Kritiken von "GregorSamsa"

Das Leben der Bohème

Drama, Komödie

Das Leben der Bohème

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 17.07.2008
Na ja, das ist vielleicht nicht Kaurismäkis bester Film; er kann es trotz der lakonisch-trockenen Montage und der mich immer ein wenig an Dürrenmatt erinnernden Dramaturgie ("Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat")nicht verhindern, dass dieser Film ein wenig süßlich gerät. Muss wohl an Paris liegen und jener Ausstrahlung des Künstlerviertels Montmarte, der offenbar auch Kaurismäki hier erlegen ist.

Unter skurrilen Umständen freunden sich drei vollkommen mittellose in ärmlichsten Verhältnissen lebende Künstler und Immigranten (ein Schriftsteller, ein Maler, ein Musiker) an. Jeder wird auf seine Weise mit der Lebenswirklichkeit konfrontiert und scheitert an ihr; unfähig Schicksal und Kunst zu vereinbaren. Immer härter trifft das Schicksal, bis von der Kunst nichtsw mehr bleibt.

Ein traurig-schöner Film, den man sich durchaus ansehen kann, der es aber etwas zu gut meint und den "traurigen finnischen Humor" überzieht. Dennoch eine gelungene und "etwas andere" Hommage an die Stadt der Liebe.

ungeprüfte Kritik

Der Zauber von Malèna

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 17.07.2008
Zugeben, zuerst dachte ich, Tornatore, dem wir ja das grandiose "Cinema Paradiso" verdanken, in dem der Pathos noch durch Symbolkraft aufgefangen wird, meint das ernst. Dieses Portrait seiner Heimat, wie es als Klischee in den Köpfen mancher Mitteleuropäer herumgeistern mag und so, als hätte diesen Film die Lega Nord finanziert. Eine derb-primitive Macho-Welt, in der der Vater den masturbierenden Sohn mit Schlägen züchtigt, Frauen zum Besitz gerechnet werden und sich eine, die sich die Haare rot färbt, den Gehässigkeiten und Zugriffen der Geschlechtsgenossinen schutzlos ausgeliefert sieht.

Aber Tornatore legt den Zuschauer ganz gewaltig rein mit seinem Film-im-Film-Konstrukt, denn wen er hier zur Schau stellt, ist der Zuschauer selbst. Genauso, wie er in "Cinema Paradiso" ein Gleichnis für das menschliche Schicksal im Schicksal des Kinos schuf, reflektiert er in den lüsternen Betrachter, die Malena jedesmal mit ihren Blicken ausziehen, wenn sie über die Piazza geht, den Kinozuschauer selbst.

Doch Malena ist eine Symbolfigur, eine Art Aphrodite - Tornatores wahres, geliebtes Sizilien, das in der unwiderstehlich schönen Frau menschliche Gestalt erhält.

Offenbar wird das in der Kameraführung, die stehts einem Jungen auf seinem Fahrrad hinterhereilt, und der seinerseits Malena auf Schritt und Tritt folgt, sie heimlich beobachtet und bald ihre wahren Geheimnisse, ihre Unbeirrbarkeit und ihren tieferen Stolz kennt. Natürlich ist der naiv verliebte Junge der Stellvertreter des Regisseurs selbst. Er sieht etwas anderes als die Gaffer auf der Piazza — dort, wo sie einen strammen Hintern und runde Brüste sehen, sieht er Anmut und Schönheit. und bald erträgt es der Junge nicht mehr, dass man auch nur die leisesten Zoten und Anzüglichkeiten über "seine Malena" macht.

Auf diese Weise hält Tornatore dem Kino-Zuschauer den Spiegel vor: Wenn ihr glaubt, mein Sizilien sei diese vorgegaukelte Macho-Welt, dann seid ihr kein Deut besser als diese geilen Gaffer auf der Piazza. Ich habe euch, versteckt in meinem Lügenfilm, aber auch die Wahrheit über meine Heimat gezeigt. Aber ihr habt's gar nicht bemerkt, weil ihr ja auch nur Titten sehen wollt.

Ich finde das ein wenig verwegen und hat im Grunde den Charakter eine Publikumsbeschimpfung. Tornatore verarscht und beleidigt in diesem Sinn wohl den Großteil seine außeritaienischen Zuschauer. Das mag Genie haben, lässt aber doch die Frage offen: ist das notwendig?

ungeprüfte Kritik

American Beauty

...sehen Sie genau hin.
Drama

American Beauty

...sehen Sie genau hin.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 17.07.2008
Nettes Filmchen über die empfunde Leere der Bürgerlichkeit, über verkrampfte Ausbruchsversuche und über die Midlife-Crisis eines enttäuschten Familienvaters. Die Charaktere, insbesondere der Jugendlichen sind gut entwickelt. Überzeugend auch, wie die nach außen vorgetragenen Werte letztlich für alle irgendwie bröckeln, die "aufgesetzten" Ideale der Lebenswirklichkeit nicht standhalten.

Aber es ist doch ein sehr amerikanischer Film, der statt auf die Psychologie dann lieber auf die "Action" setzt und den lange und kunstvoll aufgebauten dramatischen Konflikt mit einem kurzen und sauberen "Peng-Peng-Peng" auflöst.

Was danach, schon zum Ausklang, an zen-mäßigen Weisheiten zu einem weiten Kameraschwenk über Himmel und Erde ausgeplaudert wird, das fand ich dann wirklich witzig: auch im Jenseits bleibt der kleinbürgerliche Geist das, was er im Leben schon war: spießig-nett.

Mich hätte ja brennend interessiert, welches Finale ein deutscher Regisseur aus diesem Stoff entwickelt hätte...

Sicher, ein handwerklich sauberer und in manchen Szenen auch starker Film. Dramaturgisch aber die übliche Hollywood-Scheiße, nur diesmal eben mit Anspruch.

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Danton

Drama

Danton

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 17.07.2008
Nicht unbedingt Historiendrama, sondern eher psychologische Studie über den Konflikt der beiden so unterschiedlichen Charaktere Robespierre und Danton. Und ein Lehrstück darüber, warum es politische Gerechtigkeit nicht geben kann, da sie im Interesse der REgierbarkeit immer auch "Machtkampf" ist.

Wirklich sehr interessantes Drehbuch, keines dieser "Historienschinken-Spektakel.

Allerdings hat der Film auch seine Schwächen — und zwar immer dann, wenn auch das "Volk" und das "Drumherum" um die beiden Hauptfiguren gezeigt wird. Das wirkt wie Zutat, wie Garnitur und "Füllstoff". Auch die Filmmusik, die darauf aufmerksam machen will, das es um die tiefere, psychologische Seite der Politik geht, nervt ein wenig

Zu bedenken ist, dass der polnische Regisseur ganz unter dem Erleben des "eisernen Vorhangs" und des aufkeimenden politischen Wandels stand — und seine zentrale Frage: kann es Demokratie - im Sinne des Wortes, nicht nur als ein Schein, als bloßes Staatsmodell — überhaupt geben, hier zu einer existentiellen wird.

Und das ist schauspielerisch vielleicht die beste Leistung Depardieus. Seltsam, je mehr er sich dem Kommerzkino zuwandte, desto schlechter wurde er und hat sich bisweilen nur noch selbst nachgeäfft. Aber hier ist er richtig groß.

Ich gebe zu, man muss die Schwächen des Films ein wenig ausblenden, um ihm vier Sterne zu geben. Aber ich halte diesen osteuropäischen Blick auf die französische Geschichte, in den Jahren der Gründung von Solidarnosc – für ein wichtiges Zeitdokument.

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Station Agent

Erst die kleinen Dinge machen das Leben groß.
Drama

Station Agent

Erst die kleinen Dinge machen das Leben groß.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 15.07.2008
Oh, ja! Ein Film ganz nach meinem Geschmack – und erst einmal vielen Dank an die Rezensenten unten, die mich auf diesen Film aufmerksam machten.

Ich wusste gar nicht, dass die Amis über solche sozialen Themen (Randgruppen/Außenseiter) so unprätentiöse, unsentimentale Filme machen können. Normalerweise gerät das immer zum großen Kitschfeuerwerk.

Aber die schlicht erzählte Geschichte, die wunderschönen Szenenbilder voller Poesie, die trockenen Dialoge (Jim-Jarmush-like, aber jetzt werde ich überschwänglich), die kleinen "Running Gags", die nicht mit dem Holzhammer aufgetischt werden und riskieren, dass sie dem abgestumpften Betrachtern entgehen, die gut entwickelten und sehr fein beobachteten Charaktere (es dauert gut eine Filmstunde, bevor Fin ein Lächeln über das Gesicht huscht), die stimmige, wie ein Zug dahinziehende Musik — das hat mich doch insgesamt sehr begeistert.

Als ich die DVD aus dem Recorder nahm, hatte ich auf einmal eine Song-Zeile von Sting im Kopf: "Lest we forget how fragile we are". Und ich meine, das ist es, was dieser Film ganz vorzüglich vermittelt.

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Barfuß

Wie weit gehst du, wenn du verliebt bist?
Deutscher Film, Komödie, Lovestory

Barfuß

Wie weit gehst du, wenn du verliebt bist?
Deutscher Film, Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 15.07.2008
Puh, da war ich nun ziemlich überrascht. Wie da mit einem Sack voller filmischer Stereotypen (nackte Füße auf dem regenglänzenden Asphalt, träumende Seelen im Kornfeld) Stimmung gemacht wird, um zu kaschieren, dass die Geschichte ganz eklatante Motivationslücken enthält. Nein, die Geschichte ist überhaupt nicht entwickelt, vielmehr folgt unmotiviert ein Szenenbild nach dem anderen, treten Charaktere auf, sagen etwas, das wohl beudeutungsvoll oder witzig sein soll und verschwinden wieder. Und die Schauspieler menscheln so unheimlich bemüht herum, dass einem davon schlecht werden kann. Und so sehr sie sich auch anstrengen, bleiben die Charaktere blass, ihre emotionalen Regungen hängen teilweise völlig in der Luft.

Erst gegen Ende, als sich der Film endlich dazu bekennt, einfach nur Komödie zu sein und dieses "ambitioniert Menschliche" aufgibt (auch so unecht: die Wandlung der Klinikleiterin vom Saulus zum Paulus), bekommt er etwas Struktur. Dafür und für die wirklich coole Musik zwei Punkte.

Ach, nach den vielen positiven Bewertungen, bin ich so enttäuscht, dass ich "Barfuß" (schon dass der Titel-Schreiber offenbar die Rechtschreibung nicht beherrscht, hätte mir ja zu denken geben können) seitenweise zerreißen könnte. aber das machte ihn nicht besser. Und es hilf ja nicht — die Zuschauer wollen emotional betrogen sein; sie wollen ja solche billig aufgetischten Gefühle. Hach, ja...ist Liebe schön, macht alle gesund, heilt unsere kranke Gesellschaft. (kotz, würg).

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Kolya

Drama, Komödie

Kolya

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 04.07.2008
Bezaubernder Film, der sanft und ohne falsche sentimentale Töne die Geschichte eines eingefleischten, zur Misanthropie neigenden Junggesellen erzählt, der sich auf eine Scheinehe mit einer Russin einlässt und – als sich diese nach Deutschland absetzt – plötzlich die Verantwortung für einen fünfjährigen Jungen übernehmen muss, der noch nicht einmal Tschechisch spricht. Diese kleine, menschliche Geschichte ist sehr schlüssig in die "große" Geschichte des Zerfalls des Ostblocks eingebunden.

Eine herausragende schauspielerische Leistung von Zdenek Sverák, der einen im Grunde beziehungsunfähigen Mann spielt, der jede Frau einfach nur ins Bett kriegen will und den kleinen Jungen möglichst schnell wieder loswerden möchte, zumal er auch in diesen Lebensstil mächtig "hineinfunkt". Der allmählich aber eine menschliche Beziehung zu dem Jungen aufbaut und dann durch ihn Gefühle entwickelt, die er bei seinen amourösen Abenteuern nie entwickeln konnte: Liebe.

Von der Story her eine Mischung von "About a boy" und "Bella Martha" – aber besser erzählt als alle beiden Filme, da er ganz ohne den Schmusi-Schmusi-Kitsch auskommt und trotzdem bewegt. Man könnte diese Erzählweise "ehrlich" nennen – etwas, das man am amerikanischen Effekt-Kino oft vermisst.

Vier statt fünf Sterne, weil die teilweise aufdringliche konzertante Musik zu sehr "pushen" will, obwohl das nicht nötig ist und an einigen wenigen Stellen auch schlecht motivierte Schnitte kaschiert.

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Die Unglaublichen

Die Rettung naht.
Kids, Animation, Fantasy

Die Unglaublichen

Die Rettung naht.
Kids, Animation, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 02.07.2008
Wirklich gelungener Film und großes Action-Kino. Ein wahres Fest für die Augen.

Man kreuze Wastl (falls den gelben Superhelden aus der Feder Willy Vandersteens noch jemand kennt) mit James Bond und gebe das ganze in eine kreative, bisweilen sich schon an den Surrealismus lehnende Kulisse.

Was aber in diesem Film wirklich schön gelungen ist: wie die Alltagsprobleme in Familien, die Konflikte und Spannungen nun auch mal die oft viel zu makellosen Filmhelden betrifft. Und schön, wie sie lernen, dass jeder mit seinen individuellen Fähigkeiten zum Familienverband beitragen kann.

Auch wenn Kinder schon sehr früh zwischen realer und fiktionaler Gewalt trennen können und insbesondere Gewalt in Zeichentrickfilmen gar nicht als solche wahrgenommen wird, so sind die Action-Szenen zwar allererste Sahne, aber auch nicht minder heftig als im "echten" James Bond.

Daher meine Empfehlung: Erst ab acht Jahren dürfte der Film so richtig Spaß machen. Und wer künstlerisch Begabte zuhause hat, der sollte mal einzelne Szenenbilder ansprechen (etwa die Gestaltung des Hauses der Mode-Designerin). Da bietet der Film auch viel Anregung.

(Vier statt fünf Sterne,weil gegen Ende das sich gegenseitig "Kaltmachen" mit möglichst perfiden Mitteln nicht mehr dem Genre entspricht. Das ist dann zu nahe an den Vorbildern, insbesondere an James Bond, wo ja auch gerne mal die grausamsten Kastrationsphantasien zelebriert werden).

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Tierisch wild

Die etwas anderen Touristen.
Kids, Animation

Tierisch wild

Die etwas anderen Touristen.
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Schon seit ich selbst ein kleiner Junge war, strickte Disney Filme mit wenigen Ausnahmen nach dem gleichen Muster, das mich irgendwie an McDonalds erinnert. Am Anfang steht ein furchtbares, für Kinder traumatisierendes Erlebnis: entweder sterben die Eltern (Bambi, König der Löwen) oder sie werden von den Eltern getrennt (Dumbo) – in "findet Nemo" gleich beides! - oder von den Eltern ausgesetzt (Dschungelbuch) oder entführt (Aristocats/Bernhard & Bianca) usw. usw.

Und dann bieten sich Disneys lustige Figuren als eine Art Ersatzfamilie an, die jedes Problem wieder lösen. Aus meinen bescheidenen medienpädagogischen Kenntnissen heraus ist das Junkfood für die Kinderseele.

Ist das in der Regel wenigstens nett anzuschauen – so ist dies hier meiner Meinung nach die übelste Variante und für Kinder eigentlich schon untauglich.

Aus zwei Gründen. Zum einen wird der Film über lange Strecken aus der Perspektive der Erwachsenen erzählt wird, während man vom Löwensohn, der von seinem Vater getrennt wurde, gut ein Drittel des Films gar nichts mehr erfährt. Nebenbei: Wo ist die Mutter? Ihre nicht-Existenz in dem Film wird nicht einmal begründet, oder? Wie es weitere frauenfeindliche Tendenzen darin gibt, für den, der aufmerksam hinschaut.

Das zweite: Wer in die hastig genuschelten Dialoge genau hineinhört, wird sexuelle Zoten und Anspielungen auf Drogenkonsum hören. Für einen Kinderfilm ziemlich unpassend.

Meine Tochter fand's lustig. Ich nicht. So ist das mit der Pädagogik.

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Hear My Song

Ein Traum wird wahr - 25 Jahre später und kein bisschen leise.
Komödie, Musik

Hear My Song

Ein Traum wird wahr - 25 Jahre später und kein bisschen leise.
Komödie, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Zugegeben, einer meiner Lieblingsfilme. Denn was da im Gewandt einer leichten Komödie mit teilweise slapstickartigen Szenen daher kommt, ist doch gleichwohl eine sehr schönes Geschichte darüber, was wahre Kunst ist und was nur scheinbar "große" Kunst. Zauberhaft, wie laufend, auch in kurzen, episodenhaften Szenen, das "Fake" (das so tun "als ob") gegen das "Echte", "Authentische", "Ehrliche" gestellt wird. Wohlgemerkt, auch im Gefühlsleben! Denn natürlich ist auch eine Liebesgeschichte mit drin.

Und der Film ist selbst das, worüber er spricht – ein ganz unscheinbares Kunstwerk. Peter Chelsom hat das gleiche Thema noch einmal in "Funny Bones" aufgegriffen.

Besser ist allerdings "Hear my Song". Da hat er sein Thema, dass große Kunst manchmal ganz einfach, hemdsärmelig und schlicht daher kommt – während das, was sich wichtig macht, nicht immer auch "große Kunst" ist – besser getroffen.

Eine leichte, spritzige Komödie mit einem philosophischen Kern.

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Sein oder Nichtsein

Komödie, Kriegsfilm

Sein oder Nichtsein

Komödie, Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Definitiv die beste Komödie aller Zeiten. Dieses Spiel mit Türen, Vorhängen und Trennwänden, so dass sichtbare und unsichtbare Handlungen parallel ablaufen und ein guter Teil des Films eigentlich im Kopf des Zuschauers passiert – wie Lubitsch dann jedesmal auf die so entstandene Erwartungshaltung, was passieren wird, noch eins draufsetzt (nach dem Motto - nö, nö, lieber Zuschauer, das denkst du dir, aber es kommt noch viel doller) - das hat Maßstäbe gesetzt und ist tausendfach kopiert worden. Alle großen Hollywodkomödien haben sich das bei Lubitsch abgeschaut, haben ohne Ende aus diesem Film geklaut. Woraus etwa "Tootsie" (mit Dustin Hoffmann oder Mrs. Doubtfire (mit Robin Williams) bestehen, das fackelt Lubitsch komplett in einer kleinen Szene ab. Usw.

Einfach genialer Film. Die Mutter aller Verwechslungskomödien. Unbedingt ansehen. Gehört zu den zehn Filmen, die man gesehen haben muss, um in Sachen "Kino" mitreden zu können.

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About a Boy

oder: Der Tag der toten Ente.
Komödie

About a Boy

oder: Der Tag der toten Ente.
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Ja, besser als mit Hugh Grant hätte man die Rolle des selbstverliebten, gutaussehenden Playboys gar nicht besetzten können, der sich, um sich eine neue "Frauenquelle" zu erschließen in eine Gruppe Alleinerziehender einschleicht. Nur dumm, dass so Alleinerziehende halt auch einen "Anhang" haben, von denen unser gutaussehender, charmanter aber sozial nicht gerade begabter Held nun gar nichts versteht. Und nicht durch eine Frau – sondern durch sein krasses Gegeteil, einen pummeligen, ungelenken Jungen lernt er, was es meint, sich für jemanden verantwortlich zu fühlen.

Herrliche Filmkunst die Szene, in der er einen Kindersitz in seinen Sportwagen zwängt und darauf Chips-Krümel verstreut, um den alleinerziehenden Vater vorzutäuschen.

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Big Fish

Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht.
Drama, Fantasy

Big Fish

Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht.
Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Eigentlich ein uraltes Thema der Literatur - wie sich die eigene Biografie erst im Geschichtenerzählen konstituiert (Goethe "Dichtung und Wahrheit", Proust "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"). Oft vom Alter, bevorzugt vom Sterbebett aus, wie auch in diesem Film. Das Weitergeben von Geschichten vom Vater an den Sohn – wie es für das entstehen dessen, was wir "Kultur" nennen, verantwortlich ist – und der Bruch mit diesen "alten Traditionen", in der ablehenenden Haltung des Sohnes.

Das Thema, ob sich das Leben ausschließlich daran bemisst, was "wahr" ist, oder ob der entscheidende Maßstab nicht ist, welche Beudeutung es hatte. Das alles ist fantasievoll und doch unaufdringlich schlicht in diesem Film verarbeitet.

Allerdings kann man sich dem unten bereits genannten Einwand anschließen, dass die Rahmenhandlung – der Vater-Sohn-Konflikt und die Frage nach der Wahrheit des erzählten Lebens – nicht wirklich entwickelt ist, sondern zunächst nur als schnell aufgerissene Matritze für die Märchen-Geschichten des Vaters dient. Erst ganz am Schluss, beim Begräbnis des Vaters, kommt der Film so zu seinem "springenden Punkt". Hier nimmt die Kamera nun sehr geschickt die Perspektive des Sohnes ein – und gibt die Frage an den Zuschauer weiter: Kann man das, was der Vater erzählte, als Lügengeschichten abtun? Waren sie denn wahr? Wie soll man sie beurteilen?

Dass der Film den Zuschauer zuletzt mit diesen Fragen alleine lässt, ist im Grunde clever gemacht. Dazu musste aber wohl die Rahmenhandlung weitestgehend "geopfert" werden.

ungeprüfte Kritik

In guten wie in schweren Tagen

Bollywood
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Also,ich hab's echt ausprobiert –wenn man "Aristocats"und "vom Winde verweht" auf solch einen Tanz-Tränen-Familien-Herzschmerz verdichtet, passiert Folgendes: Mutter (70) versteht die Handlung nicht und ich kann sie nicht erklären, weil ich nach 20 Minuten eingeschlafen bin.

Kennt jemand noch die TV-Show Dalli-Dalli mit dem verstorbenen Hans Rosenthal? Die war im Grunde genauso gestrickt wie dieser Film. Wahrscheinlich fährt das deutsche Gemüt (frühkindliche Prägung?) deshalb so auf dieses Zeug ab.

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Wilbur Wants to Kill Himself

Lieber heute schon tot, als morgen noch lebendig...
Drama

Wilbur Wants to Kill Himself

Lieber heute schon tot, als morgen noch lebendig...
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Eigentlich nervt mich der immergleiche "schwarze" Humor der britischen Sozialkomödie eher an, aber dieser Film ist schon etwas Besonderes. Liegt es am dänischen Regisseur, der hier den typisch britischen Humor adaptiert?

So erzählt "Wilbour wants to kill himself" nicht nur eine bewegende Parabel über das Leben, die ich auf eine Stufe mit Almodovars "Sprich mit ihr" stellen würde, sondern er hat auch einige wirklich saukomische Szenen, deren Lakonie an Detlev Buck oder Aki Kaurismäki erinnern.

Im Zentrum steht ein Brüderpaar, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte: Wilbour – egomanisch, weltverachtend und agressiv, der sich von einem Suizidversuch zum nächsten stürzt – und Harbour, ein sanftmütiger, nachgiebiger und zärtlicher Mensch, der versucht, das väterliche Antiquariat am Leben zu erhalten. Doch – was Harbour allen verschweigt und selbst auch nicht wahrhaben will - er hat Krebs. Und so sucht der eine den Tod, der andere verdrängt ihn.

Wie die Geschichte aber still, fast unbemerkt einen kompletten Rollentausch vollzieht (tatsächlich nimmt sich Harbour am Ende das Leben, während Wilbour nicht nur einer Frau aus seiner Selbsthilfegruppe das Leben rettet, sondern auch noch die "ehelichen Pflichten" Harbours übernimmt) – das erzähle ich nicht. Das sollte man gesehen haben. Das ist wirklich großes Kino. Und auch ein schönes Lehrstück über die Fähigkeit, die Wendungen des Schicksals annehmen zu können.

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Rare Birds

Selten schräge Vögel!
Komödie

Rare Birds

Selten schräge Vögel!
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Schon allein für William Hurt als koksender Genie-Koch, der sich in die Provinz zurückgezogen hat, um vor seiner gescheitertren Ehe zu flüchtem, lohnt sich die Leihe dieses Films.

Aber erst sein Kumpel, eine Art "Hobby-Ninja vom Lande",der schon phantastische Elemente in den Film bringt, lässt die Geschichte so richtig hochochen. Und dabei beginnt es so harmlos. Die beiden setzen lediglich das Gerücht in die Welt, einen sehr seltenen Wasservogel gesehen zu haben (daher der Titel), um dem Restaurant etwas Zulauf zu bescheren. Aber dann,wie es mit Lügengeschichten haltso ist, bekommt das seine Eigendynamik....

Sehr vergnüglich!

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Tony Takitani

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 20.06.2008
Schwieriger Film. Man sollte vielleicht wissen, dass er die gleichnamige Novelle von Haruki Murakami in eine hochästhetische Bildsprache überführt – und dass beides, sowohl die Erzählung als auch der Film in starker Kafka-Tradition stehen. Fast alles, was der Film in seinen langen Kameraeinstellungen zeigt, ist Ausdruck innerpsychischer Vorgänge und entsprechend als Metapher für Inneres zu "lesen".

Die vielen Kleider, die sich Tonis Frau anschafft, sind etwa eine Metapher für die Hüllen, mit denen wir uns im Leben einrichten (nach dem Motto "Mein Haus, mein Auto, mein Boot"). Aber eben auch Dinge, die uns auch Sicherheit, Wärme etc. bieten, die man nicht ausschließlich negativ – als Luxusgüter deuten kann.

Toni selbst ist dazu vollkommmen unfähig. Er versteht es überhaupt nicht, sich im Leben "einzurichten", ist introviert ja schon autistisch. Er empfindet aber auch keinen Mangel – er genügt sich selbst. Er ist in diesem Sinne "rein" und "nackt" – was sich in seinen technischen Zeichnungen widerspiegelt, die perfekt und vollkommen sind, jedoch von den Betrachtern auch als "kalt" und steril" emfunden werden. Er braucht nichts "Künstliches", keine "Kleider", kein "Drumherum". Er ist der totale "Kopfmensch" (eigentlich: Geist), leiblos.

Umso mehr braucht er – ohne sich dessen bewusst zu sein – seine Frau und ihren Shoppingwahn. Den fehlenden Zugang zum Leben – zum Genuss, zu den Sinnesfreuden etc. – hält sie dadurch einen Spalt breit offen.

Kaum sagt er, sie kaufe zu viele Kleider, stirbt sie bei einem Autounfall (das Leben lässt sich nicht maßregeln). Nun hängen ihre Kleider alle in einem Zimmer und in langen Einstellungen steht Toni in diesem Zimmer und betrachtet die Kleider. Er vermisst seine Frau, indem er bemerkt, dass sie sein Anteil am Leben gewesen ist – dass all die Kleider erst durch sie eine Bedeutung bekamen.

Und dann macht er etwas Ungeheurliches. Er gibt eine Zeitungsinserat auf – und sucht eine Frau, die die Kleider für ihn anziehen soll...



Einzigartige Parabel darüber, dass man weder Menschen durch Dinge, noch Menschen, die man geliebt hat, durch andere Menschen, ersetzen kann.

Aber das ist nur ein Ansatz. Es steckt weitaus mehr drin.

John Houston hat interessanterweise kurz vor seinem Tod einen sehr ähnlichen Film gemacht. Er nahm eine Erzählung von James Joyce "Die Toten" und ließ da auch minutenlang eine Kamera durch leere Zimmer wandern.

ungeprüfte Kritik

Die Tiefseetaucher

mit Steve Zissou
Komödie, Abenteuer

Die Tiefseetaucher

mit Steve Zissou
Komödie, Abenteuer
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 20.06.2008
Eine der witzigsten Kameraarbeiten, die ich je gesehen habe. Was die vorgegaukelten "Patzer" bei der Montage, die "falschen" Bildausschnitte und scheinbar völlig "hirnlosen" Einstellungen betrifft, hat mich das spontan an "Living in Oblivion" erinnert. Göttlich!

Und die Idee muss man erst einmal haben, mittels einer Persiflage auf den Pathos der alten Jaques-Cousteau-Filme die Branche der Dokumtarfilmerei durch den Kakao zu ziehen. Die "Länder-Menschen-Abenteuer-Romantik" auf diese Weise zu verulken, das ist schon klasse.

ungeprüfte Kritik