"Ein jeder lerne von Orlando, dass man durch Liebe oft den Verstand verliert", heißt es im dritten Akt. Um diese bescheidene Erkenntnis anzumahnen, hätte es allerdings nicht der dramatischen Finesse und musikalischen Vielfalt bedurft, die Händel in Orlando aufbietet - und die Problematik der Oper ist denn auch entschieden verwickelter. Trotz so viel versprechender Vorzeichen war Orlando kaum mehr als ein Achtungserfolg beschieden. Die Oper wurde nach Uraufführung 1733 in London nicht wieder gespielt, geriet bald in Vergessenheit und fand erst seit der Händel-Renaissance ab 1920 wieder auf die Spielpläne zurück. Diese jahrhundertelange Vernachlässigung steht in krassem Missverhältnis zur allseits unbestrittenen Qualität der Oper. Unter dem Gewebe einer meisterhaft verdichteten Personen- und Wertekonstellation entfaltet sich eine so eigenständige und lebendige Partitur, dass mit ihr die Ausnahmestellung Orlandos im Werk Händels und in der Opernliteratur überhaupt fraglos festgeschrieben ist. William Christie hat Orlando schon verschiedentlich auf die Bühne gebracht und außerdem eine Referenzeinspielung auf CD vorgelegt, doch immer wieder entdeckt er Neues in dieser Oper, die er zusammen mit Alcina und Giulio Cesare zu den besten von Händel zählt.
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"Everyone learns from Orlando that one often loses one's mind through love," it says in the third act. To remind us of this modest realization, however, it would not have needed the dramatic finesse and musical diversity that Handel offers in Orlando - and the problems of the opera are therefore decidedly more complicated. Despite such promising omens, Orlando was granted little more than a respectable success. The opera was not performed again after its premiere in London in 1733, soon fell into oblivion and only found its way back onto the repertoire since the Handel renaissance from 1920. This centuries-long neglect is grossly disproportionate to the universally undisputed quality of opera. Beneath the fabric of a masterfully condensed constellation of persons and values, a score that is so independent and lively unfolds that it unquestionably establishes Orlando's exceptional position in Handel's work and in opera literature in general. William Christie has already staged Orlando on several occasions and has also presented a reference recording on CD, but he always discovers something new in this opera, which he counts among Handel's best together with Alcina and Giulio Cesare.
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