Von Kritikern zerrissen?
Zuvor jedoch liegt neben der im Januar 2010 erschienen DVD eine zweite, ebenfalls dunkelrote Disc mit der Aufschrift Volver - Zurückkehren vor uns. Die vorangegangene Zusammenarbeit zwischen der inzwischen mit einer Oscar geadelten Penélope Cruz und dem Regieexzentriker, die dritte von nun vier Kooperationen.
Nie war Penélope Cruz schöner, denken wir im Laufe der zwei Stunden Volver (2006) und trotzdem zielen Internet-Karikaturen über ihr Gesicht her. Die Welt kann grausam sein - nicht nur in Almodóvar-Filmen.
Über Jim Jarmusch - einst (?) Ikone der Independent-Filmszene - wird zu The Limits of Control (2009) geschrieben: "Jarmusch ist mit diesem neuesten Film, ähnlich wie Tarantino und Lynch, an seiner künstlerischen Endstation angekommen und schürt lediglich noch den Kult um seine eigene Person."
Das Leben des Pedro Almodóvar
Bevor man das Pedro Almodóvar vorwerfen kann, ist ein bisschen biographischer Hintergrund hilfreich: Almodóvar wuchs in einer kleinen Stadt in der spanischen Provinz Ciudad Real auf. Im Anschluss an die Grundschulzeit übernahmen franziskanische Padres seine Erziehung und erzielten mit ihrer religiösen Unterweisung genau das Gegenteil: Pedros Glauben schwand.
Religion wurde durch etwas anderes besetzt: die Kunst. Das Kino wurde zu seiner Kirche und mit 17 Jahren zog er ohne Geld von seiner Familie fort nach Madrid, wo er sich als Kurzfilmer betätigte, als Comic- und Fotoroman-Autor, Musiker und Schauspieler.

All diese Einflüsse aus der Zeit in der Hauptstadt sind jetzt wiederzufinden. Wie ein Schwamm hat er damals offenbar die Kultur in sich aufgesogen und jetzt quetscht er sie über Zerrissene Umarmungen aus. Gute zwei Stunden erleben wir eine zerschnipselte Handlung, die sich über einen Regisseur (Lluís Homar), einen Produzenten (José Luis Gómez) und die von beiden begehrte Darstellerin Lena (Penélope Cruz) breitet - und schwer zugänglich vor uns Zuschauern ausbreitet.
Ein Einblick in die Geschichte
Typisch Almodóvar, denken wir uns, das kann doch nicht anders als autobiographisch gemeint sein. Während die Handlung von 'Los abrazos rotos' (zerrissene Umarmungen) fortschreitet, überlegen wir, ob die Begierde zur attraktiven Darstellerin ein künstlerisch ausgelebter Fetisch des homosexuellen Regisseurs Almodóvar ist, der tatsächlich gerade hinter der Kamera sitzt, ob Selbstironie dahinter steckt?
Zumindest auf die Gefahr hin, dass bei Entfaltung der filmgewordenen Ideen die ersten Zuschauer - wir zitieren eine weitere Mitglieder-Kritik - abgesprungen sind: "Da nach 30min immer noch keine Handlung im Film vorhanden war, haben wir die DVD aus dem Player genommen."
Filmerlebnis zum Anfassen
Zur Verteidigung und als Plädoyer, im Zweifel für den Angeklagten, hier unsere liebsten Momente: Wenn ein Fernseher mit den Händen berührt wird und die Filmbilder fast fühlbar erscheinen. Wenn man gleich mit der ersten Einstellung durch eine Kamera auf Schauspieler blickt. Wenn der Produzent vor einem stummen Beamer sitzt, Penelope Cruz eintritt, ihre eigenen Lippenbewegungen synchronisiert und wir feststellen, dass wir ja selbst vor einem Beamer sitzen.Wenn Sie wissen, worauf Sie sich einlassen und so wie wir fasziniert sind vom Spiel mit dem Film-im-Film, werden Sie die 127 Minuten sicher auch bis zu Ende schauen und einen Tag danach weiter über das Gesehene nachdenken.
Schreiben Sie nach dem Anschauen doch einfach Ihre eigenen Gedanken zu den 'zerrissenen Umarmungen' auf!