Karo (Alina Stiegler), 28 Jahre alt, beobachtet heimlich ihren Vater auf einer Baustelle und spürt dabei eine große Distanz zwischen ihnen. Als sich ihre Blicke treffen, flüchtet sie von der Szene. Zurück zu Hause liegt ihr Freund Alex (Jonathan Berlin) im Bett, doch ihre Versuche, miteinander intim zu sein, scheitern. In diesem Moment entscheidet Alex sich unerwartet, die Beziehung zu beenden. Karo erzählt ihrer Mutter Michaela (Barbara Philipp) nichts davon, als sie sich anschließend beim Friseur treffen. Stattdessen möchte Michaela sofort mit ihrer Tochter in den Urlaub fahren, obwohl Karo der Zeitpunkt dafür unpassend erscheint. Für Michaela ist es jedoch dringend notwendig. Karo übernachtet bei ihrer Mutter und beobachtet durch das Fenster, wie Michaela mit ihrem Liebhaber Martin streitet. Sie versucht zu verstehen, warum Michaela plötzlich weg will und ob es mit Martin zu tun hat. Michaela beteuert, dass es nicht um Männer geht, sondern um sie und Karo. Beide Frauen verbergen jedoch Geheimnisse voreinander und entscheiden sich schließlich gemeinsam an die Ostsee zu reisen. Was als jährlicher Ausflug an die Ostsee beginnt, entpuppt sich schnell als eine Reise in die Vergangenheit zweier Frauen, die sich stark voneinander unterscheiden. Während Michaela Ablenkung sucht, sehnt sich Karo nach Ruhe. Im Hotel lernen sie Jochen (Peter Lohmeyer) kennen, einen frisch geschiedenen 60-jährigen Mann, der zum ersten Mal mit seiner 16-jährigen Tochter Marie (Pearl Graw) allein verreist. Karo fühlt sich sofort von der Beziehung zwischen Jochen und Marie angezogen, da sie selbst nie eine solche Bindung zu ihrem eigenen Vater hatte. Gleichzeitig erkennt Michaela in Jochen die perfekte Ablenkung von ihrem chaotischen Liebesleben. Marie wird für Karo zum Spiegel einer Jugend, die sie selbst verpasst hat. Nach und nach wird beiden Frauen klar, dass die Lücke, die Karos Vaters Verschwinden hinterlassen hat, größer und schmerzhafter ist als vermutet. Alte Wunden werden aufgerissen und jede von ihnen versucht auf ihre eigene Art und Weise, Heilung zu finden und sich aus den alten Rollen zu befreien. Die Reise an die Ostsee wird zu einer Reise der Selbstreflexion und des inneren Wachstums für Karo und Michaela...
'Sprich mit mir' (2023) ist eine verspätetes Coming-of-Age-Drama. Es ist ein Film über den holprigen Weg zur Akzeptanz zwischen Müttern und Töchtern, wenn nicht eine Liebeserklärung an diese einzigartige Beziehung. In ihrem ersten Regiewerk, einem Abschlussfilm der 'dffb', der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, präsentiert Janin Halisch eine feinsinnige Darstellung ihrer Charaktere. Mit einer Laufzeit von 80 Minuten fokussiert sich ihr Film auf die nuancierte Beziehung zwischen zwei Frauen, die mit Herausforderungen wie Fehlentscheidungen und Kommunikationshürden konfrontiert sind. Halischs Ansatz zeichnet sich durch eine nicht wertende, sondern tiefgründige und einfühlsame Betrachtung ihrer Figuren aus. Der Film taucht tief in die Gefühlswelten der Protagonistinnen ein, indem er ein intensives Bild ihrer inneren Konflikte und Beziehungsdynamiken malt. Diese Arbeit bietet eine subtile Reflexion über die Themen der Selbstannahme und zwischenmenschlichen Beziehungen, betont durch visuelle Metaphern und einem sorgfältig ausgearbeiteten Soundtrack, der die emotionale Tiefe der Erzählung unterstreicht. 'Sprich mit mir' feierte im Oktober 2023 beim 39. Internationalen Filmfestival in Warschau seine internationale Premiere. Die Deutschlandpremiere fand in Saarbrücken auf dem Max-Ophüls-Preis 2023 statt. Dort gewann Alina Stiegler für Ihre Rolle der Karo den Preis der besten Nachwuchsdarstellerin. Darüber hinaus wurde Barbara Philipp beim Deutschen Filmpreis 2024 für die beste weibliche Nebenrolle nominiert.