500 Tage mit Tom und Summer

Grußkarten, Möbelhäuser und traurige Popsongs

500 Tage mit Tom und Summer: Grußkarten, Möbelhäuser und traurige Popsongs
500 Tage mit Tom und Summer: Grußkarten, Möbelhäuser und traurige Popsongs
   11.03.2010
Verkorkst. Das sind ihre Rollen. Und wir liefern sie Ihnen in drei Schwierigkeitsgraden: Zooey Deschanel. In drei Rollen ist die 1980 geborene Schauspielerin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Bei einer einfacheren Suche, nach einem geeigneten Film, können wir Ihnen vielleicht ein wenig behilflich sein.

Die Liebe ist ein seltsames Spiel

"Dies ist eine Geschichte über einen Jungen und ein Mädchen. Aber ich möchte gleich am Anfang betonen, dass das keine Liebesgeschichte ist." So beginnt (500) Days of Summer (USA 2009) und die Erzählerstimme aus dem Off hört sich an, als wären wir in einem Märchen gelandet. Das einzige, was die nachfolgende Geschichte allerdings mit einem Märchen gemein hat, ist der nicht gerade zimperliche Umgang mit seinen Figuren. Der Junge, Tom (Joseph Gordon-Levitt), ist als ehemaliger Architekturstudent unglücklich in seinem Autorenjob einer Grußkarten-Schmiede. Das Mädchen, die im Filmtitel erwähnte Summer (Zooey Deschanel), zieht für eine Anstellung in eben diesem Büro von Michigan nach Los Angeles. Sie scheint weniger unglücklich, zu Toms Enttäuschung allerdings unnahbar. Und da er sich einredet, nur glücklich sein zu können, wenn er das Mädchen seiner Träume bekommt, ist er wieder unglücklich. Wie Tom zu dieser Lebenseinstellung kam, wird prompt erklärt: "Dieser Glaube entsprang einem frühen Hang zu trauriger britischer Popmusik und einer völligen Fehlinterpretation des Films Die Reifeprüfung."

Keine Liebesgeschichte - eine Geschichte über Liebe

"(1)". So fängt der erste Tag der (500) Days of Summer an und alle Tage, so wie dieser 8. Januar und der nächste Tag (2) und der übernächste (3), werden die Tage wie Kapitel eingeteilt, ohne sich allerdings an eine Chronologie zu halten. Klingt ebenfalls etwas verkorkst, ist aber beim Ansehen erfrischend originell. Mit der Zeit werden Sie als Zuschauer sicherlich auch ohne diese Nummerierung schon deuten können, in welches Beziehungsstadium der Regisseur Marc Webb seine zwei Figuren Tom & Summer schickt. (Zum Glück fällt das Beziffern der Beziehung im 'wahren Leben' nicht ganz so leicht.)
Voller Anspielungen und Zitate werden uns die (500) Tage erzählt, mit Verweisen auf Kinoklassiker, auf die Kunst- und Musikgeschichte. Ganz so, als hätte Marc Webb die im Grunde banale Kennenlern-Phase und anschließende Zweisamkeit mit den schönsten Fundstücken aus seinem jahrelang geführten Notizbuch geschmückt. Der Soundtrack ist mit Regina Spektor, The Smiths, Carla Bruni und vielen anderen Musikgenüssen in einer Mischung aus Wohlfühlliedern und Selbstmitleid-Songs prall gefüllt. Kurze Schwarz-Weiß-Nachinszenierungen von lang zurückliegenden Filmwerken à la Ingmar Bergman mischen sich unter die geradlinige Liebesgeschichte - die eben wie zitiert gar keine Liebesgeschichte sein will und die sich auch gegen eine geradlinige Erzählstruktur sträubt.
Eine schöne Nicht-Liebesgeschichte für Twens und Thirtysomethings. Ein Film für diejenigen, die sich einreden, man könne allein doch glücklicher sein als zu zweit… oder doch nicht? Für diejenigen, die beim Wort 'Ehe' bereits an die Scheidung denken. Manchen Entleihern dieses Films könnte aufstoßen, dass der Protagonist Tom sich streckenweise in seinem trauernden Sinnieren über das Leben selbst gefällt. Währenddessen wird Summer nicht müde zu betonen, dass sie 'nichts Festes' will, im Grunde aber genau danach auf der Suche ist.

She's like the wind...

Über die vielbeschworene 'Chemie' zwischen zwei Darstellern schreiben wir Ihnen an dieser Stelle nicht, aber das ständige Pendeln zwischen Anziehung und Abwehr ist im Zusammenspiel von Deschanel und Gordon-Levitt schon genial in Szene gesetzt. Alles ist ambivalent: Der Gang zu IKEA der Anfang eines wundervollen, beständigen Liebesnestes? Oder der Anfang vom Ende? Ein Liebessong von Patrick Swayze im Ohr, wenn man verliebt an 'sie' denkt, wird später zu einem nervigen Ohrwurm, den man doch eigentlich nicht mehr hören kann.

Erwartungen/Realität

Ein echtes Highlight bei (500) Days of Summer ist die selten gelingende, hier sehr schöne deutsche Synchronisation. Es werden sogar ganz am Ende des Abspanns endlich einmal wieder die Sprecher namentlich genannt. Dazu unsere Lieblingsszene, in der rechts und links eine parallele Bildgegenüberstellung gezeigt wird, zwischen 'Expectations/Reality', zwischen erwartetem und tatsächlichem Hergang einer gesellschaftlichen Abendveranstaltung. Allein dafür würden wir den Film gerne gleich noch einmal anschauen. Die auf CD veröffentlichte Filmmusik werden wir uns persönlich aber nicht mehr anhören, weil sie für sich genommen viel sentimentaler und nachdenklicher macht, als der Film selbst. Eine kleinere Warnung vor dem Soundtrack, eine größere Empfehlung für die DVD.
Wir müssen noch unser Versprechen aus dem ersten Absatz einlösen. Zooey Deschanel - Schwierigkeitsgrad 1: Der Ja-Sager (2008) an der Seite von Jim Carrey. Amüsant, nett und ein bisschen verkorkst. Deschanel - Level 2: (500) Days of Summer neben Joseph Gordon-Levitt (der 2005 in Brick übrigens eine noch beachtlichere Darstellung zeigte). Deschanel - Schwierigkeitsgrad 3: Winter Passing (2005) mit Ed Harris. Deschanel reist als Theaterbeschäftigte Reese Holden zu ihrem Vater und ehemaligen Schriftstellergenie nach Michigan, dem Ort, aus dem sie in (500) Days of Summer stammt. Keine Vorgeschichte des vorliegenden Films, sondern wahrlich winterlich deprimierend. Dagegen ist '(500) Days' eine sommerliche Komödie.
Und (3) Zitate möchten wir Ihnen noch an die Hand geben. (1) Eine Verwandte fragte den Schreiber dieser Zeilen nach einem Filmabend mit Winter Passing: "Laufen solche Filme im Kino?" Deuten Sie diese Frage, wie Sie möchten. Ziemlich ambivalent. (2) In den (500) Days of Summer wird Henry Miller erwähnt: "Das beste Mittel, über ein Frau hinwegzukommen, ist, über sie zu schreiben." Vielleicht hilft Ihnen das nach dem Ausleihen dieses Films? Schreiben Sie eine eigene Kritik in unserem Portal! (3) Das letzte Zitat gebührt Summer Finn / Zooey Deschanel, das in einem Filmladen nach Summers Verschwinden hinter einem Vorhang der Erotikabteilung zu hören ist: "Der sieht gut aus. Der hat gute Kritiken!" (dito)

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Produktion:
2008
Medien:
DVD, Blu-ray
Freigabe:
FSK 6
Bewertung:

(500) Days of Summer

Es ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Liebe.

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Produktion:
2009
Medien:
DVD, Blu-ray
Freigabe:
FSK 0
Bewertung:

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Produktion:
2005
Medien:
DVD
Freigabe:
FSK 12
Bewertung:

Mr. IKEA

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Produktion:
2004
Medien:
DVD
Freigabe:
FSK 0
Bewertung:

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