Erst Alien 3, dann Sieben, dann Film 9... David kommt vorbei!
Erst Alien 3, dann Sieben, dann Film 9... David kommt vorbei! - Einer der einflussreichsten Filmemacher der 90er meldet sich mit seinem 9. Film 'Verblendung' zurück. Zeit für eine Bilanz: 9 Spielfilme, 9 Meilensteine, aber wer steckt dahinter?
Name: David Leo Fincher
Spitzname: "Finch"
Geburtstag: 28. August 1962
Sternzeichen: Jungfrau
Geburtsort: Denver/Colorado, USA
David Fincher ist ein Meister seines Fachs und gehört zu den einflussreichsten Regisseuren der 90er Jahre. Seine Karriere ist schnell erzählt und liest sich wie eine durchgehende Erfolgsgeschichte: 1962 in Denver im Bundesstaat Colorado geboren, wächst er an der Westküste der USA in der Nähe von San Francisco auf. Schon mit 18 Jahren entwickelt er für die Firma Korty Films Animationsfilme und von 1981 bis '83 arbeitet er bei der inzwischen weltweit führenden Effektschmiede Industrial Light & Magic. Auf seinem Weg nach oben folgen Werbeclips in Hollywood für klangvolle Namen wie Nike, Coca-Cola, Budweiser, Heineken, Pepsi, Levi's, Converse und Chanel. Die Zeiten zwischen diesen Aufträgen werden kreativ überbrückt mit Musikvideodrehs für Megastars wie Madonna ('Express Yourself', 'Vogue'), Sting ('Englishman in New York'), die Rolling Stones ('Love Is Strong'), George Michael ('Freedom'), Michael Jackson, Aerosmith und Iggy Pop.
Dass dort die Helden ihre dramatischsten Momente der Saga erleben, könnte den Hang zur "dunkle Seite" erklären: David Finchers eigene Filmcharaktere sind keine strahlenden Heldenfiguren, in seinen ersten Spielfilmen scheint die wahre Strafe der Figuren das Überleben zu sein.
Dabei beweist der Regisseur jederzeit ein sicheres stilistisches Gespür für hochmoderne Gestaltung, für die Ästhetik und die visuellen Möglichkeiten unserer Zeit. Er begibt sich an filmische Orte der Einsamkeit, der völligen Anonymität, der seelischen Verkümmerung. Hilflosigkeit, Verlustängste, drohender Tod - im Fincher-Universum ist das "Alien" in dir (Alien 3 1992). Hier wird deine heile private Welt brutal zerstört (Sieben 1995), dein Leben zu einem unkontrollierbaren Spiel (The Game 1997), das familiäre Zuhause wird zur bedrohlichen Falle (Panic Room 2002).
"Erst wenn du alles verloren hast, weißt du, wer du wirklich bist!" (Fight Club 1999)
In David Finchers pessimistischem Gesamtwerk kann das Böse nicht mehr außerhalb von uns selbst verortet werden. Seine Protagonisten haben dabei eins gemein: Die Geborgenheit der alten Lebensmuster ist ihnen entzogen. Alte Werte bieten keine Sicherheit mehr, haben ihren Status als Stabilisierungsfaktoren beinahe gänzlich verloren. Religion, Beruf, Familie, Partei, Sexualität sind nunmehr frei wählbar und dadurch beliebig. Die Welt der filmischen "Helden" ist aggressiv, bedrohlich, verwahrlost, hoffnungslos. Die Frage nach einem Sinn wird verneint, die Realität sogar angezweifelt. Der Regisseur kreiert düstere Szenarien auf einem Strafplaneten, stellt die Großstädte selbst als Strafplaneten dar und lässt zuletzt sogar das eigene Heim nicht mehr als Zufluchtsort gelten.
Vorgeschlagen für bedeutende Filmpreise in der Sparte Regie wurde Fincher viele Male, nominiert war er mit Alien 3 (1992) und Sieben (1995) bei den Saturn Awards der US-amerikanischen Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films, mit Zodiac - Die Spur des Killers (2006) gar für die Goldene Palme bei den Filmfestspielen im südfranzösischen Cannes. Die großen Auszeichnungen blieben ihm jedoch bisher verwehrt. Ganz anders die Resonanz bei Filmfans, die seine Filme begeistert in ihre Lieblingslisten wählten. So belegt er in der Online-Filmdatenbank Internet Movie Database innerhalb der ewigen Film-Bestenliste - beim Stand dieses Porträts - den großartigen Platz 12 mit Fight Club und gibt Finchers bleibendem 1977er Kinoerlebnis Das Imperium schlägt zurück mit Platz 11 den Vorrang.
Auf der immer noch außergewöhnlich guten Platzierung Siebenundzwanzig folgt gleich noch ein weiteres seiner Werke: Sieben. Gespannt sein auf die zukünftigen Pläne von David Fincher dürfen wir auf alle Fälle. Sein künstlerischer Anspruch ist und bleibt ganz einfach:
"Viele Menschen glauben, es gäbe eine Million Varianten, eine Szene zu filmen. Das glaube ich nicht. Ich glaube, es gibt zwei, vielleicht. Und die andere ist die falsche."