Durch eine Verleumdung sieht sich Ted Barnett (Giuliano Gemma) unvermittelt hinter Gittern. Die Leute, die seine Verhaftung und Verurteilung angezettelt haben, reiben sich die Hände. Ted ist verzweifelt. Nachdem ihm die Flucht gelingt, setzt er alles daran, seine Unschuld zu beweisen. Er macht sich auf den Weg nach 'Carltown', um Mr. Cobb (Conrado San Martín), Sheriff Douglas (Francisco Rabal) und Corbett zu treffen. Dieses saubere Trio hat ihm nämlich die Suppe eingebrockt, die er nicht bereit ist auszulöffeln. Trotz lebhaftem Sklaven- und Waffenhandels ist es ihnen bisher gelungen, sich das Ansehen braver Bürger zu bewahren. Ted weiß, dass er nicht das tun kann, was er am liebsten machen würde: einen nach dem anderen umlegen...
'Angel Face - Der lange Tag der Rache' (1966), der vom italienischen Regisseur Florestano Vancini inszenierte Film gehört zu jener Reihe von Italowestern, die auf klassisch literarischen Werken basieren, in diesem Fall dem Roman 'Der Graf von Monte Christo' von Alexandre Dumas. Dieser Western ist im Vergleich zu vielen anderen Giuliano-Gemma-Western sehr brutal und grausam. Vancinis Regie verleiht dem Film eine gewisse Originalität, verbunden mit einigen zynischen Untertönen, was ihn sehr ungewöhnlich macht. Der Hauptcharakter Ted Barnett ist eine totale Abkehr von Gemmas üblichen, ehrlichen, guten Helden. Hier stellt er trotz des einführenden Rachemotivs einen zynischen Helden dar, der alle, die ihm im Weg stehen, des Öfteren mit einem leichten Lächeln der Genugtuung ins Jenseits befördert. Der Protagonist ist hier nicht von Zorn oder brennendem Durst nach Gerechtigkeit getrieben, sondern findet es amüsant, seine Massenschlachtereien mit ironischen und zynischen Bemerkungen zu kommentieren. Regisseur Vancini scheut sich nicht vor plakativen Gewaltdarstellungen: von durchschossenen Gesichtern, durchstochenen Zungen bis hin zu ultrabrutalen Schlägereien ist alles zu sehen. Das äußerst effektive Drehbuch stammt von Fernando Di Leo und Augusto Cominito, den zukünftigen Drehbuchautoren des kleinen Italowestern-Meisterwerks 'Das Gold von Sam Cooper'. Nicht zu vergessen ist der unglaublich melodische Score von Armando Trovajoli, leider sein einziges Werk in diesem Genre.