Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "6697mn" am 07.11.2012Die geringe Gesamtbewertung ist mir völlig unverständlich. "Lore" ist ein spannender, vielschichtiger Film, der da ansetzt, wo die meisten Filme über die Nazizeit aufhören: Gezeigt wird der Zusammenbruch und die Folgen für Nazifunktionäre bez. deren Kinder, die sich allein auf eine Odyssee quer durchs neubesetzte Deutschland begeben müssen, um ihre Großmutter zu finden. Für die 15jährige Lore, die die Mutterrolle übernehmen muß, bricht ihre Jungmädelwelt zusammen - in der Folge lernt sie, dass nichts so ist, wie es scheint, dass Erwachsene lügen und weiterlügen, dass Menschen nicht eindimensional sind und vielerlei Motive haben können, dass vorgefasste Urteile nur behindern und dass sie sich sowohl im Bezug auf Menschen als auch Geschehnisse letztendlich nur auf ihr eigenes Urteil verlassen kann. Eben dies muß jeder Jugendliche zu jeder Zeit lernen - der Abschied von der Kindheit. Lores äußere Umstände beschleunigen und komplizieren diesen Prozeß, veranschaulichen ihn aber auch auf eindrucksvolle Weise. So vermittelt der Film nicht nur Wissen über die Zeit unmittelbar nach dem Krieg, sondern ist vom Thema her völlig aktuell. Lores gleichzeitiges sexuelles Erwachen gibt dem Film noch eine weitere, tiefer gehende Dimension. Eva-Maria Hagen als Protagonistin ist Glücksgriff - selten spiegelt die Mimik einer Schauspielerin die inneren Kämpfe der Rolle so gut wider. Meine beiden Töchter (12, 16) waren begeistert und der Film sorgte im Nachhinein immer noch für viele Diskussionen.
ungeprüfte Kritik