Nach dem Roman von Charles Bukowski.
Drama
Nach dem Roman von Charles Bukowski.
Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "SteveStrange" am 13.07.2008Wer Bukowski gelesen hat, wem der Mensch Bukowski mit samt seinem Leben nur ein wenig vertraut ist, der kann nicht wirklich zufrieden sein mit „Faktotum“:
Bukowski ist bekannt als Untergrundautor vieler Kurzgeschichten, deren Protagonisten ausnahmslos Loser, Großmäuler und Alkoholiker sind. Alle spielen im Milieu der US-amerikanischen weißen Unterschicht, des "white trash". Vieles ist als autobiografisch zu werten, die Menschen sind meist als haltlos und ohne Zukunftsperspektiven dargestellt. Die Texte sind durchweg unprätentiös gehalten, schlichte unverschachtelte Sätze und Dialoge vermitteln die soziale Realität dieser Gesellschaftsschicht.
Bukowskis ständig wiederkehrenden Themen Schreiben, miese Jobs und Alkohol, dazu die Frauen, alles das scheint fürs Kino gemacht. Genau das hat "Factotum" auch im Sinn. Jedoch - Bukowski hat über reichlich MEHR geschrieben. Und genau deshalb ist eine filmische Umsetzung schwierig. „Faktotum“ jedenfalls wirkt auf eigenartige Weise steif und farblos.
Das beginnt schon beim Hauptdarsteller: Matt Dillon als Henry Chinaski wird in dieser glatt gebügelten Figur zur Fehlbesetzung. Wer einen Film über Bukowski machen will, muss sich klar werden, wer Bukowski war: ein heruntergekommener, kettenrauchender und ungewaschener Alkoholiker. Matt Dillon wirkt den ganzen Film hindurch eher wie frisch gebadet.
Eine eher zusammenhanglose, episodenhafte Erzählweise. Das Drehbuch präsentiert eine 90-minütige Aneinanderreihung von Szenen. Es geht um Alkohol, Jobs oder Frauen geht, Jeweils eingeleitet von Auszügen aus seinen Kurzgeschichten. Von einer tatsächlichen Charakterstudie über Bukowski ist der Film weit entfernt.
Gelungene Kamerabilder und sehr schöne Musik retten den Film vor schlechterer Bewertung. Keine einzige Kamerafahrt, der Film ist keinen hektischen Schnitten unterworfen, die Dialoge sind lakonisch und dadurch geeignet die Bukowski-typische Loserstimmung aufkommen zu lassen.
Dem Film gelingt es jedoch nicht Bukowskis spezifische Art, seinen schwarzen Humor wiederzugeben. „Faktotum“ ist ein Film über einen Mann, der Schriftsteller werden will, viel trinkt, Ärger mit Frauen hat und ständig gefeuert wird. Dieser Mann ist eben zufällig Charles Bukowski. Eine bessere Darstellung von Bukowski ist „Barfly“ – auch nicht perfekt, jedoch echter.
Oder man greife am Besten gleich zu einer der zahlreichen Dokumentationen, die Bukowski als Thema haben. Dort kann man ihn in Natura sehen: Versoffen, kettenrauchend, abgerissen und in den miesesten Vierteln von Los Angeles. Bukowski wie er war- ohne Hollywood-Lackierung.
ungeprüfte Kritik