Du kannst dich nicht verstecken.
Bewertung und Kritik von
Filmfan "tidepa81" am 08.06.2005Hide and Seek
Am 1.4.2005 war es endlich so weit: „Hide and Seek« hatte in Finnland Premiere. Das erste Mal gelesen hatte ich über diesen Film im Januar. Seit dem wartete ich sehnlichst darauf, dass er endlich anlaufen würde und nur 2 Tage nach der Premiere habe ich ihn mir dann endlich im Kino angesehen...allerdings wurde ich ein wenig enttäuscht, aber das wahrscheinlich nur, weil ich zu viele Filme kenne.
An dieser Stelle die Warnung an alle, die den Film noch nicht gesehen haben, aber ihn demnächst sehen wollen: einige Details werden sich durch meine Rezension sicher schon verraten und dem Film vielleicht etwas Spannung aus den Flügeln nehmen. Also lieber an dieser Stelle nicht weiterlesen, wenn der Film ohne Vorwissen gesehen werden möchte!
Das überraschende Ende, von dem mir eine Freundin am Tag vorher noch vorgeschwärmt hat (ohne es mir zu erzählen), war für mich sehr früh im Film absehbar, nämlich ab der Stelle, in der David (Robert DeNiro) einen schwarzen Fleck auf seiner Hand findet und so schaut, als wüßte er nicht so recht, woher dieser stammt. Okay, er hat gerade einen Füller in der Hand und schreibt damit, aber nachdem er diesen inspiziert hat, scheint von dort aus keine Tinte auszulaufen. Das war für mich der eindeutige Schluß darauf, dass da irgendetwas nicht stimmt und dass dies mit der Person Davids zu tun hat.
Wer Filme wie „Schatten der Wahrheit« und „Das Geheime Fenster« gesehen hat, wird ebenfalls schon recht früh im Film auf dessen Ende schließen können, denn der Film erinnert wirklich wahnsinnig an diese beiden Filme (und einige andere sicherlich auch). Außerdem ist Hollywood im Moment ein bisschen zu sehr darauf besessen, überraschende Schlüsse für Filme zu kreieren, dass diese sich erstens alle gleichen und zweitens somit doch sehr absehbar sind. Eine wirkliche Überraschung wäre es zur Abwechslung mal wieder, einen Film zu sehen, mit einem Ende, das beabsichtigt absehbar ist, denn das würde den Zuschauer dann eher wieder überraschen als die dauernden ach-so-überraschenden Filme, die im Moment scheinbar in Massenproduktion produziert werden.
Einige Dinge sind mir persönlich auch sehr unklar geblieben im Film, denn sie passen einfach nicht zusammen oder sind einfach viel zu weit hergeholt. Dennoch werden genau diese Details benötigt, um das Ende in dieser Art und Weise umsetzen zu können. Das ist ebenfalls ein Beweis dafür, dass man nicht um jeden Preis auf ein überraschendes Ende hin arbeiten sollte.
Nichts desto trotz, an „Hide and Seek« gibt es nichts weiter zu meckern. Für Leute, die nicht so viele Filme schauen wie ich, ist der Film sicher ein Fünf-Sterne-Film mit ungeahntem Ende. Und auch ich fand den Film durchaus gelungen, auch wenn mir das Ende klar war. Langweilig ist der Film nicht wirklich, denn dafür sorgen schon die beiden Hauptdarsteller, denen man ruhig noch weiter zusehen könnte.Robert DeNiro ist wieder einmal mehr als fantastisch. Es ist eine wahre Freude, ihm beim Spielen zuzuschauen, vor allem, da er in diesem Film gleich mehrere Gesichter zum Vorschein bringen darf. Einfach nur fantastisch und wer bisher noch kein Fan von DeNiro ist, der sollte sich erstens schämen, denn dieser Mann hat bereits so viele Traumrollen absolviert und zweitens sollte er es nach spätestens diesem Film sein, in dem der knuffige, etwas gealterte DeNiro von Anfang bis Ende wirklich nur am Glänzen ist. Allerdings ist es schade, dass dieser große Schauspieler im Moment wohl einfach nicht an ihm wirkich würdige Filme rankommt.
Seine junge Kollegin Dakota Fanning beweist wieder einmal mehr, zu welchen unglaublichen Schauspielleistungen Kinder fähig sein können. Sie spielt sehr überzeugend und ergreifend und bringt einen stellenweise wirklich schon zum Erschaudern.
Um der Geschichte nicht zuviel vorwegzunehmen (denn sicherlich lesen einige doch meine ganze Rezension, die den Film noch nicht gesehen haben), sei nur auf grob darauf eingegangen.
Am Neujahrstag wacht Familienvater David plötzlich um 2:06 Uhr auf und findet seine Frau nicht neben sich im Bett. Auf der Suche nach ihr, wird er auf tragische Weise schließlich im Badezimmer fündig: sie liegt in der Badewanne mit zerschnittenen Pulsadern. Als er sich über sie beugt, vor Verzweiflung schreit, und dabei ihren Kopf etwas anhebt, steht Tochter Emily in der Badezimmertür und sieht alles mit an. Das versetzt sie in einen Trauma-Zustand, den ihr Vater, der selbst gelernte Psychologe ist, von einer Kollegin zunächst behandeln läßt. Emily schließt zu der Kinderpsychologin Katherine Vertrauen und freundet sich mit ihr an. Dann aber beschließt David, einen Neuanfang mit seiner Tochter zu wagen und zieht mit ihr von New York City weg aufs Land, in eine menschenleere Gegend, in der die meisten Häuser nur im Sommer genutzt werden. Es gibt nur wenige Nachbarn.
Dort beginnt es dann, dass Emily scheinbar einen neuen imaginären Freund namens Charlie gefunden hat. Zunächst scheint die Sache harmlos, aber dann passieren Dinge, die Vater David das Blut in den Adern gefrieren lassen. Um 2:06 Uhr wacht er auf und geht automatisch wieder zum Badezimmer. Dort brennt Licht, es tropft Wasser. Er öffnet den Duschvorhand und findet an der Wand den Text „You let her die« in der Handschrift seiner Tochter geschrieben. Dies wiederholt sich nun Nacht für Nacht mit immer extremeren Ausmaßen. David weiß sich langsam nicht mehr mit seiner Tochter zu helfen. Er bekommt sogar etwas Angst vor ihr. Doch dann kommt er dahinter, dass Charlie wohl doch nicht nur eine Einbildung seiner Tochter ist, sondern eine reale Gestalt. In Verdacht gerät Nachbar Steven, der eben erst seine Tochter verloren hat und sich auf seltsame Art und Weise mit Emily beschäftigt. Am Ende ist aber alles ganz anders...
Die Geschichte ist einfach brilliant und wäre auf jeden Fall ein absoluter Renner, wenn es nicht kürzlich erst Filme gegeben hätte, die sich mit gleichem Schema abspielen. Doch dennoch hält „Hide and Seek« einige Überraschungen parat, ist von Anfang an fesselnd und bedrückend. Ein echter Adrenalinkick ist der Film aber nicht, dies sei zu berücksichtigen, bevor man sich dazu entscheidet, den Film zu sehen oder nicht. Es ist kein Horrorschocker, sondern er baut sich langsam auf und ist dadurch auch nicht nervenaufreibend spannend.
Beschreiben würde ich diesen Film als Mysterie-Thriller, denn zunächst wirkt der Film sehr mysteriös, um sich dann in einem actionreichen Ende zu verabschieden. Eine gelunge Mischung mit Starbesetzung. Toller Bilder, tolle Filmmusik und einfach ein Film, bei dem alles zusammenpasst.
Meine einzige Kritik bleibt darin bestehen, dass mich das Ende nicht überrascht hat und ich mir eher einen echten imaginären Freund erwünscht hätte, der in Form der „bösen Seite« der verstorbenen Mutter wiederkommt, um die Tochter liebäugelt und gegen ihren Mann grollt. Vielleicht das nächste Mal?
ungeprüfte Kritik