Dunkle Geheimnisse offenbaren sich.
„Bei ihm ist der echte Horcrux, es war also alles umsonst.“
„Ron sagt, er kommt damit klar, mit dir und Ginny, aber wenn er dabei ist, musst du dich zurückhalten.“
„Ich komme nicht zurück, ich muss beenden, was Dumbledore angefangen hat.“
Diese letzte Szene ist symtomatisch für den ganzen Film. Von der ernsten Hintergrundgeschichte wird plötzlich abgeschweift auf die Liebesbeziehungen, und sofort wieder zurück.
Ja, nun ist es also passiert, was Kritiker und Abneiger von Harry Potter schon vor Jahren prophezeiten, aus den Geschichten um den Zauberschule wurde eine Teeniekomödie.
Dabei ist die Welt um Harry Potter seit dem Finale von Teil 4 doch viel düsterer geworden als in den knallbunten, jungen Jahren, als „Voldemort“ noch ein verbotener Begriff und ein Mythos war.
Die Zeiten haben sich geändert, vor allem in den Filmen ist der schulische Alltag in den Hintergrund gerückt, Abenteuer und Politik standen seit dem großartigen „Gefangenen von Askaban“ im Vordergrund. Die aktuelle Verfilmung schraubt hier wieder einen Gang zurück, und ist auf eine andere Art vom Kinder- zum Jugendfilm mutiert. Vom Unterricht sieht man weniger als sonst, wichtiger als ihre Noten sind den Schülern ihre Liebesbeziehungen. Hermine steht offen zu ihrer lange Zeit unterdrückten Liebe zu Ron, ebenso wie Ginny zu ihrem ewigem Schwarm Harry.
Allerdings liegen dazwischen einige Hindernisse die es aus dem Weg zu räumen gilt. Kamen die Vorgängerfilmen mit Andeutungen und kurzen Gesten aus, um die Liebesdinge der drei Helden zu regeln, gibt es hier offene Schlagabtausche um die Gunst unserer Helden. Obwohl vor allem Hermine-Darstellerin Emma Watson zeigt das diese gar nicht nötig gewesen wären. Sie versteht es mit kleinen Gesten dem Zuschauer ganze Geschichten zu erzählen. Schade das sie nach dem Ende der Reihe der Schauspielerei den Rücken kehren will.
Die Wahl von David Yates als Regisseur des fünften Harry Potter- Films war nicht gerade unumstritten. Ich habe ihn damals verteidigt, fand die Umsetzung wirklich gelungen, sie hatte eine gute Atmosphäre und spiegelte schön den Wandel der Geschichte von der Schule in die Politik der Zaubererwelt wieder.
Dieses Mal fällt mein Urteil über David Yates nicht so positiv aus, bei weitem nicht!
Hier fehlt die eigentliche Geschichte, der rote Faden. Die vier Handlungsstränge (Slughorn, Erinnerungen von Tom Riddle, Malfoys Auftrag und die Liebesgeschichten) wechseln sich wahllos ab, einige Szenen hätten man einfach austauschen können, es wäre egal gewesen.
Das kann man natürlich auch dem Drehbuchautor ankreiden, aber Steven KLoves hat es bei den ersten vier Teilen jeweils verstanden eine Struktur in die Geschichten zu bringen. Beim „Feuerkelch“ z.B. trennte er die Handlungsstränge um das Turnier und den Ball komplett voneinander, was dem Verständnis des Filmes gut tat.
Allerdings übertrieb er es auch dort schon mit der Fixierung auf die zwischenmenschlichen Aspekte, ein Fauxpas den er hier auf die Spitze treibt. Den hier ist das Thema Liebe nicht nach einiger Zeit abgeschlossen, sondern von permanenter, störender Präsenz. Ein ewiges Hin und Her, über das man vergisst worum es eigentlich geht, aber was ist das? Der Titel gebende Halbblutprinz? Kaum, er ist fast nur eine Randnotiz, und die Auflösung extrem kurz gehalten. Wichtiger sind da schon die Auswirkungen, die das Buch des Halbblutprinzen hat. Er sorgt dafür das Harry zum Liebling des neuen Zaubertranklehrers Horace Slughorn (Jim Broadbent) wird. Und dies bringt Harry seinem eigentlichem Ziel, dem Lehrer eine Erinnerung über Voldemort zu entlocken, deutlich näher. Diese wiederum ist der Schlüssel um Voldemort töten zu können. Hier deutet sich also an, das sich die Reihe um Harry Potter dem Ende entgegen neigt, das es einen Weg zum endgültigen Sieg gegen das Böse gibt. Somit steht am Ende des Films auch schon fest, worum es im Wesentlichen im nächsten Band gehen wird, aber zurück zum aktuellen Teil.
Den es gibt ja noch mehr zu erzählen, was David Yates wahllos miteinander verwoben hat. Harrys ewiger Widersacher Draco Malfoy hat von Voldemort höchst persönlich einen Auftrag erhalten, an dem der junge Zauberer ganz schön zu knabbern hat. Tom Felton stellt diese Zerissenheit beeindruckend dar.
Er repräsentiert hier das Böse, ehe am Ende die Todesser in die Schule kommen. Zwar treten diese schon zu Beginn des Filmes auf, allerdings als namenlose Gestalten, die mal kurz eine Brücke zerlegen. Hier passt die Stimmung des Filmes noch zur Lage.
Man erinnere sich an die Geschehnisse des vorherigen Teils: Voldemort ist wieder da, es gab einen Massenausbruch aus dem Zauberergefängnis, die Welt der Zaberer befindet sich in einem offenen Krieg. Zu Beginn des „Halbblutprinzen“ will Yates uns mit dem Angriff auf die Milleniumbrücke und die Winkelgasse daran nochmal erinnern, ehe dies in den Hintergrund gerät. Zwar filmt er vieles sehr düster, aber leider versucht er zwingend eine kinderfreundliche Komponente in den Film einzubauen. Professor Slughorn wandelt zwischen witzig-chaotisch und lächerlich, Ron hatte wieder seine spaßigen Momente, die mehr nervig als lustig sind, und an jeder Ecke lauert irgendwo eine humoristische Einlage die die Kinder erfreuen soll. Ablenken soll, von dem was auf sie zukommt. Die letzte halbe Stunde ist sehr düster, hat annährend gruselige Momente, und ist vor allem spannend. Leider ist sie nach dem dramaturgischen Höhepunkt auch schnell vorbei. Gut, der ist so bewegend, das man als echter Potter-Fan gar nichts mehr sehen möchte, aber der Film kriegt zu schnell die Kurve zu seinem, im Vergleich zum Roman deutlich positiveren Ende.
Das offensichtliche Hauptproblem des Films ist es das David Yates sich nicht traute die Reifung der Reihe vollkommen abzuschließen. Der sehr hohe Anteil der Beziehungsgeschichte(n), und die sehr vielen Gags, sind nur Belege dafür, das er den Film bewusst kinderfreundlich machen wollte. Andererseits wollte er der Vorlage gerecht werden, und inszenierte alles in recht düsteren Farben, stellt die Bedrohung durch die dunklen Zauberer dar, und scheute nicht, sogar Angriffe durch Todesser gegenüber der Vorlage hinzuzufügen. Leider ist es genau dieser Spagat, der „Harry Potter und der Halbblutprinz“ zu einem seltsamen Erlebnis macht. Ständig zwischen Lachen und Gruseln hin und her zu schwenken, übersteigt einfach das Gefühlsmanagement des durchschnittlichen Harry-Potter-Anhängers. Soll ich mich am Ende freuen, das Harry mit Ginny eine Freundin gefunden hat, die schon seit Jahren für ihn schwärmt, und das Hermine und Ron sich ihre Liebe eingestanden haben, oder soll ich um den Verlust eines der wichtigsten und sympathischsten Charaktere der Reihe trauern? Am besten bete ich!
Darum das David Yates nicht das Finale der Reihe inszeniert. Da das aber wohl schon ziemlich sicher ist, lese ich wohl einfach nochmal das Buch, ich befürchte, da habe ich mehr davon.
ungeprüfte Kritik