18+ Spielfilm, Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "videogrande" am 16.11.2013Sion Sono, der Meister des Abgründigen, hat wieder erbarmungslos zugeschlagen. Seine Filme sind für Kenner, keinesfalls darf man hier japanischen Mainstream erwarten, oder gar Japanhorror im Stile von "Ring". Vermuten könnte man einen "Pink Eiga", also einen Softsex Film. Aber auch diese Erwartung ist völlig falsch. Wem also das Stigma "Arthouse" ein Dorn im Auge ist, der sollte einen weiten Bogen um diesen Film machen.
Zur Unterhaltung dienen seine, auf Festivals oft ausgezeichneten, Werke nicht. Sie führen eher dorthin, wohin man eigentlich gar nicht will, aber sich der Faszination nicht entziehen kann: In die dunkelsten Tiefen der menschlichen Seele. Was hier den Zuschauern, aber vor allem auch den Protagonisten wieder zugemutet wird, möchte man am liebsten als Fantasie abtun. Ist es fürchterlicherweise aber wohl nicht.
Am Anfang findet man eine Leiche. Die ist aber in einem desolaten Zustand. Und hier setzt der Realismus des Regisseurs brutal an. Leichenfund? Das deutsche, durch den sonntäglichen "Tatort" abgehärtete, Puplikum kann das nicht schrecken, oder? Weit gefehlt. Wir sehen nicht allzu viel, aber wenn, dann ist es eklig. Wir hören die Fliegen, sehen die Fäulnis und die intensive Darstellung lässt uns beinahe die Verwesung riechen. Wir wollen raus aus dem Gebäude, nicht bei den Ermittlern sein...Für Sions Filme benötigt man einen starken Magen. Er schont auch seine fantastischen Darsteller nicht und zeigt sie, ungewöhnlich für "normale" japanische Filme, in völliger Nacktheit in expliziten Situationen. Erzählt wird aus dem Leben eines Pärchens. Sexuelle Frustration und Alltagslangeweile, beliebtes Grundthema bei Sion, werden erneut zum Thema gemacht. Die treue und mit ihrer Aufgabe als Hausfrau unzufriedene Izumi (fantastisch: Meguri Kagurasaka) will ihrem öden Leben etwas Abwechselung verschaffen, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und so rutscht sie per Zufall ab in den Untergrund, bestehend aus Pornografie und Prostitution. Die gezeigten Bilder gehen an die Substanz, der Wandel von der biederen Hausfrau zur hemmungslosen aber zerbrochenen Hure könnte glaubwürdiger nicht sein. Eine Glanzleistung. Und dennoch ist der Film mannigfaltig und nicht einfach zu deuten und verdammt schwer verdaulich. Will er tatsächlich sagen: Wärst du bloß mit deinem Leben zufrieden gewesen...? "Guilty of Romance" lässt einen mit einem dicken Kloß im Hals und vielleicht sogar mit Schuldgefühlen zurück.
Mit Sicherheit nicht Sions bester Film, aber doch wieder ein intensives Erlebnis, auf das man aber vorbereitet sein sollte.
ungeprüfte Kritik