Paris im Frühsommer 1942. Der elfjährige Joseph Weismann (Hugo Leverdez), ein aufgeweckter, hübscher Junge mit Blondschopf und schelmischem Lächeln, ist auf dem Weg zur Schule. Bei einem Karussell unterhalb der schneeweißen Basilika Sacré Coeur bleibt er stehen und schaut eine Weile verträumt zu, wie gleichaltrige Kinder auf den bunten Holzpferdchen ihre Runden drehen. Als er bemerkt, dass ein deutscher Soldat ihn filmt, setzt Jo schnell seinen Weg fort. Dabei streift sein Blick ein Schild, auf dem 'Für Juden verboten' steht. Seit ein paar Tagen muss der kleine Jo einen Judenstern auf der Brust tragen. In vorauseilendem Gehorsam hat das Vichy-Regime unter Marschall Pétain nicht nur anti-jüdische Gesetze erlassen, die von der deutschen Besatzungsmacht wohlwollend registriert werden, sondern kürzlich sogar noch verschärft. Aber am Montmartre, dem dörflich anmutenden Arrondissement im Norden von Paris, ist wenig davon zu merken, dass die Rechte der jüdischen Bevölkerung immer weiter eingeschränkt werden. Die Menschen, die hier leben, sind freundlich und vorurteilsfrei. Nur die dicke Bäckersfrau an der Ecke schimpft Jo gern mal hinterher und findet die Judensterne praktisch, weil sie Jo und seine Kumpel jetzt leichter von den anderen frechen Bengeln im Viertel unterscheiden kann. Jo ist zu jung, um sich für die große Weltpolitik zu interessieren. Trotzdem spürt er, dass es falsch ist, was ihm und den Seinen widerfährt. Ein Schulfreund, den er wenig später trifft, versucht ihn aufzumuntern: Er solle sich nichts daraus machen, dass sie den gelben Stern tragen müssen, sie seien nun mal Juden - und stolz darauf! Josephs Vater Schmuel (Gad Elmaleh), der für Frankreich gegen die Deutschen gekämpft hat, ist überzeugter Trotzkist und bringt seine Familie mit der Herstellung von kleinen Sacré-Coeur-Modellen aus Gips finanziell über die Runden. Die Weismanns wohnen in einem Mietshaus, in dem jüdische und nicht-jüdische Familien einträchtig zusammenleben. Im lauschigen Innenhof sitzen die Frauen häufig strickend zusammen, während die Männer bei der Arbeit sind, es wird getratscht, Radio gehört, den Kindern beim Spielen zugesehen - und als Jo an diesem Tag von der Schule heimkommt, freut sich seine Mutter Sura (Raphaelle Agogué) über die Rationsmarken, die ihr Kleiner mitbringt. In der Familie kabbelt man sich darüber, wie die aktuelle Situation zu beurteilen ist. Jos ältere Schwester Rachel (Rebecca Marder) wirft ihrem Vater Untätigkeit vor und wünscht sich, sie wären alle längst nach Spanien geflüchtet. Mutter Sura, die für ein geringes Zubrot die Wäsche der reichen Nachbarsfamilie Traube bügelt, will davon nichts hören und wünscht sich, dass ihre Tochter aus 'Vom Winde verweht' vorliest; selbst wenn sie dann weinen müsse, sei das nicht schlimm, schließlich handele es sich um eine fiktive Geschichte. Während Jos jüngere Schwester Charlotte (Charlotte Driesen) nur ans Ballettüben denkt und untröstlich ist, als man ihr die weitere Teilnahme am Unterricht im Konservatorium verbietet, sieht Schmuel keinen Grund zur Sorge. Rebecca gibt zu bedenken, dass immer mehr Juden mit Berufsverboten belegt würden, darunter auch Professor Traube, und dass man sie in Frankreich mittlerweile als 'Unerwünschte' bezeichne. Sich endlich aus dem Staub zu machen, sei die einzige Lösung, findet Rebecca. "Mit welchem Geld?", fragt Schmuel zurück. Frankreich gelte in ihrem Herkunftsland Polen nicht umsonst als Zufluchtsort für die Juden und außerdem sei Pétain kein Kosake. Ende der Diskussion! Doch unbemerkt von den Weismanns braut sich über ihren Köpfen ein politisches Gewitter zusammen, ziehen dunkle Wolken auf: Im engen Schulterschluss mit Pétains Stellvertreter Pierre Laval beschließen die deutschen Militärbefehlshaber, am 16. Juli eine Massenrazzia zu organisieren, bei der zunächst 28.000 Juden im Großraum Paris verhaftet und von Transitlagern aus in den Osten deportiert werden sollen. Die Operation 'Frühlingswind' wirft schon bald ihre Schatten voraus. Ein Gendarm, der mit der Concierge befreundet ist, die in Jos Wohnhaus nach dem Rechten sieht, berichtet ihr, dass die Behörden sich verdächtig intensiv mit der Judenkartei beschäftigen. Seine Befürchtung, dass eine große Verhaftungswelle bevorstehen könnte, veranlasst die Concierge (Catherine Allégret), mit der hochschwangeren Madame Zygler (Sylvie Testud) ein Warnzeichen zu vereinbaren: Sollte Gefahr im Verzug sein, werde sie - auch mitten in der Nacht - im Innenhof nach ihrer Katze rufen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Und tatsächlich: In den frühen Morgenstunden des 16. Juli 1942 beginnt eine perfekt organisierte Massenrazzia, in deren Verlauf 9000 französische Polizisten rund 13.000 Juden verhaften. Alleinstehende und kinderlose Ehepaare werden ins nördlich von Paris gelegene Transitlager Drancy gebracht, alle anderen werden im Vel'd'Hiv' genannten Winter-Velodrom, einem überdachten Radrennstadion in der Nähe des Eiffelturms, zusammengepfercht. Dort müssen 7000 Menschen – Männer, Frauen und kleine Kinder, Alte, Schwangere, Säuglinge und Kranke – fünf endlose Tage ohne Wasser, Nahrung und nennenswerte medizinische Versorgung verbringen. Während Dr. Sheinbaum (Jean Reno), der selbst zu den Verhafteten gehört, angesichts des unvorstellbaren Leids sein Menschenmöglichstes leistet, erkennt die evangelische Rotkreuzschwester Annette Monod (Mélanie Laurent) entsetzt, zu welchen unmenschlichen Auswüchsen viele ihrer Landsleute und die Kollaborateure des Vichy-Regimes fähig sind. Soweit möglich unterstützt sie Jo, seine Familie und deren Freunde. Ihr Herz verliert sie allerdings an den mutterlosen kleinen Nono. Der jungen Anna Traube (Adèle Exarchopoulos) verhilft sie sogar zur Flucht aus dem Vel'd'Hiv'. Als am fünften Tag der Weitertransport der 7000 Insassen in das Transitlager von Beaune-La-Rolande südlich von Paris angeordnet wird, entschließt sich Annette Monod, Jo und seine Familie, Dr. Sheinbaum sowie den kleinen Nono zu begleiten. Es wird eine Reise ins Ungewisse, auch wenn ein französischer Offizier Josephs Vater Schmuel Weismann auf Ehre und Gewissen schwört, dass die jüdischen Gefangenen auf keinen Fall außer Landes gebracht würden...
Ohne Vorwarnung beginnt in den frühen Morgenstunden des 16. Juli 1942 im Großraum Paris eine beispiellose Massenrazzia. Unter den verhafteten Juden ist der elfjährige Joseph Weismann. Seine ebenso unglaubliche wie wahre Geschichte, in der zwischen Glück und Tragik immer nur ein Wimpernschlag liegt, inspirierte die Regisseurin Rose Bosch ('1492 - Die Eroberung des Paradieses') zu ihrem bewegenden Film 'Die Kinder von Paris'. Die 'Rafle du Vel'd'Hiv' (Razzia des Winter-Velodroms) - eines der dunkelsten Kapitel der französischen Geschichte - wurde lange Zeit ähnlich tabuisiert wie der Algerienkrieg. Historisch korrekt und mit großer Anteilnahme schildert Rose Bosch in 'Die Kinder von Paris' das authentische Schicksal des kleinen Jo, zeigt in bewegenden Bildern neben dem Leid der Opfer auch die Hilfsbereitschaft jener Menschen, die ihren jüdischen Landsleuten zur Seite standen. An der Spitze eines wunderbaren Ensembles agiert Weltstar Jean Reno ('22 Bullets', 'Leon der Profi') in einer ungewöhnlich sanften Rolle, während 'Inglourious Basterds' Entdeckung Mélanie Laurent als couragierte Rotkreuzschwester erneut fasziniert. Allein in Frankreich lockte der Film drei Millionen Zuschauer in die Kinos und stieß einen gesellschaftlichen Diskurs an, der Rose Bosch in ihrer Überzeugung bestätigte, dass diese Geschichte endlich erzählt werden musste. Als einer der Favoriten geht 'Die Kinder von Paris' am 25. Februar 2011 ins Rennen um die 36. Césars.
Weiterlesen »
Paris in the early summer of 1942. Eleven-year-old Joseph Weismann (Hugo Leverdez), a bright, handsome boy with blond hair and a mischievous smile, is on his way to school. He stops at a carousel below the snow-white Sacré Coeur basilica and watches dreamily for a while as children of the same age do their laps on the colorful wooden horses. When he notices that a German soldier is filming him, Jo quickly continues on his way. His gaze brushes against a sign that reads 'Forbidden for Jews'. For a few days now, little Jo has had to wear a Jewish star on his chest. In anticipatory obedience, the Vichy regime under Marshal Pétain has not only enacted anti-Jewish laws, which are benevolently registered by the German occupying forces, but has recently even tightened them. But at Montmartre, the village-like arrondissement in the north of Paris, there is little sign that the rights of the Jewish population are being increasingly restricted. The people who live here are friendly and unprejudiced. Only the fat baker's wife on the corner likes to scold Jo and finds the Jewish stars practical because she can now distinguish Jo and his buddies more easily from the other cheeky boys in the neighborhood. Jo is too young to be interested in big world politics. Nevertheless, he feels that what is happening to him and his family is wrong. A school friend he meets a little later tries to cheer him up: he shouldn't worry about the fact that they have to wear the yellow star, they are Jews - and proud of it! Joseph's father Shmuel (Gad Elmaleh), who fought for France against the Germans, is a convinced Trotskyist and makes ends meet for his family financially by producing small Sacré-Coeur models made of plaster. The Weismanns live in an apartment building where Jewish and non-Jewish families live together in harmony. In the secluded courtyard, the women often sit together knitting while the men are at work, they gossip, listen to the radio, watch the children play - and when Jo comes home from school that day, his mother Sura (Raphaelle Agogué) is happy about the ration stamps her little one brings. In the family, there is bickering about how to assess the current situation. Jo's older sister Rachel (Rebecca Marder) accuses her father of inaction and wishes they had all fled to Spain long ago. Mother Sura, who irons the laundry of the rich neighboring Traube family for a small extra income, doesn't want to hear anything about it and wants her daughter to read from 'Gone with the Wind'; even if she then has to cry, that's not a bad thing, after all, it's a fictional story. While Jo's younger sister Charlotte (Charlotte Driesen) only thinks about ballet practice and is inconsolable when she is forbidden to continue attending classes at the conservatory, Schmuel sees no reason to worry. Rebecca points out that more and more Jews are being banned from working, including Professor Traube, and that they are now called 'undesirables' in France. Finally getting out of the way is the only solution, Rebecca thinks. "With what money?" asks Shmuel. It is not for nothing that France is considered a place of refuge for Jews in her country of origin, Poland, and besides, Pétain is not a Cossack. End of the discussion! But unnoticed by the Weismanns, a political storm is brewing over their heads and dark clouds are gathering: in close cooperation with Pétain's deputy Pierre Laval, the German military commanders decide to organize a mass raid on July 16, in which 28,000 Jews are to be arrested in the greater Paris area and deported from transit camps to the East. Operation Spring Wind is about to cast its shadow. A gendarme who is friends with the concierge, who is checking on Jo's apartment building, tells her that the authorities are suspiciously intensively involved with the Jewish file. His fear that a large wave of arrests could be imminent prompts the concierge (Catherine Allégret) to agree on a warning sign with the heavily pregnant Madame Zygler (Sylvie Testud): If danger is imminent, she will call for her cat in the courtyard - even in the middle of the night - which in reality does not exist. And indeed: in the early morning hours of July 16, 1942, a perfectly organized mass raid began, in the course of which 9,000 French police officers arrested around 13,000 Jews. Single and childless couples are taken to the Drancy transit camp north of Paris, while all others are crammed together in the Vel'd'Hiv' winter velodrome, a covered cycling stadium near the Eiffel Tower. There, 7000 people – men, women and small children, the elderly, pregnant women, infants and the sick – have to spend five endless days without water, food and significant medical care. While Dr. Sheinbaum (Jean Reno), who is himself one of the arrested, does his utmost in the face of the unimaginable suffering, the Protestant Red Cross nurse Annette Monod (Mélanie Laurent) is horrified to realize the inhumane excesses of which many of her compatriots and the collaborators of the Vichy regime are capable. As much as possible, she supports Jo, his family and their friends. However, she loses her heart to the motherless little Nono. She even helps the young Anna Traube (Adèle Exarchopoulos) to escape from the Vel'd'Hiv'. When on the fifth day the transport of the 7000 inmates to the transit camp of Beaune-La-Rolande south of Paris is ordered, Annette Monod decides to accompany Jo and his family, Dr. Sheinbaum and little Nono. It will be a journey into the unknown, even if a French officer swears to Joseph's father Shmuel Weismann on honor and conscience that the Jewish prisoners will not be taken out of the country under any circumstances...
Without warning, an unprecedented mass raid begins in the early morning hours of July 16, 1942 in the greater Paris area. Among the arrested Jews is eleven-year-old Joseph Weismann. His story, which is as incredible as it is true, in which there is always only a blink of an eye between happiness and tragedy, inspired director Rose Bosch ('1492 - The Conquest of Paradise') to make her moving film 'The Children of Paris'. The 'Rafle du Vel'd'Hiv' (Raid of the Winter Velodrome) - one of the darkest chapters in French history - was for a long time as taboo as the Algerian War. In 'The Children of Paris', Rose Bosch describes the authentic fate of little Jo in 'The Children of Paris' in a historically accurate and with great sympathy, showing in moving images not only the suffering of the victims but also the willingness to help of those people who stood by their Jewish compatriots. At the head of a wonderful ensemble, world star Jean Reno ('22 Bullets', 'Leon the Professional') acts in an unusually gentle role, while 'Inglourious Basterds' discovery once again fascinates Mélanie Laurent as a courageous Red Cross nurse. In France alone, the film attracted three million viewers to the cinemas and triggered a social discourse that confirmed Rose Bosch's conviction that this story finally had to be told. As one of the favorites, 'The Children of Paris' enters the race for the 36th Césars on February 25, 2011.
More »