Ein Film wie ein Gedicht, eine Ode an die Rivalität zwischen Mensch und Natur: Ein mächtiger Mann kauft hundertjährige Bäume, so hoch wie 15-stöckige Gebäude, lässt sie entlang der georgischen Küste bergen und sammelt sie in seinem Garten. In einem aufwändigen und teuren Verfahren werden die Bäume aus Privatgärten und dem öffentlichen Raum gegraben, auf riesige Laster geladen und ans Ufer befördert. Dort werden sie auf eine Fähre verfrachtet, die über das Schwarze Meer zum Garten des Mannes fährt...
Im Dokumentarfilm 'Die Zähmung der Bäume' (2021) von Salomé Jashi sammelt ein Mann Bäume. Gut, Bäume sind keine Briefmarken oder Sammeltassen, aber was es bedeutet wenn ein über 100-jähriger Baum ausgegraben, abtransportiert und über das Meer zu seinem Bestimmungsort, einem Privatpark , verschifft wird, ist schwer zu formulieren, aber elementar einfach zu empfinden. Jashi findet in ihrem Film Bilder, die uns tief im Unterbewussten bewegen. Wenn eine Dorfgemeinschaft dem verkauften Baum wie in einer Trauerprozession nachzieht, oder ein riesiger Baum auf einem Frachtkahn über das Meer geschoben wird. Bäume begleiten Generationen von Menschen, ein 100-jähriger Baum 4 Generationen, ein 200-jähriger Baum 8 Generationen. Deutschlands berühmteste Baumdenkmäler sind 500 bis 1.200 Jahre alt, entsprechen 20 bis 48 Generationen, die neben diesen Bäumen ihr Leben gelebt haben. Auch bei uns wird Bäumen oft ihre Alltäglichkeit zum Verhängnis, man bemerkt sie erst wenn sie krank sind oder gefällt werden sollen, wenn sie irgendeinem Plan im Wege stehen. So ist 'Die Zähmung der Bäume' ein Plädoyer dafür geworden, Bäume zu bemerken und in seiner jeweiligen Umgebung über die Geschichte eines Baums nachzudenken. Die meisten Baumdenkmäler in Deutschland sind Bäume die sich auf einer Dorfalmende oder einem Park erhalten haben. Viele hundertjährige Bäume bilden Alleen aus der Gründerzeit, oder stehen in Parks, Friedhöfen und in privaten Gärten, vor allem gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in den städtischen Parks viele Bäume durch die Bombardierungen zerstört, oder in den ersten Nachkriegsjahren als Brennstofflieferant abgeholzt. Dadurch sind über 100-jährige Bäume auch in Deutschland in besiedelten Gebieten sehr selten. In Wäldern die forstwirtschaftlich genutzt werden stehen auch Laubbäume selten länger als 100 Jahre.
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A film like a poem, an ode to the rivalry between man and nature: a powerful man buys hundred-year-old trees, as high as 15-storey buildings, has them salvaged along the Georgian coast and collects them in his garden. In a complex and expensive process, the trees are dug out of private gardens and public spaces, loaded onto huge trucks and transported to the shore. There they are loaded onto a ferry that travels across the Black Sea to the man's garden...
In the documentary 'The Taming of Trees' (2021) by Salomé Jashi, a man collects trees. Well, trees are not stamps or collector's cups, but what it means when a tree over 100 years old is dug up, transported away and shipped across the sea to its destination, a private park, is difficult to formulate, but fundamentally simple to feel. Jashi finds images in her film that move us deep in the subconscious. When a village community follows the sold tree as if in a funeral procession, or a huge tree is pushed across the sea on a barge. Trees accompany generations of people, a 100-year-old tree 4 generations, a 200-year-old tree 8 generations. Germany's most famous tree monuments are 500 to 1,200 years old, corresponding to 20 to 48 generations who have lived their lives next to these trees. In our country, too, trees often become their undoing because of their everyday life, you only notice them when they are sick or are about to be felled, when they stand in the way of some plan. Thus, 'The Taming of Trees' has become a plea for noticing trees and thinking about the history of a tree in its respective surroundings. Most tree monuments in Germany are trees that have survived on a village pasture or park. Many hundred-year-old trees form avenues from the Wilhelminian period, or stand in parks, cemeteries and private gardens, especially towards the end of the Second World War, many trees in the municipal parks were destroyed by the bombings, or cut down as a fuel supplier in the first post-war years. As a result, trees over 100 years old are very rare in populated areas, even in Germany. In forests that are used for forestry, deciduous trees rarely stand for more than 100 years.
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