'Zarte Parasiten' erzählt die Liebesgeschichte von Jakob (Robert Stadlober) und Manu (Maja Schöne), die ihre eigenen Überlebensstrategien entwickelt haben. Ohne festen Wohnsitz oder geregelter Arbeit leben sie in einem selbstgebauten Lager im Wald und gehen zum Duschen ins örtliche Schwimmbad. Immer knapp bei Kasse, verdienen sie ihr Geld als menschliche Dienstleister. Sie heuern bei Menschen an, um deren Sehnsüchte zu stillen. Sie geben ihnen, was sie brauchen oder was ihnen fehlt. Spätsommer, der Herbst steht vor der Tür. Manu und Jakob wohnen in ihrem Waldlager und gehen von da aus ihrer Arbeit nach. Während Manu bei der alten Frau Katz (Gerda Böken) für ihre Dienste Geld erhält, sucht Jakob nach einem neuen Kunden. Auf einem Flugplatz stellt er sich einem landenden Segelflugzeug in den Weg. Martin (Sylvester Groth), der Pilot des Segelfliegers und ehemaliger Manager, kümmert sich um den leicht verletzten Jakob. Nach und nach gelingt es Jakob Martin näher zu kommen. Er erinnert Martin an seinen verstorbenen Sohn und bietet schließlich an, dessen Stelle einzunehmen, ohne Zeitlimit und sofort wieder kündbar. Claudia (Corinna Kirchhoff) ist von der Idee nicht begeistert, lässt ihren Mann aber gewähren. Als Frau Katz vollkommen überraschend stirbt, ist Manu bereit weiter zu ziehen, um endlich zusammen mit Jakob eine gemeinsame Bleibe zu finden. Doch Jakob zögert, für ihn ist die Arbeit bei Martin noch nicht beendet und er verschweigt Manu, dass er sich im Kreise seiner neuen 'Familie' zunehmend wohler und geborgener fühlt. Als er sich immer weiter von Manu entfernt und sie merkt, dass ihr gemeinsames Lebensmodel zu zerbrechen droht, entscheidet sie sich Jakob einen Besuch abzustatten, um ihn zurück zu gewinnen...
Die Regisseure Christian Becker und Oliver Schwabe über ihren Film: Die Überlebensstrategien eines aus dem System gefallenen Pärchens. Oliver findet die Zeilen im Internet, die sich sofort in unseren Köpfen festsetzen. Bald darauf stößt Christian auf einen Zeitungsartikel, der von einer jungen Frau berichtet, die mit ihrem Freund ein halbes Jahr im Wald campiert. Nicht weil beide Naturfreaks sind, sondern weil sie ausprobieren möchten, wie es ist, anders zu leben. Nach unserem gemeinsamen Debüt-Film 'Egoshooter', der den Ist-Zustand eines Jugendlichen beschreibt, der scheinbar ohne Perspektive um sich selbst kreist, wollen wir, dass sich unsere Helden in 'Zarte Parasiten' der Welt da draußen stellen: autark, eigenwillig und selbstbestimmt. Sie sind sensibel genug, um zu erkennen, was Menschen fehlt - dieses Wissen setzen sie ein und werden zu menschlichen Dienstleistern. Wir lassen Jakob und Manu auf eine erkrankte Gesellschaft los und dabei sind ihre Beweggründe keineswegs paritätisch, sondern sie verdienen mit ihrer Strategie Geld. Jakob und Manu sind keine Missionäre, sondern Idealisten in eigener Sache. Doch diese Art der Arbeit birgt Gefahren: Jakob und Manu absorbieren den emotionalen Müll ihrer Kunden. Sie nehmen ihn sozusagen in sich auf. Was bleibt sind emotionale Narben, bestehend aus Erfahrungen und den Erinnerungen an ihre Jobs, denen sie sich mit Haut und Haaren hingeben. Zusammen mit unseren Helden verstehen wir, dass der 'parasitäre Markt' unglaublich gross ist. Unsere Zarten Parasiten haben eine schier unerschöpfliche Marktlücke entdeckt. Sie finden einen Weg, aus der Gesellschaft auszusteigen, um im Gegenzug die Realität des Mangels für sich zu nutzen: Emotionen für Geld, Geld für Emotionen, für Jakob und Manu eine kräftezehrende Ganzkörper-Erfahrung.
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