Es geht doch nix über Regelmäßigkeit im Alltag. Jede Woche kommt die Müllabfuhr, zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt, die Sonne geht morgens auf und abends unter. Zu diesen Konstanten gesellte sich im Jahre 2001 eine neue hinzu: Vor Weihnachten kommt ein Film von Peter Jackson ins Kino der drei Stunden geht.
Da die „Herr der Ringe“ – Triologie nun mal nur drei Bände hat, wurde 2004 diese Konstante verletzt. Im Folgejahr allerdings schaute man verwundert auf den vorweihnachtlichen Kinoplan. Wieder ein Film von Peter Jackson mit Überlänge. Wurde im Vermächtnis von J.R.R. Tolkien etwa ein unbekannter vierter „Herr der Ringe“-Band entdeckt? Weit gefehlt, Jackson erfüllte sich einen Kindheitstraum und verfilmt einen Klassiker, der ihn selbst erst auf die Idee brachte Filmemacher zu werden.
Dank Jackson kehrt der berühmteste Affe der Welt, (sorry, Chitta), über 70 Jahre nach seinem ersten und 29 Jahre nach seinem letzten Kinoauftritt auf die Leinwand zurück.
Die Grundstory ist die bekannte:
Filmcrew fährt auf einsame Insel, trifft dort Riesenaffe. Affe verschleppt Hauptdarstellerin und verliebt sich. Crew überwältigt Affe und bringt ihn nach New York. Affe flüchtet, und klettert mit Frau auf Empire Statue Building. Danach Luftoperation, an deren Ende es heißt: Operation gelungen, Affe tot.
Gut das an dieser Grundstory nix geändert wurde, und beispielsweise die Handlung nach Hong Kong (: verlegt wurde! Aber wozu Wortspiele wie KingKong in HongKong konstruieren, wenn man doch einen Big Ape im Big Apple hat :-)
Genug der dummen Scherze, kommen wir zum Ernst des Kinozuschauerlebens: Zur Kritik des Films.
Vorher muss ich aber noch mal was zur Story sagen, deswegen kommt hier eine kleine Spoilerwarnung, obwohl der Text kaum über das schon bekannte hinausgeht.
Was kommt raus wenn ein ehrgeiziger, von Filmstudios verfolgter Produzent, der von einer mytheriösen Insel besessen ist, zusammen mit einer mittellosen Theaterschauspielerin einen Film auf eben dieser Insel drehen will? Eine herrlich witzige Fahrt, bei der von Seemeile zu Seemeile die Stimmung immer unheimlicher wird, und ein furioser Überlebenskampf auf dieser Insel. Trifft man auf dieser Insel noch zufällig auf einen Riesenaffen, so wird daraus eine sehr rührende Dreiecksbeziehung, und eine Zerstörung von halb New York.
Spoiler-Ende
Für alle die bis jetzt durchgehalten habe, kommt nun endlich die Kritik:
Der Film schafft es gleich zu Beginn den Zeitgeist der 30er-Jahre einzufangen, in der ersten Minute schweift die Kamera nur über die Stadt, großartige Bilder gleich zum Auftakt.
Die Hauptcharaktere schaffen es wirklich einen an ihren Problemen teilzuhaben. Dabei wird der Humor aber nicht vergessen. Das Zusammenspiel zwischen Regisseur und Assi ist gespickt mit heiteren Dialogen. Wenn ein Autor in einem im Affenkäfig sitzend ein Drehbuch schreibt kann ich mir einfach kein schmunzeln verkneifen. Solche Auflockerungen wechseln sich mit stimmungsdrückenden Szenen ab. Das ganze führt dazu das der Film etwas unfassbares schafft: Der Teil in dem der Titelheld gar nicht vor kommt, ist der beste des ganzen Films.
In der ersten Stunde lebt der Film von der Handlung und den Charaktere, und kommt ganz ohne optische Effekthascherei aus.
Das ändert sich auf der Insel, hier wurde mit CGI-Effekten gearbeitet, aber wenn stört das? Das ist doch in so einer Art Film normal, wer das nicht mag, sollte sich so einen Film nicht anschauen. Es steht während des gesamten Films gegenüber der Geschichte stark im Hintergrund. Außerdem sind sie meistens gut, und fallen nicht störend auf. Nur als Kong mit den Sauriern kämpft, fand ich teilweise das man deutlich sieht das Vor- und Hintergrund künstlich zusammengesetzt wurden. Dieser Kampf ging mir auch etwas zu lange. Durch diesen Kampf gewinnt er das Vertrauen von Ann, die ihre Gefühle für den Affen im weiteren Verlauf auch nicht versteckt. Genauso wenig wie Kong sie nicht versteckt.
Dem Affen sind seine Gefühle, fast sogar seine Gedanken, geradezu ins Gesicht geschrieben, so genial menschlich ist er. Ich fand ihn so gut dargestellt, das ich mich mal ganz weit aus dem Fenster lehne (keine Angst, sitze im Keller :-)), und die Prognose aufstelle, das Der Special-Effekte-Oscar mit ziemlicher Sicherheit an den großen Affen gehen wird.
Die übrigen männlichen Darsteller plagen sich in der Zwischenzeit mit der Fauna der alles anderes als gemütlichen Umgebung von Skull Island herum. Diese Kämpfe sind allerdings nichts für schwache Nerven, bei der Vegetation. Aber ich will nicht zu viel verraten. Außer das auch das sich für meinen Geschmack etwas lange hinzieht bis am Ende alle glücklich und zufrieden die Insel verlassen.
Der Stilbruch nach New York ist hart, aber passend. Dort strahlt und leuchtet alles, auch die Augen von Mr. Denham, als er einen überraschten Publikum Kong präsentiert. Dieses New York sieht übrigens ganz anders aus, als das zu Beginn des Films. Nach Kongs Flucht zerlegt er noch etwas effektlastig ein paar Autos, ehe er seine große, oder aus seiner Sicht wohl eher kleine Liebe, wiedertrifft. Die Szenen mit Frau und Affe sind allesamt allerdings ein zweischneidiges Schwert. Ich fand sie witzig bis kitschig. Manche werden es auch nur als kitschig bezeichnen, andere nur als witzig. Sie sorgen ein wenig für Auflockerung und sind gefühlsstark, wie auch das Ende auf dem Empire State Building, was ein würdiger Abschluss für einen GROßartigen Film ist.
Der Film hat es wirklich geschafft mich von Anfang bis Ende, bis auf wenige Momente, und das waren nicht die wesentlichen, zu begeistern. Aber eben nicht nur durch Effekte, sondern durch gute Charaktere, durch einen sehr spannende Story, durch Humor an der passenden Stelle und durch eine gut gestreute Prise Selbstironie: „Monster kommen nur in B-Movies vor“, und der Hinweis auf die Schauspielerin und das Studio des Originalfilms sind hierfür die mir am meisten in Erinnerung gebliebenen Beispiele.
Okay, er ist nicht immer realistisch und logisch, aber das ist ein Fantasyfilm, da zählt das nicht. Okay, auch ich habe mich gewundert warum ein 8 Meter große Affe, der ja doch ein wenig mehr wiegen wird als ich, auf einem zugefrorenen Fluss nicht einbricht, und warum die Straße nicht aufbricht wenn er aus ca. 400m auf die Erde fällt. Aber bis zu diesem Zeitpunkt ist man von dem Film schon so begeistert, das es einem egal ist, oder man achtet auf so etwas, weil einen der Film eh nicht begeistern konnte, und dann kommt es darauf auch nicht mehr an.
ungeprüfte Kritik