Das Leben vor meinen Augen

Erleben Sie, wie sehr das Leben dem Tod ähneln kann

Das Leben vor meinen Augen: Erleben Sie, wie sehr das Leben dem Tod ähneln kann
Das Leben vor meinen Augen: Erleben Sie, wie sehr das Leben dem Tod ähneln kann
   21.11.2012
Ein Drama über einen High-School-Amoklauf, das Schicksal einer Frau, die noch fünfzehn Jahre danach mit den schrecklichen Erlebnissen zu kämpfen hat und so gut es geht versucht, ihr Leben mit Mann und Tochter zu bewältigen.

Klingt nach Problemfilm? Richtig. Wir würden Ihnen diesen Film allerdings nicht vorstellen, wenn sich nicht doch etwas mehr dahinter verbergen würde.

Sekunden, die alles verändern

"Es ist im Grunde gar kein Film über ein Schulmassaker"

...sagt der ukrainische Regisseur Vadim Perelman. Vor unseren Augen spielt sich zunächst ein Ausschnitt aus dem alltäglichen Leben einer Schülerin namens Diana McFee ab.

Dieses Mädchen, gespielt von Evan Rachel Wood, durchlebt die gewöhnlichen Pubertätskonflikte, das Aneinandergeraten mit der Mutter und die Zuflucht bei einem unangepassten Geliebten, während ihre beste Freundin Maureen (Eva Amurri) mal mehr, mal weniger Verständnis für ihre momentanen Gefühlslagen zeigt.

Doch nachdem sich Diana und Maureen ins Badezimmer der Schule zurückgezogen haben und vom Flur panische Stimmen zu ihnen dringen, wird ohnehin nichts mehr so sein wie es war. Sie erleben: Das Leben vor meinen Augen (USA 2007).
Leihen Sie sich diesen Film aus, aber bitte springen Sie im DVD-Menü nicht in die Funktion 'Kapitelauswahl'. Dort sieht man in einem letzten Kapitelbild eine finale Handlungswendung, die Sie vorab unbedingt meiden sollten und die auch hier nicht einmal ansatzweise preisgegeben wird.

Dabei wird in der ebenfalls auswählbaren 'Rückblende' - einem Blick hinter die Kulissen des Films - noch textlich darauf hingewiesen: "Der Beitrag, den Sie gleich sehen werden, nimmt einige Handlungselemente vorweg, was den Unterhaltungswert mindern könnte, wenn Sie den Film Das Leben vor meinen Augen zuvor noch nicht gesehen haben." Einen solchen Warnhinweis benötigen Sie beim Weiterlesen dieses Textes nicht.

Das Leben, vor Das Leben vor meinen Augen

Obwohl das Filmende überrascht und von jedem DVD oder Blu-ray Entleiher zunächst mit eigenen Augen erlebt werden sollte, geht es Regisseur Vadim Perelman um mehr, als eine Inhaltsangabe zum Film hergibt. So wie in seinem Regiedebüt Haus aus Sand und Nebel (2003), in dem sich Jennifer Connelly und Ben Kingsley nicht nur schauspielerisch ein Duell liefern, zeigt Perelman auch bei seinem zweiten Werk ein treffsicheres Gespür für Momentaufnahmen.

Dabei lag es wahrscheinlich an der Romanvorlage zu Das Leben vor meinen Augen - 'The Life Before Her Eyes' von der amerikanischen Autorin Laura Kasischke (*1961) - dass das seit November 2009 im Verleih erhältliche Drama ein wenig zu poetisch, zu schön-malerisch ausfällt.
Vadim Perelman hatte sich frühzeitig die Rechte an der Verfilmung gesichert, eine schöne Anekdote weiß seine Produzentin im ausführlichen Making-Of zu berichten. Man merkt ihm auch die Behutsamkeit an, wie er jedes Objekt, grell-farbige Blumen oder Wasserbewegungen einfängt, oder eine Katze von unten durch einen Glas-Tisch filmt.

Solche Einstellungen, eine solche Detailverliebtheit ergeben nach 90 Spielfilmminuten glücklicherweise eine für das Publikum befriedigenden Sinn, mehr als Sie sicherlich in der ersten halben Stunde glauben werden. So hat das manchmal schwer zu ertragende amerikanische Kleinstadtklischee tatsächlich eine Berechtigung und wird jedem Kritiker des Films in der zweiten Hälfte beweisen, dass das filmische Ganze mehr sein wird, als die Summe seiner vorurteilsbehafteten Einzelteile.
Die Darstellerwahl verdrängt jeden Kritikpunkt: Uma Thurman wurde gegen die Erwartungen von einigen Produzenten - im Zusatzmaterial werden Nicole Kidman oder Julianne Moore als Vorauswahl genannt - in der Rolle der erwachsenen Diana besetzt. Mutig und überzeugend kann Thurman hier den im Video Buster Programm vorangegangenen, enttäuschenden Beitrag mit Zufällig verheiratet (2008) wieder wettmachen.

Evan Rachel Wood konnte dagegen mit ihrem letzten Auftritt schon eine großartige Vorstellung in The Wrestler (2008) abliefern und zeigt weiterhin, dass das Lob ihres Regisseurs Perelman - sie sei eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation - Hand und Fuß hat.

Ein Film, der auch nach dem Ausschalten beschäftigt

Insgesamt findet sich Das Leben vor meinen Augen zwischen anderen leicht artifiziellen Filmen wieder, thematisch bei Gus Van SantsElephant (2003), atmosphärisch bei Sofia CoppolasThe Virgin Suicides (1999) und erzählerisch bei... mit noch mehr Vergleichen würden wir jetzt womöglich zu viel vorwegnehmen.

Es ist kein leichter Film. Nicht bezogen auf das Ereignis, das sich der Film zum Thema nimmt und das alle Leben der Figuren beeinflussen wird. Auch nicht bezogen auf die Herangehensweise, wie uns diese äußeren Umstände und inneren Verarbeitungen in Bild und Ton (die Musik stammt vom Komponist James Horner) nahegebracht werden.
"Was ist ein Gewissen?" fragt Uma Thurmans Filmtochter Emma (Darstellerin Gabrielle Brennan, *1996). "Das ist kompliziert. Nicht heute, Emma." antwortet ihre Mutter.

Nun ist Das Leben vor meinen Augen ebenfalls kompliziert und Ihnen ist vielleicht auch "nicht heute" danach. Würden wir Ihnen dieses intensive, verträumte, traumatische wie dramatische Filmerlebnis vorenthalten, hätten wir allerdings selbst eins, nämlich ein schlechtes Gewissen.

Erleben Sie mit Uma Thurman und Evan Rachel Wood die Spuren einer Tragödie:

Das Leben vor meinen Augen

Drama

Die Schülerin Diana (Evan Rachel Wood) ist ein Teenager wie jeder andere. Sie genießt ihr Leben, träumt von der großen Liebe und schmiedet mit ihrer besten Freundin Pläne für die Zukunft. Das alles ändert sich schlagartig, als ein Amokläufer ihre High-School...  mehr »

Produktion:
2007
Medien:
DVD, Blu-ray, Stream
Freigabe:
FSK 12
Bewertung:

Eva Amurri, John Magaro und Evan Rachel Wood in 'Das Leben vor meinen Augen' © Universal Pictures 2007
Eva Amurri, John Magaro und Evan Rachel Wood in 'Das Leben vor meinen Augen' © Universal Pictures 2007

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