My Big Fat Greek Summer

Reiseführerin in Griechenland - ein Albtraum!

My Big Fat Greek Summer: Reiseführerin in Griechenland - ein Albtraum!
My Big Fat Greek Summer: Reiseführerin in Griechenland - ein Albtraum!
   18.05.2010
Wer hat Angst vor romantischen Komödien? Der beständige Erfolg zeigt, dass es viele Fans dieses Genres gibt, weibliche zumeist. So wie eine Mutter aus unserem Bekanntenkreis, deren Filmsammlung ausschließlich aus dieser Filmgattung bestand - weil "keine Toten" in ihren Filmen vorkommen durften. Ein Film fand sich dann doch in ihrem Regal, der mit dieser Bedingung bracht: Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1993). Die Neuerscheinung My Big Fat Greek Summer wird sich bestimmt ausgezeichnet in die Sammlung dieser Mutter einreihen, andere werden womöglich nicht so schnell zugreifen: "Das ist nicht mein Geschmack", sprach uns ein Kollege beim Anblick der auf dem Schreibtisch liegenden DVD an. Ihrer auch nicht? Abwarten, vielleicht können wir Sie ja mit der folgenden Vorstellung auf den selbigen bringen.

Nia Vardalos meets Rita Wilson

Angefangen hatte alles mit Nia Vardalos, einer Kanadierin mit griechischen Wurzeln. Nia verliebte sich in den Amerikaner Ian Gomez, der aus Liebe zu ihr zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertierte. 1993 heirateten die Zwei trotz Widerstand aus der Verwandtschaft. Aus der Überbrückung der kulturellen Unterschiede zwischen ihrem Mann und ihrer traditionsbewussten griechischen Familie entwickelte Vardalos zunächst ein Comedy-Programm, das nur sie auf der Bühne zeigte. Im Publikum saß Rita Wilson, die Frau von Tom Hanks. Gemeinsam beschloss das Ehepaar, Vardalos' Geschichte mit Independent-Geldern auf die Kinoleinwand zu bringen, um Nia Vardalos' Rolle der Toula Portokalos einem weltweiten Publikum vorzustellen.

Millionenschwerer Erfolg

My Big Fat Greek Wedding wurde im Kinojahr 2002 ein echter Überraschungserfolg. Was "Erfolg" in diesem Fall heißt, zeigt sich, wenn man sich die Zahlen von damals anschaut: 5 Millionen Euro hatten die Dreharbeiten in Toronto und Chicago damals gekostet. Der Film wurde zu einem sleeper hit, die US-Bezeichnung für einen Titel, dessen Erfolg nicht absehbar war und nicht von einem auf den anderen Tag passierte. So konnte My Big Fat Greek Wedding zwar nie die Nr. 1 der Kinocharts erklimmen, spielte aber nach und nach weltweit sagenhafte 369 Millionen Dollar ein, schlug in der Endabrechung des Erscheinungsjahrs sogar Steven Spielbergs Sci-Fi-Blockbuster Minority Report mit Tom Cruise und gilt seitdem als die finanziell erfolgreichste romantische Komödie.

Sie liebt ihn!

Zu Recht? Gleich der Filmeinstieg ist gelungen, das verregnete Chicago um fünf Uhr morgens, unterlegt mit griechischer Volksmusik, der Vater neben Toula (Vardalos) im Auto, der sie mit einem "Du siehst alt aus." zur Heirat überreden möchte. Das Reihenhaus der Familie mit einer an die Architektur des Pantheon erinnernden Fassade. Die zentrale Figur der Toula Portokalos, die über ihr Mittdreißiger-Dasein betrübt ist, viel lieber einen Computerkurs am College belegen will, statt im Restaurant der Eltern auszuhelfen. Ihr Vater Gus aber meint, für eine Frau sei sie schon klug genug. Als Toula einen sympathischen Lehrer und überzeugten Veganer kennenlernt und ihrer Mutter Maria gesteht: "Ich liebe ihn...", hat diese schnell eine Lösung parat: "Iss was!" Eine merkwürdige Familie? "Wer hat die nicht." meint ihr Liebster, Ian Miller (John Corbett).

Ein modernes Märchen

Einfache Weisheiten (die Familie bleibt, egal was passiert), eine simple Geschichte, überzeichnete Charaktere - hier funktioniert das erstaunlich leichtfüßig und rund. Ein anderthalbstündiges modernes Märchen, das bis zur letzten Minute keinen Gag zu lang ausspielt, das so trocken wirkt wie die bürgerlichen Eltern des Ian. Trocken, aber sehr erfrischend. Wenn das keinen Widerspruch darstellt. Aber Gegensätze ziehen sich schließlich an, wie wir in My Big Fat Greek Wedding erleben. Auch wenn sich der Film gar nicht erst bemüht, kulturelle und religiöse Intoleranz aufzuarbeiten und sich Ian viel häufiger kompromissbereit zeigt, als es der Liebe gut tut kann - die überzogenen Dinge seien tatsächlich so passiert. Das berichtet Hauptdarstellerin, Drehbuchschreiberin und wahre ToulaNia Vardalos im DVD-Interview. Die unspektakulären Passagen seien ausgedacht und ihr viel zu langes Drehbuch sei von den Produzenten rigoros zusammengestrichen worden. Das hat gut funktioniert, offenbar so wie die Ehe im richtigen Leben zwischen Nia und Ian Gomez, den man als Mike, den besten Freund des Ian, im Film erleben kann.

Beste Unterhaltung in Serie?

Wie kann man dieses positive Ergebnis in den Kassen der Produzenten und in den Herzen der Filmfans toppen? Nicht so, wie es im Folgejahr 2003 versucht wurde: My Big Fat Greek Life nannte sich ein mehrteiliger TV-Ableger. Regie führte Frasier und King of Queens Regisseurin Pamela Fryman. Oh jemine. Sieben Episoden lang wurde die 1. Staffel produziert, von der Sie sich - bei Video Buster zumindest handlich auf einer einzelnen DVD untergebracht - ein eigenes Bild machen können. Die vom Sender CBS und von Tom Hanks' Firma Playtone Production finanzierten kurzen Episoden seien hier aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Erfreulich lediglich, dass sich dort wieder die bekannten Gesichter der Filmfamilie Portokalos versammeln, auch wenn Ian-Darsteller John Corbett fehlte und inzwischen einen Charmeur namens Aidan Shawn in der Serie Sex and the City spielte. Der Big-Fat-Greek-Fernsehableger wirkte auf uns im Vergleich zum vorangegangenen Spielfilm wie eine TV-Zeichentrickfortsetzung zu einem tollen Kinofilm: lieblos "gezeichnet" mit abgeflachten Dialogen. "It would make a good movie!", hört man in der Pilotfolge, die Geschichte des Liebespaares würde einen tollen Film abgeben. Das stimmt und dabei wäre es besser geblieben.

Auf die Perspektive kommt es an

Ein griechisches Postkartenmotiv eröffnet jetzt My Big Fat Greek Summer (USA/Spanien 2009) und zeigt Nia Vardalos allein in Athen. Hatte sie nicht im ersten Film geheiratet? Nun, Nia heißt in dieser DVD und Blu-ray Neuerscheinung nicht Toula, sondern Georgia und My Big Fat Greek Summer heißt im englische Original "My Life in Ruins", frei übersetzt etwa "vor den Trümmern meines Lebens". Andere Länder, andere Pointen? Georgia ist in der Tourismusbranche tätig, führt einer bunten Schar von Touristen verschiedener Nationalitäten die Sehenswürdigkeiten Griechenlands vor. Doch die romantische Komödie wäre nicht eine romantische Komödie, wenn auf einer mehrtägigen Busrundfahrt die ausländischen Reisenden lediglich zu den antiken Stätten finden würden. Nein, Georgia kann womöglich nebenbei sogar zu sich selbst und zu einem Mann finden. Und schnell werden aus den zwei kulturellen Gegensätzen des Erstlings My Big Fat Greek Wedding gleich ein Dutzend, da die Gruppe unterschiedliche Spleens (um nicht zu sagen Klischees) aus ihren Ländern einbringt. Sogar Anthony Quinns Sirtaki-Tanz in Schwarz-Weiß aus Alexis Sorbas (1964) wird zur Hilfe geholt.

Pluspunkte sammeln

Selbstironie ist der größte Pluspunkt, denn schon zu Beginn sagt die Chefin des Reisebüros zu Georgia: "You're not funny, stop trying." - "Du bist nicht witzig, also versuch's auch nicht." Hier präsentiert sich Nia Vardalos wie zu den Anfängen ihrer Karriere erfrischend selbstkritisch und zeigt erneut keinerlei Berührungsängste, die eigenen Schwächen vor der Kamera auszuspielen. Bemüht gibt sich die Komödie, wenn sie moralische Grundfragen angeht: ob man einen Lebensplan haben sollte oder nicht, ob man seinem Verstand oder seinem Herzen folgen soll. Das ist alles nicht neu, hat aber seine Momente, ob man als Zuschauer will oder nicht. Georgias Einzug ins spärliche Hotelzimmer: lustig. Das anschließende Lied im Radio des Hotelportiers: das haben wir persönlich vor Jahren auf einer Kreta-Reise mit eigenen Ohren vor der griechischen Kulisse erlebt. So werden Sie bestimmt auch das ein oder andere Detail entdecken, dass Sie an einen zurückliegenden Urlaub erinnern wird.

In seichten Gewässern

Die Drehbuchvorlage schrieb diesmal Mike Reiss, der zuvor als Autor für Kultfiguren wie Alf und Die Simpsons tätig war. Regie führte Miss Undercover Regisseur Donald Petrie. Allzu viel Tiefgang sollten Sie demnach nicht erwarten, stattdessen seichte Unterhaltung. Aber im seichten Gewässer kann man sich ja auch mal ganz gut treiben lassen, statt immer nur (anspruchsvolle Film-) Bahnen zu schwimmen. Wenn Sie sich dazu in der richtigen Stimmung fühlen, können wir Ihnen den 91-minütigen Ausflug nach Griechenland durchaus empfehlen. Punkten kann der Film obendrein mit dem sichtlich gealterten Kultschauspieler und Oscar®-Preisträger Richard Dreyfuss, der in einer warmherzigen, nachdenklichen Rolle für die richtige Balance sorgt.

Keine Angst!

Kurzum: My Big Fat Greek Summer ist mal seicht, mal süß, vor allem harmlos und wirkt als romantische Komödie gar nicht griechisch sondern typisch amerikanisch. Selbst zu vorgerückter Stunde kann der Film mit kurzweiliger Unterhaltung angenehm wachhalten, kann bei Regenwetter genauso zum Abschalten (d. h. zum Einschalten) einladen wie an einem strahlenden Sommertag. Vor dem Urlaub zur Einstimmung oder nach dem Urlaub als Erinnerung. Als Nachfolger - nicht als Fortsetzung - zu My Big Fat Greek Wedding funktioniert er auch ohne Vorkenntnis der genannten Vorläufer gut. Keine Angst also vor romantischen Komödien.

My Big Fat Greek... Filmvergnügen im Verleih

My Big Fat Greek Wedding

Hochzeit auf Griechisch - Eine perfekte Liebe... wäre da nicht die Familie.

My Big Fat Greek Wedding

Hochzeit auf Griechisch - Eine perfekte Liebe... wäre da nicht die Familie.
Komödie

Das Verfallsdatum für heiratsfähige griechische Mädchen hat Toula Portokalos (Nia Vardalos) längst überschritten. Die mittlerweile 30-jährige Toula arbeitet im Restaurant der Eltern. Ihr Vater Gus (Michael Constantine) erinnert sie des Öfteren daran, dass sie...  mehr »

Produktion:
2002
Medien:
DVD, Blu-ray
Freigabe:
FSK 0
Bewertung:

My Big Fat Greek Life - Staffel 1

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Medien:
DVD
Freigabe:
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Produktion:
2009
Medien:
DVD, Blu-ray
Freigabe:
FSK 0
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