Er war 68er-Aktivist, Stadtguerillero, Taxifahrer, Sponti - er wurde hessischer Umweltminister in Turnschuhen und deutscher Außenminister im Anzug: Das bewegte Leben von Joschka Fischer dient Regisseur Pepe Danquart als roter Faden, um von sechs Jahrzehnten deutscher Nachkriegsgeschichte zu erzählen. Von den verlogenen 50er Jahren, den wilden Tagen der 'APO' und der 'bleiernen Zeit' des RAF-Terrors über die Anfänge der Anti-Atomkraftbewegung und die Gründungsjahre der Grünen bis hin zum Fall der Mauer und der ersten rotgrünen Bundesregierung. Danquarts Film wird zu einer Zeitmaschine, die durch sechs Jahrzehnte fliegt und Fischer zu einem Zeitreisenden, der manchmal kaum fassen kann, was in der Epoche, die ihn ebenso prägte wie er sie, alles geschehen ist...
'Joschka und Herr Fischer' (2011) ist weit mehr als eine simple Biographie. Kurzweilig und aufschlussreich mit teils noch nie gezeigten, beeindruckenden Dokumentarbildern liefert der Oscar-prämierte Regisseur Pepe Danquart ('Schwarzfahrer', 'Höllentour', 'Am Limit') einen Querschnitt durch 60 Jahre deutsche Geschichte. Er schildert die Entwicklung eines Landes, das viele Jahre brauchte, um Demokratie zu lernen und sich von den Schatten der Vergangenheit zu lösen. Mit besonders markanten Szenen seiner und der deutschen Geschichte konfrontiert, kommentiert Joschka Fischer nachdenklich, auch selbstironisch und eröffnet dadurch zugleich einen neuen Blick auf seine Person. 'Joschka' hat, kein Zweifel, Geschichte gemacht. Doch es ist die ganz besondere Geschichte der Deutschen, die eine Karriere wie seine überhaupt erst ermöglicht hat. Die zahlreichen Zeitzeugen, die Danquart in Exkursen zu Wort kommen lässt - von Katharina Thalbach über Daniel Cohn-Bendit bis zur Band 'Fehlfarben' - runden Danquarts Dokumentarfilm ab zu einem gleichermaßen kontroversen wie unterhaltsamen Kaleidoskop aus Tagen, in denen keine Atempause gemacht wurde.