Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "michaelsimon" am 03.11.2014Halbdokumentarisch wird hier der Alltag an einer französischen Schule geschildert. Selbst Lehrer kann ich feststellen, dass der Unterricht des Lehrers absolut grauenhaft ist. Ich kenne die französischen Lehrpläne für das Fach "Französisch" nicht, aber wenn das, was der Lehrer macht, genauso im Lehrplan drinsteht, sollte man diese dringend überarbeiten. Der Lehrer schafft es nicht, die Schüler für sein Fach und seine Inhalte zu begeistern und sie zu fesseln. Stattdessen steckt in fast allem, was er sagt ein versteckter Vorwurf. Er macht sie runter und der Sinn dessen, was er erarbeitet wird überhaupt nicht deutlich. Stattdessen müssen sich die Schüler vor ihm "nackig" machen. Kein Wunder also, dass er so die Jugendlichen, die sowieso schon keinen Bock auf Schule haben, überhaupt nicht erreicht. Insgesamt sind die Szenen realistisch dargestellt, weil ich sie so oder so ähnlich schon selbst oder bei Kollegen beobachtet habe. Der Film macht deutlich, woran es in unseren Schulsystemen krankt: den Schülern ist der Wert und die Bedeutung von Bildung überhaupt nicht klar. Ihnen geht es hauptsächlich darum, den Tag irgendwie chillig rumzukriegen. Schulische Inhalte sind da nur lästig. Besonders bei Süleiman wird das deutlich: statt froh darüber zu sein, dem afrikanischen Überlebenskampf ein Ende gesetzt zu haben und jetzt die Chance zu bekommen in einem westeuropäischen Land Bildung, Einkommen und ein finanziell halbwegs abgesichertes Leben zu führen, baut er nur Scheiße und riskiert die "Abschiebung" durch seine Eltern in sein afrikanisches Dorf. Was für ein Vollidiot! Was ich interessant fand, war, wie die Lehrer und die Schulleitung sehr konsequent die Regeln einfordern und klare Grenzen ziehen. An deutschen Schulen sind wir da deutlich "liberaler", letztlich sind die schulischen Maßnahmen keine echte Bestrafung. Strafen tun vor allem Menschen im schulischen Hintergrund, wie Eltern und Ausbilder. Auch hier ist Süleiman wieder ein gutes Beispiel: Als Höchststrafe wird er an eine andere Schule versetzt. Wo ist da die Bestrafung? Dann fährt er eben morgens unmotiviert und destruktiv an eine andere Schule und terrorisiert da die Lehrer und Mitschüler. Da ist kein Unterschied zu erkennen. Die Androhung seines Vaters, wieder zurück nach Afrika zu müssen, hat da schon ein ganz anderes Kaliber. Der Film zeigt also die Hilflosigkeit der Lehrer, die bei ihrem Unterricht auf den "Goodwill" der Schüler angewiesen sind und die gelangweilten Schüler, denen alles wichtiger ist, als ein guter Schulabschluss und eine gute allgemeine Bildung auf der man dann später die berufliche Bildung aufbauen kann, um letztlich in der Gesellschaft anerkannt zu sein und sich selbst versorgen zu können. Was mir nicht gefallen hat, ist, dass der Film keinen wirklich roten Faden spannt. Der Film startet einfach "ohne Vorwarnung" und endet nach 2 Stunden einfach wieder. Die Aussage des Films bleibt nebulös, es wird keine zusammenhängende Geschichte erzählt, man muss sich selbst dazu seine Gedanken machen (siehe oben :-)).
ungeprüfte Kritik