Kritiken von "SteveStrange"

Walk the Line

Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 17.08.2008
'Walk The Line' erzählt das Leben des Johnny Cash in Episoden - Zeitraum von 1939 bis 1968. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zur Country-Sängerin June Carter.

Neben dieser Liebesgeschichte wird der Kampf des Musikers für Erfolg und Anerkennung seiner Musik geschildert. Eine, die zu seiner Zeit durchaus revolutionären Charakter hatte.

Der Betrachter durchlebt unzählige Schwierigkeiten, die das Leben schreiben kann. Diese drohen den labilen Musiker vollkommen aus der Bahn zu werfen: der Schatten des erzkonservativen, verbitterten Vaters, der frühe Tod des Bruders, die eigene Tablettensucht. Nicht zu vergessen die eher unglückliche Ehe, die irgendwie nicht kompatibel mit dem Leben des Johnny Cash erscheint.

"Walk the Line" gelingt, was gerade in der Komplexität eher schwierig ist. Den Menschen Cash glaubhaft und lebendig zu zeichnen, mit all seinen Facetten. Dazu eine hinreißende Liebesgeschichte ohne jeden Kitsch zu erzählen. Und über all das hinaus den besonderen Zauber, die Begeisterung der Musik von Johnny Cash nicht zu vergessen.

Große Leistungen der Schauspieler, gelungene Kulissen - kombiniert mit der spürbaren Magie der Musik, im Ergebnis eine durchaus mitreißende Biographie. Einer, die man sich selbst bei Desinteresse an der Musik von Cash nicht entgehen lassen sollte.

ungeprüfte Kritik

Lucky # Slevin

Wrong Day. Wrong Time. Wrong Number.
Krimi, Action

Lucky # Slevin

Wrong Day. Wrong Time. Wrong Number.
Krimi, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 10.08.2008
Tarantino lässt grüßen. Grausige Morde, in einem kaum mehr steigerbaren Ausmaß. Man zählt deren VIER schon im Anlauf, Tode als Begleitung der durchlaufenden Namen zum Film.

Krude Sprüche - stets im trockenen Wechsel zu Gewalttaten. DAS ist längst ein etabliertes Genre. Kino meets Popkultur. Etwaiges Gemetzel muss man wegstecken, oder jene Filme einfach meiden. Bei diesem Streifen wäre es schade. Die verabreichte Mixtur ist durchaus von der besseren Sorte.

Die Story fordert erhöhte Aufmerksamkeit. Immer wieder werden Handlungsstränge nur angedeutet. Es gibt Zeitsprünge, der Zuschauer verbleibt oft im Unklaren. Das Geschehen wechselt überraschend die Richtung. Man könnte "Lucky # Slevin" sicher auch ein zweites Mal anschauen. Und wird womöglich Neues entdecken, neu interpretieren, sich zu keiner Zeit wirklich langweilen.

Es überrascht, dass ein solcher Film kaum Bekanntheit erwerben konnte. Top Besetzung, eine ideenreiche wenn auch leicht konstruierte Handlung. "Lucky -Slevin" läuft vielem den Rang ab, was sich im gleichen Becken tummelt.

Im Zweifel auch dem Altmeister Tarantino.

ungeprüfte Kritik

Trainspotting

Neue Helden
Drama

Trainspotting

Neue Helden
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 03.08.2008
"Trainspotting" ist in seiner Machart verblüffend und ungewöhnlich.

Der Film nutzt einen bitter bösen, sarkastischen Humor - weitet sich genüsslich an der Drogenszene. Man vermengt -permanent- authentisch angespitzte Gags mit super realem Horror. Bissigster Blick auf menschliche Abgründe, immer im Anflug mit hippen Szenetouch.

Die Szenerie spielt im Schottland der 90er Jahre. Das Phänomen "Selbstzerstörung durch Drogen" jedoch ist heimatlos, hat also überall auf der Welt seine Bühne.

Ein Drogenfilm, der in seiner Konzeption sicher einzigartig ist. Oder wie soll man es sonst bewerten, wenn abgefahrene Halluzinationen (- die Tauchszene im Ekel WC) mit bitterstem Leid wechseln z. B. dem Tod des Babys in der Drogen WG?

Bewertet man die makabere Mixtur als eine besonders intelligente Herangehensweise, wird man dem Film am ehesten gerecht. Sie wird in "Trainspotting" als Hebel verwendet. Ist damit Mittel zum Zweck.

Außergewöhnlich, - zu Recht eine Art Kultfilm. Absolut besondere Leistung des britischen Kinos aus den 90er.

ungeprüfte Kritik

Allein

"Du liebst mich, aber Du weißt nicht, wer ich bin..."
Drama, Deutscher Film

Allein

"Du liebst mich, aber Du weißt nicht, wer ich bin..."
Drama, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 03.08.2008
Erstling von Regisseur Thomas Durchschlag. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die unter einer psychischen Störung leidet - dem "Borderline-Syndrom". Wer näher Infos will, schaut sich die Extras an.

Eindrucksvoller Film über grenzwertige Labilität, Schwankungen von Stimmungen und dem eigenen Selbstwertgefühl. Die Nöte sind unterschwellig ständig in Bereitschaft, scheinen stets auf die Momente der Verzweiflung zu warten.

Selbst als sich ein rettender Anker in Form einer ehrlichen Beziehung anbietet, gibt es kaum ein Entrinnen. Eindringliche Darstellung schwierigster Lebensumstände. Die vom Umfeld nicht immer richtig interpretiert werden. Auch Momente von Glück und Hoffnung spielen eine Rolle.

Großartig authentisch aufspielende Lavinia Wilson. Sie vermittelt Einsamkeit allein mit Blicken und Gesten, immer gefangen in dem was ihr der Kopf vorgibt. Hass auf sich selbst und auf die anderen.

Wer die Gemütsverfassung dazu hat, sollte unbedingt einen Blick riskieren. Der Film vermeidet, das Etikett "Krankheit" vor sich her zu tragen. Nicht nur deshalb sehenswert.

ungeprüfte Kritik

Code 46

In der Zukunft wird Liebe zur Gefahr
Drama, Science-Fiction

Code 46

In der Zukunft wird Liebe zur Gefahr
Drama, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 03.08.2008
Das Gegenteil von Sexualität (Vermischen von Genen) ist nicht etwa Enthaltsamkeit, sondern Cloning (Kopieren von Genen). Da jedoch das Kopieren im Labor das natürliche Vermischen der Gene gewissermaßen ausschaltet, liegt der Gedanke der Kontrolle "vor dem natürlichen Akt" nahe.

Sollten immer mehr Reagenz Kinder die Welt bevölkern, dann bandelt Kopie auch mit Kopie an. Es droht genetisches Unheil, Inzest durch das Reagenzglas sozusagen. Wenn die Geburt aus dem Labor in der Zukunft alltäglich werden sollte, dann erwecken die genetischen Informationen größeres Interesse. Und das besonders > VOR < der Zeugung von Kindern. Der genetischen Zukunft muss gewissermaßen zu ihrem Recht verholfen werden. Vergleichbar dem Umstand, dass heute Inzucht innerhalb von Familien gesetzlich belangt wird.

Das ist in etwa der Aufhänger von "Code 46". Nicht jedes Paar ist genetisch verschieden genug, um eine Erlaubnis für Kinder zu bekommen. Menschliche Freiheit wird -im Sinne des genetischen Nutzen- beschnitten.

Freiheit wird jedoch nicht nur in Sachen Zeugung begrenzt. Privilegierte Menschen leben in abgeschotteten Städten, die streng überwacht werden. In die dennoch Menschen aus verbotenen Zonen eingeschleust werden. Detektiv William Geld (Tim Robbins) ist Ermittler, der genau diesen Fällen nachgeht. Er findet Maria, die gefälschte Genehmigungen erstellt hat. Er verliebt sich und gerät selbst in die Mühlen des Systems.

Man wird durch Musik und Stimmung aufgerührt. Orwells 1984, zwei Menschen, ein Mann, eine Frau, gegen das System. Überwachung gibt es reichlich. Die meist sterile und kühle Optik des Films ist nicht wirklich futuristisch. Im Prinzip ist alles vertraut: Verkehrsmittel, Kleidung, Architektur - die Skyline von Shanghai ist futuristisch genug. Dazu eine allgegenwärtiger Computerisierung und eine bedenkenlos eingesetzte Gentechnologie, überall die staatlich sanktionierte Transparenz des Individuums.

"Code 46" hat viele Bezüge zur gegenwärtigen Realität, die nur ein wenig weiter entwickelt wurden. Die Überlegung der Genkontrolle hat schon heute einen realistischen Bezug. Dazu die globale Klimakatastrophe - in Form von entvölkerte Wüstenlandschaften vor sprudelten Metropolen dargestellt. Oder die Teilung der Welt in Haben- und Nichthabenzonen. All das ist schon heute nicht nur ansatzweise zu sehen.

"Code 46" ist eine bittersüße Liebesgeschichte um ein tragisches Paar, das mit seinem Ausbruchsversuch aus staatlichen Restriktionen scheitern muss. Eine fast leise, poetische Machart des SF-Genres. Wenn Michael Winterbottom den Spannungsbogen an der ein oder anderen Stelle noch höher gezogen hätte, - ja dann wäre "Code 46" unter den "Best OFF" des Genres gelandet.

Dennoch unbedingt sehenswert. Schon der besondere Sinn für realistische Zukunftsszenarien ist Grund genug.

ungeprüfte Kritik

This Is England

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 24.07.2008
Im Rückwärtsgang in die 80er Jahre. Die Zeit der Maggie Thatcher, die Briten führen Krieg um die Falklandinseln.

Zunächst ein Lob: Mann kaum glauben, dass der Film tatsächlich 2006 gedreht wurde. Das gesamte Ambiente, die Ausstattung - alles atmet durch und durch 80er Jahre.

Erzählt wird die Geschichte des 12jährigen Shaun, der sein Vater im Falklandkrieg verloren hat. Und obendrein in einer heruntergekommenen Gegend aufwächst - die soll es ja im wirtschaftlich an der Wand stehenden England dieser Zeit reichlich gegeben haben. Shaun, der im Grunde ohne Berührungsängste ist, gerät an eine Gruppe Jugendlicher, die sich den Tag vertreiben, sich optisch kleiden wie Skin Heads, jedoch unpolitisch sind.

Bald kommen die wirklich rechts nationalen Einflüsse von außen. Woodie war im Knast. Eine verlorene Seele, haltlos und gewalttätig. Aufstachelnd okkupiert er einen Teil der Gruppe. Er verfällt immer wieder dem Rassismus, weil vieles in seinem Leben schief läuft. Woodie frönt dem eigenen Führungsanspruch.

Der Film vermittelt jederzeit das Gefühl, dass der Ausbruch von Gewalt überall möglich ist. Es bleibt jedoch lange ruhig. Die Katastrophe ist dennoch vorgezeichnet.

"This is England" transportiert ein Lebensgefühl. Erzählt von unterprivilegierten Jugendlichen Anfang der 80er Jahre. Vermag über den besonderen Blickwinkel eines 12jährigen klar zu machen, wie man als Suchender -im Grunde als eine Laune des Zufalls- auf die falsche Spur geraten kann. Auch ein Film über Freundschaft und darüber, wie man schon in sehr jungen Jahren mit dem Ernst des Lebens konfrontiert werden kann.

Der dt. Synchroton ist schlecht, es empfiehlt sich daher, auch mal in das Original zu schauen - zur Not mit deutschem Untertitel.

"This is England" hat viel Authentizität, überzeugt durch wunderbar eingesetzte Filmmusik und lässt nur an wenigen Stellen Schwächen erkennen. Vielleicht sind die zeitweise zu stereotypen Figuren ein kleiner Schönheitsfehler. "This is England" erhält viele Preise und gehört zum besseren britischen Kino.

ungeprüfte Kritik

Barry Lyndon

Drama, Abenteuer

Barry Lyndon

Drama, Abenteuer
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 24.07.2008
Historisches Drama nach klassischer Romanvorlage. Kubrick vermittelt die Zeit mit historischer Akribie. Man könnte sogar behaupten: mit absoluter Versessenheit.

"Barry Lyndon" oder die Schönheit der Analyse. Und das ohne Konzessionen an den Zuschauer. Der könnte es durchaus auch anders gebrauchen. Der Film liefert jedoch keine durchschlagende Identifikation mit dem Helden. Und dazu kein wirkliches GUT gegen BÖSE.

Einzigartige Kamera und Licht (z. B. werden die Aufnahmen bei Kerzenlicht ohne künstliches Licht mit NASA Linse gedreht)- Kulissen und Landschaften erscheinen wie in historischen Gemälden.

Sicher etwas Überlänge. Und doch ein großartiger Kubrick Film.

ungeprüfte Kritik

Todeszug nach Yuma

Die Zeit läuft gegen einen Mann.
Western

Todeszug nach Yuma

Die Zeit läuft gegen einen Mann.
Western
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 24.07.2008
Der Western ist tod? Wer sagt das?

Wer diesen Film sieht, wird schnell feststellen, das dem nicht so ist. Der charismatisch und durchtriebene Bandenchef im Duell gegen einen einbeinigen, veramten Farmer. Eine bleihaltige Gewaltorgie mit viel Staub, dazu ein total fesselnder Handlungsfaden.

Musik, Bilder - es stimmt einfach alles. Ein erbarmungslos guter Western - nicht nur für die Freunde des Genre.

ungeprüfte Kritik

Ein Herz im Winter

Drama, Lovestory, Musik

Ein Herz im Winter

Drama, Lovestory, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 24.07.2008
Es ist die spezielle, feinsinnige Art, wie Sautet seine Geschichten erzählt, die einfach unvergleichlich ist. Ein Stück weit vielleicht auch - fast könnte man es vermuten - eine untergegangene Qualität des Kinos.

Und auch so weit kann man gehen: "ein Herz im Winter" hat durchaus mit dem französischen Existenzialismus zu tun. Sartre und Camus irgendwie im Gemüt, in der Haltung und versteckt an jeder Ecke. Stephane gleicht dem "Fremdem" aus Camus.

Anschauen ist für Kenner Pflicht.

ungeprüfte Kritik

Eden

Drama, Deutscher Film

Eden

Drama, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 24.07.2008
Großes -unterschätztes- deutsches Kino.

Die Darsteller sind treffsicher ausgewählt. Die leicht entwickelte Handlung hat einen eigenen, sehr skurrilen Zauber. Eden zeichnet die langsam entwickelten, tragischen Momente mit viel Ironie. Pflegt eine poetische Gangart.

Es ist durchaus beeindruckend, wie "Eden" mit Gegensätzen umgeht. Eben noch Wut und Mitleid, dann wieder wechseln stilvoll und plump. Alles kann Genuss sein. Und gerade dann lauert der Ekel eine Ecke weiter.

Leider überzeichnet "Eden" zuweilen die selbstverliebt dargebotenen Inszenierung von Situationen. Überhöht etwas tapsig seine Helden. Es wäre noch mehr möglich gewesen.

Dennoch: anschauen lohnt unbedingt.

ungeprüfte Kritik

Inside Man

Der perfekte Bankraub. Die perfekte Täuschung?
Thriller, Krimi

Inside Man

Der perfekte Bankraub. Die perfekte Täuschung?
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 20.07.2008
Unkonventioneller Thriller im besten Sinne.

Hintergrund spielt ein Banküberfall, der hoch professionell vorbereitet ist. Und einen doppelten Boden besitzt. Die Handlung wird in kleinen Schritten voran getrieben. Virtuos bebilderte Coolness, stylisch und technoide.

Man ist zu keiner Zeit vor Überraschungen sicher. Dazu eine umwerfende Komik mit Augenzwinkern, von der Körbchengröße bis zum indischen Turban. Immer wieder gekonnte Seitenhiebe auf die besondere "Fremdenvorliebe" der Amerikaner nach dem 9.11. - und über deren Schwierigkeiten mit der "Political Correctness".

Unglaublich gut besetzte Rollen - der Detektive Keith Frazier (Denzel Washington), die "Problemlöserin" Madeline White (Jodie Foster) - mit diesen beiden sind nur zwei der Glanzrollen beispielhaft erwähnt.

Eine kultverdächtige Musik treibt das Geschehen voran. Dem man -bei soviel Qualität- gerne kleinere Mängel nachsieht. Da nagt z. B. der ständige Zeitsprung zwischen Überfall und den nachträglichen Interviews etwas am Spannungsbogen, bereitet jedoch gleichzeitig den Boden für die Besonderheiten der Story. Außerdem sollte man nicht jede Einzelheit des Handlungsstrangs nach der letzten Konsequenz hinterfragen.

"Inside Man" hat durchaus eine entfernte Verwandschaft zu der "Ocean" Filmreihe, ist jedoch -aus vielen Gründen- weit besser gelungen. Unbedingt sehenswert.

ungeprüfte Kritik

Bin-Jip

Leere Häuser
Lovestory, Drama

Bin-Jip

Leere Häuser
Lovestory, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 14.07.2008
Die stumme Liebesgeschichte eines Einbrechers und einer unglücklichen Ehefrau in atmosphärisch überwältigender Einfachheit.

Ein Film voller Symbole. "Bin-Jip" Film durchzieht das besondere Spiel mit den Golfschlägern. Zunächst ein Symbol für den Reichtum des Spielers, wird bald das Potential des Instruments ausgeschöpft. Zu Anfang spielen sich die Protagonisten versteckt „den Ball zu“, doch schon bald werden die Golfbälle zu Waffen, mit denen der Einbrecher den Mann bestraft, der seine Ehefrau misshandelt.

Der Einbrecher Tae-Suk hängt Werbebroschüren an Häuser- und Wohnungstüren, um überall dort einzusteigen, wo die Bewohner länger nicht nach Hause gekommen sind. Doch er ist kein Dieb, er sieht fern auf den Sofas der Besitzer, duscht in deren Dusche, badet in deren Badewanne, kocht in deren Küche, fotografiert sich vor ihren Plakaten und schläft in ihren Pyjamas. Zu seinem Ritual gehört auch der dezidiert gebende Charakter: Wie zum Dank für die unfreiwillige Gastfreundschaft repariert er defekte Geräte, wäscht er die dreckige Wäsche, lässt sie trocknen und räumt sie auf.

Die Gefahr in der fremden Wohnung von heimkehrenden Bewohnern überrascht zu werden, scheint für Tae-suk keine Rolle zu spielen, er bewegt sich mit vollkommener Gleichmütigkeit durch die Zimmer. Selbst in den Momenten der Gewalt bleibt Tae-suk stoisch, fast so als wäre es eine Pflichtübung, setzt er den schlagenden Ehemann außer Gefecht.

Gewalt und Leid sind in Bin-jip einer klaren moralischen Wertung entzogen. Die Schläger mit deren Hilfe die Bälle ihre Opfer treffen sind zivilisierte Instrumente, nie werden sie zum rohen Gewaltmittel. Denn in Bin-jip wird Gewalt kalkuliert. Wem geschadet werden soll, der wird mit präzisen kurzen Abschlägen getroffen. Im Gegensatz dazu Polizist und Gefängniswärter, die sich unzivilisierter Gewalttaten schuldig machen.

Keine der Figuren in Bin-jip bleibt unschuldig, und dennoch umgibt die Protagonisten eine Aura der Reinheit und der Güte. Sie reparieren unbemerkt defekte Geräte, er bügelt Seiten eines Buches trocken nachdem er es mit in die Badewanne genommen hat. Sie fügt sich ein in seinen Plan.

Tae-suk und Sun-hwa verstehen sich ohne Worte, es ist fast selbstverständlich dass sie bis auf ein Liebesgeständnis am Ende während des ganzen Films stumm bleiben. Und obwohl in Kims Werken generell sehr wenig gesprochen wird, ist es schon ein kleiner Sieg über den Dialogfilm, wie viel Kim in den Gesten, Blicken und Handlungen auszudrücken vermag. Zuletzt überträgt sich das Stumme auch auf das Auge. Tae-suk wird nach und nach für die fremde Umgebung unsichtbar, er meistert bis zur Perfektion die Kunst der Bewegung im Schatten der Anderen.

Spätestens jetzt können Außenstehende nicht mehr stören. Die Wortlosigkeit des Liebespaares bewegt die Sprache aller Anderen ins Reich des Banalen. Die Sprache als Banalität, die mit geradezu barbarischen Anwandlungen in ihr kleines Reich eindringen will.

Unglaublich faszinierender Film, große Bildersprache – sehr besondere und einzigartige Aura. Kenner geraten ins Schwärmen.

ungeprüfte Kritik