Kritiken von "VideobusterRedaktion"

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory

2 Tage Paris

Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 08.05.2012
New York meets Paris. '2 Tage Paris' bietet erstklassige Dialoggefechte. Es macht einfach Spaß, den Gesprächsinhalten zu folgen. Dabei fällt es noch nicht einmal schwer, dass man sich sehr häufig mit Untertiteln auseinandersetzen muss. Die Gespräche zwischen der gebürtigen Französin Marion und ihrem amerikanischen Freund Jack sind einfach genial. Endlich mal nicht so ein schnulziger Liebesfilm, der vor Romantik nur so strotzt. Paris, die Stadt der Liebe, wird für Jack, der kein Wort Französisch versteht, zur Hölle.

Das Aufeinandertreffen mit Jacks Schwiegereltern in spe bringt zusätzliche Würze in diese etwas andersartige Beziehungskomödie. Es ist einfach herzerfrischend, wie sehr sich Marions Eltern, Schwester und etliche Ex-Lover die Tatsache, dass Jack kein Französisch kann, zum Spaß machen.

Auffällig ist, dass der Film hauptsächlich von der Darstellung intensiver Gespräche getragen wird. Die Handlung ist eher karg bemessen, wird aber gar nicht so richtig vermisst, weil es die Gespräche wirklich in sich haben. Perfekt gesetzte Pointen machen diesen Film sehenswert, denn oftmals werden die kleinen alltäglichen Wahrheiten und Probleme beherzt aufgegriffen und zum Thema gemacht.

In diesem Film gibt es zu jedem Problem auch den passenden Rahmen. Die Wohnung von Marion, in welche die Mutter allzu gern ungebeten hinein läuft, die Wohnung der Freundin, in der Marion und Jack auf zahlreiche Ex-Lover von Marion treffen, usw. Kurz gesagt, alle Ereignisse und Problematiken bekommen ihren eigenen speziellen Auftritt.

Die schauspielerische Leistung von Julie Delpy ist, trotzdem sie selbst auch noch die Regie führte, absolut überzeugend. Besonders starke Leistungen bringt sie während der verschiedenen Wut- und Emotionsausbrüche. Hut ab! Auch Ihr Gegenüber, Adam Goldberg, ist in der Rolle erstklassig eingesetzt. Besser hätte man dieses eigentümliche Pärchen nicht verkörpern können.

Schade ist, dass die Handlung, wie bereits erwähnt, etwas zu wünschen übrig lässt. Auch das Ende hat leider nicht überzeugt, denn es weicht zu sehr vom Stil ab und hätte eindeutig spezieller sein sollen. Dieser Film ist natürlich kein Blockbuster, aber er ist durchaus in der Lage gut, zu unterhalten. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation

Dora - Beste Freunde

Doras erstes Abenteuer - Der Tag der besten Freunde - Feier im Baumhaus - Der Schokoladenbaum
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.09.2010
"Karte heißt 'map' und Rucksack heißt 'backpack' und außerdem weiß ich noch was 'nach oben' und 'nach unten' auf Englisch heißt!" So klingt ein stolzes Kind, dass nach ein paar Minuten Dora ganz glücklich berichtet, wie viele neue Dinge es dank des kleinen Zeichentrickmädchens gelernt hat - und das auch noch mit Spaß! Eine absolut gewaltfreie Fernsehserie, die an erste Englischkenntnisse und Zahlenreihen heranführt, darüber hinaus aber auch das Erkennen von Formen, Farben und Zusammenhängen fördert. Durch Wiederholungen, Vergleiche und musikalische Unterstützung fällt es Dora und ihren kleinen Freunden nicht schwer, ihrem Publikum das erlangte Wissen einzuprägen.

Gerade Mädchen zwischen 3 und 6 Jahren können sich für Dora begeistern. Für das männliche Zielpublikum dieser Altersklasse gibt es noch einen Extratipp:

'Go Diego Go!'

ungeprüfte Kritik

Ein Prophet

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 18.08.2010
Man muss kein "Prophet" sein, um zu erahnen, dass ein Spielfilm, der den großen Preis der Filmfestspiele in Cannes 2010 ("Festival de Cannes Grand Prix") erhielt und dem Regisseur Jacques Audiard eine "Goldene Palme" Nominierung in Cannes einbrachte, tatsächlich einiges "kann". Wird EIN PROPHET (Frankreich/Italien 2009) uns Zuschauer mit der ab sofort bereitstehenden DVD oder Blu-ray im Verleihprogramm ebenso stark beeindrucken und bewegen, oder wird man das Ausleihen bereuen? Wir haben uns in einem Selbsttest für zweieinhalb Stunden in den Heimkinoknast einweisen lassen und geben Ihnen nun, zurück im Tageslicht, einen kleinen Einblick hinter die Gefängnismauern.

Ein Gefangener wird lauthals in eine Zelle geführt. Zunächst wird man nur mit partiell beleuchteten Filmbildern Zeuge der Szenerie, ein Blick durchs Schlüsselloch. Es handelt sich nicht um die Hauptperson Malik El Djebena, die man in den anschließenden 149 Minuten begleiten wird. Malik (Tahar Rahim) sitzt schon in Untersuchungshaft und bekommt Besuch von seinem Anwalt, der ihm verkündet, dass die sechs Jahre Haftstrafe bei erreichter Volljährigkeit auch tatsächlich abgesessen werden müssen. Zwei bittere Szenen folgen auf dem Weg zur Verlegung ins Gefängnis: Ein Blick durch die Gitterstäbe des Transportwagens hindurch zur belebten Straße, Sonnenstrahlen, die flatternde Trikolore an einem Gebäude, der vorerst letzte Blick auf die Außenwelt. Dann die körperliche Untersuchung des nackten, verschmutzten Inhaftierten Malik, gefolgt von der Fragebogen-Abarbeitung des Gefängnisvorstehers.

Schon ist man mittendrin, im Geschehen von EIN PROPHET. Im Knast, bei Malik, den man durch die nüchternen Fragen nach sozialen Kontakten drinnen und draußen, nach seiner Glaubensrichtung, nach der (fehlenden) Berufsausbildung auf kürzestem Weg kennenlernt. Wenn es Regisseur Audiard versteht, in so knapper Zeit einen stimmigen Filmcharakter aufzubauen, wollen wir ebenfalls schnell zum Punkt kommen: Nach einer Viertelstunde wird klar, dass ähnlich wie beim Gefängnisklassiker MIDNIGHT EXPRESS (1978) ein schonungsloser Umgang mit den Insassen und dem Filmpublikum folgen wird. Dass man sich auf eine richtige Geschichte mit glaubhaften Figuren einstellen kann, wie beim Gefängnisfilm DIE VERURTEILTEN (1994). Dass sich die Atmosphäre innerhalb der kriminellen Machthierarchien unvorhersehbar steigern wird wie beim Mafia-Epos DER PATE (1972).

Die zwei letztgenannten Filme erscheinen auf der ewigen Bestenliste der 'IMDb - Internet Movie Database' auf den Spitzenplätzen 1 und 2. EIN PROPHET erzählt eine Geschichte dazwischen und verfehlt damit knapp den Einzug in die dortige Top 250. Ein "Best-of-Prison-Movies", bei dem man vor dem Fernseher von Anfang an bei der Sache ist und unter keinen Umständen in der Haut des Protagonisten stecken möchte. Keine Hoffnung auf Knastromantik, hier werden dir umgehend die Schuhe von Mithäftlingen abgezogen, in der Dusche wirst du nach Liebesdiensten gefragt und auf dem Innenhof in einen ausweglosen Handel getrieben. Und wenn du nicht spurst, schnürt dir ruck-zuck eine Plastiktüte über dem Kopf die Luft weg.

Jacques Audiard hat die Geschichte um den elternlosen Franzosen Malik inszeniert, der nichts hat außer seiner maghrebinischen Abstammung, einer abgebrochenen Schulzeit und - obwohl erst 19 Jahre alt -^einem ellenlangen Strafregister. Audiard, so war im Vorfeld zu lesen, habe einen früheren Film in einem echten Gefängnis vorgeführt und sei von den vorherrschenden Zuständen so geschockt gewesen, dass er diese Eindrücke in einem Film hinter Gittern verarbeiten wollte. Außerdem war es ein Wunsch des 1952 in Paris geborenen Filmemachers, die arabische Bevölkerung Frankreichs ins Zentrum seines neuen Films zu setzen, ohne jedoch in einem rein fiktiven Rahmen ein Bild der aktuellen Gesellschaft zu zeichnen.

Das Team aus seinem vorangegangenen DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) stand ihm dabei zur Seite. Schon dort fungierte der französische Charakterdarsteller Niels Arestrup (*1949) in der Rolle des Vaters als Stützpfeiler, der die Erlebnisse von Thomas (Romain Duris), einem aggressiv vorgehenden Immobilienspekulanten und leidenschaftlichen Klavierspieler, zusammenhält. Audiard zeigte bereits 2005 sein Können, scheinbar beiläufige Szenen zu zeigen, die den Zuschauer unvorbereitet treffen. Gut und Böse sind nicht klar definiert, der Vater will eine schwer zu durchschauende Geliebte heiraten und verstrickt sich in Geschäfte mit der russischen Mafia, ein befreundeter Ehemann geht regelmäßig fremd und die Arbeitskollegen von Thomas prügeln Obdachlose aus den neuerworbenen, leer stehenden Häusern. Menschliche Abgründe im Alltäglichen und gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer, durch die frühere Passion am Klavier eine Art neues Leben anzufangen.

In EIN PROPHET heißt der Protagonist nicht Thomas, sondern Malik und Niels Arestrup spielt keine Vaterfigur, sondern einen über Leichen gehenden Häftlingsanführer. Der Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben für Malik ist schwer auszumachen. Lesen lernen könnte ein Ausweg sein, schnell verdientes Geld und Anerkennung in den verfeindeten Lagern der arabischen Drogenschmuggler und einer korsischen Mafiaorganisation ist naheliegender. Welches Ende der Film für Malik bereithält, sollten Sie sich selbst anschauen. Die Oscar-Nominierung 2010 als bester ausländischer Film, der Preis aus den Händen der 'British Academy of Film and Television Arts' 2010, die zahlreichen 'César' Auszeichnungen Heimatland Frankreich, all diese Ehrungen kommen nicht von ungefähr. Ein wirklich guter Gefängnisfilm, dem man sich aufgrund von genretypischen Bestandteilen wie expliziter Gewaltdarstellung und durchweg ungeschönter Filmfiguren trotzdem mit Vorsicht nähern sollte.

Zur Handhabung: Die getestete DVD-Ausgabe des Studios 'Sony Pictures Classics' ist in ihrer Sprachen-Auswahl "Französisch - Deutsch" überschaubar, in den Untertiteln steht dagegen Englisch und Deutsch zur Verfügung. Ein vielleicht auch für Sie wichtiger Hinweis zu den Sprachfassungen: Startet man nach dem Einlegen der Disc den Film ohne Umwege über die Optionen, sieht man die Originalfassung. Wechselt man dort auf die deutsche Fassung, fehlen die Untertitel in den teils arabischen, teils französischen und sogar italienischen Dialogfetzen zwischen den Inhaftierten. Besser im Menü gleich die deutsche Fassung wählen, denn dann bekommt man eine sorgfältige Synchronisation vorgeführt, die in den fremdsprachigen Passagen mit einer kursiven Untertitelung hilft. Die Extras bieten Ihnen außerdem einen Audiokommentar des Regisseur Audiard, des Hauptdarstellers Tahar Rahim und des Co-Drehbuchautors Thomas Bidegain. Dazu werden entfallene Szenen, nicht wirklich erhellende Szenen aus den Vorbereitungen zum Dreh ("Rehearsal Footage"), Probeaufnahmen ("Screen Tests") und ein Kinotrailer gereicht.

Beide Filme von Jacques Audiard, DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (2005) und EIN PROPHET (2009), tun sich außerdem durch die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine, durch den Schnitt von Juliette Welfling und die Musik von Alexandre Desplat (Blockbuster-verwöhnt durch NEW MOON 2009 und HARRY POTTER 2010) hervor. Produziert wurden Audiards Filme von der Firma 'Why not Productions', "warum nicht". Diese Einstellung können Sie sich beim nächsten Ausleihvorhaben in Hinsicht auf EIN PROPHET getrost zu Herzen nehmen.

ungeprüfte Kritik

In meinem Himmel

Die Geschichte über ein Leben und alles, was danach kam...
Drama

In meinem Himmel

Die Geschichte über ein Leben und alles, was danach kam...
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.08.2010
In Neuseeland gibt es neben Kiwifrüchten, von denen die "grüne Insel" nach Italien und China nur noch der drittgrößte Produzent sein soll, einen weiteren Exportschlager, der über zwanzig Jahre hinweg stetig erfolgreicher wurde: Regisseur Peter Jackson. Wie oft man den Namen des am Halloweentag, dem 31. Oktober 1961 Geborenen inzwischen in Zusammenhang mit seiner Spielfilmtrilogie gelesen hat, die auf J.R.R. Tolkiens DER HERR DER RINGE Romanen basiert, oder in Bezug auf sein Multimillionen-Dollar-Projekt über das Schicksal des Riesenaffen KING KONG? Unzählige Male, dabei gibt es in seiner Filmografie noch ganz andere Schätze. Sogar einen Horrorfilm über ein Mutter-Sohn-Verhältnis und einem fulminanten Rasenmäher-Finale findet sich unter Jacksons Werken, so absurd blutig, dass es in Deutschland beschlagnahmt wurde.

Genug zur Person, genug der extremen Kassenschlager und Splatterfeste. Was sich zur Vorbereitung auf Peter Jacksons neueste Heimkino-Veröffentlichung IN MEINEM HIMMEL (USA/Großbritannien/Neuseeland 2009) lohnt, ist das Frühwerk HEAVENLY CREATURES von 1994, das mit einem kleinen Markenzeichen - historischen Aufnahmen über die Heimat des Autorenfilmers - beginnt und zu zwei schreienden, blutüberströmten Schülerinnen wechselt. "In den Jahren 1953 und 1954 führe Pauline Yvonne Parker ein Tagebuch über ihre Freundschaft mit Juliet Marion Hulme. Dies ist ihre Geschichte. Die Tagebucheintragungen sind in ihren eigenen Worten wiedergegeben." Ein erklärender Einleitungstext, gefolgt von einer in ihrer Tragweite damals noch nicht abzusehenden Besetzungsinfo: "and introducing Kate Winslet as Juliet", Kate Winslet in ihrem ersten Spielfilm.

Ebenso wenig abzusehen für den Zuschauer sind die Ereignisse, in die sich zwei Schülerinnen der 'Christchurch Girls High School' in Canterbury/Neuseeland von 1952 an hineinsteigern. Wir erzählen Ihnen nichts über den Filmverlauf, damit die Wirkung nicht zerstört wird - so wie der herumalbernde Vater der jungen Pauline (genial ausgesucht wie Winslet in ihrer Rolle auch Melanie Lynskey) beim Abspielen einer Schallplatte des vergötterten Tenors Mario Lanza. Pauline: "Hör auf damit! Du bist ein Ignorant." - "Stop it, you're spoiling it!" Apropos Ignorant: Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem wir auf Peter Jacksons jüngste DVD und Blu-ray Erscheinung IN MEINEM HIMMEL zu sprechen kommen. Falls Sie sich eher zu denjenigen zählen, die opulente Filmerlebnisse von Riesenaffen und Dinosauriern oder Hobbits und Elfen allemal den Filmbildern stiller, emotionaler Dramen vorziehen, sollten Sie jetzt die Reißleine ziehen und in den Angaben der Mitwirkenden auf den Namen des Regisseurs klicken, um zu einer Liste der bisherigen Erfolge des Filmemachers zu kommen, in der man sich besondere Fantasy, Abenteuer, Horror-Erlebnisse von Peter Jackson aussuchen kann.

Für alle anderen: Die Freundschaft zweier Mädchen, die sich in eine Fantasiewelt zurückziehen, so wie sie in ("two such") HEAVENLY CREATURES (1994) gezeigt wird, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Ob "der neue Jackson" IN MEINEM HIMMEL (2009), fünfzehn Jahre später, für eine größere Zielgruppe geeignet ist? "FSK ab 12 freigegeben" war das Urteil der 'Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft'. Bei HEAVENLY CREATURES war es eine 16er-Altersgrenze, zu Recht, wie sich Ihr heutiger Schreiber erinnert, der damals im Kino etwa so alt war. Dermaßen intensiv wirkten und wirken Peter Jacksons Filmbilder von 1994, alle Emotionen übergroß, gewalttätige Tagträume, sexuelle Erfahrungen, aufmüpfige Gedanken gegen die Eltern. Tragisch. Ganz schön viel zu Verarbeiten für einen Jugendlichen oder eine Jugendliche. Dank eines vielschichtigen Drehbuchs von Jackson und seiner Langzeit-Koautorin Fran Walsh (Oscar-prämiert für DER HERR DER RINGE - DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS), mit einem Cameo-Auftritt des Regisseurs, einer Abrechnung mit Orson Welles als "widerlichem" ("hideous") Finsterling in Schwarz-Weiß und einem Film-im-Film-Erlebnis der Protagonistinnen Pauline und Juliet in DER DRITTE MANN. Zahlreiche Details, die Peter Jacksons Arbeitsergebnisse immer zu etwas Besonderem machen. Jedes Mal. Jedes Mal?

Jacksons Produktionsfirma 'WingNut Films' bekommt zu den Dreharbeiten ab Oktober 2007 von Spielbergs 'DreamWorks' finanzielle Rückendeckung (respektable 65 Millionen Dollar Budget) und eine garantierte weltweite Verbreitung durch 'Paramount'. Große Studios, dabei fängt IN MEINEM HIMMEL ganz klein an: Eine Schneekugel ist das erste, was Sie zu sehen bekommen. "Ich erinnere mich, dass ich noch ganz klein war. Zu klein, um über die Tischkante sehen zu können. Da war diese Schneekugel und ich erinnere mich an den Pinguin, der im Inneren der Kugel wohnte. Er war ganz allein da drin und ich machte mir Sorgen um ihn.", hören wir die Hauptfigur Susie im Rückblick sagen, während der Vater Jack auf dem Sofa sitzt und herüberschaut. Mark Wahlberg übernahm diese Rolle Tage vor Drehbeginn, nachdem Ryan Gosling (WIE EIN EINZIGER TAG, 2005) wegen "künstlerischer Differenzen" abgesprungen war. Einblendung: "The Lovely Bones", der Originaltitel und der Name des 2002 erschienenen Romanvorlage von Alice Sebold. Zeitsprung: Zwölf Jahre nach der Schneekugel lernen wir auch die Mutter Abigail kennen (durch Rachel Weisz ebenfalls prominent besetzt), mit Erziehungsratgebern und Camus-Literatur im Ehebett.

Ihr Name ist Susan Salmon. Susie wird sie von der Familie genannt. Faszinierend gespielt von Saoirse Ronan, die trotz ihres jungen Alters (*1994) sogar schon mal für einen Nebenrollen-Oscar nominiert war, für ihren Auftritt in ABBITTE (2007). Die Nominierung soll nach der Besetzungsentscheidung für IN MEINEM HIMMEL verkündet worden sein, so dass sich Wunsch der Autorin Alice Sebold, ein unbekanntes Mädchen für die Rolle auszuwählen, nicht erfüllte. "Ich fand es toll, wie ein Foto einen Moment festhalten konnte, bevor er vorüber war." reflektiert die jugendliche Sprecherin ihre aufgenommenen Schnappschüsse (und spricht Peter Jackson damit bestimmt aus der Seele). Die Protagonistin malt sich ihre Welt aus, wie es Juliet und Pauline in Jacksons früherem Drama taten. Wenn sich die Fantasiewelt der Susie doch bitte nicht so tragisch entwickelt! Doch auch dieser Wusch wird nicht erfüllt. Während Grandma Lynn (noch ein Star: Susan Sarandon) erscheint, keimt die Hoffnung des Mädchens auf: "Wir gehörten nicht zu diesen Menschen, diesen glücklosen Menschen, denen grundlos schreckliche Dinge passieren." Bis am 6. Dezember 1973 etwas Grausames geschieht…

Es gibt diverse Herangehensweisen, die unsagbaren Taten hinter vermissten Menschen für Filme aufzuarbeiten, dokumentarisch, als Krimi, als Tragödie. Unerträglicher als bei Horrorvertretern wie CAPTIVITY 2007 oder extremen Darstellungen wie MARTYRS 2008 (nur beispielhaft genannt), wirkt in Peter Jacksons Werk der Kontrast zwischen ruhiger Erzählweise, romantischer 70er Jahre Kulisse und der widerlichen Figur des Täters (der Mut von Stanley Tucci, diese Darstellung zu übernehmen, brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein). Dass Jackson bei seiner filmischen Umsetzung den Tatbestand der Vergewaltigung aus der Buchvorlage noch nicht einmal andeutet, muss ihm nicht als Versäumnis angekreidet werden, diese bewussten Lücken werden in der Vorstellung des Zuschauers mit Grauen gefüllt.

Falls Sie sich noch darüber wundern, warum in einer Kritik zu IN MEINEM HIMMEL ausführlich auf HEAVENLY CREATURES eingegangen wird: es sollte dem ungewöhnlicheren der zwei Filme mehr Platz einräumen. Es gibt sogar Details, die beide Werke verbinden, wie die großen Gesichter, die durch eine Sandburg bzw. ein Puppenhaus schauen, flüchtige Filmauftritte des bärtigen Peter Jackson, vor allem die sich in der Vorstellung verändernden Traumlandschaften von heranwachsenden Teenagern. Bei IN MEINEM HIMMEL kommen - jetzt eine Bewertung - leider Bilder zum Vorschein, die verdrängte Filmerinnerungen an Jodie Foster in CONTACT (1997) wachrufen. Künstlicher Sternenhimmel über einem Sandstrand, in verklärt-mystisches Licht getaucht, das gibt ihnen eine ungefähre Vorstellung. Weniger bewegende Tragik, stattdessen esoterische Bildsprache. Was uns persönlich bei KING KONG zu viel computergenerierte Dinos waren, sind hier die zwar farbenprächtigen, jedoch künstlich-affektierten Landschaftsbilder in Werbeclipästhetik.

Pluspunkt: Susan 'Susie' Salmon und ihre Familienangehörigen sind gut dargestellt und Peter Jacksons Familiendrama ist über weite Strecken bewegend. Auch die Thriller-Elemente funktionieren, obwohl sie stereotyp sind. Aber was will IN MEINEM HIMMEL jetzt sein? Soll die Video Buster Redaktion jetzt unter mehreren Genrebezeichnungen eintragen und sich an der Vielfalt der angesprochenen Emotionen in 130 Filmminuten erfreuen? Die Schaffensphase der BAD TASTE (1987) und MEET THE FEEBLES (1989) Extreme hat Jackson lange hinter sich gelassen, aber bei diesem Werk vermissen wir seine Handschrift, das Besondere. Das wird man hoffentlich bei dem von ihm geschriebenen und produzierten DER KLEINE HOBBIT (Teil 1 ab 2012, Teil 2 ab 2013) wiederentdecken. Am Ende bleibt in diesem Fall ein handwerklich gutgemachtes und optisch ansprechendes Durcheinander, das letztlich doch ein Durcheinander für uns bleibt. Wir freuen uns über Ihre Zeilen in einer eigenen Kritik auf der IN MEINEM HIMMEL Filmseite, vor allem über durchweg positive Meinungen, denn die werden seltener zu finden sein. Von Peter Jackson erhoffen wir uns in Zukunft wieder etwas mehr Individualität, schließlich sagte Kate Winslet schon 1994 als Juliet: "Es sind immer nur die Besten, die sich gegen alle Hindernisse stellen, um glückselig zu werden."

ungeprüfte Kritik

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy

Pans Labyrinth

Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 06.08.2010
Flimmerkiste voller Wunder: Nach Guillermo del Toros Erfolgen mit 'Blade 2' und 'Hellboy' haben eigentlich alle gedacht, dass das nächste Projekt ganz groß wird. Wurde es auch, allerdings nicht im Hinblick auf Budget oder Starpotential, sondern dergestalt, dass es bei 'Pans Labyrinth' mit relativ bescheidenen finanziellen Mitteln einen wirklich vielschichtigen und schönen Film realisiert hat, für den es zu Recht drei Oscars® gab.

Die erzählerische Klammer, die dem Werk den Rahmen vorgibt, schneidet ein Kapitel jüngerer europäischer Geschichte an, über die außerhalb Spaniens kaum jemand etwas weiss – den spanischen Bürgerkrieg, der der Machtergreifung Francos voranging. Im Land selbst wird das Thema ohnehin weitestgehend ignoriert. Zu frisch sind vielerorts noch die Wunden und zu tief die Gräben zwischen Falangisten und Republikanern. Umso verständlicher wird der Rückzug der kleinen Ofelia, angesichts der täglichen Grausamkeiten des Stiefvaters. Immer tiefer verstrickt sie sich in dem geheimnisvollen Labyrinth, dass ihr der bocksbeinige Faun eröffnet. Angesichts der immer wieder eingestreuten Ereignisse aus der 'realen Welt' könnte man sich fragen, ob dieses Königreich mit verschollenen Prinzessinnen, Riesenkröten oder komischen Insekten nur Ofelias Phantasie entspringt oder tatsächlich existiert. Fragt man sich aber nicht, so gefesselt und fasziniert ist man von Guillermo del Toros Schöpfung. Man wünscht sich eigentlich nur, dass der Film noch etwas länger dauern möge.

Die Darsteller sind durchweg großartig- wenn auch hierzulande weitgehend unbekannt. Zumindest den Namen Sergio López (Stiefvater Capitan Vidal) sollte man aber versuchen sich zu merken und von der erst elfjährigen Hauptdarstellerin Ivana Baquero wird man sicher auch noch so einiges hören. Auch wenn ich mich langsam dem Verdacht aussetze hier nur Lobeshymnen zu verfassen: 5 Sterne. Ich kann leider auch nichts dafür, dass es im Moment so viele tolle Filme gibt. Zum Glück bleibt das auch noch ein paar Wochen so, kleiner Ausblick: 'Babel', 'Flags of Our Fathers', 'The Good German'.

ungeprüfte Kritik

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama

Blind Side - Die große Chance

Basierend auf einer wunderbaren wahren Geschichte.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.08.2010
BLINDSIDE oder BLIND SIDE, das war die Frage. Vor vielen Jahren gab es in der Videothek vor Ort zwei Titel, die sich sehr ähnlich lasen: BLINDSIDE (Kanada 1986) mit Harvey Keitel und BLIND SIDE (USA 1993) mit Rutger Hauer. Der erste hat den Sprung von VHS ins digitale Zeitalter bislang nicht geschafft, sorgt somit im gegenwärtigen Verleih für keinerlei Missverständnisse mehr.

Dafür ist ein anderer Titel am 30. Juli 2010 auf DVD und Blu-ray Discs erschienen: BLIND SIDE (USA 2009) mit Sandra Bullock. "Die große Chance" wurde vom Label 'Warner Home Video' vorsorglich in Deutschland angefügt, dabei hat die "Blind Side" in ihrer Bedeutung nichts mit einer "großen Chance" zu tun. Wofür steht "Blind Side" überhaupt und kann man den deutschen Titelzusatz als Heimkinofan beim Wort nehmen? Darf man sich die große Chance auf zwei Stunden gute Unterhaltung erhoffen, oder bedeutet es tatsächlich nur die große Chance für die Hauptfigur dieser Geschichte?

Die Hauptfigur, das ist nicht Sandra Bullock, auch wenn sie die Hauptantriebsfeder für die Vermarktung darstellt. Zu ihrem Prominenten-Status in Hollywood und zu traumhaften Gagen kam endlich etwas hinzu: Sie erhielt für BLIND SIDE die begehrten Darsteller-Auszeichnungen bei der Golden Globe Verleihung sowie bei den Academy Awards 2010, den 'Oscar' für die beste weibliche Hauptrolle. Das Liebesleben ihrer Begleitung bei den 'Golden Globes' und die anschließende weltweite Berichterstattung über das Privatleben taten ihr Übriges zur Aufmerksamkeitssteigerung.

Vor dieser Last an Filmpreisen und Schlagzeilen gerät der eigentliche "Held" in BLIND SIDE völlig in den Hintergrund: Michael Oher, dargestellt von Quinton Aaron. Schauspieler Aaron, 1984 in der Bronx geboren, ist kein ganz unbeschriebenes Blatt: In der Komödie ABGEDREHT (2007) kann man ihn sehen oder in THE MINISTERS (2009 mit s.o. Harvey Keitel). Heute schmückt seine mächtige Gestalt Kinoplakate und ab sofort auch DVD und Blu-ray Cover. "Ist das nicht ein Sportfilm?", fragte uns eine Kollegin aufgrund der viele Pressebildern mit Football-Motiven. Nein, es ist der Werdegang des Michael Jerome Oher (*1986), der später an der Universität von Mississippi College Football spielte und in der NFL, der 'National Football League', Karriere machte. Im Film wird der schicksalhafte Abschnitt seines Lebens erzählt, der ihn von der Straße holte und ins College Team beförderte, nach der Buchvorlage 'The Blind Side: Evolution of a Game' von Michael Lewis.

"Es gibt einen Moment friedlicher Ruhe, bevor ein Football-Spiel beginnt. Die Spieler sind in Position, die Männer an den Linien wie erstarrt, jetzt ist alles möglich." leitet die Erzählerin Leigh Anne Tuohy (Bullock) mit den Fernsehbildern einer Begegnung der Washingtoner 'Redskins' ein und berichtet von einem Tackle des 'Giants' Spielers Lawrence Taylor. Quarterback und Left Tackle, wer verdient mehr, wer übernimmt welche Rolle in den Spielzügen - für den Fortlauf des Films muss man glücklicherweise kein Football-Kenner sein. Erfreulich obendrein, dass gleich in den ersten Sätzen "The Blind Side" (Originaltitel) als der Bereich erklärt wird, den es zu schützen gilt, da er vom Quarterback nicht gesehen werden kann.

Michael Oher, zu seinem Missfallen 'Big Mike' genannt, ist ein großer Kerl, ein farbiger junger Erwachsener aus einem schlechten Elternhaus, in dem sich der Vater längst aus dem Staub gemacht hat und die drogenabhängige Mutter überfordert ist. Ein Coach an der 'Wingate Christian School' setzt sich für die Aufnahme von Michael ein, nachdem er ihn auf dem Hof hat Ballspielen sehen. Hoffentlich bleiben das ehrenwerte Motive, wünscht man sich, denn Michael gewinnt mit seiner massigen Statur und seiner unbekümmerten Körperhaltung auf Anhieb die Sympathien der Zuschauer, vorausgesetzt Sie haben ein Herz für Außenseiter.

Die große Chance, uns die Begegnung zwischen Quinton Aaron und Sandra Bullock gleichermaßen glaubhaft wie unterhaltsam näher zu bringen, nutzt BLIND SIDE souverän. Obwohl Sie unsere Vorbehalte gegen die Ausgangssituation vielleicht teilen - eine wohlhabende Weiße nimmt einen Bedürftigen in der Familie auf, ein junger Mann aus ärmlichen Verhältnissen wächst mit seinen Talenten über sich hinaus - werden drohende Klischees vom Regisseur John Lee Hancock (DIE ENTSCHEIDUNG 2002, ALAMO 2004) elegant umschifft. Ähnlich gut, wie wir uns an die erste Begegnung mit GOOD WILL HUNTING (1997) erinnern, könnte auch BLIND SIDE im Gedächtnis bleiben. Denn beide erzählen lehrreich (aber nicht gelehrig), warmherzig (aber nicht aufgewärmt) von bewegenden Einzelschicksalen, die das Interesse innerhalb weniger Filmminuten wecken. Bei beiden stimmt das Zusammenspiel zwischen Jung und Alt, zwischen Matt Damon und Robin Williams im Jahre 1997 und aktuell zwischen den Filmpartnern Aaron und Bullock.

Quinton Aaron geht dermaßen in seiner Rolle des Michael Oher auf, dass man vergisst, dass doch in Wirklichkeit eine tolle schauspielerische Leistung dahinter steckt und Sandra Bullock liefert wirklich eine besondere Leistung ab, die von Anfang bis Ende fasziniert. Keineswegs bloß mit dem körperlichen Charme einer inzwischen 46-Jährigen, Bullock spielt einfach klasse. Dabei hatte sie die Rolle angeblich zunächst dreimal abgelehnt, weil sie keine strenggläubige Mutter darstellen wollte. Am Ende hat sie ihrer Filmfigur eine schöne Ambivalenz verliehen und verzichtete mit Zusagen an Gewinnbeteiligungen auf eine hohe Gage, so dass BLIND SIDE mit 29 Millionen Dollar vergleichsweise günstig produziert werden konnte.

Ein bisschen ruhige Musikbegleitung von Soundtrack-Profi Carter Burwell, schön ausgesuchte und unaufdringliche Einstellungen von Kameramann Alar Kivilo runden die äußere Form akustisch und visuell ab. Wenn's geht bitte im Original anschauen, den auch eine sorgfältige Synchronisation kann nicht der einmalig-charakteristischen Aussprache von Sandra Bullock gerecht werden. Das ungleiche Gespann erinnert die ehemalige Clique von Michael Ohen an MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR (1989). Sie würden wie Jessica Lang und KING KONG (1976) wirken, urteilt der gutbürgerliche Frauenkreis. Vorurteile auf beiden Seiten, gehässige Kommentare über ein fabelhaftes Duo. Und man merkt mit jeder Szene, dass die Verantwortlichen hinter BLIND SIDE in Filmbildern denken und ihrerseits Filmfans sind. Wunderbar.

Trotzdem wird es bestimmt Entleiher geben, die beim Anschauen Kritikpunkte aufspüren und sich genervt zeigen könnten: von der Verwirklichung des amerikanischen Traums, vom Loblied auf Mut und Ehre, von der Moral, im Leben nie aufzugeben, vom gepredigten Glauben an sich selbst. Aus subjektiver Sicht und vielleicht auch aus einer geeigneten Stimmungslage heraus haben wir nichts Negatives zu bemängeln. Ob mit oder ohne Familienmitglieder daheim (Altersfreigabe ab 6 Jahren), werden Sie natürlich auch Football-Szenen erleben und schließlich wird Kultschauspielerin Kathy Bates (TITANIC 1997, MISERY 1990) noch ihren Beitrag zum positiven Gesamteindruck beitragen. "Weshalb lächelst du?", fragt Film-Ehemann Sean Tuohy (Tim McGraw) seine Frau. Sandra Bullock: "Weiß ich nicht, ich bin einfach glücklich." Das ist das Gefühl nach dieser Filmwahl - und hoffentlich zukünftig auch wieder für die seit ihrer Hauptrolle in BLIND SIDE genannte: Oscar-Preisträgerin!

ungeprüfte Kritik

Die Schachspielerin

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.07.2010
"In einem kleinen idyllischen Dorf auf Korsika arbeitet Hélène (Sandrine Bonnaire) als Zimmermädchen in einem Hotel und wirkt mit ihrer Ehe, ihrem Mann Ange (Francis Renaud) und ihrer fünfzehnjährigen Tochter Lisa (Alexandra Gentil) glücklich." So liest sich die Ausgangssituation der SCHACHSPIELERIN (Frankreich/Deutschland 2009) in der Inhaltsbeschreibung des DVD-Herstellers EuroVideo. Beim Kinoverleih Concorde hingegen hieß es noch: "In Elenies Leben ist alles in bester Ordnung. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei bezaubernde Kinder und liebt ihren Job als Zimmermädchen im Dionysos auf Naxos." Wie es zu dieser Unterscheidung kommt, und welche Rolle der Schauspieler Kevin Kline spielt, bringen wir im Folgenden in Erfahrung.

JOUEUSE, die Spielerin - so der Filmtitel im französischen Original - hat einen mehrmonatigen Weg bis zur DVD zurückgelegt: Die Weltpremiere fand im April 2009 in New York und Los Angeles statt, in Frankreich lief er ab August 2009 in den Lichtspielhäusern, in Deutschland ab Januar 2010. Seit dem 7. Juli 2010 ist die DVD nun im Verleihprogramm erhältlich. Nach ihrem Kurzfilm "La mère" (1995) und einigen Drehbüchern, ist dies der erste Spielfilm der aus Bielefeld stammenden Regisseurin Caroline Bottaro. Grundlage war der Roman "La joueuse d’échecs" von Bertina Henrichs (in Deutschland auch als günstiges Taschenbuch erschienen). Das Buch spielt auf einer griechischen Insel. Bottaro nahm sich die künstlerische Freiheit, ihre SCHACHSPIELERIN statt auf Naxos auf Korsika spielen zu lassen. Arbeiten zu lassen, besser gesagt. Denn sowohl die Romanfigur Elenie, wie die Filmprotagonistin Hélène (Sandrine Bonnaire) müssen zunächst als Haushälterin schuften. Und so "glücklich" (EuroVideo) und "alles in bester Ordnung" stellt Filmemacherin Bottaro sie gar nicht dar.

Hélène ist ein Zimmermädchen, das schon lange kein Mädchen mehr ist. Von ihrer jüngeren Kollegin wird sie vor Schichtantritt gefragt: "Hast du nie Lust gehabt, wegzugehen?" Bestimmt hat Hélène seit dem Umzug zu Ihrem Ehemann darüber nachgedacht, aber so direkt gefragt, stimmt es sie nachdenklich. "Hör mal, du hast nie davon geträumt, woanders zu leben?" Sie richtet das Bett, in dem zuvor eine unbekannte Schöne und ihr Begleiter genächtigt haben. Jennifer Beals tritt als attraktive Amerikanerin auf (der ehemalige Star aus dem 1983er Tanzklassiker FLASHDANCE ist tatsächlich sehr schön). Und die Fremde lebt ein Leben, von dem Hélène nur träumen kann.

Ein schwerer Einstieg für den Zuschauer vor dem Fernseher, der mit ansieht, wie dagegen Bonnaire in ihrer Rolle fast ungeschminkt schuftet. Die liebevollen Gesten der Anderen, die feinere Kleidung, die weniger an permanenter Sparsamkeit ausgerichtete Lebensart. Das sind die Dinge, um die sie die blasse Angestellte und Mutter beneidet, dazu um das Hobby der Hotelgäste: Schach. Eine Erleichterung, dass Hélène/Bonnaire am Geburtstagsabend ihres Gatten hübsch zurechtgemacht ist. Schmerzhaft wiederum, dass ihr Mann rein gar nichts mit ihrem Präsent, einem elektronischen Schachspiel anfangen kann. Er könne es doch gar nicht spielen! Hélène versucht es mit einem Vorschlag: man könne es doch gemeinsam spielen, oder allein. Viel Hoffnung verbindet sie mit diesem schwarz-weiß-gemusterten Brettspiel...

Viel weiter wollen wir gar nicht in die Handlung einsteigen, falls Sie DIE SCHACHSPIELERIN noch nicht angeschaut haben und mit dem Gedanken spielen, sich die DVD vielleicht bei Zeiten auszuleihen. Schwarz-weiß ist tatsächlich nur die Spielfläche, deshalb wird eine Inhaltsangabe (auch in den zwei zitierten Fassungen) dem eigentlichen Geschehen nicht gerecht. Für die Regisseurin mag es sich als schwierig dargestellt haben, möglichst bald auf die Beweggründe zu kommen, warum ihre Frauenfigur aus schlichten Verhältnissen plötzlich aus dem Alltag heraus ein leidenschaftliches Interesse am "Spiel der Könige" entwickelt. So kurz, wie sich die Überschriften in der DVD-Kapitelanwahl lesen, so erleben wir die Entwicklungsschritte beim Ansehen: 1. Schachspielendes Pärchen, 2. Alltagssorgen, 3. Das Geburtstagsgeschenk, 4. Ein faszinierendes Spiel. Doch Regisseurin Caroline Bottaro bleibt nicht hinter den Möglichkeiten der Geschichte und ihrer Figuren zurück. Sie wählt jede Szene (jeden Zug) mit Bedacht, ohne den Zuschauer in anderthalb Stunden Lauflänge "matt" zu setzen. Ein cleverer Schachzug war die Besetzung von Kevin Kline als Doktor Kröger, einem zurückgezogen lebenden Witwer, für den Hélène im Haushalt arbeitet und der die einzige Bezugsperson zu sein scheint, die sie in ihrem unverhofft entdeckten Enthusiasmus zum Schach bestärken kann. Schach - der Film: 64 Felder - 93 Minuten. Zug um Zug. Einfach scheint es und ist doch komplex, das Spiel und der Film. Hélène erklärt ihrem Mann: "Was das Ziel dabei ist? Na ja, man muss es schaffen, den König seines Gegners zu schlagen." Er ist sichtlich enttäuscht: "Ist das alles?"

Wie schön, dass die Darstellerwahl wunderbar war: Kevin Kline passt (ebenso die ordentliche Synchronisation) und Sandrine Bonnaire ist ohnehin schauspielerisch nicht mit einem Bauer zu vergleichen, sondern mit einer Königin: mit ihren Bewegungen kann sie auf dem Spielfeld in alle Richtungen. Als Schauplatz mag das Schachbrett nicht das Reizvollste sein, aber Kameramann Jean-Claude Larrieu weiß den minimalen Platz am Spieltisch, die Spannung zwischen den Spielfiguren und den Blicken der Spieler gekonnt einzufangen. Ein bisschen nachdenklich ist DIE SCHACHSPIELERIN (Doktor Kröger: "Denken ist anstrengend."), aber unterhaltsam, wie das Schachspiel selbst. Ein wenig traurig, aber hoffnungsvoll ist die Geschichte über Menschen, die ein Leben unter ihren Möglichkeiten verbringen, über Ehen, die viel besser laufen könnten, über ein Hobby neben dem Tag-ein-Tag-aus, neben der Familie. Wir Filminteressierten sollten bei der Wahl unserer Film-Partien ebenfalls nicht unter unseren Möglichkeiten bleiben. Nur weil eine Frau im Mittelpunkt einer Erzählung steht, ist es kein "Frauenfilm". Nur weil eine Produktion aus Frankreich stammt, ist es kein hochtrabender "Arthouse" Film. Nur weil alltägliche, lebensnahe Schwierigkeiten behandelt werden, ist es kein "Problemfilm". Wir empfehlen, ruhig einmal Filmveröffentlichungen neben dem Kassenschlagerprogramm auszuleihen, oftmals gibt es dort persönliche Entdeckungen zu machen. Wie es in der SCHACHSPIELERIN heißt: Wer ein Risiko eingeht, kann verlieren - wer kein Risiko eingeht, hat schon verloren. Dagegen lautet eine Erkenntnis in Bottaros Film auch: Sei du selbst. Entscheiden Sie, ob eine Partie mit diesem Film das Richtige für Ihre freie Zeit nach getaner Arbeit ist. Manche mögen sich aus der SCHACHSPIELERIN oder dem Schachspiel an sich nichts machen, trotzdem ist Schach weiterhin das populärste Brettspiel Europas. Wie populär diese DVD-Veröffentlichung wird, entscheiden Sie mit.

Ein Nachtrag zu Sandrine Bonnaire: Seit wir das Bild mit Sandrine auf dem Fahrrad im Schaukasten eines kommunalen Kinos gesehen haben, ging uns der Filmtitel DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS (Frankreich 2004) nicht mehr aus dem Kopf. Im Sommer 2005 muss das laut Kinostart gewesen sein. Danach hörten wir immer wieder Gutes über dieses Werk von Philippe Lioret (*1955 in Paris). Jedoch lief er eben nur in Programmkinos und auch der DVD-Ausstattung sieht man mit fehlenden Extras und einem einfachen Menü an, dass hier kein technisches High-End-Heimkino geboten wird. Umso besser, meinen Sie? Oder bloß nicht? Wir haben weder den Griff zu der SCHACHSPIELERIN bereut, noch den Filmabend mit der FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS ("L'équipier" im Original). Letzterer verzaubert mit der Musik von Nicola Piovani und den Landschaftsaufnahmen der Bretagne. Der europäische Film, wie er unserer Meinung nach sein sollte: nachdenklich, bewegend, dauerhaft interessant und eine willkommene Alternative zur Hollywood-Auswahl. Sandrine Bonnaire spielt dort eine ähnliche Rolle wie in ihrer aktuellen SCHACHSPIELERIN: eine Frau, die den Absprung aus Ihrem Geburtsort (bzw. dem Ort, an den sie wegen der Ehe gezogen ist) nie geschafft hat. An der bretonischen Küste erklärt sie dem neuen Leuchtturmwärter: "Hier, am Ende der Welt. Das ist hier." Aber sie gibt Hoffnung: "Die Welt hat noch andere Enden. Sie finden schon eins." Dem möchten wir uns anschließen: Ob Bonnaire als SCHACHSPIELERIN, als FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS, oder ein Verleih-Medium mit einem ganz anderen Titel: Sie finden schon eins.

ungeprüfte Kritik

Max Manus - Man of War

Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.07.2010
Wie um alles in der Welt kommt ein skandinavisches Regieduo von einer Westernkomödie ausgehend zu einem 2. Weltkrieg Drama, das als europäische Großproduktion 50 Millionen norwegische Kronen benötigte? Das Vertrauen zu großbudgetierten Produktionen hatten sie von Luc Besson erhalten. Vor Jahren schrieb Regisseur Joachim Rønning mit seinem Bruder einen Drehbuchentwurf und legte ihn Besson vor. Aus "The Lake" wurde leider nichts. Dafür bekamen Rønning und Espen Sandberg eine BANDIDAS Einladung ausgesprochen - vom Autorenfilmer Besson, der sich nach Filmgattungen wie dem Kriminalfilm (NIKITA 1990 und LEON - DER PROFI 1994), einem Science-Fiction-Ausflug (DAS FÜNFTE ELEMENT 1997) und einem Historienabenteuer (JOHANNA VON ORLEON 1999) mit 35 Millionen Dollar als Produzent im Western-Genre einbringen wollte.

Rønning und Sandberg bewiesen, dass sie Bessons direkte Art des Erzählens in optisch reizvollen Bildern umzusetzen wussten. Bereits eine Minute ins Geschehen von BANDIDAS (Frankreich/Mexiko/USA 2006) eingetaucht, ist die Darstellerliste bereits genannt und die Handlung im vollen Gange. Ein talentiertes Team um Kameramann Thierry Arbogast, Komponist Eric Serra und vor allem um die Hauptdarstellerinnen Penélope Cruz und Salma Hayek, runden 2006 das Gesamtbild ab. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen, geschickte Schnitte, eine mit Computeranimation aufgemotzte Schießerei in einem Zugabteil und ein lebhafter Soundtrack überdecken die einfache Handlung um zwei Bankräuberinnen im Dienste enteigneter mexikanischer Bauern. Steve Zahn fügt dem Western-Buffet erst ein wenig Sherlock Holmes und dann immer mehr Splapstick-Elemente bei, während Dwight Yoakam den Bösewicht gibt. Nicht ganz so gekonnt wie das Duell zwischen Sharon Stone und Gene Hackman in SCHNELLER ALS DER TOD (1995), zeigen die Bandidas ihrem Publikum gekonnt eine kurzweilige Vorstellung.

"Wie konnte ich darauf nur reinfallen?", fragt sich Steve Zahn aufgebracht. "Ihr seid zwei alberne Hühner, die mit dem Leben tausender Menschen spielen. Eine verwöhnte Göre und eine Bauernmagd, und ihr denkt, die Menschen hören auf euch?" Er sorgt sich, durch das Aufeinandertreffen mit Mara (Cruz) und Sara (Hayek) sein Leben, seine Karriere wegzuwerfen. Sollten Sie sich zum Ausleihen der DVD entscheiden (für den 06.08.10 ist übrigens eine deutsche Blu-ray Fassung geplant), riskieren Sie zum Glück nur anderthalb Stunden Ihres Lebens. Warum man auch als Zuschauer gerne auf die BANDIDAS "reinfällt", liegt vielleicht zum Teil am Buch von Luc Besson, mit Sicherheit aber an der fähigen Regiearbeit von Rønning und Sandberg.

"We love the visual side of movie-making", sie lieben die visuelle Seite am Filmemachen, bestätigt Espen Sandberg im DVD-Making-Of. Zwei Hauptdarstellerinnen und zwei Regisseure seien das Rezept für einen "sexy Western", wobei Joachim Rønning in der Umsetzung für die technischen Aspekte verantwortlich sei und Sandberg für die Schauspielerführung. Die Aufgabenfelder sind klar aufgeteilt, die Entscheidungen treffen sie zusammen. Ein eingespieltes Team. Profis. 2008: auf zum nächsten Projekt - MAX MANUS.

Gerechtigkeitskämpfer, die Zweite: MAX MANUS - MAN OF WAR (Norwegen/Dänemark/Deutschland 2008), das ist die Verfilmung der wahren Geschichte von Max Manus (1914–1996), dem legendären norwegischen Widerstandskämpfer. Der deutsche Lizenzinhaber "Capelight Pictures" verspricht einen epischen und modernen Kriegsfilm und zieht einen legitimen Vergleich zu Paul Verhoevens BLACK BOOK (2006) sowie einen etwas vageren zu Steven Spielbergs DER SOLDAT JAMES RYAN (1998). "Freundschaft, Liebe, Loyalität und Heldentum im Angesicht größter Gefahr und Verzweiflung" soll MAX MANUS transportieren. "Ein wichtiges Kapitel der europäischen Geschichte, absolut packend authentisch und doch ungemein unterhaltsam umgesetzt."

Mitfinanziert vom norwegischen und dänischen Filminstitut, erzählt Ihnen MAX MANUS zum Auftakt die Geschehnisse der damaligen Zeit im Zeitraffer, anhand von Zeitungsschlagzeilen. Die deutsche Wirtschaft liegt am Boden, chaotische Zustände, die Währung im freien Fall, Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler, das Münchener Abkommen (September '38), Hitler und Stalin teilen Polen unter sich auf. Dann: Stalin greift Finnland an. Russische Kampfflugzeuge bombardieren Helsinki, norwegische Freiwillige helfen Finnland. Wir befinden uns an der "Salla-Front" in Finnland, im März 1940, hautnah inmitten der erbitterten Gefechte. Anschließend werden wir den gebürtig aus Oslo stammenden Schauspieler Aksel Hennie (* 1975) erblicken, der den Widerstandskämpfer Max Manus verkörpert. Mit zerschundenem Gesicht liegt er in einem Krankenbett, Erinnerungsfetzen und ein Rückblick auf die Erlebnisse in Oslo im Juni 1940 lassen Sie in seine Lebensgeschichte eintauchen...

Beeindruckendes Farbspiel und Schauspiel - MAX MANUS hat einiges zu bieten: eine nach dem Vorläufer BANDIDAS kaum zu erwartende dramatisch höchst ergreifende Geschichte von den Regiefreunden Rønning und Sandberg. Beeindruckende Aufnahmen von Kameramann Geir Hartly Andreassen, der die Farbwahl seiner Bilder sehr bewusst ausgewählt hat: so steht die Farbe Rot für Blut, ist Bestandteil der Nazisymbole und der norwegischen Flaggen, taucht als Grundfarbe von Tikkens (Agnes Kittelsens) Kleidern auf. Lobenswert erwähnt: Außerhalb der "Norsk Film" Studios wurde tatsächlich an Originalschauplätzen in Norwegen und Schottland gedreht.

Beeindruckend auch die Darstellerriege, darunter Ken Duken, der 1979 in Heidelberg geborene Darsteller. Duken spielt den Gestapo-Offizier Siegfried Fehmer, den Abteilungsleiter im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in Oslo. Er fasziniert als Filmscheusal, ähnlich wie es Christoph Waltz ein Jahr später in Tarantinos INGLORIOUS BASTERDS (2009) zelebriert. Der Name Siegfried Fehmer soll im gesamten Film nicht ein einziges Mal zu hören sein, lasen wir im Nachhinein. Darauf könnten Sie bei einer Filmverabredung mit MAX MANUS einmal achten.

Rekonstruktion: Die Produzenten hatten geplant, Soldaten der königlichen Garde einzusetzen und in Naziuniformen marschieren zu lassen, die Armee lehnte dies jedoch ab. Das Parlamentsgebäude durfte für die Filmaufnahmen allerdings wie zu Zeiten des 2. Weltkriegs mit nationalsozialistischen Fahnen und Bannern ausgestattet werden. Noch ein beeindruckendes Produktionsdetail: die Massenszenen mit deutschen Soldaten sollen mit 1.800 Statisten durchgeführt worden sein! Einen kleinen Cameo-Auftritt à la Hitchcock hat sich das Regieduo Sandberg und Joachim Rønning ebenfalls gegönnt: als König Haakon die Ehrenauszeichnung überreicht, sind sie rechts vom Monarchen zu sehen, Sandberg übergibt die Medaille. Der Drehbuchautor Thomas Nordseth-Tiller - der tragisch nach der Premiere im Mai 2009 im Alter von 28 Jahren verstarb - tritt im Film kurz als Gestapo-Mann in Erscheinung.

Der Einsatz der Filmemacher wurden gleich mehrfach belohnt, denn MAX MANUS wurde von der Kritik gefeiert, auf der norwegischen 'Amanda Awards' Preisverleihung gar in vielen verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Der Film bekam u. a. den Kritikerpreis, die Auszeichnung als bester Film des Jahres, mit dem besten Hauptdarsteller (Aksel Hennie), der besten Nebendarstellerin (Agnes Kittelsen), der besten Kamera (Geir Hartly Andreassen) und dem besten Drehbuch (Thomas Nordseth-Tiller). Auf den Festivals in Toronto, Hamburg, den Hamptons und in Lübeck wurde er ebenfalls gefeiert. Schließlich erhielt die Produktion noch die international begehrte Oscar®-Nominierung als bester fremdsprachiger Film, musste sich jedoch gegen NOKAN - DIE KUNST DES AUSKLANGS (Japan 2008) geschlagen geben. Es trat sogar der optimale Fall ein, dass sich das Kinopublikum gleichermaßen begeistert zeigte und MAX MANUS am Startwochenende allein in Norwegen eine Rekordbesucherzahl von rund 185.000 Zuschauern bescherte. Dank über 1,2 Millionen Kinogängern wurde es der meistbesuchte Kinofilm des Landes seit 35 Jahren.

"Mit einer Einleitung von Tikken Manus" steht im DVD-Menü beim Punkt "Film starten". Dieser Prolog muss separat angewählt werden, ist also optional, ebenso wie die in Deutschland verfügbare Tonspur mit dem Audiokommentar von Darsteller Ken Duken und Produzent Rudi Teichmann. Tikken Manus, ursprünglich Ida Nikoline Lie Lindebrække, die seit 1947 mit Max verheiratet war und seit 1996 leider verwitwet ist, sah die Verfilmung zusammen mit ihren Kindern auf einer königlichen Galapremiere am 19. Dezember 2008 - mit mittlerweile 91 Jahren. In wunderbarem Deutsch berichtet sie in der Einleitung der DVD-Ausgabe, dass sie Deutsch in der Schule gelernt und in ihrer Jugend Deutschland besucht habe.

So kommt es, dass sie uns die Wörter für ein Fazit auf Deutsch vorwegnimmt. Die wichtigste Grundaussage des Films: "Helden sind auch nur Menschen und im Krieg verlieren sie alle." In Hinsicht auf die nacherzählte Biografie ihres Max Manus hatte Tikken vorab eine besorgte Skepsis, die Sie vor dem Ausleihen der Verfilmung im Online-Verleih vielleicht teilen: "Ich war natürlich ängstlich." Nach der Vorführung ihre Erleichterung: "Aber ich wurde sehr fröhlich überrascht!" Abschließend wünscht Tikken Manus uns allen: "Ich hoffe innig, dass dieser Film euch gute Erfahrungen und gutes Erlebnis geben wird."

ungeprüfte Kritik

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama

Adventureland

Es war der schlimmste Job... und die beste Zeit ihres Lebens.
Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.06.2010
"Komm mit, komm mit mir ins Abenteuerland, auf deine eigene Reise" sang Hartmut Engler von der Gruppe Pur, doch weiter heißt es: "komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand". Der Eintritt ins Adventureland (USA 2009) kostet Sie lediglich die Leihgebühr im Online-Verleih oder in Ihrer Video Buster Filiale vor Ort. Kann ein Ausleihvorhaben hier wohl eher durch ein Bauchgefühl oder eine Verstandsentscheidung entstehen? Vielleicht können wir Ihnen im Folgenden einige Für und Wider liefern.

Womöglich helfen Ihnen bereits zwei Namen der Hauptdarsteller, sich für oder gegen die 102 Filmminuten zu entscheiden. Wir waren durch die Besetzungswahl vorab zuversichtlich eingestellt: Die zentrale Figur, James Brennan, wird von Jesse Eisenberg (* 1983) gespielt, der sich bereits in Zombieland (2009) auf dem Rummelplatz austoben durfte und uns dort viel Freude bereitete. Die Rolle der gleichaltrigen Em Lewin erhielt Kristen Stewart (* 1990), die seit den 'Twilight' Verfilmungen viele Fans und wenige Gegner hat. Für Kristens Kritiker: die Internetplattform 'College Humor' präsentiert einen Zusammenschnitt von zig Szenen, in denen sich die Schauspielerin auf die Unterlippe beißt und Blogger zählten 55 Male, in denen sie sich in 'Adventureland' nervös durch die Haare fährt. Sympathisanten hingegen können sich auf den 3. September 2010 freuen, dann erscheint endlich ihr 'The Cake Eaters' (2007) als deutsche DVD und Blu-ray im Verleih.

Adventureland jedenfalls hat ein gutes Darsteller-Team und einen Regisseur namens Greg Mottola, der die Jugend schon in Superbad (2007) zu Wort kommen ließ. Jetzt steht ihm das häufig von Verkauf und Schließung bedrohte Studio Miramax zur Seite, das inzwischen Teil der Walt Disney Studios geworden ist. Eine deutsche Filmvorschau gab es nicht, wohl aber einen englischen Trailer, dazu - nach dem Einlegen des Films - ein schönes Menü, das von den Logo-Shirts des Adventureland bestimmt ist.

"1987" zeigt die erste Einblendung, gefolgt vom Lockenkopf des Jesse Eisenberg in Großaufnahme. Sein Charakter James kassiert gerade eine Abfuhr von seiner vermeintlichen neuen Freundin und anschließend muss er noch ein Gespräch mit den Eltern über sich ergehen lassen. Die Eltern eröffnen ihm am Tisch eines Lokals, dass sie James' geplanten 42-tägigen Eurotrip zum Schulabschluss leider nicht finanzieren können. Daraus wird nichts, weil sein Dad versetzt wurde. Die einzige, wahrlich nicht verlockende Alternative zum Trip ist ein Job.

Nachdem die ersten Vorstellungsgespräche - trotz der schriftlichen Empfehlung der Nachbarn über die immer sorgfältig ausgeführten Rasenmäharbeiten - erfolglos blieben, schwingt sich James aufs Rad und fährt ins Adventureland. Dort, wo er als Kind Abenteuer erleben durfte, stellt er sich in Jeans und "Neil Young 84/85 Tour" Shirt vor. Unübersehbar achtziger Jahre. "Smile - you are now going on stage" steht im Hintergrund auf einer Tafel. Immer schön lächeln, dein Auftritt James, auf der Bühne des Lebens. Vorbei sind Kindheit und Schulzeit.

Er sei kein Fahrgeschäfte ("Rides") Typ, eigne sich eher als Budenbeaufsichtigung für die Spiele ("Games"), so schätzt ihn der schnauzbärtige Vorgesetzte Bobby (Bill Hader) ein. Ohne einen Plan B beugt sich James... den Games. Dann legen sie los die 80er, mit einem Musikclip, der das Treiben im Vergnügungspark zeigt. Die gute alte Zeit, nur dass unserem Protagonisten diese Zeit gar nicht so rosig erscheint, wie aus der nostalgisch-verklärten Sicht des Schreibers dieser Zeilen vor dem Bildschirm.

"Wer war 1985 Präsident der Vereinigten Staaten?" wurde in 'Zurück in die Zukunft' gefragt. Ronald Reagan, und genau der hält zum Adventureland-Feierabend eine Fernsehansprache. Em (Kristen Stewart) fragt James, nachdem er den Fausthieb eines Freundes einstecken musste: "Was zum Teufel war das?" ("What the hell was that?"). James: "So ist mein Leben." ("It's just my life.")

In Retro-Stimmung gerät man als Zuschauer vor allem durch die vielen Songs aus der damaligen Zeit. Falcos "Rock me Amadeus" macht Laune - beim täglichen Ertönen über die Parklautsprecher sind die Angestellten allerdings alsbald genervt. Klar, ist ja noch kein Oldie, genauso wenig wie die Klassiker aus heutiger Sicht, von The Cure, Whitesnake, Judas Priest oder den zur 80er-Shirtmode gehörenden Hüsker Dü und The Velvet Underground. Kult. Irgendwo inmitten des Abspanns kann man dann noch einen winzigen, parodistischen TV-Werbespot über das Adventureland erleben. So wie die kleinen liebevollen, zeitgenössischen Requisiten und vielsagenden Gesten im Film ist dieses Detail leicht zu übersehen, wenn man nicht Acht gibt.

Ferris Bueller (Matthew Broderick) sagte einmal: "Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könnten ihr es verpassen." Diese Worte legte ihm Autorenfilmer John Hughes in den Mund. Der Mann, der am 6. August 2009 in Manhattan überraschend an Herzversagen starb. Ein Herz für die Nöte von Heranwachsenden, das bewies Regisseur John Wilden Hughes Jr. - wie er nach seinem Produzenten-Vater vollständig genannt wurde - in den vergangenen Filmjahrzehnten wie kaum ein anderer. Filme wie L.I.S.A. der helle Wahnsinn (1985), Breakfast Club (1985) und Ferris macht blau (1986) verdankt ihm die Jugendgeneration. Wer wohl die Nachfolge antritt, nach Hughes' Tod filmsprachlich von den Problemen des Erwachsenwerdens zu berichten, fragten wir uns im vergangenen Jahr.

Filmemacher Greg Mottola ist Jahrgang 1964, war also zur Erzählzeit seines Adventureland Anfang zwanzig. Im 16-minütigen Making-Of der DVD-Ausgabe berichtet Mottola, dass sich die Idee zum Drehbuch aus einem damaligen "summer job" auf Long Island entwickelte. Die geignete Kulisse fand er nach einiger Recherche im denkmalgeschützen US-Vergnügungspark Kennywood. Die Wunschkandidaten für die Hauptrollen bekam er, mit Ryan Reynolds sogar einen weiteren Prominenten obendrauf, und die Nebenrollen wie der Parkleitung Paulette und Bobby (Kristen Wiig und Bill Hader) oder dem Jungstraum Lisa P (Margarita Levieva) sind ebenfalls ein Glücksgriff. Einzig die Elterngeneration in Adventureland kommt durchweg schlecht weg und wird zu wahren Monstern der Spießigkeit. Das wiederum passt gut zu den John Hughes Vorbildern.

Zugegeben: Die von Greg Mottola geschriebene und inszenierte Handlung ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Zeit zurück zu kurbeln, um möglichst allgemeingültig die Situation eines typischen achtziger Jahre Jugendlichen in der Kleinstadt zu zeigen. Da das Leben des James - das sagt er selbst von sich - ziemlich belanglos verläuft, verlaufen auch manche Filmpassagen dementsprechend. Aber: Rückblickend beschönigen wir die 80er ebenso wie Adventureland, wären trotz all der Adoleszenz-Schwierigkeiten gerne noch einmal mit Jesse Eisenberg und Kristen Stewart in ihrem Alter. Entweder man mag Adventureland, weil man sich eben in diesem Alter befindet, oder weil man 1987 etwa so alt war. Sollte man in den 70ern oder früher erwachsen geworden sein, wird man beim Anschauen bestimmt nicht allzu viele begeisterungsfähige Momente für sich entdecken.

Der Oberloser Joel (Martin Starr) fragt im letzten Drittel des Films seine Angebetete: "Hey, soll'n wir uns vielleicht irgendwann mal 'nen beschissenen Film ansehen, also zusammen mein' ich?" Adventureland fällt definitiv nicht in diese Kategorie, jedoch verbreitet er keine spontane Heiterkeit wie Mottolas früherer 'Superbad'. Er ist einfach, was er ist: eine sympathische Hommage an die Jugend und das Jahrzehnt. "Komm mit..."

ungeprüfte Kritik

Superbad

Komödie

Superbad

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.06.2010
Das Niveau dieses Streifens lässt zu wünschen übrig, denn in erster Linie besteht der Anspruch an den Zuschauer darin, nicht die Geduld zu verlieren und den Film bis zum Ende anzuschauen. Qualitativ kann 'Superbad' vergleichbaren Filmen, wie z.B. 'American Pie' oder 'Beim ersten Mal', nicht das Wasser reichen. Oftmals sind die Dialoge derart genital-lastig und oberflächlich, dass es schwer fällt, darüber zu lachen.

Die Problematik besteht einfach darin, dass der gesamten Handlung eine Art eigener Charme fehlt. Durch die ständige Überzogenheit geht dem Film einiges an Potential verloren. Dennoch gibt es hier und da immer wieder den einen oder anderen guten Gag mit Überraschungsmoment.

Die Story, die sich in vielen grundsätzlichen Details nicht von anderen Teenie-Komödien unterscheidet, wird aus verschiedenen Handlungssträngen zusammengesetzt und gewinnt hierdurch ein wenig an Wert.

McLovins abenteuerlicher Ausflug im Streifenwagen und die Geschichte um die Freundschaft von Seth und Evan hauchen der eigentlich erschöpften 'Looser will dazugehören, verliebt sich in schickes Mädel und am Ende wird alles gut' Story ein wenig Leben ein.

Wer sich dazu hinreißen lässt, diesen Film anzuschauen, den erwartet ein eher niveauarmes, aber dennoch zeitweise unterhaltsames Heimkinoerlebnis.

ungeprüfte Kritik

The Open Road

Sie haben einen langen Weg zum Ziel.
Drama

The Open Road

Sie haben einen langen Weg zum Ziel.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.06.2010
Neugierde war die spontane Motivation, die vorliegende DVD-Veröffentlichung an einem Filmabend zu testen und Ihnen jetzt darüber zu schreiben. Von dem Titel THE OPEN ROAD (USA 2009) hatten wir bis dato, bis zum Verleihstart am 20. Mai 2010, gar nichts gehört oder gelesen. Vielleicht geht es Ihnen in diesem Moment genauso. Ist es ein "Road"-Movie? Die Coverabbildung verrät, dass wir eine Vater (Jeff Bridges) und Sohn (Justin Timberlake) Erzählung erwarten dürfen. Erfüllen sich beim Anschauen alle Erwartungen?

Vorab: Sollten Sie sich ebenfalls dazu entschließen, sich THE OPEN ROAD auszuleihen, werden Sie drei Tonspuren zur Auswahl mitgeliefert bekommen. Im Menü stehen die deutsch synchronisierte und die englische Originalversion bereit, beide in Dolby Digital 5.1, sowie ein optionaler Audiokommentar mit Michael Meredith (Regie) und Jeff Bridges (Hauptdarsteller und seit CRAZY HEART frisch gekürter Oscar-Gewinner). Zu den Vorzügen der Sprachfassungen gleich mehr, erst einmal, worum es geht...

Sie lernen einen jungen Baseballspieler kennen, Carlton Garrett (Timberlake), Rückennummer 3, fluchend über seine erbrachte Leistung auf dem Spielfeld. Dann ein Anruf, dass seine Mutter Katherine (Mary Steenburgen) ins Krankenhaus eingewiesen wurde und ein schwieriger operativer Eingriff unumgänglich sein wird. Carlton soll seinen Vater Kyle (Bridges) auftreiben, einen ehemaligen Baseballstar, der ohne Handy auf einer Autogrammtournee unterwegs ist. Das Wiedersehen nach fünf Jahren Funkstille fällt dem Sohn nicht leicht. Schon gar nicht, weil er seinem Dad zunächst als Pappfigur in einer Eingangshalle gegenübersteht, während eine alte Fernsehaufzeichnung mit Garrett Senior einen "Homerun!" verkündet.

In knapp 87 Spielfilmminuten nähern sich Vater und Sohn einander an, umständehalber auf der gemeinsamen Autoreise zum Krankenhaus. Begleitet werden sie der Freundin des Sohnemanns, Lucy (Kate Mara), die mal zwischen den Dickköpfen vermittelt, mal die Beziehung zu ihrem kumpelhaften Gefährten klären möchte. Währenddessen entfaltet sich kein Familienepos, sondern eine schlichte Familiengeschichte, bei der man sich als Zuschauer bestenfalls sogar irgendwo einmal wiederfinden kann. Ein Produktionsstudio unter den zu Beginn eingeblendeten Firmennamen heißt "Perfect Weekend". Das ist doch ein schönes Versprechen vor dem Leihen und klingt viel-versprechend. Kann THE OPEN ROAD nun zu einem solchen beitragen?

Ted Danson, der übrigens seit 1995 mit der Katherine-Darstellerin Mary Steenburgen verheiratet ist, hat in der Exposition einen Gastauftritt als Coach. Hier werden die Einstellungen zwischen Spieler Timberlake und Trainer Danson hin und her geschnitten, hin und her. Dass die Personen laufend in Einzeleinstellungen gezeigt werden, ist hoffentlich nicht auf eine Kalender-Unvereinbarkeit der Darsteller zurückzuführen, soll womöglich die innere Isoliertheit der Hauptfigur auf der Straße zum Erwachsenwerden darstellen? Glücklicherweise wird sich diese Bildsprache, die an einfache TV-Produktionen erinnert, im weiteren Verlauf verschwinden.

Ein "Homerun" gelingt mit der Besetzung des Vaters, denn schon in Jeff Bridges' erster Szene steigt THE OPEN ROAD in eine höhere Liga auf. Von Huston nach Ohio legt das Trio eine ordentliche Strecke zurück, fast quer durch die USA. Im Autoinnern haben Vater, Sohn und Lucy dann auch die ersten persönlichen Momente. Schöne kleine Dialoge an einer BP-Tankstelle, politisch korrekt, da die US-Premiere im August 2009 weit vor der Ölkatastrophe stattfand. Zu diesem Zeitpunkt wirkt das gelblich-grüne Licht des Firmenschildes noch regelrecht verträumt. Ein Etappenziel hat der Film an diesem Punkt schon erreicht, denn nach nicht mal einer halben Stunde hat man die Personen bereits ganz gut kennengelernt, die ein wenig eindimensional erscheinen, aber glaubhaft.

"Sie haben einen langen Weg zum Ziel", lautet der deutsche Titelzusatz. Keine optimale Werbeaussage, aber keine Sorge: THE OPEN ROAD lässt sich zwar Zeit für seine Figuren, ohne jedoch redselig zu werden. Es wird niemals albern oder absurd, eher bodenständig. Auch nicht allzu dramatisch oder bitterernst, wie es die erwähnten Motive Krankheit, Vater-Sohn-Konflikt und Beziehungsklärung in unserer verkürzten Ausführung vermuten lässt. Dennoch kam dieser Titel nicht sonderlich gut an, wie wir im Nachhinein in diversen Internetartikeln erfuhren. Einige Lebensweisheiten auf der Reise mit Sohn Carlton und Vater Kyle mögen etwas simpel gestrickt sein. Aber das was Freundin Lucy nach mehreren Anläufen zu sagen hat, nur als Beispiel, ist gar nicht so stereotyp, wie befürchtet. Außerdem (subjektiv) positiv aufgefallen: Immer wenn er ansetzt, eine Floskel zu äußern, unterbricht sie ihn. Sie wüsste, was er sagen wollte - und diesen Teil kann sich das Publikum in diesen Momenten auch denken. Solcherlei Aussparungen sind erfreulich.

Es verwundert Sie sicherlich nicht, dass dieser Film das vom Lizenzinhaber 'HMH - Hamburger Medien Haus' angepriesene (Zitat) "absolute Chartpotenzial" vermissen lässt. Auch ist die Bezeichnung "aufwendige 15-Millionen-Dollar-Produktion" etwas hoch gegriffen (zumal er lediglich 10 Millionen gekostet haben soll, die er allerdings bei Weitem nicht einspielte). Vorteilhafter beworben werden könnte er mit mehreren prominenten Gesichtern in Nebenrollen, darunter der erwähnte Ted Danson als Coach, Harry Dean Stanton als Großvater mütterlicherseits oder Lyle Lovett in einem Kurzauftritt als Barkeeper. Dazu gesellt sich ein Soundtrack von Singer/Songwriter Charlie Sexton, der in zurückliegenden Jahren mit Bob Dylan tourte. Und wenn diese Namen noch nicht reichen, ist man schließlich überrascht, wenn im Abspann der "Executive Producer" genannt wird: Wim Wenders.

Wermutstropfen Synchronisation, auch wenn es ein leidlicher Thema ist: Hat man eine Weile dem englischsprachigen Original (bei Bedarf mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) gelauscht und wechselt man anschließend per Fernbedienung zum Synchronton, so landen junger und alter Baseballspieler schlagartig in der akustischen Kreisklasse. Justin Timberlakes echte Stimme mag nicht vermuten lassen, dass er damit in der Musikbranche sein Geld verdient, aber das deutsche Pendant ist wahrlich unwürdig (unpassend: Sprecher Marco Steeger). Und die Synchronstimme von Jeff Bridges scheint auch nicht die gleich zu sein, die wir beispielsweise in THE BIG LEBOWSKI (1998) als sehr ebenbürtig empfanden. Das mussten wir recherchieren und tatsächlich, die gewohnte deutsche Jeff Bridges Stimme gehört Norbert Langer! Schon 1971 in Peter Bogdanovichs DIE LETZTE VORSTELLUNG und auch bei dem in Kürze im Verleih erscheinenden MÄNNER DIE AUF ZIEGEN STARREN (2009). Ein stimmlicher Klassiker, einprägsam und wandelbar, nicht erst seit der Serienheld MAGNUM oder der Hörspielkult HE-MAN. In THE OPEN ROAD allerdings Fehlanzeige, ersatzweise spricht Thomas 'Tommi' Piper, die deutsche Stimme von ALF.

Zum Abschluss eine - wie Sie schon herauslesen konnten - verhaltene Empfehlung und ein letzter Bogen zum wahren Leben: Regisseur Michael Meredith, geboren am 22. September 1967 in Dallas/Texas, war schon zuvor in einem Wim Wenders Filmprojekt tätig, als Drehbuchschreiber für LAND OF PLENTY (2004) - so ist die heutige Kooperation zu erklären. Und um die "Motivation" aus unserem ersten Satz aufzugreifen: Michael Merediths Motivation, ausgerechnet eine Vater-Sohn-Versöhnung filmisch aufzuarbeiten, ist relativ eindeutig. Meredith ist der Sohn des NFL-Quarterbacks, der amerikanischen Football-Legende Don Meredith.

ungeprüfte Kritik

Short Cut to Hollywood

Komödie, Deutscher Film

Short Cut to Hollywood

Komödie, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2010
Erst die gute Nachricht, den guten Film zuerst? Damals, im Sommer 2004, da war ein deutscher Film so kultig, dass wir uns an Passanten erinnern können, die den Schriftzug auf dem T-Shirt spazieren trugen: MUXMÄUSCHENSTILL. "Ich bin ein Teil der Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben", sagt der Hauptdarsteller zu Beginn ins Bild einer Videokamera. Testbild-Unterbrechung. Er wiederholt die Aufnahme und den Satz. Er würde das System gern verändern, nein, er will den Mitmenschen helfen. Als Mensch, der für seine Ideale eintritt. Ein geradezu moralbesessener Einzelgänger, der mit seinem täglichen Handeln vorführt, dass die Bürger mit ihrem Respekt vor Bürokratie einen Schritt weit erziehbar sind. Da wird ein Autoraser gestoppt und gezwungen, sein Lenkrad abzuschrauben, Frauchen wird mit dem konfrontiert, was das Hündchen auf dem Gehsteig hinterlassen hat. Graffitisprayer, Exhibitionisten, Gewalttäter - alle werden gestellt und filmisch festgehalten.

'Schiwago Film' präsentierte MUXMÄUSCHENSTILL 2004 in einer Mischung aus Digitalvideo und Filmmaterial, unterlegt mit einem Soundtrack von 'Phirephones'. Jan Henrik Stahlberg war Drehbuchautor und spielte den Weltverbesserer Mux. Mux, der einen Langzeitarbeitslosen ins Berufsleben zurückholt, indem er ihn bei seinem "Feldzug" als Kameramann einsetzt. So werden nicht nur Täter auf frischer Tat dokumentiert, der gewillte Zuschauer sieht auch ein Stück deutsche Zeitgeschichte, in Berlin am Alex und auf der Loveparade, in der U-Bahn, im Hochwassergebiet. Ambivalent führt MUXMÄUSCHENSTILL gesellschaftliche Missstände vor, zeigt die Fronten nie schwarz-weiß, stattdessen ambivalent und ironisch. Das brachte Marcus Mittermeier (Regie) und Jan Henrik Stahlberg im Erscheinungsjahr den Max-Ophüls-Preis in vier Kategorien ein, ihr Spielfilmerstling wurde auf der Berlinale aufgeführt und für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Nach der guten die schlechte Nachricht? SHORT CUT TO HOLLYWOOD. Nun ja, "schlechtreden" gilt landläufig wohl ebenfalls als urdeutsch und eine deutsche Filmproduktion zu kritisieren, erscheint gerade zum Veröffentlichungszeitpunkt der DVD kurz vor dem Sommeranfang 2010 unpassend, während der Patriotismus durch Eurovision Song Contest und WM aufflammt. Aber an Rückenwind mangelte es der neuen Produktion von 'Schiwago Film' und 'Muxfilm' (zumindest im Vorfeld) ohnehin nicht: Geldgeber waren u. a. die Filmförderungsanstalt, der Deutsche Filmförderfond, das Media-Programm der Europäischen Union und die Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Gespann Marcus Mittermeier (* 1969 in Landshut) und Jan Henrik Stahlberg (* 1970 in Neuwied) ist wieder vereint, beide diesmal im Regiestuhl und in den Hauptrollen. Vorschusslorbeeren, Filmpreise, finanzielle Unterstützung, ein junges Team drumherum, das sich im Making-of zeigt und ein weiteres Drehbuch von Stahlberg, das erneut das Erfolgsrezept der Gesellschafts- und Medienkritik aufnimmt und es über den großen Teich ins "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bringt. Geht das auf?

Vergilbte, flackernde Aufnahmen aus den Kindheitstagen der drei Freunde Johannes (Stahlberg), Matt (Mittermeier) und Chrismon (Christoph Kottenkamp) leiten SHORT CUT TO HOLLYWOOD nach einem angenehm zurückhaltend gestalteten Vorspann ein. Drei glückliche Jungen in Cowboy-Montur. Dann der Schnitt in die filmische Jetztzeit, die Johannes mit 37 Jahren, Versicherungskaufmann, in einer Sitzung mit seinem Psychologen zeigt. Berlin ist wieder Ausgangspunkt, als könnte dies eine mögliche alternative Zukunft des Mux aus 2004 sein. Auch Johannes strebt nach Lebenssinn und Aufmerksamkeit. Die Freundschaft hat über die Jahre hinweg gehalten und so beschließen die drei, die Cowboyhüte von damals vor der "echten" Kulisse aufzusetzen. Von Berlin Tegel geht es auf nach New York. Aus Johannes Friederich Salinger wird John F. Salinger. Mit seinem Alter Ego will er die Angst überwinden, nach dem Tod in Vergessenheit zu geraten. Dann doch lieber gleich der Tod, aber wenn schon, dann als Großereignis im Fernsehen angekündigt. Als Köder für die Sender lässt sich John prompt vor laufender Kamera von dem gescheiterten Medizinstudenten Chrismon einen Körperteil amputieren. Das sollte doch das Interesse eines Millionenpublikums wecken und wenn das nicht reicht, dann wird er...

Sehen Sie selbst, welche Auswüchse dieses Vorhaben nimmt. Eine nicht neue, aber interessante Ausgangsidee. "Get famous or die trying", werd' berühmt oder stirb beim Versuch, ist auf Johns Arm zu lesen. Einen nationalen Bekanntheitsgrad haben sich die Filmemacher Mittermeier und Stahlberg bereits verdient, doch was hier stirbt, das ist die Story in ihrer Umsetzung. Man sollte jedem Spielfilm eine Chance geben, nicht vorschnell urteilen, schon gar nicht über Kunst. Aber da Sie nach diesen Zeilen eine subjektive Meinung erwarten dürfen: Für uns ist SHORT CUT TO HOLLYWOOD zu unentschlossen und durchschaubar. Es ist weder eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der TV-Landschaft, da zu überspitzt, noch ist es ein Roadmovie, das dem Betrachter Landschaft und Leute auf der "Abkürzung nach Hollywood" zeigt, oder glaubhaft eine Männerfreundschaft portraitiert. Keine Szene wirkt im positiven Sinne flüchtig, beiläufig stilvoll, wie bei gelungenen europäischen oder amerikanischen Independent-Produktionen. Mit parodistischen Gesangseinlagen wird er ebenfalls nicht vom Mainstreampublikum akzeptiert werden. Wenn die Satire über das Showgeschäft dramatisch werden möchte, hat sie die Ernsthaftigkeit längst verspielt. Wenn sie witzig sein könnte, wirkt sie überzeichnet. Welche Gefühle soll man am Ende noch zu den Figuren, zum Film entwickeln? Mitleid statt Sympathie? Ausgezeichnet, so wie das Erstlingswerk, wurde der neue Film laut Homepage zumindest einmal: 2009 für die beste Tongestaltung beim Filmkunstfest Meklenburg Vorpommern.

Mediensatire, ein Beitrag zur bedingungslosen Suche nach Ruhm, das ist aller Ehren wert, auch Schnipsel wie ein satirischer Getränkewerbespot oder eine YouTube-Persiflage nach dem Abspann gehören wohl zum Zeitgeist. Dazu gehört der Deutsche Film nach Kräften unterstützt, wo es angebracht ist. In diesem Einzelfall gehen uns die Argumente zum Ausleihen allerdings aus. Das Making-of auf der DVD ist mit mehr als einer Stunde Laufzeit ein nettes Angebot, auch wenn die Dreharbeiten aus der gezeigten Perspektive zeitweilig wie ein Studentenworkshop anmuten. Hürden wie Fahrerlaubnis, Nummernschilder-Beschaffung und Catering werden thematisiert. Viel kreativer Freiraum wird von einem Produzenten vor Ort hervorgehoben, der auf 25 Millionen Dollar Budget zurückzuführen sei. Wir hoffen, das war ebenfalls Satire. Natürlich, die Mittel waren trotz Förderung bescheiden und viele Kompromisse seien während der Dreharbeiten gemacht worden. In den Endcredits beispielsweise ist zu lesen, dass ein Bühnenauftritt vor einer riesigen Publikum der Band 'Die Ärzte' zu verdanken sei, eine Leihgabe. Leihen können Sie sich nun etwas, SHORT CUT TO HOLLYWOOD möglicherweise. Denn auch im Zusammenhang mit diesem Online-Text darf die Frage gestattet sein: welchen Medien kann man heutzutage noch über den Weg trauen?

Wir beenden diese Kritik, weniger Worte sind manchmal mehr. So wie bei MUXMÄUSCHENSTILL, der in einer einzelnen Minute mehr Satire über das Verhältnis zu Amerika transportiert, als die 90 Minuten mit John F. Salinger: Mux kontrolliert im Berliner Nahverkehr eine Gruppe englisch sprechender Fahrgäste und drückt beim Aufschnappen des amerikanischen Slangs sein Mitgefühl über die Ereignisse des 11. September aus. Zu diesem Zeitpunkt wäre man doch irgendwie auch Amerikaner gewesen. Wir sind gar keine Amerikaner, sagen die Angesprochenen, wir kommen aus Afrika. MUXMÄUSCHENSTILL ist treffsicher. Und um abschließend den mehrfach erwähnten Deutschen Film zu stärken, nennen wir noch schnell einen anderen Leihtitel über eine Dreier-Männerfreundschaft, die nicht aus Berlin, sondern aus Hamburg stammt: ABSOLUTE GIGANTEN (1999) von Sebastian Schipper. Fazit: Mux sagt, man müsse mal einen Film von (Michelangelo) Antonioni gesehen haben. gesehen haben. Die "Abkürzung nach Hollywood" dagegen nicht.

ungeprüfte Kritik

Tannöd

Deutscher Film, Krimi

Tannöd

Deutscher Film, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2010
Sechs Menschen wurden ermordet, bis heute ist der Mörder nicht gefunden. Wenige deutsche Kriminalfälle haben die Gemüter so nachhaltig bewegt wie der mysteriöse Mord an einer Familie auf einem niederbayerischen Einödhof. Es ereignete sich in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 in Hinterkaifeck, da wurde die Familie Gruber mitsamt Kind und der eben erst eingestellten Magd brutal erschlagen. Der Hof, auf dem sich die Greueltat abspielte, wurde ein Jahr später von Angehörigen der Opfer abgerissen. Die Gerüchte und Nachforschungen reißen dagegen bis heute nicht ab. Zwei Literaturveröffentlichungen, ein Sachbuch und ein Roman, sowie zwei Spielfilme sind erschienen, mit denen Sie womöglich auch tief in den 'Hinterkaifeck' Mythos hineingezogen werden könnten.

HINTER KAIFECK, so nennt Regisseurin Esther Gronenborn (geboren 1966 in Oldenburg) im Jahre 2009 ihre Spielfilm-Interpretation des Mordfalls. Die DVD und Blu-ray im Verleih, hält im Bonusmaterial ein 10-minütiges Interview mit Peter Leuschner bereit. Er ist Journalist und Buchautor und berichtet, er habe sich 1977 als erster Forscher mit den bis dahin geheim gehaltenen Akten der bayerischen Staatsanwaltschaft befassen dürfen. An einer kleinen Gedenkstätte am Wegesrand, neben dem Acker, auf dem der Hof einst gestanden haben soll, berichtet er von Aktenergebnissen, die er nach Monaten und Jahren zusammengetragen hätte. Und er stellt Fragen: Die Leichen seien erst vier Tage nach der Mordnacht gefunden worden, warum? Bundesweit kamen unzählige Hinweise auf der Bevölkerung, das direkte Umfeld der Opfer wurde jedoch nie gründlich befragt, warum?

Dass der Mörder nie gefunden wurde, bietet noch heute Anlass zu düsteren Spekulationen, die von Autorin Andrea Maria Schenkel in ihrem Debüt "Tannöd" verarbeitet wurden. Ihr Roman wurde ein Bestseller, gewann den Deutschen Krimipreis 2007. Regisseurin Bettina Oberli, die mit DIE HERBSTZEITLOSEN 2006 in ihrer Sparte ebenfalls einen großen Erfolg feierte, widmet sich auf filmischem Weg den bigotten gesellschaftlichen Strukturen und beweist mit TANNÖD (Deutschland/Schweiz 2009) einmal mehr ihr Talent für atmosphärisch dichtes Erzählen. Wirklich sehenswert wird Oberlis Inszenierung dank ihrer wunderbaren Darstellerinnen Julia Jentsch (als Kathrin), Brigitte Hobmeier (als Barbara) und Monica Bleibtreu (Traudl Krieger). Leider konnte Monica Bleibtreu, die am 14. Mai 2009 in Hamburg verstarb, ihre letzten Kinoauftritte in TANNÖD (Kinostart am 19. November 2009) und in Fatih Akins SOUL KITCHEN (Start am 25. Dezember 2009) nicht mehr miterleben. Sie können die Ausnahmedarstellerin nun in TANNÖD - wahlweise auf DVD oder Blu-ray - im Verleih erleben.

ungeprüfte Kritik

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama

Up in the Air

Ein Mann sucht Anschluss.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.06.2010
Positiv fällt gleich auf, dass die Verpackung das verspricht, was man bekommt: kein Firlefanz. Nicht im Februar 2010 auf dem Kinoposter, das die drei Hauptpersonen in einer sterilen Flughafenhalle zeigte. Auch kein unnötiges Drumherum zum Verleihstart am 4. Juni 2010 auf dem Coverdesign der DVD und Blu-ray. Das Cover zeigt ein Szenenbild vor einem neutralen, mehr türkis- als himmelblauem Hintergrund.

Sogar beim Abspielen erwartet Sie ein geradezu nihilistisches Auswahlmenü: Erst fügt sich das verantwortliche Studio 'Paramount' mit seinem Gipfel-Logo hoch oben über den Wolken in diese Illustration ein, dann folgen Wolkenformationen und Luftbilder, die sich im Filmvorspann wiederfinden. 'Shadowplay' heißt die Firma, die von Regisseur Jason Reitman mit der Gestaltung dieser Landschaften und Städte aus der Vogelperspektive beauftragt wurde. Sogar ein Bonusbeitrag auf der DVD widmet sich jenem Kreativteam. Wir erwähnen das vorab, weil die dort angestellte Designerin Jenny Lee uns zu den vorherigen Spielfilmen von Reitman führt: zum animierten, mit Gitarrenklängen unterlegten Gang des Mädchens JUNO (2007) im Vorspann des gleichnamigen Überraschungserfolgs. Und auch zu der durchgestylten Einleitungssequenz von THANK YOU FOR SMOKING (2005). Der anhaltende Erfolg des Regisseurs sichert den Arbeitsplatz der Designerin Lee. Um das Gegenteil, um das Auflösen wegrationalisierter Arbeitsplätze, kümmert sich Ryan Bingham. Er ist der Überbringer von schlechten Nachrichten.

Produziert wurde der Oscar®-nominierte Film UP IN THE AIR (2009) von Vater und Sohn, von Drehbuchautor/Filmemacher Jason Reitman und dem GHOSTBUSTER-Kultregisseur Ivan Reitman. Nur nominiert? Tatsächlich, ihr Film wurde zwar in sage und schreibe sechs Kategorien für den 'Academy Award' vorgeschlagen - bester Film, beste Regie, beste Drehbuchadaption, bester Hauptdarsteller (George Clooney) und zweimal für die beste Nebendarstellerin (Vera Farmiga und Anna Kendrick) - musste sich bei der Vergabe der begehrten Auszeichnungen jedoch gegen Gewinner wie THE HURT LOCKER - TÖDLICHES KOMMANDO (2008) geschlagen geben. Das tat dem Erfolg des mit 25 Millionen Dollar budgetierten UP IN THE AIR (2009) aber keinen Abbruch. Er spielte allein an den US-Kinokassen rund 85 Millionen ein. Obendrein ist er auf seine ganz eigene Art und Weise "ausgezeichnete" Unterhaltung.

Die erste Filmeinstellung: Ein Opfer der Stellenkürzungen, dann noch ein Gefeuerter in Nahaufnahme an einem Schreibtisch, noch eine plötzlich mit Arbeitslosigkeit Konfrontierte. Reale oder fiktive Betroffene? Spätestens der letzte in der Reihe der getroffenen Gesichtsausdrücke ist ein vertrauter Schauspieler: Zach Galifianakis, der Vollbart-Loser aus HANGOVER (2009). Die anschließenden Szenen wecken Erinnerungen an einen weiteren Filmtitel: David Finchers FIGHT CLUB (1999). Ein Alleinreisender, ein Bekehrer namens Tyler Durden (Brad Pitt), der die Verabschiedung von materiellen Dingen predigt, um den Wert des Lebens erst richtig schätzen zu lernen. Eine ähnliche Auffassung vertritt Rayn Bingham in UP IN THE AIR (2009), wenn er auf Seminaren einen Teilzeit-Motivationsdozenten gibt.

Pack deine kleinen Besitztümer in einen Rucksack, dann die großen Dinge, und du merkst, wie sehr sie dich belasten und am Vorankommen hindern. Der kanadische Regisseur Reitman, Jahrgang 1977, hat diese Moral beherzigt, hat seine Verfilmung UP IN THE AIR von der Komplexität der Buchvorlage befreit, die 2001 von dem amerikanischen Autoren und Karrierecoach Walter Kirn veröffentlicht wurde. Stattdessen hat sich Reitman sehr ernsten und in der heutigen Zeit allgegenwärtigen Themen gewidmet, dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes und der Vereinsamung der heiratsunwilligen Generation. Seine Herangehensweise hat Erfolg, weil sie zu einem von Arthur Schnitzler überlieferten Zitat passt: "Lebensklugheit bedeutet, alle Dinge möglichst wichtig, aber keines völlig ernst zu nehmen." Von seinem Arbeitsplatz aus - der durch die vergebenen 4 von 5 Bewertungssternen hoffentlich nicht die Berufsgruppe des Ryan Bingham auf den Plan ruft- die Empfehlung: UP IN THE AIR - ab in die Wunschliste.

ungeprüfte Kritik

Messengers 2

The Scarecrow
Horror, Thriller

Messengers 2

The Scarecrow
Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.06.2010
"Hey, wollen Sie etwas echt Gruseliges sehen?" fragt ein Anhalter (Dan Aykroyd) den Autofahrer in der einleitenden Gruselgeschichte des Episodenfilms TWILIGHT ZONE - UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER (1983). "Na und ob, klar!" erwidert der Fahrer. "Okay, das ist wirklich, wirklich gruselig, wissen Sie", warnt der Tramper, kurz bevor er... was tut? So funktioniert gut gemachter Horror: es bleibt solange spannend, solange wir Zuschauer nicht wissen, aus welcher Ecke die Bedrohung auf uns zukommt, welcher Bedrohung wir uns überhaupt mit den Filmhelden ausgesetzt sehen.

In THE MESSENGERS (2007) zieht eine vierköpfige Familie auf eine einsam gelegene Sonnenblumen-Farm. Roy, Denise, Tochter Jess und der kleine Ben ziehen zum Neuanfang in eine scheinbar heile Welt. Doch nicht nur das erworbene Haus hat eine dunkle Vergangenheit, auch die Bilderbuchfamilie hat nach ein paar schweren Jahren in Chicago einige Leichen im Keller. Die Landstille wird bald nach dem Einzug von düsteren Visionen der Geschwister gestört. Doch was ruft diese gespenstischen Erscheinungen hervor? Ist es ein Fluch, der auf der Geistervilla lastet, Hirngespinste der Kinder nach dem Ortwechsel, oder noch tiefer liegende psychologische Störungen innerhalb der Familie?

Die Produktionsfirma 'Ghost House Pictures' um Kultregisseur Sam Raimi (gruselte uns vor kurzem mit DRAG ME TO HELL, 2009) setzt diese Formel der aus Hongkong stammenden Regiebrüder Oxide & Danny Pang effektvoll in Szene: das Wechselspiel zwischen inneren Konflikten und körperlicher Bedrohung. Ein klassisches Rezept. Der Line-Producer heißt Andrew Pfeffer, und gepfeffert tischen uns die Brüder Pang ihre Schockmomente in der Tat auf. Der Name ist auch bei dem Drehbuchautoren Programm: Todd Farmer. Farmer ist nicht nur namentlich für den Farmhorror prädestiniert, er ist auch ein alter Hase im Genre: er lieferte die Bücher für den zehnten Teil der FREITAG DER 13. FILMREIHE mit dem Titel JASON X (2001) und die Vorlage für MY BLOOD VALENTINE (2009). So sitzt schon der erste Schrecken noch vor der Einblendung des Filmtitels THE MESSENGERS tief, denn der geht mit einem solchen akustischen Wumms einher, dass der Herzschlag gleich um ein Vielfaches in die Höhe getrieben ist. Jetzt sollten alle wach sein...

...und bis zum Ende der 87 Filmminuten wach bleiben. TWILIGHT-Star Kristen Stewart trägt diesen ersten MESSENGERS Teil, zusammen mit ihrem kleinen Filmbruder, der von schauspielernden Zwillingen dargestellt wird. Es gibt im neuen trauten (verfluchten?) Heim einfache Dinge, mit denen Tochter Jess ihrer Mom behilflich sein kann, zum Beispiel Kartons runter in den Keller bringen. Oha! Hinter (noch) verschlossenen Türen lauern erwartungsgemäß Dutzende von Momenten, die den Zuschauer aus dem Sitz, Sofa, Sessel, Bett - wo auch immer - jagen werden. "Haunted House", der Subgenre-Begriff für diese Art von Horrorthriller, trifft es: ein Fluch, ein Haus. "Bad harvest", eine schlechte Ernte, wird dem Vater auf seinem Sonnenblumenfeld vorausgesagt. Ernten wird die Familie, allerdings mehr, als ihr lieb ist.

Wir müssen vorsichtig sein bei dieser Film- und Wegbeschreibung, da wir nicht wissen, aus welcher Richtung Sie kommen. Ob Sie den 1. Teil bereits gesehen haben, oder die Neuerscheinung des 2. Teils zum Anlass nehmen könnten, dort von Beginn an einzusteigen. Der Schritt zur Grundidee von MESSENGERS 2 (2009) erscheint logisch: "Scarecrow LLC." hieß bereits der Rechteinhaber im Abspann von Teil 1 und eine Vogelscheuche (Scarecrow) wir den Ausgangspunkt für eine neue verfluchte Famersfamilie bilden. Die Vogelscheuche: "The beginning of the end", der Anfang vom Ende, das erwartet uns laut englischem Untertitel in der Fortsetzung. Zwei Jahre später fanden die Dreharbeiten nicht wie zuvor in Kanada, sondern an Schauplätzen in Sofia / Budapest statt. Die MESSENGERS 2 DVD, die nun im Verleih erhältlich ist, startet mit einem lauten Auswahl-Menü, da ist man nicht nur als Zuschauer gleich wach, die Nachbarschaft womöglich auch. Der Film ist wie sein Vorgänger mit anderthalb Stunden Laufzeit handlich, in der Sprachauswahl finden sich nur deutsche Untertitel, was zumindest für Zuschauer mit vermindertem Hörvermögen von Vorteil ist, nicht so gut jedoch, falls mit der Originaltonspur und entsprechenden englischen Untertiteln das eigene Englisch trainiert werden will.

"Messengers", zu Deutsch "Überbringer", doch was überbringt uns Teil 2? Maisfelder statt Sonnenblumen. Die Familie ist mit der täglichen Landwirtschaftsarbeit statt mit dem Einzug beschäftigt. Und damit man nicht rätseln muss, ob dies nun die gleichen Familienangehörigen im offensichtlich identischen Anwesen aus THE MESSENGERS sein soll, gibt Ihnen der Trailer zu Teil 2 nicht nur eine kurze Überleitung zu den zwei Spielfilmen, die Erzählerstimme klärt auch über die Zusammenhänge auf: "Und jetzt lernen Sie die Familie kennen, die früher dort lebte. Aber hütet euch vor dem Fluch, mit dem alles begann. Nach der Angst, jenseits des Grauens, gibt es kein Entkommen." Das bestellte Feld liegt vertrocknet da, Familie Rollins kommt von der Kirche heim, die Bibel wird beiseitegelegt. Besiegelt der Protagonist John (Norman Reedus) damit schon in der ersten Szene sein Schicksal? Tatsächlich kann man sich mit MESSENGERS 2 auf ein Moralstück gefasst machen, in dem ein gläubiger Mensch von Gelüsten wie Lust, Gier und Rache in Verführung gerät.

Aber genug der Beschreibung und Deutung, wir berichten Ihnen lieber von den Sonnen- und Schattenseiten dieser aktuellen Veröffentlichung. Kurz gesagt: Für einen Direct-to-Video-Titel weiß MESSENGERS 2 positiv zu überraschen, auch wenn das Studio sich entschied, das Budget von 15 auf 2 Millionen Dollar an 18 Drehtagen herunter zu kürzen, obwohl es sich hier doch um den Ableger eines weitaus größer vermarkteten Vorläufers handelt, der sogar auf dem Fantasy Filmfest 2007 gezeigt wurde und anschließend ab Oktober 2007 bundesweit in den Kinos lief. Ganz so viel Potential hat man dem Nachfolger 'The Scarecrow' offensichtlich nicht zugetraut, und so wartet MESSENGERS 2 nun seit dem 19. April 2010 ohne Umwege über US-Kinos oder internationale Lichtspielhäuser gleich als DVD und Blu-ray im Video Buster Verleih und vielleicht schon bald in Ihrem Wohnzimmer auf Sie.

Negatives? Mutter und Tochter des 2. Teils wirken einfach glatt, zu hübsch. Zumindest wird das von Farmer John in einer ruhigen Minute zwischen den Eheleuten selbst angesprochen, als er in Frage stellt, warum gerade er diese Frau verdient hat. Auch die Nachbarn, die Weatherbys, sind ein wenig zu überzeichnet dargestellt. Dagegen schafft es der Hauptdarsteller Norman Reedus, erstaunlich glaubhaft zu wirken, inmitten von Mystery-Elementen, Horror-Klischees und Lagerfeuergeschichten-Flair. Mehr Thriller als Horror kam dabei heraus, dementsprechend urteilte man wieder mit einer Alterseinstufung "FSK ab 16 freigegeben". Die ist allerdings begründet: War der 1. Teil gruselig, sind im 2. Teil einige für jüngere Zuschauer wirklich nicht geeignete Bilder enthalten, etwas nackte Haut hier, eine Wunde in Nahaufnahme da und eine insgesamt verstörende Atmosphäre. Trotzdem entstand unter den eingeschränkten Produktionsbedingungen ein gutes Beispiel dafür, dass sich kurzweilige Unterhaltung einstellen kann, wenn die Erwartungen zuvor nicht in die Höhe getrieben wurden. Es ist aber auch erleichternd, anschließend wieder in der von übernatürlichen Kräften verschonten Wirklichkeit anzukommen.

Zum Abschluss geben wir Ihnen einige Vorschläge für die persönliche Wunschliste an die Hand, die mit den MESSENGERS auf die eine oder andere Art vergleichbar sind. Da sei COLD CREEK MANOR (2003) genannt, ein Thriller, der die Darstellerin der Tochter in THE MESSENGERS, Kristen Stewart, einer fast identischen Situation aussetzt: beim Einzug in ein verfluchtes Haus. Im COLD CREEK MANOR geht es allerdings nicht ganz so übernatürlich zu und offen gesagt deutlich spannungsärmer, obwohl der deutsche Untertitel Ihnen schon anzeigt, dass hier eine sehr ähnliche filmische Grundidee umgesetzt wurde: "Haben Sie sich jemals gefragt, was in Ihrem Haus geschah, bevor Sie darin wohnten?" Darüber hinaus erinnerten uns einige MESSENGERS Szenen stark an die koreanische Verfilmung A TALE OF TWO SISTERS (2003), ein wenig auch an das entsprechende US-Remake DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN (2009).

Wenn Sie mit MESSENGERS 2 ein Fan von Vogelscheuchen-Horror geworden sind, könnten Sie nach dem Ausleihen für weitere anderthalb Stunden in ein asiatisches Dorf ziehen: KAKASHI - DAS DORF DER VOGELSCHEUCHEN (2001). Noch näherliegend wären die amerikanischen Pendants SCARECROW (2002), SCARECROW SLAYER (2003), oder SCARECROW GONE WILD (2004), die allesamt gruseliger sind als die Vogelscheuche aus dem ZAUBERER VON OZ (1939) - wir sind mit den heutigen Spielfilmen eben nicht mehr in Kansas. Und während sich die Video Buster Redaktion bei diesen ganzen Titeln für ein neues "Vogelscheuche" Schlagwort im Filmbestand entscheidet, stellen wir abschließend fest, dass MESSENGERS 2 zwar eine solide Horrorgeschichte erzählt, dann aber doch beim besten Willen nicht besonders innovativ ist. In Hinblick auf die übrigen genannten Vogelscheuen-Vertretern ist es jedoch nicht allzu verwegen zu behaupten, dass MESSENGERS 2 den gelungensten Scarecrow-Auftritt zeigt. Ob die Serie in Zukunft womöglich sogar noch fortgesetzt wird, das entscheidet womöglich zu einem Bruchteil auch Ihre Entscheidung beim Ausleihen. Sollte diese positiv ausfallen, wünschen wir Ihnen angenehmes Gruseln auf den Sonnenblumen- und Maisfeldern!

ungeprüfte Kritik

(Traum)Job gesucht

Willkommen im Leben.
Komödie

(Traum)Job gesucht

Willkommen im Leben.
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 19.05.2010
"Alle Jungen alle Mädchen wollen auf schnellstem Wege zu den Medien. Ja wer was auf sich hält in diesem Land, geht nach Berlin und wird berühmter Praktikant. Und so ergattert sich ein jeder einen Sitz, auf der großen Milchkaffee-Rampe ins Nichts." So besingt der Hamburger Jan Delay im Song 'Showgeschäft' die Berufssituation seiner Generation. Kelly Fremon gehört zu dieser Generation. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann eine solche Lebensphase, die mit zig-fachem Bewerben in eine ungewisse berufliche Zukunft steuert. Ein Lebensabschnitt, in dem man mit Mitte/Ende Zwanzig auch privat zwischen den Stühlen sitzt: zwischen Abschied aus dem Elternhaus und erster eigener Wohnung, zwischen Dating und Familienplanung.

Kelly Fremon entschied sich, diese Erlebnisse in einem Drehbuchentwurf niederzuschreiben und bot sie Filmstudios an. Die 'Montecito Picture Company' schlug prompt zu und fand mit '20th Century Fox' einen starken Partner. Der Produzent ist ein "alter Hase" im Komödiengeschäft: Ivan Reitman, Regisseur der GHOSTBUSTERS Filme (1984/89) und des KINDERGARTEN COP (1990). Etliche Drehbuchentwürfe waren nötig, so Reitman im Interview, bis die authentischen Erlebnisse eines Twens auf Jobsuche mit Elementen einer familientauglichen Komödie zu einem Großprojekt wurde: der "Post-Grad Survival Guide" wurde schließlich im August 2009 mit dem Titel POST GRAD (USA 2009) veröffentlicht und fand im Dezember sogar den Weg in die deutschen Kinos, ohne Altersbeschränkung: (TRAUM)JOB GESUCHT. Ob sich Fremon mit den Erlebnissen auf der "Milchkaffee-Rampe ins Nichts", mit Charakteren, die an sie selbst, ihren Stiefvater und ihre Großmutter angelehnt sind, überzeugend für einen gelungenen Filmabend bei Ihnen vorstellen kann oder ob Sie sich besser einen neuen "(Traum)Job" suchen sollte? Wir blicken für Sie in ihre DVD 'Bewerbung'!

Nach dem Werdegang folgt die Vorstellung: Nach ihrem glänzenden Highschool -Abschluss träumt die ehrgeizige Ryden Malby (Gilmore Girls) von einer Karriere bei einem großen Verlag. Doch ihr Plan vom schicken Loft und ein Leben in Luxus platzt sehr schnell, da sie keine Arbeit und schon gar nicht in ihrem Traumjob bekommt. Die Fallhöhe vom College-Superstar zum Loser mit Diplom ist gewaltig, denn der Geldmangel zwingt sie, in den Schoß ihrer exzentrischen Familie zurückzukehren. Zum Glück gibt es ihren besten Freund Adam (Zach Gilford) der ihr zeigt, dass das Wort Erfolg auch eine ganz andere Bedeutung haben kann.

Zur Anlage: Die DVD bietet als Bonus zwei Musikvideos an. Eines, "One day" von Jack Savoretti, findet sich gleich in den Extras wieder. Ein anderes, "Over and over" von Adam-Darsteller Zach Gilford, verbirgt sich etwas versteckt in den entfallenen Szenen. Letzteres erzeugt ein innigeres Gefühl zwischen den zwei Protagonisten Ryden und Adam, als es der Spielfilm in der finalen, vorliegenden Fassung vermag. Außerdem gibt es in 4 Minuten Ratschläge und persönliche Erfahrungen der Hauptdarsteller Bledel und Gilford mit ein, zwei Bewerbungstipps. Dazu ein 6-minütiger Ratgeber eines Bewerbungscoaches, der seine Strategie vorstellt, die eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden. Eine nicht ernst gemeinte Top-10 zeigt in 3 Minuten die schlimmsten Bewerbungsfehltritte anhand ausgewählter Filmszenen und ein 14-Minuten-Special zeigt schließlich Making-Of-Einblicke "Hinter den Kulissen".

ungeprüfte Kritik

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian

Kids, Animation, Deutscher Film, Fantasy

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian

Kids, Animation, Deutscher Film, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.05.2010
• Wie alles begann...

Als Laura wieder einmal nicht schlafen kann und aus dem Fenster schaut, sieht sie, wie ein Stern direkt von dem Haus auf den Bürgersteig fällt. Laura nimmt das Sternchen mit in ihr Zimmer… So nahm einst die Geschichte von Lauras Stern ihren Anfang.

• Kein Problem, wenn man einen Stern hat...

Seither erzählt Kinderbuchautor Klaus Baumgart liebevoll und einfühlsam von Lauras kleinen Abenteuern des Alltags und wie ihr ein funkelnder Geselle dabei hilfreich zur Seite steht. Aufgaben lösen, über den eigenen Schatten springen, Gespenster besiegen und Freunde gewinnen – kein Problem, wenn man einen Stern hat.

• Erfolgreich!

Nachdem die erfolgreiche Buchreihe zunächst als Serie verfilmt wurde, kam 2004 der erste Film ins Kino und wurde prompt mit dem Deutschen Filmpreis für den besten Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet.

• Jetzt wird der Drache zum Leben erweckt!

In ihrem neuesten Abenteuer darf Laura mit ihrer Familie nach China fliegen. Laura ist sehr aufgeregt aber zum Glück begleitet sie ihr bester Freund, der kleine Stern. Doch auf dem Flug geht er plötzlich verloren. Ein chinesisches Mädchen findet den Stern und nimmt ihn mit. Der Stern führt nicht nur die beiden Mädchen zusammen. Ohne dass er es merkt, macht sein Sternenstaub auch ein Wesen lebendig - den geheimnisvollen Drachen Nian. Wie eine alte chinesische Legende besagt kann Nian in der Neujahrsnacht großes Unheil in Form einer mysteriösen schwarzen Wolke mit sich bringen. Und als die schwarze Wolke dann tatsächlich auftaucht, sind Laura und Ling-Ling die einzigen die sie bemerken und das Unglück noch verhindern können.

• Drachenstarke Unterhaltung?

Soweit so gut, bis dahin klingt wieder alles nach einer perfekten Laura-Episode. Neue Freunde, ein wenig Zauberei, ein paar kleine Konflikte und zum Ende wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Doch es ist nicht alles Sternenstaub was glänzt . Die Figuren wirken durch die Animationen fremdartig und teilweise ausdruckslos und so muss man leider sagen, dass der liebevolle Laura-Charme ein wenig verloren gegangen ist. Zwar besticht der Film die jüngeren Zuschauer mit tollen Glitzer- und Funkeleffekten, rosa Blütenpracht und bunten Farben, aber der rote Faden gerät dadurch etwas in den Hintergrund. Gerade den kleineren Zuschauern fällt es dadurch schwer die Handlung zu verfolgen und zu unterscheiden ob Laura träumt oder nicht. Positiv fällt jedoch auf, dass selbst brenzlige Situationen von Laura und ihren Freunden ganz selbstverständlich und mit großem Selbstvertrauen gemeistert werden und somit beim jungen Publikum keinerlei Ängste geschürt werden. Und da ist es auch nicht weiter dramatisch, wenn Laura und Ling-Ling zu zweit stehend auf einem Stern über die Stadt fliegen.

• Und was sagen die Profis?

Zwar verblassen die eher bodenständigen Laura-Kurzgeschichten im unmittelbaren Vergleich mit diesem actionreichen und farbenfrohen Abenteuer, aber für einen kritischen Erwachsenen ist die Aussage des Films vermutlich eher ein wenig zu 'mager'. Doch wie kritisch sollte man als Erwachsener einen Kinderfilm betrachten? Vielleicht kann man ja auch über ein wenig Unvollkommenheit hinwegsehen und sich einfach an dem farbenfrohen Spektakel erfreuen? Was wohl die Profis der eigentlichen Zielgruppe dazu meinen?
Das Interview:

• Frage: War das ein schöner Film?
• Profi 1 (3 Jahre): Mir war der Film nicht schön, ich mag lieber Arielle.
• Profi 2 (5 Jahre): Ja.
• Frage: Und was hat Dir am besten gefallen?
• Profi 2: Der Schluss.

Begeisterung blieb also leider aus, ‚der Film war o.k.‘ bleibt als Fazit. Aber mit ein wenig sterniger Unterstützung klappt´s bestimmt beim nächsten Film wieder besser.

• Tipp:

Es macht sehr viel Spaß Laura und ihre Familie im Alltag zu beobachten. Hierfür empfehlen wir die Lauras Stern-Gute-Nacht-Geschichten . Denn immer dann, wenn Laura ihrem Stern ihr Herz ausschüttet, gibt es etwas Neues zu berichten. Ein Streit mit der besten Freundin, ein neues Kind im Kindergarten, ein nerviger kleiner Bruder... jeden Tag eine neue Herausforderung! Und egal ob Laura sehr traurig ist, sich freut oder einfach mal plappern möchte, es tut immer gut jemanden zu haben, der einfach nur zuhört.

ungeprüfte Kritik

Unbekannter Anrufer

Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 07.05.2010
Horrorfilme sind wieder in. Manchmal müssen dann halt auch mal Klassiker wie „When a Stranger Calls“ von 1979 herhalten.

Das Remake ist im Großen und Ganzen sicher gelungen, dennoch muss man einen klaren Punktabzug für die Logikfehler geben.

Der Film ist klassischer Psycho-Horror im Stile an bereits vorhandene Klassiker.

ungeprüfte Kritik

My Big Fat Greek Summer

Komödie, Lovestory

My Big Fat Greek Summer

Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 05.05.2010
Wer hat Angst vor romantischen Komödien? Der beständige Erfolg zeigt, dass es viele Fans dieses Genres gibt, weibliche zumeist. So wie eine Mutter aus unserem Bekanntenkreis, deren Filmsammlung ausschließlich aus dieser Filmgattung bestand - weil "keine Toten" in ihren Filmen vorkommen durften. Ein Film fand sich dann doch im Regal, der mit dieser Bedingung bracht: VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL (1993). Die Neuerscheinung MY BIG FAT GREEK SUMMER wird sich bestimmt ausgezeichnet in die Sammlung dieser Mutter einreihen, andere werden sicher nicht so schnell zugreifen: "Das ist nicht mein Geschmack", sprach uns ein Kollege beim Anblick der auf dem Schreibtisch liegenden DVD an. Ihrer auch nicht? Abwarten, vielleicht können wir Sie ja mit der folgenden Vorstellung auf den selbigen bringen.

Angefangen hatte alles mit Nia Vardalos, einer Kanadierin mit griechischen Wurzeln. Nia verliebte sich in den Amerikaner Ian Gomez, der aus Liebe zu ihr zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertierte. 1993 heirateten die Zwei trotz Widerstand aus der Verwandtschaft. Aus der Überbrückung der kulturellen Unterschiede zwischen ihrem Mann und ihrer traditionsbewussten griechischen Familie entwickelte Vardalos zunächst ein Comedy-Programm, das nur sie auf der Bühne zeigte. Im Publikum saß Rita Wilson, die Frau von Tom Hanks. Gemeinsam beschloss das Ehepaar, Vardalos' Geschichte mit Independent-Geldern auf die Kinoleinwand zu bringen, um Nia Vardalos einem weltweiten Publikum vorzustellen.

MY BIG FAT GREEK WEDDING wurde im Kinojahr 2002 ein echter Überraschungserfolg. Was "Erfolg" in diesem Fall heißt, zeigt sich, wenn man sich die Zahlen anschaut: 5 Millionen Euro hatten die Dreharbeiten in Toronto und Chicago damals gekostet. Der Film wurde zu einem 'sleeper hit', die US-Bezeichnung für einen Titel, dessen Erfolg nicht absehbar war und nicht von einem auf den anderen Tag passierte. So konnte MY BIG FAT GREEK WEDDING zwar nie die Nr. 1 der Kinocharts erklimmen, spielte aber nach und nach weltweit sagenhafte 369 Millionen Dollar ein, schlug in der Endabrechung des Erscheinungsjahrs sogar Steven Spielbergs Sci-Fi-Blockbuster MINORITY REPORT mit Tom Cruise und gilt seitdem als die finanziell erfolgreichste romantische Komödie.

Zu Recht? Gleich der Filmeinstieg ist gelungen, das verregnete Chicago um fünf Uhr morgens, unterlegt mit griechischer Volksmusik, der Vater neben Nia im Auto, der sie mit einem "Du siehst alt aus." zur Heirat überreden möchte. Das Reihenhaus der Familie mit einer an das Pantheon angelehnten Fassade. Die zentrale Figur der Toula Portokalos (Nia Vardalos), die über ihr Mittdreißiger-Dasein betrübt ist, viel lieber einen Computerkurs am College belegen will, statt im Restaurant der Eltern auszuhelfen. Ihr Vater Gus aber meint, für eine Frau sei sie schon klug genug. Als Toula einen sympathischen Lehrer und überzeugten Veganer kennenlernt und ihrer Mutter Maria gesteht: "Ich liebe ihn...", hat diese schnell eine Lösung parat: "Iss was!" Eine merkwürdige Familie? Wer hat die nicht, meint ihr Liebster, Ian Miller (John Corbett).

Einfache Weisheiten (die Familie bleibt, egal was passiert), eine simple Geschichte, überzeichnete Charaktere - hier funktioniert das erstaunlich leichtfüßig und rund. Ein anderthalbstündiges modernes Märchen, das bis zur letzten Minute keinen Gag zu lang ausspielt, das so trocken wirkt wie die bürgerlichen Eltern des Ian. Trocken, aber sehr erfrischend, wenn das keinen Widerspruch darstellt. Aber Gegensätze ziehen sich schließlich an, wie wir in MY BIG FAT GREEK WEDDING erleben. Auch wenn sich der Film gar nicht erst bemüht, kulturelle und religiöse Intoleranz aufzuarbeiten und sich Ian viel häufiger kompromissbereit zeigt, als es der Liebe gut tut kann - die überzogenen Dinge seien tatsächlich so passiert. Das berichtet Hauptdarstellerin, Drehbuchschreiberin und wahre 'Toula' Nia Vardalos im DVD-Interview. Die unspektakulären Passagen seien ausgedacht und ihr viel zu langes Drehbuch sei von den Produzenten rigoros zusammengestrichen worden. Das hat gut funktioniert, offenbar so wie die Ehe im richtigen Leben zwischen Nia und Ian Gomez, den man als besten Freund des Ian im Film erleben kann.

Wie kann man dieses positive Ergebnis in den Kassen der Produzenten und in den Herzen der Filmfans toppen? Nicht so, wie es im Folgejahr 2003 versucht wurde: MY BIG FAT GREEK LIFE nannte sich ein mehrteiliger TV-Ableger. Regie führte FRASIER und KING OF QUEENS Regisseurin Pamela Fryman. Oh jemine. Sieben Episoden lang wurde die 1. Staffel produziert, von der Sie sich - bei Video Buster zumindest handlich auf einer einzelnen DVD untergebracht - ein eigenes Bild machen können. Die vom Sender CBS und von Tom Hanks' Firma 'Playtone Production' finanzierten kurzen Episoden seien hier aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Erfreulich lediglich, dass sich dort wieder die bekannten Gesichter der Filmfamilie Portokalos versammeln, auch wenn Ian-Darsteller John Corbett fehlte und inzwischen den 'Aidan Shawn' in der Serie SEX AND THE CITY spielte. Der 'Big Fat Greek' Fernsehableger wirkte auf uns im Vergleich zum Spielfilm wie eine TV-Zeichentrickfortsetzung zu einem tollen Kinofilm: lieblos 'gezeichnet' mit abgeflachten Dialogen. "It would make a good movie", hört man in der Pilotfolge, die Geschichte des Liebespaares würde einen tollen Film abgeben. Das stimmt und dabei wäre es am besten geblieben.

Ein griechisches Postkartenmotiv eröffnet jetzt MY BIG FAT GREEK SUMMER (USA/Spanien 2009) und zeigt Nia Vardalos allein in Athen. Hatte sie nicht im ersten Film geheiratet? Nun, Nia heißt in dieser DVD und Blu-ray Neuerscheinung nicht Toula, sondern Georgia und MY BIG FAT GREEK SUMMER heißt im englische Original "My Life in Ruins", frei übersetzt etwa "vor den Trümmern meines Lebens". Andere Länder, andere Pointen? Georgia ist in der Tourismusbranche tätig, führt einer bunten Schar von Touristen verschiedener Nationalitäten die Sehenswürdigkeiten des Landes vor. Doch romantische Komödie wäre nicht romantische Komödie, wenn auf einer mehrtägigen Busrundfahrt nur die ausländischen Reisenden zu den antiken Stätten finden würden - nein, Georgia kann womöglich nebenbei sogar zu sich selbst und zu einem Mann finden. Schnell werden aus den zwei kulturellen Gegensätzen des Erstlings MY BIG FAT GREEK WEDDING gleich ein Dutzend, da die Gruppe unterschiedliche Spleens (um nicht zu sagen: Klischees) aus ihren Ländern einbringt. Sogar Anthony Quinns Sirtaki-Tanz in Schwarz-Weiß aus ALEXIS SORBAS (1964) wird zur Hilfe geholt.

Selbstironie ist der größte Pluspunkt, denn schon zu Beginn sagt die Chefin zu Georgia: "You're not funny, stop trying." - "Du bist nicht witzig, also versuch's auch nicht." Hier präsentiert sich Nia Vardalos wie zu den Anfängen ihrer Karriere erfrischend selbstkritisch und zeigt erneut keinerlei Berührungsängste, die eigenen Schwächen vor der Kamera auszuspielen. Bemüht gibt sich die Komödie, wenn sie moralische Grundfragen angeht: ob man einen Lebensplan haben sollte, oder nicht, ob man seinem Verstand oder seinem Herzen folgen soll. Das ist alles nicht neu, hat aber seine Momente, ob man als Zuschauer will oder nicht. Georgias Einzug ins spärliche Hotelzimmer: lustig. Das anschließende Lied im Radio des Hotelportiers: das haben wir persönlich vor Jahren auf einer Kreta-Reise erlebt. So werden Sie bestimmt auch das ein oder andere Detail entdecken, dass Sie an einen zurückliegenden Urlaub erinnern wird.

Die Drehbuchvorlage schrieb diesmal Mike Reiss, der zuvor als Autor für Kultfiguren wie ALF und DIE SIMPSONS tätig war. Regie führte MISS UNDERCOVER Regisseur Donald Petrie. Allzu viel Tiefgang sollten Sie demnach nicht erwarten, stattdessen seichte Unterhaltung. Aber im seichten Gewässer kann man sich ja auch mal ganz gut treiben lassen, statt immer nur (anspruchsvolle Film-) Bahnen zu schwimmen. Wenn Sie sich dazu in der richtigen Stimmung fühlen, können wir Ihnen den 91-minütigen Ausflug nach Griechenland durchaus empfehlen. Punkten kann der Film außerdem mit Altdarsteller und Oscar©-Preisträger Richard Dreyfuss, der in einer warmherzigen, nachdenklichen Rolle für die richtige Balance sorgt.

Kurzum: MY BIG FAT GREEK SUMMER ist mal seicht, mal süß, vor allem harmlos und wirkt als romantische Komödie gar nicht griechisch sondern typisch amerikanisch. Selbst zu vorgerückter Stunde kann der Film mit kurzweiliger Unterhaltung angenehm wachhalten, kann bei Regenwetter genauso zum Abschalten (oder besser: Einschalten) einladen wie an einem strahlenden Sommertag, vor dem Urlaub zur Einstimmung oder nach dem Urlaub als Erinnerung. Als Nachfolger - nicht als Fortsetzung - zu MY BIG FAT GREEK WEDDING funktioniert er auch ohne Vorkenntnis der genannten Vorläufer gut. Keine Angst also vor romantischen Komödien.

ungeprüfte Kritik

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi

Red Riding Trilogy - Yorkshire Killer

Korruption, Mord, Obsessionen. Willkommen im Norden.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.04.2010
Komplex, packend und verstörend. Ein atemberaubender Albtraum und ein fesselndes Neo-noir-Epos basierend auf David Peace Bestsellern über den Yorkshire Ripper. Das können Sie lesen, wenn Sie die Rückseite des DVD-Covers der RED RIDING TRILOGY (Großbritannien 2009) betrachten. Wie ein Buchbucheinband wirkt die Verpackung dieser Veröffentlichung von 'Kinowelt', die drei DVDs beinhaltet. Drei Filme, die nach den Jahren benannt sind, in denen sie spielen: 1974, 1980, 1983.

Die Schlichtheit der Jahreszahlentitel wird im DVD-Menü fortgesetzt: Sprachen deutsch/englisch (beide im 5.1 Tonformat), Untertitel an/aus. Los geht’s. "In the year of our lord: 1974". Auf nach Morley, eine Kleinstadt in Yorkshire, die durch eine Reihe von Mädchenmorden in Aufregung versetzte wird. Die Ermittlungen führen den jungen Journalisten Eddie Dunford (Andrew Garfield) in eine Schattenwelt skrupelloser und übermächtiger Machenschaften. Begeben Sie sich mit Disc 1 in Teil 1 der Filmtrilogie, die jeweils 102, 93 und 100 Minuten lang in die düstere Vergangenheit der britischen Kriminalgeschichte entführt.

Die Buchvorlage stammt vom 1967 in West Yorkshire geborenen Schriftsteller David Peace, der nach einem technischen Studium in Manchester als Englischlehrer in Israel tätig war, Mitte der 90er in Tokio wohnte und schließlich mit seiner japanischen Ehefrau und zwei Söhnen in seine Heimat zurückkehrte. Dort spielen seine Romane, die von 1999 bis 2002 in einjährigem Abstand erschienen. Vier Jahre lang? Tatsächlich: Peace schriebt ein 'Red Riding Quartett', das auch in Deutschland in vier Bänden (übersetzt von Peter Torberg) erschien. Das Jahr 1970 wurde nicht zu einem Filmtitel, wurde aber wie die anderen Jahre zu einem wichtigen Angelpunkt in der Geschichte.

Tony Grisoni übernahm die Adaption und fasst die Geschehnisse in drei Drehbücher zusammen. "Ich vertraute den Büchern, selbst wenn mir etwas sinnlos erschien." Diese Haltung wird womöglich auch Ihnen als Zuschauer abverlangt, wenn Sie sich den einerseits pessimistischen Machenschaften und den andererseits fast poetischen Detailaufnahmen der Charaktere gegenübersehen. Dem besonderes Feingefühl, das Peace dabei besessen habe, in die Psycho seiner Romanfiguren einzutauchen, wollte auch Grisoni in seine Filmvorlagen hinüberretten. Gleichzeitig sollte die Erzählstruktur erhalten bleiben, die Fiktionales mit Fakten des 'Yorkshire Ripper' Falls anreichert. Glücklicherweise hat Tony Grisoni dabei nicht ganz so viel Fantasie walten lassen, wie er bei der Mitarbeit an den Skripten zu Terry Gilliams Filmen FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (1998) und TIDELAND (2005) zu Tage förderte.

Zu Tage förderten die Regisseure Julian Jarrold ('1974'), James Marsh ('1980') und Anand Tucker ('1983') drei Investigationskrimis, wie sie im Buche stehen (wie sie in vier Büchern stehen). Dass man von den 'Red Riding' Filmen mitgerissen wird, wollen wir Ihnen allerdings nicht zu vollmundig berichten. Zumal es ein etwas optimistisches Unterfangen war, sich an einem Abend gleich auf alle drei Filmteile einzulassen. Von Vorteil ist natürlich, dass Sie hier gleich die gesamte Trilogie im Verleih sehen - im Gegensatz zu den thematisch durchaus vergleichbaren Verfilmungen der 'Millennium-Trilogie' von Stieg Larsson (VERBLENDUNG seit dem 5. Februar bei Video Buster, VERDAMMNIS zum 4. Juni und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010).

Um in der 'Red Riding' Trilogie zur Lösung der Fälle zu kommen, müssen die ständig von Polizei, Politik und Grundstückspekulanten bedrohten Protagonisten ganz schön ausgeschlafen sein, so wie die Entleiher der Filme. Sollten Sie von diesen Zeilen, den Szenenbildern und Trailern auf der Video Buster Filmseite auf den Geschmack gekommen sein, würden wir Ihnen eine schrittweise Reise in die Grafschaft Yorkshire empfehlen - allerdings auf jeden Fall chronologisch. Andrew Eaton, der ausführende Produzent bringt es in zweiten von drei Making-Ofs auf den Punkt: "Ich mag die Vorstellung, Filme zu drehen, die keine unglaubwürdigen Gangsterstreifen oder kitschige Liebeskomödien sind. Wirklich bedeutende englische Filme handeln vom Aufwachsen in Großbritannien. Diese Filme zeigen Wirkung. Sie haben Ecken und Kanten und sind bissig. Solche Filme machen mich glücklich." Das Publikum auch, Mr. Eaton.

ungeprüfte Kritik

Rezept zum Verlieben

Lovestory, Drama

Rezept zum Verlieben

Lovestory, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.04.2010
Der deutsche Filmtitel („Rezept zum Verlieben“) führt die Zuschauer auf die falsche Schiene. Mit der Erwartungshaltung, dass tatsächlich ein Patentrezept für die große Liebe offeriert wird, liegt man voll daneben.

Viel mehr geht es um die Bewältigung von Kate´s Gefühlschaos. Die verschlossene Kate, die sich voll und ganz in ihren geliebten Job flüchtet und weder „Mann noch Maus“ an sich heran lässt, steht nach dem Tod ihrer Schwester vor einer schier unlösbaren Aufgabe. All ihre Bemühungen Ihr bisheriges Leben mit dem neuen Leben als Ersatzmutter zu vereinbaren, schlagen immer wieder fehl. Als schließlich auch noch ein neuer Kollege ihr so planbares und geordnetes Leben durcheinander bringt, hat Kate Angst zu scheitern. Immer wieder stellen sich Kate neue Prüfungen in den Weg und bringen sie dazu, aus ihrem selbst erschaffenen goldenen Gefühlskäfig auszubrechen.

Leider nimmt der Trailer dem Film schon die meisten Schlüsselszenen vorweg, so dass kaum noch überraschende Momente erzeugt werden. Etwas übertrieben gesagt, die drei lustigen Filmszenen, die drei romantischen Filmszenen und die drei dramatischen Filmszenen hat man bereits im Trailer vorweggenommen….

Der Film plätschert so vor sich hin und man denkt immer wieder: „So, jetzt geht´s gleich richtig los!“ Und nachdem man das so gedacht hat, ist der Film auch schon vorbei.

Also, es handelt sich hierbei wahrlich um kein Meisterwerk. Zum Schluss dann noch das schon früh erwartete und wenig überraschende Ende. Das reicht für eine Enttäuschung.

Aufgrund der guten schauspielerischen Leistungen der kleinen Abigail Breslin kann man sich dann aber doch noch zu zwei Punkten hinreißen lassen.

Viel Spaß beim Film!

Euer Nettie

ungeprüfte Kritik

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller

Verblendung

Die Millennium Trilogie beginnt.
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.04.2010
Alter Schwede. Harter Tobak. Dies ist keine Empfehlung und auch keine Filmkritik. Die folgenden Zeilen bringen Ihnen die 'Millennium Trilogie' ein wenig näher, verraten Ihnen einige Zusammenhänge über die Bücher und Filme, den Autor und die Darsteller. Warum nach einem atmosphärisch-spannenden Filmabend keine Empfehlung ausgesprochen wird und warum es im Grunde gar keine Trilogie ist.

Stieg Larsson ist der geistige Vater der Millennium Trilogie. Ein Schriftsteller, der bei vielen schon ein so geläufiger Begriff geworden ist, wie sein schwedischer Landsmann Henning Mankell. Im Gegensatz zu Mankells Bestellern begibt sich bei Larsson nicht Kurt Wallander, sondern der Journalist Mikael Blomkvist auf Spurensuche. Diese Suche führt Leser und Zuschauer gleichermaßen in wahrhaft finstere Abgründe der menschlichen Seele. Sie wurden gewarnt! Im Gegensatz zu einem Pärchen, das sich gemütlich einen Krimi anschauen wollten und den Schreiber dieser Worte spontan um Rat baten. Greift zu VERBLENDUNG (Schweden/Dänemark/Deutschland 2009), eine nicht nur in Hinblick auf Einspielergebnisse unheimlich erfolgreiche DVD und Blu-ray Neuerscheinung. Mit 4,2 von möglichen 5 Bewertungssternen wurde dieser Film obendrein nach zahlreichen abgegebenen Kundenmeinungen bei Video Buster besonders positiv bewertet. Die Resonanz nach dem besagten kuscheligen Pärchenabend? Oje, was war das für eine erschreckende Geschichte! Vergewaltigung, Leichen, Hoffnungslosigkeit. Diesen Film kann man doch nicht empfehlen...

Oder doch? Obwohl der Schock einiger Filmbilder tief bewegt und sich manche Momente wahrlich ins Gedächtnis brennen, sind die 147 Filmminuten nicht nur durchweg spannend wie ein ordentlich gestrickter Krimi, sie sind vor allem aufrüttelnd. "Ich brauche solche Bilder nicht in meinem Leben!", bekamen wir einmal zum Thema 'Horrorfilm' von einer Frau zu hören. Das ist eine Entscheidung, die jeder von uns im Leben treffen kann, auch wenn die Medienlandschaft uns mit manchen Grausamkeiten unfreiwillig und unvorbereitet konfrontiert. Nicht so in diesem Fall, denn diese ist wie gesagt keine Empfehlung zu einem sehr empfehlenswerten Film.

Überspringen Sie diesen Absatz, wenn Sie lieber gar nichts zur Handlung erfahren wollen. Auf welche Geschichte Sie sich einstellen können: Ein Journalist, Mikael Blomkvist (Schauspieler Michael Nyqvist) wurde bei den Recherchen um den womöglich illegal agierenden Unternehmer Wennerström gelinkt, wird zu einer Haftstrafe verurteilt und legt die Arbeit an seiner Enthüllungszeitschrift 'Millennium' nieder. Doch ein neuer Auftrag tut sich auf. Der wohlhabende Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) möchte ihn engagieren, den seit Jahrzehnten ungeklärten Fall um das Verwinden seiner Nichte Harriet aus einer unvoreingenommenen, journalistischen Sicht noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Unverhoffte Hilfe bekommt Blomkvist von einer Hackerin namens Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die ihn beim Lösen einer Zahlenfolge in Harriets Tagebuchaufzeichnungen auf eine richtungsweisende Fährte bringt.

Klingt wie ein "sehr gut gemachter Tatort", meinen Sie? So schreibt es jemand nach dem Entleihen in den Video Buster Kritiken. Doch da gibt es auch andere Stimmen, die sich beschweren, dass "viele Szenen viel zu brutal" seien, die es unbegreiflich finden, "dass der Film ab 16 freigegeben ist". In einer weiteren Besprechung ist zu lesen: "FSK 16 aber für meinen Geschmack viel zu brutal(Kopfkino)!!" Doch schon im anschließenden Satz heißt es: "Trotzdem uneingeschränkt zu empfehlen." Zur Verteidigung sollte erwähnt sein, dass DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER anno 1991 ebenfalls mit einer FSK-16-Altersfreigabe bedacht wurde und ohnehin in Hinsicht auf Thematik und Filmqualität ganz gut in diese Diskussion passt. Brutal und brutal gut? Diese Quintessenz könnte man der europäischen Produktion VERBLENDUNG geben, die u.a. vom schwedischen Studio 'Yellow Bird Films', dem dänischen 'Nordisk Film' und vom deutschen Geldgeber 'ZDF Enterprises' finanziert wurde.

Auf die Interviewfrage, ob Hauptdarsteller Michael Nyqvist schon vor dem Filmprojekt von dem Autoren Larsson gehört habe, erzählt er vom enormen Bucherfolg in Skandinavien, von der journalistischen Tätigkeit Larssons mit seinen 'Expo' Zeitungen, die der Redaktionstätigkeit des im Film vorkommenden 'Millennium' Blattes ganz ähnlich wären. Zwei Minuten lang hätte er den Schriftsteller sogar persönlich vor dessen Tod getroffen. Vor dessen Tod? Richtig, leider erlitt Stieg Larsson 2004 in Stockholm einen tödlichen Herzinfarkt. Larsson, der am 15. August 1954 in einer kleinen schwedischen Gemeinde geboren wurde, war gerade einmal 50 Jahre auf der Welt. Und was er in diesen Jahrzehnten erlebte, schlägt sich mit voller Wucht in seinen Werken nieder. Das Dorf in Nordschweden, in dem er bei seinen Großeltern aufwuchs, kommt in VERBLENDUNG vor. Dazu berichtet eine Biografie davon, wie der 14-jährige Larsson tatenlos mit ansehen musste, wie seine Freunde ein Mädchen vergewaltigen. Seit diesem Erlebnis hat er sein Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit gewidmet.

Biografische Puzzlestücke fügen sich in seinen Romanen und den entsprechenden Verfilmungen zusammen und zeigen uns einen alptraumhaften Blick in die Keller der Gesellschaft. Sein erster Trilogie-Roman trägt im Original den Titel 'Män som hatar kvinnor' (übersetzt 'Männer, die Frauen hassen' = 'Verblendung'), der zweite 'Flickan som lekte med elden' ('Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte' = 'Verdammnis') und der abschließende 'Luftslottet som sprängdes' ('Das Luftschloss, das gesprengt wurde' = 'Vergebung'). Doch verbirgt sich hinter der 'Millennium' Hinterlassenschaft womöglich noch mehr? Spekulationen über zehn (!) skizzierte Bände kursieren, der fünfte sei vor Larssons Tod beinahe beendet worden! Vater und Bruder seien die Rechteinhaber und die Lebensgefährtin besäße einen Laptop, auf dem das Manuskript gespeichert sei. Stoff, der wie bei der Familie Vanger im Buch/Film so manche Geschichte zu Tage fördern könnte. Was, wenn sich die Hackerin Lisbeth Zugang zu diesem Laptop verschaffen könnte? Da verschwimmen Realität und Fiktion...

Drei Dinge würde Larsson präsentieren, so der Schauspieler Nyqvist, mit denen man die gesellschaftlichen Missstände aufdecken könnte: ein Stift, ein Handy und ein Computer. Das könnte in jedem von uns die Hoffnung und den Mut bestärken, selbst tätig zu werden, um mit diesen Hilfsmitteln womöglich auch etwas zu verändern. Die Figur des Journalisten Blomkvist wäre dafür die beste Vorlage: Er benutzt keine Waffen, fährt keine schnellen Autos, er setzt seinen Verstand ein. Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Eine entscheidende Unterstützung erhält Blomkvist jedoch: Lisbeth Salander. Im Film von 2009 wird Lisbeth von Noomi Rapace dargestellt. Die Tochter einer Schwedin und eines Flamenco-Tänzers ist Theaterschauspielerin, bekam für ihre vorangegangene Filmrolle in 'Daisy Diamond' (2007) mehrere Auszeichnungen und ist in der Millennium Trilogie einfach sehenswert. Dabei waren die Erwartungen an sie so hoch, erzählt Noomi Rapace im Interview, dass sie die äußeren Einflüsse in der Vorbereitungsphase auf Lisbeth Salander komplett ausblenden musste und einen eigenen Weg zur Figur fand. Das Ergebnis: Mit ihrer Interpretation wurde sie für den Europäischen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin nominiert.

Sollten Sie sich entschließen, die DVD oder Blu-ray von VERBLENDUNG auszuleihen, sehen Sie sich unbedingt das Bonusmaterial an, denn dort können sie die Schauspielerin in ihrem privaten Aussehen erleben, das überraschend anders ist. Auch wenn wir Ihnen die erste Verfilmung der Trilogie aus den genannten Gründen nicht uneingeschränkt empfehlen - das Filmpaar Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander alias Michael Nyqvist und Noomi Rapace ist wirklich großartig. Einen zeitlichen Fahrplan der Millennium Trilogie geben wir Ihnen auch noch an die Hand: Die Romane wurden posthum 2005, 2006 und 2007 veröffentlicht und sind in Deutschland bereits gebunden, als Taschenbuch und als Hörbuch erschienen. Die Filme kommen auf DVD und Blu-ray in den Verleih, und zwar nach VERBLENDUNG (seit dem 05.02.10 bei Video Buster) zunächst VERDAMMNIS zum 04.06.10 und VERGEBUNG mit seinem Kinostart am 3. Juli 2010 voraussichtlich Ende 2010.

Jetzt ist es an Ihnen, zu entscheiden, ob Sie in die Tiefen der Trilogie einsteigen wollen und wenn ja, in welcher Form. Sind die Verfilmungen mit je gut 2 Stunden Spielzeit in unserer hektischen Gegenwart eine gern gesehene Zeitersparnis gegenüber den 700, 800, 900 Seiten starken drei Lesestoffen - oder nur Zeitverschwendung? Wie bei allen Literaturverfilmungen geben die Bewegtbilder natürlich nur die Kernstücke der Erzählungen wieder. Der erste Film der Reihe würde im Vergleich zum Buch wie ein zehnmal aufgebrühter Teebeutel wirken, resümierte einer unserer Kollegen. Im direkten Vergleich würden Sie ihm womöglich zustimmen? Als Spielfilm für sich genommen, schmeckt VERBLENDUNG allerdings wie ein starker schwarzer Tee, der von Liebhabern dieser 'Sorte' gespannt genossen werden kann. Wohl bekomm's!

ungeprüfte Kritik

Der Solist

Eine wahre Geschichte über echte Freundschaft, einen verlorenen Traum, die unbändige Kraft der Musik
Drama, Musik

Der Solist

Eine wahre Geschichte über echte Freundschaft, einen verlorenen Traum, die unbändige Kraft der Musik
Drama, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.04.2010
Beethoven in Los Angeles? Ein begnadeter Straßenmusiker? Ein fürsorglicher Zeitungsreporter? Ungeklärte Fragen, auf die wir Ihnen... keine Antworten geben. Wir lassen diesmal Joe Wright den Vortritt. Der aus London stammende Regisseur hatte sich in der Vergangenheit durch zwei Literaturverfilmungen mit Keira Knightley hervorgetan, die Sie unter den Titeln STOLZ UND VORURTEIL (2005 nach dem Roman von Jane Austen) und ABBITTE (2007 nach Ian McEwan) im Verleih finden werden. Jetzt bringen wir Ihnen mit seiner Hilfe einige Dinge über sein neues Drama DER SOLIST (USA/Großbritannien/Frankreich 2009) näher, damit Ihnen der Einstieg in den Film vielleicht etwas leichter fällt, als wir ihn erlebt haben, und vielleicht klingt das Folgende sogar nach einem Film, der Ihnen gefallen könnte, wer weiß.

DER SOLIST - oder 'The Soloist', wie er im englischen Original heißt - klingt in der Tat, denn Musik ist die Leidenschaft eines Mannes namens Nathaniel Ayers, der zu Beginn des Films als Obdachloser neben einer gusseisernen Beethoven-Statue auf einer abgewrackten Violone mit zwei Saiten musiziert. Während jedoch das große Vorbild Ludwig van (1770-1827) als Wegbereiter der Romantik gilt, ist das gezeigte Leben des Nathaniel alles andere als romantisch. Auch der zweiten Hauptfigur, Steve Lopez, ergeht es nicht unbedingt besser, obwohl der doch einen festen Journalistenjob bei der 'L.A. Times' sicher hat und dazu ein schmuckes Dach über dem Kopf. Einsam, solo, sind beide, inmitten des rastlosen Ballungszentrums Los Angeles, im Redaktionstrubel, in überfüllten Krankenhausräumen. Selbst aus der Vogelperspektive betrachtet wirken die Verkehrsknotenpunkte noch hektisch und alles andere als vereinsamt. Ist Steve nun der titelgebende Solist seines eigenen Lebens, oder Nathaniel? Antworten darauf gibt am besten der Komponist dieser Filmbilder, Joe Wright.

Denn der Audiokommentar auf einer der vier DVD-Tonspuren (wählbar außerdem: englisch, deutsch, russisch) gibt glücklicherweise Erklärungsansätze, die wir uns vor dem Ansehen gewünscht hätten - und die Ihnen an dieser Stelle trotzdem nichts vom Handlungsverlauf vorwegnehmen sollen. Starten Sie den Film, wird ein Klicken hörbar, bevor das Bild aus dem Dunkel hinzukommt. Ein kurzes spulendes Geräusch, das konsequent noch einmal nach der letzten Textzeile des Abspanns zu hören sein wird. Es ist der Klang, den das Diktiergerät des Reporters Steve (Robert Downey Jr.) von sich gibt, bevor die aufgezeichneten 'Erinnerungen' aus Interviews abgespielt werden. Regisseur Joe Wright erzählt, er sei von der Funktionsweise des menschlichen Gehirns fasziniert, das ähnlich mechanische Abläufe in Gang setzen würde. Nur dass das Vor- und Rückspulen bei einer der zwei zentralen Figuren seines Films, Nathaniel Ayers, eben nicht so geradlinig funktioniere. Bekommt man diesen Vergleich von Wright aus erster Hand berichtet, ergeben solche Details plötzlich Sinn. Nach dem aufgekommenen Frust wohlgemerkt, der bei uns in der Rolle des unvoreingenommenen Filmbetrachters anfänglich aufkam, weil einem Szenen vorgeworfen werden, als stünde man ohne Erklärungshilfe aus dem Museumskopfhörer vor einem abstrakten Gemälde.

Die Off-Stimme des Journalisten Steve Lopez, die zu Filmbeginn einführt, verschwindet so schnell, als käme sie aus einer Einführungsrede vor einem Konzert. Ab dann spielt die Musik, sprich die Filmpartitur von Joe Wright kommt in Gang und zeigt uns den Journalisten, wie er sich als Kolumnenschreiber vor einer vollgestopften Schreibtischablage auf Ideensuche nach einem neuen Aufhänger für eine Story begibt. Der Thriller STATE OF PLAY (2009) kommt uns in den Sinn, weil dort Russell Crowe ähnlich vorgestellt wurde, als verkopfter Schreiber, der keinen Wert auf seine äußere Erscheinung legt. Auch der SOLIST-Journalist Lopez scheint sich außerhalb seiner Recherchen keinen Kopf zu machen, um Gesundheit etwa, rauchend und trinkend, um seinen Körper, der nach einem Fahrradsturz schwer lädiert ist und in eine Computertomographie-Röhre geschoben wird. Die farbigen Schnittbilder des Gehirns laufen wie ein Film im Film ab. Das ist es wieder, das Steckenpferd des Regisseurs: das Gehirn.

ungeprüfte Kritik

Away We Go

Auf nach Irgendwo.
Drama, Lovestory

Away We Go

Auf nach Irgendwo.
Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.04.2010
"Sind wir Loser, sag mal?", fragt die schwangere Verona ihren Lebensgefährten Burt. Der hat mit dem Einschalten eines Heizstrahlers die Elektrik in den eigenen (bescheidenen) vier Wände zum Erliegen gebracht. Beim Besuch der nicht weit entfernt wohnenden Verwandtschaft verkünden die Schwiegereltern dem jungen Paar, dass sie bald sehr wohl weit entfernt wohnen werden und sich mit dem Umzug in die Ferne einen Lebenstraum verwirklichen. Aber welchen Lebenstraum haben Verona und Burt und wie will uns Regisseur Sam Mendes daran teilhaben lassen?

Der neue Film des Oscar(c)-Preisträgers Mendes heißt AWAY WE GO (USA/Großbritannien 2010). Wohin? "Auf nach Irgendwo", fügt der deutsche Titel hinzu. Hauptsache weg. Warum wir am gestrigen Filmabend den Weg auf nach AWAY WE GO genommen haben, hängt vor allem mit den bisherigen Werken des Regisseurs zusammen. Noch vor dem Einlegen dieser DVD-Neuerscheinung mussten wir uns innerlich bei Sam Mendes entschuldigen, denn zum Zeitpunkt seines Erstlingswerks AMERICAN BEAUTY (1999) und seiner überschwänglichen Oscar(c)-Gewinn-Publicity nach der 72. Verleihung der 'Academy Awards' im März 2000 waren wir enttäuscht. Nicht wegen der unbestritten gelungenen, sarkastischen Filmerzählung oder der Paraderolle von Hauptdarsteller Kevin Spacey, sondern weil ein Independent-Filmemacher, Todd Solondz, kurz zuvor mit HAPPINESS (1998) ein noch viel konsequenteres Bild der amerikanischen Mittelschicht zeigte, das so viel weniger Beachtung erfuhr (und es bis heute nicht von VHS zu DVD geschafft hat).

Sam Mendes ist Theaterregisseur. Schuster bleib bei deinen Leisten, dachte wir still, ähnlich wie bei seinem deutschen Pendant Leander Haußmann. Inzwischen hat sich Mendes längst als Mann des (Film-)Fachs bewiesen, keine Frage. Seine Spielfilme sind für uns und womöglich auch für Sie keine Offenbarung, aber immer herausragende Produktionen, die Steven Spielberg zugegebenermaßen Recht geben, denn der holte Mendes einst ins 'Dreamworks' Boot nach Hollywood. Und jetzt? Nun beginnt AWAY WE GO und macht mit seinem alternativ gestalteten DVD-Menü keinen Hehl draus, dass es sich diesmal um eine bescheidenere Produktion handelt, die noch dazu den ersten Film präsentiert, der laut Pressemittelung nachhaltig unter Einhaltung der Richtlinien der Umweltinitiative 'Going Green' hergestellt wurde. Ausgezeichnete Ökobilanz, ausgezeichnete Unterhaltung?

Angenehme Indie-Musik untermalt die Benutzerführung. Ach ja: "Film starten". Wunderbar ausgeleuchtet beginnt... eine Oralsexszene, die natürlich (FSK ab 12) unter der Bettdecke stattfindet. Ist Oralverkehr nicht immer noch in einigen US-Bundesstaaten verboten? Erinnerungen an einen BASIC INSTINCT (1992) Aufreger werden wach, als Paul Verhoeven vor rund zwanzig Jahren beim Moralwächtern für Entrüstung sorgte (ist das wirklich schon so lange her?). Die aktuelle Liebesszene von 2009 nimmt ohnehin sofort eine skurrile Wendung und verwandelt Erotik in Alltag. Eingefangen wurden diese Filmbilder von einer erfahrenen Kamerafrau, Ellen Kuras. Das Schauspielerpaar Maya Rudolph (als Verona) und John Krasinski (als Burt) wurde von Frauen, Debra Zane und Ellen Lewis, ausgewählt und den Schnitt übernahm Sarah Flack. Weibliche Intuition und Profession im Hintergrund, während Mendes seine Geschichte in Gang bringt.

"Sind wir Loser, sagt mal?", die Frage der Protagonistin im 6. Schwangerschaftsmonat ist mit dem englischen "Are we fuck-ups?" nicht nur in der Bedeutung, auch sprachlich drastischer. Es wird im Verlauf - so viel darf verraten werden - kein Blatt vor den Mund genommen, nachdem sich unser Filmpaar entscheidet, auf den Entschluss der Schwiegereltern hin ebenfalls buchstäblich das Weite zu suchen. Sie nehmen ein Flugticket nach Phoenix/Arizona und schon finden sich die Zwei mitten in einem Roadmovie wieder. Immer an der Seite der Protagonistin: der Anfang-Dreißiger Burt mit Bart, der nie die Brille abzusetzen scheint, außer, wenn er die Gläser mit dem Shirt-Zipfel säubert. Bekleidet mit kurzen, karierten Hosen, Romantiker statt Realist. Aber wirklich ein Loser?

Was zum guten Ton gehört: Auch wenn das englische Original durch Burts schlotterige Art manchmal schwer zu verstehen ist - wenn man von dort ins Deutsche schaltet, landet man in einer ganz anderen Atmosphäre, die sich zwar durch eine bedachte Synchronisation hervortut, die dem gesamten Filmeindruck aber nicht gerecht wird. Nach dem Hin- und Herspringen zwischen den Tonspuren musste noch eine Unsitte sein: den Lauf des Films stoppen. Nicht aus Frust, sondern aus Lust. Manche Dialogenden sind so unverhofft, manchmal derb überraschend, dass man sofort nochmal zurückspringen will (einen Vorteil, den man sich jetzt ja im Gegensatz zu den Kinozuschauern im Oktober/November 2009 herausnehmen kann).

AWAY WE GO wurde die Ehre zuteil, am 17. Juni 2009 als Eröffnungsfilm das 'International Film Festival' in Edinburgh/Schottland zu eröffnen. Seitdem erhielt der Film gemischte Resonanzen in der Presse. Die 'New York Times' fällte gar ein ziemlich vernichtendes Urteil über die "selbstgerechten" Hauptpersonen, die sich mit ihrer auch so "einmalig feinfühligen, liebevollen, klugen und abgeklärten Art" von den "Schwachköpfen und Versagern auf dieser Welt" absetzen (Zitat: "aware of their special status as uniquely sensitive, caring, smart and cool beings on a planet full of cretins and failures"). Einer der prominentesten US-Filmrezensenten, Roger Ebert, wetterte darauf zurück, dass wenn man die Protagonisten für "selbstgerecht" hält, man vielleicht gerade das selbst ist. Mit einer so harschen Haltung wie aus der 'Times' könnte man die Geschichte um Verona und Burk in der Tat kleinreden oder -schreiben. Aber wer will das einem doch wahrhaft "feinfühligen, liebevollen, klugen" Film antun? Sie könnten das in einer eigens veröffentlichten Kritik auf der Video Buster Filmseite tun. Doch was kann man diesem Film vorwerfen, der im Mittelteil einen Höhepunkt erlebt, in einer Station bei einer von Maggie Gyllenhaal gespielten Gastgeberin, während im Hintergrund einer unserer persönlichen Lieblingssongs 'Golden Brown' von den 'Stranglers' läuft? Die Aneinanderreihung von zwischenmenschlichen Disastern, spleenigen Charakteren - wenn das schon vorab nicht Ihr Fall sein sollten, dann sollte es auch für Ihre nächste Filmwahl heißen: "Auf nach Irgendwo".

Doch entgeht Ihnen dann nicht etwas? Andernorts wurde das vergleichsweise optimistische Resultat durchaus gelobt, zumal es sich doch erfrischend deutlich von Sam Mendes' früheren, düsteren Kinofilmen wie dem erwähnten AMERICAN BEAUTY (1999), dem Mafiadrama ROAD TO PERDITION (2002) mit Tom Hanks und dem Frontfilm JARHEAD (2005) mit Jake Gyllenhaal (dem Bruder von Maggie) abhebt und Mendes sogar ausnahmsweise seinen Stammkomponisten Thomas Newman verließ und sich stattdessen auf die Musik von Alexi Murdoch verließ. Am deutlichsten wird der Kontrast im Vergleich zu Mendes' letztem Werk, dem drastischen Ehedrama ZEITEN DES AUFRUHRS (2008) mit Leonardo DiCaprio und Mendes' eigener Ehefrau Kate Winslet (verheiratet seit Mai 2003).

Die Wirklichkeit holte Sam Mendes offensichtlich ein, als er mit Winslet im März 2010, zehn Tage nachdem diese deutsche DVD-Ausgabe von AWAY WE GO erschien, die vorläufige Trennung bekannt gab. In der Fiktion zeigt uns Mendes dagegen, dass es doch Hoffnung auf Romantik gibt, auch oder gerade ohne Ehegelöbnis. Ein kleines Schlussbild: Burt schreit seine schwangere Lebensgefährtin manchmal aus heiterem Himmel an, um ihren Herzschlag (und den des Ungeborenen) zu erhöhen. Wir hätten uns gewünscht, auch ein wenig mehr emotional aufgerüttelt zu werden, statt in 94 Filmminuten eine ruhige Reise mit meist harmlosen Höhen und Tiefen, unterschiedlichen Zwischenstopps à la Bill Murray in Jim Jarmuschs BROKEN FLOWERS (2005) zu erleben. Am Ende ist unsere durchschnittliche Bewertung des Films aber durchaus positiv gemeint, schließlich zeigt der Film, wie schön es sein kann, wenn man akzeptiert, dass man durchschnittlich ist... und glücklich.

ungeprüfte Kritik