Glaubt man den landläufigen Klischees, sind lateinamerikanische Männer in erotischer Hinsicht etwas besonderes; leidenschaftliche Machos, die ständig unter Strom stehen, wenig reden und sich nicht lange mit Vorgeplänkel aufhalten. Die 'Maricónes' in diesen sechs Kurzfilmen aus Spanien, Mexiko und Braslien scheinen dieser Fantasie auf den ersten Blick auch durchaus zu entsprechen.
'Okay' ('Tá') von Felipe Sholl mit Fernando Sao Thiago, Joao Ferreira, Genre: Drama, Kurzfilm, Brasilien 2007.
'K' von Juan Simons mit Alex Quiroga, Hector Astorbiza, Javier Campillo, Genre: Drama, Kurzfilm, Spanien 2005.
'Groucho' von Angel Almazan und Medardo Amor mit Alain Parra, Jesus Cisneros, Jorge Muriel, Genre: Drama, Kurzfilm, Spanien 2006.
'Kaffee mit Milch' ('Café com Leite') von Daniel Ribeiro mit Daniel Tavares, Diego Torraca, Eduardo Melo, Genre: Drama, Kurzfilm, Brasilien 2007.
'Die Brücke' ('Puente') von Miguel Muzquiz mit Luis Cabrera, Magno Farwell, Genre: Drama, Kurzfilm, Mexiko 2007.
'David' von Roberto Fiesco mit Pilar Ruiz, Fernando Arroyo, Javier Escobar, Genre: Drama, Kurzfilm, Mexiko 2005.
Die beiden Jungs in 'Okay' (Kurzfilm-Teddy-Gewinner 2008) zum Beispiel kommen gleich zur Sache, und merken erst währenddessen, das sie was Wichtiges vergessen haben. Auch der Großstadtpunk 'K' scheint ein ziemlich böser Junge zu sein - er kifft, dealt und geht auf den Strich. Sein Herz gehört aber dem braven Nachbarn, der sich noch nicht für 'K' entschieden hat. Kann sich bei diesen wilden Voraussetzungen eine zarte Romanze entfalten?
Auf Männerjagd in der Nachbarschaft ist auch der 16-jährige David in 'Groucho', und das mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit. Beinahe stürzt er damit eine langjährige Beziehung und seine eigene Familie ins Chaos. Einen eigenen Reim auf Familie wiederum müssen sich Danilo und sein 10 jähriger Bruder Lucas in Kaffee mit Milch nach dem Tod ihrer Eltern machen. Und es braucht etwas, bis Danilo lernt, wie lange man Kakao in der Mikrowelle warm machen muss und Lucas akzeptiert, dass der Platz im Bett seines Bruders schon reserviert ist.
Die leidenschaftliche Beziehung zwischen Gabriel und Rodrigo, die auf einer Brücke ihren Anfang nimmt, ist hemmungs- und bedingungslos - und hat weniger etwas mit lateinamerikanischem Temperament zu tun als mit dem Bedüfniss, alles, auch das Äußerste, miteinander zu teilen.
Der Macho, der von dem jungen David auf einer Parkbank angemacht wird, weiß schließlich gar nicht, wie ihm geschieht. Zeichensprache ersetzt dabei das Reden und die Antworten auf die verständnislosen Fragen des Älteren werden ihm in einer erotischen Geste direkt auf die Haut gezeichnet. Und spätestens, wenn am Ende von David Manoella Torres ihren berühmten 'Letzen Sommer' besingt, weiß man, dass die wortkargen Latin Lovers alle ein weiches Herz haben müssen.
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