Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "c2jk8way" am 12.09.2013Auf Daniel Day-Lewis Darbietung wurden schon viele Lobeshymnen angestimmt. Sie haben alle recht! Was Lewis mit dieser Rolle anstellt grenzt schlicht an Metarmophose und wird fraglos in die Geschichte eingehen. Nicht nur, weil er von nun an der erste Schauspieler ist, der dreimal den Oscar für die beste Hauptrolle geholt hat, sondern auch weil einen die von ihm geschaffene Figur auf geradezu unheimliche Weise in seinen Bann zieht. So starrt man fasziniert auf die Leinwand, aufgewühlt von der Gewissheit, etwas Denkwürdigem beizuwohnen. Kaum weniger beeindruckend ist das übrige Ensemble. Tommy Lee-Jones, Sally Field, David Strathairn, James Spader, Hal Holbrook oder auch Bruce McGill liefern allesamt Glanzleistungen ab. Das Endergebnis ist Schauspielkino in Vollendung.
Die Hauptinspirationsquelle ist dabei natürlich das sensationelle Drehbuch von Tony Kushner, das nur als große Literatur bezeichnet werden kann. Aber auch Spielberg und sein Kameramann Janusz Kaminski übertreffen sich geradezu selbst. Ihre Bildkompsitionen im chiaroscuro-Stil übertreffen sogar ihre Arbeit an "War Horse" und sind in ihrer Schönheit schlicht atemberaubend. Das Tüpfelchen auf dem i liefert dabei, wie immer, John Williams mit einem weiteren subtilen, bewegenden, das Geschehen auf kongeniale Weise kommentierenden Score wie ihn wohl nur er hinbekommt."Lincoln" gehört zu den wenigen Glücksmomenten, in denen eine ganze Armee großartiger Künstler zusammenkommt und jeder von ihnen auf der Höhe seiner Kunst operiert.
Ein paar "Warnungen" müssen aber doch angebracht werden. Zunächst einmal wird vor allem Day-Lewis' phonetische Virtuosität in der deutschen Version fast bis zur Unkenntlichkeit vergröbert, so dass in diesem Fall die Originalversion im Grunde alternativlos ist. Weiterhin muss erwähnt werden, dass der Mainstream-Appeal des Films so niedrig ist, wie bei keinem anderen Spielberg-Film zuvor. Nicht nur dass der Film ein nicht zu unterschätzendes Vorwissen über den Sezessionskrieg und die in ihm handelnden Personen voraussetzt. Er beschäftigt sich außerdem fast ausschließlich mit legislativen, politischen Winkelzügen und Machiavellismen, für die man sich interessieren muss, um in den Film einzutauchen. Dies ist nicht nur für Spielberg und Hollywood neues Terrain. Der letzte größere Film, der sich derart konsequnet in die Niederungen der Politik begeben hat, war wohl Andrej Wajdas "Danton" aus dem Jahre 1983. Ich freue mich schon jetzt darauf, den Film ein weiteres Mal zu sehen
ungeprüfte Kritik