Kritiken von "VideobusterRedaktion"

Sieben Leben

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.05.2009
Mutig. Das ist Will Smith in der Rolle des todtraurigen Ben Thomas, der sich auf den Weg begibt, einen positiven Einfluss auf die titelgebenden SIEBEN LEBEN (USA 2008) zu nehmen. Mutig ist auch Grant Nieporte, der sein erstes Spielfilm-Drehbuch auf Anhieb für eine Großproduktion abliefern konnte, obwohl er dort nichts aber auch gar nichts beschönigt. Mutig vom italienisch-stämmigen Regisseur Gabriele Muccino, die Vorlage so konsequent bis zum (bitteren?) Ende durchzuziehen. Und nicht zuletzt mutig sind diejenigen, die sich auf diesen bewegenden Film einlassen.

Wie es schon Video Buster Mitglied 'Dickens' in der zeitgleich zum Verleihstart veröffentlichten Kunden-Kritik zu SAKRILEG (USA 2008) schreibt, gilt auch hier zu beachten: "Zum Inhalt sage ich wie fast immer in meinen Rezensionen nichts, denn ich habe es schon als Kind gehasst, wenn einem durch zuviel erzählen die Spannung genommen wurde." Wohl wahr. Denn in SIEBEN LEBEN sitzt man erst einmal recht hilflos vor den Mosaikstücken der Geschichte, die in Nahaufnahmen und sprunghaften Ortswechseln erzählt wird. Wir erfahren nur, dass Ben (Will Smith) ein schicksalhaftes Trauma durchlebt. Selbstzweifel und Trauer zeichnen seine Gesichtszüge fast permanent. Wie er in diese Lage geraten konnte und was er daraus macht, legt der Film nach und nach offen, bis am Ende alles einen ans Herz gehenden Sinn macht.

Die erste Einstellung: Nahaufnahme seines Gesichts, die Augen mit einer Hand verschlossen, während er mit der Notrufzentrale spricht: "Es gab hier einen Selbstmord." Die Telefonistin: "Wer ist das Opfer?" Ben: "Ich." Der Einstieg ist drastisch und das nächste Bild vom Ozean lässt zwar hoffen, doch seine Stimme gibt nicht viel Hoffnung: "In sieben Tagen erschuf Gott die Welt und in sieben Tagen habe ich meine zertrümmert." ("In seven days god created the world and in seven seconds I shattered mine.")

Weiter verraten wir kein Sterbenswörtchen, denn der Film erklärt nach einer Weile das zunächst Verwirrung stiftende erste Filmdrittel von ganz allein und mit immer intensiveren Momenten. Das gute Bonusmaterial beinhaltet sieben Sichtweisen auf SIEBEN LEBEN ("Seven views on SEVEN POUNDS"), Interviews mit sieben Verantwortlichen. In einem Ausschnitt berichtet Regisseur Muccino, er habe die Struktur absichtlich nicht linear gehalten, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, selbst herauszufinden, wer Böses und wer Gutes im Schilde führt.

Der für den Schnitt zuständige Hughes Winborne erklärt, Muccino nähme sich wie in der vorangegangenen Zusammenarbeit mit Will Smith (DAS STREBEN NACH GLÜCK von 2006) die Zeit, Szenen lang auszuspielen, damit sich die Geschichte entwickeln kann. Das könnte bei manchem Video Buster Mitglieder eine Reaktion hervorrufen, wie bei einem unserer Mitarbeiter und dessen Freundin (Zitat): "Wir haben nach der Hälfte gelangweilt ausgemacht."

Wenn Sie jedoch gewillt sind, sich auf diesen ergreifenden und ein wenig unkonventionellen Film einzulassen, werden Sie sicher nicht enttäuscht werden. Sie müssen kein Drama eines modernen Shakespeare erwarten, so wie es manche Internet-Besprechungen sehen, dafür fehlt es ein bisschen an Tiefe und erst recht an Wortraffinesse, denn nach amüsanten oder ironischen Momenten sucht man in SIEBEN LEBEN vergebens. Aber das braucht es auch nicht, wenn er mit seinen Nebenrollen glänzen kann. Woody Harrelson als Ezra Turner kann überzeugen und Rosario Dawson spielt die Emily Posa so gekonnt, dass man in ihren Szenen tatsächlich das fiktive des Drehbuchs vergisst. Obwohl doch so einiges - wie Autor Nieporte im Interview verrät - auf eigenen Erlebnissen oder Begegnungen beruht.

Und schließlich könnten Sie erfahren, was es mit den SEVEN POUNDS, den "sieben Pfund" aus dem Originaltitel auf sich hat, was sich ähnlich wie in Alejandro González Iñárritus 21 GRAMM (2003) hinter diesem Rätsel verbirgt. Ein Blick auf (die) SIEBEN LEBEN lohnt sich also. In vielen Drehtagen erschuf das Drehteam in Kalifornien SIEBEN LEBEN und in 118 Filmminuten könnte es ein Stück weit Ihr eigenes beeinflussen.

ungeprüfte Kritik

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.05.2009
Mit den Filmweisheiten von Woody Allen verhält es sich wie mit Oliven und Wein - oder: Die Magie der Scarlett-Johansson-Trilogie...

In VICKY CRISTINA BARCELONA (USA/Spanien 2008) spielt Scarlett Johansson eine amerikanische Touristin, die mit ihrer besten Freundin Vicky (Rebecca Hall) in der zweitgrößten spanischen Metropole ihren Sommerurlaub verbringt. Cristina will den Kopf frei kriegen und sich klar darüber werden, was sie im Leben eigentlich will. Ihre Reisebegleiterin scheint sich da schon sicherer zu sein, denn sie plant bereits ihre Hochzeit mit einem bodenständigen, treuen Anzugträger. In Katalonien, bei einem abendlichen Restaurantbesuch, tritt nun Juan Antonio (Javier Bardem) an ihren Tisch. Ein resoluter Künstler, der den Damen ein unmoralisches Angebot unterbreitet: "Ich lade Sie ein, mit mir nach Oviedo zu kommen. Wir bleiben übers Wochenende. Ich meine, ich werde Ihnen die Stadt zeigen und wir werden gut essen, trinken guten Wein, lieben uns." Vicky stellt eine nicht ganz unberechtigte und für den Verlauf des Films ebenso entscheidende Gegenfrage: "Ja und ... und wer genau soll sich da bitte schön lieben?"

Lieben ist ein gutes Stichwort, denn alle lieben offenbar Miss Johansson. Im Video Buster Starportrait berichteten wir über die 1984 in New York geborene Darstellerin, sie sei von den Lesern der Zeitschrift FHM in einem '100 Sexiest Women in the World 2006' Special zur 'Sexiest Woman Alive' gekrönt worden. Vom 'Playboy' wurde diese Ehre mit einer weiteren Auszeichnung 'Sexiest Celebrity of 2007' bestätigt. Sie selbst kokettierten mit einer Aussage, sie würde auf Herren des älteren Semesters stehen. Sie könne sich eine Beziehung mit einem unter 30-Jährigen nicht mehr vorstellen. Seit September 2008 ist Frau Johansson allerdings mit Schauspielkollege Ryan Reynolds (Jahrgang 1976) fest liiert und erfreut sich an 5 Millionen Dollar, die sie laut dem 'Forbes' Magazin jährlich verdienen soll. Ihren eigenen Worten zufolge ist sie sehr unabhängig, bräuchte jedoch eine Menge Zuneigung: "I am very independent. I can look after myself but I still need a lot of love and care."

Warum wir Ihnen das über Scarlett Johansson schreiben? Gleich dreimal in Folge hat Woody Allen sie in den vergangenen Jahren in einer Hauptrolle besetzt. Als Muse des Regisseurs beeindruckte sie in der BBC-Produktion MATCH POINT (2005) an der Seite von Jonathan 'The Tudors' Rhys Meyers, anschließend in SCOOP - DER KNÜLLER (2006) neben Hugh 'Wolverine' Jackman und nun in 'Vicky Cristina'. Diese Film-Menage-à-trois haben wir uns hintereinander zu Gemüte geführt und das sollten Sie auch tun! Denn es tritt das ein, was uns der Off-Erzähler in VICKY CRISTINA BARCELONA über Cristina berichtet: "Plötzlich hatten Gedanken Vorrang vor Gefühlen. Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe. Und so sehr sie auch versuchte, sich gegen sie zu stemmen, sie konnte sie nicht verdrängen."

Zu viele Wahrheiten über das Leben? Es ist schon schmerzlich, wie Woody Allen in manchen Szenen den Finger in die Wunde zu legen versteht, wie er Schreckensszenarien aus hinterfragten Partnerschaften und verhängnisvollen Affären vor uns ausbreitet. Gleichermaßen höchst unterhaltsam wie unterschwellig pessimistisch sind die Werke seiner Scarlett-Johansson-Trilogie. Mögen Sie Fantasy-Geschichten und Science-Fiction? Genießen Sie es, sich mit fesselnden Filmabenteuern aus dem Alltag heraustragen zu lassen, um für eine Weile in eine fremde Welt abzutauchen? Dann halten Sie sich um Himmels Willen von diesen Filmen hier fern! Nein, Sie müssen sie unbedingt sehen! Widersprüchlich wie diese Aussagen und faszinierend sind diese Filme, jeder für sich. So ist MATCH POINT eine Lovestory und dann doch ein Thriller, SCOOP ein klassischer Krimi und doch eine beinahe alberne Komödie und VICKY CRISTINA BARCELONA schließlich ist eine Romanze, eine Komödie, ein Drama zugleich. Filme mit Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe eben.

In MATCH POINT heißt es zu Beginn: "Der Mann, der gesagt hat 'Ich hätte lieber Glück als Talent' hat tiefe Lebensweisheit bewiesen. Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante und kann für den Bruchteil einer Sekunde nach vorn oder nach hinten fallen. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorn und man gewinnt. Oder auch nicht und man verliert." Bei Woody Allens Spielfilmen weiß man nie, auf welche Seite der Ball springen wird, nicht einmal, welches Spiel überhaupt gespielt wird. Nur der Ausgang ist gewiss: Das Zusehen ist in jedem Fall ein Gewinn.

Juan Antonia (Bardem) berichtet über die Beziehung mit seiner Ex Maria Elena, gespielt von der dafür mit dem Oscar(c) ausgezeichneten Penélope Cruz: "Wir waren beide davon überzeugt, dass unsere Liebe perfekt wäre, aber irgendetwas fehlte." Sicher ist auch der vorliegende Film im Nachhinein betrachtet keineswegs perfekt. In der Synchronisation fehlt ihm dazu ein wichtiger Bestandteil, der Charme der spanisch-englischen Dialoge. Aber man kommt in Gedanken nur schwer von ihm los. Gedanken, noch ein gutes Stichwort: Die macht man sich über die Jugendzeit, als man Woody-Allen-Werke noch als Steckenpferd seiner Eltern abgetan hat, da sie scheinbar nur Erwachsenenprobleme wie Ehestreitigkeiten zum Thema hatten. Das verhielt sich so wie mit Oliven und Wein - Dinge, die man angeblich erst mit dem Alter richtig zu schätzen lernen weiß. Inzwischen hat man Woody Allen ins Herz geschlossen und genießt solche Filmabende mit leckeren Oliven und gutem Wein. Man wird alt! Da kann wieder einmal nur eine der genannten Filmweisheiten von Woody Allen retten: "Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt." Wir wünschen gute Unterhaltung mit Vicky, Cristina, Juan Antonia und Maria Elena in Barcelona.

ungeprüfte Kritik

The Da Vinci Code - Sakrileg

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.05.2009
Mit seinem Roman "Sakrileg" sorgte Dan Brown weltweit für Aufsehen und löste wilde Spekulationen über den Wahrheitsgehalt seiner Thesen aus.
Die Kritik der Kirche an diesem Film ist verständlich und schwachsinnig wie immer.

Die filmische Umsetzung von Dan Browns Bestseller lässt sich wohl am besten als routiniert beschreiben. Man erkennt ganz klar die Handschrift und die Stilmittel von Regisseur Ron Howard, der den Stoff schnörkellos auf die Leinwand bringt. Der Film hat trotz seiner ca. 150 Minuten keine Längen und hält die Spannung auf konstantem Level.

Die Leistung des Darstellerensembles ist durchweg überzeugend, wobei sich keiner der Akteure in den Vordergrund drängt. Herausgehoben seien an dieser Stelle Hauptdarsteller Tom Hanks, der als integerer Gelehrter überzeugt, an der kniffligen aber gleichzeitig gefährlichen Schnitzjagd Gefallen findet und Audrey Tautou, die als Langdons Partnerin und als starke Frau gefällt.

ungeprüfte Kritik

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.04.2009
Samuel L. Jackson glaubt, er sieht nicht richtig, als die neuen Nachbarn einziehen: Ein weißer Jungspund mit einer farbigen, bildschönen Lebensgefährtin. Das guckt sich der LAPD-Gesetzeshüter nicht lange tatenlos an. Als alleinerziehender Vater von zwei heranwachsenden Kindern muss er doch ein gutes Vorbild abgeben und für Ruhe und Ordnung sorgen. Wo leben wir denn?! Als sich das frisch eingezogene Paar auch noch im Pool nebenan bei einer abendlichen erotischen 'Schwimmgymnastik' vergnügt, brennt bei Moralapostel Abel Turner (Jackson) eine Sicherung nach der anderen durch. Zuerst einmal dreht er aber bei sich im Haus die Sicherung für die Sicherheitsflutlichter rein, woraufhin das Schlafzimmer der neuen Nachbarn auch in den Nachtstunden hell erstrahlt. Ausgereichnet jetzt hat bei Lisa und Chris (Kerry Washington und Patrick Wilson) auch noch jemand die Drähte der Klimaanlage gekappt. Nicht nur aus diesem Grund heizt sich die Stimmung merklich schnell auf.

Was nach einem klassisch erzählten, sich langsam steigernden Thriller klingt, entpuppt sich im Laufe der 105 Filmminuten - als klassisch erzählter, sich langsam steigernder Thriller, genau. So wie sich die Ausgangssituation der ganzen Geschichte liest, so entfaltet sich das Geschehen in LAKEVIEW TERRACE (USA 2008) unaufhörlich. Zwar hatte Regisseur Neil LaBute zuvor mit WICKER MAN (2006) zahlreiche Filmbegeisterte enttäuscht, auch BESESSEN aus dem Jahr 2002 kam nicht viel besser an, aber sein Regieeinstieg IN THE COMPANY OF MEN von 1997 bleibt weiter in guter Erinnerung. Schon damals verfolgte LaBute erfolgreich das Konzept, ein gerade in Amerika kontroverses Reizthema in einen intensiven Thriller zu verpacken.

Zurück zum auflodernden Nachbarschaftsstreit in Lakeview Terrace, dem stereotypen Suburb-Distrikt am Rande von Los Angeles. Der Konflikt am Gartenzaun, bei dem ein Wort das nächste gibt, ist keinesfalls nur geradlinig erzählt, wie man vermuten mag. Angenehm konventionell kommt die erste Stunde in die Gänge, schon der Vorspann ist sachlich schwarz-weiß (wie bezeichnend) gehalten, in klaren Buchstaben. Die Kameraeinstellungen zeigen die Personen und Schauplätze mit wenigen Nahaufnahmen und ohne störende Handkamera, die mit ihren wackeligen Bildern doch in letzter Zeit selbst in Großproduktionen allzu inflationär benutzt wurde. Die Verunsicherungen bei den Neuankömmlingen und beim Zuschauer setzt mit dem Aufeinandertreffen der Hauptakteure ein, als sich Samuel L. Jacksons Charakter mit zweideutig-eindeutigen Bemerkungen als verkappter Rassist entpuppt. Spannend ist nicht unbedankt was passiert, sondern wie es passiert.

Risse bilden sich, in der Vorortsiedlung, im Job, in der Erziehung, in der Beziehung. Zwischenmenschliche, zwischenrassische (der englische Begriff 'interracial' ist griffiger) und geschlechtliche Machtkämpfe tun sich auf. Dem zuvor sicher geglaubten Vertrauen in die festen Werte des Lebens wie Arbeit, Partnerschaft und Familie wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist interessant zu beobachten und für einen Mainstreamfilm mutig thematisiert. Vielleicht war das einer der Gründe, warum Will Smith als Produzent in dieses Projekt einstieg. Seine Produktionskosten hat LAKEVIEW TERRACE jedenfalls längst eingespielt, stieg am Startwochenende in den USA sogar auf Platz 1 der Kinocharts ein. So werden Sie bestimmt auch demnächst bei uns einigen Gesprächspartnern begegnen, die sich nach dem Gesehenen gerne über Rassismusdarstellungen und Thrillerkonventionen im Film unterhalten wollen.

Trotzdem sollten Sie die Erwartungen an 'Lakeview' nicht zu hoch hängen, denn es folgt noch eine zweite Stunde, die zwar die Spannungsschraube weiter anzieht, sich jedoch ordentlich in Klischees verliert. Aus den Reihen des Video Buster Teams konnten schon einige gegensätzliche Meinungen aufgeschnappt werden. Niemand äußerte sich euphorisch über den Frühjahrsneustart auf DVD und Blu-ray, jedoch pendelten die Reaktionen zwischen durchschnittlichem Zuspruch und zufriedenen Gesichtern. Wer keinen 08/15-Thriller erwartet, sondern eine durchaus fesselnde Handlung mit guten Ansätzen von oftmals ausgeklammerten Themen des menschlichen Miteinanders, geht mit einem LAKEVIEW TERRACE Filmabend kein Risiko ein.

Haben Sie ihn bereits gesehen und sind Sie von der schauspielerischen Präsenz des Ausnahmedarstellers Samuel L. Jackson wieder einmal überzeugt worden? Dann sehen Sie sich Mr. Jackson doch gleich auch einmal 'auf der anderen Seite' in einer defensiven Rolle an, als Lehrer im packenden Drama 187 - EINE TÖDLICHE ZAHL. Der stammt ebenso wie LaButes Debüt aus dem Jahr 1997 und zeigt Jackson, wie er selbst von New York nach Los Angeles umzieht, um dort in L.A. ein Opfer der alltäglichen Gewalt zu werden. Und um den 'weißen' LAKEVIEW TERRACE Darsteller Patrick Wilson nicht zu diskriminieren, sei auch von ihm ein beeindruckender Filmauftritt genannt, im recht schockierenden Psychogramm HARD CANDY (2005). Genug der Filmempfehlungen für heute! Lassen Sie sich gut unterhalten und seien Sie lieb zu Ihren Nachbarn, sonst...

ungeprüfte Kritik

Death Race

Action, 18+ Spielfilm, Science-Fiction

Death Race

Action, 18+ Spielfilm, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 22.04.2009
Frankensteins Todesrennen im Death Race 2009: Jason Statham ist ein Siegertyp. Mit jeder neuen Runde beweist er, dass seine Filmkarriere keine Aussetzer zu kennen scheint. Ob sein Film DEATH RACE (USA 2008) für uns Zuschauer nun Grund zum Jubeln ist, oder ob dieses FSK18-Gefährt nach gut 100 Filmminuten doch nicht ganz unbeschadet über die Ziellinie kommt, das wollen wir Ihnen nach dem Renngeschehen vor dem dröhnenden Testbildschirm berichten.

Der sympathische Jensen Ames (Statham) ist von der ersten Minute an eine klassische Figur 'aus echtem Schrot und Korn'. Ein Mann mit Ecken und Kanten, aufrichtig und anpackend. Nur muss er schon nach einem kurzen Filmauftritt als Tagelöhner ein Schicksal erleiden, das schon so manchen Filmhelden traf: Seine heile Familienwelt wird zerstört und er wird als Hauptverdächtiger unschuldig in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet. Die Leiterin Hennessey - die dreifach Oscar(c)-nominierte Joan Allen einmal erfrischend anders - führt ein hartes Regiment und veranstaltet mit den Insassen die titelgebenden 'Death Races', die mit tödlichen Rennereignissen für ein regelmäßiges, schaulustiges Millionenpublikum sorgt. Sind wir noch im Filmgeschehen oder schon in der Filmauswertung?

Als Produzent ist der legendäre B-Film-Tycoon Roger Corman am Werk, der Vater des Trashfilms (und das ist liebevoll gemeint). Dass die enorm günstigen Filme seiner unabhängigen 'Corman-Factory' in den sechziger und siebziger Jahren so enorm erfolgreich waren, sei leicht zu erklären: "Weil wir uns nicht um die Grenzen zwischen Kunst und Trash kümmerten. Die jungen Leute, die für mich arbeiteten, durften sich selbst verwirklichen, solange genug Sex und Gewalt in den Filmen vorkam und die Titel möglichst reißerisch waren." (Corman am 31.12.08 in der ZEIT) So hieß denn auch der Vorgänger zu DEATH RACE im Jahre 1974 hierzulande FRANKENSTEINS TODESRENNEN (im US-Original: DEATH RACE 2000). Eine bemerkenswerte Mischung aus schlechtem Geschmack, unvergesslichen Charakteren und einer Besetzungsliste vom legendären David Carradine bis zum jungen Sylvester Stallone. Ein Filmcocktail, der psychedelisch und politisch zugleich wirkt, der - im Rahmen seines geringen Budgets - eine harte Medien- und Gesellschaftskritik ebenso trefflich serviert, wie anrüchige Nacktszenen und brutale Rennsequenzen.

All die Kritik an der damaligen amerikanischen Führung geht im Remake von Regisseur Paul W.S. Anderson (erwartungsgemäß?) völlig im Renngeschehen unter. So wie in MORTAL KOMBAT (1995) und seinem ALIEN VS. PREDATOR (2004) beweist Anderson erneut, wie gekonnt er einerseits Spielfilme in Szene setzen kann und wie leer diese nach dem Ausschlachten der Vorbilder am Ende zurückbleiben. Genug der Schelte, denn die in Cormans DEATH RACE 2000 satirisch überhöhte Schaulust eines abstumpfenden Fernsehpublikums ist auch hier erhalten. Zwar werden nicht wie bei Corman zum Sammeln der begehrten Rennpunkte unschuldige Passanten überfahren, denn die Rennstrecke führt nicht von der Ost- zur Westküste, sondern lediglich durch einen abgesperrten Gefängnisparcours. Allerdings gibt es auch im Remake manch blutige Karambolage. Außerdem erwartet den geneigten Zuschauer ein Action-Vehikel, das wirklich Männerträume zu verwirklichen scheint. Harte Jungs, schnelle Autos, Waffenarsenale und heiße Fahrtbegleiterinnen. Das sind Zutaten, für die sich auch Statham (siehe Making-Of) gerne privat im Filmsessel festnageln lässt. Hier werden wir akustisch und visuell mit Vollgas durchgeschüttelt und wenig gerührt.

Auch auf 'Computer Generated Images', auf CGI-Effekte, wurde laut Regisseur Anderson - wenn immer es möglich war - verzichtet. So wurden alle Autos à la 'Pimp My Ride' von Gebrauchtwagenhändlern angeschafft, ausgeschlachtet, aufgemotzt. Inklusive der Arbeitsstunden seien so pro Automobil Kosten in Höhe von 250.000 bis 300.000 Dollar entstanden, die sich immer wieder per Explosion in Rauch aufgelöst haben. Anderson wollte weg vom Image der B-Movies, der zweitklassigen Billigfilmchen, hat bewusst große Namen wie Jason Statham, Joan Allen und Ian McShane für sein DEATH RACE verpflichtet und wollte eine Hommage an Genreklassiker wie MAD MAX II drehen. Ist doch schön, wenn uns Zuschauern nicht nur Schauwerte, sondern auch handwerkliche und darstellerische Höchstleistungen geboten werden und die hohen Produktionskosten (geschätzte 45 Millionen Dollar) sinnvoll zum Zwecke eines hohen Unterhaltungswerts investiert wurden.

Altmeister Roger Corman fasst unverblümt zusammen, was damals wie heute gilt: "Aber man muss ehrlich sein: Es ging nicht nur um Kunst, sondern auch um Business. Ich hatte mit meinen eigenen Produktionen viel Geld verdient. Also investierte ich in die Filme der Nachwuchsregisseure, deren Talent ich bereits getestet hatte. Keiner von denen hat mein Geld je verschwendet."

ungeprüfte Kritik

Das Waisenhaus

Horror, Thriller

Das Waisenhaus

Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.04.2009
El Orfanato, das Waisenhaus. Belén Rueda. "Warum glaubt mir niemand?" Das sind Eckpfeiler, aus denen Spaniens neue Regiehoffnung Juan Antonio Bayona einen stilsicheren Haunted-House-Genrebeitrag erschaffen hat. Eine Geisterhausgeschichte könnte allerdings schon im Vorfeld einen Schauer hervorrufen, wenn man an die vielen (filmischen) Klischees denkt, die dort "herumgeistern".

Um den Fehler zu vermeiden, den die Online-Enzyklopädie "Wikipedia" begeht, indem sie die Handlung vom Beginn bis zur Pointe nacherzählt, richten wir lieber den Blick darauf, wie DAS WAISENHAUS entstand. Den Grundstein für die breitenwirksame Aufmerksamkeit legte der Produzent, Guillermo del Toro, mit seinem langjährigen Vertrauen in den Kurzfilm- und Videoclipfilmer Bayona und mit der Zusage für dieses zunächst nicht gerade neuartig anmutende Filmkonzept. Der Mexikaner del Toro, der es nach einer grundlegenden Filmausbildung mit seinen zwei HELLBOY Verfilmungen und dem hochgelobten PAN'S LABYRINTH international "geschafft" hat, war von dem Projekt sofort überzeugt und konnte für eine Verdoppelung des Etats und der angesetzten Drehzeit sorgen. Del Toro sagte frei übersetzt, dass die gewählte Gattung nur mit großen Schauspielern ernsthaft und glaubhaft würde, wie es mit Nicole Kidman 2001 in THE OTHERS geschehen sei. Daher engagierte er etablierte Darsteller wie Fernando Cayo, Geraldine Chaplin und allen voran Belén Rueda, deren Talent seit Alejandro Amenábars DAS MEER IN MIR (Auslands-Oscar 2005) über jeden Zweifel erhaben war.

Altmeister Billy Wilder soll einmal auf die Frage nach den drei wichtigsten Bestandteilen für einen guten Film geantwortet haben: "Drehbuch, Drehbuch, Drehbuch". In diesem Fall überzeugte die Textfassung von Sergio G. Sánchez alle Beteiligten. Sánchez selbst verhielt sich im Vorfeld in Hinsicht auf filmische Vorbilder ganz offensiv: natürlich habe er Klassiker wie POLTERGEIST und DAS OMEN viele Male studiert und damit den elterlichen Videorekorder abgenutzt. Vertont wurde seine Geschichte mit der Originalmusik von Fernando Velázquez, der genau wie der Kameramann Óscar Faura verdientermaßen ausgezeichnet wurde, und Hauptdarstellerin Rueda sammelt ebenfalls einen Filmpreis nach dem anderen. EL ORFANATO hat im eigenen Land mehrere "Barcelona Film Awards" verliehen bekommen und sogar sieben noch gewichtigere "Goyas" (die spanischen Oscars). Nicht verwunderlich, dass THE ORPHANAGE – obwohl nicht englischsprachig gedreht – seinen weltweiten Siegeszug fortsetzt. Ein Durchmarsch bei den großen Preisverleihungen jedoch ist für ein solches Genre wohl eher ungewöhnlich, genau wie der deutliche finanzielle Erfolg, der DAS WAISENHAUS bereits jetzt zu einem der erfolgreichsten spanischen Filme aller Zeiten werden ließ.

Kinderhände reißen im Vorspann Fetzen von Tapete (von der Leinwand) ab und an den darunter liegenden Stellen aus der Vergangenheit werden die Titeleinblendungen sichtbar. Wieder entfernen die kleinen Hände gierig Papierstreifen und es bleibt ein schwarzes Bild zurück, auf dem die Filmhandlung beginnt. Ein Mädchen lehnt an einem Baum und ruft einen Abzählvers. Ihre Spielkameraden kommen immer näher auf sie zu. Dieses Spiel nimmt sich Regisseur Juan Antonio Bayona (geboren 1975) in seinem ersten langen Spielfilm zu Herzen und lässt die Elemente seiner Gruselgeschichte Schritt für Schritt auf den Zuschauer zukommen. Als Laura lässt sich Belén Rueda von ihrem Filmsohn Stichworte zuwerfen ("Leuchtturm!"), die sie zu einer spannenden Schilderung verarbeitet. So muss man DAS WAISENHAUS verstehen: Aus drei, vier Elementen, die man vielleicht schon mal gehört oder gesehen hat, wird dem gewillten Zuhörer/Zuschauer eine unheimliche Gute-Nacht-Geschichte vorgeführt. Die Personen im WAISENHAUS sind allesamt verunsichert und auf ihre Art isoliert, denn niemand will ihnen glauben. Der junge Sohn verbringt seinen Tag mit imaginären Freunden, das erwachsene Paar träumt von einem intakten Familienleben und dem Projekt eines eigenen Erziehungsheims, an das auch noch niemand vollends glauben mag. Das Grauen ist in uns, der Film spielt geschickt mit visuellen Motiven wie Türen, Klinken, Schlüsseln, Treppen. Immer mit der Grundstimmung um die Urängste Verlust, Krankheit, Behinderung, Tod. Nichts kann für Sicherheit sorgen, weder Ehe, eine neue Familie für die Waisen, noch ein vermeintlich schützendes neues Heim oder gar die Zukunft. Dabei führt uns der Film in wundervoll komponierten Bildern durch das raffinierte Drehbuch.

Kritikern sei angeraten, einfach mal im Nachhinein die schön gestaltete Webseite des Films im Internet anzuschauen. Dort kann man einige Fotos der Drehorte betrachten. Wie nett die versammelte Filmcrew dort lacht! Dann wird klar, welches Geschick und Können dahinter steckt, aus den Schauplätzen wie dem sonnigen Strand und den einladenden, großzügigen Räumen einer Villa mit Hilfe weniger Maskeneffekte und einer Handvoll Akteure eine solch anspannende Atmosphäre zu schaffen.

Jeder von uns hat sicherlich hier und da Schreckensbilder im filmischen Gedächtnis, die sich nicht verdrängen lassen wollen. Unbequem sind Erinnerungen, die klassische Filmmonster wie der Kiemenmann aus dem Amazonas oder Boris Karloffs Figuren lieferten. Doch weitaus fieser können Dinge sein, die in "realen" Räumen geschehen. Denken Sie an ein verlassenes Haus und einen langen Flur. Ein Kind steht dort mit einem Sack auf dem Kopf und kommt langsam und wortlos auf Sie zu. Gänsehaut, die beeindruckender als jede überhöhte und comichaft wirkende Splattereinlage jüngerer Horrorfilme wirkt. Wenn man sich denn – und das gilt letztlich für jede Filmgattung – darauf einlässt. Im Film spricht Geraldine Chaplin als Medium, die Kontakt zum "Reich der Toten" herstellen soll, mit der Hauptperson Laura und erklärt ihr, dass sie erst sehen könne, wenn sie auch daran glaubt. Da hat die Seelenwelt der Verstorbenen etwas mit dem Kino gemein: Sie können es nur sehen, wenn Sie sich nicht dagegen sperren. Löschen Sie also daheim alle Lichtquellen, starten Sie den Film mit guter Lautstärke und sagen Sie hinterher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!

Am Ende soll ein Video Buster Mitglied zu Wort kommen, das in seiner Kundenkritik zu Gaspar Noes IRREVERSIBEL eine auch für DAS WAISENHAUS gültige Aussage traf: "Somit bleibt dieser stets spannend, da der Zuschauer mitdenken muss. Ist bei dieser Story aber perfekt umgesetzt. Nochmal ansehen ?? Nein Danke !!!" Und die Überleitung zur WAISENHAUS-Vorspanngestaltung soll Hamburgs "Hansen Band" bilden, dem Zusammenschluss der Musiker Marcus Wiebusch (Kettcar) und Thees Uhlmann (Tomte) mit Schauspieler Jürgen Vogel. Mit einem Zitat aus ihrem Song "Alles teilen": "Ding dong und ich, wartend in den Räumen. Und hinter den Türen, die Chance die mehr verspricht. Zwischen Rauhfaser und Wand klebt die Hoffnung fremder Leben. Klebt die Sehnsucht nach was Neuem. Kleben Bahnen von Tapeten."

ungeprüfte Kritik

Babylon A.D.

Thriller, Science-Fiction

Babylon A.D.

Thriller, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 08.04.2009
"Save the Planet." Das ist die erste Botschaft, die uns Toorop mitgibt. Rettet den Planeten. Mit einem düsteren Grollen unterlegt, sehen wir aus dem All auf die Erde herab. Die Stimme des Sprechers Vin Diesel grollt aus dem Off noch mehr: "Das Leben ist hart und dann krepierst du. Autoaufkleber-Philosophie." Hinter allem steht der französische Regisseur Matthieu Kassovitz, der seit LA HAINE - HASS von 1995 immer noch genügend Filmfans hat, die an ihn glauben. Ob er diese Treue mit seinem neuen Film aufs Spiel setzt und ob er über die "Autoaufkleber-Philosophie" hinaus auch Tiefgründigeres mitzuteilen hat?

Tiefgründig ist der Titel: BABYLON A.D. (Frankreich/USA 2008). Babylon, Bilder an den Turmbau steigen auf, mit dem die Menschen sich im Alten Testament in den Himmel bauen wollten, um sich auf eine Stufe mit Gott zu stellen. Daher der erste filmische Blick aus göttlicher Perspektive auf unseren blauen Planeten, den es zu retten gilt? "A.D.", Anno Domini, als zeitliche Einordnung. Dabei wissen wir zunächst gar nicht, wann wir uns befinden. Nur wo: Im neuen Serbien, Osteuropa, in einem karg eingerichteten Zimmer zusammen mit Vin Diesel. Das einzige Mobiliar scheint aus an der Wand gelehnten Waffen zu bestehen. Wohnst du noch, oder kämpf du schon ums Überleben? Draußen herrscht Bürgerkriegsstimmung, ein Endzeitszenario à la CHILDREN OF MEN (2008) breitet sich vor uns aus.

Nur leider hält der Vergleich zu Alfonso Cuaróns Werk nicht allzu lange stand. Was sehr düster und atmosphärisch beginnt, mit stampfendem Rap unterlegt (stimmig: "Deuces" vom Projekt AcHoZeN), bröckelt nach und nach. Das Drehbuch als solches erinnert an den Mythos des Turmbaus: Hoch hinaus wollen während einer zum Scheitern verurteilten Mission. Doch was geht hier schief? Die Darstellerriege ist bestens: Diesel mit seiner erwähnten Originalstimme lässt ein großes Science-Fiction-Endzeit-Heimkino-Gefühl aufkommen. Wahre Weltstars wurden ihm zur Seite gestellt, mit Gérard Depardieu, Charlotte Rampling und einer souveränen Michelle Yeoh. Auch die jüngste im Team, Mélanie Thierry, hat als rätselhafte Aurora ein gewisses Etwas. Vielleicht nicht ganz die Klasse einer Leeloo (Milla Jovovich) aus dem FÜNFTEN ELEMENT. Das wurde 1997 ebenfalls französisch produziert und der Autor/Regisseur Luc Besson erhielt damals ein Budget über rund 90 Millionen Dollar für seine Zukunftsvisionen.

Kassovitz hat hier 'nur' 60 Millionen zur Verfügung gestellt bekommen und wählte visuell reizvolle Schauplätze wie Kasachstan, die Antarktis und New York. Gerüchten zufolge soll der Filmemacher gesagt haben, das nun vorliegende Endresultat seines Filmprojektes sei "stupid", blöde. Was sagt dann erst Romanautor Maurice Georges Dantec dazu, der die Vorlage "Babylon Babies" (so auch der Filmarbeitstitel) bereits 1999 veröffentlichte? Laut eines Interviews mit AMC-TV hätte sich Kassovitz konkret über das Zusammenschneiden seines Filmmaterials auf knapp über anderthalb Stunden geärgert. Das könnte so manche Handlungssprünge in der zweiten Hälfte des Films erklären. Video Buster bietet nun die offiziell "ungeschnittene Fassung" von Concorde/EuroVideo an, die eine FSK16-Freigabe erhielt. Sollte uns ein längeres, in sich geschlosseneres Filmerlebnis vorenthalten worden sein - von 70 herausgenommenen Minuten ist die Rede - müsste man den verantwortlichen Produzenten demzufolge statt eines "A.D." für Ihren Vermarktungstitel ein "a.D." als Zusatz für "außer Dienst" verleihen. Und man müsste noch einmal Vin Diesel aus dem Prolog zitieren: "Gott hat uns so viel gegeben, um zu sehen, was wir daraus machen. Selbst beschissene Laborratten hätten sich besser angestellt." (Zitat Ende)

Zahllose Unkenrufe zu BABYLON A.D. im Ohr, funktioniert der Film beim ersten Anschauen allerdings erstaunlich gut und kann durchaus als richtig schöner Genre-Beitrag gelten, der den naiv-sympathischen Charme der Actionfilme aus der Zeit vor der Jahrtausendwende versprüht. Wenn man die Erwartungen ganz niedrig hängt, wird man positiv überrascht und verbringt einen unterhaltsamen Filmabend. Das gesagt, erzeugt das Ganze allerdings ein Dilemma: Ihre Erwartungen könnten jetzt vielleicht gestiegen sein und Sie werden vor dem eigenen Bildschirm enttäuscht sein. Trotzdem: Flachbildschirm, flache Story, flache Erwartungshaltung - diese Rechnung geht auf!

Sagen Sie nach diesem Eindruck eher "Babylon Ade" oder lassen Sie sich doch von den Stärken des auf DVD und Blu-ray erschienen Verleihtitels BABYLON A.D. mitnehmen auf eine kurzweilige Filmreise? Film rein, Alltag raus! Autoaufkleber-Philosophie.

ungeprüfte Kritik

James Bond 007 - Ein Quantum Trost

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.04.2009
Ein Quantum Bourne: Craig, Daniel Craig ist in eine wilde Autoverfolgungsjagd verwickelt, bei der es nicht nur der Person im Kofferraum schlecht wird. Auch als Zuschauer wird man in der Eingangssequenz von EIN QUANTUM TROST (GB/USA 2008) ordentlich herumgeschleudert. Von einem MTV-Schnittstakkato war im Internet zu lesen, in das man nach dem Ende des Vorgängerfilms fast nahtlos gestoßen wird. Wobei heutzutage der MTV-Stil doch zumeist gar nicht mehr als Aufwertung für kunstvolle Cutter-Leistungen verwendet wird, sondern eher als Herabsetzung des Sehvergnügens. Warum eine Arbeitskollegin trotz dieses Bildfeuerwerks bereits kurz nach Filmbeginn einschlief? Folgen wir unvoreingenommen Bonds Wegen durch Italien, nach England, Österreich und Bolivien, ja sogar zu den Bregenzer Festspielen...

Attraktive Schauplätze erwarten uns, erwartungsgemäß. Der Brite Craig darf ein zweites Mal seine Fähigkeiten als Geheimagent Ihrer Majestät unter Beweis stellen, dabei waren schon bei seinem Einstand viele Pressestimmen reichlich boshaft. So sagte 'Die Zeit' ihm den (Zitat) "Charme eines russischen Dorfdiscobesitzers" nach. Doch wer hört schon auf Kritiker? Hier berichten wir Ihnen zumindest, dass Craig in diesem neuen, offiziell 22.James-Bond-Film gegen solche Unkenrufe mit vollem Körpereinsatz ankämpft. Noch schwieriger hat es der deutsche Regisseur Marc Forster, der in die Fußstapfen von Martin Campbell treten muss, dessen CASINO ROYALE (2007) doch einiges Lob von Seiten des Filmpublikums gefunden hat.

Viele von Forsters früheren Filmen, wie MONSTER'S BALL 2001 oder STAY 2005, sind beeindruckende Werke - die jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu steckt hinter all den Wendungen und den wenig schlagfertigen Dialogen von QUANTUM TROST auch noch wie beim Bond zuvor der durch Werke wie L.A. CRASH oder MILLION DOLLAR BABY Oscar(c)-gekrönte Drehbuchautor Paul Haggis. Da möchte man schon meinen, dass Haggis klar hinter seinen Möglichkeiten bleibt.

Hat nun der Bösewicht Dominc Greene, gespielt vom Franzosen Mathieu Amalric, eine fesselnde Ausstrahlung, etwas Diabolisches? Na ja. Geht es Bonds Gegenspieler einfach nur um Macht, hat er Ölvorkommen im Visier oder doch andere natürliche Ressourcen? Alles funktioniert wie bei dem von Hitchcock geprägten Begriff des 'McGuffin', einem Gegenstand, hinter dem alle her sind, der die Handlung voran treibt und der im Grunde austauschbar ist.

Sind Sie nun hinter diesem Verleihtitel her, oder halten Sie die neueren Varianten für einen unnötigen Aufguss der klassischen Bond-Themen? EIN QUANTUM TROST zeigt zumindest, dass das Franchise doch noch einige Schauwerte bieten kann, hier und dort einige moderne Aspekte einbringt wie etwa häufige Handy-Kommunikation und virtuelle Multi-Touch Dashboards. Eine Technologie, die der Riese unter den Softwareherstellern sicher gern in Szene gesetzt sieht. Auch der weltweit viertgrößte PKW-Hersteller baut seine mal scheinbar lautlos, mal kernig ins Bild gleitenden Karosserien gern ein. Aber was wäre Bond schon ohne die zeitgemäßen Produktplatzierungen. Oder ohne die Bond-Girls? Eine von ihnen findet gar ihr Ende (bis auf den Anstrich) in einem historischen Bond-Girl-Tod. Trotzdem: Das wahre 007-Gefühl brandet leider erst so richtig in den letzten Minuten auf, das einen gespannter als vor dem Film zurücklässt, mit dem Versprechen: "Bond will return". Das zumindest ist doch ein Minimum an Trost!

Genug der Filmverweise. Hinein ins eigene Heimkino! Und für den Fall, dass Ihnen dieser neue Bond so gar nicht zusagt, haben wir noch eine kurze (nicht repräsentative) Umfrage innerhalb des Video Buster Teams für Sie gestartet. Wer ist nun der Lieblings-Bond und warum? Gibt es einen besonderen Favoriten unter den 22 (23 wenn man "niemals nie" sagt) Filmen?

=> Jan: "Mein Favorit unter den Darstellern ist Sean Connery, vermutlich wegen seines Humors und der hochgezogenen Augenbraue. DIAMANTENFIEBER gefällt mir am besten. Sind Bond-Filme nicht ohnehin seit dem Ende des Kalten Krieges zu Werbespots verkommen? Zumindest geht's seit CASINO ROYALE wieder zurück zu den Ian-Fleming-Wurzeln."
=> Jens: "Daniel Craig! Finde mit ihm ist die Filmreihe frischer, moderner und cooler geworden. Die alten Klassiker finde ich natürlich auch super. Der markanteste und beste Darsteller hier ist sicher Sean Connery. Aber Daniel Craig finde ich persönlich besser. Bester Bond Film ist klar CASINO ROYALE, bei den alten Filmen finde ich eigentlich alle gleich gut. TOMORROW NEVER DIES will ich nicht vergessen, da gefiel mir mit Teri Hatcher das Bondgirl sehr gut."
=> Lidia: "Also ich fand den Connery am besten. Der hat was Gentleman-haftes gehabt. Welcher der vielen 007 mir am besten gefällt? Kann ich gar nicht sagen. Was ich sagen kann: Für damalige Verhältnisse fand ich GOLDFINGER und LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU gut. Für heutige Verhältnisse STIRB AN EINEM ANDEREN TAG."
=> Sonja: "Ganz klar: Sir Sean Connery. Film(-Charakter) und Schauspieler passten einfach zusammen, spiegelt vor allem den Charme der 'alten' Bond-Filme besonders gut wieder. Der beste Bond ist für mich GOLDFINGER."
=> Julia: "Der beste Bond-Darsteller für mich ist Daniel Craig. Warum? Weil ich die anderen Bond Filme und Darsteller nicht richtig kenne. Ist einfach eine spannender Film und Bond ist einfach super, und die 'Auggeeeen' so schön blau. Mein Lieblingstitel ist also CASINO ROYALE."
=> Sascha: "Mein Bond ist Roger Moore. Warum, das sollte dir eine Frau beantworten. Die schönste Erinnerung hab ich an LEBEN UND STERBEN LASSEN."
=> Gisela: "Sean Connery, das ist ein zeitloser Mann - der ist heute noch attraktiv! Ich mag LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU sehr gern."
=> Dennis: "Mein Lieblings-Bond-Darsteller ist Pierce Brosnan, weil er Brite ist und somit den typisch smarten britischen Flair versprüht, den Daniel Craig nicht hat. Und er hat einfach die besseren Filme bekommen, sprich mehr Action – im Vergleich zu den alten Filmen, die heutzutage zwar gut, aber lahm sind. Außerdem fehlt mir persönlich der Bezug zu den alten Bonds, welche keine schlechten Schauspieler sind, nur eben nicht mehr zeitgemäß. Dazu gefiel mir EIN QUANTUM TROST überhaupt nicht und CASINO ROYALE ging nur so. Der beste Film? STIRB AN EINEM ANDEREN TAG, einer der Gründe ist sicher Halle Berry."

Welches ist Ihr liebster Bond und warum? Schreiben Sie jetzt Ihre eigene Kritik!

ungeprüfte Kritik

Napoleon Dynamite

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.04.2009
In den USA und Großbritanien zum Kult gewordenes Regiedebüt von Jared Hess über einen kompromisslosen Verlierer aus dem amerikanischen Hinterland.
Zwischen anrührend und grotesk schwanken die Betrachtungen aus dem tristen Alltag des Titelhelden als eine Art Mischung aus „Royal Tennenbaums“ und „Willkommen im Tollhaus“. Geheimtipp mit Aussicht auf mehr.

ungeprüfte Kritik

Der Mann, der niemals lebte

Vertraue niemandem. Täusche jeden.
Thriller, Action

Der Mann, der niemals lebte

Vertraue niemandem. Täusche jeden.
Thriller, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 25.03.2009
Der Mann, der niemals enttäuschte: Ridley Scott. Zugegeben, so absolut kann man eine derartige Äußerung nicht schreiben. Vor allem nicht, wenn man auf dieser Seite beim Anklicken seines Namens das Gesamtwerk des meisterhaften Regisseurs in der Filmliste detailliert Revue passieren lässt. Ob er bei seiner Verfilmung des Romans BODY OF LIES von David Ignatius enttäuscht? Niemals.

Es wird viel geboten, das gilt in diesem Fall einmal nicht nur für die Schauwerte des Films. Das Thema 'Terrorismus' allein ist brisant, zumal in einem US-amerikanischen Mainstream-Film. Leonardo DiCaprio spielt den CIA-Agenten Roger Ferris, der 'vor Ort' verdeckt gegen mögliche Terrorzellen operiert. Aus dem Blickfeld der Satelliten heraus wird er dabei von seinem Kollegen Ed Hoffman alias Russell Crowe überwacht. Soviel und nicht mehr sollten Sie sich vor dem geplanten Filmabend durchlesen. Nicht mehr! Denn die Spannung bezieht DER MANN, DER NIEMALS LEBTE (USA 2008) vor allem daraus, unberechenbar zu sein. Wenn man sich im Sessel in einer ähnlichen Gefühlslage wie Agent Ferris befindet, wenn man nie abschätzen kann, auf welcher Seite wer steht, wer die Fäden in der Hand hält, ist die Anspannung groß. Das hat beim unvoreingenommenen Anschauen wunderbar funktioniert und es entsteht der Effekt, der durch allzu viel Filmkonsum ab und an verloren geglaubt scheint: Man taucht vollständig in die Geschichte ein und vergisst die Realität.

Wie real nun die Darstellung der politischen Lager ist, darüber lässt sich auch nach dem Film diskutieren. Anregende Unterhaltung in vielerlei Hinsicht. Für eine gewisse Authentizität der Handlung sorgte Autor David Ignatius, der zuvor gut dreißig Jahre für die Washington Post in Krisengebieten tätig war. Dass bei der Drehbuchumsetzung wenig von seinem Scharfsinn verloren ging, dafür sorgte William Monaghan, der mit seinem DEPARTED (2006) bereits ohne große Verluste die asiatische Vorlage INFERNAL AFFAIRS (2002) in Hollywood-Gefilde transportieren konnte.

Bei diesem Zusammenspiel einiger der fähigsten Filmschaffenden sollte nichts schiefgehen, sollte man meinen. Tut es auch nicht. DiCaprio kann seine BLOOD DIAMOND (2006) Präsenz noch ein wenig steigern und reift zusehends, Russell Crowe ist weiterhin über jeden darstellerischen Zweifel erhaben. Sogar die kurze dreiteilige Dokumentation 'Actionable Intelligence' ist eine runde und informative Sache. Hier bekommt man einen Einblick ins souveräne Handwerk von Ridley Scott und in so manch geschickte 'Behind-the-Scene' Finesse an den Drehorten in Marokkos Hauptstadt Rabat.

Einziger erkennbarer Haken: Lässt man das DVD-Menü eine Weile durchlaufen, so startet sich der Film erneut. Diese Funktion bewirkt, da man gleich wieder von der schnell vorangetriebenen Handlung gefesselt ist und nun der Versuchung widerstehen muss, den Film zur vorgerückten Stunde nicht gleich noch einmal anzuschauen... Da außerdem ein Mitglied zu einer langen Rezension einmal geschrieben hat: "da hat man ja fast keine Lust mehr, selber was zum Film zu sagen", beenden wir die Filmvorstellung an dieser Stelle und überlassen Ihnen reichlich Platz für eine eigene Besprechung!

Im Film stellt der einflussreiche Geheimdienstler Hani Salaam (Mark Strong aus dem verwandten SYRIANA von 2005) unserem 'Helden' Ferris (DiCaprio) eine Bedingung: "Wenn wir zusammenarbeiten wollen, habe ich eine Regel, mein Guter. Belügen Sie mich niemals." Würden wir auch nie tun: Falls Sie den MANN, DER NIEMALS LEBTE noch nicht erlebt haben, sollten Sie der Versuchung nachgeben und ihn sich nach Hause bestellen. Echt wahr.

ungeprüfte Kritik

Mirrors

18+ Spielfilm, Thriller, Horror

Mirrors

18+ Spielfilm, Thriller, Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.03.2009
Redrum ... Candyman ... Esseker! Der Franzose Alexandre Aja hat mit seinem neuesten Werk MIRRORS einen langen Weg zurückgelegt. Nicht nur bezogen auf die filmischen Vorbilder, auch beim Grübeln über den Drehbuchentwürfen. Daran haben er und sein Co-Autor Grégory Levasseur monatelang gesessen. Ob sich die Mühe gelohnt hat? Wir reflektieren für Sie das Filmerlebnis der vergangenen Nacht.

Vergangenes, das scheint in MIRRORS (USA/Rumänien 2008) allgegenwärtig: Ben Carson, der seinen ehemaligen Alkoholkonsum und seine Stimmungsschwankungen nicht in den Griff bekam, musste den Polizeidienst quittieren und lässt sich auf einen Job als Nachtwächter in einem Kaufhaus ein. Das ehemals prunkvolle Gemäuer ist bei einem Großbrand fast vollständig zerstört worden, hat einen unter Wasser stehenden Keller, riesige sauber-polierte Spiegel und gibt nach und nach so manch unliebsames Geheimnis preis. Für ein gruseliges Ambiente ist also gesorgt, schließlich haben Nachtwächter wie in NIGHTWATCH - NACHTWACHE (1994) selten ereignislose Arbeitszeiten.

Wenn dann auch noch der Vorgänger tot aufgefunden wird und die Spiegel kommunizieren wollen, stehen alsbald die Haare zu Berge. Hin und wieder auch die Nackenhaare des Zuschauers, zumindest wenn man sich in einem abgedunkelten Zimmer und einem effektvollen Raumklang ganz und gar auf das Filmerlebnis und die zugegebenermaßen hanebüchene Erzählstruktur einlässt. Denn natürlich versteht der vielgelobte Aja (Jahrgang '78) sein Regiehandwerk. Als junger Wilder unter den europäischen Filmemachern hat er sich mit nur einem radikalen Film - 'Haute Tension' von 2003 - eine Fangemeinde geschaffen, der sich sogar Altmeister Wes Craven anschloss. Gemeinsam haben die beiden 2006 Cravens Remake THE HILLS HAVE EYES akkurat und blutig auf uns losgelassen. Mit Erfolg.

Die Besetzung und die darstellerischen Leistungen in MIRRORS sind tadellos. Kiefer Sutherland dominiert das Geschehen, sowohl als zentrale Figur wie mit seiner Präsenz. Fans der TV-Serie '24' könnte sein Jack-Bauer-Charakter noch allzu vertraut sein, obwohl selbst dieser sich in das Schicksal des Ben Carson (hypothetisch gedacht) nahtlos einfügen könnte. Sutherlands Flüche wie "Dammit!" und "God dammit!" verstärken diesen Bezug noch, schließlich gab es zur damaligen '24' US-Fernsehausstrahlung sogar ein "Dammit"-Spiel, bei dem Studenten bei jedem seiner Ausrufe ein Glas 'auf ex' trinken mussten.

Schade nun, dass sich die Nackenhaare in der ersten Hälfte von MIRRORS aufgrund so mancher Filmklischees sträuben. Wenn die wieder einmal unter ihren Möglichkeiten agierende Amy Smart den Bezug zur Hauptperson so auflösen muss, dass sie im Film sagt: "Ich bin deine Schwester!" Wenn der erste Schreck durch das Hochfliegen einer verirrten Taube erreicht wird, später mit einer hervorspringenden Katze oder einem Hund. Wenn jemand beim Zuklappen des Badezimmerspiegels ins Bild kommt. Das löst viel zu oft ein filmisches DEJA-VU (2006 ebenfalls mit Hauptdarstellerin Paula Patton) aus.

Die Bilder und Sets sind stimmig, die Darsteller überzeugen, die Atmosphäre ist meist dicht. Einzig das Drehbuch schwächelt mal wieder enorm, das bestätigen die Schreiber Aja und Levasseur im Audiokommentar der entfallenden Szenen sogar. Erst nach Testvorführungen vor Publikum konnte man sich für eines der Filmenden entscheiden, so manche bereits gefilmte Situation fiel der Schere des fähigen Cutters 'Baxter' zum Opfer. Das zur Sprache gebrachte Vorbild, Stanley Kubricks SHINING von 1980, wird qualitativ nie erreicht. Es sollte eine Hommage werden. Es wurde ein Remake des südkoreanischen INTO THE MIRROR (1993) und zählt bestimmt nicht zu den misslungenen asiatischen Filmidee-Importen. Der kulturhistorische Ansatz im mitgelieferten Making-of allerdings ist gänzlich haarsträubend. Falls tatsächlich viele Mythen um die Bedeutung des Spiegels ins Script einflossen, hätte eines mehr Beachtung verdient gehabt: Der Film an sich, als ein wirkungsvoller Spiegel menschlicher Ängste, der seine Magie hier nicht recht entfalten konnte.

Es erwartet den gewillten Heimkino-Zuschauer also eine gut inszenierte Geisterbahnfahrt, mit so manch vertrautem Effekt, auf einer etwas holperigen Schienenführung. Und wenn das Ende der Geisterbahn nach gut 100 (ungeschnittenen) Minuten erreicht ist, so landet man wieder dort, wo man zuvor war. Dann, wenn man nach dem Filmende zum 'Austreten' unweigerlich am Badezimmerspiegel vorbei kommen wird, muss man feststellen - einen nachhaltigen Schauer hat MIRRORS nicht hinterlassen. Trauen Sie sich und riskieren Sie selbst einen Blick: in Alexandre Ajas Spiegel.

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Eagle Eye

Außer Kontrolle
Thriller, Krimi

Eagle Eye

Außer Kontrolle
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 12.03.2009
Big Brother ... Außer Kontrolle: Was passiert, wenn sich der Hightech-Überwachungsapparat und unsere modernen Kommunikationswege plötzlich gegen uns wenden? Und was passiert, wenn uns Steven Spielberg als ausführender Produzent in einem ebenso technisierten 80-Millionen-Dollar-Pojekt die filmgewordene Prophezeiung der wüstesten Verschwörungstheoretiker zwei Stunden lang in einem blinkenden und krachenden Actionmarathon vorsetzt?

Eine große Gefahr, so heißt es von Systemkritikern, läge darin, dass sich Privatpersonen im Angesicht von Kameras an öffentlichen Orten und mehr oder weniger legalen Abhörmaßnahmen abwiegelnd dazu äußern würden, sie hätten ja nichts zu verheimlichen. Von Filmkritikern ist häufig eine andere Art von Abwiegelung zu hören, die ebenso blind machen könnte: Ein Actionfilm könne genossen werden, wenn man "das Gehirn einfach ausschaltet", "das Ganze nicht so ernst nimmt", wenn es "ein regnerischer Sonntag" ist oder man schlicht "nicht zu viel erwartet". Beide Fälle haben natürlich eine Daseinsberechtigung und auch kann man die reale Bedrohung durch hochtechnische Überwachung nicht verharmlosen durch einen Vergleich mit Filmkonsum, doch sollte man in der Realität ein gewisses Misstrauen nicht verlieren und im Heimkino nicht ein Mindestmaß an Erwartung.

Dass die Hollywood-Maschinerie uns inzwischen perfekt durchgestylte Spielfilme präsentiert und in High-Definition ins Wohnzimmer transportiert, das stößt auf ungeteilte Begeisterung. Was großartige von mäßigen Filmen ("...aber die Effekte!") unterscheidet, ist ein ordentliches Drehbuch mit einer schönen Geschichte und guten Dialogen. Das funktioniert bei Independent-Arthouse-Nischenfilmen genauso wie bei bombastischsten Sommerblockbustern. Wenn man nun zunächst die Namen der an EAGLE EYE (2008) Beteiligten überfliegt, fällt die Verbindung Spielberg/LaBeouf auf. Denkt man in Richtung TRANSFORMERS (2005) und INDIANA JONES 4 (2008), ist man dem Ganzen auf der Spur: Fantastische Bilder und, und...

In Filmbesprechungen sollte - da sind sich viele einig - von Inhaltsbeschreibungen Abstand gehalten werden. Schließlich liest man eine Rezension entweder, weil man sich den Film noch ansehen möchte (dann sollte nichts verraten werden), oder man hat ihn bereits gesehen und möchte eine andere Meinung hören (dann kennt man die Handlung). Im Fall von D.J. Carusos Regiearbeit EAGLE EYE möchte man gar nicht erst mit dem Nacherzählen des roten Fadens anfangen, denn das kann nur verworren klingen. Dabei hat Caruso eine sehr sympathische Darstellerriege zusammengestellt: Im Mittelpunkt steht Shia LaBeouf, der in wenigen Jahren eine in seiner Alterssparte konkurrenzlose Kassenschlager-Beteiligung hingelegt hat und schon einmal 2007 von Caruso als Sympathieträger für DISTURBIA verpflichtet wurde.

In EAGLE EYE spielt LaBeouf einen Kopiergeschäft-Angestellten, der nach dem Tod seines Bruders schlagartig in ein Netz aus Computerüberwachung und Verfolgungsjagden gerät. Seine Mitstreiterin wider Willen ist die charmante Michelle Monaghan, der Video Buster kürzlich ein Starportrait widmete. Das Portrait wurde seinerzeit unter das Motto "Kiss Kiss, Bang Bang" gestellt, eine Bezeichnung, die aus den Spionagefilmen der 60er Jahre James-Bond-Ära stammt (und dazu titelgebend ist für ihren Film von 2005). Auf "Kiss Kiss" wurde in ihrem neuesten Filmauftritt lobenswerterweise verzichtet, als Actionfilm ist er konsequent. Allerdings auch enttäuschend, wenn man zuvor von der BOURNE-Trilogie (2002-07) und seiner handfesten Machart elektrisiert war.

So richtig 'elektrisiert' wird hier nur eine Nebenfigur, obwohl doch eine wahre Flut an "Bang Bang" geliefert wird. Auch einige schöne Filmzitate wie das unverkennbare rote 'Auge' des Computers HAL aus Stanley Kubricks 2001 (1968) oder die Schlusssequenz, die als Hommage an Alfred Hitchcocks DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE (1956) gesehen werden kann. Ob allerdings der andernorts unzählige Male verwendete Slogan zur Filmbewerbung - "Daran hätte Hitchcock seine helle Freude gehabt!" - auf EAGLE EYE zutreffen könnte, das darf stark bezweifelt werden. Schon gar nicht mit der letzten Szene, die Spielberg wie im MINORITY REPORT (2002) inzwischen offensichtlich immer weichspülend nachreichen muss. Manchmal ist weniger mehr, daher schnell zum Abschluss ein Kommentar von LaBeouf über das Date eines Freundes: "Was habt denn ihr heute vor? Filmfilet essen, dazu 'ne Cola, in die Videothek 'ne Liebesschnulze besorgen und danach zu Mami nach Hause auf die Couch?" Dann doch lieber EAGLE EYE bei Video Buster ausleihen, für einen gemütlichen Filmabend in den eigenen vier Wänden, mit Spiegelei und EAGLE EYE. An einem regnerischen Sonntag, wenn man denn "das Ganze nicht so ernst nimmt".

ungeprüfte Kritik