Abenteuer
Ach Du lieber Harri. Kaum machen die Drehbuchschreiber mal Sommerpause, weil den Köpfen der Hollywood-Koryphäen zwischendurch mal die Inspiration fehlt, kommen vierte Teile wieder in Mode. Ich erinnere nur an das Terminator-Desaster, Rambo 4 u.dgl. Schwachsinn mehr). Auch wenn niemand mehr daran glaubt, daß ein vierter Indy noch etwas Sinnvolles beisteuern könnte, ist die Neugier letzten Endes dann doch zu stark, und man guckt der Vollständigkeit halber noch mal hin.
Zumal ich irgendwo den Namen "George Lucas" gelesen habe... Ach nee, der war diesmal nur für das Budget und den guten Ton zuständig.
Während Harrison Ford mit seinen fast 70 Lenzen noch eine erstaunlich gute Figur abgibt (soll noch einer sagen, das Geld nicht jung macht!), gibt sich der Rest des Streifens als Eintopf aus Zak McKracken Adventure und dem üblichen Steven-Spielberg-Kinderfilmgehabe. (Übrigens: wo ist das zweiköpfige Eichhörnchen versteckt?)
Nun hatte Onkel George wohl auch keine große Lust, allzu viel Kohle in diesen Schinken zu investieren, und offenbar nur sein Azubi-Team von ILM geschickt.
Die meisten Szenen sind billig im Studio abgedreht (was man an den fehlenden bzw. schlecht überarbeiteten Lichteffekten sogar auf der DVD-Fassung deutlich erkennen kann). Wie mag bloß die blu-ray Version aussehen? *graus*
Einige Effekte sind dann aber noch recht gut gelungen, und das Drehbuch ist im Allgemeinen auch temporeich, wenngleich der sog. 'Kristallschädel' aus Plastik und Alufolie eine echte Lachnummer wird, ebenso wie der Rest des Drehbuches.
Zunächst mal muß Indy den bekloppten Professor Ox, der sein Gedächtnis verloren hat (und später in einer spektakulären Aktion von Selbsterkenntnis wiedererlangt) auffinden;
gleichzeitig hat er aber noch ein paar interne familiäre Probleme zu lösen, überlebt aber ganz souverän einen Atomwaffentest im Kühlschrank und schlägt sich diesmal nicht mit einer Horde Nazis, sondern mit ein paar parapsychologisch angehauchten russischen Melizen herum. Noch Fragen?
Wie wäre es mit einer Steigerung in Teil 5: David Copperfield springt mumifiziert aus dem Sakrophag von Ramses II...?
Das Spielberg mittlerweile nur noch als Drehbuchautor für Kinderfilme taugt, und gar keines Falls unmittelbar hinter die Kamera gehört, wissen wir bereits seit "A.I.", "Minority Report" oder "Krieg der Welten".
Hätte George selbst Regie geführt, hätten wir vielleicht wenigstens ein paar bessere Special Effects zu sehen bekommen.
Klar könnte man argumentieren, daß Effekte in Teil I-III auch nicht viel besser waren, aber in den 80'er Jahren hatten wir halt noch VHS und Röhrenfernseher.
Und vor allem bessere Drehbücher.
David Koepp, der die Zuschauer bereits in der Vergangenheit mit "Panic Room", "Krieg der Welten" oder auch "Illuminati" quälte, hat offenbar nichts dazugelernt.
Was bleibt, ist ein kunterbuntes Einweg-Filmchen für das Ferienprogramm, den man wohl eher kein zweites Mal ansehen möchte.
Fazit: eine mehr oder weniger gelungene Mischung aus Kinderfilm und Comedy für die Generation bis max. 15 Jahre, mit durchschnittlichen Spezialeffekten und im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich 'abgedrehtem' Drehbuch.
Ein positiver Aspekt am Rande: wenigstens die Synchro der deutschen Fassung ist hervorragend gelungen, man muß den Streifen also nicht zwingend im O-Ton sehen, um die Gags zu verstehen. Vermutlich neben dem THX-Sound ein weiterer Verdienst von George Lucas, der sich hier dezent im Hintergrund hielt.
Empfehlung:
'The Goonies' ist einer der wenigen Spielberg Filme, bei denen sich auch Erwachsene nicht langweilen müssen.
Ansonsten sollte man sich die Klassiker, Indy I-III, durchaus noch mal genauer ansehen.
ungeprüfte Kritik