Hank Grotowski (Billy Bob Thornton) ist Wärter im Staatsgefängnis von Georgia. Wie schon sein rassistischer Vater Buck zuvor und nun auch sein sensibler Sohn Sonny (Heath Ledger) eskortiert er Todeskandidaten bei ihrem letzten Gang auf den elektrischen Stuhl. Als Sonny bei der Hinrichtung des Schwarzen Lawrence Musgrove die Nerven verliert und zusammenbricht, eskaliert der schwelende Familienkonflikt, der Sonny schließlich zu einer verzweifelten Tat treibt. Hank quittiert darauf hin seinen Job. Zufällig begegnet er der ebenso desillusionierten Aushilfskellnerin Leticia Musgrove (Halle Berry). Sie ist die Frau, deren Mann er kurz zuvor exekutiert hat. Es beginnt eine obsessive Liebe zwischen zwei Menschen, die eigentlich nichts gemeinsam haben, außer dass sie beide am Abgrund stehen, und deren einzige Hoffnung es ist, sich aneinander festzuhalten...
Manche Filme geben einem nichts weniger als den Glauben ans Kino zurück. So wird das eindringliche Südstaaten-Familiendrama 'Monster's Ball' (2001) des Schweizer Regisseurs Marc Forster sicher nicht nur als moderner Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, weil Halle Berry als erste dunkelhäutige Hollywood-Schauspielerin den 'Oscar' als beste Hauptdarstellerin gewann. Die Geschichte von 'Monster's Ball' brennt sich vielmehr in die Seelen der Zuschauer, weil sie nicht das Zeigen von Hass und Verlust fürchtet, aus dem Liebe und Zukunft mitunter erst wachsen können. Es geht um vererbten Rassismus und zerbrochene Familien, um staatlich sanktionierte Todesurteile und ganz privates Sterben. Vor allem aber geht es um schwierige Menschen wie den mürrischen Redneck Hank Grotowski (Billy Bob Thornton) oder die jähzornige Kellnerin Leticia Musgrove (Berry), die unabhängig voneinander menschliche Tragödien verkraften müssen. Sie ahnen nicht, was sie wirklich verbindet, als sie sich zufällig treffen, irgendwo in Louisiana. Doch da ist dieses Gefühl, das sie eint. Die Trauer. Das Wissen, an einem Tiefpunkt angekommen und daran nicht unschuldig zu sein. Dennoch bahnen sich Blüten von sonderbarer Schönheit ihren Weg aus dem Morast der dunklen Vergangenheit. Wie der junge Filmemacher Forster hier brutal intime Beobachtungen mit atemraubenden Breitwand-Panoramen kombiniert, das zählt zweifellos zum besten, was das zeitgenössische Independentkino Amerikas zu bieten hat. Neben Billy Bob Thornton in sensationeller Form und Halle Berry in der wohl wichtigsten Rolle ihrer Karriere, die ihr nicht nur den 'Oscar' sondern auch den 'Silbernen Bären' der Berlinale eingebrachte, bietet 'Monster's Ball' ein erstklassiges Ensemble bis in die kleinste Nebenrolle. Ernst und erhaben wie nie sind etwa Rap-Superstar Sean 'Diddy' Combs und Shooting-Star Heath Ledger ('Ritter aus Leidenschaft') zu sehen, während Peter Boyle als Buck Grotowski, Mos Def als Ryrus Cooper und der zehnjährige Debütant Coronji Calhoun als Tyrell Musgrove die Besetzung abrunden. Das Drehbuch stammt von Milo Addica und Will Rokos und wurde ebenfalls für einen 'Oscar' nominiert. 'Monster's Ball' war einer der Kritiker- und Publikumsfavoriten der Berlinale und riss auch in den USA die Rezensenten zu Hymnen hin. Die 'New York Times' schrieb: "Monster's Ball etabliert Marc Forster als eines der heißesten neuen Talente Hollywoods", und 'Variety' lobte den Film als Kunstwerk, das "mit einer stillen Intensität brennt und eine poetische, intelligente Sensibilität besitzt, die man in amerikanischen Filmen seit Jahren nicht gesehen hat".