'Wolfzeit' (2003): Als Anne Laurent (Isabelle Huppert) und ihre Familie in ihrem Ferienhaus ankommen, finden sie Fremde darin vor. Diese Konfrontation ist nur der Beginn eines schmerzlichen Lernprozesses: Nichts ist mehr, wie es war. Was als Familiengeschichte beginnt, entwickelt sich schnell zur kollektiven Tragödie. Aber es ist auch eine Legende, also die Geschichte eines Opfers und, vielleicht, die Geschichte eines Heiligen. Haneke erzählt eine Apokalypse, die so realistisch und unspektakulär wie eindringlich ist. Eine Herausforderung.
'Das Schloss' (1997): Der Landvermesser K. (Ulrich Mühe) wird von seiner Behörde in ein Dorf verschickt, um dort seinen Dienst anzutreten. Doch dort weiß keiner etwas von dieser Versetzung. K. versucht, in das Schloss, dem Sitz der offensichtlich übergeordneten Verwaltung, vorzudringen. Doch man lässt ihn nicht herein. Im Dorfwirtshaus warten zwei angebliche Gehilfen, die nichts von seinem Beruf verstehen. K. versucht weiter, seine Arbeitssituation zu klären. Umsonst, alles was er unternimmt, führt ins Leere. Telefonleitungen sind tot, Mittelsmänner wie Barnabas entpuppen sich als Spitzel einer unbekannten Macht, der Gemeindevorsteher lässt ihn auflaufen, das Schankmädchen Frieda, in das er sich verliebt, spielt wie die Wirtin anscheinend ein undurchsichtiges Spiel mit ihm. Der Sekretär Erlanger (Hans Diehl) holt K. zu einem Verhör, in dem er zu einem Schuldigen ohne Tat gestempelt wird. K. verliert sich in einem Labyrinth von Fakten, die sich als Fiktionen erweisen und umgekehrt.
'Code: unbekannt' (2000): Die Schauspielerin Anne (Juliette Binoche) ist mit dem Kriegsreporter Georges (Thierry Neuvic) liiert, der nur selten zu Hause in Frankreich ist und sich an das Leben im Frieden nicht mehr so recht gewöhnen kann. Georges' jüngerer Bruder Jean (Alexandre Hamidi) flieht aus Perspektivlosigkeit vom Hof des Vaters in die Großstadt. Kaum in Paris angekommen, gerät er mit dem Schwarzen Amadou (Ona Lu Yenke) aneinander. Amadou versucht, die Ehre der rumänischen Bettlerin Maria (Luminita Gheorghiu) zu verteidigen, erreicht durch seinen Einsatz jedoch nur, dass die Polizei auf die illegal Eingewanderte aufmerksam wird.
'24 Wirklichkeiten in der Sekunde' (2005): Dieses Dokumentarfilmporträt beleuchtet über einen Zeitraum von mehreren Jahren die Wirklichkeit, in der Michael Haneke lebt und arbeitet. Motivsuche, Kinopremiere, öffentliche Auftritte, Publikumsgespräche, Radiointerviews, Setsituationen, Schneideraum. Die wenigen Gespräche finden fast nebenbei, im Auto, Zug, Flugzeug statt. Die Aufgabe liegt in der genauen Beobachtung verschiedenster Situationen, wodurch ein besessener Filmemacher hervortritt. Im Gegensatz zu zahlreichen Interviews, die Haneke im Laufe seiner Karriere schon gegeben hat, konzentriert sich '24 Wirklichkeiten' nicht primär auf seine sprachlich eloquente Seite, sondern vielmehr auf seine handwerkliche.
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