Kritiken von "SteveStrange"

La Vie en Rose

Musik, Drama

La Vie en Rose

Musik, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 20.04.2009
Das Leben der Piaf – eine große, fast nicht lösbare Aufgabe – ein Felsen. Diese Verfilmung muss wohl eher schief gehen, man ist versucht spontan auf Gegenwehr zu stellen.

Olivier Dahan führt mit seiner Film-Autographie keinesfalls chronologisch durch das Leben – liefert nur einige Ausschnitte aus einem Leben voller Verzweiflung und Besessenheit. Zwar verzichtet er durch das Nichteinhalten der Chronologie auf die Idee einer Entdeckungsreise, auf die man bei chronologischer Reihung durchaus gehen könnte. Schlicht deshalb, weil der Zuschauer schon zu Anfang der Geschichte mit deren Ende konfrontiert wird. Zeitsprünge jedoch können sinnvoll sein. Sie helfen, geschickt angelegt, das Wesentliche zu verstehen.

Die Zeitsprünge von „La Vie en Rose“ sind nicht immer gelungen, gerade beim Finale des Films jedoch wahrhaft meisterlich eingesetzt.

Auch die im wortwörtlichen Sinne Dunkelheit der Bilder kann man zwiespältig empfinden. Dunkle, bühnenhafte Bilder, die die schwierigen, teilweise verzweifelten Umstände der Piaf bildhaft verstärken – wäre die besondere Kunst nicht darin gelegen, das Drama auch vor einem helleren Hintergrund zu entwickeln? Vielleicht ist „La Vie en Rose“ so etwas wie eine perfekte Blaupause. Eine perfekte Anleitung für einen derzeit noch fiktiven, einen noch besseren Film.

An der Schwere der Aufgabe ist Dahan jedenfalls nicht gescheitert. Das ist das Ehrlichste, was man diesem großartigen Film als Kompliment mitgeben kann. Den nur Wenigen wäre gelungen, was Dahan ohne Zweifel gelingt. Das Leben der Piaf, ihre Kunst und ihre Abgründe, die Gnadenlosigkeit eines Schicksals im Film lebendig werden zu lassen.

Die Schauspielleistung der Marion Gotillard? Was kann besser sein, als die Piaf auferstehen zu lassen, Sie einfach unwiderstehlich zu treffen? Selten konnte eine Leistung derart überzeugen. Die Piaf - grandiose, unermeßliche Kunst - und doch so menschlich. Zu Recht wurde Gotillard mit dem Oscar bedacht.

Besonders erwähnen sollte man das Handwerk des Make UPs der Gotillar: gerade noch die rotzfreche, umtriebige Göre. Nach wenigen Stunden Arbeit der Spezialisten das Leid im Gesicht, dass frühzeitig Altern lässt. Für die Leistung der hier zu Werke gehenden Profis scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Die Verzweiflung der Jahre, optisch authentisch bis zur Schmerzgrenze. Unglaubliche Perfektion - auch dafür gab es den Oscar.

Das Leben der Piaf: Das Maßlose Ihrer Stimme war auch die Maßlosigkeit Ihres Lebens. Sie sucht ihres Gleichen – schön das der Film mit der Piaf-Hymne an das Leben schließt …“Non, je ne regrette rien“

ungeprüfte Kritik

Magnolia

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 05.02.2009
„Magnolia“ beginnt mit einer Aufzählung seltsam-kurioser Zufälle, stets verbunden mit dem Element des Todes. Das Zusammentreffen von Zufällen, damit spielt "Magnolia" von Beginn an. Die Erzählung lässt die Wege verschiedenster Menschen kreuzen.

Es ist die etwas andere 24-Stunden-Reportage, eine cineastische Verdichtung des Lebens. Es geht um einen Polizisten, einen Sex-Therapeuten und dessen manisches Sendungsbewusstsein, einen sterbenden Medien-Mogul, dazu eine kokainsüchtige Tochter eines krebskranken Gameshow-Moderator – um mal einige zu nennen.

OH Gott – zu viele Schicksale und überdies überall nur Leid?

Gemach, gemach - es entwickelt sich eine handwerklich brillant umgesetzte, durchaus komplexe Story. Verschiedenste Handlungsstränge bei denen der Zuschauer schnell bemerkt, dass „Magnolia“ eine lose Aneinanderreihung von Einzelschicksalen schrittweise miteinander verknüpft. Zeitweise mit reichlich Zuckerguss, manchmal gibt es vielleicht zu viel der Überzeichnung. Da wäre z. B. die Keule des fast schon MTV-artigen Einsatzes von Musik, die den Zuschauer in die richtige Stimmung versetzen soll.

Den tragischen Helden wird überzeugend Leben einhaucht. Magnolias Handschrift sind die Dialoge, der Schicksals- und Zufallsbezug. Alle Charaktere durchleiden dabei traumatische Erlebnisse, verzweifeln am Leben und werden zum Schluss doch irgendwie erlöst. Das ist wörtlich zu verstehen: Regisseur Paul Thomas Anderson bemüht das biblische Gleichnis von den Fröschen, die vom Himmel fallen, um die Katharsis filmisch umzusetzen.

Ergreifendes, teilweise TRASH-artiges, immer sentimentales Drama über das Leben und diejenigen, die seine Niederlagen erleben. Der Sex-Guru lässt seine Fassade fallen, der Cop verliert mit seiner Waffe die eigene Selbstachtung, der ehemalige Kinderstar fällt geradewegs die soziale Leiter hinunter. Gegen Ende fallen die Frösche, das Element des Todes hält Einzug, - und plötzlich erscheinen sämtliche Akteure auf seltsamste Weise berührt.

Außergewöhnliches 3 Stunden Filmepos. Sehenswert.

ungeprüfte Kritik

Die Manns

Ein Jahrhundertroman
Drama, Deutscher Film, TV-Film

Die Manns

Ein Jahrhundertroman
Drama, Deutscher Film, TV-Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 26.12.2008
In seiner Machart grandiose und international viel beachtete Filmdokumentation rund um das Leben des Thomas Mann.

In den ersten Minuten für den Betrachter vielleicht noch etwas verwunderlich, wechselt die Spielfilm Trilogie gekonnt zwischen Filmszenen, Dokumentarmaterialien, durchmischt die Darstellung der Familie Mann mit Interviews der Familienangehörigen oder Zeitzeugen, mit Radiomitschnitte oder Briefen.

Was als Konstruktion durchaus fehlschlagen kann, wirkt hier mit geballter Authentizität. Der Betrachter hat sofort das Gefühl, dass die Arbeitsweise der Filmdokumentation sinnvoll und nahe liegend ist

So wird es möglich über Leben und Arbeit des Thomas Mann eine greifbare Vorstellung zu bekommen. Etwas über die Eigenarten der Familienverhältnisse der Manns zu erfahren, deren Abgründe und Schicksale. Mehr als man zu Anfang zu hoffen wagt, eine reine Spielfilmausarbeitung hätte das vermutlich nicht leisten können.

Die Melancholie von Vergangenheit und der Erinnerung wirkt auch deshalb so verdichtet, weil die Darsteller gerade in der Wechselwirkung mit den Dokumentarmaterialien besonders authentisch wirken. Eine berührende Chronik der Familie Mann, die tief unter die Haut geht.

Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Elisabeth Mann-Borghese, die leider kurz nach Beendigung des Filmprojekts überraschend verstorben ist. Ihr persönliches Engagement, ihre Mitwirkung und menschliche Wärme bei den Besuchen der Originalschauplätzen, ihre freigiebigen Antworten und Gedankenspiele lassen diese Familienchronik zu einem überaus bedeutsamen Ereignis werden.

Wer nicht genug bekommen kann, schaut sich die drei den CD´s beigefügten Dokumentationen an. Für wahr sehenswert, was neben den in dem Doku-Drama bereits verwendeten Materialien alles aufgelaufen ist.

Im Gesamtbild bleibt nur den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu zitieren:
- ..."ein Lehrstück für Deutsche, unvergleichbar und unübertrefflich."

ungeprüfte Kritik

8 Frauen

Krimi, Musik

8 Frauen

Krimi, Musik
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 26.12.2008
Leidlich schwer, wirklich zu beschreiben, was „8 Frauen“ ist. Zunächst ein weibliches Staraufgebot des französischen Films, welches absolut seinesgleichen sucht. So nebenbei auch eine Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Robert Thomas.

Eine Schneelandschaft wie gemalt. Ein einsames Landhaus. Ein Reh sucht auf der Terrasse nach Futter. Eine scheinbar gemütliche, friedliche Idylle. Dann beginnt ein Kammerspiel der komplett überdrehten Charaktere. Satte Farben im Hintergrund, eine irreale Atmosphäre entsteht, als wäre man in einem Film der 50er gelandet.

Und dieses als Mix noch nicht Wagnis genug, wird außerdem mit Vollgas in die Wunderkiste gegriffen. Ein Kriminalstück alla Agatha Christie oder Edgar Wallace wird mit Komik, Gesang und Tanzeinlagen gemixt. Eine Musical-Farce laut Wikipedia.

Das passiert bei einem Film definitiv selten: nach 10 Minuten beinahe schon abgebrochen, um am Ende „8 Frauen“ in seinem, zugegeben sehr speziellen Fach, zum „Best Off“ zu rechnen. Irgendwie ist "8 Frauen" unvergleichlich. Ein wahnwitziges Feuerwerk szenischer Groteske, Persiflagen auf menschliche Abgründe, ständiger Wechsel von Intrigen und munterem Rätselraten nach der Schuldigen. Ein göttlich spitze Abfolge von Dialogen und Anspielungen auf die Filmbranche.

8 Frauen gewinnt schon beim ersten Mal schauen eine Aura von „Same procedure as last year, Miss Sophie?“. Ja - es ist erfrischend und dazu überaus mutig, eine solche Mixtur auf die Beine zustellen. Vermutlich weist schon die Anzahl weiblicher Filmgöttinen den Weg. Wenn nicht mit einem außergewöhnlichen Projekt, mit was sonst konnte man diese gewinnen?

ungeprüfte Kritik

Somersault

Wie Parfum in der Luft.
Drama

Somersault

Wie Parfum in der Luft.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 12.10.2008
Einfache Story um das -ach- so schwierige Erwachsen werden.

Ein Mädchen läuft zu Hause weg, begibt sicher eher aus Verzweiflung als Überlegung auf große Tour. Sie schlägt sich durch, ihre erotische Ausstrahlung nutzend, um erst Mal Unterschlupf zu finden.

Vertrauen, Hoffnung, - ausgeschlossen sein. Eine Geschichte über die Vielfalt der Beziehungen, die Menschen im Leben eingehen. Beziehungen, aus denen sie - ein ums andere Mal - verändert hervorgehen.

Erzählt wird in wunderbar poetischen Bildern. Ein Film, den man sich Kraft seiner erschlagenden Schönheit am liebsten an die Wand hängen möchte. Emotionen, Kälte und Leere – Stimmung in Bildern, die der Kameramann Robert Humphrey in sehr eigener Sprache einfängt.

Da hört Beschreibung auf – und fängt der „gute Film“ an. 39 Filmpreise legen ein sehr deutliches Zeugnis ab.

Einschalten, anschauen – faszinieren lassen.

ungeprüfte Kritik

Untreu

Thriller

Untreu

Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 05.10.2008
Neuverfilmung des Klassikers „Eine untreue Frau“ - Buch und Regie Claude Chabrol.

Was man zunächst kritisch sehen könnte, entpuppt sich als überaus gekonnte Arbeit von Adrian Lyne. Der Film strotzt vor Perfektion, besitzt ein großartiges Gespür für Timing, Rhythmus und Spannung. Geschildert wird das Leben des Ehepaar Connie (Diane Lane) und Edward (Richard Gere). Er beruflich engagiert, erfolgreich – seine Frau Connie seltsam unausgelastet.

Sie lernt Paul kennen, der ihr bei einer zufälligen Begegnung seine Hilfe anbietet. Fortan ein Gefühl zwischen Beunruhigung und Faszination, welches Diane Lane in ihre Rolle mit Händen greifbar macht. Die Anziehung, die zwischen Lane und Martinez ausgeht, bewegt sich jenseits des Familienlebens, das im Grunde glücklich ist. Eine Begegnung, bei der die Funken sprühen, - eine, die sich jeden Tag und überall ereignen kann. Der Film bettelt nicht um Verständnis für das Handeln seiner Figuren, es wird schlichtweg „nur“ dargestellt. Niemand wird verurteilt oder beschuldigt. Ein US-Film, der ohne den moralischen Zeigefinger auskommt, - bemerkenswert.

Darstellerisch überragt Diane Lane, die überzeugend den Zwiespalt zwischen Leidenschaft, Schuldgefühlen und Angst verkörpert. Ihr brillantes Spiel beherrscht in jedem Moment die Szenerie. Völlig zu Recht wurde sie für die Rolle eines Oscars nominiert.

Beste Kamera, überraschenden Wendungen – und eine Diane Lane, die mit Charakter, Sex-Appeal und Herz spielt. Diese Neuverfilmung hat sich zweifellos gelohnt.

ungeprüfte Kritik

Vier Minuten

Drama, Musik, Deutscher Film

Vier Minuten

Drama, Musik, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 23.09.2008
Ein weiterer deutscher Film, bei dem Hinsehen unbedingt lohnt.

Zunächst fällt auf, dass die Protagonisten perfekt besetzt wurden. Kein Wunder, wenn z. B. sage und schreibe 1.000 Frauen für die Rolle Jenny vorsprechen. Traude Krüger und „ihre“ Gefangene Jenny, die Hauptrollen sind derart gut ausgefüllt, dass man glauben möchte, dass beide Darsteller sich selbst spielen.

Da gehen also zwei Frauen, die unterschiedlichen Generationen angehören, komplett verschieden sind, eine Art Not- oder Zwangsgemeinschaft ein. Schlicht deshalb, weil Sie ihrem schwierigen Leben nur in gegenseitiger Abhängigkeit noch einmal Großes abringen können.

Im Grunde braucht es nur das Spiel der Gegensätze der Beiden, schon wird die gesamte Geschichte mit Sinn und Verdichtung aufgeladen. Kamera und Kulisse im richtigen Winkel und Licht, ein sicheres Gespür dafür, wie man im Kino sperrige Geschichten erzählen kann, dazu ein furioser Schluss – „4 Minuten“ hat alles, was Qualität bringt.

Manchmal ist weniger mehr. Not und Schicksal wären auch auf halber Höhe noch sichtbar genug gewesen. Muss den unbedingt -in der Rückschau- die Schuld aus dem dritten Reich oder Inzest beigemengt werden?

Dennoch deutliches Daumen hoch, - und es sei dabei festgehalten: wenn weniger mehr wäre, - ja dann wäre „4 Minuten“ noch größer, als der Film tatsächlich schon ausgefallen ist.

ungeprüfte Kritik

Der Krieg des Charlie Wilson

Basierend auf einer unglaublichen, aber wahren Geschichte.
Drama

Der Krieg des Charlie Wilson

Basierend auf einer unglaublichen, aber wahren Geschichte.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 15.09.2008
Charlie Wilson ist Kongressabgeordneter in den USA der frühen 80er Jahre. Keiner der ersten Reihe. Er taugt nicht zum moralischen Vorbild, genießt auch mal Drogen und stets den besonderen Spaß mit Frauen.

Wilson organisiert seinen Einfluss durch Geben und Nehmen, unterhält ein glänzend ausgebautes Netzwerk zu den Hebeln der Macht. Wilson entspricht als Bild eher einem charmanten Kindskopf, als dem fiesen Bösewichts.

Innerhalb seiner Verbindung zu einer erzkonservativen Texanerin und einem abtrünnigen CIA-Agenten befindet er sich - nach schockierenden Besuch vor Ort - plötzlich auf größten Spielplatz des kalten Krieges dieser Zeit – in Afghanistan.

Erzählt wird nicht als ernsthafte Biographie, sondern als unterhaltsame Polit-Satire. Vieles stimmig, mit liebevollen Details, einem zeitweise umwerfend ehrlichen Umgang mit der besonderen Naivität, die den Amerikaner schon mal umgibt. Köstlich die Damen der käuflichen Liebe, die im Wasser planschend plötzlich mit einer CNN-Reportage aus Afghanistan konfrontiert werden. Oder die weltfremde Oberflächlichkeit in Sachen internationaler Politik, wenn sich ein Vorsitzender des US-Verteidigungsausschuss auf Auslandsbesuch begibt.

Charismatisches Highlight des Film ist Philip Seymour Hoffman als mürrisch-verknautschter Verlierer-Typ - umwerfend gute Besetzung. Und Highlight ist selbstverständlich auch die Erkenntnis, was private Initiative von institutionellem Tiefschlaf unterscheiden kann. Welch erstaunlicher Einfluss auf den Lauf der Geschichte möglich ist.

Der Krieg des Charlie Wilson hatte trotz unbestreitbaren Qualitäten wenig kommerziellen Erfolg. Politik und Kino, - ein schwieriges Feld. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung sicher etwas zu oberflächlich geraten. Dennoch keinesfalls ein Leichtgewicht.

Weder in der Machart noch in Sachen Erkenntnis, die intelligent, mit viel Witz transportiert wird.

ungeprüfte Kritik

Kleine Morde unter Freunden

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 15.09.2008
Wer kann den nur SO etwas?

Filmgeschichten mit nicht alltäglichem, entlarvendem Humor erzählen. Die Komik der Situation unschlagbar auf den Punkt bringen - treffsicher, dass einem Hören und Sehen vergeht. Das Ganze vermengt mit einem denkbar schrillen, unheimlichen Thriller Ambiente. Es werden „Hitchcock like“ die Nägel gekaut, unterstützt von Kulisse und Kamera, die zum Besten gehören, was man zu sehen bekommt.

YES – Danny Boyle kann SO etwas. Etwas, was vielen seiner Kollegen nicht gelingen wird, selbst wenn Sie der Intention nachhängen, mal einen solchen Film drehen zu wollen.

Reichlich schwer sich „Kleine Morde unter Freunden“ zu nähern, ohne sofort mit Lobeshymnen zu poldern. Eine derart abenteuerliche Mischung hinzubekommen, und dabei eine Erzählung ohne jeden Bruch zu entwickeln, fesselnd ohne den leisesten Absturz, das ist wahrhaft meisterlich.

Dazu unzählige Highlights, schaut man nur etwas genauer hin. Wie kann es etwa sein, dass keiner der drei Bewohner als Sympathieträger auszumachen ist. Und dennoch hält man im Angesicht der Bedrohung zu ihnen, fiebert mit? Oder wie ist es möglich, dass die äußerliche Bedrohung der Wohngemeinschaft gerade überwunden scheint, der Spannungsbogen jedoch um keinen Deut nachlassen will? Die Geschichte gleitet elegant, - fast unmerklich - in einen neuen, befremdlichen Zustand. Innerhalb der Wohngemeinschaft bedroht nun jeder jeden.

Göttlich die klaustrophobe Überhöhung der Abwehrstrategie eines in seinem Weltbild schwer gebeutelten Buchhalters. Der Speicher wird zur seiner Burg. Die Szenerie des Lebens betritt er nur, wenn die "Luft rein" ist.

Die Bildersprache ist vom Feinsten. So nebenbei, beim pflichtgemäßen „Zerkleinern“ der Opfer durch den Mitbewohner, liefert ein durch Finger gleißendes Licht die Idee zur "Burg im Speicher". Mit dem Kopf voraus, einen Blick nach unten in die Wohnung werfend, wird anschließend kontrolliert, ob ein Ausflug nach unten möglich ist.

Kein Zweifel: „Kleine Morde unter Freunden“ ist neben „Trainspotting“ ein weiteres Meisterwerk von Danny Boyle. Fast unglaublich, dass dieses Juwel sein erster Kinofilm war. Befasst man sich mit der näheren Zukunft, so kündigt sich mit “Slumdog Millionaire” wieder sehr Großes von Boyle an.

In den USA Ende November 08 in den Kinos.

ungeprüfte Kritik

Das Zimmer meines Sohnes

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 15.09.2008
Wie ist das mit Schmerz und Trauer - nach dem Tod eines nahen, geliebten Menschen?

Nanni Moretti begibt sich mit seinem Film „Das Zimmer meines Sohnes“ auf menschliche Spurensuche. Keine Experimente, keine filmischen Höhenflüge oder gar überraschende Wenden der Handlung. Kompletter Unfug für ein solches Projekt. Der Tod ohne Kitsch oder Sentimentalität - und gleichzeitig tief in die Seelen der Betroffenen blicken. Woher nur diese unglaubliche Echtheit, die unversehen die Tränen treibt? „Das Zimmer meines Sohnes“ - das ist Authentizität TOTAL.

Was ist das Geheimnis? Sehr einfach: Moretti verfolgt, begleitet seine Figuren, ohne Schnörkel, - mit großer Emotionalität. Etwa ein Jahr – er beobachtet, wie sich seine Figuren verhalten. Wie Sie sich in ihrer Hilflosigkeit voneinander entfernen, mit dem Verlust umgehen.

Oder an ihre Grenzen stoßen: z. B. Giovanni bei der Arbeit als Psychiater, man spürt als Zuschauer fast körperlich, wenn seine Patienten erzählen, dass spätestens jetzt nicht mehr funktionieren kann, was zuvor schon schwierig ist. Diese alles noch zu ertragen. Und doch reagiert er lange Zeit nicht – man möchte ihm als Zuschauer fast zurufen, die Sache endlich zu beenden.

Man könnte eine eigene Hommage alleine auf die etwas spontane, sich ständig verlängerte kleine Reise anstimmen. Eigentlich möchte man die Zufallsbekanntschaft des Sohnes nur zur nächsten Autobahnauffahrt bringen. Moretti erzählt leise, wenn er Großes behandelt.

Ein berührender und zutiefst menschlicher Film, der mit Recht in Cannes mit der Goldenen Palme für den besten Film ausgezeichnet wurde. Dazu kommen eine Menge weiterer Filmpreise. Großes italienisches Kino, fast auf der Haut spürbarer Realismus – ein kleines Meisterwerk.

ungeprüfte Kritik

The Wind That Shakes the Barley

Eine irische Geschichte
Drama, Kriegsfilm

The Wind That Shakes the Barley

Eine irische Geschichte
Drama, Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 15.09.2008
Film über den Kampf der Irren für ihre Unabhängigkeit vom britischen Empire. Über die Gründung der IRA, den Beginn der Spaltung innerhalb der Religion, vieler Familien - des ganzen Landes.

Die Anfänge der Entwicklung gehen zurück in die 20er Jahre. Erzählt wird auf sehr persönlicher Ebene. Einfach weil der Zuschauer verstehen soll, dass nichts unberührt bleibt. Das zuweilen fast zwanghaft Position bezogen wird. Die Macher liefern eine politische Botschaft. Es sei Ihnen gestattet.

Verehrte Cineasten, beschäftigt euch also mit den Anfängen (!) - um nur ein wenig zu verstehen, was geschehen ist. Und vergisst dabei niemals, dass Geschichte immer einen Bezug zur Gegenwart hat.

Die Botschaft kommt an. Es stört, dass zeitweilig zu deutlich - man könnte auch unterstellen "einseitig" Stellung bezogen wird. Bei entsprechendem Interesse sollte man sich um historische Quellen bemühen, die es ja durchaus gibt.

Das das Streben nach Demokratie und Unabhängigkeit vom damaligen britischen Empire bekämpft wurde, dass der "Friedensvertrag" zur Spaltung des Landes geführt hat, das Menschen, die oft unpolitisch waren, dem Widerstand regelrecht zugeführt wurden - all das kann man getrost als historische Wahrheit begreifen.

Im Film bekommen die ersten militanten Übungen fast dem Charakter von harmlosen "Räuber und Gendarm" Spielen gleich. Es gelingt - wie an vielen anderen Stellen - aufzuzeigen, dass bestimmte Schwellen innerhalb eines scheinbaren Zwangs überschritten werden. Alles aus der Situation heraus und fast ohne persönliches Motiv. So wird möglich, was eigentlich undenkbar erscheint. Im Unabhängigkeitsstreben zunächst vereinte Irren schießen auf die eigenen Mitstreiter.

Die Szenerie wirkt glaubhaft, wenn die Erzählung auch relativ schnell über historischen Ereignisse hinweg geführt wird. Bemerkenswerte schauspielerische Leistungen gehen einher mit authentischem Kulissenspiel. Verstörte Gesichter einfachster Leute, die sich plötzlich im Krieg befinden. Die Darstellung des kargen irischen Lebens, die besondere Kamera - alles das ist großartig, ergreifend.

Für manch unpolitischen Mensch wirkt die Essenz der Botschaft vielleicht etwas übergestülpt, bei Kritikern hingegen bekommt der Film ein überaus positives Echo. Man beachte z. B. die Vielzahl der Filmpreise.

Unterm Strich ist "The Wind That Shakes the Barley" allemal einen revolutionären Blick wert - sehenswert.

ungeprüfte Kritik

Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit

Du denkst, es spielt sich alles nur in deinem Kopf ab? Dann geh zurück und sieh genauer hin.
Thriller, Action

Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit

Du denkst, es spielt sich alles nur in deinem Kopf ab? Dann geh zurück und sieh genauer hin.
Thriller, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "SteveStrange" am 19.08.2008
Wer fragt bei Filmen schon nach stets schlüssigen Handlungssträngen?

Wie wohl - der aufmerksame Betrachter fragt gelegentlich. Und kann das Gegenteil immer dann akzeptieren, wenn Filme wie "Deja Vu" seine Bahnen kreuzt.

Action Drama aus der Gegenwart, man ermittelt im Nachgang eines fürchterlichen Anschlags. Spätestens mit dem Einstieg in die Vision, mit Technik Raum und Zeit überbrücken zu können, muss sich der Zuschauer entscheiden. Er sollte sich festlegen, ob er den Schritt mitgehen will. Wie wahr - besser nicht alles hinterfragen und "Science Fiction" als Beimischung zulassen.

Wenn ja, wird man von einem unglaublichen intensiven Thriller an die Hand genommen. Bei dem nunmehr vollkommen neue Konstellationen auftauchen. Man wird zum "Gedanken-Taschenspieler", es gilt ein Verbrechen rückwärts aufzuklären.

Irgendwann liegt es für die Agierenden auf der Hand, mehr als nur Aufklärung zu betreiben. Man will nun kurzentschlossen selbst den Lauf der Geschichte verändern. Tempo geladener Actionthriller, der es vermag einem zu jeder Zeit in seinen besonderen Sog zu ziehen. Hochglanzpoliert - teuer und explosiv. Zu keiner Zeit stumpfsinnig. Es überkommt einem manchmal der Glaube, nur US-Filmschaffende können eine solche Art Thriller abliefern.

Wer sich an Zeitreisen -eingeschlossen dem Genre- nicht stört, wird seinen besonderen Spaß haben.

ungeprüfte Kritik