Wenn es Nacht wird in Wien, schlägt die Stunde von Stefan, Yonko und ihren Freunden. Getrieben von Armut und Abenteuerlust sind sie aus Bulgarien gekommen, um hier ihr Glück zu suchen: ein Gefühl von Freiheit oder einfach nur das schnelle Geld. Doch damit sie in der neuen Welt überleben können, müssen sie ihre Körper verkaufen, im 'Rüdiger' und den anderen schmuddeligen Stricherkneipen der Stadt. Sie erzählen sich von ihren wildesten Kundenerlebnissen und zeigen Handy-Fotos von Zuhause, wo die meisten Frau und Kinder haben. Es wird geflunkert und geprahlt, was das Zeug hält, und von einer besseren Zukunft geträumt. Denn im Dunkel der Nacht scheint alles möglich...
Ohne Vorurteile und mit großem Einfühlungsvermögen porträtiert der Österreicher Patric Chiha in 'Brüder der Nacht' (2016) eine besondere Allianz zwischen Außenseitern, deren Geschichten auf berührende Weise authentisch sind. Die harte Lebenswirklichkeit der Roma-Jungs durchbricht er dabei immer wieder durch eine betont künstliche Inszenierung und macht sie so erst richtig spürbar. Viele der Szenen zeigen Stefan und die anderen in arrangierten Kompositionen mit grell leuchtenden Lichteffekten und kitschigen Ausstattungsobjekten. Diese Mittel der Verfremdung erwecken nicht nur Erinnerungen an die träumerischen Bilderwelten von Genet, Anger, Bidgood und Fassbinder; sie bereiten den Figuren auch eine Bühne, auf der sie sich sicher fühlen und sie selbst sein können.
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When night falls in Vienna, it's time for Stefan, Yonko and their friends. Driven by poverty and a thirst for adventure, they have come from Bulgaria to seek their fortune here: a feeling of freedom or just quick money. But in order for them to survive in the new world, they have to sell their bodies in the 'Rüdiger' and the other grubby prostitute pubs in the city. They tell each other about their wildest customer experiences and show mobile phone photos from home, where most of them have wives and children. There is fibbing and bragging for all it's worth, and dreaming of a better future. Because in the dark of the night, everything seems possible...
Without prejudice and with great empathy, the Austrian Patric Chiha portrays in 'Brothers of the Night' (2016) a special alliance between outsiders whose stories are touchingly authentic. He repeatedly breaks through the harsh reality of the Roma boys' lives with an emphatically artificial staging, making it really tangible. Many of the scenes show Stefan and the others in arranged compositions with garishly glowing light effects and kitschy set objects. These means of alienation not only evoke memories of the dreamy imagery of Genet, Anger, Bidgood and Fassbinder; they also provide the characters with a stage on which they feel safe and can be themselves.
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