Die Geschichte eines wahren Verbrechens
Drama, Thriller
Die Geschichte eines wahren Verbrechens
Drama, Thriller
Da meine neue Lieblingsschauspielerin, Ellen Page, zu der Sorte Schauspielerinnen gehört, die lieber in anspruchsvollen Independent-Filmen mitspielt als sich in Blockbustern verheizen zu lassen, mal abgesehen von X-Men 3, muss man auch mal in die Videothek gehen, wenn man sie sehen will. Denn dieser Psychothriller hat es leider nicht in die deutschen Kinos geschafft.
An American Crime erzählt die Geschichte einer Frau die aus Geldsorgen die Töchter eines Schaustellerpärchens bei sich aufnimmt. Mit der älteren Tochter Sylvia (Ellen Page) hat sie Probleme für die diese von der strengen, allein erziehenden siebenfachen Mutter hart bestraft wird.
Strenge Mutter, viele Töchter, anfangs erinnert An American Crime an The Virgin Suicide. Nur geht es in hier weitaus brutaler und schockierender zu. Besonders das Ende raubte mir die Fassung, Das war zwar auch beim Drama von Sophia Coppola ein Schockmoment, aber dort wusste man ja wie es ausgeht.
An American Crime liefert in diesem Vergleich die interessanteren Charaktere. Vor allem die Mutter Getrude (Catherine Keener) ist ein sehr zwiespältiger Mensch. Sylvia hingegen ist nichts weiter als ein nahezu normales Mädchen, das beinahe schuldlos in große Schwierigkeiten gerät da sie immer zum Sündenbock wird. Eigentlich ist es nur eine Aussage die sie im falschen Moment tätigt für dies brutal leiden muss.
Die Geschichte die auf einer wahren Begebenheit beruht ist sehr mitreisend und spannend erzählt. Spannungslöcher gibt es keine, ein irritierender oder schockierender Moment jagt den nächsten. Dies liegt vor allem an der sich steigenden Gewaltspirale. Dieser Film ist wirklich nichts für schwache Nerven. Aber die Gewalt wird hier nicht zelebriert um den Zuschauer als Gewalt verherrlichend zu brandmarken wie beispielsweise bei Funny Games. Nein, sie ist da weil sie hier dazugehört. Sie definiert ja diesen Film, und wird dementsprechend ungeschönt gezeigt. Und das geht unter die Haut. Vor allem bei zwei so großartigen „Gegenspielerinnen“.
Da wäre auf der einen Seite Ellen Page, die hier im Vergleich zu ihren Glanzleistung aus Hard Candy und Juno etwas abbaut, aber trotzdem sehenswert ist. Das sie so wenig Text hatte ist ja kaum ihre Schuld. Auf der anderen Seite Catherine Keener (Being John Malkovich), die den Jungstar wirklich an die Wand spielt, intensiv, mitfühlend. Natürlich ist sie die Böse, die der Zuschauer hassen soll, trotzdem ist der Charakter zu komplex, um sie nur als personifiziertes Böses wahrzunehmen. Diese Dualität, die Hoffnungslosigkeit der überforderten Mutter und des gestrengen Familienoberhauptes spielt sie großartig.
Wenn ich schon so viel mit Virgin Suicide vergleiche, dann bleibe ich mal dabei. Ähnlichkeiten gibt es auch im Aufbau der Handlung. Weiß man beim Coppola-Film aufgrund der Erzählungen aus dem Off das Ende, so ist es hier der permanente Wechsel zwischen der eigentlichen Handlung und dem Prozess, zu dem es am Ende kommt, der einen Teil des Finales verrät.
Der Spannung tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil, diese Szenen bringen ein weiteres Element in die Handlung, sie zeigen die Passivität, die die Geschehnisse zum Selbstläufer werden lassen.
„Hat dir jemand befohlen das zu tun? Nein! Warum hasst du das getan? Ich weiß es nicht!“ Solche Dialoge schockieren ebenso wie die kurzen Momente in denen die Nachbarn Schreie hören und mit Aussagen wie „Wir sollten uns da raus halten!“ kommentieren.
Man könnte den Machern des Films hier gezielte Gesellschaftskritik unterstellen, was aber wohl übertrieben ist und einfach den realen Geschehnissen die die Vorlage darstellen, geschuldet ist.
So sitzt man 90 Minuten da und bangt, erschreckt, ist fassungslos angesichts dessen was man da sieht, und am Ende hat man Magenschmerzen. Es hat eine Weile gedauert bis dieses mitreisende und bewegende Erlebnis mich zur Ruhe kommen lies. Und die Tatsache das er auf einer wahren Begebenheit beruhen soll, macht das Erlebnis noch schockierender, noch intensiver.
ungeprüfte Kritik