"Das Leben ist ein Quiz und wir sind nur die Kandidaten", sang einst Hape Kerkeling. John Cramer alias Jigsaw ist wohl der Meinung das ganze Leben sei ein Spiel, denn nur weil man einmal bei seinem Tod-oder-Leben-Retten-Spiel Kandidat war bedeutet das nicht das er einen nicht ein weiteres Mal als Spielfigur benutzt.
SAW war zu seiner Zeit ein beeindruckender Thriller, der sich durch seine klaustrophobische Umgebung und das Psychospiel, von der Masse der Standardthriller abgehoben hat.
SAW 2 war eine unterhaltsame Mischung aus SAW und Cube, kam aber an Story und Charakterdarstellung des ersten Teils bei weitem nicht heran. Er hatte lediglich mehr Gewalt und Brutalität zu bieten.
SAW 3 tut nun das was für eine Fortsetzung typisch ist, er erhöht das Maß an Gewalt, Brutalität und Schockeffekten noch mehr, geht andererseits aber zu den Wurzeln der Reihe zurück.
Das Spiel von Jigsaw (Tobin Bell), ja er lebt doch noch, beinhaltet dieses Mal nur drei Mitspieler: Seine Gehilfin Amanda (Shawnee Smith), die Ärztin Dr. Lynn Denlon (Bahar Soomekha) die ihn am Leben halten muss um ihres zu retten, und Jeff (Angus Mcfadyen), den Jigsaw von seinen Rachegelüsten wegen dem Tod seines Sohnes befreien will.
Zuvor gibt es zwei abartige Fallen bei denen ich teilweise nicht hinschauen konnte, ebenso wie bei der Einführungsszene als das Schicksal von Erik Matthweus(Donnie Whalberg), dem Kommissar aus dem zweiten Teil weitererzählt wird.
Man kann es jetzt bereits erahnen, ohne die Vorgänger gesehen zu haben, wird man nicht viel von dem verstehen was ich hier schreibe, ergo, man versteht auch wenig von SAW 3 wenn man die Vorgänger nicht kennt.
Wie schon Teil 1 und 2 ist SAW 3 nichts für schwache Nerven. Wenn Menschen ihre Beine zertrümmern, oder sich Ketten aus der Haut reisen dann kann es so manchen Leuten schon übel werden. Ich konnte mir das auch nicht alles ansehen, ebenso wie die Operation an Jigsaw, die eine extrem blutige und eklige Mischung aus dem Reset in Terminator 2 und der Gehirnverspeisung in Hannibal darstellt. Dieser Schockszene geht allerdings der einzige witzige Dialog des Films voraus, als Amanda die Ärztin fragt was sie denn für eine Operation von Jigsaw bräuchte und diese lässig antwortet „Eine Bohrmaschine“. Ja, auch Horrorfilme haben Momente zum Schmunzeln.
Größtenteils bietet SAW 3 aber Momente zum Gruseln, Schaudern, oder Mitfühlen. Mitfühlen mit Dr. Denlon, mit Amanda, oder mit Jeff. Dieser muss sich bei mehreren Fallen entscheiden ob er die Menschen, die in diesen Fallen stecken überleben oder sterben lässt. Das er sich bei allen Fallen gleich verhält ist sehr ärgerlich, besonders der Ausgang der dritten Falle ist vorhersehbar. Auch das zwischen ihm und Dr. Denlon eine Verbindung besteht ist mehr als nur zu erahnen. Das ist wiederum etwas das Amanda nicht tut, sie ahnt nicht was John alias Jigsaw meinte als er ihr zu Beginn sagt: „Spielen wir ein letztes Spiel“. Ja, das letzte Spiel von John und Amanda! Gerne habe ich an den Satz gegen Ende von Teil 2 gedacht, als Amanda sagt sie würde John Werk weiterführen wenn er tot ist, und jeder glaubte er würde jetzt sterben, und Amanda rettet diversen Fortsetzungen bei denen sie in seine Fußstapfen tritt. Weit gefehlt, Amanda führt sein Werk nicht fort, John beendet es selbst. Denn er sieht es nicht als ewig fortsetzbares Spiel an. Da dann Amanda ebenfalls keinen Überlebensgrund hat, ist es wohl nur logisch das sie noch vor John stirbt.
Amanda, diese junge Frau, von der wir bisher nur wissen dass sie ein Opfer Johns war das sich als würdig erwies in seine Schülerin zu werden. Dass sie in SAW 2 freiwillig noch einmal an einem Spiel teilnimmt, um die Spieler zu beobachten, wussten wir bereits. Neu ist die Erkenntnis, dass sie auch schon an dem ersten Spiel beteiligt war, und auch wie sie es beendete. Durch Amanda erfahren wir auch das Schicksal von Erik Matthews, ebenso wie das seiner Kollegin, mit der Amanda ebenfalls ein teuflisches Spiel spielte.
Dabei machte sie Fehler, die ihr eigenes Schicksal besiegeln sollten, denn sie kopiert das Handeln ihres Lehrers, nicht aber seine Motivation. Amanda tut etwas das John nie tat, sie mordet. Sie legt selbst Hand an wenn die Fallen ihre Spieler / Opfer nicht töten, oder macht das Erledigen der Aufgabe unmöglich. Amanda erweißt sich somit als unwürdige Nachfolgerin Jigsaws und muss sich einem letzten Test unterziehen. Gleichzeitig blicken wir nicht nur in Amandas Seele, sondern auch in die von Jeff, der nie über den Tod seines Sohnes hinwegkam, und vor lauter Rachedurst auch nicht vor Morden zurückschreckt. Allerdings ist er der einzige dessen Ende offen ist, und der eine weitere Fortsetzung auch nur denkbar macht.
Allerdings möchte ich gar kein weiteren SAW-Film mehr, denn was soll das werden ohne John, ohne Amanda? Wird es lediglich die Suche eines Mannes nach seinem entführten Kind? Wir werden sehen. Aber ein weiterer Grund warum ich hoffe dass die Reihe nicht weiter fortgesetzt wird, ist die übertriebene Brutalität. Auch die Vorgänger hatten ihre deftigen Momente, aber die waren mehr spannungsgeladen, besonders im ersten Teil, und fielen nicht durch verdrehte Knochen, zertrümmerte Beine usw. auf. Das war des guten wirklich zu viel. Positiv muss ich anmerken das die Fallen allesamt innovativ waren, vor allem die Gefrieranlage hat mir sehr gut gefallen, die Szene war spannend und ließ das Blut in den Adern gefrieren.
Durch die Fallen schafft es SAW 3 einen guten Spannungsbogen zu spannen, der gegen Ende in einem Finale das dem ersten Teil würdig ist, seinen Höhepunkt findet. Ansonsten erzählt er Geschichten über seine Protagonisten, vor allem von Amandas Vergangenheit bekommt man viel zu sehen. Sie, die wohl ein wenig mehr sein wollte als Johns Schülerin. Dadurch konnte er in ihr so etwas wie Eifersucht verursachen, als er Mitleid gegenüber Dr. Denlon zeigt. In einer solchen Szene erfährt man auch von Johns Familie, ein kleiner Zusatz der nicht nötig gewesen wäre, und lediglich klischeehaft ist.
SAW 3 folgt mehr dem Stil von SAW als Teil2, ist zu einem großen Teil ein spannender Film, krankt aber an seiner Darstellung. Die unappetitlichsten Momente werden so groß wie nur möglich in Szene gesetzt, das es einfach zum wegschauen ist. Gerade diese Momente tragen größtenteils zur Geschichte kaum etwas bei. Sehr gut gefallen hat mir auch das Ende, das Amanda das eigentliche Opfer ist, daran habe ich nie gedacht. Schade dass es einen kleinen Cliffhänger gibt, denn ansonsten wirkt SAW 3 wie der Abschluss einer Reihe. Teilweise schleppt sich der Film von Falle zu Falle, oder von Erinnerung zu Erinnerung, Spannung liefert nur die Frage ob John das Ende des Films denn erlebt. Eine zweigeteilte Geschichte wie SAW 2 (Die Eingesperrten / John und Lt. Matthews) wird hier lediglich angedeutet mit Jeffs Fallenparquour und Johns Leidenskampf. Die Polizei wird schon in den ersten Minuten im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschaltet. Schade, hier wurde Potential verschenkt, denn obwohl die Fokussierung auf die wenigen Protagonisten dem Film gut tut, schaffen diese es nicht über die volle Länge einen ordentlichen Unterhaltungspegel zu halten. Mit einer Laufzeit von Netto 105 Minuten ist SAW 3 für einen Horrorfilm auch relativ lang geraten, mir hätten 15 Minuten weniger gereicht. Wenn so manche übertriebene Gewaltszene nicht so bleibende Erinnerungen verursachen würde, wäre mein Gesamturteil wohl um einiges positiver, weil ansonsten bot er spannende Unterhaltung auf einem Psychofilm-typischen Level.
Fazit:
Zurück zu den Wurzeln der Reihe mit reichlich ekligen Momenten. Abgesehen von 15 Minuten wegschauen, ordentlich.
ungeprüfte Kritik