Kritiken von "VideobusterRedaktion"

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.10.2009
Setzen Sie Ihre Lesebrille auf, denn wir entführen Sie mit unserer 2D-Kritik in die 3D-Welten des Heimkinos. Den Verleihstart einer bunten Sci-Fi-Animationskomödie und eines modernen Jules-Verne-Filmabenteuers nehmen wir zum Anlass, einen kleinen Blick in die dreidimensionale Filmlandschaft zu werfen.

Verunsicherung, das ist das erste allgegenwärtige Gefühl bei Susan Murphy, die im Zentrum von MONSTER UND ALIENS (USA 2009) steht. Eigentlich sollte es der schönste Tag in ihrem Leben werden, die Hochzeit mit Nachrichtensprecher Derek. Doch die Hochzeitsgesellschaft guckt wie vom Blitz getroffen, als Susan auf dem Kirchenvorplatz von einem heranrasenden Meteor getroffen wird und haushoch heranwächst.

Verunsicherung, als der aufwändige Kinospaß aus dem erfolgreichen Hause 'Dreamworks' nach Deutschland kam. Hierzulande änderte man nämlich flux den englischen Originaltitel MONSTERS VS. ALIENS in harmonischeres MONSTER UND ALIENS. Man will doch nicht gleich die Schlacht zwischen den Mutierten und der feindlichen außerirdischen Lebensform an die große Glocke hängen! Im Film selbst bekommt man dann natürlich trotzdem viele 'Monster gegen Aliens' Action-Konfrontationen geboten, von denen eine Sequenz an der Golden-Gate-Brücke in San Francisco wahrlich spektakulär ist.

Verunsicherung bei den neuen 3D-Veröffentlichungen? Eine richtige Renaissance der 3D-Filme erleben wir momentan. Dabei ist die Erzeugung von räumlicher Tiefenwirkung durch 3D-Augengläser doch schon Jahrzehnte alt. Die rot-grün-gefärbten Pappbrillen tauchen z.B. immer dann auf, wenn das kulturelle Leben der 50er und 60er Jahre gezeigt wird: Erstaunte Gesichter von bebrillten Kinogängern, fast eine Ikone des technischen Filmfortschritts. MONSTER UND ALIENS zerstört eine Brücke (das Wahrzeichen der kalifornischen Metropole), schlägt jedoch auch eine Brücke, nämlich von den damaligen Filmmonstern zum heutigen High-End-Stand der CGI-Produktion, zu den 'Computer Generated Images' auf der höhe der Zeit. Fragt sich ob ein auf der DVD-Version mitgelieferter Spezialbeitrag über die dankbar eingesetzte Hardware-Leistung der Firmen 'HP' und 'Intel' für uns Zuschauer tatsächlich lehrreich ist, oder doch nur werbewirksam.

Da Sie im Kritiken-Forum an dieser Stelle aber bestimmt auch eine klare Bewertung zum Film MONSTER UND ALIENS erwarten, zusammengefasst unsere subjektive Meinung: Dieses Animationsfeuerwerk hat uns gut gefallen, weil es zu allererst einmal sehr kurzweilig ist, einige wirklich lustige Momente bietet und zahlreiche visuelle Einfälle. Im Original bringen sich zwei Serienstars mit viel Elan in ihre Sprechrollen ein: Hugh Laurie (alias 'Dr. House') als Dr. Cockroach, ein verrückter Wissenschaftler im Körper einer Kakerlake, und Kiefer Sutherland (aka 'Jack Bauer' aus '24') als General Monger. Die Zwei haben hörbar Spaß an ihren Charakteren. Sutherland hatte sich bereits zuvor in einer Simpsons-24-Folge in einer ähnlichen Sprechrolle vergnügt, als er Homer Simpson mit militärischem Drillton herumkommandierte. Jetzt holt er mit seinen anderen Synchronkollegen das Möglichste aus den animierten Figuren heraus. Reese Witherspoon gibt ihrer Susan Murphy die nötige Portion Sympathie und Seth Rogen ist als wabbelig-blauer B.O.B. ohnehin das große Highlight im Film. Allein das ist im wahrsten Sinne sehenswert. Obwohl uns auch B.O.B. an ein früheres TV-Format erinnert: 'Aaahh!!! Monster', ein Nickelodeon Cartoon von 1994 (in Deutschland bisher leider nur auf VHS erhältlich). Falls auch Sie sich an diese Fernsehserie erinnern können, werden Sie 'Krumm' kennen, einen dicken Kopffüßler, der seine Augäpfel in den Händen trug. Ein direktes Zitat - wir werten es wohlwollend als netten Seitenhieb und nicht als Plagiat - bringt B.O.B. in einer Szene mit seinem Auge in der ausgestreckten Hand.

Wenn wir Ihnen einen Vergleichsfilm nennen sollten, der diesem am nächsten kommt, so ist das MARS ATTACKS! von Tim Burton. Der hatte ja angeblich 1996 die beigelegten Zettel aus alten Kaugummipackungen benutzt, um sein Drehbuch zu entwickeln. Die Handlung aus MONSTERS UND ALIENS hätte sehr wohl auch von diesen Beilegern stammen können. Wie Kaugummi: bunt und süß mit treffsicherem Geschmack, kaut das Produkt allerdings streckenweise zu viele Science-Fiction-Vorbilder durch, so dass er nach einer Weile fad schmeckt und man sich schon überlegt, wann man ihn aus dem DVD-Player 'ausspuckt'. Denn wie so viele Animationsfilme dieser Art erwartet Sie ein Puzzle aus medialen Versatzstücken und Filmverweisen. Eine Fundgrube für Filmfreaks, in der die 'X-Akten' erwähnt werden, der Vulkanier-Gruß aus 'Star Trek' nicht fehlen darf, eine wunderbare Persiflage auf die Synthesizer-Melodie aus DIE UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART (1977) auftaucht und deren Protagonisten zusammengewürfelt wurden aus ANGRIFF DER 20 METER FRAU (1958), DIE FLIEGE (1958), DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) und BLOB - SCHRECKEN OHNE NAMEN (1958). Kein Sorge, wir verraten Ihnen nicht zu viel, denn es gibt noch massenhaft solcher Anspielungen zu entdecken. Wenn Sie also ein Fan dieser und anderer Sci-Fi-Trash-Meisterwerke sind, werden Sie MONSTER UND ALIENS zumindest bei einmaligem Anschauen genießen können. Vielleicht nehmen Sie diese filmische Begegnung danach wie wir zum Anlass, genannte Klassiker erneut wiederzuentdecken.

Wie auch immer: Die Macher Rob Letterman (Regisseur von GROSSE HAIE - KLEINE FISCHE, 2004) und Conrad Vernon (Regie bei SHREK 2, 2004) haben mit vereinten Kräften und Ideen dennoch - oder gerade wegen dieser Referenzen - eine größtenteils liebevoll gestaltete Hommage an die Zeit der ersten 3D-Werke und der klassischen Filmmonster erschaffen. Wir können ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie sich zu wenig um die Ausarbeitung der Figuren gekümmert hätten. Das Making-Of beispielsweise zeigt, wie hingebungsvoll sich die Beteiligten mit Selbstversuchen in die fiktive Welt hineingearbeitet haben und welche Sorgfalt sie auf Details gelegt haben.

Am Ende eines 2D- und 3D-Filmabends sind wir aber der Meinung, dass der beste Weg eines Spielfilms immer noch der ist, uns Zuschauer mit einer packenden Geschichte hineinzuziehen, um uns so die erdachte Welt real erscheinen zu lassen. Wenn die Handlung nicht wirklich überraschend ist und stattdessen eine Überfrachtung an visuellen Spielereien stattfindet, bleibt sie einfach nicht nachhaltig hängen. So wird es wie mit der Begegnung der MONSTER UND ALIENS eben 'nur' ein netter Filmabend. Auf den Punkt gebracht: Bleibt die Geschichte eindimensional, reißt es die 3D-Technik nicht heraus - Sie werden (ob mit oder ohne Effektbrille) sehen.

ungeprüfte Kritik

Drag Me to Hell

Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.10.2009
Verflucht! Sam Raimi kehrt zurück in unsere heimischen Player. Höllisch gut oder zum Gruseln schlecht? Wir haben einen Blick in die Abgründe seiner neuesten Schöpfung gewagt. Und damit Sie nicht über zu viele Vorabeinblicke ins Filmgeschehen von DRAG ME TO HELL (USA 2009) fluchen müssen, breiten wir nur etwas Entstehungsgeschichte und einige Filmmomente vor Ihnen aus, um Ihnen eine mögliche Filmbelieferungs-Zukunft vorauszusagen.

Unsere Filmheldin Christine Brown lernen wir in ihrer ersten Szene beim Fluch des modernen Alltags kennen: mitten im Berufsverkehr von Los Angeles. Gespielt wird die junge Bankangestellte von Alison Lohman (Jahrgang 1979), die tatsächlich aus Kalifornien, genauer gesagt aus Palm Springs stammt. Ein Heimspiel, so wirkt sie auf Anhieb auch in ihrer Rolle. Uns ist Lohmanns Gesicht aus dem Frauendrama WEISSER OLEANDER (2002) als Filmtochter von Michelle Pfeiffer in Erinnerung geblieben, vielleicht haben Sie sie schon mal in TRICKS (2003) neben Nicolas Cage oder in BIG FISH (2003) gesehen? Bei Sam Raimi jedenfalls ist sie die zentrale Figur, die wir 95 Minuten lang permanent begleiten werden. Ihr Schicksal geht auch gleich zu Herzen, die wichtigste Voraussetzung - die Identifikation mit der bedrohten Person - wird spielend gemeistert. Mit der zunächst vorgesehenen Schauspielerin Ellen Page (siehe HARD CANDY 2005 und JUNO 2007) hätten wir ganz bestimmt eine völlig andere Christine Brown zu Gesicht bekommen.

Ohne Ihnen den Handlungsverlauf oder einzelne Schreckmomente vorwegzunehmen (die im dunklen Fernsehzimmer ihre Wirkung erzielen!), nur soviel, falls Sie noch gar nicht im Bilde sind: Christine arbeitet bei der Kreditvergabe einer Zweigstelle und möchte ihren Job möglichst vorbildlich ausführen, gerade jetzt, da eine Beförderungsstelle winkt. Dann erscheint jedoch eine alte Zigeunerin (klasse: Lorna Raver) vor ihrem Schreibtisch, die um einen nochmaligen Kredit für ihr Häuschen bettelt. Christine lehnt ab und wird verflucht, nicht nur verbal, sondern wortwörtlich. Bereits am Ende des Arbeitstages wird sie im Parkhaus den Fluch der Alten bei eigenem Leib zu spüren bekommen...

Sam Raimi ist wirklich unglaublich! 1981 erschuf er den Low-Budget-Meilenstein THE EVIL DEAD - TANZ DER TEUFEL. Aus einer simplen Idee - eine befreundete Gruppe verbringt ein Wochenende in einer einsamen Waldhütte und erweckt das Böse - holte Raimi damals alles heraus. Filmzitate auf die gesamte (Horror-)Filmgeschichte, einfallsreiche Kamerafahrten, zielstrebig aufgebaute Spannung, wahnwitzige Splatter-Einlagen und immer wieder kontrastierender pechschwarzer Humor. So kam es, dass TANZ DER TEUFEL in den achtziger Jahren zu einem der meistdiskutierten Beschlagnahmungsfälle Deutschlands avancierte, der erst vor wenigen Jahren 'freigelassen' wurde. Der Geheimtipp wurde schnell zu einem Mythos, über den man seinerzeit sogar auf dem Schulhof sprach. Eine private Anekdote: Angeblich machte damals eine sagenumwobene Kopie des Films die Runde in der Schule, doch bekam sie kaum einer jemals zu sehen. Da haben wir Zuschauer es heutzutage doch wesentlich leichter, nicht nur dank Video Buster. Zeiten ändern sich.

Der Regisseur zitiert sich inzwischen selbst und lässt in DRAG ME TO HELL wieder einen Augapfel aus seiner Höhle schießen, nur wird dies heute mit einer milden 'FSK ab 16' Freigabe beurteilt. Raimi hat allerdings keinerlei Scheu vor mehr oder weniger ekeligen Einfällen und grotesken Effekten mit Körperflüssigkeiten verloren. Dieser Hinweis sollte als Warnung gelten, diesen Film nicht unvorbereitet anzuschauen und schon gar nicht während einer Mahlzeit, gleichzeitig aber auch als Empfehlung für die Anhänger dieser Filmgattung. Keine harte Horrorkost steht hier bereit, eher ein Mainstream-Vertreter des 'Fun-Splatter', der in der Tradition des dritten Teils der EVIL-DEAD-Saga, ARMY OF DARKNESS von 1992, steht. Schon zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 90er Jahre, soll Sam Raimi bereits mit seinem älteren Bruder und Co-Autor Ivan Raimi am Drehbuch zu Christines Verfluchung gebastelt haben. Kein gutes Zeichen, wenn ein Filmkonzept so lange im Regal liegenbleibt, doch in Raimis Fall sei dies seinem enormen Aufstieg in der Branche geschuldet. Schließlich war er mit drei SPIDER-MAN Verfilmungen reichlich beschäftigt und die nächsten Jahre sehen für ihn nicht weniger ereignisreich aus: Spätestens 2011 soll ein weiterer EVIL DEAD Ableger erscheinen, dazu ist SPIDER-MAN Nummer 4 und ein Projekt um die Filmrechte zum populärsten Online-Rollenspiel mit dem Arbeitstitel WARCRAFT in Planung.

Wie schön, dass Raimi seine lange gehegte Herzensangelegenheit nun verwirklichen konnte und uns hier auf DVD und Blu-ray serviert. Die liebevollen Ideen sind ihm nicht verloren gegangen, das zeigt das alte 'Universal' Logo aus den Anfangszeiten seiner Karriere zu Filmbeginn (nach dem Abspann lässt er ein weiteres Retro-Motiv der Produktionsfirma folgen). Die Details sind es, die DRAG ME TO HELL richtig sehenswert machen. Zahlreiche Anspielungen streut er in seine Filmbilder, versteckt in eingerahmten Bildern, Postern, sogar auf dem gut sichtbaren Nummernschild der Zigeunerin: '999-51', das sich umgekehrt liest: 'Is 666'. Wenn das keine Details sind, über die sich Filmfans im Nachhinein ausgiebig begeistert unterhalten können! Eine Handlungswendung Richtung Filmfinale war in unseren Augen nicht ganz so überraschend, daher verstehen Sie unsere lobenden Worte bitte nicht als Pflichtprogramm für jede Leih-Wunschliste. Aber wenn Sie das Genre mögen, werden Sie von der allgegenwärtigen Kreativität des Sam Raimi bestimmt nicht enttäuscht werden und mit dem Gesamtpaket (anschließend vielleicht auch mit dem Produktionstagebuch im Bonusmaterial) einen vergnüglichen Abend verbringen. DRAG ME TO HELL: verflucht unterhaltsam.

ungeprüfte Kritik

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.10.2009
Haben Sie im Frühjahr 2009 die 'Slumdog Millionär' Ehrung bei den 'Academy Awards' gesehen? Vielleicht ist diese Frage etwas altmodisch, schließlich kann man in Zeiten von Breitband-Internetzugängen solche TV-Auftritte jederzeit abrufen. Doch war es live im Februar ein ganz besonderer Moment. Der britische Regisseur Danny Boyle wurde für sein Werk geradezu mit Oscars(c) überschüttet und hatte am Ende der Verleihung beinahe eine Fußballmannschaft an goldenen Statuen zusammen. Achtmal gewann das Bollywood-Märchen, in den Kategorien 'Bester Film', 'Beste Regie', 'Beste Kamera', 'Bester Schnitt', 'Bester Ton', 'Beste Filmmusik', 'Bester Song', 'bestes adaptiertes Drehbuch'. Boyle wurde nicht nur für das Einfangen starker Momente auf Zelluloid geehrt, er brachte diesen lebensbejahenden Zauber an jenem Abend auch auf die Hochglanzbühne in Los Angeles, als er seine bunte Darstellerschar um sich versammelte. Gänsehaut garantiert.

Und der Film? Dem wurde im Video Buster Besprechungsforum bescheinigt, dass er zumindest im Kino zu einem großartigen Erlebnis wurde, das man auf dem Fernseher wohl nicht nachempfinden könnte. Das bringt uns auf den verstörenden wie genialen Regisseur David Lynch, der in einem satirischen iPhone-Pseudo-Werbespot zum Wohle der Filmwirtschaft verkündet: "Now if you're playing the movie on a telephone, you will never in a trillion years experience the film. You think you have experienced it, but you'll be cheated. It's such a sadness, that you think, you've seen a film on your fucking telephone. Get real!" - "Also wenn du den Film auf deinem Handy abspielst, wirst du den Film nicht mal in einer Billion Jahren erleben. Du denkst du hast ihn erlebt, aber du wurdest betrogen. Wirklich traurig, dass du denkst, du hättest einen Film auf deinem verfluchten Handy tatsächlich 'gesehen'. Werd vernünftig!"

Genug Rettung des Kinos und des Fernsehgeräts - geben wir dem SLUMDOG MILLIONÄR (Großbritannien 2008) eine Chance. Nicht auf dem Handy, aber auf dem heimischen Bildschirm. Schließlich hat Lynch mit TWIN PEAKS (1990-91) auch mal Großartiges im TV-Format präsentiert und dazu ist die Sendung 'Wer wird Millionär', um die sich in Danny Boyles Lovestory alles rankt, auch nur auf der Flimmerkiste zu verfolgen. Wer weiß, womöglich gibt das dem 'Slumdog' sogar einen noch authentischeren Rahmen.

Den Ton sollten Sie besonders laut aufdrehen, um die pulsierende Kulisse und den klangvollen Soundtrack hautnah mitzuerleben. Nicht zu laut, damit Sie den Film ohne protestierende Nachbarn 115 Minuten lang ohne Unterbrechung durch protestierende Nachbarn genießen können. Im indischen Mumbai würde sicherlich jegliche Musik aus den eigenen vier Wänden vom umgebenen Trubel geschluckt werden. Danny Boyle hat sich genau dorthin begeben, mitten hinein in das wogende Leben auf den Straßen, das nur zwischen 2 und 4 Uhr nachts zur Ruhe kommen würde, so seine Erfahrung. Dass die Alltagsszenerien seines Films so wirklichkeitsnah wirken, könne er den Originalschauplätzen verdanken. Kaum ein Bollywood-Film würde heute noch außerhalb der riesigen Studiogelände gedreht werden. Es sind besondere Bilder, die er zusammen mit Kameramann
Anthony Dod Mantle. Wir fühlen uns gleich erinnert an einen etwas zurückliegenden Film, der ebenso positiv von Kritikern aufgenommen wurde: CITY OF GOD (2002) von Fernando Meirelles, der ähnlich mit spielenden Kindern in einem Armenviertel beginnt, auch eine episodische Struktur hat und man ahnt, dass sich aus Liebe und Waffen etwas Bedrohliches entwickeln kann. In einer der ersten SLUMDOG MILLIONÄR Szenen sagt ein Polizist im Verhör zum Protagonisten Jamal Malik: "Money and women, the reasons to make most mistakes in life. Looks like you're mixed up with both." - " Geld und Frauen, dafür macht man die meisten Fehler in seinem Leben. Du hast offenbar Probleme mit beidem."

Ob sich der 'Slumdog' aus dieser Situation retten kann, das schauen Sie sich selbst an. Es stehen sogar drei Sprachfassungen zur Auswahl für Sie bereit, denn eine Stimme berichtet nach dem Starten der DVD-Fassung: "Diese DVD enthält eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Wenn Sie diese Fassung hören möchten, drücken Sie jetzt auf 'Enter'." Ein Zusatz zu den DVD und Blu-ray Fassungen des deutschen Lizenzinhabers 'Prokino', der lobenswert erwähnt werden sollte. Außerdem hat man sich Mühe gegeben bei der Synchronisation, hat die Einblendungen der Gameshow ins Deutsche übertragen. Leider hat man dadurch einerseits die vielen Nuancen des indischen Englischs verloren, andererseits sogar komplett auf viele (in der englischen Fassung) farbenfroh eingeblendeten Untertitel verzichtet und die Ton- und Bildfassung gleich vollständig eingedeutscht. Trauen Sie sich die recht schlichten englischen Dialoge zu, sollten Sie das Auswählen der Originalfassung erwägen. Die 'größte' kleine Szene für uns: Im Polizeipräsidium bekommt Jamal während des Verhörs vorgeworfen: "Meine fünfjährige Tochter kann das beantworten, aber du nicht!" Jamal wird dem Gesetzeshüter eine Gegenfrage aus seinem alltäglichen Umfeld stellen, die sein Gegenüber nicht beantworten kann. Jamas: "So in etwa jeder weiß das, selbst Fünfjährige." Was der 'Slumdog' gelernt hat, davon hat der Polizist keinen Schimmer. Was auch immer wir im Leben bis zum heutigen Tag gelernt haben, wir alle wissen ganz unterschiedliche Dinge und erleben Filme auf ganz unterschiedliche Weise. Welche Filmmomente Sie ganz persönlich berühren, Sie vielleicht an etwas Erlebtes erinnern - es werden nicht unsere liebsten Momente sein. Mit Sicherheit aber werden Sie mit dem SLUMDOG MILLIONÄR schöne Momente erleben, nur bitte nicht auf dem Handy. Wir kommen aus dem Heimkino, sind sehr angetan von der filmischen Begegnung und resümieren: Ob nun a), b), c) oder d) - die richtige Antwort lautet in diesem Fall: ansehen!

ungeprüfte Kritik

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.10.2009
Man könnte sagen: "Rattenscharf!" Wahrhaftig ein rattenscharfes Vergnügen für die ganze Familie. Nicht nur die Kleinen werden Spaß an diesem Animationsstreifen haben, sondern auch das 'ältere' Semester wird Gefallen an RATATOUILLE finden.

Überzeugend sind die gut inszenierten Gags, bei denen vor allem typische französische Klischees auf die Schippe genommen werden. Dieser Film ist humorvoll, actionreich und mit besonderer Liebe zum Detail umgesetzt worden. Man kann sagen, dass die Qualität dieser Animationskomödie in einigen Abschnitten durchaus neue Maßstäbe setzt. So z.B. in der erstklassigen Umsetzung der Mimik und Gestik des kleinen Filmhelden Remy. Auch die Aufnahmen einiger Gourmet-Speisen und die Darstellung von Remys Fell wirken nahezu real.

Der einzig negative Aspekt bleibt wohl, dass RATATOUILLE, trotz der ausgezeichneten technischen Umsetzung, an einigen Stellen etwas die Würze fehlt. Trotzdem kann RATATOUILLE durchaus mit Filmen wie FINDET NEMO mithalten und zählt eindeutig zu den besseren Filmen dieses Genres.

Viel Spass beim Film!

ungeprüfte Kritik

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.09.2009
Wir wollen Sie nicht langweilen und wiederholen uns nur ungern, doch leider müssen wir Ihnen schon wieder eine 5-Sterne Clint-Eastwood-Kritik vorsetzen. Zuletzt gab es die vorbehaltlose Empfehlung für Eastwoods GRAN TORINO (gedreht in Michigan im Juli 2008), jetzt folgt der deutsche Verleihstart seiner Regiearbeit DER FREMDE SOHN (gefilmt in Kalifornien von Oktober bis Dezember 2007).

Einen Tipp und zwei Warnhinweise gibt es vorab: Schriftsteller Umberto Eco sagt man nach, er habe oft eine Hürde für seine Leser eingebaut. Ein paar Dutzend hochintellektuelle Seiten als Einstieg, um manch Ungeduldigen von seinem Werk fernzuhalten. Von DER FREMDE SOHN - oder CHANGELING, wie er im Original heißt - hört man Ähnliches. Der Film würde behäbig anfangen und würde es dem Publikum nicht leicht machen, in das Geschehen hineingezogen zu werden. Stimmt. Lassen Sie sich aber bloß nicht abschrecken! Weder vom Inhalt, der eine zwar tragische aber unspektakulär anmutende Geschichte einer alleinerziehenden Mutter in den 1920er Jahren vorstellt, noch vom Beginn des Films, der in der Tat etwas antiquiert in die Gänge kommt und sich seine Zeit nimmt, Mutter und Sohn in ihrem Umfeld vorzustellen.

Anders - und hier sind wir bei der ersten Warnung - erging es einer Person aus dem Verwandtschaftskreis, von der man hörte, dass sie noch während der ersten Filmstunde mit sich haderte, aus dem Kinosaal zu fliehen. Sie ist Mutter eines Jungen, der etwa im gleichen Alter ist wie Walter Collins (Jungschauspieler Gattlin Griffith), der im Film plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Für Eltern, denen das aufgezeigte Schicksal an einem vermeintlich gemütlichen Filmabend ebenso nahe gehen könnte, sollte Eastwoods Drama womöglich in die Kategorie 'Horror' eingeordnet werden.

Die weniger dramatische Warnung betrifft die Laufzeit von 136 Minuten. Das fordert bei Video Buster nicht etwa einen Überlängenzuschlag ein, wie wir es von manchen Kinoketten inzwischen gewohnt sind. Was diese Länge jedoch fordert, ist die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers. DER FREMDE SOHN eignet sich nicht für zwischendurch, nicht für nebenbei. 'Action' wird man hier vergeblich suchen, dieses Wort wurde selbst während der Dreharbeiten gestrichen. Das auf DVD und Blu-ray mitgelieferte Making-of zeigt einen schönen Einblick in die Arbeitsweise des Regisseurs Eastwood: Er habe in fünfzig Jahren Filmerfahrung gelernt, produktive Vorschläge, die von außen herangetragen werden, dankend anzunehmen und das Projekt dagegen vor störenden Einflüssen zu schützen. Auch hätte er erkannt, dass ein Schauspieler beim Wort 'Action' vor laufender Kamera die aufgebaute Identifikation mit der Rolle abwirft. Die Darsteller - das bestätigt auch Hauptakteurin Angelina Jolie im Interview - seien auf einen Schlag abgelenkt und würden sich bewusst, dass sie lediglich schauspielern. Das Wahrhaftige ginge verloren.

Durch den Verzicht auf 'Action' gewinnt nicht nur die Atmosphäre am Set, sondern auch Eastwoods Spielfilmergebnis, denn man kann sich frei von Ablenkungen vollends auf die Geschichte einlassen, auf das Einzelschicksal einer Frau namens Christine Collins. Durch den beschriebenen gemächlichen Einstieg geschieht das ganz unbewusst und eh man sich versieht, vergisst man Raum und Zeit. Filme, die diese Wirkung entfalten, haben nicht weniger als fünf Sterne verdient.

Der langsame aber stetige Spannungsaufbau ist aber keineswegs langweilig, denn Eastwood hat mit seinen erfolgreichen Produzenten Brian Grazer und Ron Howard (der aus Termingründen die Regie abgab), ein liebevoll gestaltete Milieu in der Stadt Los Angeles ab März 1928 gestaltet. Es fängt schon mit dem 'Universal' Logo an, das in der damaligen Schwarz-Weiß-Gestaltung wiederbelebt wird. Die schwarz-weiße Eröffnungsszene färbt sich kurz darauf ein, während der Zuschauer eintaucht in eine Welt, in der Telefonistinnen noch auf Rollschuhen ihrer Arbeit nachgingen. Obwohl die Dekorationen nachgebaut und Teile der historischen Architektur digital hinzugefügt wurden, ist der Fall der Mutter, die ihren Sohn vermisst und von der Polizei in L.A. einen 'fremden Sohn' zurück erhält, vollkommen authentisch.

Drehbuchautor J. Michael Straczynski ist es zu verdanken, dass wir von Christine Collins erfahren. Er stieß auf eine alte Gerichtsakte mit erhörmitschriften und verschwand daraufhin selber - allerdings nur in die Archive, für ein Jahr zu den Akten aus der damaligen Zeit. So wie er beim Wälzen dieser Aufzeichnungen nach und nach eine immer packendere Kriminalgeschichte um den verschwundenen Jungen, um einen korrupten Polizeiapparat und tapfere Neinsager freilegte, so bekommen auch wir von Szene zu Szene eine immer faszinierendere Geschichte vorgetragen. Und gegen das Jahr des Schreibers Straczynski in journalistischer Abgeschiedenheit, wirken die 136 Minuten mit Angelina Jolie und einer beeindruckenden Darstellerriege von John Malkovich über Colm Feore, Jeffrey Donovan bis Michael Kelly im Vergleich wie eine kurze Erzählung am Lagerfeuer, begleitet von Clint Eastwoods komponiertem Soundtrack. Eine Geschichte, der man gerne lauscht und die vor dem Schlafengehen gleichermaßen fesselt wie nachhaltig fasziniert. Ein Dank für diese Entdeckung an Herrn Straczynski, an das Filmteam und an Herr Eastwood, der im Alter ohne 'Action' auskommt, der sich nie wiederholt und erst recht nicht langweilt.

ungeprüfte Kritik

Frost/Nixon

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.09.2009
Ist es ein Fernsehinterview? Ist es ein Theaterstück? Nein, es ist eine Hollywood-Großproduktion! Das ursprüngliche Wortduell zwischen dem TV-Moderator David Frost und dem ehemaligen (37.) US-Präsidenten Richard Nixon hat sich in den zurückliegenden Jahren gewandelt. Ob diese Transformation sein Gutes hat? Ein wenig Skepsis ist wohl wie generell beim Blick auf das nationale und internationale Politgeschehen angebracht. Muss man etwas - das im Original ohnehin in Bild und Ton festgehalten wurde - neu inszenieren, um es besser verständlich oder konsumierbar zu machen?

Kurz gesagt ist FROST/NIXON (USA/GB/Frankreich 2008) ein zweistündiger Spielfilm über ein TV-Gespräch, das im März 1977 über den Zeitraum von zwölf Tagen aufgezeichnet wurde. Wenn Sie diese Zeilen lesen, könnten Sie vorab einen ähnlichen Gedanken haben, wie die Kollegin, die dem Schreiber dieser Kritik gegenüber sitzt: "Das klingt ja nicht sehr spannend." Die volle 5-Sterne-Punktzahl vergibt hingegen ein Video Buster Mitglieder in der Kritik, mit der Einschränkung: "Man muss aber auch Interesse am Thema und ein bisschen Hintergrundwissen mitbringen sonst kann man teilweise nicht folgen (...)".

Hintergrundwissen hat im Leben noch nie geschadet. Zum Thema Richard Nixon (1913-1994), über sein Leben, seine Amtszeit, den Angriff auf Kambodscha und Laos sowie über den Watergate-Skandal kann man sich sogar filmisch sehr einfach und unterhaltsam weiterbilden, naheliegend mit Oliver Stones NIXON (USA 1995). Der Untertitel dieses fast doppelt so langen Mammutportraits: 'Der Untergang eines Präsidenten'. Die Hoffnung auf ein Happy-End wird nicht zu erfüllen sein, auch nicht im Frost/Nixon-Gefecht. Wenn man allerdings bedenkt, dass beide Filme der Kategorie 'Biopic' (der biografische Film) angehören, können Sie eine Dramaturgie erwarten, die vielen fiktiven Werken in Nichts nachstehen.

Frost gegen Nixon, das Fernsehinterview, war seinerzeit eine Mediensensation, heute ist es in Vergessenheit geraten. Der britische Journalist David Frost (geboren 1939, dargestellt von Michael Sheen) ist in die Fernsehgeschichte eingegangen, ins vorherrschende Gedächtnis der (deutschen) Bevölkerung hat er wohl eher nicht Einzug erhalten. So hat die Verfilmung von Regisseur Ron Howard - siehe THE DA VINCI CODE 2006 oder seinen Oscar(c) Gewinn für A BEAUTIFUL MIND 2001 - zusammen mit Produzent Brian Grazer durchaus seine Berechtigung. Grazer bewies kürzlich schon mit Clint Eastwoods DER FREMDE SOHN (2008), dass sich eine authentische Geschichten gut in eine dramatische Inszenierung verpacken lässt, wenn man talentierte Filmschaffenden engagiert. Auch dort können Sie eine unspektakuläre Inhaltsangabe lesen, hinter der sich allerdings ein beachtliches Filmerlebnis verbirgt.

In Deutschland haben in jüngerer Vergangenheit schon völlig harmlose TV-Kanzlersprüche für Furore gesorgt. Nixon hat sich im verbalen Schlagabtausch mit Moderator Frost zu einer weitaus spektakuläreren Äußerung hinreißen lassen als etwa "Hol' mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik ich hier." Zumindest eins haben die zwei Staatsmänner gemeinsam: Sie werden gerne zu Comedy-Zwecken herbeizitiert. Nixons Spitzname 'Dick' liefert im englischen einiges Humorpotential, auch taucht sein Kopf hin und wieder in den Animationsfolgen der TV-Serie FUTURAMA (1999) von 'Simpsons'-Erfinder Matt Groening auf. An die 'Simpsons' wird sich der ein oder andere auch erinnern, wenn man den vollständigen Namen Richard Milhous Nixon hört. Die Karikatur Nixons als Gummimaske war beim Banküberfall in GEFÄHRLICHE BRANDUNG (1991) dabei, Christina Ricci trug eine solche bei den Verführungsversuchen eines Nachbarsjungen in Ang Lees DER EISTTURM (1997), und schließlich tauchte der Bowling-spielende Nixon als Postermotiv in THE BIG LEBOWSKI (1998) auf. Nixon als Popkultur-Ikone, die man sich im Internet bestellen kann.

Dass sich seine Biografie auch ohne all diese mehr oder weniger humoristischen Fundstücke durchaus spannend in einem Spielfilm erzählen lässt, das beweist FROST/NIXON. Möglicherweise werden Sie wie wir nach einer langen Oliver-Stone/Ron-Howard-Filmnacht nicht überwältigt sein. Aber interessant, lehrreich, gekonnt in Szene gesetzt ist der nun auf DVD und Blu-ray im Verleih erhältliche Film - der einst ein Fernsehinterview und kürzlich noch ein Theaterstück von Drehbuchautor Peter Morgan war - allemal. Auch dank den Auftritten von Nebendarstellern wie Oliver Platt und Kevin Bacon, dem beeindruckend-akribischen Ausstattungsdesign von Michael Corenblith, den Bildern von Kameramann Salvatore Totino und der Musik von Hans Zimmer.

Lassen Sie sich also nicht abhalten von einer FROST/NIXON Begegnung, weder von den eigenen Vorurteilen, noch von unseren Worten. Im Anschluss können Sie einen Vergleich mit den originalen TV-Aufnahmen im Bonusmaterial erleben und einen Making-Of-Bericht mit dem Nixon-Darsteller Frank Langella, der sich an den Drehtagen durchgehend mit "Mr. President" anreden ließ und vollkommen in seiner Rolle aufging. Das zahlt sich aus. Nixon mag der einzige Präsident der Vereinigten Staaten sein, der jemals von seinem Amt zurückgetreten ist, Sie sollten hingegen nicht vom Vorhaben eines Filmabends zurücktreten, der einem sogar noch mehr beschert als bloß "ein bisschen Hintergrundwissen".

ungeprüfte Kritik

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.08.2009
"Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Falls Sie auf Lösegeld aus sind, kann ich Ihnen versichern, ich habe kein Geld. Aber was ich habe, sind einige ganz besondere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ich mir im Laufe vieler Jahre angeeignet habe. Fähigkeiten, die mich zum Albtraum machen für Leute wie Sie. Wenn Sie meine Tochter jetzt gehen lassen, ist die Sache erledigt. Ich werde nicht nach Ihnen suchen, ich werde nicht Jagd auf Sie machen. Aber wenn nicht, werde ich nach Ihnen suchen. Ich werde Sie finden - und ich werde Sie töten."

Im Leben hat man immer eine Wahl. Liam Neeson stellt in der Rolle des besorgten Vaters Bryan Mills am Telefon einen der Entführer vor die Wahl. Der Verbrecher entscheidet sich... für die falsche. Sie hingegen können eine richtige treffen: mit dem Griff zu 96 HOURS (Frankreich 2008). Der Regisseur, Pierre Morel, stand vor diesem geradlinigen Selbstjustiz-Thriller 1. für den Produzenten und Autor, Luc Besson, einige Male hinter der Kamera und 2. saß er selbst schon mal im Regiestuhl. Mit GHETTOGANZ - DIE HÖLLE VON PARIS trat er 2004 eine Action-Kettenreaktion los, die einen beim Anschauen der Einleitungsszene schon nicht mehr loslässt, auch wenn die Handlung noch so absurd gerät. Völlig überdreht, aber gut gedreht. Die Vorstadt-Kletterer, die 'Parkour' zu einer echten Sportart werden ließen, zeigen hier all ihr Können und Morel setzt sie gekonnt in Szene.

Zurück zu Liam Neeson und seiner Version der 'Hölle von Paris': Der droht dem Kidnapper per Mobiltelefon, zu dessen schlimmstem Albtraum zu werden. Filmerinnerungen werden wach, an die 80er Jahre, als Stallone in RAMBO III (1988) einem russischen Offizier auf die Frage "Wer sind Sie?" per Funk entgegen knurrt: "Ihr schlimmster Albtraum". Die 80er-Filmjahre scheinen tatsächlich wieder aufzuleben in 96 HOURS, dessen französischer Originaltitel ohnehin schon englisch war und mit dem Begriff TAKEN (in etwa 'weggenommen' oder 'fortgeschafft') das Schicksal der geliebten Tochter und das 'rote Tuch' unseres Helden in einem Wort noch trockener auf den Punkt bringt.

Liam sieht rot wie einst Charles Bronson (EIN MANN SIEHT ROT 1974) oder Clint Eastwoods (DIRTY HARRY 1971), noch ein Filmjahrzehnt zurück. Der Zuschauer hingegen sieht sich kaum satt an all den mal kleinen Kampf-Choreografien, mal großangelegten Autoverfolgungsjagden in einem Außenbezirk und sogar im Zentrum von Paris. Am erstaunlichsten: Im Bonusmaterial 'Le Making-Of' gibt Pierre Morel kleinlaut zu, dass ein Auto während eines Straßenstunts demoliert wurde - aber keine Sorge, es ist nicht im Film zu sehen. Unglaublich: ein junger wilder Regisseur verzichtet zur Steigerung des Realitätsgehalts hier und da auf ein Autowrack! Wer hätte gedacht, dass die Einsicht einmal kommt, dass uns Zuschauer nicht der Umfang der Zerstörung mitfiebern lässt, sondern glaubhaft-motivierte Figuren und gekonnte Schnittfolgen. Schnelligkeit, darauf kommt es Morel allerdings an und so vergeht denn auch das DVD- oder Blu-ray-gewordene Endergebnis mit seinen anderthalb Stunden rasend schnell.

Dazu hat die 'Freiwillige Selbstkontrolle' im Gegensatz zur physischen Gewalt eines Bronson, Eastwood oder Stallone offensichtlich Gnade mit dem auf Rache sinnenden Vater und gibt den viertägigen Feldzug gegen die Menschenhändler als 'FSK ab 16' frei. Obwohl dieser doch genauso gnadenlos ausfällt, wie im internationalen 'Harder Cut', der in England ab 18 eingestuft wurde. Ob das Diskussionen unter den Filmfans entfacht, wie einst die FSK-16-Freigabe von WRONG TURN (2003)? Wir jedenfalls wollen nicht weiter über 96 HOURS aka TAKEN diskutieren. Über einen Bewertungsstern Abzug hatten wir kurz nachgedacht, wegen einiger Schönheitsfehler, wie der doch sehr unverblümt-glorifizierenden Rachegeschichte, der einseitigen Gut-gegen-Böse-Darsteller, der durch die zeitliche Straffung teils unglaubwürdige Handlungsverlauf, oder der 'Green-Screen'-computergenerierten Hintergründe z.B. bei Autofahrten, die alles nicht ganz so grimmig wirken lassen wie die 70er/80er Vorbilder. Da war die Suche nach der entführten Ehefrau des Harrison-Ford-Charakters in Roman Polanskis FRANTIC (1987) noch etwas überraschender, der Amerikaner in der französischen Hauptstadt (ohne Dolmetscher, Wörterbuch, oder "ganz besonderen Fähigkeiten") noch ausgelieferter. Aber im Leben hat man ja immer eine Wahl und was ist schon perfekt?

Unsere Wahl: Auch wenn wir Ihre Erwartungen - falls Sie 96 HOURS noch nicht auf die Wunschliste gesetzt haben - womöglich etwas zu hoch hängen, kommt das gesamte Video Buster Team nach einer demokratischen Spontanumfrage auf eine überzeugte volle Punktzahl. Unser Grafiker sagt: "Der bessere Bond. Fünf Sterne." Unsere Vertriebsassistentin meint: "Fünf Sterne gibt's auch von mir. Super spannend und die Zeit im Kino verging wie im Flug." Ein Kollege aus dem Versand: "Ein-Mann-Armee räumt Frankreich auf. Auf jeden Fall fünf Sterne." Unsere Lagerverwaltung: "In diesem Jahr auf jeden Fall einer der besten Filme. Fünf Sterne? Wenn nicht der - wer dann?" Unser Team wünscht Ihnen gute Unterhaltung mit Liam 'Ich mach euch fertig' Neeson und damit diese Kritik nicht in '96 Zeilen' umbenannt wird sind auch wir... fertig.

ungeprüfte Kritik

Juno

Drama, Komödie

Juno

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.08.2009
Die selbstbewusste und offenherzige Juno (Ellen Page) wird mit 16 Jahren ungewollt schwanger. Wer jetzt ein Drama oder eine kitschige Komödie erwartet, liegt sicherlich falsch. Nicht immer realistisch, jedoch mit einem gewissen Charme und witzigen Dialogen hebt sich JUNO von den typischen Teeniekomödien ab. In der Hautrolle überzeugt die zierliche Ellen Page, die schon in HARD CANDY als vermeintliche Unschuld glänzen konnte. Die relativ unsentimentale Darstellung der Situation und das böse Mundwerk von Juno entlocken dem Zuschauer immer wieder ein kleines Lächeln.

Die Besetzung der Nebenrollen ist ohne Zweifel sehr gelungen. Neben der großartigen Ellen Page glänzen J.K. Simmons als Vater und Michael Cera als schüchterner Freund und Vater ihres Babys. Den Oscar für das beste Drehbuch gewann JUNO zu recht. Die Dialoge geben dem Film das gewisse Etwas. Ohne sie wäre JUNO nicht das was es ist, da die rein visuellen Aktivitäten auf ein Minimum begrenzt wurden.

Fazit: Wer seine Lachmuskeln strapazieren möchte, wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Zu empfehlen ist dieser Film allen, die auf charmant, freche und spritzige Dialoge stehen.

ungeprüfte Kritik

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
Harry Potter darf auf gar keinen Fall in die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zurückkehren! Wie gut, dass diese Warnung von Hauself Dobby keine Wirkung zeigte. Gut für uns Zuschauer, beschwerlich für Harry Potter. Was musste er nach dem ersten Zusammentreffen mit Dobby in DIE KAMMER DES SCHRECKENS alles durchmachen! Wir werfen mit Ihnen einen Blick ins Denkarium und lassen (Film-)Erlebnisse und Erinnerungen zurückkehren.

Haben Sie einen persönlichen besonderen Potter-Moment? 'Wo waren Sie...' wird oft im Zusammenhang mit historischen Ereignissen gefragt. Wo wir waren, als wir das erste Mal den Namen Harry Potter gehört haben, daran können wir uns nicht erinnern. So beeindruckend wie ein erster Kuss war das Zusammentreffen nicht, zugegeben. An den ersten Kuss von Harry Potter allerdings können wir uns erinnern, als wäre es gestern geschehen. Es war genau hier, im Film HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX (GB/USA 2007), als sich die Münder von Harry und Cho Chang trafen. Die Darsteller Daniel Radcliffe und Katie Leung wurden daraufhin sogar bei den MTV-Movie-Awards 2008 für den besten Filmkuss nominiert - so groß war der Jubel beim Publikum.

Der Brite David Yates, der sich zuvor mit TV-Produktionen und Serien hervorgetan hatte, inszenierte die Verfilmung des fünften Bands. Von Februar bis Dezember 2006 liefen seine Dreharbeiten. Wir waren enorm gespannt, was er nach den Filmen des amerikanischen Kollegen Chris Columbus (DER STEIN DER WEISEN 2001 und DIE KAMMER DES SCHRECKENS 2002), des Mexikaners Alfonso Cuarón (DER GEFANGENE VON ASKABAN 2004) und im Anschluss an Mike Newells DER FEUERKELCH (2005) in die Bilderwelten des Potter-Universums einbringen kann. Der erste Moment: Harry auf einem Spielplatz bei sonnigem Wetter, dann die erste Konfrontation, die Verdunklung des Himmels - das ließ beim ORDEN DES PHÖNIX auf so manch erinnerungswürdige Szene hoffen.

Der erste Moment, an dem Autorin J.K. Rowling über Harry Potter nachdachte, soll an einem Bahnsteig stattgefunden haben. Das lasen wir vor langer Zeit in einem Bericht. Ob es am Bahnsteig 9 3/4 war? Während einer Zugverspätung soll sie über das Leben des Zauberschülers nachgedacht und die ersten Zeilen auf der Fahrt nach London niedergeschrieben haben, bis sie am Potter-Bahnhof 'King's Cross' eintraf. Ob das zur Legendenbildung gehört, wie die Information, dass Hauptdarsteller Daniel Radcliffe den ersten Band gar nicht zu Ende lesen wollte? Oder die Meldung des 'Spiegel': Schauspieler Michael Gambon (Hogwarts Direktor Dumbledore) hat kein einziges Buch von Joanne K. Rowling gelesen! Dramatisch? Zumindest sollte eine jede der inzwischen sechs Verfilmungen - losgelöst von seinen berühmten Buchvorlagen - auch als Spielfilm ganz für sich funktionieren.

Daniel Radcliffe soll trotz seiner anfänglichen Lese-Unwilligkeit später einmal erwähnt haben, dass der dritte Roman ihm am besten gefallen habe. Jedenfalls hat uns auch der dritte Film, DER GEFANGENE VON ASKABAN, überzeugt. Er bot die stimmungsvollen Bilder des ersten Teils in Verbindung mit solch abgründigen Szenen, die Teil zwei so düster werden ließen und dort für Kürzungen in der deutschen DVD-Veröffentlichung sorgten. Die Zeitsprung-Idee beispielsweise, die filmdramaturgische Umsetzung solcher Momente, alles in perfekter Balance. Auch wenn sich bei den Video Buster Mitarbeitern, die flammende Anhänger der Bücher sind, der Frust über Eingriffe in die Literaturvorlage breit machte. Kürzungen ja - Abweichungen nein! Der vierte Streich, DER FEUERKELCH, erhielt anschließend auf jeden Fall genügend packende und unterhaltsame Abschnitte durch die Höhepunkte des 'Trimagischen Turniers'. Die Stimmung dort kippte allerdings schon merklich und man konnte sich mit der Auferstehung Voldemorts auf den Beginn eines neuen Abschnitts in Harrys Leben und in der Filmreihe einstellen.

'Vor uns liegen dunkle, schwere Zeiten, Harry. Schon bald müssen wir uns entscheiden zwischen dem richtigen Weg... und dem Leichten.' So klingen noch Dumbledores mahnende Worte in unseren Ohren, als der fünfte Film DER ORDEN DES PHÖNIX mit dem Angriff zweier Dementoren eine bedrohliche Szenerie heraufbeschwört. Vorbei die Zeiten der 'FSK ab 6' Freigaben, vorbei die Teenie-Zeit des Harry Potter. Hier erwartet uns der Ernst des Lebens und ebenso ernst geht es nun zur Sache, wenn es - wie ein Pressetext ankündigte - ' zum fürchterlichen Showdown zwischen Gut und Böse' kommt.

Dass dieser Kampf nicht ohne Verluste ausgehen wird, dass uns mit dem sechsten Film der Reihe, HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ (2009) ein keineswegs fröhlicher Fortgang der Geschichte bevorsteht, ist sicher. Das hat optimistisch gesehen auch sein Gutes: Im Independent-Schwarz-Weiß-Film CLERKS - DIE LADENHÜTER von 1994 sah Videothekar Randal die Star-Wars-Episode DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) als den besten Teil der Filmreihe. Warum? Er endet so deprimierend. Das wäre so wahrhaftig wie das echte Leben, eine Aneinanderreihung von Tiefpunkten. ('It ends on such a down note. I mean, that's what life is, a series of down endings.') Harry, Ron und Hermine wird es jedenfalls nicht davon abhalten, den nächsten Herausforderungen mutig zu begegnen. Und uns werden die Schwachstellen des fünften Teils nicht abhalten, auch auf die noch drei ausstehenden Spielfilme gespannt zu warten -> Jahr 6 im Juli 2009, Jahr 7 in zwei Filmen im November 2010 sowie Juli 2011.

Harry beendet den ORDEN DES PHÖNIX mit den Worten: 'Auch wenn ein Kampf vor uns liegt, haben wir Eines, was Voldemort nicht hat: Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.' ('We've got one thing, that Voldemort doesn't have: Something worth fighting for.') An dieser Stelle versprachen wir, einen Tag nach dem Kinostart von HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ sofort einige Meinungen aus den Reihen der Video Buster Mitarbeiter auf dieser Seite zu veröffentlichen. So sei es! Da hört man bei uns am 17. Juli 2009: 'Das ist für Fans eine bittere Enttäuschung. Manche Umsetzungen gehen gar nicht.' Entscheidende Passagen des sechsten Buches wären einfach unter den Tisch gefallen, obwohl sie doch so wichtig für die Entwicklung in Richtung des finalen Buches sind. Wo sind Fleur und Bill? Was wird aus der Hochzeit? Wo ist der Zauberminister? Warum bekommt Neville Longbottom nur einen Satz? Fragen über Fragen, die hier den Rahmen sprengen würden. Allerdings gibt es auch Positives, denn auf mehr Zwischenmenschliches werde wert gelegt, Horace Slughorn sei mit Jim Broadbent perfekt besetzt und Draco Malfoys Darsteller Tom Felton sei in seiner Zerrissenheit ganz ausgezeichnet. Eine fantastische Ausstattung bringt noch einmal eine Steigerung der Filmreihe, während J.K. Rowlings Vorlage ein wenig in den Hintergrund treten muss. Gut für den Film? Urteilen Sie selbst. Expecto Patronum!

ungeprüfte Kritik

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
"Nach etwa sechs Tagen spürte ich wirklich, dass dieser Film etwas Besonderes wird. Das ist die beste Arbeit, die ich je gemacht habe. Und es ist einer der besten Regisseure, mit denen ich je gearbeitet habe. Als der Film im Kasten war, war ich unglaublich stolz darauf." Das resümiert Mickey Rourke im DVD-Interview über seine Rolle des Wrestlers 'The Ram' in Darren Aronofskys Film, der bei den 65. Filmfestspielen in Venedig mit dem 'Goldenen Löwen' ausgezeichnet wurde. Weder der Aussage des Comeback-Hauptdarstellers noch den zahlreichen Filmpreisen, die THE WRESTLER (USA/Frankreich 2008) seit seiner Venedig-Premiere im September 2008 eingeheimst hat, ist von unserer Seite etwas hinzuzufügen. Somit endet unsere Kritik an dieser Stelle mit einem gedachten Applaus in Richtung des Filmteams.

...Falls Sie noch einen Moment für einige weitere Zeilen haben, berichten wir Ihnen etwas subjektiver von unserem Filmabend mit dem 'Wrestler'. Wenig von der Handlung wollen wir wieder einmal verraten, denn schon im Vorfeld des Verleihstarts gab es unter den Video Buster Mitgliedern einen schriftlichen Schlagabtausch, wie viel man vorab überhaupt von den Lebensumständen rund um Randy 'The Ram' Robinson preisgeben dürfte. Von den Berichten um diesen filmischen Sensationserfolg ausgehend, stellt sich die Frage, ob man mit einem Einblick in die biografische Entwicklung des Schauspielers Rourke nicht ohnehin schon mit dem Schicksal des Showkämpfers vertraut ist.

Der Regisseur Darren Aronofsky, der uns zuvor mit seinem unkonventionellen, schwarz-weißen Mathematik-Verschwörungsthriller PI (1998) und dem visuell virtuosen Junkie-Drama REQUIEM FOR A DREAM (2000) beglückt hatte, bremste das Wachstum seiner Fangemeinde 2006 mit dem verstiegenen THE FOUNTAIN ein wenig aus. Jetzt besteigt Darren wieder den Filmzirkus-Ring, zeigt sich in Topform und kann auf Showeinlagen oder augenwischerische Posen gänzlich verzichten. Sein neuer Film wirkt so schlicht-wunderbar und innovativ erzählt, wie es sich sein Publikum erhofft. Jegliches Klischee, dem man begegnet, sei aus dem realen Bezug zum Beruf und Alltag der Wrestler und Stripper entstanden, berichtet der Produzent glaubhaft. Nicht zuletzt hat Rourke viele Erfahrungen aus der eigenen Boxkarriere in sein Handeln und autobiografischen Trennungsschmerz in seine Dialoge einfließen lassen.

Über die Wirkung dieses einfachen, einfach berührenden Films lässt sich kaum streiten lässt. Eher lässt sich darüber grübeln, wem der Applaus gebührt: Dem Casting, das Rourke vom Boden aufhob und auf die Leinwand stellte, das Marisa Tomei einen weiteren genialen Auftritt beschert hat. Den Schauspielern selbst, die alles geben und alles zeigen. Dem zurückhaltenden Filmscore-Komponisten Clint Mansell mit den Gitarrenparts von Slash und dem 80er-Rocksong-Revival. Der französischen Kamerafrau Maryse Alberti, die mit permanenter Handkamera eine einfache Szene im heruntergekommenen Wohnwagen oder an einem trostlosen Bartresen in intensive Momente verwandelt. Dem Regisseur, der mit seinem Willen zur Umsetzung und seinem Gespür fürs Geschichtenerzählen ein erfolgreiches Ziel verfolgte. Die Beteiligten sprachen davon, wie doch das Dasein eines Wrestlers dem einer Nachtclub-Tänzerin ähnelt, wenn sie sich einen Künstlernamen zulegen, sich durch ihre Körperlichkeit definieren und auf die faszinierten Blicke ihrer Zuschauer aus sind. Etwas Ähnlichkeit mit einem Wrestling-Showabend hat doch auch das Filmemachen an sich, wenn es uns fesseln will und um unsere Gunst wirbt. Der Unterschied der meisten Wrestling-Veranstaltungen zur Inszenierung von THE WRESTLER: Hier vergisst man schnell, dass alles gespielt ist. Hier wirkt alles 'echt'.

Um am Ende dieser Punktwertung weniger emotional und etwas sachlicher zu werden, zitieren wir zwei Meinungen. Eine stammt von einem Video Buster Kritiker, der seine Enttäuschung kommentiert: "Außerdem wirkt der ganze Film wie ein B-Movie." Dazu ist zu sagen, dass wir ein B-Movie vor uns haben. THE WRESTLER wurde mit gerade einmal fünf Millionen Dollar Budget umgesetzt, mit minimalen Gagen für die Besetzung, ohne Trailerpark-Unterbringung an den Sets, mit zahlreichen Laiendarstellern, in nur 35 Drehtagen an ebenso vielen Drehorten. Ein B-Movie, was die Mittel angeht, ein C-Ambiente inmitten der Turnhallen-Ringkämpfe, ein 1A-Ergebnis. Noch ein Zitat, das aus der 'Frankfurter Allgemeinen' stammt, lesen Sie in der Filmvorschau: "So intensiv, dass man den Blick nicht mehr abwenden kann." So ist es.

"Don't call it a comeback" sang Rapper LL Cool J in den 90ern. Vielleicht gilt das auch für Mickey Rourke, der nach eigener Aussage seit 14 Jahren keine ordentliche Rolle mehr bekam, aber trotzdem nie wirklich vergessen war. Gelingt dem Wrestler 'The Ram' das Comeback? Diese Frage stellt sich der Betrachter des ausgezeichneten Filmportraits, das auch diejenigen ansprechen sollte, die nie ein Interesse an Hulk Hogan, an Bret Hart, am Undertaker entwickeln konnten. Mit der erste Filmminute nehmen sowohl Darren, wie Mickey, wie die fiktive Figur Randy jeder für sich Anlauf für einen neuerlichen Siegeszug. Wie lange dieser allerdings anhält, wie viele Kämpfe, wie viele Filme das gutgeht, das werden wir erleben. Sie können THE WRESTLER ab sofort auf DVD und Blu-ray erleben und an dieser Stelle mit den eigenen Worten ringen, die diesen bewegenden 105 Filmminuten gerecht werden.

ungeprüfte Kritik

RocknRolla

Action, Krimi

RocknRolla

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.07.2009
Die Leute fragen: Was is'n RocknRolla? Und ich sag's Ihnen: Es geht nicht um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme. Oh nein! Da geht's um viel mehr, mein Freund. Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben. Der eine auf die Kohle, der andere auf die Drogen, wieder andere auf den Sex, den Glamour oder den Ruhm. Aber 'n RocknRolla, der is' anders. Wieso? Weil der echte RocknRolla das komplette Paket will.

Ende des Prologs. Auftritt von Archy und Vorstellung von Lenny Cole, ein Boss der alten Schule: 'There's no school like old school, and I'm the fucking headmaster'. Nach fünf Minuten das erste F-Wort. Willkommen in Guy Ritchies neuer Gangster-Komödie! BUBE, SNATCH, REVOLVER & ROCKNROLLA - die bisherige Bilanz von Ritchies Regiekarriere. Der Rest bleibt zu seinen Gunsten unerwähnt. Wenn Sie auf dieser Filmseite mit dem Gedanken spielen, eine eigene Kritik zu verfassen, so ergeht es Ihnen vielleicht wie uns. Man kommt schwerlich drum herum, a) das Privatleben und die Ex des Regisseurs und b) seine Vorläuferfilme außen vor zu lassen. Und es wird kaum gelingen, die Coolness von Ritchies Filmbildern in annähernd lässige Worte zu verpacken.

Verpacken... das komplette Paket... packen wir's an: Archy und Lenny sind die Trümpfe, die in ROCKNROLLA (Großbritannien 2008) gleich zu Beginn gezückt werden. Mark Strong (aus DER MANN, DER NIEMALS LEBTE) und Tom Wilkinson (u.a. aus MICHAEL CLAYTON) sind zwei charismatische Ausnahmedarsteller, die Guy Ritchie für sein neues Projekt gewinnen konnte. Damit sind zwei Eckpfeiler im Projekt cooler Brit-Gangster-Film gesetzt. Zwei weitere kommen mit der Zigarillo-rauchenden Augenweide Thandie Newton (L.A. CRASH) und Publikumsliebling Gerard Butler (Leonidas in 300) hinzu. Fertig steht der Rohbau. Da wir und Sie bestimmt auch ganz nach dem Geschmack eines 'echten RocknRolla' gerne das komplette Paket sehen möchten, stellt sich noch die nicht unbedeutende Frage nach dem Innenausbau.

Bei einer 'Erstbesichtigung' des ROCKNROLLA sind wir auf Anhieb angetan von der Fassade. Das in warme Farbtöne getauchte und wohl durchdachte Erscheinungsbild dieses Verleih-Neustarts von WARNER HOME weiß zu gefallen und Guy Ritchie hat ohnehin längst bewiesen, dass ihm in diesem Subgenre kaum jemand etwas vormacht - kaum jemand aus seiner Generation wohlgemerkt. London und seine Stadtteile, Waffen und Drogen, Bosse und Kleinkriminelle sind mal wieder die Rohstoffe, mit denen der Bauherr seinen Film zusammenzimmert. Das Konzept hat sich bewährt.

Noch immer können wir uns an den Tag erinnern, an dem wir in einem Amsterdamer Kino das erste Mal BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) sahen. Ein echtes Leinwanderlebnis zu seiner Zeit. Zwei Jahre danach folgte bekanntlich SNATCH (2000), der von Filmfans sogar noch positiver angenommen wurde und die Klasse der Darsteller und der Soundtrack-Stücke (auch die Unverständlichkeit der englischen Dialekte) noch überbieten konnte. Geschmackssache - auch der mit einigem Abstand folgende REVOLVER (2005), den wir wegen seiner verschachtelten Struktur und seiner teils übergeschnappten Szenen mit Einschränkung und vier Sternen vorgestellt hatten. Viele Video Buster Mitglieder - Sie eingeschlossen? - zeigten sich im Urteil weit weniger gnädig.

Hat sich Guy Ritchie die vier Sterne jetzt mit breiter Zustimmung verdient? Geht's im ROCKNROLLA um viel mehr als um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme? Ja und nein. Um viel mehr nicht, aber man wird das komplette Paket bekommen. Denn anders als in SNATCH werden nicht gleich im ersten Drittel die ganzen guten Rohstoffe verbaut und man sieht sich mit cleveren Schnittfolgen und verrückten Konfrontationen nicht gleich satt. Nun ist SNATCH auch schon einige Jahre her, und auch wenn es dort wie hier um einen austauschbaren Gegenstand geht, hinter dem alle her sind (siehe Hitchcocks Theorie des austauschbaren McGuffins, ein Diamant oder ein Gemälde etwa), so kann sich ROCKNROLLA im Laufe der fast zwei Stunden selbst immer weiter steigern. Stein für Stein werden wir mit Verfolgungsjagden und unterhaltsamen Wendungen schließlich Zeuge eines tollen Richtfestes.

Nicht steigern wollen wir an dieser Stelle die Nennung von Filmdetails und steigen nun besser aus. Auf unserer Filmseite zu SNATCH werden Sie übrigens eine User-Kritik finden, in der Mitglied 'stuforcedyou' berichtet: 'Würde Guy Ritchie immer einen Euro auf seinem Konto gutgeschrieben bekommen wenn man SNATCH mit PULP FICTION vergleicht, würde der britische Regisseur einer der reichsten Männer dieses Planeten werden.' Da würde ihn ROCKNROLLA sicherlich noch wohlhabender machen, wenn wir mal auf Anspielungen zu einem von Tarantinos Lieblingsregisseuren achten (Sam Peckinpahs 'The Wild Bunch') oder uns die Tanzeinlage zwischen Thandie Newton und Gerard Butler betrachten. Der 'Jack Rabbit Slims Twist Contest' zwischen Uma Thurman und John Travolta lässt grüßen. Da wir mit dem Twist-Vergleich keinen Zwist zwischen Tarantino- und Ritchie-Anhängern beginnen wollen - bei beiden sind wir Zuschauer schließlich strahlende Gewinner - lieber zurück zu einer Wahrheit vom Anfang: 'Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben.' Und dazu gehört auch ein schöner Filmabend mit dem ROCKNROLLA.

ungeprüfte Kritik

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.07.2009
Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Im Falle der zweiten Hälfte von Clint Eastwoods Epos über die grausame Schlacht im Pazifik geschieht dies auf bemerkenswert einfühlsame Weise. Während 'Flags of Our Fathers' doch irgendwie sehr bemüht wirkte – vor allem die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen und die nicht wirklich überzeugenden Darsteller haben mich persönlich enttäuscht – ist 'Letters' sehr viel gradliniger und mitreißender erzählt. Im Grunde genommen handelt es sich wirklich um einen klassischen Kriegsfilm mit einem großen Unterschied: Die Sieger (Hollywood-Amerika) nimmt sich der Perspektive der Unterlegenen an. Grundlage der Geschichte sind Briefe von Soldaten in die Heimat, die teilweise erst vor wenigen Jahren gefunden wurden. Dadurch stehen vor allem Einzelne Soldaten und deren Empfindungen im Mittelpunkt, allerdings sehr viel direkter als das das bei 'Flags of Our Fathers' der Fall war.

Nicht selbstverständlich für einen (Anti-)Kriegsfilm mit Anspruch: der Film ist trotz langer 142 Minuten von Anfang bis Ende hochspannend – obwohl der Ausgang ja feststeht. Man kann sich den Film also auch ohne hochtrabend analysierende Intellektuellenbrille anschauen, ohne enttäuscht zu werden.

Das große Thema – neben der Angst vor dem Sterben – des Films sind die kulturellen Gräben zwischen Amerikanern und Japanern. Erstaunlich oft aber schlägt der Film in kurzen Begebenheiten Brücken über diese Gräben, nur um diese danach um so schrecklicher wieder aufzureißen. Besonders drastisch in einer Szene, in der ein japanischer Offizier vergeblich versucht, seine Untergebenen vom rituellen Selbstmord zur Ehrenrettung abzuhalten. Diese Momente sind es, die den Film zu etwas Besonderem machen.

Kurz zum Abschluss: die Schauspieler sind wirklich großartig und machen den amerikanischen Kollegen aus Flags eindeutig was vor, wenn es um Glaubwürdigkeit und Dichte geht. Die Optik des Films ist fast schwarz/weiß und erzeugt damit einen quasi historischen Eindruck à la Wochenschau.

Fazit: Eindeutig der Bessere aus Eastwoods Doppelpack. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory

Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.07.2009
Ja! Das ist mal ein gelungener Filmspaß. Wir sagen 'ja' zu Jim Carrey und 'ja' zu seinem neuen Auftritt in DER JA-SAGER (USA 2008). Wenn Sie Carrey nicht leiden können, sowieso keinen Nerv auf amerikanischen Komödien haben, sagen Sie 'nein'. Hätten Sie allerdings das 'Yes'-Seminar besucht, das passive Menschen zu positiv denkenden Ja-Sagern werden lässt, wären Sie bereits zur Erkenntnis gekommen: Wer im Leben 'nein' zu Dingen sagt, verpasst die schönsten Dinge!

Mit offenen Augen soll man durchs Leben gehen. Mit offenen Augen und Ohren kann man beim JA-SAGER einsteigen. Das interaktive Menü und der anschließende Vorspann füllen das Heimkino mit glücklich-machender Musik, die hauptsächlich von der allseits geschätzten Indie-Combo EELS stammt. Wenn diese Jungs sich vom Filmkonzept überzeugen lassen und noch dazu Shooting-Stars wie Zooey Deschanel (THE HAPPENING) und Bradley Cooper (siehe der US-Kinohit HANGOVER) sowie Starkomiker Jim Carrey ins Boot geholt werden, wer kann oder möchte da schon noch 'nein' sagen? Sie vielleicht?

Dann verpassen Sie eine teils naive, teils weise, manchmal allzu reale, manchmal märchenhafte Story über das Leben eines Mannes namens Carl Allen. Über das langweilige Leben von Carl Allen, der sich nach einer enttäuschenden Kurzzeit-Ehe gehen lässt, seine Freunde am Handy mit schwachen Ausreden abblockt und an seinem Job in einer Kreditbank nichts Aufregendes mehr finden kann. Seine Highlights: Der allabendliche Gang zur Videothek.

Spätestens hier muss der Film aufpassen, dass er es sich nicht mit uns Filmfans verscherzt! Bitte keine Looser-Darstellung von einem Typen, der den Abend mit SAW und 300 auf dem Sofa verbringt! Nicht, wenn man gerade selbst auf dem Sofa sitzt. Gerade diese Bezüge aber machen den anfangs erwähnten Filmspaß aus, das hier keine Pseudofiguren auftauchen, sondern nachvollziehbare Charaktere von nebenan. Einige Szenen sollten den Jüngeren vorenthalten werden, obwohl die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren erhielt. Ein Ausschnitt aus SAW, deutliche Anspielungen auf oralen Geschlechtsverkehr und politisch unkorrekte Bemerkungen hier und da könnten einen Filmabend im Kreise der Familie trüben.

Jein, denn im Film werde alle vermeintlichen Klischees oder rassistischen Tendenzen von selbst entlarvt und unterhaltsam aufs Korn genommen. Die gelungenste Idee ist das Drehbuch an sich. Wenn das wie in diesem Fall stimmt, was kann da noch schief gehen? Die Geschichte basiert mehr oder weniger auf einer wahren Begebenheit, die der Brite Danny Wallace (Jahrgang 1976) im Jahr 2005 im Buch YES MAN veröffentlicht hat. Wallace selbst hat einen kleinen Auftritt im Film, den man vielleicht mit einer vorherigen Google-Bildsuche entdecken kann.

Vermeiden Sie das Wort 'nein', streichen Sie es aus Ihrem Wortschatz. Möchten Sie sich einen schönen Filmabend mit dem JA-SAGER machen?

ungeprüfte Kritik

American Gangster

Thriller, Krimi

American Gangster

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.06.2009
Ein Mafia-Streifen mit Feingefühl, zumindest von Seiten des Regisseurs.

Ridley Scott hat bei der Umsetzung dieses Films wahrlich ein glückliches Händchen gehabt. Eine bessere „Formung“ der Hauptcharaktere kann man sich kaum vorstellen. In zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen bringt er dem Zuschauer die Hauptpersonen Franc Lucas und Richie Roberts sehr nah und legt höchsten Wert auf die Darstellung ihrer Lebensumstände. Kurzum er erweckt die „Gestalten“ zum Leben. Das gelingt wahrhaftig nicht jedem Regisseur!

Sicherlich hat auch nicht jeder Regisseur Denzel Washington und Russel Crow zur Verfügung, aber auch ein Superstar braucht schließlich seine Anweisungen.

Trotz der parallelen Handlungsstränge wird schnell klar, dass sich Lucas und Roberts irgendwann begegnen werden und nur einer der Beiden siegen wird. Dieser spannende Verlauf wird durch hervorragende „Kulissen“ unterstützt, die die Wertigkeit dieses Films nur noch steigern. Die düstere Seite der 70er wird wahrlich perfekt inszeniert und die einzelnen Szenarien werden den jeweiligen Milieus mehr als gerecht.

Streckenweise zieht sich der Film leider etwas, was jedoch seinem hohen Niveau kaum etwas anhaben kann.

Wer sich für Mafia-Filme begeistern kann, der wird mit diesem Film mit Sicherheit einen Volltreffer landen.

Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller

Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.06.2009
Ganz ohne Schmiergeld des Verleihs 'Warner' und entgegen den kritischen Vorabstimmen über DAS GESETZ DER EHRE (USA 2008) können wir Ihnen berichten: Ein starker Film, den uns Regisseur Gavin O'Connor nach jahrelanger Verzögerung vorsetzt.

Kurz zur Einleitung: Das NYPD, das New Yorker Police Department, steht genau wie beim zeitgleich auf DVD und Blu-ray gestarteten KURZER PROZESS - RIGHTEOUS KILL (mit Al Pacino und Robert De Niro) im Mittelpunkt des Geschehens. Vier Beamte kommen kurz vor den Weihnachtstagen bei einem Einsatz ums Leben. Es waren loyale Kollegen, gute Freunde der Polizisten-Familie Tierney. Die besteht aus Vater Francis Tierney Senior (Jon Voight), seinem ältesten Sohn Francis Tierney Junior (Noah Emmerich) und dessen Bruder Ray Tierney (Edward Norton). Deren Schwager Jimmy Eagan (Colin Farrell) steht ebenfalls im Dienst der NYPD und sieht sich mit dem grausamen Anblick des 'Copkiller'-Schauplatzes konfrontiert. Schock und Trauer weichen der anschließenden Aufklärungsarbeit, die Sohnemann Ray (Norton) übernehmen soll. Der Schauplatz New York bietet da natürlich viele düstere Ermittlungsorte und Verdächtige, sowohl in den Reihen des organisierten Verbrechens... wie auch in den eigenen.

Klingt für Sie sicherlich - genau wie für uns vor dem gestrigen Filmabend - auf der einen Seite recht spannend, andererseits vielleicht ein wenig zu vertraut und althergebracht. In der Tradition der unzähligen Polizeikrimis der vergangenen Filmjahrzehnte gibt es schließlich nur eine endliche Zahl an Variationsmöglichkeiten, eine solche Geschichte mehr oder weniger innovativ zu erzählen. Opfer, Täter, guter Cop, böser Cop. Dieses Quartett kann man zwar immer wieder neu mischen, aber das aufgedeckte Blatt kann uns nur noch begrenzt überraschen.

Wie gut, dass der Filmemacher Gavin O'Connor, der zuvor mit dem Eishockey-Highlight MIRACLE (2004) positiv in Erscheinung trat, hier eine ganze Handvoll schauspielerischer Joker präsentiert. Familienoberhaupt Voight (im wahren Leben Vater von Angelina Jolie) liefert eine fantastische Leistung ab. Nehmen wir nur einmal eine Szene, die sich an einer abendlichen Festtagstafel im Kreise der Familie abspielt: Hier nimmt der Film sich die Zeit, seine Figuren zu entwickeln, die Konstellationen und Konflikte zwischen den Charakteren zu zeigen. Die zugeworfenen Blicke und die Worte des angetrunkenen Vaters sind so realistisch, dass sie die unspektakuläre Grundstory zusammen mit der handwerklichen Umsetzung des Films weit über den durchschnittlichen Filmgenuss heben.

Den Ermittlungen des jungen Polizisten Ray würde man durch die Darstellung Edward Nortons als Zuschauer nicht zusehen, man erlebt sie förmlich mit - so berichtete ein amerikanischer Kritiker zurecht. Es sei nur merkwürdig, dass Schauspielpartner Colin Farrell in keinem einzigen Ausschnitt des Making-Ofs zu sehen sei. Im Film jedenfalls zeigt auch Farrell eine brillante Präsenz, die ihren Höhepunkt in einer sehr gewalttätig - weil authentisch - wirkenden Appartementszene hat. Jüngeren Zuschauern ist DAS GESETZ DER EHRE übrigens nicht zu empfehlen, aufgrund seiner düsteren, pessimistischen Stimmung und den gelegentlichen rohen Gewaltausbrüchen. Die jetzige FSK-16-Freigabe ist - völlig unbestechlich betrachtet - schon relativ milde ausgefallen.

Wenn Sie sich diesen Film ausleihen, empfehlen wir Ihnen, das Menü einige Minuten vor sich hin laufen zu lassen. Der Soundtrack von Altmeister Mark Isham, dem Komponisten von über 100 bemerkenswerten Filmsoundtracks, wird Sie in die richtige Stimmung versetzen - bevor Sie in die Bilderwelten des Kameramanns Declan Quinn eintauchen, der wie alle anderen Beteiligten das Beste aus den Vorgaben des Drehbuches herausholt. Bleibt nur noch zu sagen, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, PRIDE & GLORY (so der Originaltitel) doch noch zu Gesicht bekommen: Nach den Ereignissen des 11. September wurde er 2001 auf ungewisse Zeit verschoben, um nicht an den heldenhaften New Yorker Polizeieinsätzen zu rütteln. Auch die anschließenden Rangeleien der Produktionsfirmen konnten schließlich von 'New Line Cinema' zu einem guten Abschluss gebracht werden. Ende gut, alles gut. Nach einem atmosphärisch-packenden Filmabend können wir Ihnen DAS GESETZ DER EHRE mit gutem Gewissen empfehlen. Ehrenwort.

ungeprüfte Kritik

Das Beste kommt zum Schluss

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 22.06.2009
Ein Film, der zum Nachdenken anregt? Vielleicht.

'Das Beste kommt zu Schluss' befasst sich auf ironisch angehauchte aber dennoch ernsthafte Weise mit dem Thema 'Tod' und der Frage 'Wie begegnet man am besten dem Tod?'

Milliardär Edward Cole und Mechaniker Carter Chambers entscheiden sich, ihre letzen Tage gemeinsam zu verbringen und all jene Dinge zu erleben bzw. zu erledigen, die sie schon immer einmal machen wollten. Durch Edwards Reichtum sind den Beiden hierbei so gut wie keine Grenzen gesetzt.

Man kann sich wirklich glücklich schätzen, wenn man zu gegebener Zeit einmal die Wege und Möglichkeiten hat, seine letzten Tage auf diese Art und Weise zu verbringen. Vorausgesetzt, man hat auch die gehörige Portion Mut, sich für diesen Weg zu entscheiden.

So traurig die eigentliche Thematik auch sein mag, so wird durch ein bisschen Humor zur richtigen Zeit die Stimmung immer mal wieder gehoben. Die unterschiedliche Herkunft und der Familienstand der beiden Protagonisten spielen hierbei eine große Rolle.

Aber auch die Gespräche zwischen Edward und seinem Assistenten Tom bringen eine gehörige Prise Ironie mit ins Spiel. So darf trotz aller Ernsthaftigkeit auch mal gelacht werden.

Mit der Besetzung der beiden Hauptrollen trifft Regisseur Rob Reiner voll ins Schwarze. Jack Nicholson und Morgan Freeman - zwei Topstars, die sich ihres Alters nicht schämen und sich des Themas würdig erweisen.

Fazit: Eine gelungene Tragikkomödie mit Topbesetzung, die jedoch auch die Bereithaltung des einen oder anderen Taschentuchs erfordert.
Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Transporter 3

Action, Thriller

Transporter 3

Action, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Tolles Transporter Triple: Jason Statham legt einen Gang zu und startet in seine dritte Film-Mission durch. Mit gereinigtem Anzug, poliertem Audi und frischem Gegenspieler schickt Frankreichs Erfolgsproduzent und Autor Luc Besson den Fahrer Frank Martin erneut auf die Straße: TRANSPORTER 3 (Frankreich 2008). Ein Action-Feuerwerk, das nicht nur etwas für Jungs und Herren, sondern auch für Mädels und Damen ist - sprich: geeignet für beiderlei Geschlecht und jedes Alter (ab 16 Jahren). So hörten wir es vorab von vielen Fans. Wir machten den Selbsttest in der Redaktion und stellen Ihnen nun zwei unterschiedliche Reaktionen vor!

Phil sagt, dass alle drei Teile der Filmreihe wirklich kurzweilige Unterhaltung liefern: "Jetzt, wo wir die Möglichkeit haben, Statham gleich dreifach als Kurierfahrer zu erleben, habe ich den TRANSPORTER hintereinander angeschaut. Drei Abende mit drei Filmen. Jedes Mal war es eigentlich schon etwas zu spät für eine Spielfilmlänge. Doch dafür ist es nie zu spät! LE TRANSPORTEUR legt in seiner ersten Fahrt (2002, 88 Minuten) ein rasantes Tempo vor. Da gab es zwar nicht viel Innovatives zu bestaunen - ein einsamer Held in ausweglosen Situationen zwischen 'Guten' und 'Bösen' - aber das Ergebnis machte richtig Spaß.
Der Nachfolger (2005, 84 Minuten) brachte wieder nicht sonderlich erfinderische Komponenten ins Spiel, wie den zu beschützenden kleinen Jungen, ein todbringendes Nervengas und ein ominöses Gegengift. Aber die wahnsinnige Lola (Kate Nauta) und der skrupellose Chellini (Alessandro Gassman) waren ebenbürtige Gegner und es war ein Vergnügen, auf Seiten des Transporters mitzufiebern. Hier funktioniert die Mischung aus schnellen Schnitten, cooler Heldenfigur und einem flotten Soundtrack noch richtig gut.
Bei der dritten Mission (2008, 100 Minuten) gab es in meinem Bekanntenkreis kurzzeitig Verwirrung zwischen den zeitgleichen TRANSFORMERS und dem TRANSPORTER. Nun heißt auch noch der TRANSPORTER 3 Regisseur Olivier Megaton, nicht zu verwechseln mit dem 'Decepticons'-Anführer 'Megatron' (siehe TRANSFORMERS 1+2). Der jetzige Bösewicht Johnson wird dargestellt von Robert Knepper und das ist erwartungsgemäß ein riesiger Bonus. Knepper löste ja schon als 'T-Bag' in PRISON BREAK wahre Begeisterungsstürme aus. Wachgehalten hat mich auch der dritte Teil in der dritten Nacht, keine Frage. Schon die Menümusik wirkt wir eine großer Pott Kaffee. Großartig. Außerdem entsteht ein angenehmes 80er/90er-Jahre Gefühl beim Anschauen, das man früher bei ALARMSTUFE:ROT und ähnlichen Genrebeiträgen erlebt hat.
Kurzum: Alle TRANSPORTER-Filme nehmen sich nicht allzu ernst und sind recht einfach gestrickt, aber auch einfach unterhaltsam. Bleibt nur die Frage, ob sich Statham mit DEATH RACE 2008 und CRANK 2006/2009 nicht selbst überholt hat und den TRANSPORTER auf dem Seitenstreifen stehen lässt. Der TRANSPORTER 3 jedenfalls wirkt, als wollte er unbedingt noch einen Gang zulegen. Filmszenen beschleunigt abzuspielen statt effektive Schnitte einzusetzen, hektisch-schnelle Kampfchoreografien, den Helden seine Regeln brechen lassen und sich auf eine nicht gerade plausible Liaison einzulassen - das macht es nicht besser. Das passt zu Frank Martins Frage an einen Gegner: 'Ah, du bist der Schlaue?' und dieser antwortet: 'Nein, ich bin der Brecher.' ('You're the smart one?' - 'No, I'm the big one.') Trotzdem mit das Idealste, was Sie sich zu vorgerückter Stunde gegen aufkommende Müdigkeit anschauen können."

Julia sagt, dass sie alle Filme, die sie mit Jason Statham gesehen hat, echt klasse fand. "Den ersten Film mit Statham, den ich gesehen habe, war CRANK (2006) und obwohl ich überhaupt nicht der Typ für solche Filme bin, war ich total begeistert wie schön bescheuert dieser Film ist. Aber jetzt muss ich mich auf jeden Fall noch über den 'Transporter' auslassen! Den ersten TRANSPORTER (2002) habe ich durch Zufall mal im Fernsehen gesehen und war gleich so begeistert von dem Film, dass ich mir am nächsten Tag sofort den zweiten Teil bei uns ausgeliehen habe. Ich fand, dass er um einiges besser war als der erste.
Ich habe mich riesig gefreut, als der TRANSPORTER 3 ins Kino kam und bestellte mir und meinem Freund gleich Kinokarten. Als dann aber mein Arbeitskollege, der einen Tag vor mir im Kino war, sagte: 'Ja... hmm... kann man sich angucken.' dachte ich mir: So ein Mist, das wird bestimmt ganz schlecht, wie das bei dritten Teilen halt immer so ist. Aber ich muss sagen, ich fand den Teil echt super. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut ist und Jason Statham einen sowas von heißen kämpferischen Strip hinlegt, dass einem ganz anders wird. Die Stunts, die er ja immer selber macht, weil er Stuntman ist, sehen immer super und total echt aus. Die Spannung bei allen drei TRANSPORTER Teilen macht einen immer ganz kribbelig, in der Hoffnung dass doch noch alles gut wird.
Erst gestern habe ich wieder ein Film mit Jason Statham gesehen und zwar DEATH RACE (2008). Der war echt sowas von spannend, dass ich die Zeit vergaß und mich erschrak, als ich auf die Uhr schaute. Am Anfang von DEATH RACE dachte ich nämlich noch: Na, den kannst du dir bestimmt nicht bis zum Ende angucken - und zack! - auf einmal hörte die Spannung einfach nicht mehr auf. Die Leuchtschilder im Rennen, die einem die Waffen am Auto freigeben, erinnern ein bisschen an die MARIO KART Felder. Als der Film vorbei war, musste ich aber erst mal eine Folge KING OF QUEENS (1998-2007) gucken, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und beruhigt ins Bettchen zu gehen, weil es ja doch ganz schön blutig, brutal und teilweise gruselig war. Ich freue mich schon darauf, mir den nächsten Film mit meinem neuen Lieblingsschauspieler Jason Staham anzuschauen. Bis dahin wünsche ich Euch viel Spaß bei Video Buster. Liebe Grüße, Julia aus der Video Buster Redaktion."

ungeprüfte Kritik

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Keanu Reeves heftet sich als unangepasster Cop an die Fersen von Kriminellen, wird selbst zur Zielscheibe der Investigationen und weckt zunächst schöne Erinnerungen an seine Darstellung in "Point Break - Gefährliche Brandung" (1991). Die Vorspann-Logos der Verleihfirmen "Fox Searchlight" und "Regency" leiten den Film ein und steigern die Vorfreude, schließlich sorgten die doch in der Vergangenheit häufig für unterhaltsames Filmvergnügen mit Tiefgang. Die Betonung sollte in dem vorliegenden Fall auf "Vergangenheit" liegen. Genau das bietet das hippe Polizisten-Drama "Street Kings" (2008) von Regisseur David Ayes: Vergangenheit. Die präsentierten Bilder, die Charaktere, Verstrickungen und Story-Wendungen stammen nämlich genau von dort. Noch einen Filmbeitrag über den korrupten Polizeiapparat, das hätte es ohnehin nicht gebraucht. Dazu wandeln die "Street Kings", die Könige der Straße, genau auf diesen ausgetretenen Filmpfaden entlang, wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

Zwei haben hier besonders enttäuscht: Zunächst Forest Whitaker, ein Vorzeigeschauspieler, der nie durch Publicity sondern immer durch seine darstellerischen Fähigkeiten begeisterte. Unvergesslich in Jim Jarmuschs "Ghost Dog - Der Weg des Samurai" (1999), auch kürzlich noch in "Der Letzte König von Schottland" (2006) verdient preisgekrönt, dazu in "8 Blickwinkel" (2007) sehr wandlungsfähig als amerikanischer Tourist genauso überzeugend. Auf der anderen Seite wäre da David Ayer, der Kopf hinter der "Street Kings" Produktion. Sein Name tauchte lange Zeit in keiner Filmvorschau auf, immer war die Rede "von den Machern von Training Day". Diesen 'Cop vs. Gangster' Film von 2001 hatte Ayer nicht inszeniert, sondern geschrieben und machte sich damit natürlich auch einen Namen, als Hauptdarsteller Ethan Hawke bei den Oscars nominiert wurde und Kollege Denzel Washington gar die Trophäe als "Best Actor in a Leading Role" mit nach Hause nahm. Im gleichen Jahr wurde ein weiteres Drehbuch von David Ayer verwirklicht und auf die Kinoleinwände gebracht. Immer wieder tauchen Bilder aus diesem Film auf, wenn die polierten Luxusschlitten in "Street Kings" über den Asphalt rollen: "The Fast and the Furious" (2001). Spätestens hier sollte man vielleicht einschränkend sagen: Wer an den Zelluloid-gewordenen Autorennen seinen Spaß gehabt hat, der könnte auch am neuesten Heimkino-Auftritt von Keanu Reeves seine Freude haben. Ist "Furious" ein solides Actionwerk über den Adrenalinrausch, der hier und da tatsächlich zur Hormonausschüttung auch beim Zuschauer führen mag, so sieht man "Street Kings" doch allzu sehr die Bemühungen an, möglichst viel filmisches Tuning und Aufmotzen zu verwenden. Jedes Bild ist eingetaucht in gelbe Töne, in grüne Töne, jedes Klischee wird bedient und wurde doch im wahrsten Sinne des Wortes unzählige Male zuvor gezeigt. Deutsche Synchronfassungen bietet manchmal ein gewisses Maß an unfreiwilliger Komik. Wenn allerdings bereits im englischen Original von "Street Kings" Plattitüden, peinliche Einzeiler, gekünzelt wirkende Flüche transportiert werden, fühlt man sich doch selbst bei völliger Unvoreingenommenheit in einen Film der Machart von "Hot Fuzz" (2007 mit Simon Pegg) versetzt, der das Action-Genre nicht zelebriert, sondern parodiert.

Ein Wort zur Gewaltdarstellung: Freude kam beim Anblick der FSK-Einstufung "keine Jugendfreigabe" auf, denn erhofft wurde ein kompromissloser Blick auf die Gangszene von Los Angeles. Auslöser für die überraschend hohe Einstufung der freiwilligen Selbstkontrolle werden sicherlich mehrere dargebotene Folterszenen sein (Maschendraht oder Telefonbuch werden zweckentfremdet). Außerdem folgen auf brutale Sequenzen immer Einstellungen der Opfer oder der Schusswunden, so als wolle man damit auf eine besondere Realitätsnähe des Gezeigten hinweisen. Eine Kopfschusswunde hier, ein blutiges Bein dort, vergrabene Leichen - das wirkt rein gar nicht düster und schockierend, sondern eher aufgesetzt und plakativ. Dabei wurde das ganze Brimborium um Korruption, Polizei und Politik doch schon vor zwanzig Jahren spannender erzählt z.B. in "No Way Out - Es gibt kein Zurück" (1987) mit Kevin Costner und Gene Hackman. Auch dort geht es um eine Verschwörung innerhalb eines bestechlichen Verwaltungsapparats und um einen tragischen Helden, der ganz nach einem klassischen Hitchcock-Motiv im Wettlauf gegen die Zeit seine Unschuld auf eigene Faust beweisen muss. "Internal Affairs" (1990) dreht sich - wie der Titel schon sagt - ebenfalls um die Angelegenheiten der Dienstaufsichtsbehörde und weiß mehr zu fesseln. "Cop Land" (1997) bringt alles besser auf den Punkt. Die Filmliste der wirklich guten "good-cop/bad-cop" Werke könnte sicher lange fortgesetzt werden. Oder greifen Sie gleich zu aktuellen amerikanischen TV-Produktionen, hier gewinnt im direkten Vergleich zu den "Street Kings" vor allem die Serie "The Shield" an Genialität. So wird's gemacht! Forest Whitaker können Sie auch dort in 13 Episoden erleben, allerdings in einem spannenderen Umfeld. Eine weitere Parallele: In "Street Kings" taucht der mäßig agierende Chris Evans an der Seite von Keanu Reeves auf. Evans spielte die Figur Johnny Storm in "Fantastic Four" (2004). In dieser Comicadaption wurde Ben Grimm ("Das Ding") von Darsteller Michael Chiklis verkörpert, dem Detective Vic Mackey aus "The Shield" (2002 bis heute). So schließt sich der Kreis und die Kritik. Übrigens: Eine subjektive Vorauswahl liegt der "Video Buster Kritik der Woche" natürlich zu Grunde. Es sollte schließlich zuvor die Frage gestellt werden, welche Filme es wert sein könnten, für Sie in diesem Format präsentiert zu werden. Daher kann es vorkommen, dass die Kritiken meist einen eher positiven Ausgang haben. Hier aber sind wir im Gegensatz zu allen Beteiligten der "Street Kings" völlig unbestechlich und können nur mit großen Vorbehalten eine Empfehlung aussprechen. Eine gute Nachricht zum Schluss gibt es dann doch noch zu berichten: Im DVD-Bonusmaterial, auf der Kommentar-Tonspur der nicht verwendeten Szenen, spricht David Ayes von einer ursprünglichen Fassung, die statt der vorliegenden 104 Minuten gar eine zweieinhalbstündige Filmfassung zeigen sollte.

ungeprüfte Kritik

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.06.2009
Lang ist der seltsame Fall des Benjamin Button. Langweilig? Lang nachwirkend? Nicht allzu lang wollen wir Ihnen hier von unseren gestern erlebten Filmeindrücken berichten - und ganz zeitnah, denn man wird ja nicht jünger.

Es war einmal... eine Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald (*1896) mit dem Titel 'The Curious Case of Benjamin Button'. Im Jahre 1921 trug es sich zu, dass diese das Licht der Welt erblickte. Eine Novelle über das Altern, über die wahre Liebe, kurz gesagt über die größten Themen eines jeden Autors: das Leben, die Liebe und den Tod. Einzig die Reihenfolge des sonst üblichen Durchlaufens eines Menschenlebens hatte Fitzgerald seinerzeit wirkungsvoll abgeändert: Benjamin wird als Greis geboren und wird über die Jahre zusehends jünger.

Eine erneute Änderung erfuhr die märchenhafte Handlung, nachdem der Filmmogul Ray Stark (*1915) im Januar 2004 verstarb und die Rechte an der Vorlage durch sein Erbe freigab. Der natürliche Tod war also buchstäblich der Anfang, als sich Filmemacher David Fincher (*1962) dieser Hinterlassenschaft annahm und sich dank der Unterstützung zweier vermögender Produktionsfirmen - Warner Brothers und Paramount Pictures - einen kleinen Traum mithilfe eines großen 150 Millionen Dollar Budgets erfüllen konnte.

Die in seinen Augen perfekten Darstellerriege konnte Fincher für sein Projekt gewinnen, angeführt von den Hauptakteuren Brad Pitt (*1963) und Cate Blanchett (*1969). Der ursprüngliche Schauplatz Neuengland wurde nach New Orleans verlegt, der 'Hurricane Katrina' tost in den Fernsehnachrichten der Handlungsgegenwart. Stürmische Zeiten erlebt Caroline alias Julia Ormond (*1965), die ihrer sterbenden Mutter Daisy am Krankenhausbett aus den stürmischen Tagebuch-Aufzeichnungen des Benjamin Button vorliest.

Was nun dabei herumgekommen ist, das ist in der Tat lang geraten: Auf knapp 160 Minuten Spielfilmlänge können Sie sich einstellen. Das allein fordert Ihnen natürlich ein Stück der eigenen Lebenszeit ab. Die Geschichte allerdings, die Sie in diesem vergleichsweise mikroskopisch geringen Abschnitt geboten bekommen, ist abwechslungsreich, intensiv, rührend, lehrreich und insgesamt so reichhaltig, wie es ein Werk in Spielfilmlänge sein kann. Wenn man die Lust verspürt, sich mit einer DVD oder Blu-ray einen schönen 'Filmabend' zu machen, kann man das mit BENJAMIN BUTTON (USA 2008) mit Sicherheit tun: einen ganzen Abend unterhält der Film und er wirkt nach.

Es wäre an dieser Stelle einfach zu schade, einzelne einprägsame Einsichten und Weisheiten des Films vorweg zu nehmen, falls Sie Benjamin noch nicht selbst erlebt haben. Schön ist die zunächst etwas naiv anmutende Biographie, weil sie an irgendeinem Punkt unsere eigene kreuzt und bestimmt in jedem von uns persönliche Erinnerungen freilegt, unsere Existenzen erhöht, vielleicht auch Wünsche nach einem Platz im Leben, nach einer Familie, nach der einen Liebe des Lebens anspricht. So sehr die Hoffnung vergebens ist, dass man sich als ungleiches Paar im wirklichen Leben eimal während des Alters 'trifft', so bleibt der viel angenehmere Segen, dass man (hoffentlich möglichst lang) geimeinsam alt werden kann...

Ein leicht spöttischer Vergleich zu FORREST GUMP (1994) kam kürzlich auf. Ein Kollege aus dem Video Buster Team sagte zwischen Tür und Angel, es sei ein typischer "einmal sehen reicht" Film. Eigentlich ein weiteres Argument, ihn sich hier auszuleihen, statt ihn aufzuschieben oder ihn sich womöglich zu kaufen. Sollten Sie nach dem Entleihen dennoch etwas Zeit erübrigen können, schauen Sie ihn sich vielleicht doch sofort ein zweites Mal an: mit dem Audiokommentar des Regisseurs. David Fincher kann nämlich nicht nur fesselnde Geschichten mit Filmbildern erzählen. Ein einzelner Ausschnitt zum Beispiel, in dem der 'alte' Benjamin am Rande einer Essenstafel auftaucht, hätte 20.000 Dollar an Nachbearbeitungsaufwand verschlungen. Noch komplexer hätte sich die Umsetzung von Benjamins Schaumbad in der Badewanne gestaltet. Auch erfährt man, warum die Struktur mit den auf alt getrimmten Eingangssequenzen gegen den Willen der Produzenten dennoch durchgesetzt wurden. Und es gibt Anekdoten wie die Begegnung mit dem Darsteller, der einen Priester spielte. Ein halbes Jahr später traf dieser Lance E. Nichols (*1955) durch Zufall an einem anderen Drehort die Mitarbeiter der BENJAMIN BUTTON Crew. Er hätte seitdem schon wieder in fünf weiteren Filmen gespielt!

Doch die langwierige Arbeit am 'seltsamen Fall des Benjamin Button' hat sich für alle Beteiligten (und für uns Zuschauer) bezahlt gemacht. Lang hat's gedauert, lang wird's im Gedächtnis bleiben. Drum sollten Sie nicht zu lang mit dem Ausleihen zögern, das Leben bleibt ja nicht stehen. Oder wie es im Film heißt: Das Leben steckt voller Gelegenheiten, und das betrifft auch die verpassten. Gratulation an David Fincher.

ungeprüfte Kritik

Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory

Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 03.06.2009
Kennen Sie die Eheleute Wheeler? Nein, nicht persönlich? Aber Sie kennen sicher ein Paar, das ihnen ähnlich ist. Und wenn Sie sich auf das Drama ZEITEN DES AUFRUHRS (USA/GB 2008) einlassen, werden Sie die Wheelers schon noch kennen lernen - mehr als ihnen vielleicht genehm ist.

Einen ersten Aufruhr gegen diesen Spielfilm konnte die Video Buster Filmseite, auf der Sie sich gerade befinden, bereits direkt nach dem Verleihstart verzeichnen. Das Mitglied 'FoxFrost' kritisiert in seiner Reaktion den zu hohen Anspruch und die zu lang geratene Laufzeit von 114 Minuten. Zitat: "Und die Story haben sowieso fast 90% der Weltbevölkerung schon selbst erlebt." Dieser Besprechungstext wurde von anderen schnell als 'nicht hilfreich' gewertet, dabei betont er trotz der geringen 1-Stern-Bewertung völlig korrekt das Unbehagen einerseits, mit dem man als Zuschauer konfrontiert wird. Beim Zusehen fühlt man sich streckenweise tatsächlich beinahe "gequält", denn was sich da zwischen den Wheelers - zwischen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio - abspielt, scheint in der Tat außergewöhnlich nah an der Wirklichkeit und wirkt andererseits sehr pathetisch. Haben das wirklich schon so viele von uns leibhaftig erlebt? Wir wollen es nicht hoffen!

Die Schriftzüge des amerikanischen 'Dreamworks' Studio von Steven Spielberg sowie des britischen 'BBC Films' eröffnen den Film und wir sehen die nächtliche Silhouette einer Stadt, dann eine nähere Aufnahme eines Wohnblocks. Das beginnt ja wie in Hitchcocks PSYCHO (1960), als bis in das Zimmer eines Gebäudes gefilmt wird, in dem Mario Crane (Janet Leigh) während der Mittagspause einer Liaison nachgegangen ist! In ZEITEN DES AUFRUHRS wird eine solche Liebschaft erst später kommen, in Form eines Seitensprungs, ebenfalls während der Mittagspause. Gleich in der Eröffnungsszene werfen sich April/Winslet und Frank/DiCaprio durch einen belebten Raum hindurch einen vielsagenden Blick zu. Blicke sagen mehr als Worte, heißt es, und bei den Beiden wäre es besser dabei geblieben. Der Sprung mitten ins Eheleben folgt in der nächsten Szene und nun werfen sie sich Worte zu. Am Rande einer befahrenen Ausfallstraße landen wir in einem Wortgefecht, das sich zwischen Mann und Frau kaum heftiger abspielen kann.

Falls Sie sich mit diesem vorliegenden Filmtitel auseinander setzen möchten, können Sie sich im Anschluss daran auch die aufschlussreiche mitgelieferte Kurzdokumentation anschauen. Dort wird berichtet, dass die meist erschütternden, aber immer großartigen Dialoge aus dem bereits 1961 veröffentlichten Roman REVOLUTIONARY ROAD des US-Schriftstellers Richard Yates stammen. So lautet denn auch der Originaltitel des Films und zeigt deutlicher voraus, wohin die Geschichte führt. Die 'Revolutionary Road' wird zum Wohnort des jungen Paares Wheeler, der sich mehr und mehr als Sackgasse für deren Existenzen entpuppt.

Winslet und DiCaprio liefern meisterhafte Darstellungen ab, die den Vergleich zum klassischen Zwist zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (USA 1966) nicht zu scheuen brauchen. Nicht umsonst wurde ZEITEN DES AUFRUHRS bei den 'Golden Globes' so zahlreich bedacht: eine Nominierung für den Film in der Kategorie 'Drama', eine für den Regisseur Sam Mendes, eine für DiCaprio und dazu die Auszeichnung für Kate Winslet. Letztere wollte die Romanvorlage unbedingt verfilmt sehen und so überredete sie zuerst Ihren Gatten Mendes (AMERICAN BEAUTY 1999) zur Regie und anschließend ihren seit den Drehtagen von TITANIC (1997) allerliebsten Weggefährten Leonardo zur männlichen Hauptrolle.

Der für die Drehbuchadaption verantwortliche Justin Haythe erzählt im Making-Of vom Neid seiner Freunde aus der schreibenden Zunft, von denen viele REVOLUTIONARY ROAD für eines der besten Bücher aller Zeiten hielten. In einem Fernsehinterview schmunzelt Sam Mendes über die Situation während der Dreharbeiten, in der er seine 'echte' Ehefrau mit ihrem besten Freund bei einer Sexszene in der Küche filmte. Er hätte einfach die Kamera aufgestellt und hätte das Schauspiel von einem anderen Raum aus auf dem Monitor betrachtet. Hitchcock wäre sicherlich anwesend geblieben, fügte er lachend hinzu. Einem Zeitungsredakteur verriet Mendes seine Leidenschaft für 'Tim und Struppi' und 'Asterix', die eine Verschmelzung von Kunst und Literatur, von High und Low darstellten. Das wiederum sei doch genau das, "was das amerikanische Mainstream-Kino gern sehen möchte" (in 'Die Zeit', 7.5.09). Ob das auch auf seinen ZEITEN DES AUFRUHRS zutrifft? Und ob sein Werk das ist, was jeder auch hierzulande auf DVD und Blu-ray sehen möchte? Das kann man vor oder nach dem Anschauen nur für sich selbst entscheiden...

Um auch einmal von eigenen Lebensansichten zu berichten, sollen am Ende zwei Menschen zu Wort kommen, die - subjektiv betrachtet - sehr lehrreiche Zitate zum Thema des Films beitragen. Der eine ist der eigene Vater, der schon vor langer Zeit gesagt hatte: "Es gibt im Leben eines Mannes drei Frauen: Seine Mutter, seine Frau und eine, die ihn für einen Mann hält." Könnte das die Antwort auf den Vorwurf sein, den Frau Wheeler ihrem Ehemann macht, er wäre nur dann ein Mann gewesen, als er ihre Kinder zeugte? Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt jedenfalls schrieb: "Eine Geschichte ist dann zu ENDE gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat." Das trifft auf ZEITEN DES AUFRUHS nicht zu 90% sondern zu 100% zu und im Rahmen seiner unangenehmen Handlung hat er doch damit und mit seiner überzeugenden filmischen Umsetzung eine Bestnote verdient. Außerdem soll Dürrenmatt gesagt haben: "Je planmäßiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall." Wie recht er doch hat.

ungeprüfte Kritik

Sieben Leben

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.05.2009
Mutig. Das ist Will Smith in der Rolle des todtraurigen Ben Thomas, der sich auf den Weg begibt, einen positiven Einfluss auf die titelgebenden SIEBEN LEBEN (USA 2008) zu nehmen. Mutig ist auch Grant Nieporte, der sein erstes Spielfilm-Drehbuch auf Anhieb für eine Großproduktion abliefern konnte, obwohl er dort nichts aber auch gar nichts beschönigt. Mutig vom italienisch-stämmigen Regisseur Gabriele Muccino, die Vorlage so konsequent bis zum (bitteren?) Ende durchzuziehen. Und nicht zuletzt mutig sind diejenigen, die sich auf diesen bewegenden Film einlassen.

Wie es schon Video Buster Mitglied 'Dickens' in der zeitgleich zum Verleihstart veröffentlichten Kunden-Kritik zu SAKRILEG (USA 2008) schreibt, gilt auch hier zu beachten: "Zum Inhalt sage ich wie fast immer in meinen Rezensionen nichts, denn ich habe es schon als Kind gehasst, wenn einem durch zuviel erzählen die Spannung genommen wurde." Wohl wahr. Denn in SIEBEN LEBEN sitzt man erst einmal recht hilflos vor den Mosaikstücken der Geschichte, die in Nahaufnahmen und sprunghaften Ortswechseln erzählt wird. Wir erfahren nur, dass Ben (Will Smith) ein schicksalhaftes Trauma durchlebt. Selbstzweifel und Trauer zeichnen seine Gesichtszüge fast permanent. Wie er in diese Lage geraten konnte und was er daraus macht, legt der Film nach und nach offen, bis am Ende alles einen ans Herz gehenden Sinn macht.

Die erste Einstellung: Nahaufnahme seines Gesichts, die Augen mit einer Hand verschlossen, während er mit der Notrufzentrale spricht: "Es gab hier einen Selbstmord." Die Telefonistin: "Wer ist das Opfer?" Ben: "Ich." Der Einstieg ist drastisch und das nächste Bild vom Ozean lässt zwar hoffen, doch seine Stimme gibt nicht viel Hoffnung: "In sieben Tagen erschuf Gott die Welt und in sieben Tagen habe ich meine zertrümmert." ("In seven days god created the world and in seven seconds I shattered mine.")

Weiter verraten wir kein Sterbenswörtchen, denn der Film erklärt nach einer Weile das zunächst Verwirrung stiftende erste Filmdrittel von ganz allein und mit immer intensiveren Momenten. Das gute Bonusmaterial beinhaltet sieben Sichtweisen auf SIEBEN LEBEN ("Seven views on SEVEN POUNDS"), Interviews mit sieben Verantwortlichen. In einem Ausschnitt berichtet Regisseur Muccino, er habe die Struktur absichtlich nicht linear gehalten, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, selbst herauszufinden, wer Böses und wer Gutes im Schilde führt.

Der für den Schnitt zuständige Hughes Winborne erklärt, Muccino nähme sich wie in der vorangegangenen Zusammenarbeit mit Will Smith (DAS STREBEN NACH GLÜCK von 2006) die Zeit, Szenen lang auszuspielen, damit sich die Geschichte entwickeln kann. Das könnte bei manchem Video Buster Mitglieder eine Reaktion hervorrufen, wie bei einem unserer Mitarbeiter und dessen Freundin (Zitat): "Wir haben nach der Hälfte gelangweilt ausgemacht."

Wenn Sie jedoch gewillt sind, sich auf diesen ergreifenden und ein wenig unkonventionellen Film einzulassen, werden Sie sicher nicht enttäuscht werden. Sie müssen kein Drama eines modernen Shakespeare erwarten, so wie es manche Internet-Besprechungen sehen, dafür fehlt es ein bisschen an Tiefe und erst recht an Wortraffinesse, denn nach amüsanten oder ironischen Momenten sucht man in SIEBEN LEBEN vergebens. Aber das braucht es auch nicht, wenn er mit seinen Nebenrollen glänzen kann. Woody Harrelson als Ezra Turner kann überzeugen und Rosario Dawson spielt die Emily Posa so gekonnt, dass man in ihren Szenen tatsächlich das fiktive des Drehbuchs vergisst. Obwohl doch so einiges - wie Autor Nieporte im Interview verrät - auf eigenen Erlebnissen oder Begegnungen beruht.

Und schließlich könnten Sie erfahren, was es mit den SEVEN POUNDS, den "sieben Pfund" aus dem Originaltitel auf sich hat, was sich ähnlich wie in Alejandro González Iñárritus 21 GRAMM (2003) hinter diesem Rätsel verbirgt. Ein Blick auf (die) SIEBEN LEBEN lohnt sich also. In vielen Drehtagen erschuf das Drehteam in Kalifornien SIEBEN LEBEN und in 118 Filmminuten könnte es ein Stück weit Ihr eigenes beeinflussen.

ungeprüfte Kritik

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.05.2009
Mit den Filmweisheiten von Woody Allen verhält es sich wie mit Oliven und Wein - oder: Die Magie der Scarlett-Johansson-Trilogie...

In VICKY CRISTINA BARCELONA (USA/Spanien 2008) spielt Scarlett Johansson eine amerikanische Touristin, die mit ihrer besten Freundin Vicky (Rebecca Hall) in der zweitgrößten spanischen Metropole ihren Sommerurlaub verbringt. Cristina will den Kopf frei kriegen und sich klar darüber werden, was sie im Leben eigentlich will. Ihre Reisebegleiterin scheint sich da schon sicherer zu sein, denn sie plant bereits ihre Hochzeit mit einem bodenständigen, treuen Anzugträger. In Katalonien, bei einem abendlichen Restaurantbesuch, tritt nun Juan Antonio (Javier Bardem) an ihren Tisch. Ein resoluter Künstler, der den Damen ein unmoralisches Angebot unterbreitet: "Ich lade Sie ein, mit mir nach Oviedo zu kommen. Wir bleiben übers Wochenende. Ich meine, ich werde Ihnen die Stadt zeigen und wir werden gut essen, trinken guten Wein, lieben uns." Vicky stellt eine nicht ganz unberechtigte und für den Verlauf des Films ebenso entscheidende Gegenfrage: "Ja und ... und wer genau soll sich da bitte schön lieben?"

Lieben ist ein gutes Stichwort, denn alle lieben offenbar Miss Johansson. Im Video Buster Starportrait berichteten wir über die 1984 in New York geborene Darstellerin, sie sei von den Lesern der Zeitschrift FHM in einem '100 Sexiest Women in the World 2006' Special zur 'Sexiest Woman Alive' gekrönt worden. Vom 'Playboy' wurde diese Ehre mit einer weiteren Auszeichnung 'Sexiest Celebrity of 2007' bestätigt. Sie selbst kokettierten mit einer Aussage, sie würde auf Herren des älteren Semesters stehen. Sie könne sich eine Beziehung mit einem unter 30-Jährigen nicht mehr vorstellen. Seit September 2008 ist Frau Johansson allerdings mit Schauspielkollege Ryan Reynolds (Jahrgang 1976) fest liiert und erfreut sich an 5 Millionen Dollar, die sie laut dem 'Forbes' Magazin jährlich verdienen soll. Ihren eigenen Worten zufolge ist sie sehr unabhängig, bräuchte jedoch eine Menge Zuneigung: "I am very independent. I can look after myself but I still need a lot of love and care."

Warum wir Ihnen das über Scarlett Johansson schreiben? Gleich dreimal in Folge hat Woody Allen sie in den vergangenen Jahren in einer Hauptrolle besetzt. Als Muse des Regisseurs beeindruckte sie in der BBC-Produktion MATCH POINT (2005) an der Seite von Jonathan 'The Tudors' Rhys Meyers, anschließend in SCOOP - DER KNÜLLER (2006) neben Hugh 'Wolverine' Jackman und nun in 'Vicky Cristina'. Diese Film-Menage-à-trois haben wir uns hintereinander zu Gemüte geführt und das sollten Sie auch tun! Denn es tritt das ein, was uns der Off-Erzähler in VICKY CRISTINA BARCELONA über Cristina berichtet: "Plötzlich hatten Gedanken Vorrang vor Gefühlen. Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe. Und so sehr sie auch versuchte, sich gegen sie zu stemmen, sie konnte sie nicht verdrängen."

Zu viele Wahrheiten über das Leben? Es ist schon schmerzlich, wie Woody Allen in manchen Szenen den Finger in die Wunde zu legen versteht, wie er Schreckensszenarien aus hinterfragten Partnerschaften und verhängnisvollen Affären vor uns ausbreitet. Gleichermaßen höchst unterhaltsam wie unterschwellig pessimistisch sind die Werke seiner Scarlett-Johansson-Trilogie. Mögen Sie Fantasy-Geschichten und Science-Fiction? Genießen Sie es, sich mit fesselnden Filmabenteuern aus dem Alltag heraustragen zu lassen, um für eine Weile in eine fremde Welt abzutauchen? Dann halten Sie sich um Himmels Willen von diesen Filmen hier fern! Nein, Sie müssen sie unbedingt sehen! Widersprüchlich wie diese Aussagen und faszinierend sind diese Filme, jeder für sich. So ist MATCH POINT eine Lovestory und dann doch ein Thriller, SCOOP ein klassischer Krimi und doch eine beinahe alberne Komödie und VICKY CRISTINA BARCELONA schließlich ist eine Romanze, eine Komödie, ein Drama zugleich. Filme mit Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe eben.

In MATCH POINT heißt es zu Beginn: "Der Mann, der gesagt hat 'Ich hätte lieber Glück als Talent' hat tiefe Lebensweisheit bewiesen. Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante und kann für den Bruchteil einer Sekunde nach vorn oder nach hinten fallen. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorn und man gewinnt. Oder auch nicht und man verliert." Bei Woody Allens Spielfilmen weiß man nie, auf welche Seite der Ball springen wird, nicht einmal, welches Spiel überhaupt gespielt wird. Nur der Ausgang ist gewiss: Das Zusehen ist in jedem Fall ein Gewinn.

Juan Antonia (Bardem) berichtet über die Beziehung mit seiner Ex Maria Elena, gespielt von der dafür mit dem Oscar(c) ausgezeichneten Penélope Cruz: "Wir waren beide davon überzeugt, dass unsere Liebe perfekt wäre, aber irgendetwas fehlte." Sicher ist auch der vorliegende Film im Nachhinein betrachtet keineswegs perfekt. In der Synchronisation fehlt ihm dazu ein wichtiger Bestandteil, der Charme der spanisch-englischen Dialoge. Aber man kommt in Gedanken nur schwer von ihm los. Gedanken, noch ein gutes Stichwort: Die macht man sich über die Jugendzeit, als man Woody-Allen-Werke noch als Steckenpferd seiner Eltern abgetan hat, da sie scheinbar nur Erwachsenenprobleme wie Ehestreitigkeiten zum Thema hatten. Das verhielt sich so wie mit Oliven und Wein - Dinge, die man angeblich erst mit dem Alter richtig zu schätzen lernen weiß. Inzwischen hat man Woody Allen ins Herz geschlossen und genießt solche Filmabende mit leckeren Oliven und gutem Wein. Man wird alt! Da kann wieder einmal nur eine der genannten Filmweisheiten von Woody Allen retten: "Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt." Wir wünschen gute Unterhaltung mit Vicky, Cristina, Juan Antonia und Maria Elena in Barcelona.

ungeprüfte Kritik

The Da Vinci Code - Sakrileg

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.05.2009
Mit seinem Roman "Sakrileg" sorgte Dan Brown weltweit für Aufsehen und löste wilde Spekulationen über den Wahrheitsgehalt seiner Thesen aus.
Die Kritik der Kirche an diesem Film ist verständlich und schwachsinnig wie immer.

Die filmische Umsetzung von Dan Browns Bestseller lässt sich wohl am besten als routiniert beschreiben. Man erkennt ganz klar die Handschrift und die Stilmittel von Regisseur Ron Howard, der den Stoff schnörkellos auf die Leinwand bringt. Der Film hat trotz seiner ca. 150 Minuten keine Längen und hält die Spannung auf konstantem Level.

Die Leistung des Darstellerensembles ist durchweg überzeugend, wobei sich keiner der Akteure in den Vordergrund drängt. Herausgehoben seien an dieser Stelle Hauptdarsteller Tom Hanks, der als integerer Gelehrter überzeugt, an der kniffligen aber gleichzeitig gefährlichen Schnitzjagd Gefallen findet und Audrey Tautou, die als Langdons Partnerin und als starke Frau gefällt.

ungeprüfte Kritik

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.04.2009
Samuel L. Jackson glaubt, er sieht nicht richtig, als die neuen Nachbarn einziehen: Ein weißer Jungspund mit einer farbigen, bildschönen Lebensgefährtin. Das guckt sich der LAPD-Gesetzeshüter nicht lange tatenlos an. Als alleinerziehender Vater von zwei heranwachsenden Kindern muss er doch ein gutes Vorbild abgeben und für Ruhe und Ordnung sorgen. Wo leben wir denn?! Als sich das frisch eingezogene Paar auch noch im Pool nebenan bei einer abendlichen erotischen 'Schwimmgymnastik' vergnügt, brennt bei Moralapostel Abel Turner (Jackson) eine Sicherung nach der anderen durch. Zuerst einmal dreht er aber bei sich im Haus die Sicherung für die Sicherheitsflutlichter rein, woraufhin das Schlafzimmer der neuen Nachbarn auch in den Nachtstunden hell erstrahlt. Ausgereichnet jetzt hat bei Lisa und Chris (Kerry Washington und Patrick Wilson) auch noch jemand die Drähte der Klimaanlage gekappt. Nicht nur aus diesem Grund heizt sich die Stimmung merklich schnell auf.

Was nach einem klassisch erzählten, sich langsam steigernden Thriller klingt, entpuppt sich im Laufe der 105 Filmminuten - als klassisch erzählter, sich langsam steigernder Thriller, genau. So wie sich die Ausgangssituation der ganzen Geschichte liest, so entfaltet sich das Geschehen in LAKEVIEW TERRACE (USA 2008) unaufhörlich. Zwar hatte Regisseur Neil LaBute zuvor mit WICKER MAN (2006) zahlreiche Filmbegeisterte enttäuscht, auch BESESSEN aus dem Jahr 2002 kam nicht viel besser an, aber sein Regieeinstieg IN THE COMPANY OF MEN von 1997 bleibt weiter in guter Erinnerung. Schon damals verfolgte LaBute erfolgreich das Konzept, ein gerade in Amerika kontroverses Reizthema in einen intensiven Thriller zu verpacken.

Zurück zum auflodernden Nachbarschaftsstreit in Lakeview Terrace, dem stereotypen Suburb-Distrikt am Rande von Los Angeles. Der Konflikt am Gartenzaun, bei dem ein Wort das nächste gibt, ist keinesfalls nur geradlinig erzählt, wie man vermuten mag. Angenehm konventionell kommt die erste Stunde in die Gänge, schon der Vorspann ist sachlich schwarz-weiß (wie bezeichnend) gehalten, in klaren Buchstaben. Die Kameraeinstellungen zeigen die Personen und Schauplätze mit wenigen Nahaufnahmen und ohne störende Handkamera, die mit ihren wackeligen Bildern doch in letzter Zeit selbst in Großproduktionen allzu inflationär benutzt wurde. Die Verunsicherungen bei den Neuankömmlingen und beim Zuschauer setzt mit dem Aufeinandertreffen der Hauptakteure ein, als sich Samuel L. Jacksons Charakter mit zweideutig-eindeutigen Bemerkungen als verkappter Rassist entpuppt. Spannend ist nicht unbedankt was passiert, sondern wie es passiert.

Risse bilden sich, in der Vorortsiedlung, im Job, in der Erziehung, in der Beziehung. Zwischenmenschliche, zwischenrassische (der englische Begriff 'interracial' ist griffiger) und geschlechtliche Machtkämpfe tun sich auf. Dem zuvor sicher geglaubten Vertrauen in die festen Werte des Lebens wie Arbeit, Partnerschaft und Familie wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist interessant zu beobachten und für einen Mainstreamfilm mutig thematisiert. Vielleicht war das einer der Gründe, warum Will Smith als Produzent in dieses Projekt einstieg. Seine Produktionskosten hat LAKEVIEW TERRACE jedenfalls längst eingespielt, stieg am Startwochenende in den USA sogar auf Platz 1 der Kinocharts ein. So werden Sie bestimmt auch demnächst bei uns einigen Gesprächspartnern begegnen, die sich nach dem Gesehenen gerne über Rassismusdarstellungen und Thrillerkonventionen im Film unterhalten wollen.

Trotzdem sollten Sie die Erwartungen an 'Lakeview' nicht zu hoch hängen, denn es folgt noch eine zweite Stunde, die zwar die Spannungsschraube weiter anzieht, sich jedoch ordentlich in Klischees verliert. Aus den Reihen des Video Buster Teams konnten schon einige gegensätzliche Meinungen aufgeschnappt werden. Niemand äußerte sich euphorisch über den Frühjahrsneustart auf DVD und Blu-ray, jedoch pendelten die Reaktionen zwischen durchschnittlichem Zuspruch und zufriedenen Gesichtern. Wer keinen 08/15-Thriller erwartet, sondern eine durchaus fesselnde Handlung mit guten Ansätzen von oftmals ausgeklammerten Themen des menschlichen Miteinanders, geht mit einem LAKEVIEW TERRACE Filmabend kein Risiko ein.

Haben Sie ihn bereits gesehen und sind Sie von der schauspielerischen Präsenz des Ausnahmedarstellers Samuel L. Jackson wieder einmal überzeugt worden? Dann sehen Sie sich Mr. Jackson doch gleich auch einmal 'auf der anderen Seite' in einer defensiven Rolle an, als Lehrer im packenden Drama 187 - EINE TÖDLICHE ZAHL. Der stammt ebenso wie LaButes Debüt aus dem Jahr 1997 und zeigt Jackson, wie er selbst von New York nach Los Angeles umzieht, um dort in L.A. ein Opfer der alltäglichen Gewalt zu werden. Und um den 'weißen' LAKEVIEW TERRACE Darsteller Patrick Wilson nicht zu diskriminieren, sei auch von ihm ein beeindruckender Filmauftritt genannt, im recht schockierenden Psychogramm HARD CANDY (2005). Genug der Filmempfehlungen für heute! Lassen Sie sich gut unterhalten und seien Sie lieb zu Ihren Nachbarn, sonst...

ungeprüfte Kritik