In der Zukunft wird Liebe zur Gefahr
Drama, Science-Fiction
In der Zukunft wird Liebe zur Gefahr
Drama, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von
Filmfan "SteveStrange" am 03.08.2008Das Gegenteil von Sexualität (Vermischen von Genen) ist nicht etwa Enthaltsamkeit, sondern Cloning (Kopieren von Genen). Da jedoch das Kopieren im Labor das natürliche Vermischen der Gene gewissermaßen ausschaltet, liegt der Gedanke der Kontrolle "vor dem natürlichen Akt" nahe.
Sollten immer mehr Reagenz Kinder die Welt bevölkern, dann bandelt Kopie auch mit Kopie an. Es droht genetisches Unheil, Inzest durch das Reagenzglas sozusagen. Wenn die Geburt aus dem Labor in der Zukunft alltäglich werden sollte, dann erwecken die genetischen Informationen größeres Interesse. Und das besonders > VOR < der Zeugung von Kindern. Der genetischen Zukunft muss gewissermaßen zu ihrem Recht verholfen werden. Vergleichbar dem Umstand, dass heute Inzucht innerhalb von Familien gesetzlich belangt wird.
Das ist in etwa der Aufhänger von "Code 46". Nicht jedes Paar ist genetisch verschieden genug, um eine Erlaubnis für Kinder zu bekommen. Menschliche Freiheit wird -im Sinne des genetischen Nutzen- beschnitten.
Freiheit wird jedoch nicht nur in Sachen Zeugung begrenzt. Privilegierte Menschen leben in abgeschotteten Städten, die streng überwacht werden. In die dennoch Menschen aus verbotenen Zonen eingeschleust werden. Detektiv William Geld (Tim Robbins) ist Ermittler, der genau diesen Fällen nachgeht. Er findet Maria, die gefälschte Genehmigungen erstellt hat. Er verliebt sich und gerät selbst in die Mühlen des Systems.
Man wird durch Musik und Stimmung aufgerührt. Orwells 1984, zwei Menschen, ein Mann, eine Frau, gegen das System. Überwachung gibt es reichlich. Die meist sterile und kühle Optik des Films ist nicht wirklich futuristisch. Im Prinzip ist alles vertraut: Verkehrsmittel, Kleidung, Architektur - die Skyline von Shanghai ist futuristisch genug. Dazu eine allgegenwärtiger Computerisierung und eine bedenkenlos eingesetzte Gentechnologie, überall die staatlich sanktionierte Transparenz des Individuums.
"Code 46" hat viele Bezüge zur gegenwärtigen Realität, die nur ein wenig weiter entwickelt wurden. Die Überlegung der Genkontrolle hat schon heute einen realistischen Bezug. Dazu die globale Klimakatastrophe - in Form von entvölkerte Wüstenlandschaften vor sprudelten Metropolen dargestellt. Oder die Teilung der Welt in Haben- und Nichthabenzonen. All das ist schon heute nicht nur ansatzweise zu sehen.
"Code 46" ist eine bittersüße Liebesgeschichte um ein tragisches Paar, das mit seinem Ausbruchsversuch aus staatlichen Restriktionen scheitern muss. Eine fast leise, poetische Machart des SF-Genres. Wenn Michael Winterbottom den Spannungsbogen an der ein oder anderen Stelle noch höher gezogen hätte, - ja dann wäre "Code 46" unter den "Best OFF" des Genres gelandet.
Dennoch unbedingt sehenswert. Schon der besondere Sinn für realistische Zukunftsszenarien ist Grund genug.
ungeprüfte Kritik