Rache ist ein tiefer Abgrund
18+ Spielfilm, Thriller, Krimi
Rache ist ein tiefer Abgrund
18+ Spielfilm, Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von
Filmfan "hanskrone" am 22.08.2012Wer hat, wenn ein brutaler Serienkiller sein Unwesen treibt, der noch dazu Kinder oder Jugendliche mordet, sich nicht schon gewünscht, dass solche Ungeheuer möglichst hart und grausam bestraft werden? "I Saw the Devil" erfüllt diesen Wunsch.
Polizeiagent Soo-hyun steckt in jeder Menge Arbeit und kann, als seine Verlobte an einem Winterabend mitten in einsamer Gegend mit dem Auto liegen bleibt, nicht viel für sie tun. Nachdem später Kinder Leichenteile der vermissten Ju-yeon neben einer Autobahn finden, wird Soo-hyun zum hasserfüllten Rächer und jagt vier in dem Fall verdächtige Sexualstraftäter, deren Identität ihm der Vater der Verlobten, Polizeichef Jang, zugänglich gemacht hat. Er verfolgt und tötet sie, bis er an den Mann gerät, der wirklich seine Verlobte zerstückelt hat. Dieser ist ein Gärtnereibesitzer, der zum Vergnügen und mit unerhörter Bestialität junge Frauen überfällt, sie sexuell misshandelt und anschließend ermordet. Er wird von Schauspieler Choi Min-sik dargestellt, der die Rolle des seelenlosen Sadisten derart furchterregend spielt, dass einem die Haare zu Berge stehen. Offensichtlich sind psychologische Täterstudien realer Fälle mit in den Film eingeflossen, denn die Argumentationen und Verhaltensmuster des Täters stimmen ziemlich genau mit solchen Erfahrungen aus der Kriminalistik überein.
Soo-hyun straft den verhassten Killer nun mitleidlos und fügt ihm schwere Verletzungen zu. Dann lässt er ihn laufen, nur um ihn weiter zu verfolgen und wieder in flagranti bei neuen Mordversuchen zu stellen. Doch verwandelt dieses gefährliche Katz- und Mausspiel den Jäger zunehmend in eine Person, die der des Killers gar nicht mehr so unähnlich ist. Überdies verliert er bald völlig die Kontrolle über den Sadisten und muss um sein eigenes Leben kämpfen.
Der Film ist sehr gut gemacht und zieht mit großer Spannung den Zuschauer bis zum Ende in seinen Bann. Schockierend ist das Psychogramm des Täters, der schließlich nichts anderes ist, als ein in sich völlig zerrissenes und seinen sadistischen Trieben hingegebenes psychopatisches Ungeheuer. Alle Elemente natürlicher Menschlichkeit sind zusammenhangslos geworden und haben in der monströsen Persönlichkeit des Killers ihre Zeugniskraft verloren. Leider vermisse ich an dieser Stelle etwas eine höhere Reflexion dieses Themas, wodurch der Stoff der Geschichte am Ende doch in der Ebene eines bloßen Rachefilms hängen bleibt. Die Frage, ob ein normaler Mensch, der den "Teufel" mit dessen eigenen viehischen Methoden quält, nicht am Ende mit seinen Motiven selbst kollidieren muss und dadurch schließlich völlig überfordert wird, bleibt meines Erachtens nach offen oder wird zumindest nicht deutlich genug behandelt. Der Konflikt zwischen dem einsamen Rächer und dem staatlichen Gewaltmonopol kommt zwar zum Ausdruck, bleibt aber Hintergrundgeschehen. Und schließlich gibt es auch auf die einfache Frage keine Antwort, warum angesichts des Bösen das Bedürfnis nach Rache auch in unserer Zeit so mächtig ist, dass ganze Spielfilme lang nichts anderes zu funktionieren braucht. Da war sicher noch viel mehr Potential, als Film an sich aber sehr gut in seiner Klasse.
ungeprüfte Kritik