Bewertung und Kritik von
Filmfan "michaelsimon" am 03.10.2014Ich will hier mal gezielt die bisherigen negativen Kritiken aufgreifen, um den Film zu rechtfertigen: Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum maddy81 ein 3D-Computeranimationsfilm angegreift. Wem die 2D-Zeichentrickfilme besser gefallen (haben), der kann sich davon jede Menge, und vor allem Biene Maja, in den Schrank stellen. Das Tolle an dieser Art von Film ist doch die deutlich ausgefeiltere Darstellung. Die Filme wirken voller, nicht so "platt" und es gibt viel mehr Möglichkeiten für atemberaubende Action. Wenn die 2D-Maja den Bienenstock verlässt, gibt es nicht halb so viel tolle Flugactionszenen zu sehen, wie beim 3D-Barry. Um den Film spannend und interessant zu halten, ist man natürlich schon sehr weit vom realen Bienenleben weggegangen. Das fängt schon damit an, dass die Bienen Autofahren, Maschinen und Werkzeuge benutzen um den Honig zu produzieren und einer typischen industriellen Produktionsweise nachgehen. a24576 hat also völlig Recht mit seiner Kritik, allerdings zieht er einen völlig falschen Schluss daraus. Der Film ist sicher nicht geeignet, den Kindern zu zeigen, wie Honig in der Realität gemacht wird. awh7ll liegt daher mit seiner Kritik auch völlig daneben. Man muss ihm, 3i1vu5 und auch vqmuxd sagen, dass es dafür die "Sendung mit der Maus" am Sonntagmorgen gibt. "Bee Movie" will sicher keinen Biologie-Unterricht ersetzen. Im allgemeinen Gesellschaftsbild sind Bienen nun mal schwarz-gelb, auch wenn das nicht ganz der Realität entspricht. Dieser Film ist eine Fabel, ähnlich wie "Animal Farm - Aufstand der Tiere". Die menschliche Gesellschaft wird kritisiert. Um die Kritik "verdaulich" zu gestalten, werden statt Menschen Tiere benutzt. Die Bienen stehen für fleißige Arbeiter, die durch korrupte Manager- und Arbeitgebermachenschaften ausgebeutet und um die Früchte ihrer Arbeit betrogen werden. Damit greift der Film ein Motiv auf, was immer wieder, seit Beginn der industriellen Revolution, die Filmemacher beschäftigt. Besonders beeindruckend hat das natürlich Charlie Chaplin hinbekommen mit seinem Film "Moderne Zeiten". Barry B. Benson ist hier Vertreter der Arbeiterschaft, wie sie in Georg Herwegh verfasstem Gedicht des Bundesliedes für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein beschrieben ist: "Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still. Wenn dein starker Arm es will." Allerdings zeigt der Film aber auch, wie wichtig der Leistungsgedanke in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft ist. Das leistungslose, süße Leben, wo niemand mehr arbeiten muss, wie es ein überbordender Sozialstaat versucht umzusetzen, führt zu schwerwiegenden volkswirtschaftlichen Schäden. Damit ist der Film ein Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft, wie sie die neoliberale Freiburger Schule erdacht und von Ludwig Erhard als erfolgreichstem Bundeswirtschaftsminister politisch umgesetzt wurde. Außerdem macht der Film auf lustige Weise auf das sehr ernste Thema Bienensterben aufmerksam, wie ja chickenfreaky schon festgestellt hat. Das Thema ist immer wieder mal in den Medien präsent und "Bee Movie" versucht auf ungezwungene Weise für dieses Thema zu sensibilisieren. Wer sich da weiter informieren möchte, geht einfach mal auf die Webseite der Initiative "Deutschland summt!". Ebenfalls geht es um den generellen Umgang zwischen Mensch und Tier. Welche Rechte haben Tiere? Welche Pflichten ergeben sich daraus für uns Menschen? Die Giordano Bruno-Stiftung hat sich neben anderen Organisationen diesem Thema auf intelligente Weise gewidmet, wenn sie Grundrechte für Menschenaffen fordert. Auf YouTube gibt es mit dieser Überschrift ein interessantes Video dazu. Das es in dem Film zu wenige Gags gibt, kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich hält sich der reine Slapstick in Grenzen, dafür punktet der Film mit jeder Menge Wortwitz. Die vielen Anspielungen und Wortverdreh- und -entlehnungen rund um das Thema Bienen, Honig, Zucker und die Farben schwarz und gelb sind zum Schreien komisch. Das fängt schon beim Titel an, der ein Teekesselchen ist und setzt sich konsequent durch den ganzen Film fort. Rubeus stört die Liebesgeschichte zwischen Vanessa und Barry. Die Kritik ist völliger Blödsinn, denn es geht hier ja nicht um eine sexuelle Beziehung, sondern um eine platonische Liebe. Vanessa fühlt sich zu Barry hingezogen, weil beide die gleichen Interessen haben und weil Barry über einen unschlagbaren Wortwitz verfügt. Frauen fühlen sich zu Männern hingezogen, die sie zum Lachen bringen, mit denen sie sich intellektuell auf gleicher Ebene austauschen können und wo beide ähnliche Interessen und Zukunftspläne verfolgen. Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Beziehung zwischen Barry und Vanessa ist damit ebenfalls ein Plädoyer für eine Paarbeziehung, bei der es nicht in erster Linie um körperliche Nähe und Anziehung geht, sondern um innere Werte. Es ist natürlich kein Wunder, dass ausgerechnet im konservativen und prüden Amerika ein Film produziert wird, der auf solche Werte hinweist. Allerdings ist das mittlerweile ein Mainstream, der in vielen Filmen und Büchern aufgegriffen wird. Der seit der 68er-Bewegung immer weiter fortschreitenden Sexualisierung der Öffentlichkeit durch Medien und der immer freizügigeren und tabuloseren Gesellschaft wird ein konservatives Bild entgegen gesetzt, von der sich die Jugendlichen aktuell sehr angezogen fühlen. 'Kein Sex vor der Ehe' sind hier Schlagworte, wie sie auch in "Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht" propagiert werden. Die sonstige Kritik von Rubeus kann ich teilweise nachvollziehen: Tatsächlich sind einige Zoten für Kinder etwas zu heftig, daher ist der Film mit FSK-0 sicher völlig falsch eingestuft. FSK-6 oder -12 wäre sicher die Untergrenze, vor allem auch wegen der schnellen Sprünge in der Geschichte und der teilweise rasenden Bildgeschwindigkeit. Kleine Kinder kommen hier einfach nicht mit. xy1yju hat damit eine völlig verkehrte Sicht auf den Film. Die kessen Sprüche sind natürlich für die Eltern gedacht, die Kinder verstehen sie sowieso noch nicht - die achten eher auf die lustigen Animationen und knuffigen Figuren. Man muss hier also nicht zu stark den Moralapostel raushängen lassen. Für die Kleineren ist aber "Biene Maja" sicher die erste Wahl.
ungeprüfte Kritik