Kritiken von "VideobusterRedaktion"

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction

Monster und Aliens

Alien Problem? Monster Lösung.
Animation, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.10.2009
Setzen Sie Ihre Lesebrille auf, denn wir entführen Sie mit unserer 2D-Kritik in die 3D-Welten des Heimkinos. Den Verleihstart einer bunten Sci-Fi-Animationskomödie und eines modernen Jules-Verne-Filmabenteuers nehmen wir zum Anlass, einen kleinen Blick in die dreidimensionale Filmlandschaft zu werfen.

Verunsicherung, das ist das erste allgegenwärtige Gefühl bei Susan Murphy, die im Zentrum von MONSTER UND ALIENS (USA 2009) steht. Eigentlich sollte es der schönste Tag in ihrem Leben werden, die Hochzeit mit Nachrichtensprecher Derek. Doch die Hochzeitsgesellschaft guckt wie vom Blitz getroffen, als Susan auf dem Kirchenvorplatz von einem heranrasenden Meteor getroffen wird und haushoch heranwächst.

Verunsicherung, als der aufwändige Kinospaß aus dem erfolgreichen Hause 'Dreamworks' nach Deutschland kam. Hierzulande änderte man nämlich flux den englischen Originaltitel MONSTERS VS. ALIENS in harmonischeres MONSTER UND ALIENS. Man will doch nicht gleich die Schlacht zwischen den Mutierten und der feindlichen außerirdischen Lebensform an die große Glocke hängen! Im Film selbst bekommt man dann natürlich trotzdem viele 'Monster gegen Aliens' Action-Konfrontationen geboten, von denen eine Sequenz an der Golden-Gate-Brücke in San Francisco wahrlich spektakulär ist.

Verunsicherung bei den neuen 3D-Veröffentlichungen? Eine richtige Renaissance der 3D-Filme erleben wir momentan. Dabei ist die Erzeugung von räumlicher Tiefenwirkung durch 3D-Augengläser doch schon Jahrzehnte alt. Die rot-grün-gefärbten Pappbrillen tauchen z.B. immer dann auf, wenn das kulturelle Leben der 50er und 60er Jahre gezeigt wird: Erstaunte Gesichter von bebrillten Kinogängern, fast eine Ikone des technischen Filmfortschritts. MONSTER UND ALIENS zerstört eine Brücke (das Wahrzeichen der kalifornischen Metropole), schlägt jedoch auch eine Brücke, nämlich von den damaligen Filmmonstern zum heutigen High-End-Stand der CGI-Produktion, zu den 'Computer Generated Images' auf der höhe der Zeit. Fragt sich ob ein auf der DVD-Version mitgelieferter Spezialbeitrag über die dankbar eingesetzte Hardware-Leistung der Firmen 'HP' und 'Intel' für uns Zuschauer tatsächlich lehrreich ist, oder doch nur werbewirksam.

Da Sie im Kritiken-Forum an dieser Stelle aber bestimmt auch eine klare Bewertung zum Film MONSTER UND ALIENS erwarten, zusammengefasst unsere subjektive Meinung: Dieses Animationsfeuerwerk hat uns gut gefallen, weil es zu allererst einmal sehr kurzweilig ist, einige wirklich lustige Momente bietet und zahlreiche visuelle Einfälle. Im Original bringen sich zwei Serienstars mit viel Elan in ihre Sprechrollen ein: Hugh Laurie (alias 'Dr. House') als Dr. Cockroach, ein verrückter Wissenschaftler im Körper einer Kakerlake, und Kiefer Sutherland (aka 'Jack Bauer' aus '24') als General Monger. Die Zwei haben hörbar Spaß an ihren Charakteren. Sutherland hatte sich bereits zuvor in einer Simpsons-24-Folge in einer ähnlichen Sprechrolle vergnügt, als er Homer Simpson mit militärischem Drillton herumkommandierte. Jetzt holt er mit seinen anderen Synchronkollegen das Möglichste aus den animierten Figuren heraus. Reese Witherspoon gibt ihrer Susan Murphy die nötige Portion Sympathie und Seth Rogen ist als wabbelig-blauer B.O.B. ohnehin das große Highlight im Film. Allein das ist im wahrsten Sinne sehenswert. Obwohl uns auch B.O.B. an ein früheres TV-Format erinnert: 'Aaahh!!! Monster', ein Nickelodeon Cartoon von 1994 (in Deutschland bisher leider nur auf VHS erhältlich). Falls auch Sie sich an diese Fernsehserie erinnern können, werden Sie 'Krumm' kennen, einen dicken Kopffüßler, der seine Augäpfel in den Händen trug. Ein direktes Zitat - wir werten es wohlwollend als netten Seitenhieb und nicht als Plagiat - bringt B.O.B. in einer Szene mit seinem Auge in der ausgestreckten Hand.

Wenn wir Ihnen einen Vergleichsfilm nennen sollten, der diesem am nächsten kommt, so ist das MARS ATTACKS! von Tim Burton. Der hatte ja angeblich 1996 die beigelegten Zettel aus alten Kaugummipackungen benutzt, um sein Drehbuch zu entwickeln. Die Handlung aus MONSTERS UND ALIENS hätte sehr wohl auch von diesen Beilegern stammen können. Wie Kaugummi: bunt und süß mit treffsicherem Geschmack, kaut das Produkt allerdings streckenweise zu viele Science-Fiction-Vorbilder durch, so dass er nach einer Weile fad schmeckt und man sich schon überlegt, wann man ihn aus dem DVD-Player 'ausspuckt'. Denn wie so viele Animationsfilme dieser Art erwartet Sie ein Puzzle aus medialen Versatzstücken und Filmverweisen. Eine Fundgrube für Filmfreaks, in der die 'X-Akten' erwähnt werden, der Vulkanier-Gruß aus 'Star Trek' nicht fehlen darf, eine wunderbare Persiflage auf die Synthesizer-Melodie aus DIE UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART (1977) auftaucht und deren Protagonisten zusammengewürfelt wurden aus ANGRIFF DER 20 METER FRAU (1958), DIE FLIEGE (1958), DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) und BLOB - SCHRECKEN OHNE NAMEN (1958). Kein Sorge, wir verraten Ihnen nicht zu viel, denn es gibt noch massenhaft solcher Anspielungen zu entdecken. Wenn Sie also ein Fan dieser und anderer Sci-Fi-Trash-Meisterwerke sind, werden Sie MONSTER UND ALIENS zumindest bei einmaligem Anschauen genießen können. Vielleicht nehmen Sie diese filmische Begegnung danach wie wir zum Anlass, genannte Klassiker erneut wiederzuentdecken.

Wie auch immer: Die Macher Rob Letterman (Regisseur von GROSSE HAIE - KLEINE FISCHE, 2004) und Conrad Vernon (Regie bei SHREK 2, 2004) haben mit vereinten Kräften und Ideen dennoch - oder gerade wegen dieser Referenzen - eine größtenteils liebevoll gestaltete Hommage an die Zeit der ersten 3D-Werke und der klassischen Filmmonster erschaffen. Wir können ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie sich zu wenig um die Ausarbeitung der Figuren gekümmert hätten. Das Making-Of beispielsweise zeigt, wie hingebungsvoll sich die Beteiligten mit Selbstversuchen in die fiktive Welt hineingearbeitet haben und welche Sorgfalt sie auf Details gelegt haben.

Am Ende eines 2D- und 3D-Filmabends sind wir aber der Meinung, dass der beste Weg eines Spielfilms immer noch der ist, uns Zuschauer mit einer packenden Geschichte hineinzuziehen, um uns so die erdachte Welt real erscheinen zu lassen. Wenn die Handlung nicht wirklich überraschend ist und stattdessen eine Überfrachtung an visuellen Spielereien stattfindet, bleibt sie einfach nicht nachhaltig hängen. So wird es wie mit der Begegnung der MONSTER UND ALIENS eben 'nur' ein netter Filmabend. Auf den Punkt gebracht: Bleibt die Geschichte eindimensional, reißt es die 3D-Technik nicht heraus - Sie werden (ob mit oder ohne Effektbrille) sehen.

ungeprüfte Kritik

Drag Me to Hell

Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.10.2009
Verflucht! Sam Raimi kehrt zurück in unsere heimischen Player. Höllisch gut oder zum Gruseln schlecht? Wir haben einen Blick in die Abgründe seiner neuesten Schöpfung gewagt. Und damit Sie nicht über zu viele Vorabeinblicke ins Filmgeschehen von DRAG ME TO HELL (USA 2009) fluchen müssen, breiten wir nur etwas Entstehungsgeschichte und einige Filmmomente vor Ihnen aus, um Ihnen eine mögliche Filmbelieferungs-Zukunft vorauszusagen.

Unsere Filmheldin Christine Brown lernen wir in ihrer ersten Szene beim Fluch des modernen Alltags kennen: mitten im Berufsverkehr von Los Angeles. Gespielt wird die junge Bankangestellte von Alison Lohman (Jahrgang 1979), die tatsächlich aus Kalifornien, genauer gesagt aus Palm Springs stammt. Ein Heimspiel, so wirkt sie auf Anhieb auch in ihrer Rolle. Uns ist Lohmanns Gesicht aus dem Frauendrama WEISSER OLEANDER (2002) als Filmtochter von Michelle Pfeiffer in Erinnerung geblieben, vielleicht haben Sie sie schon mal in TRICKS (2003) neben Nicolas Cage oder in BIG FISH (2003) gesehen? Bei Sam Raimi jedenfalls ist sie die zentrale Figur, die wir 95 Minuten lang permanent begleiten werden. Ihr Schicksal geht auch gleich zu Herzen, die wichtigste Voraussetzung - die Identifikation mit der bedrohten Person - wird spielend gemeistert. Mit der zunächst vorgesehenen Schauspielerin Ellen Page (siehe HARD CANDY 2005 und JUNO 2007) hätten wir ganz bestimmt eine völlig andere Christine Brown zu Gesicht bekommen.

Ohne Ihnen den Handlungsverlauf oder einzelne Schreckmomente vorwegzunehmen (die im dunklen Fernsehzimmer ihre Wirkung erzielen!), nur soviel, falls Sie noch gar nicht im Bilde sind: Christine arbeitet bei der Kreditvergabe einer Zweigstelle und möchte ihren Job möglichst vorbildlich ausführen, gerade jetzt, da eine Beförderungsstelle winkt. Dann erscheint jedoch eine alte Zigeunerin (klasse: Lorna Raver) vor ihrem Schreibtisch, die um einen nochmaligen Kredit für ihr Häuschen bettelt. Christine lehnt ab und wird verflucht, nicht nur verbal, sondern wortwörtlich. Bereits am Ende des Arbeitstages wird sie im Parkhaus den Fluch der Alten bei eigenem Leib zu spüren bekommen...

Sam Raimi ist wirklich unglaublich! 1981 erschuf er den Low-Budget-Meilenstein THE EVIL DEAD - TANZ DER TEUFEL. Aus einer simplen Idee - eine befreundete Gruppe verbringt ein Wochenende in einer einsamen Waldhütte und erweckt das Böse - holte Raimi damals alles heraus. Filmzitate auf die gesamte (Horror-)Filmgeschichte, einfallsreiche Kamerafahrten, zielstrebig aufgebaute Spannung, wahnwitzige Splatter-Einlagen und immer wieder kontrastierender pechschwarzer Humor. So kam es, dass TANZ DER TEUFEL in den achtziger Jahren zu einem der meistdiskutierten Beschlagnahmungsfälle Deutschlands avancierte, der erst vor wenigen Jahren 'freigelassen' wurde. Der Geheimtipp wurde schnell zu einem Mythos, über den man seinerzeit sogar auf dem Schulhof sprach. Eine private Anekdote: Angeblich machte damals eine sagenumwobene Kopie des Films die Runde in der Schule, doch bekam sie kaum einer jemals zu sehen. Da haben wir Zuschauer es heutzutage doch wesentlich leichter, nicht nur dank Video Buster. Zeiten ändern sich.

Der Regisseur zitiert sich inzwischen selbst und lässt in DRAG ME TO HELL wieder einen Augapfel aus seiner Höhle schießen, nur wird dies heute mit einer milden 'FSK ab 16' Freigabe beurteilt. Raimi hat allerdings keinerlei Scheu vor mehr oder weniger ekeligen Einfällen und grotesken Effekten mit Körperflüssigkeiten verloren. Dieser Hinweis sollte als Warnung gelten, diesen Film nicht unvorbereitet anzuschauen und schon gar nicht während einer Mahlzeit, gleichzeitig aber auch als Empfehlung für die Anhänger dieser Filmgattung. Keine harte Horrorkost steht hier bereit, eher ein Mainstream-Vertreter des 'Fun-Splatter', der in der Tradition des dritten Teils der EVIL-DEAD-Saga, ARMY OF DARKNESS von 1992, steht. Schon zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 90er Jahre, soll Sam Raimi bereits mit seinem älteren Bruder und Co-Autor Ivan Raimi am Drehbuch zu Christines Verfluchung gebastelt haben. Kein gutes Zeichen, wenn ein Filmkonzept so lange im Regal liegenbleibt, doch in Raimis Fall sei dies seinem enormen Aufstieg in der Branche geschuldet. Schließlich war er mit drei SPIDER-MAN Verfilmungen reichlich beschäftigt und die nächsten Jahre sehen für ihn nicht weniger ereignisreich aus: Spätestens 2011 soll ein weiterer EVIL DEAD Ableger erscheinen, dazu ist SPIDER-MAN Nummer 4 und ein Projekt um die Filmrechte zum populärsten Online-Rollenspiel mit dem Arbeitstitel WARCRAFT in Planung.

Wie schön, dass Raimi seine lange gehegte Herzensangelegenheit nun verwirklichen konnte und uns hier auf DVD und Blu-ray serviert. Die liebevollen Ideen sind ihm nicht verloren gegangen, das zeigt das alte 'Universal' Logo aus den Anfangszeiten seiner Karriere zu Filmbeginn (nach dem Abspann lässt er ein weiteres Retro-Motiv der Produktionsfirma folgen). Die Details sind es, die DRAG ME TO HELL richtig sehenswert machen. Zahlreiche Anspielungen streut er in seine Filmbilder, versteckt in eingerahmten Bildern, Postern, sogar auf dem gut sichtbaren Nummernschild der Zigeunerin: '999-51', das sich umgekehrt liest: 'Is 666'. Wenn das keine Details sind, über die sich Filmfans im Nachhinein ausgiebig begeistert unterhalten können! Eine Handlungswendung Richtung Filmfinale war in unseren Augen nicht ganz so überraschend, daher verstehen Sie unsere lobenden Worte bitte nicht als Pflichtprogramm für jede Leih-Wunschliste. Aber wenn Sie das Genre mögen, werden Sie von der allgegenwärtigen Kreativität des Sam Raimi bestimmt nicht enttäuscht werden und mit dem Gesamtpaket (anschließend vielleicht auch mit dem Produktionstagebuch im Bonusmaterial) einen vergnüglichen Abend verbringen. DRAG ME TO HELL: verflucht unterhaltsam.

ungeprüfte Kritik

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory

Slumdog Millionär

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.10.2009
Haben Sie im Frühjahr 2009 die 'Slumdog Millionär' Ehrung bei den 'Academy Awards' gesehen? Vielleicht ist diese Frage etwas altmodisch, schließlich kann man in Zeiten von Breitband-Internetzugängen solche TV-Auftritte jederzeit abrufen. Doch war es live im Februar ein ganz besonderer Moment. Der britische Regisseur Danny Boyle wurde für sein Werk geradezu mit Oscars(c) überschüttet und hatte am Ende der Verleihung beinahe eine Fußballmannschaft an goldenen Statuen zusammen. Achtmal gewann das Bollywood-Märchen, in den Kategorien 'Bester Film', 'Beste Regie', 'Beste Kamera', 'Bester Schnitt', 'Bester Ton', 'Beste Filmmusik', 'Bester Song', 'bestes adaptiertes Drehbuch'. Boyle wurde nicht nur für das Einfangen starker Momente auf Zelluloid geehrt, er brachte diesen lebensbejahenden Zauber an jenem Abend auch auf die Hochglanzbühne in Los Angeles, als er seine bunte Darstellerschar um sich versammelte. Gänsehaut garantiert.

Und der Film? Dem wurde im Video Buster Besprechungsforum bescheinigt, dass er zumindest im Kino zu einem großartigen Erlebnis wurde, das man auf dem Fernseher wohl nicht nachempfinden könnte. Das bringt uns auf den verstörenden wie genialen Regisseur David Lynch, der in einem satirischen iPhone-Pseudo-Werbespot zum Wohle der Filmwirtschaft verkündet: "Now if you're playing the movie on a telephone, you will never in a trillion years experience the film. You think you have experienced it, but you'll be cheated. It's such a sadness, that you think, you've seen a film on your fucking telephone. Get real!" - "Also wenn du den Film auf deinem Handy abspielst, wirst du den Film nicht mal in einer Billion Jahren erleben. Du denkst du hast ihn erlebt, aber du wurdest betrogen. Wirklich traurig, dass du denkst, du hättest einen Film auf deinem verfluchten Handy tatsächlich 'gesehen'. Werd vernünftig!"

Genug Rettung des Kinos und des Fernsehgeräts - geben wir dem SLUMDOG MILLIONÄR (Großbritannien 2008) eine Chance. Nicht auf dem Handy, aber auf dem heimischen Bildschirm. Schließlich hat Lynch mit TWIN PEAKS (1990-91) auch mal Großartiges im TV-Format präsentiert und dazu ist die Sendung 'Wer wird Millionär', um die sich in Danny Boyles Lovestory alles rankt, auch nur auf der Flimmerkiste zu verfolgen. Wer weiß, womöglich gibt das dem 'Slumdog' sogar einen noch authentischeren Rahmen.

Den Ton sollten Sie besonders laut aufdrehen, um die pulsierende Kulisse und den klangvollen Soundtrack hautnah mitzuerleben. Nicht zu laut, damit Sie den Film ohne protestierende Nachbarn 115 Minuten lang ohne Unterbrechung durch protestierende Nachbarn genießen können. Im indischen Mumbai würde sicherlich jegliche Musik aus den eigenen vier Wänden vom umgebenen Trubel geschluckt werden. Danny Boyle hat sich genau dorthin begeben, mitten hinein in das wogende Leben auf den Straßen, das nur zwischen 2 und 4 Uhr nachts zur Ruhe kommen würde, so seine Erfahrung. Dass die Alltagsszenerien seines Films so wirklichkeitsnah wirken, könne er den Originalschauplätzen verdanken. Kaum ein Bollywood-Film würde heute noch außerhalb der riesigen Studiogelände gedreht werden. Es sind besondere Bilder, die er zusammen mit Kameramann
Anthony Dod Mantle. Wir fühlen uns gleich erinnert an einen etwas zurückliegenden Film, der ebenso positiv von Kritikern aufgenommen wurde: CITY OF GOD (2002) von Fernando Meirelles, der ähnlich mit spielenden Kindern in einem Armenviertel beginnt, auch eine episodische Struktur hat und man ahnt, dass sich aus Liebe und Waffen etwas Bedrohliches entwickeln kann. In einer der ersten SLUMDOG MILLIONÄR Szenen sagt ein Polizist im Verhör zum Protagonisten Jamal Malik: "Money and women, the reasons to make most mistakes in life. Looks like you're mixed up with both." - " Geld und Frauen, dafür macht man die meisten Fehler in seinem Leben. Du hast offenbar Probleme mit beidem."

Ob sich der 'Slumdog' aus dieser Situation retten kann, das schauen Sie sich selbst an. Es stehen sogar drei Sprachfassungen zur Auswahl für Sie bereit, denn eine Stimme berichtet nach dem Starten der DVD-Fassung: "Diese DVD enthält eine Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Wenn Sie diese Fassung hören möchten, drücken Sie jetzt auf 'Enter'." Ein Zusatz zu den DVD und Blu-ray Fassungen des deutschen Lizenzinhabers 'Prokino', der lobenswert erwähnt werden sollte. Außerdem hat man sich Mühe gegeben bei der Synchronisation, hat die Einblendungen der Gameshow ins Deutsche übertragen. Leider hat man dadurch einerseits die vielen Nuancen des indischen Englischs verloren, andererseits sogar komplett auf viele (in der englischen Fassung) farbenfroh eingeblendeten Untertitel verzichtet und die Ton- und Bildfassung gleich vollständig eingedeutscht. Trauen Sie sich die recht schlichten englischen Dialoge zu, sollten Sie das Auswählen der Originalfassung erwägen. Die 'größte' kleine Szene für uns: Im Polizeipräsidium bekommt Jamal während des Verhörs vorgeworfen: "Meine fünfjährige Tochter kann das beantworten, aber du nicht!" Jamal wird dem Gesetzeshüter eine Gegenfrage aus seinem alltäglichen Umfeld stellen, die sein Gegenüber nicht beantworten kann. Jamas: "So in etwa jeder weiß das, selbst Fünfjährige." Was der 'Slumdog' gelernt hat, davon hat der Polizist keinen Schimmer. Was auch immer wir im Leben bis zum heutigen Tag gelernt haben, wir alle wissen ganz unterschiedliche Dinge und erleben Filme auf ganz unterschiedliche Weise. Welche Filmmomente Sie ganz persönlich berühren, Sie vielleicht an etwas Erlebtes erinnern - es werden nicht unsere liebsten Momente sein. Mit Sicherheit aber werden Sie mit dem SLUMDOG MILLIONÄR schöne Momente erleben, nur bitte nicht auf dem Handy. Wir kommen aus dem Heimkino, sind sehr angetan von der filmischen Begegnung und resümieren: Ob nun a), b), c) oder d) - die richtige Antwort lautet in diesem Fall: ansehen!

ungeprüfte Kritik

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation

Ratatouille

Rattenscharf serviert.
Kids, Animation
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.10.2009
Man könnte sagen: "Rattenscharf!" Wahrhaftig ein rattenscharfes Vergnügen für die ganze Familie. Nicht nur die Kleinen werden Spaß an diesem Animationsstreifen haben, sondern auch das 'ältere' Semester wird Gefallen an RATATOUILLE finden.

Überzeugend sind die gut inszenierten Gags, bei denen vor allem typische französische Klischees auf die Schippe genommen werden. Dieser Film ist humorvoll, actionreich und mit besonderer Liebe zum Detail umgesetzt worden. Man kann sagen, dass die Qualität dieser Animationskomödie in einigen Abschnitten durchaus neue Maßstäbe setzt. So z.B. in der erstklassigen Umsetzung der Mimik und Gestik des kleinen Filmhelden Remy. Auch die Aufnahmen einiger Gourmet-Speisen und die Darstellung von Remys Fell wirken nahezu real.

Der einzig negative Aspekt bleibt wohl, dass RATATOUILLE, trotz der ausgezeichneten technischen Umsetzung, an einigen Stellen etwas die Würze fehlt. Trotzdem kann RATATOUILLE durchaus mit Filmen wie FINDET NEMO mithalten und zählt eindeutig zu den besseren Filmen dieses Genres.

Viel Spass beim Film!

ungeprüfte Kritik

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.09.2009
Wir wollen Sie nicht langweilen und wiederholen uns nur ungern, doch leider müssen wir Ihnen schon wieder eine 5-Sterne Clint-Eastwood-Kritik vorsetzen. Zuletzt gab es die vorbehaltlose Empfehlung für Eastwoods GRAN TORINO (gedreht in Michigan im Juli 2008), jetzt folgt der deutsche Verleihstart seiner Regiearbeit DER FREMDE SOHN (gefilmt in Kalifornien von Oktober bis Dezember 2007).

Einen Tipp und zwei Warnhinweise gibt es vorab: Schriftsteller Umberto Eco sagt man nach, er habe oft eine Hürde für seine Leser eingebaut. Ein paar Dutzend hochintellektuelle Seiten als Einstieg, um manch Ungeduldigen von seinem Werk fernzuhalten. Von DER FREMDE SOHN - oder CHANGELING, wie er im Original heißt - hört man Ähnliches. Der Film würde behäbig anfangen und würde es dem Publikum nicht leicht machen, in das Geschehen hineingezogen zu werden. Stimmt. Lassen Sie sich aber bloß nicht abschrecken! Weder vom Inhalt, der eine zwar tragische aber unspektakulär anmutende Geschichte einer alleinerziehenden Mutter in den 1920er Jahren vorstellt, noch vom Beginn des Films, der in der Tat etwas antiquiert in die Gänge kommt und sich seine Zeit nimmt, Mutter und Sohn in ihrem Umfeld vorzustellen.

Anders - und hier sind wir bei der ersten Warnung - erging es einer Person aus dem Verwandtschaftskreis, von der man hörte, dass sie noch während der ersten Filmstunde mit sich haderte, aus dem Kinosaal zu fliehen. Sie ist Mutter eines Jungen, der etwa im gleichen Alter ist wie Walter Collins (Jungschauspieler Gattlin Griffith), der im Film plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Für Eltern, denen das aufgezeigte Schicksal an einem vermeintlich gemütlichen Filmabend ebenso nahe gehen könnte, sollte Eastwoods Drama womöglich in die Kategorie 'Horror' eingeordnet werden.

Die weniger dramatische Warnung betrifft die Laufzeit von 136 Minuten. Das fordert bei Video Buster nicht etwa einen Überlängenzuschlag ein, wie wir es von manchen Kinoketten inzwischen gewohnt sind. Was diese Länge jedoch fordert, ist die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers. DER FREMDE SOHN eignet sich nicht für zwischendurch, nicht für nebenbei. 'Action' wird man hier vergeblich suchen, dieses Wort wurde selbst während der Dreharbeiten gestrichen. Das auf DVD und Blu-ray mitgelieferte Making-of zeigt einen schönen Einblick in die Arbeitsweise des Regisseurs Eastwood: Er habe in fünfzig Jahren Filmerfahrung gelernt, produktive Vorschläge, die von außen herangetragen werden, dankend anzunehmen und das Projekt dagegen vor störenden Einflüssen zu schützen. Auch hätte er erkannt, dass ein Schauspieler beim Wort 'Action' vor laufender Kamera die aufgebaute Identifikation mit der Rolle abwirft. Die Darsteller - das bestätigt auch Hauptakteurin Angelina Jolie im Interview - seien auf einen Schlag abgelenkt und würden sich bewusst, dass sie lediglich schauspielern. Das Wahrhaftige ginge verloren.

Durch den Verzicht auf 'Action' gewinnt nicht nur die Atmosphäre am Set, sondern auch Eastwoods Spielfilmergebnis, denn man kann sich frei von Ablenkungen vollends auf die Geschichte einlassen, auf das Einzelschicksal einer Frau namens Christine Collins. Durch den beschriebenen gemächlichen Einstieg geschieht das ganz unbewusst und eh man sich versieht, vergisst man Raum und Zeit. Filme, die diese Wirkung entfalten, haben nicht weniger als fünf Sterne verdient.

Der langsame aber stetige Spannungsaufbau ist aber keineswegs langweilig, denn Eastwood hat mit seinen erfolgreichen Produzenten Brian Grazer und Ron Howard (der aus Termingründen die Regie abgab), ein liebevoll gestaltete Milieu in der Stadt Los Angeles ab März 1928 gestaltet. Es fängt schon mit dem 'Universal' Logo an, das in der damaligen Schwarz-Weiß-Gestaltung wiederbelebt wird. Die schwarz-weiße Eröffnungsszene färbt sich kurz darauf ein, während der Zuschauer eintaucht in eine Welt, in der Telefonistinnen noch auf Rollschuhen ihrer Arbeit nachgingen. Obwohl die Dekorationen nachgebaut und Teile der historischen Architektur digital hinzugefügt wurden, ist der Fall der Mutter, die ihren Sohn vermisst und von der Polizei in L.A. einen 'fremden Sohn' zurück erhält, vollkommen authentisch.

Drehbuchautor J. Michael Straczynski ist es zu verdanken, dass wir von Christine Collins erfahren. Er stieß auf eine alte Gerichtsakte mit erhörmitschriften und verschwand daraufhin selber - allerdings nur in die Archive, für ein Jahr zu den Akten aus der damaligen Zeit. So wie er beim Wälzen dieser Aufzeichnungen nach und nach eine immer packendere Kriminalgeschichte um den verschwundenen Jungen, um einen korrupten Polizeiapparat und tapfere Neinsager freilegte, so bekommen auch wir von Szene zu Szene eine immer faszinierendere Geschichte vorgetragen. Und gegen das Jahr des Schreibers Straczynski in journalistischer Abgeschiedenheit, wirken die 136 Minuten mit Angelina Jolie und einer beeindruckenden Darstellerriege von John Malkovich über Colm Feore, Jeffrey Donovan bis Michael Kelly im Vergleich wie eine kurze Erzählung am Lagerfeuer, begleitet von Clint Eastwoods komponiertem Soundtrack. Eine Geschichte, der man gerne lauscht und die vor dem Schlafengehen gleichermaßen fesselt wie nachhaltig fasziniert. Ein Dank für diese Entdeckung an Herrn Straczynski, an das Filmteam und an Herr Eastwood, der im Alter ohne 'Action' auskommt, der sich nie wiederholt und erst recht nicht langweilt.

ungeprüfte Kritik

Frost/Nixon

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.09.2009
Ist es ein Fernsehinterview? Ist es ein Theaterstück? Nein, es ist eine Hollywood-Großproduktion! Das ursprüngliche Wortduell zwischen dem TV-Moderator David Frost und dem ehemaligen (37.) US-Präsidenten Richard Nixon hat sich in den zurückliegenden Jahren gewandelt. Ob diese Transformation sein Gutes hat? Ein wenig Skepsis ist wohl wie generell beim Blick auf das nationale und internationale Politgeschehen angebracht. Muss man etwas - das im Original ohnehin in Bild und Ton festgehalten wurde - neu inszenieren, um es besser verständlich oder konsumierbar zu machen?

Kurz gesagt ist FROST/NIXON (USA/GB/Frankreich 2008) ein zweistündiger Spielfilm über ein TV-Gespräch, das im März 1977 über den Zeitraum von zwölf Tagen aufgezeichnet wurde. Wenn Sie diese Zeilen lesen, könnten Sie vorab einen ähnlichen Gedanken haben, wie die Kollegin, die dem Schreiber dieser Kritik gegenüber sitzt: "Das klingt ja nicht sehr spannend." Die volle 5-Sterne-Punktzahl vergibt hingegen ein Video Buster Mitglieder in der Kritik, mit der Einschränkung: "Man muss aber auch Interesse am Thema und ein bisschen Hintergrundwissen mitbringen sonst kann man teilweise nicht folgen (...)".

Hintergrundwissen hat im Leben noch nie geschadet. Zum Thema Richard Nixon (1913-1994), über sein Leben, seine Amtszeit, den Angriff auf Kambodscha und Laos sowie über den Watergate-Skandal kann man sich sogar filmisch sehr einfach und unterhaltsam weiterbilden, naheliegend mit Oliver Stones NIXON (USA 1995). Der Untertitel dieses fast doppelt so langen Mammutportraits: 'Der Untergang eines Präsidenten'. Die Hoffnung auf ein Happy-End wird nicht zu erfüllen sein, auch nicht im Frost/Nixon-Gefecht. Wenn man allerdings bedenkt, dass beide Filme der Kategorie 'Biopic' (der biografische Film) angehören, können Sie eine Dramaturgie erwarten, die vielen fiktiven Werken in Nichts nachstehen.

Frost gegen Nixon, das Fernsehinterview, war seinerzeit eine Mediensensation, heute ist es in Vergessenheit geraten. Der britische Journalist David Frost (geboren 1939, dargestellt von Michael Sheen) ist in die Fernsehgeschichte eingegangen, ins vorherrschende Gedächtnis der (deutschen) Bevölkerung hat er wohl eher nicht Einzug erhalten. So hat die Verfilmung von Regisseur Ron Howard - siehe THE DA VINCI CODE 2006 oder seinen Oscar(c) Gewinn für A BEAUTIFUL MIND 2001 - zusammen mit Produzent Brian Grazer durchaus seine Berechtigung. Grazer bewies kürzlich schon mit Clint Eastwoods DER FREMDE SOHN (2008), dass sich eine authentische Geschichten gut in eine dramatische Inszenierung verpacken lässt, wenn man talentierte Filmschaffenden engagiert. Auch dort können Sie eine unspektakuläre Inhaltsangabe lesen, hinter der sich allerdings ein beachtliches Filmerlebnis verbirgt.

In Deutschland haben in jüngerer Vergangenheit schon völlig harmlose TV-Kanzlersprüche für Furore gesorgt. Nixon hat sich im verbalen Schlagabtausch mit Moderator Frost zu einer weitaus spektakuläreren Äußerung hinreißen lassen als etwa "Hol' mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik ich hier." Zumindest eins haben die zwei Staatsmänner gemeinsam: Sie werden gerne zu Comedy-Zwecken herbeizitiert. Nixons Spitzname 'Dick' liefert im englischen einiges Humorpotential, auch taucht sein Kopf hin und wieder in den Animationsfolgen der TV-Serie FUTURAMA (1999) von 'Simpsons'-Erfinder Matt Groening auf. An die 'Simpsons' wird sich der ein oder andere auch erinnern, wenn man den vollständigen Namen Richard Milhous Nixon hört. Die Karikatur Nixons als Gummimaske war beim Banküberfall in GEFÄHRLICHE BRANDUNG (1991) dabei, Christina Ricci trug eine solche bei den Verführungsversuchen eines Nachbarsjungen in Ang Lees DER EISTTURM (1997), und schließlich tauchte der Bowling-spielende Nixon als Postermotiv in THE BIG LEBOWSKI (1998) auf. Nixon als Popkultur-Ikone, die man sich im Internet bestellen kann.

Dass sich seine Biografie auch ohne all diese mehr oder weniger humoristischen Fundstücke durchaus spannend in einem Spielfilm erzählen lässt, das beweist FROST/NIXON. Möglicherweise werden Sie wie wir nach einer langen Oliver-Stone/Ron-Howard-Filmnacht nicht überwältigt sein. Aber interessant, lehrreich, gekonnt in Szene gesetzt ist der nun auf DVD und Blu-ray im Verleih erhältliche Film - der einst ein Fernsehinterview und kürzlich noch ein Theaterstück von Drehbuchautor Peter Morgan war - allemal. Auch dank den Auftritten von Nebendarstellern wie Oliver Platt und Kevin Bacon, dem beeindruckend-akribischen Ausstattungsdesign von Michael Corenblith, den Bildern von Kameramann Salvatore Totino und der Musik von Hans Zimmer.

Lassen Sie sich also nicht abhalten von einer FROST/NIXON Begegnung, weder von den eigenen Vorurteilen, noch von unseren Worten. Im Anschluss können Sie einen Vergleich mit den originalen TV-Aufnahmen im Bonusmaterial erleben und einen Making-Of-Bericht mit dem Nixon-Darsteller Frank Langella, der sich an den Drehtagen durchgehend mit "Mr. President" anreden ließ und vollkommen in seiner Rolle aufging. Das zahlt sich aus. Nixon mag der einzige Präsident der Vereinigten Staaten sein, der jemals von seinem Amt zurückgetreten ist, Sie sollten hingegen nicht vom Vorhaben eines Filmabends zurücktreten, der einem sogar noch mehr beschert als bloß "ein bisschen Hintergrundwissen".

ungeprüfte Kritik

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.08.2009
"Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Falls Sie auf Lösegeld aus sind, kann ich Ihnen versichern, ich habe kein Geld. Aber was ich habe, sind einige ganz besondere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ich mir im Laufe vieler Jahre angeeignet habe. Fähigkeiten, die mich zum Albtraum machen für Leute wie Sie. Wenn Sie meine Tochter jetzt gehen lassen, ist die Sache erledigt. Ich werde nicht nach Ihnen suchen, ich werde nicht Jagd auf Sie machen. Aber wenn nicht, werde ich nach Ihnen suchen. Ich werde Sie finden - und ich werde Sie töten."

Im Leben hat man immer eine Wahl. Liam Neeson stellt in der Rolle des besorgten Vaters Bryan Mills am Telefon einen der Entführer vor die Wahl. Der Verbrecher entscheidet sich... für die falsche. Sie hingegen können eine richtige treffen: mit dem Griff zu 96 HOURS (Frankreich 2008). Der Regisseur, Pierre Morel, stand vor diesem geradlinigen Selbstjustiz-Thriller 1. für den Produzenten und Autor, Luc Besson, einige Male hinter der Kamera und 2. saß er selbst schon mal im Regiestuhl. Mit GHETTOGANZ - DIE HÖLLE VON PARIS trat er 2004 eine Action-Kettenreaktion los, die einen beim Anschauen der Einleitungsszene schon nicht mehr loslässt, auch wenn die Handlung noch so absurd gerät. Völlig überdreht, aber gut gedreht. Die Vorstadt-Kletterer, die 'Parkour' zu einer echten Sportart werden ließen, zeigen hier all ihr Können und Morel setzt sie gekonnt in Szene.

Zurück zu Liam Neeson und seiner Version der 'Hölle von Paris': Der droht dem Kidnapper per Mobiltelefon, zu dessen schlimmstem Albtraum zu werden. Filmerinnerungen werden wach, an die 80er Jahre, als Stallone in RAMBO III (1988) einem russischen Offizier auf die Frage "Wer sind Sie?" per Funk entgegen knurrt: "Ihr schlimmster Albtraum". Die 80er-Filmjahre scheinen tatsächlich wieder aufzuleben in 96 HOURS, dessen französischer Originaltitel ohnehin schon englisch war und mit dem Begriff TAKEN (in etwa 'weggenommen' oder 'fortgeschafft') das Schicksal der geliebten Tochter und das 'rote Tuch' unseres Helden in einem Wort noch trockener auf den Punkt bringt.

Liam sieht rot wie einst Charles Bronson (EIN MANN SIEHT ROT 1974) oder Clint Eastwoods (DIRTY HARRY 1971), noch ein Filmjahrzehnt zurück. Der Zuschauer hingegen sieht sich kaum satt an all den mal kleinen Kampf-Choreografien, mal großangelegten Autoverfolgungsjagden in einem Außenbezirk und sogar im Zentrum von Paris. Am erstaunlichsten: Im Bonusmaterial 'Le Making-Of' gibt Pierre Morel kleinlaut zu, dass ein Auto während eines Straßenstunts demoliert wurde - aber keine Sorge, es ist nicht im Film zu sehen. Unglaublich: ein junger wilder Regisseur verzichtet zur Steigerung des Realitätsgehalts hier und da auf ein Autowrack! Wer hätte gedacht, dass die Einsicht einmal kommt, dass uns Zuschauer nicht der Umfang der Zerstörung mitfiebern lässt, sondern glaubhaft-motivierte Figuren und gekonnte Schnittfolgen. Schnelligkeit, darauf kommt es Morel allerdings an und so vergeht denn auch das DVD- oder Blu-ray-gewordene Endergebnis mit seinen anderthalb Stunden rasend schnell.

Dazu hat die 'Freiwillige Selbstkontrolle' im Gegensatz zur physischen Gewalt eines Bronson, Eastwood oder Stallone offensichtlich Gnade mit dem auf Rache sinnenden Vater und gibt den viertägigen Feldzug gegen die Menschenhändler als 'FSK ab 16' frei. Obwohl dieser doch genauso gnadenlos ausfällt, wie im internationalen 'Harder Cut', der in England ab 18 eingestuft wurde. Ob das Diskussionen unter den Filmfans entfacht, wie einst die FSK-16-Freigabe von WRONG TURN (2003)? Wir jedenfalls wollen nicht weiter über 96 HOURS aka TAKEN diskutieren. Über einen Bewertungsstern Abzug hatten wir kurz nachgedacht, wegen einiger Schönheitsfehler, wie der doch sehr unverblümt-glorifizierenden Rachegeschichte, der einseitigen Gut-gegen-Böse-Darsteller, der durch die zeitliche Straffung teils unglaubwürdige Handlungsverlauf, oder der 'Green-Screen'-computergenerierten Hintergründe z.B. bei Autofahrten, die alles nicht ganz so grimmig wirken lassen wie die 70er/80er Vorbilder. Da war die Suche nach der entführten Ehefrau des Harrison-Ford-Charakters in Roman Polanskis FRANTIC (1987) noch etwas überraschender, der Amerikaner in der französischen Hauptstadt (ohne Dolmetscher, Wörterbuch, oder "ganz besonderen Fähigkeiten") noch ausgelieferter. Aber im Leben hat man ja immer eine Wahl und was ist schon perfekt?

Unsere Wahl: Auch wenn wir Ihre Erwartungen - falls Sie 96 HOURS noch nicht auf die Wunschliste gesetzt haben - womöglich etwas zu hoch hängen, kommt das gesamte Video Buster Team nach einer demokratischen Spontanumfrage auf eine überzeugte volle Punktzahl. Unser Grafiker sagt: "Der bessere Bond. Fünf Sterne." Unsere Vertriebsassistentin meint: "Fünf Sterne gibt's auch von mir. Super spannend und die Zeit im Kino verging wie im Flug." Ein Kollege aus dem Versand: "Ein-Mann-Armee räumt Frankreich auf. Auf jeden Fall fünf Sterne." Unsere Lagerverwaltung: "In diesem Jahr auf jeden Fall einer der besten Filme. Fünf Sterne? Wenn nicht der - wer dann?" Unser Team wünscht Ihnen gute Unterhaltung mit Liam 'Ich mach euch fertig' Neeson und damit diese Kritik nicht in '96 Zeilen' umbenannt wird sind auch wir... fertig.

ungeprüfte Kritik

Juno

Drama, Komödie

Juno

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.08.2009
Die selbstbewusste und offenherzige Juno (Ellen Page) wird mit 16 Jahren ungewollt schwanger. Wer jetzt ein Drama oder eine kitschige Komödie erwartet, liegt sicherlich falsch. Nicht immer realistisch, jedoch mit einem gewissen Charme und witzigen Dialogen hebt sich JUNO von den typischen Teeniekomödien ab. In der Hautrolle überzeugt die zierliche Ellen Page, die schon in HARD CANDY als vermeintliche Unschuld glänzen konnte. Die relativ unsentimentale Darstellung der Situation und das böse Mundwerk von Juno entlocken dem Zuschauer immer wieder ein kleines Lächeln.

Die Besetzung der Nebenrollen ist ohne Zweifel sehr gelungen. Neben der großartigen Ellen Page glänzen J.K. Simmons als Vater und Michael Cera als schüchterner Freund und Vater ihres Babys. Den Oscar für das beste Drehbuch gewann JUNO zu recht. Die Dialoge geben dem Film das gewisse Etwas. Ohne sie wäre JUNO nicht das was es ist, da die rein visuellen Aktivitäten auf ein Minimum begrenzt wurden.

Fazit: Wer seine Lachmuskeln strapazieren möchte, wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Zu empfehlen ist dieser Film allen, die auf charmant, freche und spritzige Dialoge stehen.

ungeprüfte Kritik

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
Harry Potter darf auf gar keinen Fall in die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zurückkehren! Wie gut, dass diese Warnung von Hauself Dobby keine Wirkung zeigte. Gut für uns Zuschauer, beschwerlich für Harry Potter. Was musste er nach dem ersten Zusammentreffen mit Dobby in DIE KAMMER DES SCHRECKENS alles durchmachen! Wir werfen mit Ihnen einen Blick ins Denkarium und lassen (Film-)Erlebnisse und Erinnerungen zurückkehren.

Haben Sie einen persönlichen besonderen Potter-Moment? 'Wo waren Sie...' wird oft im Zusammenhang mit historischen Ereignissen gefragt. Wo wir waren, als wir das erste Mal den Namen Harry Potter gehört haben, daran können wir uns nicht erinnern. So beeindruckend wie ein erster Kuss war das Zusammentreffen nicht, zugegeben. An den ersten Kuss von Harry Potter allerdings können wir uns erinnern, als wäre es gestern geschehen. Es war genau hier, im Film HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX (GB/USA 2007), als sich die Münder von Harry und Cho Chang trafen. Die Darsteller Daniel Radcliffe und Katie Leung wurden daraufhin sogar bei den MTV-Movie-Awards 2008 für den besten Filmkuss nominiert - so groß war der Jubel beim Publikum.

Der Brite David Yates, der sich zuvor mit TV-Produktionen und Serien hervorgetan hatte, inszenierte die Verfilmung des fünften Bands. Von Februar bis Dezember 2006 liefen seine Dreharbeiten. Wir waren enorm gespannt, was er nach den Filmen des amerikanischen Kollegen Chris Columbus (DER STEIN DER WEISEN 2001 und DIE KAMMER DES SCHRECKENS 2002), des Mexikaners Alfonso Cuarón (DER GEFANGENE VON ASKABAN 2004) und im Anschluss an Mike Newells DER FEUERKELCH (2005) in die Bilderwelten des Potter-Universums einbringen kann. Der erste Moment: Harry auf einem Spielplatz bei sonnigem Wetter, dann die erste Konfrontation, die Verdunklung des Himmels - das ließ beim ORDEN DES PHÖNIX auf so manch erinnerungswürdige Szene hoffen.

Der erste Moment, an dem Autorin J.K. Rowling über Harry Potter nachdachte, soll an einem Bahnsteig stattgefunden haben. Das lasen wir vor langer Zeit in einem Bericht. Ob es am Bahnsteig 9 3/4 war? Während einer Zugverspätung soll sie über das Leben des Zauberschülers nachgedacht und die ersten Zeilen auf der Fahrt nach London niedergeschrieben haben, bis sie am Potter-Bahnhof 'King's Cross' eintraf. Ob das zur Legendenbildung gehört, wie die Information, dass Hauptdarsteller Daniel Radcliffe den ersten Band gar nicht zu Ende lesen wollte? Oder die Meldung des 'Spiegel': Schauspieler Michael Gambon (Hogwarts Direktor Dumbledore) hat kein einziges Buch von Joanne K. Rowling gelesen! Dramatisch? Zumindest sollte eine jede der inzwischen sechs Verfilmungen - losgelöst von seinen berühmten Buchvorlagen - auch als Spielfilm ganz für sich funktionieren.

Daniel Radcliffe soll trotz seiner anfänglichen Lese-Unwilligkeit später einmal erwähnt haben, dass der dritte Roman ihm am besten gefallen habe. Jedenfalls hat uns auch der dritte Film, DER GEFANGENE VON ASKABAN, überzeugt. Er bot die stimmungsvollen Bilder des ersten Teils in Verbindung mit solch abgründigen Szenen, die Teil zwei so düster werden ließen und dort für Kürzungen in der deutschen DVD-Veröffentlichung sorgten. Die Zeitsprung-Idee beispielsweise, die filmdramaturgische Umsetzung solcher Momente, alles in perfekter Balance. Auch wenn sich bei den Video Buster Mitarbeitern, die flammende Anhänger der Bücher sind, der Frust über Eingriffe in die Literaturvorlage breit machte. Kürzungen ja - Abweichungen nein! Der vierte Streich, DER FEUERKELCH, erhielt anschließend auf jeden Fall genügend packende und unterhaltsame Abschnitte durch die Höhepunkte des 'Trimagischen Turniers'. Die Stimmung dort kippte allerdings schon merklich und man konnte sich mit der Auferstehung Voldemorts auf den Beginn eines neuen Abschnitts in Harrys Leben und in der Filmreihe einstellen.

'Vor uns liegen dunkle, schwere Zeiten, Harry. Schon bald müssen wir uns entscheiden zwischen dem richtigen Weg... und dem Leichten.' So klingen noch Dumbledores mahnende Worte in unseren Ohren, als der fünfte Film DER ORDEN DES PHÖNIX mit dem Angriff zweier Dementoren eine bedrohliche Szenerie heraufbeschwört. Vorbei die Zeiten der 'FSK ab 6' Freigaben, vorbei die Teenie-Zeit des Harry Potter. Hier erwartet uns der Ernst des Lebens und ebenso ernst geht es nun zur Sache, wenn es - wie ein Pressetext ankündigte - ' zum fürchterlichen Showdown zwischen Gut und Böse' kommt.

Dass dieser Kampf nicht ohne Verluste ausgehen wird, dass uns mit dem sechsten Film der Reihe, HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ (2009) ein keineswegs fröhlicher Fortgang der Geschichte bevorsteht, ist sicher. Das hat optimistisch gesehen auch sein Gutes: Im Independent-Schwarz-Weiß-Film CLERKS - DIE LADENHÜTER von 1994 sah Videothekar Randal die Star-Wars-Episode DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) als den besten Teil der Filmreihe. Warum? Er endet so deprimierend. Das wäre so wahrhaftig wie das echte Leben, eine Aneinanderreihung von Tiefpunkten. ('It ends on such a down note. I mean, that's what life is, a series of down endings.') Harry, Ron und Hermine wird es jedenfalls nicht davon abhalten, den nächsten Herausforderungen mutig zu begegnen. Und uns werden die Schwachstellen des fünften Teils nicht abhalten, auch auf die noch drei ausstehenden Spielfilme gespannt zu warten -> Jahr 6 im Juli 2009, Jahr 7 in zwei Filmen im November 2010 sowie Juli 2011.

Harry beendet den ORDEN DES PHÖNIX mit den Worten: 'Auch wenn ein Kampf vor uns liegt, haben wir Eines, was Voldemort nicht hat: Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.' ('We've got one thing, that Voldemort doesn't have: Something worth fighting for.') An dieser Stelle versprachen wir, einen Tag nach dem Kinostart von HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ sofort einige Meinungen aus den Reihen der Video Buster Mitarbeiter auf dieser Seite zu veröffentlichen. So sei es! Da hört man bei uns am 17. Juli 2009: 'Das ist für Fans eine bittere Enttäuschung. Manche Umsetzungen gehen gar nicht.' Entscheidende Passagen des sechsten Buches wären einfach unter den Tisch gefallen, obwohl sie doch so wichtig für die Entwicklung in Richtung des finalen Buches sind. Wo sind Fleur und Bill? Was wird aus der Hochzeit? Wo ist der Zauberminister? Warum bekommt Neville Longbottom nur einen Satz? Fragen über Fragen, die hier den Rahmen sprengen würden. Allerdings gibt es auch Positives, denn auf mehr Zwischenmenschliches werde wert gelegt, Horace Slughorn sei mit Jim Broadbent perfekt besetzt und Draco Malfoys Darsteller Tom Felton sei in seiner Zerrissenheit ganz ausgezeichnet. Eine fantastische Ausstattung bringt noch einmal eine Steigerung der Filmreihe, während J.K. Rowlings Vorlage ein wenig in den Hintergrund treten muss. Gut für den Film? Urteilen Sie selbst. Expecto Patronum!

ungeprüfte Kritik

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
"Nach etwa sechs Tagen spürte ich wirklich, dass dieser Film etwas Besonderes wird. Das ist die beste Arbeit, die ich je gemacht habe. Und es ist einer der besten Regisseure, mit denen ich je gearbeitet habe. Als der Film im Kasten war, war ich unglaublich stolz darauf." Das resümiert Mickey Rourke im DVD-Interview über seine Rolle des Wrestlers 'The Ram' in Darren Aronofskys Film, der bei den 65. Filmfestspielen in Venedig mit dem 'Goldenen Löwen' ausgezeichnet wurde. Weder der Aussage des Comeback-Hauptdarstellers noch den zahlreichen Filmpreisen, die THE WRESTLER (USA/Frankreich 2008) seit seiner Venedig-Premiere im September 2008 eingeheimst hat, ist von unserer Seite etwas hinzuzufügen. Somit endet unsere Kritik an dieser Stelle mit einem gedachten Applaus in Richtung des Filmteams.

...Falls Sie noch einen Moment für einige weitere Zeilen haben, berichten wir Ihnen etwas subjektiver von unserem Filmabend mit dem 'Wrestler'. Wenig von der Handlung wollen wir wieder einmal verraten, denn schon im Vorfeld des Verleihstarts gab es unter den Video Buster Mitgliedern einen schriftlichen Schlagabtausch, wie viel man vorab überhaupt von den Lebensumständen rund um Randy 'The Ram' Robinson preisgeben dürfte. Von den Berichten um diesen filmischen Sensationserfolg ausgehend, stellt sich die Frage, ob man mit einem Einblick in die biografische Entwicklung des Schauspielers Rourke nicht ohnehin schon mit dem Schicksal des Showkämpfers vertraut ist.

Der Regisseur Darren Aronofsky, der uns zuvor mit seinem unkonventionellen, schwarz-weißen Mathematik-Verschwörungsthriller PI (1998) und dem visuell virtuosen Junkie-Drama REQUIEM FOR A DREAM (2000) beglückt hatte, bremste das Wachstum seiner Fangemeinde 2006 mit dem verstiegenen THE FOUNTAIN ein wenig aus. Jetzt besteigt Darren wieder den Filmzirkus-Ring, zeigt sich in Topform und kann auf Showeinlagen oder augenwischerische Posen gänzlich verzichten. Sein neuer Film wirkt so schlicht-wunderbar und innovativ erzählt, wie es sich sein Publikum erhofft. Jegliches Klischee, dem man begegnet, sei aus dem realen Bezug zum Beruf und Alltag der Wrestler und Stripper entstanden, berichtet der Produzent glaubhaft. Nicht zuletzt hat Rourke viele Erfahrungen aus der eigenen Boxkarriere in sein Handeln und autobiografischen Trennungsschmerz in seine Dialoge einfließen lassen.

Über die Wirkung dieses einfachen, einfach berührenden Films lässt sich kaum streiten lässt. Eher lässt sich darüber grübeln, wem der Applaus gebührt: Dem Casting, das Rourke vom Boden aufhob und auf die Leinwand stellte, das Marisa Tomei einen weiteren genialen Auftritt beschert hat. Den Schauspielern selbst, die alles geben und alles zeigen. Dem zurückhaltenden Filmscore-Komponisten Clint Mansell mit den Gitarrenparts von Slash und dem 80er-Rocksong-Revival. Der französischen Kamerafrau Maryse Alberti, die mit permanenter Handkamera eine einfache Szene im heruntergekommenen Wohnwagen oder an einem trostlosen Bartresen in intensive Momente verwandelt. Dem Regisseur, der mit seinem Willen zur Umsetzung und seinem Gespür fürs Geschichtenerzählen ein erfolgreiches Ziel verfolgte. Die Beteiligten sprachen davon, wie doch das Dasein eines Wrestlers dem einer Nachtclub-Tänzerin ähnelt, wenn sie sich einen Künstlernamen zulegen, sich durch ihre Körperlichkeit definieren und auf die faszinierten Blicke ihrer Zuschauer aus sind. Etwas Ähnlichkeit mit einem Wrestling-Showabend hat doch auch das Filmemachen an sich, wenn es uns fesseln will und um unsere Gunst wirbt. Der Unterschied der meisten Wrestling-Veranstaltungen zur Inszenierung von THE WRESTLER: Hier vergisst man schnell, dass alles gespielt ist. Hier wirkt alles 'echt'.

Um am Ende dieser Punktwertung weniger emotional und etwas sachlicher zu werden, zitieren wir zwei Meinungen. Eine stammt von einem Video Buster Kritiker, der seine Enttäuschung kommentiert: "Außerdem wirkt der ganze Film wie ein B-Movie." Dazu ist zu sagen, dass wir ein B-Movie vor uns haben. THE WRESTLER wurde mit gerade einmal fünf Millionen Dollar Budget umgesetzt, mit minimalen Gagen für die Besetzung, ohne Trailerpark-Unterbringung an den Sets, mit zahlreichen Laiendarstellern, in nur 35 Drehtagen an ebenso vielen Drehorten. Ein B-Movie, was die Mittel angeht, ein C-Ambiente inmitten der Turnhallen-Ringkämpfe, ein 1A-Ergebnis. Noch ein Zitat, das aus der 'Frankfurter Allgemeinen' stammt, lesen Sie in der Filmvorschau: "So intensiv, dass man den Blick nicht mehr abwenden kann." So ist es.

"Don't call it a comeback" sang Rapper LL Cool J in den 90ern. Vielleicht gilt das auch für Mickey Rourke, der nach eigener Aussage seit 14 Jahren keine ordentliche Rolle mehr bekam, aber trotzdem nie wirklich vergessen war. Gelingt dem Wrestler 'The Ram' das Comeback? Diese Frage stellt sich der Betrachter des ausgezeichneten Filmportraits, das auch diejenigen ansprechen sollte, die nie ein Interesse an Hulk Hogan, an Bret Hart, am Undertaker entwickeln konnten. Mit der erste Filmminute nehmen sowohl Darren, wie Mickey, wie die fiktive Figur Randy jeder für sich Anlauf für einen neuerlichen Siegeszug. Wie lange dieser allerdings anhält, wie viele Kämpfe, wie viele Filme das gutgeht, das werden wir erleben. Sie können THE WRESTLER ab sofort auf DVD und Blu-ray erleben und an dieser Stelle mit den eigenen Worten ringen, die diesen bewegenden 105 Filmminuten gerecht werden.

ungeprüfte Kritik

RocknRolla

Action, Krimi

RocknRolla

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.07.2009
Die Leute fragen: Was is'n RocknRolla? Und ich sag's Ihnen: Es geht nicht um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme. Oh nein! Da geht's um viel mehr, mein Freund. Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben. Der eine auf die Kohle, der andere auf die Drogen, wieder andere auf den Sex, den Glamour oder den Ruhm. Aber 'n RocknRolla, der is' anders. Wieso? Weil der echte RocknRolla das komplette Paket will.

Ende des Prologs. Auftritt von Archy und Vorstellung von Lenny Cole, ein Boss der alten Schule: 'There's no school like old school, and I'm the fucking headmaster'. Nach fünf Minuten das erste F-Wort. Willkommen in Guy Ritchies neuer Gangster-Komödie! BUBE, SNATCH, REVOLVER & ROCKNROLLA - die bisherige Bilanz von Ritchies Regiekarriere. Der Rest bleibt zu seinen Gunsten unerwähnt. Wenn Sie auf dieser Filmseite mit dem Gedanken spielen, eine eigene Kritik zu verfassen, so ergeht es Ihnen vielleicht wie uns. Man kommt schwerlich drum herum, a) das Privatleben und die Ex des Regisseurs und b) seine Vorläuferfilme außen vor zu lassen. Und es wird kaum gelingen, die Coolness von Ritchies Filmbildern in annähernd lässige Worte zu verpacken.

Verpacken... das komplette Paket... packen wir's an: Archy und Lenny sind die Trümpfe, die in ROCKNROLLA (Großbritannien 2008) gleich zu Beginn gezückt werden. Mark Strong (aus DER MANN, DER NIEMALS LEBTE) und Tom Wilkinson (u.a. aus MICHAEL CLAYTON) sind zwei charismatische Ausnahmedarsteller, die Guy Ritchie für sein neues Projekt gewinnen konnte. Damit sind zwei Eckpfeiler im Projekt cooler Brit-Gangster-Film gesetzt. Zwei weitere kommen mit der Zigarillo-rauchenden Augenweide Thandie Newton (L.A. CRASH) und Publikumsliebling Gerard Butler (Leonidas in 300) hinzu. Fertig steht der Rohbau. Da wir und Sie bestimmt auch ganz nach dem Geschmack eines 'echten RocknRolla' gerne das komplette Paket sehen möchten, stellt sich noch die nicht unbedeutende Frage nach dem Innenausbau.

Bei einer 'Erstbesichtigung' des ROCKNROLLA sind wir auf Anhieb angetan von der Fassade. Das in warme Farbtöne getauchte und wohl durchdachte Erscheinungsbild dieses Verleih-Neustarts von WARNER HOME weiß zu gefallen und Guy Ritchie hat ohnehin längst bewiesen, dass ihm in diesem Subgenre kaum jemand etwas vormacht - kaum jemand aus seiner Generation wohlgemerkt. London und seine Stadtteile, Waffen und Drogen, Bosse und Kleinkriminelle sind mal wieder die Rohstoffe, mit denen der Bauherr seinen Film zusammenzimmert. Das Konzept hat sich bewährt.

Noch immer können wir uns an den Tag erinnern, an dem wir in einem Amsterdamer Kino das erste Mal BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) sahen. Ein echtes Leinwanderlebnis zu seiner Zeit. Zwei Jahre danach folgte bekanntlich SNATCH (2000), der von Filmfans sogar noch positiver angenommen wurde und die Klasse der Darsteller und der Soundtrack-Stücke (auch die Unverständlichkeit der englischen Dialekte) noch überbieten konnte. Geschmackssache - auch der mit einigem Abstand folgende REVOLVER (2005), den wir wegen seiner verschachtelten Struktur und seiner teils übergeschnappten Szenen mit Einschränkung und vier Sternen vorgestellt hatten. Viele Video Buster Mitglieder - Sie eingeschlossen? - zeigten sich im Urteil weit weniger gnädig.

Hat sich Guy Ritchie die vier Sterne jetzt mit breiter Zustimmung verdient? Geht's im ROCKNROLLA um viel mehr als um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme? Ja und nein. Um viel mehr nicht, aber man wird das komplette Paket bekommen. Denn anders als in SNATCH werden nicht gleich im ersten Drittel die ganzen guten Rohstoffe verbaut und man sieht sich mit cleveren Schnittfolgen und verrückten Konfrontationen nicht gleich satt. Nun ist SNATCH auch schon einige Jahre her, und auch wenn es dort wie hier um einen austauschbaren Gegenstand geht, hinter dem alle her sind (siehe Hitchcocks Theorie des austauschbaren McGuffins, ein Diamant oder ein Gemälde etwa), so kann sich ROCKNROLLA im Laufe der fast zwei Stunden selbst immer weiter steigern. Stein für Stein werden wir mit Verfolgungsjagden und unterhaltsamen Wendungen schließlich Zeuge eines tollen Richtfestes.

Nicht steigern wollen wir an dieser Stelle die Nennung von Filmdetails und steigen nun besser aus. Auf unserer Filmseite zu SNATCH werden Sie übrigens eine User-Kritik finden, in der Mitglied 'stuforcedyou' berichtet: 'Würde Guy Ritchie immer einen Euro auf seinem Konto gutgeschrieben bekommen wenn man SNATCH mit PULP FICTION vergleicht, würde der britische Regisseur einer der reichsten Männer dieses Planeten werden.' Da würde ihn ROCKNROLLA sicherlich noch wohlhabender machen, wenn wir mal auf Anspielungen zu einem von Tarantinos Lieblingsregisseuren achten (Sam Peckinpahs 'The Wild Bunch') oder uns die Tanzeinlage zwischen Thandie Newton und Gerard Butler betrachten. Der 'Jack Rabbit Slims Twist Contest' zwischen Uma Thurman und John Travolta lässt grüßen. Da wir mit dem Twist-Vergleich keinen Zwist zwischen Tarantino- und Ritchie-Anhängern beginnen wollen - bei beiden sind wir Zuschauer schließlich strahlende Gewinner - lieber zurück zu einer Wahrheit vom Anfang: 'Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben.' Und dazu gehört auch ein schöner Filmabend mit dem ROCKNROLLA.

ungeprüfte Kritik

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.07.2009
Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Im Falle der zweiten Hälfte von Clint Eastwoods Epos über die grausame Schlacht im Pazifik geschieht dies auf bemerkenswert einfühlsame Weise. Während 'Flags of Our Fathers' doch irgendwie sehr bemüht wirkte – vor allem die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen und die nicht wirklich überzeugenden Darsteller haben mich persönlich enttäuscht – ist 'Letters' sehr viel gradliniger und mitreißender erzählt. Im Grunde genommen handelt es sich wirklich um einen klassischen Kriegsfilm mit einem großen Unterschied: Die Sieger (Hollywood-Amerika) nimmt sich der Perspektive der Unterlegenen an. Grundlage der Geschichte sind Briefe von Soldaten in die Heimat, die teilweise erst vor wenigen Jahren gefunden wurden. Dadurch stehen vor allem Einzelne Soldaten und deren Empfindungen im Mittelpunkt, allerdings sehr viel direkter als das das bei 'Flags of Our Fathers' der Fall war.

Nicht selbstverständlich für einen (Anti-)Kriegsfilm mit Anspruch: der Film ist trotz langer 142 Minuten von Anfang bis Ende hochspannend – obwohl der Ausgang ja feststeht. Man kann sich den Film also auch ohne hochtrabend analysierende Intellektuellenbrille anschauen, ohne enttäuscht zu werden.

Das große Thema – neben der Angst vor dem Sterben – des Films sind die kulturellen Gräben zwischen Amerikanern und Japanern. Erstaunlich oft aber schlägt der Film in kurzen Begebenheiten Brücken über diese Gräben, nur um diese danach um so schrecklicher wieder aufzureißen. Besonders drastisch in einer Szene, in der ein japanischer Offizier vergeblich versucht, seine Untergebenen vom rituellen Selbstmord zur Ehrenrettung abzuhalten. Diese Momente sind es, die den Film zu etwas Besonderem machen.

Kurz zum Abschluss: die Schauspieler sind wirklich großartig und machen den amerikanischen Kollegen aus Flags eindeutig was vor, wenn es um Glaubwürdigkeit und Dichte geht. Die Optik des Films ist fast schwarz/weiß und erzeugt damit einen quasi historischen Eindruck à la Wochenschau.

Fazit: Eindeutig der Bessere aus Eastwoods Doppelpack. Viel Spaß beim Film!

ungeprüfte Kritik