieb sympathisch." Das ging uns mit den Jungs nach Einlegen des Films auf Anhieb genauso.

Kritikpunkte statt Lobhudelei? Manche, sogar viele Charaktere sind überzeichnet, das mag dem ein oder anderen sauer aufstoßen, kein Vergleich jedoch zu den Auswüchsen eines CRANK 2 (2009). Auch kommt die Damenwelt in diesem Film nicht ungeschoren davon. So gibt es die verwöhnte Braut, die quirlige Stripperin und die Lebensgefährtin des Arztes (Zahnarztes!) Stu, die alle negativen Eigenschaften einer Lebensgefährtin in sich zu vereinen scheint. Wenig Identifikationsraum bleibt da für das weibliche Publikum, auf der anderen Seite kommen die Männer auch nicht besser weg. Doch wie im richtigen Leben? Was sollen wir noch sagen... ein Poster mit dem HANGOVER-Baby hängt inzwischen in der Video Buster Redaktion.

Mit HANGOVER wird eine Geschichte erzählt, die Gags transportiert - und nicht etwa umgekehrt. Das macht den Film zu einem Gewinner, statt zu einem der Filme, die erst in feucht-fröhlicher Runde lustig werden. Das breite Grinsen wird sich beim Anschauen unwillkürlich einstellen, ganz gleich in welcher Gemütslage man sich befindet - oder in welcher Wetterlage. Häufig kann man von Video Buster Mitgliedern in Kritiken zu mäßigen Filmen lesen, sie wären o.k. für "einen verregneten Sonntag". HANGOVER macht Spaß bei jedem Wetter zu jeder Zeit und ist kein Glücksspiel, bei dem Sie auf rot oder schwarz setzen müssen - für gute Chancen auf einen lustigen Filmabend geben wir den Tipp ab: auf die Wunschliste setzen.

ungeprüfte Kritik

Mein Schatz, unsere Familie und ich

Was tun, wenn Weihnachten naht?
Komödie, Lovestory

Mein Schatz, unsere Familie und ich

Was tun, wenn Weihnachten naht?
Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 25.11.2009
Schöne Bescherung: Weihnachten naht und Brad und Kate wünschen sich nichts sehnlicher, als die unumgänglichen Familienbesuche zu umgehen. Ihre glückliche Zweisamkeit könnte vor eine echte Bewährungsprobe gestellt werden, denn die zwei Scheidungskinder möchten an den Weihnachtstagen gleich von vier Familienteilen in die Arme geschlossen werden. Schnell mit dem Flieger auf und davon in wärmere Gefilde, denkt sich das Paar und schiebt Wohltätigkeitsaktionen im Ausland vor. Kleine Lügen bestraft der Liebe Gott sofort, möchte man meinen, denn prompt werden durch einen nebligen Wettereinbruch alle Flüge ersatzlos gestrichen und ein Kamerateam präsentiert die Gestrandeten im Hawaii-Hemd live auf den Fernsehbildschirmen der Verwandtschaft.

Zwar nicht live, jedoch als DVD-Ausgabe, präsentierte sich uns MEIN SCHATZ, UNSERE FAMILIE UND ICH (2008) während einer heimischen Testvorführung - obwohl doch das Studio 'Warner Home' die Blu-ray Weihnachtsvermarktung explizit vor dem Menü des Films ankurbelt: "Genießen Sie unsere Filme auf Blu-ray. Genau so sollten unsere Filme erlebt werden." Wir meinen, ein Erlebnis sollte sich bei guten Filmen auch mit dem 'einfachen' digitalen Medium einstellen, das uns drei Sprachoptionen anbietet: deutsch, englisch und ungarisch. Da von einem lange zurückliegenden Plattensee-Urlaub keine Vokabeln hängen geblieben sind, entschieden wir uns für die englische Fassung. Auch, um dem bei Komödien oft vorgeschobenen Kritikpunkt der schwachen deutschen Synchronisation zuvorzukommen. Ein anderer Kritikpunkt taucht dennoch auf - der Blu-ray Vorspann verkündet: "Es öffnet Ihre Augen für etwas Neues. Tauchen Sie ganz ein, um Dinge zu sehen, die Sie noch nie zuvor gesehen haben." Dies trifft leider weniger auf die Charaktere in MEIN SCHATZ, UNSERE FAMILIE UND ICH zu. Der Liebe Gott sieht alles, werden Kinder ermahnt, die keine Rute sondern Geschenke zu Weihnachten anstreben. Der Zuschauer hat das alles schon gesehen, ermahnen wir wiederum den Regisseur Seth Gordon nach seinem Film, der in der Vorweihnachtszeit 2008 in die US-Kinos kam und nun zum Countdown auf den Heiligabend 2009 als deutsche DVD und Blu-ray im Verleih bereitsteht.

Weihnachten ist das Fest der Liebe und so bekommt FOUR CHRISTMASES (Originaltitel) einen warmherzigen Empfang in der Kritik. Mit "Vier Weihnachtsfeste" wollte uns der Vetrieb 'Warner Home Video' offensichtlich nicht vorab überfordern, denn wie bei 8 BLICKWINKEL (2008) ist sicher, dass wir uns auf mehrere Episoden einstellen können. Man entschied sich für einen deutschen Allerweltstitel, der an John Candys MAMA, ICH UND WIR ZWEI (1991), an Jim Carreys ICH, BEIDE UND SIE (2000), oder Owen Wilsons ICH, DU UND DER ANDERE (2006) erinnert, inhaltlich am meisten an MEINE BRAUT, IHR VATER UND ICH (2000). Das Kennenlernen der Filmfamilie Focker haben wir und Sie vielleicht auch noch in bester Erinnerung. Eine lustig Begegnung, allerdings nur für uns Zuschauer, als sich Ben Stiller und Teri Polo damals als glücklich Verliebte den Familien und deren völlig unterschiedlichen Ansichten stellen mussten. Jetzt stellen sich also Vince Vaughn und Reese Witherspoon ihren Angehörigen. Vier Aufeinandertreffen, die für uns wieder mehr oder weniger lustige Begegnungen darstellen und wo uns wie bei den Fockers einige Nippelwitz-Zoten oder Peinlichkeiten aus den Familienfotoalben nicht erspart bleiben.

Richtig witzig und charmant beginnt die Liebe zwischen Brad und Kate, beschwingt und kurzweilig steigen wir ein, in ein Wechselbad aus Schadenfreude und Mitleid. Wahnwitzig ist das Zusammentreffen von Vince Vaughn und seinen Filmbrüdern, von denen einer Vaughns Langzeitkollege Jon Favreau aus deren Hollywood-Anfangszeiten in SWINGERS - HELDEN DER NACHT (1996) ist. Während Favreau - der Regisseur der zwei 'Iron Man' Verfilmungen (2008+2010) - sich reichlich Körpermaße antrainiert hat, ist Vaughn ganz schön schwammig geworden. Eine immer speckigere Statur, als würde er - statt sich als Star gesund verwöhnen zu lassen - den Tag über am Schreibtisch sitzen und die Nacht mit Filmen zubringen, um Filmkritiken wie diese hier zu schreiben. "Definieren Sie Ironie." fragte eine Chefin die Bewerberin Winona Ryder in REALITY BITES 1994, in dem der Song 'Rock'n'Roll Part 2' gespielt wird. Dieser Hit von Gary Glitter eröffnet in MEIN SCHATZ, UNSERE FAMILIE UND ICH einen festlichen Gottesdienst, während der Prediger (Dwight Yoakam aus CRANK) ein Verhältnis mit einer der Mütter hat.

Manche Scherze sind grenzwertig, blasphemische Sprüche beim Krippenspiel, Witze über das Sorgerecht der Kinder. Dagegen steht eine Portion kitschiger Rührseligkeit im hinteren Drittel des Films. Einen schönen Spaß in der Vorweihnachtszeit erlebt, wer Geschlechtervorurteile eines Mario Barth mag oder politisch unkorrekte Situationskomik à la Jim Carrey. Carreys Synchronisator Stefan Fredrich übernimmt übrigens die Sprechrolle von Vince Vaughn. Keinen wirklich bösen Humor müssen Sie hier befürchten, eher sarkastische Seitenhiebe auf allerlei menschliche Schwächen, Karikaturen diverser Familienmitglieder und überspitzte Szenarien, z.B. in einer Hüpfburg, die den Film trotz etlicher Klischees zu einem 'unvergesslichen' Kurzweil-Erlebnis machen. Prominente Eltern-Darsteller konnten dazu gewonnen werden, wie Robert Duvall, Mary Steenburgen, Sissy Spacek und Jon Voight, die den Film veredeln.

So bietet das geschnürte DVD-Geschenk im vorweihnachtlichen Player 84 vergnügliche Minuten, in denen Kate dahinter kommt, dass ihr Lebensgefährten in Wirklichkeit nach einem Städtenamen benannt wurde, und Brad erfährt, dass sie früher ein 'dickes' Problem hatte. Skeptisch kann man als Zuschauer werden, wenn einige Bilder des Trailers - in dem doch meist die besten Szenen gezeigt werden - im Film nicht mehr auftauchen und sich in den 'nicht verwendeten Szenen' des Zusatzmaterials eine komplette Schlusssequenz befindet, die keinen Einzug in das Gesamtwerk erhielt. Wem sollte man MEIN SCHATZ, UNSERE FAMILIE UND ICH nun empfehlen? Weihnachtshassern oder heillosen Romantikern? Vielleicht finden beide eine schöne gemeinsame Filmzeit vor dem Fernseher und womöglich stecken ja sogar beide Seiten in jedem von uns... gerade zu Weihnachten.

Wenn Sie Vince Vaughn bei seinen Weihnachtsbesuchen nicht erleben wollen oder schon erlebt haben, bleiben Ihnen seine Dating-Erlebnisse in DIE HOCHZEITS-CRASHER (2005), sein Scheidungsszenario in TRENNUNG MIT HINDERNISSEN (2006), oder sehen Sie, was passiert, wenn er in ALL INCLUSIVE (2009 zum Zeitpunkt der Kritik im Kino) mit Filmpartnerin doch noch zum Südseeurlaub kommt. Wenn Ihnen beim Gedanken an die Festtage nach noch mehr Zynismus zumute ist, greifen Sie zu Vaughns DIE GEBRÜDER WEIHNACHTSMANN (2007). Viele amüsante Filme stehen Ihnen zur Auswahl und genügend Zeit zum Anschauen hoffentlich auch bald, denn wie schon zu Beginn gesagt: Weihnachten naht!

ungeprüfte Kritik

State of Play - Stand der Dinge

Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?
Krimi, Thriller

State of Play - Stand der Dinge

Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.11.2009
Es gibt Filme, von denen erwartet wird, dass jeder sie irgendwann einmal gesehen hat. Dann gibt es Filme, bei denen man von sich selbst erwartet, dass man sie sich endlich einmal ansieht und die Art von Filmen, die man begierig erwartet. Der nun folgende gehört zur letzten Kategorie, denn obwohl eine Kriminalgeschichte um einen Journalisten in einer Washingtoner Politverschwörung nicht das Innovativste von der Film-Welt ist, erfüllen sich die hohen Erwartungen.

Dabei fiel doch die Meinung im Video Buster Team vorab gar nicht einstimmig aus und so mancher Filmabend mit STATE OF PLAY (USA/GB/Frankreich 2009) wurde mit dem Wort 'langweilig' quittiert. Doch der Schreiber hat jetzt das letzte Wort. Die Feder (die Tastatur) ist mächtiger als das Schwert, so heißt es. Womit wir bereits mitten im Thema sind - bei der journalistischen Tätigkeit des Cal McAffrey (Russell Crowe), alteingesessener Reporter beim 'Washington Globe'. Er stammt noch aus der Generation, in der persönliche Kontakte mehr wert waren, als Internetadressen. Ein Redakteur, der keinerlei Wert legt auf seine äußere Erscheinung, der sich im Auto ungesunde Snacks in den Rachen schüttet und sein Gefährt anschließend im absoluten Halteverbot abstellt.

McAffrey sieht sich (und wir mit ihm) mit zwei fremden Welten konfrontiert: Sein ehemaliger Studienkollege Stephen Collins (Ben Affleck) ist inzwischen Abgeordneter im Kapitol. Ausgerechnet der gerät in einen Skandal, in eine Verschwörung, die weitreichender ist, als es zunächst den Anschein hat. Wie weitreichend, das schauen Sie sich am besten selbst an in den gut zwei Stunden Thriller-Unterhaltung auf DVD oder Blu-ray.

Die DVD hat wahlweise die englische Originaltonspur mit der markanten Stimme des Russell Crowe, die viel zur Atmosphäre beiträgt, dazu die deutsche und die türkische Synchronisation. Das Zusatzmaterial ist mit den 'unveröffentlichten Szenen' und einem knapp 20-minütigen 'Making-Of von State of Play' übersichtlich gehalten, aber informativ. Dort erfahren wir beispielsweise, dass der erfahrene Kameramann Rodrigo Prieto (siehe ALEXANDER 2004, BROKEBACK MOUNTAIN 2005 oder BABEL 2006) das Leben des Zeitungsjournalisten mit sanften Bildern und unscharfen Hintergründen eingefangen hat, wären die Auftritte des Politikers Collins mit digitalen Kameras und deutlich mehr Tiefenschärfe dargestellt wurden. Freunde des Politthrillers können sich übrigens auf Prietos nächsten Auftrag freuen, denn seit September 2009 ist er mit der Fortsetzung WALL STREET 2 - MONEY NEVER SLEEPS beschäftigt.

Während Hauptdarsteller (und größtes Zugpferd des Films) Russell Crowe aus Wellington/Neuseeland stammt, kommt Regisseur Kevin Macdonald aus Glasgow/Schottland. Auch wenn Macdonald - geboren 1967 - noch nicht zu den alten Hasen im Filmgeschäft gehört und seine Karriere mit Dokumentarfilmen begann, so kann er mit DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND (2006) doch schon ein vielgelobtes, international erfolgreiches Werk vorweisen. Um das Puzzle für STATE OF PLAY komplett zu machen: Ursprünglich war es eine britische TV-Mini-Serie der BBC, die unter dem gleichen Titel für Begeisterung beim Publikum sorgte. Macdonald sagte sogar im Interview, er habe noch nichts Spannenderes im Fernsehen gesehen.

So weit wollen wir mit unserem Enthusiasmus um seine Spielfilm-Adaption der Grundidee von Drehbuchschreiber Paul Abbott (jetzt Produzent) nicht gehen. Aber es gibt einfach nichts auszusetzen an der spannenden Geschichte, der sorgfältigen Umsetzung, der wunderbaren Besetzung, die von Beginn an laufend neue, vertrautes Gesichter - wie Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Jason Bateman oder Jeff Daniels - hervorzaubert. Die Schauspieler werden von Szene zu Szene besser, spielen sich sichtlich warm und die Spannung heizt sich auch immer mehr auf, bis zu einem genugtuenden Finale, das mit einem Song von 'Creedence Clearwater Revival' abschließt. Was will man mehr?

Aber Vorsicht - schon ein Schild auf dem Schreibtisch des Zeitungsschreibers besagt: "Never trust an editor", traue keinem Redakteur. Falls Sie hinter der hier vergebenen 5-Sterne-Bewertung also auch eine Verschwörung vermuten, hilft nur eins: machen Sie sich mit einem zukünftigen Film-Zustellung von Video Buster ein eigenes Bild!

ungeprüfte Kritik

Gran Torino

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.11.2009
Walt Kowalski ist ein Miesepeter: "Runter von meinem Rasen!" knurrt er jedem entgegen, der seinem Grund und Boden zu nahe kommt. Alt ist er geworden, der Kriegsveteran. Clint Eastwood auch. Aber das ist nur Fassade. Hinter dem rassistischen Patrioten Walt verbirgt sich ein anderer Mensch, den es in GRAN TORINO (USA/Deutschland/Australien 2008) zu entdecken gilt. Und hinter der grau-geschminkten Filmfigur steckt ein Eastwood, der es als Regisseur und Hauptdarsteller immer noch drauf hat. Ein Eastwood, der seinen jüngeren Berufsgenossen zeigt, wie Filme gemacht werden.

Dabei stellt sich doch zu Beginn die Frage, wie wir Zuschauer ein ernsthaftes Interesse an diesem unsympathischen Kerl Walt entwickeln sollen, dessen 72er 'Ford Gran Torino' in der Garage verstaubt. Dessen einziger Zeitvertreib es ist, mit reichlich Bierdosen und abschätzigen Bemerkungen gegenüber seiner gesamten Umwelt den Tag auf der Veranda zu verbringen. Das 'DVD Magazin' (07/09) nennt ihn einen "fremdenfeindlichen Miesepeter", "griesgrämig, verbittert, rassistisch, xenophob". Die 'Zeit' (01/09) beschreibt ihn als "verbitterten Kriegsveteran" und der 'Spiegel' (03/09) ebenso als "verbitterten Rentner".

Viel Verbitterung, die da beschrieben wird, zusammen mit einigen Stereotypen, die bereits über GRAN TORINO veröffentlicht wurden: Dirty Harry im Ruhestand, Eastwood demontiert seine eigene Legende, in einem veritablen Schuld-und-Sühne-Drama... "Go ahead, punk, make my day." In diese Richtung wollen wir hier nicht weiterschreiben. Eastwood wird es sicher nicht mögen, wenn man über ihn und seine Geschichten allzu sehr philosophiert. Walt Kowalski erst recht nicht.

Eigene stereotype Eigenarten seiner Leinwandfiguren greift Eastwood selbst auf und spielt sie ironisch aus. Selbstjustiz war ein großes Thema bei den fünf DIRTY HARRY Filmen (1971-88). Wie dem damaligen zynischen Cop Harry Callahan merkt man dem deutlich in die Jahre gekommenen nicht minder sarkastischen Walt Kowalski an, dass der Griff zur Waffe in Konfliktsituationen immer kurz bevor steht - und meist als das geeignetste Mittel erscheint. Um die Filmkritik zumindest einmal kurz beim Wort zu nehmen - so ist der Einsatz der Waffe mit wenig reflektierter Betrachtung ein wenig glorifizierend, verschafft ihr bloßer Anblick beim Aussteigen aus dem Auto doch eine Menge Respekt beim Gegenüber. Aber auch der Waffengebrauch wird in den knapp zwei Stunden Laufzeit noch ganz von allein in Frage gestellt werden. Die heißen Eisen des Films - das Leben gegen Ende des Lebens, das amerikanische Recht auf Waffenbesitz, die Fremdenfeindlichkeit - das sind die Themen, über die man nach dem Film noch lange diskutieren und nachdenken kann.

Erfolgsverwöhnt ist GRAN TORINO ohnehin schon. Von allen Seiten gelobt, landete er in den US-Kinocharts sofort an der Spitzenposition und hat inzwischen schon 150 Millionen Dollar eingespielt. In der 'IMDb - Internet Movie Database' ewigen Bestenliste ist er bereits auf Platz 76 geführt (keine Konkurrenz allerdings für Eastwoods ZWEI GLORREICHE HALUNKEN von 1966, der dort als viertbester Film aller Zeiten gilt). Die fortwährende Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit, fremdenfeindliche Bemerkungen im Umgang mit einander und absurde Nachbarschaftsstreitigkeiten... wie für ein deutsches Publikum gemacht. Manchmal muss man sich selbst ermahnen, bei den kaltschnäuzigen Kommentaren von Walt Kowalski - wie das mehrfach gegenüber den asiatischen Nachbarn gegrummelte "Bambusratten" (im Original "swamp rats") - nicht zu schmunzeln. Um das Werk nicht gänzlich wie eine Ein-Mann-Show darzustellen, sollte ganz nebenbei die beeindruckende schauspielerische Leistung der Familienmitglieder erwähnt werden.

Trockene Einzeiler, die Eastwood berühmt gemacht haben und ihn in der Filmgeschichte verewigt haben, die sparsamen aber treffsicheren Dialoge, die sind auch in GRAN TORINO das Salz in der in jedem Fall zu empfehlenden (Film-)Suppe. Für den Alltag eignen sich seine Sprüche eher nicht. Wir erinnern uns an einen privaten Bekannten, der mit Vornamen Clint heißt. Was für ein Geschenk von seinen Eltern! Wie alltagstauglich der Name allerdings ist, das müsste man ihn mal fragen. Wir fragen uns nach einem gelungenen Filmabend, wie alt Clint Eastwood nun eigentlich wirklich ist. Ein Blick auf das Video Buster Starportrait verrät seinen Geburtstag: 31. Mai 1930. Man sollte den ab und an simplen aber unaufdringlichen Alters-Lebensweisheiten aus Eastwoods Spätwerken vollste Beachtung schenken. Beachtung hat auch sein GRAN TORINO mehr als verdient. Um es wie Walt zu sagen: "Verdammt, ja."

ungeprüfte Kritik

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.10.2009
Setzen Sie Ihre Lesebrille auf, denn wir entführen Sie mit unserer 2D-Kritik in die 3D-Welten des Heimkinos. Den Verleihstart einer bunten Sci-Fi-Animationskomödie und eines modernen Jules-Verne-Filmabenteuers nehmen wir zum Anlass, einen kleinen Blick in die dreidimensionale Filmlandschaft zu werfen.

Verunsicherung, das ist das erste allgegenwärtige Gefühl bei Susan Murphy, die im Zentrum von MONSTER UND ALIENS (USA 2009) steht. Eigentlich sollte es der schönste Tag in ihrem Leben werden, die Hochzeit mit Nachrichtensprecher Derek. Doch die Hochzeitsgesellschaft guckt wie vom Blitz getroffen, als Susan auf dem Kirchenvorplatz von einem heranrasenden Meteor getroffen wird und haushoch heranwächst.

Verunsicherung, als der aufwändige Kinospaß aus dem erfolgreichen Hause 'Dreamworks' nach Deutschland kam. Hierzulande änderte man nämlich flux den englischen Originaltitel MONSTERS VS. ALIENS in harmonischeres MONSTER UND ALIENS. Man will doch nicht gleich die Schlacht zwischen den Mutierten und der feindlichen außerirdischen Lebensform an die große Glocke hängen! Im Film selbst bekommt man dann natürlich trotzdem viele 'Monster gegen Aliens' Action-Konfrontationen geboten, von denen eine Sequenz an der Golden-Gate-Brücke in San Francisco wahrlich spektakulär ist.

Verunsicherung bei den neuen 3D-Veröffentlichungen? Eine richtige Renaissance der 3D-Filme erleben wir momentan. Dabei ist die Erzeugung von räumlicher Tiefenwirkung durch 3D-Augengläser doch schon Jahrzehnte alt. Die rot-grün-gefärbten Pappbrillen tauchen z.B. immer dann auf, wenn das kulturelle Leben der 50er und 60er Jahre gezeigt wird: Erstaunte Gesichter von bebrillten Kinogängern, fast eine Ikone des technischen Filmfortschritts. MONSTER UND ALIENS zerstört eine Brücke (das Wahrzeichen der kalifornischen Metropole), schlägt jedoch auch eine Brücke, nämlich von den damaligen Filmmonstern zum heutigen High-End-Stand der CGI-Produktion, zu den 'Computer Generated Images' auf der höhe der Zeit. Fragt sich ob ein auf der DVD-Version mitgelieferter Spezialbeitrag über die dankbar eingesetzte Hardware-Leistung der Firmen 'HP' und 'Intel' für uns Zuschauer tatsächlich lehrreich ist, oder doch nur werbewirksam.

Da Sie im Kritiken-Forum an dieser Stelle aber bestimmt auch eine klare Bewertung zum Film MONSTER UND ALIENS erwarten, zusammengefasst unsere subjektive Meinung: Dieses Animationsfeuerwerk hat uns gut gefallen, weil es zu allererst einmal sehr kurzweilig ist, einige wirklich lustige Momente bietet und zahlreiche visuelle Einfälle. Im Original bringen sich zwei Serienstars mit viel Elan in ihre Sprechrollen ein: Hugh Laurie (alias 'Dr. House') als Dr. Cockroach, ein verrückter Wissenschaftler im Körper einer Kakerlake, und Kiefer Sutherland (aka 'Jack Bauer' aus '24') als General Monger. Die Zwei haben hörbar Spaß an ihren Charakteren. Sutherland hatte sich bereits zuvor in einer Simpsons-24-Folge in einer ähnlichen Sprechrolle vergnügt, als er Homer Simpson mit militärischem Drillton herumkommandierte. Jetzt holt er mit seinen anderen Synchronkollegen das Möglichste aus den animierten Figuren heraus. Reese Witherspoon gibt ihrer Susan Murphy die nötige Portion Sympathie und Seth Rogen ist als wabbelig-blauer B.O.B. ohnehin das große Highlight im Film. Allein das ist im wahrsten Sinne sehenswert. Obwohl uns auch B.O.B. an ein früheres TV-Format erinnert: 'Aaahh!!! Monster', ein Nickelodeon Cartoon von 1994 (in Deutschland bisher leider nur auf VHS erhältlich). Falls auch Sie sich an diese Fernsehserie erinnern können, werden Sie 'Krumm' kennen, einen dicken Kopffüßler, der seine Augäpfel in den Händen trug. Ein direktes Zitat - wir werten es wohlwollend als netten Seitenhieb und nicht als Plagiat - bringt B.O.B. in einer Szene mit seinem Auge in der ausgestreckten Hand.

Wenn wir Ihnen einen Vergleichsfilm nennen sollten, der diesem am nächsten kommt, so ist das MARS ATTACKS! von Tim Burton. Der hatte ja angeblich 1996 die beigelegten Zettel aus alten Kaugummipackungen benutzt, um sein Drehbuch zu entwickeln. Die Handlung aus MONSTERS UND ALIENS hätte sehr wohl auch von diesen Beilegern stammen können. Wie Kaugummi: bunt und süß mit treffsicherem Geschmack, kaut das Produkt allerdings streckenweise zu viele Science-Fiction-Vorbilder durch, so dass er nach einer Weile fad schmeckt und man sich schon überlegt, wann man ihn aus dem DVD-Player 'ausspuckt'. Denn wie so viele Animationsfilme dieser Art erwartet Sie ein Puzzle aus medialen Versatzstücken und Filmverweisen. Eine Fundgrube für Filmfreaks, in der die 'X-Akten' erwähnt werden, der Vulkanier-Gruß aus 'Star Trek' nicht fehlen darf, eine wunderbare Persiflage auf die Synthesizer-Melodie aus DIE UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART (1977) auftaucht und deren Protagonisten zusammengewürfelt wurden aus ANGRIFF DER 20 METER FRAU (1958), DIE FLIEGE (1958), DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) und BLOB - SCHRECKEN OHNE NAMEN (1958). Kein Sorge, wir verraten Ihnen nicht zu viel, denn es gibt noch massenhaft solcher Anspielungen zu entdecken. Wenn Sie also ein Fan dieser und anderer Sci-Fi-Trash-Meisterwerke sind, werden Sie MONSTER UND ALIENS zumindest bei einmaligem Anschauen genießen können. Vielleicht nehmen Sie diese filmische Begegnung danach wie wir zum Anlass, genannte Klassiker erneut wiederzuentdecken.

Wie auch immer: Die Macher Rob Letterman (Regisseur von GROSSE HAIE - KLEINE FISCHE, 2004) und Conrad Vernon (Regie bei SHREK 2, 2004) haben mit vereinten Kräften und Ideen dennoch - oder gerade wegen dieser Referenzen - eine größtenteils liebevoll gestaltete Hommage an die Zeit der ersten 3D-Werke und der klassischen Filmmonster erschaffen. Wir können ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie sich zu wenig um die Ausarbeitung der Figuren gekümmert hätten. Das Making-Of beispielsweise zeigt, wie hingebungsvoll sich die Beteiligten mit Selbstversuchen in die fiktive Welt hineingearbeitet haben und welche Sorgfalt sie auf Details gelegt haben.

Am Ende eines 2D- und 3D-Filmabends sind wir aber der Meinung, dass der beste Weg eines Spielfilms immer noch der ist, uns Zuschauer mit einer packenden Geschichte hineinzuziehen, um uns so die erdachte Welt real erscheinen zu lassen. Wenn die Handlung nicht wirklich überraschend ist und stattdessen eine Überfrachtung an visuellen Spielereien stattfindet, bleibt sie einfach nicht nachhaltig hängen. So wird es wie mit der Begegnung der MONSTER UND ALIENS eben 'nur' ein netter Filmabend. Auf den Punkt gebracht: Bleibt die Geschichte eindimensional, reißt es die 3D-Technik nicht heraus - Sie werden (ob mit oder ohne Effektbrille) sehen.

ungeprüfte Kritik

Drag Me to Hell

Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.10.2009
Verflucht! Sam Raimi kehrt zurück in unsere heimischen Player. Höllisch gut oder zum Gruseln schlecht? Wir haben einen Blick in die Abgründe seiner neuesten Schöpfung gewagt. Und damit Sie nicht über zu viele Vorabeinblicke ins Filmgeschehen von DRAG ME TO HELL (USA 2009) fluchen müssen, breiten wir nur etwas Entstehungsgeschichte und einige Filmmomente vor Ihnen aus, um Ihnen eine mögliche Filmbelieferungs-Zukunft vorauszusagen.

Unsere Filmheldin Christine Brown lernen wir in ihrer ersten Szene beim Fluch des modernen Alltags kennen: mitten im Berufsverkehr von Los Angeles. Gespielt wird die junge Bankangestellte von Alison Lohman (Jahrgang 1979), die tatsächlich aus Kalifornien, genauer gesagt aus Palm Springs stammt. Ein Heimspiel, so wirkt sie auf Anhieb auch in ihrer Rolle. Uns ist Lohmanns Gesicht aus dem Frauendrama WEISSER OLEANDER (2002) als Filmtochter von Michelle Pfeiffer in Erinnerung geblieben, vielleicht haben Sie sie schon mal in TRICKS (2003) neben Nicolas Cage oder in BIG FISH (2003) gesehen? Bei Sam Raimi jedenfalls ist sie die zentrale Figur, die wir 95 Minuten lang permanent begleiten werden. Ihr Schicksal geht auch gleich zu Herzen, die wichtigste Voraussetzung - die Identifikation mit der bedrohten Person - wird spielend gemeistert. Mit der zunächst vorgesehenen Schauspielerin Ellen Page (siehe HARD CANDY 2005 und JUNO 2007) hätten wir ganz bestimmt eine völlig andere Christine Brown zu Gesicht bekommen.

Ohne Ihnen den Handlungsverlauf oder einzelne Schreckmomente vorwegzunehmen (die im dunklen Fernsehzimmer ihre Wirkung erzielen!), nur soviel, falls Sie noch gar nicht im Bilde sind: Christine arbeitet bei der Kreditvergabe einer Zweigstelle und möchte ihren Job möglichst vorbildlich ausführen, gerade jetzt, da eine Beförderungsstelle winkt. Dann erscheint jedoch eine alte Zigeunerin (klasse: Lorna Raver) vor ihrem Schreibtisch, die um einen nochmaligen Kredit für ihr Häuschen bettelt. Christine lehnt ab und wird verflucht, nicht nur verbal, sondern wortwörtlich. Bereits am Ende des Arbeitstages wird sie im Parkhaus den Fluch der Alten bei eigenem Leib zu spüren bekommen...

Sam Raimi ist wirklich unglaublich! 1981 erschuf er den Low-Budget-Meilenstein THE EVIL DEAD - TANZ DER TEUFEL. Aus einer simplen Idee - eine befreundete Gruppe verbringt ein Wochenende in einer einsamen Waldhütte und erweckt das Böse - holte Raimi damals alles heraus. Filmzitate auf die gesamte (Horror-)Filmgeschichte, einfallsreiche Kamerafahrten, zielstrebig aufgebaute Spannung, wahnwitzige Splatter-Einlagen und immer wieder kontrastierender pechschwarzer Humor. So kam es, dass TANZ DER TEUFEL in den achtziger Jahren zu einem der meistdiskutierten Beschlagnahmungsfälle Deutschlands avancierte, der erst vor wenigen Jahren 'freigelassen' wurde. Der Geheimtipp wurde schnell zu einem Mythos, über den man seinerzeit sogar auf dem Schulhof sprach. Eine private Anekdote: Angeblich machte damals eine sagenumwobene Kopie des Films die Runde in der Schule, doch bekam sie kaum einer jemals zu sehen. Da haben wir Zuschauer es heutzutage doch wesentlich leichter, nicht nur dank Video Buster. Zeiten ändern sich.

Der Regisseur zitiert sich inzwischen selbst und lässt in DRAG ME TO HELL wieder einen Augapfel aus seiner Höhle schießen, nur wird dies heute mit einer milden 'FSK ab 16' Freigabe beurteilt. Raimi hat allerdings keinerlei Scheu vor mehr oder weniger ekeligen Einfällen und grotesken Effekten mit Körperflüssigkeiten verloren. Dieser Hinweis sollte als Warnung gelten, diesen Film nicht unvorbereitet anzuschauen und schon gar nicht während einer Mahlzeit, gleichzeitig aber auch als Empfehlung für die Anhänger dieser Filmgattung. Keine harte Horrorkost steht hier bereit, eher ein Mainstream-Vertreter des 'Fun-Splatter', der in der Tradition des dritten Teils der EVIL-DEAD-Saga, ARMY OF DARKNESS von 1992, steht. Schon zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 90er Jahre, soll Sam Raimi bereits mit seinem älteren Bruder und Co-Autor Ivan Raimi am Drehbuch zu Christines Verfluchung gebastelt haben. Kein gutes Zeichen, wenn ein Filmkonzept so lange im Regal liegenbleibt, doch in Raimis Fall sei dies seinem enormen Aufstieg in der Branche geschuldet. Schließlich war er mit drei SPIDER-MAN Verfilmungen reichlich beschäftigt und die nächsten Jahre sehen für ihn nicht weniger ereignisreich aus: Spätestens 2011 soll ein weiterer EVIL DEAD Ableger erscheinen, dazu ist SPIDER-MAN Nummer 4 und ein Projekt um die Filmrechte zum populärsten Online-Rollenspiel mit dem Arbeitstitel WARCRAFT in Planung.

Wie schön, dass Raimi seine lange gehegte Herzensangelegenheit nun verwirklichen konnte und uns hier auf DVD und Blu-ray serviert. Die liebevollen Ideen sind ihm nicht verloren gegangen, das zeigt das alte 'Universal' Logo aus den Anfangszeiten seiner Karriere zu Filmbeginn (nach dem Abspann lässt er ein weiteres Retro-Motiv der Produktionsfirma folgen). Die Details sind es, die DRAG ME TO HELL richtig sehenswert machen. Zahlreiche Anspielungen streut er in seine Filmbilder, versteckt in eingerahmten Bildern, Postern, sogar auf dem gut sichtbaren Nummernschild der Zigeunerin: '999-51', das sich umgekehrt liest: 'Is 666'. Wenn das keine Details sind, über die sich Filmfans im Nachhinein ausgiebig begeistert unterhalten können! Eine Handlungswendung Richtung Filmfinale war in unseren Augen nicht ganz so überraschend, daher verstehen Sie unsere lobenden Worte bitte nicht als Pflichtprogramm für jede Leih-Wunschliste. Aber wenn Sie das Genre mögen, werden Sie von der allgegenwärtigen Kreativität des Sam Raimi bestimmt nicht enttäuscht werden und mit dem Gesamtpaket (anschließend vielleicht auch mit dem Produktionstagebuch im Bonusmaterial) einen vergnüglichen Abend verbringen. DRAG ME TO HELL: verflucht unterhaltsam.

ungeprüfte Kritik

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.10.2009
Haben Sie im Frühjahr 2009 die 'Slumdog Millionär' Ehrung bei den 'Academy Awards' gesehen? Vielleicht ist diese Frage etwas altmodisch, schließlich kann man in Zeiten von Breitband-Internetzugängen solche TV-Auftritte jederzeit abrufen. Doch war es live im Februar ein ganz besonderer Moment. Der britische Regisseur Danny Boyle wurde für sein Werk geradezu mit Oscars(c) überschüttet und hatte am Ende der Verleihung beinahe eine Fußballmannschaft an goldenen Statuen zusammen. Achtmal gewann das Bollywood-Märchen, in den Kategorien 'Bester Film', 'Beste Regie', 'Beste Kamera', 'Bester Schnitt', 'Bester Ton', 'Beste Filmmusik', 'Bester Song', 'bestes adaptiertes Drehbuch'. Boyle wurde nicht nur für das Einfangen starker Momente auf Zelluloid geehrt, er brachte diesen lebensbejahenden Zauber an jenem Abend auch auf die Hochglanzbühne in Los Angeles, als er seine bunte Darstellerschar um sich versammelte. Gänsehaut garantiert.

Und der Film? Dem wurde im Video Buster Besprechungsforum bescheinigt, dass er zumindest im Kino zu einem großartigen Erlebnis wurde, das man auf dem Fernseher wohl nicht nachempfinden könnte. Das bringt uns auf den verstörenden wie genialen Regisseur David Lynch, der in einem satirischen iPhone-Pseudo-Werbespot zum Wohle der Filmwirtschaft verkündet: "Now if you're playing the movie on a telephone, you will never in a trillion years experience the film. You think you have experienced it, but you'll be cheated. It's such a sadness, that you think, you've seen a film on your fucking telephone. Get real!" - "Also wenn du den Film auf deinem Handy abspielst, wirst du den Film nicht mal in einer Billion Jahren erleben. Du denkst du hast ihn erlebt, aber du wurdest betrogen. Wirklich traurig, dass du denkst, du hättest einen Film auf deinem verfluchten Handy tatsächlich 'gesehen'. Werd vernünftig!"

Genug Rettung des Kinos und des Fernsehgeräts - geben wir dem SLUMDOG MILLIONÄR (Großbritannien 2008) eine Chance. Nicht auf dem Handy, aber auf dem heimischen Bildschirm. Schließlich hat Lynch mit TWIN PEAKS (1990-91) auch mal Großartiges im TV-Format präsentiert und dazu ist die Sendung 'Wer wird Millionär', um die sich in Danny Boyles Lovestory alles rankt, auch nur auf der Flimmerkiste zu verfolgen. Wer weiß, womöglich gibt das dem 'Slumdog' sogar einen noch authentischeren Rahmen.

Den Ton sollten Sie besonders laut aufdrehen, um die pulsierende Kulisse und den klangvollen Soundtrack hautnah mitzuerleben. Nicht zu laut, damit Sie den Film ohne protestierende Nachbarn 115 Minuten lang ohne Unterbrechung durch protestierende Nachbarn genießen können. Im indischen Mumbai würde sicherlich jegliche Musik aus den eigenen vier Wänden vom umgebenen Trubel geschluckt werden. Danny Boyle hat sich genau dorthin begeben, mitten hinein in das wogende Leben auf den Straßen, das nur zwischen 2 und 4 Uhr nachts zur Ruhe kommen würde, so seine Erfahrung. Dass die Alltagsszenerien seines Films so wirklichkeitsnah wirken, könne er den Originalschauplätzen verdanken. Kaum ein Bollywood-Film würde heute noch außerhalb der riesigen Studiogelände gedreht werden. Es sind besondere Bilder, die er zusammen mit Kameramann
Anthony Dod Mantle. Wir fühlen uns gleich erinnert an einen etwas zurückliegenden Film, der ebenso positiv von Kritikern aufgenommen wurde: CITY OF GOD (2002) von Fernando Meirelles, der ähnlich mit spielenden Kindern in einem Armenviertel beginnt, auch eine episodische Struktur hat und man ahnt, dass sich aus Liebe und Waffen etwas Bedrohliches entwickeln kann. In einer der ersten SLUMDOG MILLIONÄR Szenen sagt ein Polizist im Verhör zum Protagonisten Jamal Malik: "Money and women, the reasons to make most mistakes in life. Looks like you're mixed up with both." - " Geld und Frauen, dafür macht man die meisten Fehler in seinem Leben. Du hast offenbar Probleme mit beidem."

Ob sich der 'Slumdog' aus dieser Situation retten kann, das schauen Sie sich selbst an. Es stehen sogar drei Sprachfassungen zur Auswahl für Sie bereit, denn eine Stimme berichtet nach dem Starten der DVD-Fassung: "Diese DVD enthält eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Wenn Sie diese Fassung hören möchten, drücken Sie jetzt auf 'Enter'." Ein Zusatz zu den DVD und Blu-ray Fassungen des deutschen Lizenzinhabers 'Prokino', der lobenswert erwähnt werden sollte. Außerdem hat man sich Mühe gegeben bei der Synchronisation, hat die Einblendungen der Gameshow ins Deutsche übertragen. Leider hat man dadurch einerseits die vielen Nuancen des indischen Englischs verloren, andererseits sogar komplett auf viele (in der englischen Fassung) farbenfroh eingeblendeten Untertitel verzichtet und die Ton- und Bildfassung gleich vollständig eingedeutscht. Trauen Sie sich die recht schlichten englischen Dialoge zu, sollten Sie das Auswählen der Originalfassung erwägen. Die 'größte' kleine Szene für uns: Im Polizeipräsidium bekommt Jamal während des Verhörs vorgeworfen: "Meine fünfjährige Tochter kann das beantworten, aber du nicht!" Jamal wird dem Gesetzeshüter eine Gegenfrage aus seinem alltäglichen Umfeld stellen, die sein Gegenüber nicht beantworten kann. Jamas: "So in etwa jeder weiß das, selbst Fünfjährige." Was der 'Slumdog' gelernt hat, davon hat der Polizist keinen Schimmer. Was auch immer wir im Leben bis zum heutigen Tag gelernt haben, wir alle wissen ganz unterschiedliche Dinge und erleben Filme auf ganz unterschiedliche Weise. Welche Filmmomente Sie ganz persönlich berühren, Sie vielleicht an etwas Erlebtes erinnern - es werden nicht unsere liebsten Momente sein. Mit Sicherheit aber werden Sie mit dem SLUMDOG MILLIONÄR schöne Momente erleben, nur bitte nicht auf dem Handy. Wir kommen aus dem Heimkino, sind sehr angetan von der filmischen Begegnung und resümieren: Ob nun a), b), c) oder d) - die richtige Antwort lautet in diesem Fall: ansehen!

ungeprüfte Kritik

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.10.2009
Man könnte sagen: "Rattenscharf!" Wahrhaftig ein rattenscharfes Vergnügen für die ganze Familie. Nicht nur die Kleinen werden Spaß an diesem Animationsstreifen haben, sondern auch das 'ältere' Semester wird Gefallen an RATATOUILLE finden.

Überzeugend sind die gut inszenierten Gags, bei denen vor allem typische französische Klischees auf die Schippe genommen werden. Dieser Film ist humorvoll, actionreich und mit besonderer Liebe zum Detail umgesetzt worden. Man kann sagen, dass die Qualität dieser Animationskomödie in einigen Abschnitten durchaus neue Maßstäbe setzt. So z.B. in der erstklassigen Umsetzung der Mimik und Gestik des kleinen Filmhelden Remy. Auch die Aufnahmen einiger Gourmet-Speisen und die Darstellung von Remys Fell wirken nahezu real.

Der einzig negative Aspekt bleibt wohl, dass RATATOUILLE, trotz der ausgezeichneten technischen Umsetzung, an einigen Stellen etwas die Würze fehlt. Trotzdem kann RATATOUILLE durchaus mit Filmen wie FINDET NEMO mithalten und zählt eindeutig zu den besseren Filmen dieses Genres.

Viel Spass beim Film!

ungeprüfte Kritik