Gefährliche Beichte
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von
einem anonymen Filmfan am 09.09.2011Dieser Film braucht soz. viel Zeit und Zuwendung. Beim ersten Anschauen - nun ja... Das Drehbuch hätte bestimmt keinen Oscar verdient. Ein Callgirl wird umgebracht, doch scheint es niemanden sonderlich zu stören, allen voran nicht die Polizei: die Untersuchung plätschert so dahin, dann aber - gut vor dem Ende des Films - erfahren wir, dass der Täter praktisch im Anschluss an seine Bluttat ums Leben kam - bei einem Autounfall, du meine Güte... Der "schwarze" Charakter, Jack Amsterdam: verglichen mit so mancher Gestalt aus "Der Pate" oder "Good Fellows" wirkt er wie ein braver Messdiener in Reinkultur. Gut, er war einmal im großen Stil Zuhälter - geschenkt, sobald er genug Geld auf der Kante hatte, wurde er Bauunternehmer und eine Stütze der Gesellschaft. Die "Verlogenheit" bestimmter gesellschaftlicher Kreise, die der Drehbuchschreiber anzuprangern bemüht ist - tja, das ist nur das Tagebuch von unsereins. Gegen Ende tritt Robert De Niro, im Film Monsignore Spellacy, aus einem Gerichtsgebäude: was hatte er dort gesucht? War er angeklagt, musste er als Zeuge auftreten? Es wird nicht erklärt. Usw.
Der eigentliche Genuss kommt erst beim zweiten Anschauen auf, wenn man nicht mehr "die Geschichte verfolgt", was hier eh kein lohnendes Unternehmen ist, und sich auf die Leistung der Schauspieler konzentriert (Tipp: in Originalsprache sehen, viel besser als die deutschen Dialoge). Und wie sie spielen! De Niro: sparsam, zurückhaltend, doch jede Geste sitzt. Duvall: er spielt immer am Besten, wenn sein Charakter nicht ganz engelhaft ist, und hier bekam er seine Rolle. Kenneth McMillan als der Partnercop von Duvall, durch und durch zynisch und immer gutgelaunt. Der schwergewichtige Charles Durning tanzt irischen Volkstanz mit der Grazie einer Primaballerina, Rose Gregorio glänzt als Puffmutter, Burgess Meredith ist als Pfarrer genauso kauzig und eigensinnig wie als der Trainer von Rocky... Von Schauspielkunst her gibt es hier keine einzige schwache oder verfehlte Minute. Muss man gesehen haben.
ungeprüfte Kritik