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Science-Fiction
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Bewertung und Kritik von
Filmfan "stuforcedyou" am 18.09.2009Zu Beginn arbeitet "District 9" mit subjektiven Kameramitteln, ähnlich wie in "Rec" oder "Cloverfield" und erzeugt somit eine überaus realistische Stimmung, die auch dann spürbar bleibt, wenn der Film zu klassischen Kamerabildern wechselt, die jedoch immer noch voller Agilität sind und ein wunderbares, wie abenteuerliches Mittendrin-Gefühl erzeugen.
Dieses intensive Gefühl, das den Abwechslungsreichtum von „District 9“ noch etwas weiter in die Höhe treibt, funktioniert dabei nicht nur bei Actionszenen sondern auch bei ruhigeren Sequenzen und „District 9“ ist größtenteils eher ein ruhiger Vertreter, dabei sind es gerade diese etwas leiseren Szenen die besonders im Gedächtnis haften bleiben. So gelingt es Regisseur Neill Blomkamp ohne größere Umstände die Außerirdischen sowie deren Situation so plastisch, so echt und lebensnah darzustellen, dass man die Wesen aus dem Weltall, die im Film nur „Shrimp“ genannt werden, innerhalb von wenigen Minuten akzeptiert.
Dabei macht es sich „District 9“ nicht zu einfach. Die Aliens hier sind größtenteils kriminell, schmutzig und aggressiv. Einfach nur nach Hause telefonieren gibt es bei „District 9“ also nicht.
Gut so! Denn die Parabel die Film aufbaut und die für jeden Zuschauer auf den ersten Blick ersichtlich sein sollte, handelt von Integration und Rassismus. Die „Besucher“ als friedliebende Klugscheißer von Alpha Centauri darzustellen wäre der (leider) aktuellen Brisanz des Films nicht zu gute gekommen. Denn gerade in Gegenden mit Integrationshintergrund und mangelnde, gesellschaftliche Eingliederung gibt es immer wieder kriminelle Aktivitäten. Warum sollte das bei Aliens anders sein?
Bei diesem Gleichnis von Missverständnis bleibt es aber nicht. „District 9“ behandelt auch noch Themen wie Gier, Vertrauen und Liebe. Gerade zu dem letzten Thema sitzt der Film einen fulminanten, emotionalen Schlusspunkt. Ein letztes Bild von einem Alien. Eine Szene die die vom Film erzeugte Betroffenheit, nach dem actionreichen Showdown noch einmal hoch kochen lässt und dies mit einfachsten Mitteln. Superb.
Einen Großteil zur grandiosen Funktionalität von Neill Blomkamps Sci-Fi Parabel tragen die Darsteller. Allesamt keine bekannte Namen oder Gesichter, was allerdings auch vollkommen egal ist. Hauptdarsteller Sharlto Copley, gibt der Figur des Beamten Wikus van de Merwe ein glaubwürdiges Profil. Wirkt der Beamte der MNU zu Beginn noch belächelnswert, so wandelt sich Wikus schnell zu einem toll skizzierten Charakter und noch bevor dieser Charakter komplett ist, hat man ihn als Zuschauer ins Herz geschlossen. Gerade bei seiner körperlichen Metamorphose (David Cronenbergs „Die Fliege“ lässt grüßen), sowie den daraus resultierenden psychischen wie physischen Martyrien kann, muss man gerade zu mit Wikus mitfiebern und mitleiden.
„District 9“ bewegt sich geschickt auf mehreren Terrains. Er bietet atemberaubende Action, vor allem im Finale, er bietet Melodramatik ohne zu verkitschen, seine Hauptfiguren (egal ob Alien oder Mensch) wirken absolut authentisch und der Anspruch der Handlung rund um gesellschaftliche, menschliche sowie politische Themen formt nicht nur Impulse die zum Nachdenken anregen sondern ganz nebenbei auch beständige Spannung.
Der von Peter Jackson produzierte Film, der in den Staaten zu dem Überraschungserfolg des Sommers avanciert ist, ist jetzt bereits ein Meisterwerk und die Stufen herauf zum Genreklassiker sind frei. Schön wenn man einen Klassiker im Kino erleben durfte.
ungeprüfte Kritik