Die schlimmste Nachricht vorneweg: Diane Kruger hat eine andere Synchronstimme als beim Vorgänger. Die sexy Aussprache mit deutlichem deutschen Akzent wurde durch eine stereotypische Mädchenstimme ersetzt. :thumpdown:
Somit bleiben die ersten zehn Minuten als gelungen und witzig in Erinnerung, bis zum ersehnten Auftritt der Frau, und der bitteren Enttäuschung als sie den Mund aufmacht. Der Rest wird von dieser Tragödie überschattet.
Naja, ganz so ist es nun auch wieder nicht. Trotz dem fehlenden Ohrenschmaus liefert unser schönsten Exportschlager immerhin noch einen Augenschmaus. Genau anders herum ist es bei einem weiblichen Neuzugang zum Cast. Helen Mirren ist am besten wenn sie den Mund aufmacht, und besonders mit Jon Voight. Sie spielen das streitende Ex-Ehepaar mitreisend und humorvoll. Ihre Versöhnung gegen Ende ist zwar vorhersehbar, aber die Alten kriegen das etwas unkitschiger hin als Case und Kruger.
Wieder mit von der Party ist natürlich Justin Bartha als Computerexperte Riley. Dieser arme Kerl fristet ein Dasein im Schatten von Benjamin Gates, der durch den Fund des Tempelritterschatzes nun berühmt und anerkannt ist. Ähnlich galt bislang auch für seinen Vorfahren Thomas Gates, ehe behauptet wird dass er an der Verschwörung zur Ermordung von Abraham Lincoln beteiligt gewesen sein soll.
Unter dem Vorwand die Ehre seines Ururgroßvaters wieder herstellen zu wollen, begibt sich Benjamin Gates also wieder auf Schatzsuche. Schon praktisch, das dieser die Unschuld des Vorfahren beweisen kann. Dieses Mal muss er dazu ein wenig weiter reisen, als nach Washington und New York. Paris, London und der Mount Rushmore sind u.a. die Reisepunkte der Jagd nach einer goldenen Stadt.
Das Titel gebende Buch spielt nur eine sehr geringe Rolle, versteckt allerdings einen Hinweis, auf den Verbleib des Schatzes. Die weiteren Geheimnisse, die das mysteriöse „Buch des Präsidenten“ enthält, sollen nicht enthüllt werden. Sie sind deswegen nie Gegenstand der Handlung, sondern lediglich Beiwerk zu humorvollen Anekdoten. Nicolas Cage kennt sich ja damit aus die Staatsgeheimnisse der USA zu finden, wie er das am Ende von „The Rock“ bereits tat ohne dieses Wissen mit dem Zuschauer zu teilen.
Wenn ich gerade bei Gemeinsamkeiten mit „The Rock“ bin, muss der Bösewicht erwähnt werden, der dieses Mal von Ed Harris verkörpert wird. Er arbeitet mal mit, mal gegen den Gates-Clan, meist jagt er ihnen hinterher, seine Beweggründe sind ebenfalls die Rettung der Ehre eines Ahnen, und nicht der schnöde Mammon, wie dies bei Sean Bean im „Vermächtnis der Tempelritter“ der Fall war.
Das Staraufgebot um die drei Oscarpreisträger Cage, Voight und Mirren (welcher Film kann das schon von sich behaupten?), wird von Harvey Keitel ergänzt, der wie im Vorgänger den FBI-Direktor gibt. Leider bekam er etwas weniger Leinwandzeit, weitaus weniger gute Dialoge, und ist daher kein so prägender Charakter wie im ersten Teil.
Hinzu kommt Bruce Greenwood als Präsident der USA. Die in Trailern angekündigte Entführung ist eigentlich keine solche, aber sie reicht aus um Ben Gates einerseits die Möglichkeit zu geben das geheime Buch zu finden, andererseits um ihm die Polizei aufzuhetzen, was zu einer Tempoverschärfung führt. Dieses stockt zwar zwischendrin, aber wirkliche Verschnaufpausen erlaubt die Story nicht.
Diese ist eine verwirrende Geschichte über Baumeister, Schreibtische und goldene Städte. Ein Ausflug in die Vergangenheit der USA fehlt hier natürlich ebenso wenig wie zahlreiche humorvolle Akzente. Diese setzen zu einem Mirren und Voight, sowie Bartha, dessen Gags leider teilweise zu Slapstick-Einlagen verkommen.
Die Mischung aus Action, Humor, einer mitreisenden Geschichte und einem amüsanten Zusammenspiel der Charaktere passt und sollte Fans des Vorgängers zufrieden stellen. Wem dieser zu wenig Anspruch, historische Korrektheit oder Tiefe der Charaktere hatte, der sollte hier Abstand halten. Bruckheimer ist nun mal kein Fellini, und egal ob der Regisseur Bay, Scott oder Turteltaub heißt, Bruckheiemr steht für Popcornkino, und das bekommt man hier in seiner Reinform geboten. Mag manches auch unlogisch wirken, so ist die Geschichte in sich ein geschlossenes logisches Gesamtkunstwerk. Und wer vermag schon zu behaupten ob es ein Buch mit den Staatsgeheimnissen der USA nicht wirklich gibt? Bei all den Verschwörungstheorien die sich um die letzten 50 Jahre der US-Geschichte (Mondlandung, Area51, Kennedy usw.) ranken, ist wohl nichts als unvorstellbar zu bezeichnen.
Zurück zum Film, der natürlich davon lebt, dass der Zuschauer geheime Botschaften auf Statuen, Geheimfächer in Präsidentenschreibtischen und goldene Stätde nicht als absurd abtut. Man muss sich nur zurücklehnen und genießen. Einfach nur verfolgen wie Ben Gates Hinweise sucht, Rätsel entschlüsselt und wieder zu scheinbar unmöglichen Aktionen ausholen muss. So führt in seine Reise u.a. in das Büro des Präsidenten. Dieses wird leider für eine etwas peinliche Szene missbraucht, die allerdings mit einem netten Seitenhieb auf einen Ex-Präsidenten versehen ist.
Diese Mischung ist es die quasi im Gegenzug sofort für jeden Fehlgriff, von denen es nicht viele gibt, entschädigt. Und man bekommt auch nicht viel Zeit einzelne Szenen sacken zu lassen, schon sind die Protagonisten an einem anderen Ort unterwegs, und suchen neue Hinweise. Diese sind allerortens versteckt, sogar in Büchern, wie dem das Riley geschrieben hat, und das ein äußerst witziger Running-Gag ist. Ebenso wie das permanente Gezancke zwischen Jon Voight und Helen Mirren. Die beiden wirken wirklich wie ein altes Ehepaar, oder eben Ex-Ehepaar. Ihr erster Dialog macht den Eindruck als würden sie den Streit in dem sie sich vor 32 Jahren getrennt haben, an selber Stelle fortsetzen.
Fortsetzungen haben ja meistens gegenüber ihren Vorgänger weniger Substanz und mehr Unterhaltung. Von Substanzverlust ist in diesem Fall kaum etwas zu spüren, die Story ist sogar abwechselungsreicher als beim Vermächtnis der Tempelritter. Mehr Unterhaltung wird durch mehr Tempo, mehr Humor und mehr Action erreicht. Rasante Autofahrten und wackelige Hängepartien lassen den Adrealinpegel des Zuschauers ebenso ansteigen wie die knisternden Dialoge zwischen Cage und Kruger, trotz der miesen Stimme.
Fazit: Der Film präsentiert sich im selben Stil wie Teil1, und packt von den meisten Elementen noch eine Schippe drauf. Sehr gutes Popcornkino, ich freue mich auf Teil 3, vor allem wenn Frau Kruger sich dann wieder selbst synchronisiert
ungeprüfte Kritik