Kritiken von "FlaviusHH"

Toni Erdmann

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
"Toni Erdmann" ist ein brillantes Meisterwerk, ein Feuerwerk an großartigen Ideen und der fresheste und intelligenteste deutsche Film seit "Lola rennt"! Es stimmt, der Zugang ist zunächst etwas sperrig. Der Film ist auch alles andere als eine Komödie. Man sitzt nicht gemütlich auf dem Sofa und knuspert Popcorn dabei. Nein, man verfolgt mit großer Neugier die Entwicklungen seiner zwei Hauptfiguren, eine unternehmensberaterische Karrierefrau aus dem McKinsey-Zeitalter auf der einen Seite und ein geschiedener Grundschullehrer mit altersschwachem Hund. Wir begleiten beide ins kapitalistische Bukarest und es wird uns dabei keine Sekunde langweilig. Faszinierend zu sehen, wie unter der Fassade der knallharten Karrierefrau all die Gefühle von Scham, Zweifel, Unsicherheit hervorblitzen. Und anrührend die teils etwas unbeholfene aber doch immer vor Mut und Einfallsreichtum sowie vom Beschützerinstinkt geprägte väterliche Liebe. Ansehen, sich drauf einlassen und genießen!

ungeprüfte Kritik

The Killing of a Sacred Deer

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
Ein fesselnder, bittermelancholischer und abgrundtief guter Psychothriller mit einem Hauch Mystery. Ein Eindringling zerstört eine Familie und legt dabei frei, wie viel dort schon vorher krank und kaputt war. Die nüchterne, intellektuelle Präzision der Protagonisten übt auf den Zuschauer eine verstörende Faszination aus verbunden mit dem unwohl machenden Gefühl einer heimlichen Solidarität mit dem "Täter". Nicole Kidman ist mit ihrer unterkühlten Art wie gemacht für ihre Rolle.

ungeprüfte Kritik

Spotlight

Die Wahrheit steckt zwischen den Lügen.
Drama

Spotlight

Die Wahrheit steckt zwischen den Lügen.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
Die schreckliche Wahrheit kommt hier auf leisen Sohlen. Dieser Film fängt akribisch das Recherchepuzzle einer investigativen Zeitungsredaktion ein und beschreibt den beharrlichen Kampf gegen Zweifel, Angst und Widerstände. Kluge Journalistinnen und Journalisten legen sich mit einer der mächtigsten Instiutionen des Planeten an. Die katholische Kirche, eine Stützsäule der US-amerikanischen Wohlstandsgesellschaft muss sich am Ende der vierten Gewalt geschlagen geben und vielen traumatisierten Opfern des systematisch verschleierten Missbrauchsskandals wird endlich Glauben und Gehör geschenkt. Die Redlichkeit der Journalisten ist in diesem Film fast mit Händen greifbar, so gut sind die Schauspieler. Nichts ist reißerisch. Es gibt Zweifel, Rückschläge und viel, viel Arbeit. Am Ende steht ein Sieg. Aber auch tiefe Erschöpfung. Keine Action. Kein Thriller. Kein rasanter Schnitt. Keine Hochspannung. Aber: Faszination. Bewunderung. Und ein fast ungläubiges Staunen darüber, wie unprätentiös und unspektakulär dieser Film daherkommt. Er setzt damit seriösem Journalismus ein -gerade in diesen Zeiten- grandioses Denkmal. Und bekommt deshalb volle fünf Sterne von mir.

ungeprüfte Kritik

A Most Wanted Man

Von Bestsellerautor John le Carré.
Thriller, Krimi

A Most Wanted Man

Von Bestsellerautor John le Carré.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
Der Film hat mich von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt. Er handelt von der Arbeit der Geheimdienste und erfordert einiges an Aufmerksamkeit, da das Gebilde aus Freund und Feind, aus Täter, Opfer und Verräter nicht ganz unterkomplex ist. Der Film behandelt nicht zuletzt die Verflechtung von Gut und Böse, Ost und West und die Frage, wie weit ein Rechtstaat gehen darf, um sich selbst zu schützen. Man bekommt allerlei an Klischees geboten, nicht jedes davon wird entschärft - aber so ist es ja auch im richtigen Leben. Gegen Ende, wenn man nach und nach alles durchschaut, dann ist man einfach nur begeistert, weil man voller Faszination denkt: "Genauso ist es doch bestimmt auch in der Realität". Dicke Pluspunkte sammeln zudem die edle Optik, die wohlvertrauten Schauplätze meiner Heimatstadt und die guten Schauspieler aus Nordamerika und Deutschland.

ungeprüfte Kritik

Moonlight

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
Ein Filmjuwel in drei Akten mit begeisternden und berührenden schauspielerischen Leistungen, einer großen inszenatorischen Kraft und wunderbaren szenischen Einstellungen! Ich wette: Dieser Meilenstein der Kinogeschichte wird in so manchem Filmkanon auf Jahrzehnte einen Platz einnehmen!

ungeprüfte Kritik

Minus zwei

Drama, Deutscher Film

Minus zwei

Drama, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 24.03.2019
Über diesen Film bin ich hier in der Datenbank gestolpert. Seine Bewertung war überdurchschnittlich hoch. Und da bin ich neugierig geworden. Ich habe nach Anschauen des Films volles Verständnis für jeden, der damit nicht viel anfangen kann. Filmgucker wollen meist in fremde Welten entführt werden, spannende aufregende Menschen bei Handlungen und Konflikten zuschauen, bei denen es um Leben und Tod geht. Und was gibt es hier? Ein paar junge Leute in einem Partykeller. 71 Minuten, die einem eher wie 150 Minuten vorkommen. Ein Kommen und Gehen, ein Tanzen, Musikhören, Abhängen, viel, viel Alkohol trinken. Flirten, philosophieren. Lästern. Freundschaft feiern. "Hab ich während meiner ersten Uni-Semester mindestens einmal im Monat gehabt", dürften sich viele von uns denken. Aber ich finde, dem Film gebührt die Ehre, dass er genau diese Banalität des (nur versuchten) Sich-Wegfeierns in unserer Leistungsgesellschaft umfassend einfängt und konserviert. Fast dokumentarisch ist dieser Film aufgebaut, der nach dem "Rashomon"-Prinzip den Abend aus der Perspektive verschiedener Protagonisten erzählt. Er beobachtet sehr genau und hält alles fest: Diese Leere. Diese Spießigkeit. Die kontrollierte Enthemmung und die unschlüssige Einsamkeit. Das Hamsterrad. Und er konfrontiert den Zuschauer schonungslos damit. Und lacht händereibend in sich hinein. Wenn nämlich der Zuschauer zwischen Wehmut und Scham schwankt. Mal was anderes und das durchaus gelungen. Sehenswert und erinnerungswürdig.

ungeprüfte Kritik

Spy

Susan Cooper undercover.
Komödie, Krimi

Spy

Susan Cooper undercover.
Komödie, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 22.02.2019
Dieser Film beinhaltet ein Feuerwerk an Gags und schafft es, dass man fast jede der Haupt- und Nebenfiguren mindestens ein bisschen gern hat. Stars des Films sind eine füllige, in ihren smarten Feld-Agenten (Jude Law) verliebte Analystin (Melissa McCarthy) der CIA und ihre unbeholfene aber herzensgute Kollegin und beste Freundin (grandios: Miranda Hart). Jason Statham spielt einen trotteligen Agenten und Bobby Cannavale den italienischen Schwerenöter. Es gibt auch einiges an Action, aber sie steht nicht im Mittelpunkt und ist kein Selbstzweck. Kern des Films sind die guten Dialoge, die zwar gelegentlich durchaus derben Humor aufweisen, aber immer Raum für echtes Mitgefühl für die (vermeintlichen) Underdogs lassen. Ein herrlicher Spaß an durchaus hübschen Schauplätzen, denen man aber ansieht, dass das Budget für die ganz großen HotSpots nicht gereicht hat. Fein, dass mit Verka Serduchka (Sieben, sieben, ailulu, eins, zwei" und 50Cent auch zwei hübsch gegensätzliche musikalische Höhepunkte dabei waren. Man wünscht sich von Herzen eine Fortsetzung!

ungeprüfte Kritik

Die dunkelste Stunde

Niemals aufgeben. Nie. Nie. Nie.
Drama, Kriegsfilm

Die dunkelste Stunde

Niemals aufgeben. Nie. Nie. Nie.
Drama, Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 25.01.2019
Ich interessiere mich für Politik und Geschichte, bin aber kein Profi auf dem Gebiet, der nun jede Drehbuchzeile auf historische Korrektheit überprüfen kann und will. Solche Filme wie der hier besprochene sollen Gänsehaut und wohlige Spannung erzeugen. Sie heroisieren Menschen, zu denen viele von uns aufschauen und sie senden die Botschaft, dass es sich lohnt, für das Richtige zu kämpfen. All dies erwartet man bei "Die dunkelste Stunde" - und der Film liefert! Von der ersten bis zur letzten Minute habe ich beeindruckt die Entwicklungen der Hauptfiguren verfolgt und mich in den Bann ziehen lassen von der genussvollen Präsenz des Hauptdarstellers Gary Oldman als Winston Churchill. Um ihn dreht sich alles in dem Film und er macht sein eigenes Ding. Gewitzt, mutig und bodenständig. Ein Film über die Kraft der Ideen und des Wortes. Und über die Fähigkeit, sich mitreißen zu lassen. Eine kinematische Geschichtsstunde mit gewichtigen Bildern. Sehr sehenswert!

ungeprüfte Kritik

Lady Bird

Flieg los nach Hause.
Drama

Lady Bird

Flieg los nach Hause.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 25.01.2019
Dieser Streifen ist eigentlich konservativ bis ins Mark. Bei all ihrer "Frechheit" ist die Protagonistin total angepasst. Sie macht zwar ein klein wenig "ihr Ding" - aber die großen Bahnen, auf die ihr Umfeld sie einmal geschossen hat, nimmt sie dankbar an und verlässt sie auch niemals. Warum auch: Die katholische Schule macht gute, liebevolle Arbeit und gibt Struktur. Die Mutter hat ja Recht mit allem, was sie sagt und was sie vorlebt. Ein besser funktionierendes Zuhause kann man sich nicht vorstellen. Selbst das soziale Umfeld ist -trotz sichtbarer Einkommensunterschiede, zumindest an der Oberfläche vollständig durchlässig und verzichtet auf Ausgrenzung. Und dann Sacramento: Hier mag der Hund begraben liegen - aber die Straßen sind sauber und leer, das Licht ist golden und die Natur Drumherum ist weit, ährenschwer und grün. Das alles ficht "Lady Bird" nicht an und ist einfach ein sehr schöner und kluger Film. Er ist ein Denkmal für die Familie, die Freundschaft und die Heimat. Jede einzelne Figur wird in ihrer ganzen Würde, nämlich vor allem mit ihren Stärken aber eben auch mit ihren Schwächen gezeigt. Es sind die kleinen Gesten, Blicke und Bemerkungen, die diesen Film wunderbar warmherzig machen. Er schafft positive Identifikationsfiguren für Jung und Alt ohne dabei jemals süßlich oder schmalzig zu sein. Alle Schauspieler machen einen exzellenten Job und es tut einfach sehr wohl, diesen schönen und differenzierten Film auf sich wirken zu lassen.

ungeprüfte Kritik

Victoria

Drama, Deutscher Film

Victoria

Drama, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von Filmfan "FlaviusHH" am 13.08.2018
Dieser Film hat es in sich! Man ist hautnah dabei, wie sich mitten im nächtlichen Berlin von heute ein junger Mann mit einer Mischung aus Fatalismus und Selbstüberschätzung immer mehr in sein eigenes Verderben stürzt. Und wie eine junge Frau voller Lebensneugier und doch voll Naivität, viel zu spät erkennt, dass sie selbst ihren Anteil daran hat. Frederik Lau ist ja nicht das erste Mal für so einen Charakter besetzt, denn er steht wie kaum ein anderer für eine herzensgute Seelentiefe, bei der es besonders berührt, wenn sie sich im Über-die-Stränge-Schlagen selbst in Gefahr bringt. Lau ist hochkonzentriert, in diesem in Echtzeit und in einer einzigen Einstellung gedrehten Film eigentlich immer im Bild und unglaublich gut in dieser Rolle! Der Plot und ist grandios simpel, sehr zwingend und lässt viel Raum für eigene Gefühle und Gedanken. Man täte diesem Film also absolut unrecht, wenn man ihn einzig wegen gemeisterten technischen Herausforderung, (Drehen ohne jeden Schnitt) feiern würde.
Sebastian Schipper bestätigt nach "Absolute Giganten" und "Ein Freund von mir" sein Ausnahmetalent als DER Melancholiemeister des Arthouse-Buddy-Movies. "Victoria" ist inhaltlich wie filmisch wie darstellerisch ausgesprochen sehenswert und phasenweise tief berührend. Volle fünf Sterne!

ungeprüfte Kritik