Eine junge schwedische Familie macht Skiurlaub in den französischen Alpen. Die Sonne scheint, die Pisten sind herrlich, das Bergidyll perfekt. Doch plötzlich geschieht beim Mittagessen auf der Restaurant-Terrasse die Katastrophe: Eine Lawine rast mit voller Wucht auf sie zu. Panisch ergreift Mutter Ebba (Lisa Loven Kongsli) die beiden Kinder, panisch ergreift Vater Tomas (Johannes Kuhnke) die Flucht. Als sich der Nebel legt sind alle unversehrt. Das große Unglück ist zwar ausgeblieben, doch zurück bleibt der Schock über Tomas Handeln. Die Kinder streiken, die Ehe kriselt und Tomas muss schwer mit seiner mangelnden Courage und seiner angeschlagenen Männlichkeit kämpfen...
Der auf dem Filmfest in Cannes gefeierte 'Höhere Gewalt' alias 'Turist' (2014) seziert meisterhaft die Rollenbilder der modernen Familie. Dabei schafft es Regisseur Ruben Östlund immer wieder mit trockenem nordischem Humor die Dramatik aufzubrechen und eine bissige Komödie zu inszenieren. Östlund über seinen Film: "Die ursprüngliche Idee zum Film kam mir durch eine Anekdote, die ich einfach nicht vergessen konnte. Vor einigen Jahren machte ein befreundetes schwedisches Paar Urlaub in Lateinamerika. Plötzlich tauchten Gangster auf und schossen auf sie; der Mann brachte sich instinktiv in Sicherheit und ließ seine Frau schutzlos zurück. Nachdem sie wieder nach Schweden zurückgekehrt waren, konnte sie - nach ein, zwei Gläsern Wein - nicht mehr aufhören, die Geschichte immer und immer wieder zu erzählen. Meine Fantasie war angeregt und ich begann, andere wahre Geschichten wie diese zu recherchieren, Geschichten von Verzweiflung und Notfällen, von Passagieren während des Untergangs ihrer Schiffe, von Touristen in Tsunamis oder in der Gewalt von Entführern. In solchen extremen Situationen können Leute völlig unerwartet und ausgesprochen selbstsüchtig reagieren. Wie auch wissenschaftliche Studien belegen, ist es oft so, dass sich nach einer Katastrophe, wie zum Beispiel einer Entführung oder einem Schiffbruch, eine große Anzahl der Überlebenden scheiden lassen. Fakt ist auch, dass sich Männer oft ganz anders verhalten, als es der 'Ehrenkodex' erwarten lässt. Wenn es um Leben oder Tod geht, das eigene Überleben in Gefahr ist, scheinen Männer sogar noch eher wegzurennen und sich in Sicherheit zu bringen als Frauen. Diese Feststellung hat in mir den Wunsch geweckt, die gängige Vorstellung des Mannes als Beschützer seiner Frau und Familie darzustellen, den gesellschaftlichen Kodex, dass er im Angesicht von Gefahr nicht zurückweichen darf."
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A young Swedish family is on a skiing holiday in the French Alps. The sun is shining, the slopes are wonderful, the mountain idyll is perfect. But suddenly the catastrophe happens during lunch on the restaurant terrace: an avalanche rushes towards them with full force. In panic, mother Ebba (Lisa Loven Kongsli) grabs the two children, father Tomas (Johannes Kuhnke) flees in panic. When the fog settles, everyone is unharmed. The great misfortune has failed to materialize, but what remains is the shock of Toma's actions. The children are on strike, the marriage is in crisis and Tomas has to fight hard with his lack of courage and his battered masculinity...
Celebrated at the Cannes Film Festival, 'Force Majeure' aka 'Turist' (2014), masterfully dissects the role models of the modern family. Director Ruben Östlund always manages to break up the drama with dry Nordic humor and stage a biting comedy. Östlund about his film: "The original idea for the film came to me through an anecdote that I just couldn't forget. A few years ago, a Swedish couple of friends went on holiday to Latin America. Suddenly, gangsters appeared and shot at her; the man instinctively got to safety and left his wife defenseless. After they returned to Sweden, after a glass or two of wine, she couldn't stop telling the story over and over again. My imagination was sparked and I began to research other true stories like this, stories of despair and emergencies, of passengers during the sinking of their ships, of tourists in tsunamis or in the violence of kidnappers. In such extreme situations, people can react completely unexpectedly and decidedly selfishly. As scientific studies also show, it is often the case that after a disaster, such as a kidnapping or shipwreck, a large number of survivors divorce. It is also a fact that men often behave quite differently than the 'code of honour' would suggest. When it is a matter of life or death, when one's own survival is in danger, men seem to be even more likely to run away and get to safety than women. This statement awakened in me the desire to present the common idea of the man as the protector of his wife and family, the social code that he must not retreat in the face of danger."
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