Bewertung und Kritik von
Filmfan "Fenolin" am 24.08.2012Nachdem der Vorgänger ein grundsolides Spiel war, welches das Gothic-Flair in einer neuen Welt hatte, ist Risen 2 leider ein casualisierter Nachfolger, der - auch wenn es einige "Die Hard" Piranha Bytes Fans nicht wahrhaben wollen - eher wie ein zweites Arcania wirkt, dabei aber nicht mal so konsequent casualisiert wurde(aber immer noch genug). Zuerst finde ich das Piratensetting einfach unpassend, warum aus einer mittelalterlichen Welt auf einmal ein Szenario á la "Fluch der Karibik" wurde, wird nicht erklärt. Man könnte ja noch mit leben, wäre es wenigstens gut umgesetzt, das ist es aber nicht. Nur weil der Hauptheld und ein paar andere mit Augenklappe rumrennen, dazu typischen Piratenklamotten tragen, alle ständig "arr" und "aye" sagen und das Thema der meisten Gespräche Kapern und Rum ist(komischerweise mögen die meisten Leute jetzt kein Bier mehr, früher unvorstellbar), heißt das noch nicht, daß das authentisches Piratenflair ist. Egal welches Setting es nun ist, die Story wäre so oder so nicht wirklich spannend. Man fühlt sich wie auf Schienen, die Jagd nach den Artefakten gestaltet sich fade und ohne Abwechslungen, auch der Tod wichtiger Charaktere läßt einen einfach kalt. Die Boßkämpfe zwischendrin sind lachhaft, im richtigen Moment und sogar computervorgegeben die Angriffstaste hämmern, herausfordernd ist was anderes. So gestaltet sich dann auch der Endkampf recht mau.
Zwar gibt es interessante Charaktere und teils interessant klingende Nuancen der Geschichte, leider ist für beides nicht wirklich Platz im Spiel und ehe man tiefer irgendwo einsteigt, ist alles schon vorbei. Mit ca. 25 Stunden Spielzeit ist das Spiel auch eher kurz.
Die Inseln sind lächerlich klein und meistens nach kurzer Zeit abgeschlossen, leider ist die geringe Größe auch der Atmosphäre abkömmlich. Wenn eine ach so wichtige Hafenstadt aus drei bis vier Gebäuden besteht, wirkt das nicht gerade authentisch. Zudem sehen die Inseln bedingt durch das aufgezwungene Piratensetting alle mehr oder weniger gleich aus, Dschungel über Dschungel, maximal mal etwas Felsenlandschaft, ansonsten öde und nicht abwechslungsreich.
Das Kampfsystem ist auch mißlungen, als Fernkämpfer knallt man mit der Muskete eh alle Gegner locker über den Haufen, man braucht nur genug Munition. Wirklich starke Gegner gibt es eh nicht. Was auch nervt, daß die Gegner ständig vorwärts und zurück rennen und sich dabei treffen lassen statt zu kämpfen, das soll vermutlich taktisches Verhalten sein, nervt aber nur und ist den Kämpfen abkömmlich. Leider handeln auch die Begleiter entsprechend, somit sind Fernkampfbegleiter ziemlich unbrauchbar.
Das Skillsystem ist auch total verkorkst, es gibt keine Level mehr in dem Sinne, sondern man steigert die Fähigkeiten mit gesammelten Rumpunkten. Für die Unterfähigkeiten braucht man dann Lehrer, die einem nicht wenig Gold abnehmen. Sowieso muß man anfänglich mit dem Gold recht haushalten, weil es einfach zu wenig davon gibt und Aufträge oft nur wenig einbringen, aber schon ein Heiltrank - jetzt in Form von Grog und Rum, sehr glaubhaft, mitten im Gefecht Alkohol zu trinken - 50 oder 100 Goldstücke kostet.
Die Handlungsfreiheit ist auch arg eingeschränkt, wenn man irgendwo nicht reindarf, gibt es nur selten die Möglichkeit, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen, ansonsten teleportiert einen das Programm nämlich einfach ein Stück zurück. Man kann auch niemanden mehr ausplündern nach dem Umhauen oder gar töten. Es geht nicht um das Töten an sich, sondern um die Möglichkeit, es zu tun. Dafür gibt es auch kein Verbrechenssystem, man kann irgendwo reingehen und wird vielleicht angegriffen, kann die Angreifer dann aber umhauen und in aller Ruhe plündern, ohne daß sich sonst jemand daran stört. Und die umgehauenen Leute sind auch nur kurz wütend auf den Helden und sprechen nicht mit ihm, kurz danach ist alles so, als wäre nichts geschehen und man kann sie wieder ansprechen.
Die Grafik und Technik ist auch hoffungslos veraltet, andauernd gibt es unansehnliches Clipping der Figuren und einige davon sind optisch eh ziemlich mißlungen, Patty sieht aus wie eine Kreuzung aus Dolly Buster und Penelope Cruz in "Fluch der Karibik" und wackelt ständig übertrieben mit den Hüften.
Überhaupt wirkt es schon recht uninspiriert, daß man sich teils doch sehr offen dieser Filmreihe bedient hat, es gibt eine "Black Betty"(im Film "Black Pearl"), untote Versunkene(die Zombies lassen grüßen) und so weiter.
Insgesamt ist Risen 2 ein recht uninspiriertes Spiel, was leider nicht mal ansatzweise etwas vom Flair der alten Spiele mit sich bringt und keine fesselnde Story hat. Schade.
ungeprüfte Kritik