Kritiken von "GregorSamsa"

Big Fish

Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht.
Drama, Fantasy

Big Fish

Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht.
Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 27.06.2008
Eigentlich ein uraltes Thema der Literatur - wie sich die eigene Biografie erst im Geschichtenerzählen konstituiert (Goethe "Dichtung und Wahrheit", Proust "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"). Oft vom Alter, bevorzugt vom Sterbebett aus, wie auch in diesem Film. Das Weitergeben von Geschichten vom Vater an den Sohn – wie es für das entstehen dessen, was wir "Kultur" nennen, verantwortlich ist – und der Bruch mit diesen "alten Traditionen", in der ablehenenden Haltung des Sohnes.

Das Thema, ob sich das Leben ausschließlich daran bemisst, was "wahr" ist, oder ob der entscheidende Maßstab nicht ist, welche Beudeutung es hatte. Das alles ist fantasievoll und doch unaufdringlich schlicht in diesem Film verarbeitet.

Allerdings kann man sich dem unten bereits genannten Einwand anschließen, dass die Rahmenhandlung – der Vater-Sohn-Konflikt und die Frage nach der Wahrheit des erzählten Lebens – nicht wirklich entwickelt ist, sondern zunächst nur als schnell aufgerissene Matritze für die Märchen-Geschichten des Vaters dient. Erst ganz am Schluss, beim Begräbnis des Vaters, kommt der Film so zu seinem "springenden Punkt". Hier nimmt die Kamera nun sehr geschickt die Perspektive des Sohnes ein – und gibt die Frage an den Zuschauer weiter: Kann man das, was der Vater erzählte, als Lügengeschichten abtun? Waren sie denn wahr? Wie soll man sie beurteilen?

Dass der Film den Zuschauer zuletzt mit diesen Fragen alleine lässt, ist im Grunde clever gemacht. Dazu musste aber wohl die Rahmenhandlung weitestgehend "geopfert" werden.

ungeprüfte Kritik

In guten wie in schweren Tagen

Bollywood
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Also,ich hab's echt ausprobiert –wenn man "Aristocats"und "vom Winde verweht" auf solch einen Tanz-Tränen-Familien-Herzschmerz verdichtet, passiert Folgendes: Mutter (70) versteht die Handlung nicht und ich kann sie nicht erklären, weil ich nach 20 Minuten eingeschlafen bin.

Kennt jemand noch die TV-Show Dalli-Dalli mit dem verstorbenen Hans Rosenthal? Die war im Grunde genauso gestrickt wie dieser Film. Wahrscheinlich fährt das deutsche Gemüt (frühkindliche Prägung?) deshalb so auf dieses Zeug ab.

ungeprüfte Kritik

Wilbur Wants to Kill Himself

Lieber heute schon tot, als morgen noch lebendig...
Drama

Wilbur Wants to Kill Himself

Lieber heute schon tot, als morgen noch lebendig...
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Eigentlich nervt mich der immergleiche "schwarze" Humor der britischen Sozialkomödie eher an, aber dieser Film ist schon etwas Besonderes. Liegt es am dänischen Regisseur, der hier den typisch britischen Humor adaptiert?

So erzählt "Wilbour wants to kill himself" nicht nur eine bewegende Parabel über das Leben, die ich auf eine Stufe mit Almodovars "Sprich mit ihr" stellen würde, sondern er hat auch einige wirklich saukomische Szenen, deren Lakonie an Detlev Buck oder Aki Kaurismäki erinnern.

Im Zentrum steht ein Brüderpaar, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte: Wilbour – egomanisch, weltverachtend und agressiv, der sich von einem Suizidversuch zum nächsten stürzt – und Harbour, ein sanftmütiger, nachgiebiger und zärtlicher Mensch, der versucht, das väterliche Antiquariat am Leben zu erhalten. Doch – was Harbour allen verschweigt und selbst auch nicht wahrhaben will - er hat Krebs. Und so sucht der eine den Tod, der andere verdrängt ihn.

Wie die Geschichte aber still, fast unbemerkt einen kompletten Rollentausch vollzieht (tatsächlich nimmt sich Harbour am Ende das Leben, während Wilbour nicht nur einer Frau aus seiner Selbsthilfegruppe das Leben rettet, sondern auch noch die "ehelichen Pflichten" Harbours übernimmt) – das erzähle ich nicht. Das sollte man gesehen haben. Das ist wirklich großes Kino. Und auch ein schönes Lehrstück über die Fähigkeit, die Wendungen des Schicksals annehmen zu können.

ungeprüfte Kritik

Rare Birds

Selten schräge Vögel!
Komödie

Rare Birds

Selten schräge Vögel!
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 24.06.2008
Schon allein für William Hurt als koksender Genie-Koch, der sich in die Provinz zurückgezogen hat, um vor seiner gescheitertren Ehe zu flüchtem, lohnt sich die Leihe dieses Films.

Aber erst sein Kumpel, eine Art "Hobby-Ninja vom Lande",der schon phantastische Elemente in den Film bringt, lässt die Geschichte so richtig hochochen. Und dabei beginnt es so harmlos. Die beiden setzen lediglich das Gerücht in die Welt, einen sehr seltenen Wasservogel gesehen zu haben (daher der Titel), um dem Restaurant etwas Zulauf zu bescheren. Aber dann,wie es mit Lügengeschichten haltso ist, bekommt das seine Eigendynamik....

Sehr vergnüglich!

ungeprüfte Kritik

Tony Takitani

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 20.06.2008
Schwieriger Film. Man sollte vielleicht wissen, dass er die gleichnamige Novelle von Haruki Murakami in eine hochästhetische Bildsprache überführt – und dass beides, sowohl die Erzählung als auch der Film in starker Kafka-Tradition stehen. Fast alles, was der Film in seinen langen Kameraeinstellungen zeigt, ist Ausdruck innerpsychischer Vorgänge und entsprechend als Metapher für Inneres zu "lesen".

Die vielen Kleider, die sich Tonis Frau anschafft, sind etwa eine Metapher für die Hüllen, mit denen wir uns im Leben einrichten (nach dem Motto "Mein Haus, mein Auto, mein Boot"). Aber eben auch Dinge, die uns auch Sicherheit, Wärme etc. bieten, die man nicht ausschließlich negativ – als Luxusgüter deuten kann.

Toni selbst ist dazu vollkommmen unfähig. Er versteht es überhaupt nicht, sich im Leben "einzurichten", ist introviert ja schon autistisch. Er empfindet aber auch keinen Mangel – er genügt sich selbst. Er ist in diesem Sinne "rein" und "nackt" – was sich in seinen technischen Zeichnungen widerspiegelt, die perfekt und vollkommen sind, jedoch von den Betrachtern auch als "kalt" und steril" emfunden werden. Er braucht nichts "Künstliches", keine "Kleider", kein "Drumherum". Er ist der totale "Kopfmensch" (eigentlich: Geist), leiblos.

Umso mehr braucht er – ohne sich dessen bewusst zu sein – seine Frau und ihren Shoppingwahn. Den fehlenden Zugang zum Leben – zum Genuss, zu den Sinnesfreuden etc. – hält sie dadurch einen Spalt breit offen.

Kaum sagt er, sie kaufe zu viele Kleider, stirbt sie bei einem Autounfall (das Leben lässt sich nicht maßregeln). Nun hängen ihre Kleider alle in einem Zimmer und in langen Einstellungen steht Toni in diesem Zimmer und betrachtet die Kleider. Er vermisst seine Frau, indem er bemerkt, dass sie sein Anteil am Leben gewesen ist – dass all die Kleider erst durch sie eine Bedeutung bekamen.

Und dann macht er etwas Ungeheurliches. Er gibt eine Zeitungsinserat auf – und sucht eine Frau, die die Kleider für ihn anziehen soll...



Einzigartige Parabel darüber, dass man weder Menschen durch Dinge, noch Menschen, die man geliebt hat, durch andere Menschen, ersetzen kann.

Aber das ist nur ein Ansatz. Es steckt weitaus mehr drin.

John Houston hat interessanterweise kurz vor seinem Tod einen sehr ähnlichen Film gemacht. Er nahm eine Erzählung von James Joyce "Die Toten" und ließ da auch minutenlang eine Kamera durch leere Zimmer wandern.

ungeprüfte Kritik

Die Tiefseetaucher

mit Steve Zissou
Komödie, Abenteuer

Die Tiefseetaucher

mit Steve Zissou
Komödie, Abenteuer
Bewertung und Kritik von Filmfan "GregorSamsa" am 20.06.2008
Eine der witzigsten Kameraarbeiten, die ich je gesehen habe. Was die vorgegaukelten "Patzer" bei der Montage, die "falschen" Bildausschnitte und scheinbar völlig "hirnlosen" Einstellungen betrifft, hat mich das spontan an "Living in Oblivion" erinnert. Göttlich!

Und die Idee muss man erst einmal haben, mittels einer Persiflage auf den Pathos der alten Jaques-Cousteau-Filme die Branche der Dokumtarfilmerei durch den Kakao zu ziehen. Die "Länder-Menschen-Abenteuer-Romantik" auf diese Weise zu verulken, das ist schon klasse.

ungeprüfte Kritik