Deutscher Film, Musik
Bewertung und Kritik von
Filmfan "stuforcedyou" am 27.07.2010Nichts ist wichtiger bei einer Biographie als die Glaubwürdigkeit. Ich will Bushido nicht unterstellen dass er lügt, wenn er seine Lebensgeschichte erzählt, aber da der Berliner Rapper sich selbst spielt und mit der Schauspielerei sichtbar nichts am Hut hat, wirkt der gesamte Film unglaubwürdig, nein sogar überwiegend unfreiwillig komisch.
Deutschlands bekanntester Produzent Bernd Eichinger, der sich frühzeitig die Recht an der Biographie von Bushido sicherte und Regisseur Uli Edel, die zuletzt Stefan Austs RAF-Standardwerk „Der Baader-Meinhof Komplex“ verfilmten, liefern mit „Zeiten ändern dich“ einen treudoofen Schnellschnuss ab. Nichts, aber wirklich gar nichts will hier funktionieren. Die Darsteller, auch die, die ihr Handwerk verstehen, agiere wie Knallchargen. Hauptfigur Bushido wird zum unsympathischen, allwissenden Superman aufgebläht. Egal was ihm widerfährt, ihm gelingt einfach alles. Selbst in Prügeleien gegen eine schiere, bewaffnete Übermacht kommt er als Sieger hervor. So werden er und sein Leben innerhalb kurzer Zeit langweilig, uninteressant und darüber hinaus wirkt dadurch alles fiktional.
Damit Super-Bushido aber auch wirklich allgegenwärtig überlegen daher kommt, haben die Macher die Welt um ihn herum wie eine Mischung aus „Verbotene Liebe“ und sozialem Brennpunkt hergerichtet. Entweder er macht sein Ding in den dreckigen Straßen Berlins, oder er wirkt wie ein Messias der Unterschicht. Wenn er in der weißen, ideologisch eingerichteten Villa der Eltern seiner Freundin zum essen eingeladen ist und sich dort nur widerwillig von deren Butler (!) bedienen erinnert „Zeiten ändern dich“ an ein populistische Erklärung gegen die böse, kalte Welt der Oberschicht. Das die Eltern dazu noch aussehen und sich ausdrücken als wären sie untolerante Snobs aus dem Katalog zieht den Film noch etwas mehr in die Lächerlichkeit.
Fans des Berliner Skandalrappers werden wahrscheinlich die notwendige Containerladung Empathie besitzen um dieses schwache Machwerk gut zu finden. Wahrscheinlich wird es sie begeistern und bewegen, wenn Bushido erzählt, dass es die Anschläge vom 11. September waren, die ihn dazu bewegt haben Rapper zu werden, aber ohne funktionierende, emotionale Verbindung zum Zuschauer wirkt dass alles platt, aufgesetzt, billig und wie gesagt unfreiwillig komisch. So gesehen lieferte Bushido mit „Zeiten ändern dich“ vielleicht die beste Parodie auf seine eigene Person. Eine Realsatire, die bestimmt keine seine sollte.
ungeprüfte Kritik