HandlungMisericordia
Nach zehn Jahren kehrt Jérémie Pastor (Félix Kysyl) in seinen Heimatort Saint-Martial im Südosten Frankreichs zurück, um an der Beerdigung des Dorfbäckers Jean-Pierre teilzunehmen. Als Teenager war Jérémie dessen Lehrling - und vielleicht noch mehr. Von Vincent, dem latent gewalttätigen Sohn des Verstorbenen, wird Jérémie mit Argwohn empfangen, aber auch mit unterschwelligem Begehren. Die Bäckerswitwe Martine Rigal (Catherine Frot) bietet ihm einen Schlafplatz an und sucht etwas direkter seine körperliche Nähe. Ambivalente sexuelle Spannungen erzeugt der mysteriöse Rückkehrer auch bei Bauer Walter Bonchamp (David Ayala) und dem neugierigen Pfarrer Philippe Griseul (Jacques Develay). Als Vincent (Jean-Baptiste Durand) spurlos verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Jérémie...
Auch in seinem Kinofilm 'Misericordia' (2024) spinnt Regisseur Alain Guiraudie ('Der Fremde am See'), der Meister der sinnlich-abgründigen Provinzerzählung, ein subtiles Netz aus gehemmter Lust und erotischen Manipulationen - und entwirrt es wieder mit skurrilen Wendungen und absurdem Humor. Sein mythisch-spirituell aufgeladenes Filmdrama ist inspiriert von Hitchcock und Pasolini, interessiert sich nicht für Genregrenzen und folgt ihrer ganz eigenen Moral. Ein Meisterwerk des zeitgenössischen queeren Kinos aus Frankreich, das bereits in Cannes gefeiert wurde und von der Redaktion der 'Cahiers du Cinéma' auf Platz 1 ihrer Jahres-Top-10 gesetzt wurde.
